HGHI Leipziger Platz (ehem. Wertheim Areal) [realisiert]

  • ^Malls werden solange gebaut, wie Bedarf besteht...und auch an Ecken mit 'gemütlichen Kneipen und Cafés' herrscht nun wahrlich kein Mangel.


    Bedarf besteht möglicherweise an Verkaufsflächen, diese können aber auch anders gestaltet, untergebracht und angeordnet werden, nicht zusammengepresst in solchen in sich abgeschlossenen, nach Innen gerichteten und sich von der umliegenden Stadt abwendenden, monofunktionalen Einkaufsmaschinen. Und da es angesprochen wurde - es gibt in Berlin einen Mangel an wirklich guten und gemütlichen Cafés (Kaffeehäuser, keine Coffee Shops) und zwar einen ganz eklatanten. Es gibt bestimmt keinen Mangel an Mc Donalds Filialen.


    Ich kritisiere, dass man sich nicht wirklich Mühe gegeben hat, die Lage und die sich aus der Platzierung im Stadtgefüge ergebende Chance zu nutzen. Der ganze Komplex ist komplett nach Innen gerichtet, kaum nach Außen. In den Kollonaden überwiegen Liefereingänge, Zugänge zu irgendwelchen Treppenhäusern, Technikräume - aber das ist die Kante zur Stadt, an der man die Einbindung in diese hätte inszenieren können. Die Ecksituationen hätte man gut für Gastronomie nutzen können. Dann diese extreme Monofunktionalität: 90% Shopping, die x-ten Filialen großer Ketten, so gut wie keine Gastronomie (z.b. In der Passage) dazwischen, diese ist zusammengepfercht und unmöglich angeordnet in die letzte Ecke in die oberste Etage verbannt. Und überhaupt, was ist das für Gastronomie - aufgepimpte Imbissbuden, 75 % asiatisch + die 523. Filiale eines globalen Boulettenbräters. Diese Gastroecke gibts ja in fast jeder Mall, aber hier ist sie richtig missraten.


    Natürlich ist die Mall of Berlin genau so, wie 1000 andere Malls auf der Ganzen Welt. Ich hätte an dieser Stelle erwartet, dass man besser auf die Stadt eingeht, sich an der Stadt funktional 'beteiligt'. Das bisschen Steintapete, was man draußen herum angebracht hat, um das UFO, was da gelandet ist, zu kaschieren, und als gewachsenen Bestandteil der Stadt zu tarnen, ist mir da zu wenig.

    3 Mal editiert, zuletzt von Gast14Jan ()

  • ^Malls werden solange gebaut, wie Bedarf besteht. So einfach ist das. Berlin ist nicht so klein, dass dafür kein Platz wäre und auch an Ecken mit 'gemütlichen Kneipen und Cafés' herrscht nun wahrlich kein Mangel.


    Ja dann nicht wie hin mit ihrem nächsten Besuch. Fangen sie mit den P.P. Arkaden an, gehen sie über das LP12 und enden im Alexa. Ihre Gäste werden vor Aufregung in die Luft springen. Sowas hat die Welt noch nicht gesehen.

  • ... Und da es angesprochen wurde - es gibt in Berlin einen Mangel an wirklich guten und gemütlichen Cafés (Kaffeehäuser, keine Coffee Shops) und zwar einen ganz eklatanten. Es gibt bestimmt keinen Mangel an Mc Donalds Filialen.


    ....


    Wenn du in einer Top-Einkaufslage (wo der Quadratmeter auf dem dein Stuhl steht 200€ Miete im Monat kostet) eine Stunde an deinem Kaffee nippst weil du vor lauter Wohlgefühl die Zeit vergisst - dann wirft das vermutlich wenig Gewinn ab.


    Schon wenige Straßenecken weiter gibt es aber in der Regel (für Durchschnittsmenschen) ausreichende Angebote zum Kaffee trinken. Für die "Früher war alles besser" - Zielgruppe ist es zuweilen schwierig weil es auch nie wieder so sein wird wie es in der Erinnerung vor X Jahren zu dieser schönen Zeit in Y mal war. Irgendwas zu Nörgeln gibt es dann immer.

  • Nein mein Lieber, dass ist definitiv nicht richtig. Die Einkaufszentren nehmen den Flächen und Preisdruck aus den Straßen. Dadurch konnten in den letzten 10-20 Jahren u.a. die Gastronomie aber auch Randgewerbe, soziale Einrichtungen etc., den freiwerdenden Platz einnehmen. Ohne die Malls hätten wir einen starken Verdrängungswettbewerb in den klassischen Einkaufsstraßen. Wenn wir die Situatiuon heute mit der von vor 20- 30 Jahren vergleichen, so ist sowohl das Warenangebot, als auch die gastronomische Vielfalt heute deutlich größer.


    Das halte ich so für falsch. Zum einen kann jeder Euro nur einmal ausgegeben werden, und jeder Euro, der in den Kettenläden im Center landet, fehlt den inhabergeführten Geschäften auf der Strasse.
    Zweitens ist es nicht zielführend, wenn Gastronomie und umsatzschwächere Gewerbe in die Toplagen rücken (von sozialen Einrichtungen ganz zu schweigen), weil dann die schwächeren Lagen leerstehen. Genau das sehe ich zumindest hier in Pankow (seit einigen jahren gibt es auch hier ein Center).


    Insofern sehe ich das LP12 als Schritt in die falsche Richtung, insbesondere aufgrund der fortschreitenden Geschäfts-Monokultur. Als Beispiel für ein gelungeneres Mallkonzept (dass sich nicht abkapselt, zumindest einige spannende Geschäfte beherbergt, sowie eine grossartige Dachterrasse mit hoher Aufenthaltsqualität) würde ich das Bikini-Haus nennen wollen.

    Einmal editiert, zuletzt von mmork ()

  • Als Beispiel für ein gelungeneres Mallkonzept (dass sich nicht abkapselt, zumindest einige spannende Geschäfte beherbergt, sowie eine grossartige Dachterrasse mit hoher Aufenthaltsqualität) würde ich das Bikini-Haus nennen wollen.


    Das mag vielleicht mal was anderes sein. Dort blicken lassen werde ich mich wahrscheinlich erst in fünf Jahren oder so. Gehe dann vielleicht mal in den Kaiser's oder gucke mir Affen an.


    Das Bikini ist für wohlhabende Shopping-Opfer gedacht. Ich muß sagen, daß ich rein emotional es völlig richtig finde, daß am Leipziger ein Shopping-Standort entstanden ist. Berlin wird größer und die Leute z.T. auch wohlhabender. Auch die Touristen mehren sich.


    Mit dem Preisdruck meint der Poster vermutlich die Mieten, aber ich kenne mich mit diesem Aspekt nicht so aus.


    Das Center ist hinsichtlich der Passage schon einmalig und das sollte man würdigen. Es ist wohl auch nicht die übliche Riesenhalle. Mich stört nur die Fassade zum Leipziger und die weniger ambitionierte Innenausstattung. Ich sage nur Rundbögen. Das hätte man alles hochwertiger und liebenswürdiger machen können. Ich war zwar noch nicht da, aber die Sache mit der Gastronomie in der Passage scheint auch ein berechtigter Kritikpunkt zu sein.


    Der Teufel liegt im Detail, leider. Und da ist es wirklich schade, daß man nicht den Mut hatte, wirklich ein Neues Wertheim zu schaffen.


    Die Fassaden zur Leipziger Straße finde ich richtig gut.

  • Sowohl an der Außenfassade als auch im Innenbereich sind unzählige Kabelauslässe zu finden, welche offensichtlich nur vorgehalten werden und
    auch bei Nichtnutzung anscheinend so hängen bleiben.


    Macht einen liederlichen und unfertigen Eindruck. Wird das noch geändert ?

  • "Mall of Berlin"/Arkaden an der Leipziger Straße

    Hier (und in den in Kürze folgenden Posts) Bilder zu einigen Einzelaspekten der Mall of Berlin, die bereits diskutiert wurden.


    Zunächst die Arkaden an der Leipziger Straße:




    Blickrichtung West (Leipziger Platz/Potsdamer Platz).




    Blickrichtung Ost (Wilhelmstraße); rechts der Bundesrat (im ehem. Preußischen Herrenhaus).




    Man beachte die strukturierten (Frage an die Fachleute: "kannelierten"?) Wandplatten.




    Die Leuchter; das Logo "LP 12" (für Leipziger Platz 12, die Adresse der "Mall of Berlin") ist für meinen Geschmack etwas penetrant oft angebracht worden.



    Quelle: Carlo (2014)

    2 Mal editiert, zuletzt von Carlo () aus folgendem Grund: Quellenangabe nachgetragen

  • Ja dann nicht wie hin mit ihrem nächsten Besuch. Fangen sie mit den P.P. Arkaden an, gehen sie über das LP12 und enden im Alexa. Ihre Gäste werden vor Aufregung in die Luft springen. Sowas hat die Welt noch nicht gesehen.


    Das mit dem 'Berlin ist nicht so klein' nicht begriffen? oder was soll diese einigermaßen sinnfreie Polemik?

  • Die Arkaden machen einen einladenden, wertigen Eindruck. Schöne Lampen und elegante Kassetierung!


    Ärgerlich wie so oft sind die Fugen zwischen Bürgersteig und Fassadenvorhang.
    Frage an unsere Architekten und Ingenieure: Hinterbelüftung klar, aber kommt es auf die allerunterste Fuge wirklich so an, dass man nicht wenigstens irgendeinen Kitt an dieser einen Stelle verwenden kann?


    Carlo: Zur "Kanelierung" - ich würde es "ornamentiert"(?) nennen.
    Als bekennenden Fan der Star-Wars-Ästhetik erinnert mich das Ornament an die länglichen Wand-Leuchtflächen im (2.) Todesstern - etwa im Raum des Imperators :)


    Gefällt mir sehr gut!

  • "Mall of Berlin"/Passage ("Forum") und Pflasterung

    Bemängelt wurde in einigen Beiträgen die Gestaltung der "Forum" genannten Passage zwischen dem westlichen (zum Leipziger Platz gelegenen) und östlichen (zur Wilhelmstraße gelegenen) Teil der "Mall", und hier vor allem die Bögen im obersten Stockwerk und die Pflasterung. Dazu hier zwei Bilder:




    Echt oder Attrappen? Die Bögen unter dem Dach der Passage.




    Detail der Pflasterung der Passage ("Forum").



    Mir persönlich gefällt die normale (aber sorgfältig ausgeführte) Straßenpflasterung gut, weil sie deutlich macht, dass die Passage Teil des öffentlich zugänglichen Verkehrsraums ist (sie verbindet die Leipziger Straße im Süden mit der Voßstraße im Norden).



    Quelle: Carlo (2014)

    Einmal editiert, zuletzt von Carlo () aus folgendem Grund: Quellenangabe nachgetragen

  • Die Arkaden machen einen einladenden, wertigen Eindruck. Schöne Lampen und elegante Kassetierung!


    !


    Also ich kann hier den einladenden Charakter der Arkaden nicht erkennen. Einfach, weil hier nichts einlädt. Einfach nichts. Bis auf eine, keinen Zugang zu den Geschäften. Keine Schaufenster, dass man sich mal anschauen würde. Einfach nichts. Was soll also daran einladend sein?


    Ich frage mich auch, warum man nicht ein größeres, sowas wie ein Grand-Cafe zum LP etabliert hat. Über zwei Etagen mit Blick zu den Hochäusern. Stattdessen ein MC Doof und ein billiger Eingang zum CA. Aus meiner Sicht total verhauen.


    Nein, es bleibt für meinen Geschmack nur eine weiter sinnlose Einkaufsmaschine. Eine für Touristen. Aber ich versteh schon, der Bedarf ist ja da.


    Die Presse jedenfalls scheint nach wie vor nicht wirklich überzeugt zu sein. Es gibt wohl Probleme mit dem Liefer-und Kundenverkehr. Klick


    Nicht mal ein Buchladen hat es in die Mall geschaftt , die tatsächlich nur aus Fressen und Shoppen besteht.

    Einmal editiert, zuletzt von DerBe ()

  • Solche Malls sind eben kein Wunschkonzert, die müssen auch ökonomisch denken; Angebot und Nachfrage, wa.


    Der Buchhandel steckt ja bekanntlich in ner Kriese, s. Hugendubel, das in den PP Arcaden, in der Fritze und am Tauentzien schließen musste. In Steglitz und der Wilmersdorfer (noch irgendwo?), beides Gegenden für Anwohner, existieren sie (noch). Du sagst es doch selbst; das ist eine Mall für Touristen. Was sollen Touristen mit Büchern? Deutsche kaufen sich ihre Kochbücher - wenn überhaupt - zu Hause und ausländ. können mit deutschen Büchern wenig anfangen. Für Berlin-Literatur gibt es den Laden Unter den Linden.


    Es gibt sehr wohl Geschäfte, die es in Berlin bisher nicht gab. Dass dies wieder Ketten sind, liegt wohl einfach daran, dass sich individuelle Läden, wie man sie in Kreuzberg findet, die mieten nicht leisten können - und auch gar noch in solchen Malls niederlassen möchten. Ich möchte nicht wissen, wie viele Läden dort demnächst wieder schließen werden, obwohl es Ketten sind.


    Ich hoffe ja, dass sie Arkaden zumindest noch Schaufenster bekommen werden. Vielleicht erkennt man es ja auch irgendwann...

  • Solche Malls sind eben kein Wunschkonzert, die müssen auch ökonomisch denken; Angebot und Nachfrage, wa.
    ...


    Ob die Nachfrage (Gab es die überhaupt oder hat man erstmal das Angebot geschaffen?) langfristig besteht wird sich weisen. Und ob das Konzept der geschlossenen Mall langfristig aufgeht auch. In den USA hat sich der Trend jedenfalls schon wieder umgekehrt.
    Warum aber der Tourist aus Darmstadt, Osnabrück oder Bielefeld sich dieses Angebot antun soll, ist mir schleierhaft. Vielleicht macht`s die schiere Größe. Ich kenne jedenfalls Niemanden, der dort ein zweites mal hingehen wird.

  • Es muß einfach gesagt werden und hat nichts mit Miesmacherei sondern im Gegenteil mit dem Interesse an einer gedeihlichen Entwicklung des Leipziger Platzes und seiner Umgebung zu tun :


    Wie schon des öfteren erwähnt, wurde der größere der beiden Fassadenabschnitte am Leipziger Platz völlig verhunzt.
    Zudem gibt es am LP keine klar erkennbare und identitätsstiftende Eingangssituation.


    Wo haben eigentlich die LP12-Verantwortlichen ihre Augen ? Es kann doch nicht sein, daß die innen angeklebten Buchstaben des ohnehin billig anmutenden "SATURN"-Schriftzuges größer sind als diejenigen des an der Nachbarfassade eher verloren wirkenden "MALL OF BERLIN". Dieser sowieso unglücklich gewählte Name würde dominierend über einen entsprechend repräsentativen Eingang gehören.


    Aber man muß sich nun wohl endgültig daran gewöhnen, daß in Berlin nur drittklassige Kräfte am Werk sind.



    Meine weiter oben gestellte Frage, warum hauptsächlich an der Außenfassade eine Bohrung neben der anderen erkennbar ist und zugleich die heraushängenden Kabel nicht nur nicht genutzt sondern auch nicht abgedeckt werden, steht weiter im Raum.

  • Es muß einfach gesagt werden


    Nichts muss...

    und hat nichts mit Miesmacherei ... zu tun


    Doch, hat es.

    Wie schon des öfteren erwähnt, wurde der größere der beiden Fassadenabschnitte am Leipziger Platz völlig verhunzt.


    Nein, sie ist nicht völlig verhunzt. Ich finde das Ergebnis in Natura sogar recht gefällig. Das Material wirkt wertig und die Gliederung ist horzontal und vertikal für die Dimensionen gut ausbalanciert.

    Es kann doch nicht sein, daß die innen angeklebten Buchstaben des ohnehin billig anmutenden "SATURN"-Schriftzuges größer sind als diejenigen des an der Nachbarfassade eher verloren wirkenden "MALL OF BERLIN".


    Ja warum denn nicht? Ich hätte sogar etwas wie den Coca Cola Schriftzug vom Spitteleck oder ähnliches auf dem Dach gewünscht. Auch gegen ein Großbildschirm für News, Werbung etc hätte ich nichts einzuwenden.

    Meine weiter oben gestellte Frage, warum hauptsächlich an der Außenfassade eine Bohrung neben der anderen erkennbar ist und zugleich die heraushängenden Kabel nicht nur nicht genutzt sondern auch nicht abgedeckt werden, steht weiter im Raum.


    Wird früher oder später genutzt.

  • ... Der Buchhandel steckt ja bekanntlich in ner Kriese, s. Hugendubel, das in den PP Arcaden, in der Fritze und am Tauentzien schließen musste. ... das ist eine Mall für Touristen. Was sollen Touristen mit Büchern? ...


    Ich hätte mir auch einen hochwertigen Buchladen gewünscht. Buchläden sind typische Vertreter wenn es um Passagenläden geht. Die schönen alten Passagen in Paris kommen ohne Buchläden garnicht aus, man kann stundenlang schmökern und sie versprühen dieses gewisse Etwas, dass es nicht nur um Konsum sondern auch um Kultur und Bildung geht. Und die Touris kaufen Bücher, es stimmt einfach nicht, dass Touristen keine Bücher kaufen würden. Frankreich, das bekanntlich total in der Krise steckt hat keine Krise des Buchhandels. Vielleicht könnte sich Deutschland bei allem Hochmut gegenüber seinem westlichen Nachbarn mal ein Paar Scheiben davon abschneiden wie man seinen heimischen Buchhandel schützt.
    Ich hätte mir auch einen hochwertigeren Mix gewünscht, ein Paar läden wie sie im Stilwerk ansässig sind, eine Galerie, gibt's nen Barbier? Ich hab keinen gesehen. Es ist immer die Mischung die es ausmacht, da stört mich dann auch kein Saturn und kein Mac Do. Was die Arkaden betrifft.. da müssen unbedingt ein Paar gute Cafes und Bars rein, nur nicht so ein Schrott wie auf der Südseite des LP.

  • ^die Buchpreisbindung gibt es in dieser strengen Form nirgendwo sonst auf der Welt mehr, auch nicht in Frankreich. Wenn frankophile Touristen in Paris französische Bücher erwerben, dann aufgrund dessen, dass sie zB aus Schulzeiten die französische Sprache beherrschen und daran anknüpfen wollen (oder das Buch daheim dann frustriert zur Seite legen). Du weisst genau, dass das Deutsche nicht dieses Image des Begehrenswerten hat, keine andere Sprache hat das. Und Berlin mit Paris zu vergleichen ist einfach nur ein schlechter Scherz, in jeglicher Hinsicht.


    Statt der großen Baguettestangen sollte man an der Spree etwas kleinere Brötchen backen und dann wird man sehen, dass gemessen an dem, was das geteilte Berlin zB noch für einen Mief ausgestrahlt hat (in beiden Teilen) dieses neue Einkaufsareal geradezu vor metropolenhafter Urbanität sprüht. Autosuggestion ist eine wirksame Sache, der ständige Berlin-Hype sollte aber nicht zu himmelweiter Selbstüberschätzung führen. Wie man bei vergleichsweise kleinen Projekten von Luxuseinkaufspassagen in den letzten Jahren gesehen hat ist der Markt dafür in Berlin einfach zu klein. Und unsere Touris sind auch keine kaufkräftigen Frankophilen wie in Paris, sondern in der Masse Ballermannreisende aus Deutschland und Europpa, die das bekannte berliner Laissez-faire und die billigen Preise für Unterkunft und Alkohol suchen. Nicht das Schmökern in altehrwürdigen Buchhandlungen.


    Gemessen an dem, was Berlin als Einzelhandelsmarkt hergibt, finde ich dieses Einkaufsareal regelrecht mondän gestaltet und ich wünsche dem Investor, dass er die hohen Baukosten auch wieder reinbekommt (was ich nicht für eine ausgemachte Sache halte). Auch Bauqualität hat seinen Preis und der Berliner geht, auch das ist ein Unterschied zu Paris, nicht zum kleinen Fachgeschäft, Feinkost und sucht sich auch nicht unter hunderten frischen Käsesorten eine neue Sorte zum probieren aus, er geht zum Discounter und packt den Fabrikgouda für 36 Cent/100g in den Einkaufswagen. Näher, als bei der "Französischen Aktionswoche" im Discounter, kommt er dem savoir-vivre nie. Paris ist wie es ist nicht wegen den Touristen, sondern wegen den Parisern - DAS zieht auch die Touristen an.

  • Camondo: Empfindest du wirklich deutschen Hochmut ggü Frankreich? Ich stehe ja total auf Frankreich und liebe es für seinen Hang zur Eleganz und Sinnlichkeit, Genüssen, überhaupt allen schönen Dingen, auch für seinen manchmal auftretenden leichten Größenwahn, blöd hingegen finde ich seine erstarrten gesellschaftlichen Fronten, die das Land lähmen. Sowas darf man Freunden doch sagen? Aber Hochmut ist nun vraiment eher in Paris anzutreffen als in Deutschland/Berlin, oder? Zumindest sind sich meine französischen Bekannten da unisono einig...;)


    Am Leipziger Platz steht eben leider keine Passage aus der Belle Epoche, sondern ein Gebäude von jetzt. Und dafür, dass es im Zeitalter des Spar-, Effizienz- und Verwertungszwangs errichtet wurde, sieht es ziemlich gut aus! Noch in den 90ern hat man blankpolierten Kunstgranit und solche Scheußlichkeiten verwendet, zusammen mit verspiegeltem Glas. Die "Mall"-Architektur ist in den vergangenen Jahren um Welten besser geworden.


    Mir hätten schöne und originelle Geschäfte bei weitem auch besser gefallen als die üblichen Ketten, aber das ist bei den Mietpreisen in der Lage eben nicht drin. Aber wer sucht, findet in Berlin eine Menge geiler Geschäfte jenseits von nur einem Hauch von Kette, man muss nur in die Kieze gehen. Bücher, Antiquitäten, Instrumente, Kleidung, Feinkost, Schmuck, Porzellan, Möbel, Kunst... alles in Berlin in absoluter Spitzenqualität zu bekommen!


    Die Mall finde ich deshalb so wichtig und erfreulich, weil sie städtebaulich eine Menge repariert, die Stadt vernetzt (die Pflasterung als Hinweis ist in der Tat sehr gut gewählt), wo bis vor kurzem noch Grenzbrache war, den Bundesrat sehr schön in Szene setzt, die Leipziger als steinerne Straßenschlucht inszeniert und für echte Belebung sorgt. Das hätten Wohnungen oder Büros alleine niemals vermocht. Und Konkurrenz belebt das Geschäft - die Potsdamer Platz Arkaden müssen nun ihrerseits einen draufsetzen.


    @Eisber: leider (noch) wahr. Aber ich glaube, es wird langsam besser.

  • Interessant wie einige Foristen krampfhaft versuchen das Ergebnis mit allen Mitteln schlecht zu reden. Statt einfach zu sagen "das Ergebnis gefällt mir persönlich nicht" wird einfach mal der Versuch unternommen die Sache so darzustellen, als ob sich die ganze Welt schon über die Mall aufregt. Ganz nach dem Motto seht, sogar einige kritische Facebook-Zitate hat die Berliner Zeitung zur Mall abgedruckt.


    Und die Touris kaufen Bücher, es stimmt einfach nicht, dass Touristen keine Bücher kaufen würden.


    Da ist was dran. Bei meinem letzten Besuch in Prag waren die Buchläden in der Altstadt voll mit Touris und auch ich habe die ein oder andere Stunde darin verbracht. Allerdings handelte es sich dabei auch weniger um Ketten als um kleinere Läden mit einem etwas "gemütlicheren" Ambiente. Aber auch in den größeren Ketten gibt es ja Bücher die für Touristen durchaus interessant sind. Vielleicht zieht früher oder später ja ein Buchladen in die Mall ein... nur weil es jetzt keinen gibt heisst das ja nicht das es dort niemals einen gibt.