Klar, in den Kiezen gibt es individuelle Geschäfte, weil die Mieten dort niedrig sind - und man diese auch mit wenig Umsatz pro qm erwirtschaften kann. In hochpreisigen Innenstadtlagen gibt es individuelle Geschäfte nur, wenn die dann notwendigerweise höhere Quadratmetermiete mit entsprechend kaufkräftiger, gutverdienender Kundschaft zurückverdient werden kann. Mehr als langweilige Ketten zu erwarten, ist sonst schlicht unrealistisch.
Übrigens nicht nur im pösen Kapitalismus. Sondern auch im traumhaften Sozialismus. Oder war HO keine Kette?
Plätze wie der Potsdamer wurden zur Gründerzeit aufwendig bebaut, weil mit entsprechender Nachfrage gerechnet werden konnte. Berlin war eine aufstrebende, in Teilen extrem wohlhabende, kapitalistisch-unternehmergetriebene Industriestadt. Heute ist sie in vielen Punkten das Gegenteil davon. Aufwendige, hochwertige Bauten (und Fassaden), wie heute in London der Paris, die pro QM 40.000 Euro kosten statt 10.000, wird man nur bekommen, wenn die Stadt wieder "kapitalistischer" und wohlhabender wird. Oder noch mehr Touristen anzieht. Grosse Teile Berlins wollen weder das eine noch das andere. Also werden sie sich auch mit mehr Billigfassaden a la Meininger und Billigeschaeften a la H&M abfinden muessen. Selbst an zentralen Orten. Ich finde das ist alles andere als kompliziert.