HGHI Leipziger Platz (ehem. Wertheim Areal) [realisiert]

  • 1. Ganz offenbar.
    2. Nein, duch einen offenen Platz liesse sich nicht "Lust auf Mehr" erzeugen. Das gibts nur mit dem Zeigen von Teilen eines als interessant vermuteten Gebäudes.
    3. Stein und Hardenberg haben damit nichts zu tun. Die stehen auf der anderen Seite des Quartiers an der Prinz-Albrecht-Strasse (heute: Niederkirchner Straße nach einer stalinistischen Kämpferin)

  • Ich weiß, dass sie nicht da stehen. Deswegen soll Hardi ja da hin. Die beiden nebeneinander wirken durch die Asymmetrie eher unharmonisch.


    Also ist das Gebäude an sich nicht so interessant und man solls den Leuten von Weitem vermuten lassen? Und welche Teile dieses Gebäudes wären interessanter, als der Risalit? Nicht, dass der jetzt so herausragend wär...Die Klötze oben drauf dürften wohl kaum nen Unterschied machen.


    Störend sind auch die Brücken, wenn man am anderen Ende der "Plaza" steht oder noch weiter weg.

  • Es hätte wohl eher absurd gewirkt, die Passage hier schräg oder gar versetzt zum Portikus zu bauen. Die jetztige Lösung ist schon gut so.

  • Die Blickachse nach Norden wird ja in Bälde zugunsten eines schräg gestellten Langhof ihren Point-de-Vue bekommen.


    Wusste gar nicht, dass dies ein konkretes Projekt wäre. Woher hast du die Info?

  • Nicht alles muss immer symmetrisch und mittig sein. Die meisten italienischen Städte, die wir wegen ihres Städtebaus so preisen, haben kaum Symmetrien. Das Pantheon steht auch nicht mittig im Platz.


    Es kommt darauf an zu rhythmisieren, zwischen eng und weit abzuwechseln. Überraschende Ein- und Ausblicke sollen Lust auf's Weitergehen machen.


    Zu Langhof: Gemeint ist wahrscheinlich dieses Projekt.

  • Die Vielfalt der Standpunkte der recht kritischen Diskussion hier lässt sich auf wenige Kernpunkte zusammenfassen:


    Um positiv anzufangen - eine Brache wurde ausgefüllt und es ist bei aller Kritik gewiss keine Abscheulichkeit. Ok, es ist ein Einkaufszentrum, also im Großen und Ganzen ein einziger riesiger Komplex und nicht verschiedene Gebäude. Aber im Unterschied zum fensterlosen Bunker des Alexa hat man hier der äußeren Hülle, der "Kante" zur Stadt, ein quasi freundliches Gesicht gegen - die Fassade versucht hier Kleinteiligkeit zu simulieren im Bemühen um eine gute Einordnung in die Nachbarschaft (ist schließlich Innenstadt und kein Gewerbegebiet), das ist anerkennenswert. Beim Konzept der Mall ist man jedoch dem üblichen Schema verhaftet geblieben - alle Verkaufsflächen sind auf die innen liegenden Gänge ausgerichtet, man hat sich keine Mühe gegeben, das übliche Konzept mal abzuwandeln und an den Standort anzupassen und auch an den Außenseiten Geschäfte, Gastro oder auch einfach nur Präsentationsflächen anzuordnen. Die Straßenseite ist daher nicht mehr, als die Rückseite der nach innen gerichteten Mall. Fenster stören dort, dafür gibt's dort Liefereingänge und Treppenhäuser. Die Fassade (die Kollonaden sind ja an und für sich wirklich gelungen) ist dann wirklich nichts weiter als hohle Simulation, wenn noch nicht mal die Fenster ihren eigentlichen Zweck erfüllen.
    In diesem Zusammenhang sei auch der kleine Innenhof hinter dem alten Palais in der Voßstraße erwähnt. Der bietet eigentlich die Chance, einen schönen intimen Ort für Gastro zu schaffen, mit etwas Grün und natürlichem Licht. Hat man nicht genutzt. Warum nicht?


    Und nun zum Inneren. Es ist zu eng. Aufeinmal findet man die Potsdamer Platz Arkaden schön, da so luftig und licht. Selbst das Alexa wirkt großzügiger. Hier Enge und künstliches Licht, viel zu viel Verkaufsfläche wurde auf die vorhandene Fläche zusammengepresst. Die Architektur, über die ja manche hier engagiert diskutieren, Shoppingcenterkitsch der Kategorie "gehoben" bis "gründerzeitlich, gefällig". Grundsätzlich ist das auch ok. Erfüllt seinen Zweck und wurde auch nicht anders erwartet. Eine ernsthafte Diskussion darüber ist m.E. überflüssig, genauso, wie sich darüber aufzuregen.


    Na und wenn man dann bedenkt, welche Ambitionen sich hätten eigentlich aus der Historie und der Lage des Ortes ergeben können, und was andere an anderen Orten für Fantasie entwickelt haben (Bikini), dann wird bewusst, wie ernüchternd - ja fast schon ärgerlich das Ergebnis geworden ist - ein schnödes Shoppingcenter nach üblichen Standardmuster, außen mit etwas Fassade zwar ein wenig kaschiert, innen dafür die einfalls- und seelenlose Ödnis des anspruchslosen Massenkonsums. Sollte es tatsächlich eine Ambition des Investors gegeben haben, an diesem Ort etwas Besonderes zu schaffen, ich könnte nicht sagen, dass dies gelungen ist.

    Einmal editiert, zuletzt von Gast14Jan ()

  • Unser aller Problem mit der "Mall of Berlin" ist wohl, dass wir zu sehr etwas wirklich Außergewöhnliches erwartet haben, außen wie auch innen.


    Womit wir jetzt wohl leben müssen ist etwas, das leicht über dem Durchschnitt liegt.
    Immerhin.
    Für das bettelarme Berlin ist das ja schon bemerkenswert:


    https://www.youtube.com/watch?v=igTS933Qjxk

  • Nicht alles muss immer symmetrisch und mittig sein. Die meisten italienischen Städte, die wir wegen ihres Städtebaus so preisen, haben kaum Symmetrien.


    Das ist ein weitverbreiteter Irrtum. Gerade die alten italienischen Städte wurden äußerst streng geplant. Es gab sehr detailierte Bauvorschriften, bis hin zu den verwendeten Dachziegeln, Neigungswinkeln und Farbanstrichen. Auch die Fluchten und Straßenzüge wurden streng geometrisch geplant. Aber nicht im rechtwinkligen Raster, sondern mit komplexerer Geometrie. Beispielsweise durchlaufenden Halbkreisen, die von Tangenten geschnitten werden, Straßenrondelle, usw., erschließt sich ganz gut bei der Draufsicht auf historische Stadtmodelle aus der Renaissance.


    Und natürlich spielt dabei auch Symmetrie eine Rolle. Nur nicht in solch "roher" Form wie beim Schlossgarten von Versailles. Die italienischen Altstädte haben gerade dadurch ihren Charme, dass es einen großen Gesamtplan gab und nichts zufällig oder chaotisch entstand - sondern Ensembles und Gesamtkunstwerke.


    Zurück zur Mall:


    Heutige Architektur wird leider stets nur auf der Mikroebene des jeweiligen, zu bebauenden Grundstückes "gedacht", maximal bezieht man architektonisch noch die ganz unmittelbare Nachbarschaft ein - oft sind die Entwürfe aber sogar so austauschbar und ohne jeglichen Ortsbezug, dass es regelmäßig vorkommt, dass ein Entwurf, der in Stadt A nun doch nicht umgesetzt wird an einen Bauherr in Stadt B, auf einem ganz anderen Kontinent, verkauft und dort ganz genauso umgesetzt wird, wie ursprünglich am Standort in Stadt A geplant war.


    Wenn ich das bedenke, dann wird bei diesem Einkaufszentrum (!) auf für die heutige Zeit geradezu untypische Weise die Umgebung einbezogen und auf die städtebauliche Wirkung geachtet, vgl. als überzeugendsten Beleg die kleinteilige Fassadengestaltung. Das ist ein großes Glück für den städtischen Raum, gerade in dieser Ecke Berlins, die lange Jahre von Brachen und Provisorien dominiert war. Wenn ICH mich vor den Bundesrat stelle und mich umblicke, dann erkenne ich diesen Straßenzug und die Raumwirkung - auch des Bundesratsgebäudes - schlicht nicht mehr wieder, wenn ich den Zustand mit der alten Brache denke. Vom Gefühl eines tristen Niemandslandes irgendwo am Stradtrand, mit einem deplatzierten klassizistischen Gebäude ist nichts geblieben; es ist eine urbane Straßenschlucht entstanden, ein intakter, großstädtischer Straßenzug. Das ist und bleibt eine Bereicherung für diesen Bereich. Irgendwelche Sichtachsen von irgend einem Innenbereich die einem nicht gefallen als fundamentale Kritik am gesamten Gebäude anzuführen finde ich etwas übertrieben.

  • Ich empfinde das auch als Jammern auf (sehr) hohem Niveau. Ich war zum letzten Mal kurz vor der Fertigstellung da und kann daher manches nur von den Fotos her beurteilen. Aber das ist mE gerade für berliner Verhältnisse nicht nur leicht über dem Durchschnitt. Das ist für mich eines der wenn nicht das ambitionierteste EKZ in der Stadt, auf jeden Fall aber eine recht angenehme Abwechslung und Bereicherung im Vergleich zu manch anderem EKZ.


    Die kleinteilige Fassade etwa kann man als Illusion kritisieren. Man kann aber auch anders herum loben, dass man nicht die wohl logischere (und meinetwegen "ehrlichere") Variante gewählt und eine durchschnittliche monotone EKZ-Fassade davorgeknallt hat.


    Die überdachte Passage, die Kollonaden könnten natürlich noch offener und einladender wirken (vielleicht tut sich da in der Zukunft noch was in die Richtung) aber der Ansatz an sich ist mE großartig und ebenfalls nicht gerade Standard für EKZ in Berlin. Man kann sich natürlich an großen Vorbildern in Italien messen, oder aber froh sein, dass überhaupt jemand in unserer renditegetriebenen Zeit so einen Haufen Schotter in solche sympathischen Lösungen investiert.


    Ähnlich empfinde ich die Innengestaltung. Über Geschmack kann man streiten, aber ich finde dass man schon klar einen überdurchschnittlichen Gestaltungswillen erkennen kann. Selbst den Bereich für die Kinderläden finde ich nett gemacht, der Rest wirkt zumeist hochwertig bis gediegen. Gut, an manchen Stellen ist es vielleicht wirklich etwas viel mit den Bildern und Logos. Aber auch bspw. das Quartier 206 wirkt teils überladen und doch finde ich die Abwechslung zu anderen Einkaufspassagen angenehm. Eben weil man woanders auch ein eher rustikales Bikini hat oder ein wieder auf völlig andere Weise verspieltes Alexa oder rein funktionale Gropius Passagen usw. Streiten kann man sich vielleicht über den Food-Court, ich muss den aber erst mal selbst räumlich erleben bevor ich da urteile.


    Gut finde ich zuletzt, dass es eben nicht nur ein EKZ geworden ist, sondern eine gewisse Mischnutzung erzielt wird. Genau das macht mE auch schon mit den Reiz des Potsdamer Platzes und der Umgebung aus und setzt sich so nun über den Leipziger Platz fort der mich persönlich vorher deutlich weniger eingeladen hat. Einen Buchladen findet man übrigens so weit ich weiß immer noch in den Potsdamer Platz Arcaden einige wenige Gehminuten entfernt ;)

  • LP12 Innengestaltung

    LP12 ist im Inneren eindeutig als gehobenes Einkaufszentrum zu erkennen. Sowohl von der Gestaltung der Passagen, der Gestaltung der Verkaufsräume als auch von der Mieterstruktur. Wer meint, dasselbe bekäme er auch am Stadtrand geboten, der möge hier entsprechende Bilder reinsetzen. Es muss einem nicht gefallen, ich finde den Stil etwas überladen an einigen Stellen, aber billig wirkt hier nichts.



    Leipziger Platz 12 by Kleist D, on Flickr



    Leipziger Platz 12 by Kleist D, on Flickr



    Leipziger Platz 12 by Kleist D, on Flickr



    Leipziger Platz 12 by Kleist D, on Flickr



    Leipziger Platz 12 by Kleist D, on Flickr



    Leipziger Platz 12 by Kleist D, on Flickr



    Leipziger Platz 12 by Kleist D, on Flickr



    Leipziger Platz 12 by Kleist D, on Flickr



    Leipziger Platz 12 by Kleist D, on Flickr



    Leipziger Platz 12 by Kleist D, on Flickr



    Leipziger Platz 12 by Kleist D, on Flickr

  • Tja, sieht aus wie im Lindencenter. :)


    Verstehe aber nicht, wieso die so auf Wertheim machen mit den Bildern, dann aber doch sehr weit davon weg sind, nicht mal die Rundbögen. Die schneiden sich doch selbst ins Fleisch. Die Passage sieht etwas trostlos aus.


    Das größte Geheimnis bleibt nach wie vor, warum eine Mall of Berlin solch ein verschüchtertes Entree am Leipziger Platz hat. Das müssen uns Regula und der Investor mal erklären. Wenn's der Regula gefällt, hätte das von mir aus auch ein brachial modernistischer Entwurf sein können - allerdings natürlich aus einem Guß über die ganze Front. Hätte sie gerne machen können, wenn sie sich denn traute, anderswo, also LP 16 und das noch ausstehende Eckgebäude, auf Historisierung zu setzen. Dann hätte der Platz wenigstens ein markantes Gesicht. Mir bleibt die Lüschern mit ihrer Abneigung für architektonischen Pluralismus ein Rätsel.

  • ist das ding eigentlich wirklich in der Form 24h frei zugänglich?
    ich sehe mich da schon nachts hungrig hinwandern und dem Eisladen eine Waffel wegstibitzen...

  • "Mall of Berlin"/Messingplatten

    Ein etwas merkwürdiges "Feature" der "Mall of Berlin" sind die in den Boden eingelassenen Messsingplatten.


    Aus einem mir nicht nachvollziehbaren Grund befinden sie sich immer direkt vor den Rolltreppen. Problem: einer bückt sich und liest, viele anderen laufen auf ihn auf. Das Problem stellt sich verschärft, wenn sich die Platte zwischen zwei Rolltreppen befindet:




    Auf diesen Platten sind mehr oder minder bekannte und überwiegend berlinbezogene Zitate von u.a. John F. Kennedy, Willy Brandt, Gorbi und Barack Obama zu lesen.


    Mein Favorit ist diese Platte gleich links am Eingang Leipziger Platz:




    ... auf der folgendes zu lesen ist:




    Na dann, frohes Shoppen! :D



    Quelle für alle Bilder: Carlo (2014)

  • ^ Meinem Kenntnisstand nach handelt es sich um eine bewusste Maßnahme der Entschleunigung. Zwischen zwei Rollstühlen ist sie aber in der Tat nicht sehr sinnvoll.

  • Was mich an den Platten stört ist, dass sie sich wiederhohlen.
    Sind da die Zitate ausgegangen oder gab's die Platten im Dutzend billiger? :lach:

  • Dieses Argument gab und gibt es bei den Stolpersteinen ja auch immer wieder. Während ich die Verlegung von Stolpersteinen aber positiv sehe um auf die Schicksale von Menschen aufmerksam zu machen die unter den Nazis zu leiden hatten, erschließt sich mir hier der grundlegende Sinn dieser Plakette einfach mal gar nicht.


    So richtig und wichtig Art 1 des GG auch ist, warum ist er als Plakette in einem EKZ verlegt? Weil der Bundesrat in der Nähe ist? Überseh' ich hier irgendeinen ganz offensichtlichen Zusammenhang?

  • Davon abgesehen ist es falsch zitiert. Art. 1 Abs. 1 GG (Kurzversion) oder Artikel 1, Absatz 1, Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland (Langversion). Artikel 1 hat noch zwei weitere Absätze...

  • Während ich die Verlegung von Stolpersteinen aber positiv sehe um auf die Schicksale von Menschen aufmerksam zu machen die unter den Nazis zu leiden hatten, erschließt sich mir hier der grundlegende Sinn dieser Plakette einfach mal gar nicht.


    So richtig und wichtig Art 1 des GG auch ist, warum ist er als Plakette in einem EKZ verlegt? Weil der Bundesrat in der Nähe ist? Überseh' ich hier irgendeinen ganz offensichtlichen Zusammenhang?


    Der offensichtliche Zusammenhang ist folgender: Die Menschen bewegen sich dort in einem Tempel der westlichen Konsumkultur, der Ausdruck der Entwürdigung ist. In der kapitalistischen Wirtschaftsordnung und Konkurrenzkultur wird einem weisgemacht, man bräuchte alle möglichen Dinge, um glücklich zu sein - und Glück lasse sich auch ganz einfach materiell herstellen. Dies wird so in der Werbung transportiert und auch in solchen Einkaufszentren. Man denke auch an all die künstlichen, inszenatorischen Werbeplakate von Modehäusern oder die Dauerbeschallung mit völlig unverhältnismäßig lauter Musik wie z.B. in vielen Shops im Alexa.


    Die Würde des Menschen ist daher in beständiger Gefahr, sofern man sich nicht selbst immunisiert. Daher sind diese Warnplaketten durchaus angebracht, wie ich finde.