Rahmenplan "Innenstadtkonzept Frankfurt"

  • Erstmal vielen Dank für Deinen Einsatz bei der Vorort-Recherche, RobertKWF.


    Die Pläne klingen sehr vernünftig und stellen eine gute Balance aus Notwendigem und kurzfristig Machbarem dar. Auch fällt mir ein Stein vom Herzen, dass die Beruhigung der Berliner und Uferstraße mit Priorität angegangen werden sollen, und während ich mir eher einen Tunnel wünschte, so ist ein Rückbau mit Füßgängerüberwegen (und Geschwindigkeitsbegrenzung?) die deutlich schneller und preiswerter umsetzbare Maßnahme, und zu diesem Pragmatismus muss man dem Magistrat einfach mal gratulieren! Und zum Thema überhohte Geschwindigkeit: Wie wär's einfach mal mit einem Blitzer auf betroffenen Strassen wie der Berliner oder den diversen Landstraßen)?
    Auch die Belebung der Erdgeschosse finde ich hervorragend und mit Wachstum in die Höhe hat in Frankfurt wohl niemand ein Problem.

  • Auch in der heutigen FAZ wird über das vorgstellte Konzept berichtet. Es besteht eben aus vielen verschiedenen Ideen im Bereich Verkehr, Wohnen und Arbeiten.


    Es soll z.B. eine weitere Strassenbahnhaltestelle in Höhe des Karmeliterklosters geben, die Haltestelle Hessendenkmal in Richtung Innenstadt verschoben werden und die Strassenbahn von der Battonstraße in die Allerheilgenstraße verlegt werden.
    Gebäudekanten sollen wiedererstehen, so dass Strassenräume besser erlebar werden. Ein Gebäude auf dem Rossmarkt gehört ebenfalls dazu.
    Ein wichtiges Thema sind auch die Nord-Süd Verbindungen. So soll z.B. von der Töngesgasse eine Verbindung zur Kleinmarkthalle entstehen.
    In vielen Bereichen sollen auch Innenhöfe begehbar werden, mal sehen wie dort 'Leben' entstehen kann. Gerade nördlich der Zeil kann ich mir gut vorstellen, das es zu einer Aufwertung der Seitenstraßen führt.
    Berliner Straße soll Einbahnstraße von Ost nach West werden, die Mainuferstraße entsprechend West nach Ost. Aus dem Artikel wurde nicht ganz klar, ob auch der Tunnel dann Einbahnstraße wird.
    Die Einbahnstraßenideen hat viel Potential, wobei ich dann gerne noch ein Verkehrskonzept sehen würde, wenn die Mainuferstraße für Veranstaltungen und Feste gesperrt ist. Wie kommt man dann West nach Ost? Nur über den Anlagenring? Der Anlagenring müsste dann auch durchgänig zweispurig befahrbar sein, im Moment sind es zwar 3 Spuren, aber durch parkenden Verkehr sind immer wieder Spurwechseln nötig, die zu Staus führen.


    Insgesamt ist das Innenstadtkonzept eine große Ansammlung von guten Ideen, die auch nicht alle umgesetzt werden müssen, aber viel zur Verbesserung der Innenstadt beitragen können. Mal sehen wie das nun zeredet und diskutiert wird. ;)

  • Ja ja, die Berliner Strasse! Ist echt 'ne harte Nuss, an der man sich die Zähne ausbeißen kann. Ideallösung wäre ja die Verlängerung des Tunnels, keine Frage. Aber ich denke, dass es nicht dazu kommt, wegen der Kosten


    Das Problem liegt v.a. darin, dass es die Ost-West-Strecke in der Innenstadt schlechthin ist. Die Mehrzahl der Benutzer/Autofahrer nutzen ihn um vom Osten des Zentrums in den Westteil zu gelangen und umgekehrt ... man könnte also von einer Art vielbefahrenen Transitstrecke sprechen. Deshalb ist mit einer "Entschleunigung" mE nicht viel erreicht, denn der Verkehr wäre nur noch zäher, als er ohnehin schon ist (mehr Abgase etc. wären dann auch eine Folge). Zur Rushhour kann man dort schon jetzt im Schnitt nur Schrittgeschwindigkeit fahren. Das hätte verkehrsmäßig fatale Folgen und zwar auch im weiteren Umkreis.


    Eine Lösung oder besser gesagt eine Linderung wäre mMn, dass man der Berliner Strasse die Schneißen- bzw. Schluchtwirkung nimmt, in dem man die Blockrandbebauung zwischen Kurt-Schumacher-Strasse und Bethmannstrasse aufgibt, wo es möglich ist (also v.a. nördlich der Berliner Strasse). Da gibt es ohnehin nicht viel erhaltenswertes ... auf die Wohnhäuser aus der Nachkriegszeit können - denke ich - die meisten auch gut verzichten. Stattdessen sollte man vielleicht eine Bebauung wie am Deutschherrnufer oder Obermainkai anstreben (zumindest von der Bauform her, punktuelle Bebauung, Häuser die dann ruhig auch bis zu 10 Stockwerke haben könnten), und vielleicht sogar ein oder zwei kleine Plätze schaffen.


    Scheinbar soll es auch in diese Richtungen gehen. Deshalb bin ich froh, dass die Stadtoberen diese Problemzone anpacken wollen, und gespannt, was rauskommt. Übrigens: Diese Planungen sollten schnell & konsequent weiterverfolgt werden, weil diese auch auf die zukünftige Nutzung etc. des ehemaligen Rechungshofareals postive Auswirkungen hätte.


  • ...in dem man die Blockrandbebauung zwischen Kurt-Schumacher-Strasse und Bethmannstrasse aufgibt, wo es möglich ist (also v.a. nördlich der Berliner Strasse).


    Sorry, welche Blockrandbebauung ist damit gemeint?


    Zwischen der Kurt-Schumacher-Str. und der Bethmannstr. befindet beinah die gesammte Altstad.... (eher südlich der Berliner Str. natürlich).

  • Ich finde auch, dass das Innenstadtkonzept schöne Einzelmaßnahmen in einem größeren Rahmen enthält. Die Passagen gefallen mir, die (Wieder-) Herstellung von Blockrändern auch. Verdichtung in die Höhe - im Kern-Innenstadtbereich - könnte hier und da in die Hose gehen, weil es zu präsent sein und Historisches verdecken könnte. Die Vorschläge muss ich mir mal näher ansehen. Ein Wohnhochhaus an der Ecke Fahrstraße/An der Stauenmauer beispielsweise finde ich spontan bedenklich wegen der Staufenmauer gleich nebenan. Sie ist zur Zeit ohnehin durch Profananbauten halb verbaut. Andererseits erkenne ich, dass die Straße (An der Staufenmauer) zur Kurt-Schumacher-Straße hin als "Passage" verlängert werden soll und damit durch die Allerheiligenstraße gegenüber fortgesetzt würde. Das hatte ich vor einiger Zeit hier im Forum einmal als Fahrrad-/Fußgängerverbindung vorgeschlagen und sieht auf dem Plan nach einer größeren Neuordnung des Blocks aus. Dann könnte ich gut mit einem kleinen Hochhaus (<= 40 Meter) auf der Ecke leben.


    Der Plan sieht auch vor, die gerade in Sanierung befindlichen Wohnblöcke an der Battonstraße (Beiträge) zur Straße hin zu vergrößern, um einen Blockrand zu schaffen. Finde ich positiv. Mit hoher Punktbebauung entlang der Berliner Straße könnte ich wenig anfangen. Ich sehe auch nicht, dass das Innenstadtkonzept in diese Richtung geht.


    Kritisch sehe ich, dass der Verkehr von West nach Ost mehr über die Braubachstraße und den Mainkai (als Einbahnstraße) führen soll. Um vom Westen südlich des Bahnhofs in die Innenstadt zu kommen, wird man zukünftig also nicht mehr den Theatertunnel nutzen können, sondern am Mainkai entlang bis zur Kurt-Schumacher-Straße, dort links hoch etc. quasi einmal komplett um die Innenstadt fahren müssen, wenn ich das richtig sehe. Wenn zwischendurch keine Linksabbiegemöglichkeiten eingeführt werden, bspw. in die Neue Mainzer oder von Kurt Schumcher in die Berliner Straße, dann entstünde eine Menge Zusatzverkehr, was bestimmt nicht gewünscht ist.


    Ich bin auf die Details des Konzeptes gespannt.

  • Gut, dann lass es uns "weitestgehend geschlossene Bauweise auf der nördichen Seite der Berliner Strasse" nennen ... eine Ersetzung durch eine offene Bauweise ist erstrebenswert.


    Grüße

    Einmal editiert, zuletzt von merlinammain () aus folgendem Grund: Hab' mir die Beiträge nochmal durchgelesen, eine Punktbebauung ist gar nicht angedacht, sondern nur puntuell höhere Bebauung

  • Auf keinen Fall offene Bauweise! Die Innenstadt ist sowieso schon viel zu locker bebaut, gerade im Altstadtbereich, da muss man diesen Fehler nicht nochmal begehen.
    Die Berliner Straße finde ich auch nicht als das große Problem, eher die sie umgebende Architektur und die Einbindung der Straße in den Stadtraum. Deswegen bin ich auch absolut gegen jegliche Tunnellösung (sei es die Verlängerung des Theatertunnels, ein Tunnel am Mainkai oder unterm Bahnhofsvorplatz). Denn jeder Verkehrsweg den man in den Tunnel legt, zieht nicht nur hohe Kosten nach sich, sondern schafft auch an anderen Stellen durch die Rampenbauwerke noch viel größere städtebauliche Probleme. Tunnel deswegen ausschließlich für die U-Bahn, keinesfalls aber für Fußgänger (Stichwort B-Ebenen) oder Straßenverkehr, und schon gar nicht innerhalb des Alleenrings. Eine Lösung, mit der ich mich anfreunden könnte, die hier im Forum schonmal jemand vorgeschlagen hat, wäre den Bundesrechnungshof komplett abzureißen (was sowieso Not tut) und die gesamte Gegend dort neu zu bebauen, wobei die Tunnelrampe für den Theatertunnel in eines der neu entstehenden Gebäude integriert würde. Aber selbst dann bliebe immer noch die andere Rampe im Bahnhofsviertel. Deswegen würde ich den Theatertunnel am liebsten komplett zuschütten. Wie dann die Verkehrsströme geführt werden ist die andere Frage. Die im Konzept vorgesehene Einbahnstraßenlösung hat aber durchaus seinen Reiz.


    Das größte Problem der Innenstadt ist aber sowieso die 50er-Jahre-Zeilenbebauung in einem großen Teil der Altstadt (Trierischer Hof, entlang der Fahrgasse, am Mainufer, zwischen Römerberg und Karmeliterkloster, südlich der Saalgasse und rund um den Dom) die nicht nur von der Architektur her sondern von der gesamten städtebaulichen Konzeption her provinziellsten Vorstadt-Charme versprühen und regelrecht antiurban sind - also genau das was man in der Innenstadt überhaupt nicht gebrauchen kann. Und da lässt das Konzept weiterhin jegliche Visionen vermissen. Es verlangt ja keiner all diese Gebäude von heut auf morgen abzureißen, aber eine langfristige Bestandsgarantie sollte man für die Gebäude auf keinen Fall geben. Durch Aufstockung und mit irgendwelchen eingestreuten Solitären zur "Nachverdichtung" wird man das Problem keinesfalls beheben, sondern eher noch verschlimmern, und sich Entwicklungsmöglichkeiten für die Zukunft nur noch zusätzlich verbauen.
    Die Idee mit den Mini-Wohnhochhäusern sehe ich auch eher skeptisch. Ich halte allgemein nichts von wie wahllos in den Stadtraum eingestreuten profilüberragenden Solitärbauten, zumal es auch schon genug Negativbeispiele für deren zweifelhafte städtebauliche Wirkung gibt: in der Innenstadt und auch den umgebenden Gründerzeitvierteln, ob im Ursprungszustand oder frisch saniert - immer wünscht man sich die Gebäude wären nie errichtet worden. Wenn schon hoch, dann als Cluster!

  • In manchen Punkten kann auch ich dir Recht geben (insbesondere Rampenproblematik).


    Ich hab' mir im Laufe des Tages weiterhin Gedanken über die Berliner Strasse gemacht und habe darüber hinaus folgende zusätzlich Erkenntnisse gewonnen :)


    - Bei Großstädten ergibt sich zwangsläufig die Notwendigkeit, dass es stark-befahrene Strassen gibt ... es geht nicht ohne! Common Sense ist wohl sicherlich, dass sie an einer Stelle wie bei der Berliner Strasse wohl unpassend sind. Aber wo - in Frankfurt - sonst?
    Die Innenstadt ist in Frankfurt ziemlich dicht bebaut und viele Strassen wurden bereits "entschleunigt" oder zu Einbahnstrassen & Sackgassen umgewandelt. Teilweise wurden sie sogar umgewidmet (siehe Zeil, früher Autostrasse, heute Fusgängerzone ... käme einer auf die Idee sie wieder dem Autoverkehr zu öffnen???). In der heutigen Zeit braucht man nun mal auch (Strassen)Raum für Autos. Irgendwo sind auch Grenzen gesetzt und ein komplett unterirdisches Strassennetz ist utopisch/nicht machbar.
    Eine Möglichkeit der Entlastung der Berliner Strasse wäre deshalb wohl nur, wenn man Strassenführungen ändert und Strassen, die mittlerweile nicht mehr für Autos benutzbar sind, wieder diesen zugänglich macht.


    - Die Belastung durch Lärm und Abgase wird in der Zukunft deutlich niedriger sein, weil die Elektromobilität stark im Kommen ist und auch die Arbeitswelt (Stichwort: Arbeiten von zu Hause aus) verkehrsmäßig sich zum positiven wenden wird. Der jetzige Zustand wird auch ohne Maßnahmen schon mittelfristig sich verbessern . Deshalb sollte man auch eine gewisse Gelassenheit an den Tag legen.


    Ich Danke für eure Aufmerksamkeit ;)


    P.s.: Urbanität kann man auch durchaus mit einer offenen Bauweise erreichen ... wenn man's richtig macht!

  • Ausweichen auf Adickesallee und Mörfelder ist zumutbar

    In der heutigen Zeit braucht man nun mal auch (Strassen)Raum für Autos. Irgendwo sind auch Grenzen gesetzt und ein komplett unterirdisches Strassennetz ist utopisch/nicht machbar.


    Einspruch, der 1100 Meter lange Riederwaldtunnel entlastet endlich den viel zu sehr befahrenen Riederwald-Bereich zwischen der Autobahn 66 aus Westhessen und der Frankfurter Ostumgehung (A 661). Man investiert 175 Millionen Euro und verspricht sich einiges an Verbesserung, besonders für die Anwohner (aber auch für die Pendler).


    Raum für Autos gab es in der "autogerechten Stadt" lange genug, jetzt wird es Zeit die Innenstadt/Zeil/Goethehaus/Frankfurter Hof wieder menschengerechter mit dem Mainufer/Römer/Degussa Areal zu verbinden. In München und Hamburg verlaufen auch keine Stadtautobahnen direkt nördlich des Viktualienmarktes und des Jungfernstiegs. Genau diese Situation haben wir aber in Frankfurt.


    Ich stimme zu, die Berliner Strasse ist eine wichtige Schneise, aber der Pendelverkehr gehört nicht in die direkte Innenstadt. Frankfurt ist klein genug, dass Autos schnell per Stresemannallee, Reuterweg oder Eschersheimer auf andere Ost-West Schneisen geleitet werden können (z.B. auf die Mörfelder Landstr oder Adickesallee).


    Man kann die vorgeschlagenen Maßnahmen gar nicht hoch genug loben, aber noch ist das Ganze ein "ungelegtes Ei". Ich drücke Herrn Schwarz die Daumen, dass er die richtigen Argumente und Fürsprecher findet um die Maßnahmen durchzusetzen. Dann wäre ein kleiner Quantensprung für die Innenstadt in Sichtweite.

    Einmal editiert, zuletzt von Golden Age ()

  • Innenstadtkonzept Frankfurt (Rahmenplan 2009/2010)

    Das Innenstadtkonzept wird weiterhin noch viel Diskussionsstoff bieten. Es ist noch lange nicht alles bedacht und alles dazu gesagt. Dies hat wohl auch das Planungsdezernat/amt so gesehen und erkannt. Die Veranstaltung am Mittwoch sollte eigentlich die letzte sein. Nun hat man also noch mal weitere Zeit für Überlegungen und Planungen eingeräumt.

    Aktuelle Pressemeldungen dazu, die aber inhaltlich nichts Neues wiedergeben, sondern den Stand der Planungsarbeit und Meinungen:

    fr-online vom 25.08.2010: Durchgangsstraßen am nördlichen Mainufer sollen Fahrstreifen verlieren.
    http://www.fr-online.de/frankf…2798/4589610/-/index.html

    fnp-online vom 25.08.2010: Berliner Straße wird zweispurig.
    http://www.fnp.de/fnp/region/l…g_rmn01.c.8107810.de.html

    fnp-online vom 25.08.2010: Kommentar: Mutige Visionen.
    http://www.fnp.de/fnp/region/h…n_rmn01.c.8107811.de.html

    fr-online vom 26.08.2010: SPD will Mainufer komplett dicht machen.
    http://www.fr-online.de/frankf…2798/4592072/-/index.html

    Dazu passend: Projekt von Christoph Mäckler in der Großen Fischerstraße:
    fnp-online vom 26.08.2010: Nachbarn wollen den Neubau nicht.
    http://www.fnp.de/fnp/region/l…t_rmn01.c.8108016.de.html


    Sehe ich wie Heinz. Unbestreitbar hat das vorgestellte "Einbahnstraßen-Konzept" den großen Reiz, dass es verhältnismäßig rasch umgesetzt werden könnte. Das wäre dann aber wohl auf absehbare Zeit ein endgültiger Stand. Ein letzter großer Verdienst für Edwin Schwarz vor seinem baldigen Dienstende. Bei einer wie auch immer gearteten Tunnellösung, die für die Innenstadt dennoch optimaler sein könnte, währe dann bestimmt vor 10 bis 15 Jahren überhaupt nichts fertig. Die Möglichkeiten für die Schließung des Durchgangsverkehrs am Main- Untermainkai zwischen Alte Brücke und Untermainbrücke sehe ich weiterhin gegeben, auch ohne Tunnel.



  • FNP Original-Text:



    Neue Straßenbahn-Haltestellen sind an der Einmündung der Alten Gasse in die Konrad-Adenauer-Straße und am ehemaligen Bundesrechnungshof vorgesehen.



    Wird dabei der Verlauf der Alten Gasse so verändert, damit diese in die Konrad-Adenauer-Straße einmündet?

  • @ Golden Age:


    - bzgl. Riederwaldtunnel:
    Dieser hat ganz klar seine Berechtigung, gar keine Frage. Dort geht es aber auch um ganz andere Automassen. Letztlich wird dort auch nur ein autobahnnetz-bezogener Webfehler der Vergangenheit korrigiert. Hätte man von Anfang an eine Verbindung zur A 661 angestrebt, dann hätte man sicherlich nicht die Tunnelvariante gewählt, sondern sich für eine oberirdische Lösung entschieden, was wiederum die Folge gehabt hätte, dass das ganze Umfeld sich städtebaulich anders entwickelt hätte (weniger Wohnbebauung ... wobei auch schon jetzt diese Ecke nicht unbedingt dicht besiedelt ist)


    - zu deinem Vergleich mit M und HH:
    dieser Vergleich hinkt etwas, weil diese Städte nicht gut mit Frankfurt verglichen werden können. So hat zB München mehrere echte & besser ausgebaute Ringstrassen. Ferner hat wohl keine andere Stadt in Deutschland eine so hohe Arbeitsplatzdichte im Zentrum, wie Frankfurt. Und dieser Umstand wird weiter an Gewicht gewinnen, weil weiterhin entsprechende Projekte in der Innenstadt von Frankfurt vorangetrieben werden (weitere Bürohochhäuser & Nachverdichtung auch durch Wohn[hoch]häuser). Darüber hinaus hat der Ballungsraum Rhein-Main deutlich mehr Einwohner (unter der Einschränkung, dass man die Metropolregion HH in der Fläche etwas eingrenzt) und Frankfurt als dominierendes Zentrum steht deshalb in relativer Hinsicht unter einer deutlich höheren Belastung (das Argument, dass die Stadt klein genug ist um die Verkehrsströme anders zu leiten, greift deshalb nicht, ganz im Gegenteil, es ist eher ein Hindernis)
    Meine Ideallösung wäre ja auch eine autofreie Innenstadt, aber ein Stück weit muss man schon realistischer sein.


    - zur Tunnellösung:
    ich denke nicht, dass das mittelfristig kommen wird - jedenfalls kann ich mir nicht vorstellen, dass eine solche Lösung in den nächsten 20 Jahren realisiert werden kann. Man muss v.a. bedenken, dass Bund & Land Hessen sich an den Kosten wohl kaum oder zumindest nicht in ausreichender Höhe beteiligen würden ... und alleine kann das unter den gegenwärtigen finanziellen Bedingungen auch eine Stadt wie Frankfurt nicht schultern


    - zu den Ausweichstrecken wie zB Adickesallee:
    die sind zu den Stosszeiten schon hoffnungslos überlastet. Anders als zB der mittlere Ring in München (die man - anders als in FFM - wirklich als Stadtautobahn bezeichnen kann) kann hier der Verkehr selbst zur Nebenverkehrszeit nicht ungestört fließen, weil zuviele Kreuzungen/Ampeln den Verkehrsfluss stören.


    Letztendlich muss man wohl feststellen, dass das Strassennetz Frankfurts in den letzten Jahrzehnten nicht mit dessen wirtschaftlicher Entwicklung mitgehalten hat ... die Stadt steckt in strassenmäßiger Hinsicht in einem viel zu engen Korsett. Wir können froh sein, dass wenigstens der ÖPNV stetig ausgebaut wurde und so ein wenig entgegen gesteuert wurde.


    Ach übrigens, ich bin kein Autofreund, sondern überzeugter Radfahrer :)

  • Die Würde des Autos ist "antastbar"

    @ merlinammain:


    Ich bin auch Radfahrer und Autofreund, trotzdem denke ich, dass die Würde des Autos "antastbar" ist.


    - bzgl. Riederwaldtunnel:
    Eine Einengung der Berliner beseitigt ebenso Webfehler der Vergangenheit. Man stelle sich vor man hätte sich schon vor 50 Jahren für diese Variante entschieden. Es wäre einiges mehr möglich gewesen z.B. eine viel bessere Anbindung des verwaisten Bundesrechnungshofes, Aufwertung des städtebaulich unterirdischen Kleinmarkthalle-Umfelds, mehr Interesse an einem Aufleben der Neue Börse, usw, usw. Die Berliner war, ist und bleibt ein "psychologischer" Prellbock in der Stadt.


    - zu deinem Vergleich mit M und HH:
    München hat sehr wohl eine hohe Arbeitsplatzdichte in der Innenstadt (man beachte alleine die DAX Unternehmen Siemens, Münchner Rück, Allianz, usw usw) trotzdem schneidet man den Englischen Garten oder den Viktualienmarkt nicht mit Schnellstrassen vom Marienplatz ab. In Hamburg sind Alster, Rathaus und Einkaufsviertel als ein Ganzes erlebbar, ohne dass sie durch Stadtautobahnen zerfurcht werden (das ist übrigens auch ein großes Problem für Düsseldorf).


    Ein Wort zum Pendelverkehr im Frankfurter Raum: Dieser wird teilweise künstlich am Leben erhalten. Die Pro-Kopf Einkommen in Wiesbaden, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis oder im Rheingau gehören zu den höchsten in Deutschland und trotzdem werden sie per generöser Pendlerpauschale vom allgemeinen Steuerzahler (also auch den Frankfurter Fahrradfahrern) subventioniert. Das ist an Absurdität nicht mehr zu überbieten.


    - zur Tunnellösung:
    Da gehe ich konform. Es sollten keine unnötigen Gelder verschwendet werden, die an anderer Stelle viel wichtiger sind (z.B. an der Hauptwache, Konstablerwache und Bahnhofsvorplatz). Eine "kleine Lösung" mit mehr Überquerungen, kleineren Strassen und mehr Einbahnverkehr wäre aber schon ein Riesenschritt.


    - zu den Ausweichstrecken wie zB Adickesallee:
    Jetzt sollen die Nordendler auf dem Weg zum Güntersburgpark schon auf Ampeln verzichten damit der Verkehr nicht von den Anwohnern belästigt wird? Das wäre ja noch schöner. Andersrum fahren Frankfurter auch nicht quer durch die Bad Homburger Innenstadt um die Anwohner zu bevormunden. Die Stadt ist zu allererst für die Anwohner und Bürger da und nicht für den Pendelverkehr. Der ÖPNV ist auf einem ganz hohen Niveau im Rhein-Main Gebiet und wird trotzdem unter Wert benutzt. Da sind die Kapazitäten noch lange nicht ausgeschöpft.

  • Zu München: Die Stadt hat eine "Hauptstadtstruktur" mit breiten repräsentativen Straßen, die eine im Vergleich zu Frankfurt insgesamt weit weniger dicht besiedelte Stadt erschließen.
    Die großen Arbeitgeber liegen auch nicht direkt im Stadtzentrum sondern deutlich außerhalb - Neuperlach ist vom Zentrum so weit entfernt wie Eschborn von der Zeil, die Lage des BMW-Werks lässt sich mit dem Osthafen vergleichen.
    Was außerhalb des Mittleren Rings liegt ist eindeutig nicht mehr "Innenstadt".


    Der Englische Garten ist übrigens von zwei Hauptverkehrsstraßen durchschnitten.


    In Hamburg ist es halt der Bereich südlich von Ludwig-Ehrhard-/Willy-Brandt-Straße, der vom Rest der Altstadt abgeschnitten wurde. Und auch hier ist die Arbeitsplatzdichte zwischen Holstenwall und Steintorwall um einiges geringer als im entsprechenden Bereich Frankfurs. Allerdings ist die Verkehrssituation durch die Notwendigkeit nördlich der Elbe die Innenstadt zu queren mit Frankfurt vergleichbar und die Antwort der Stadtplaner war mit den genannten Straßen auch die Gleiche.

  • Zu München: Um vom Stachus zum Marienplatz und Odeonsplatz zu kommen, müssen keine Schnellstrassen überquert werden. Selbst der Zugang von der Residenz zum Englischen Garten ist großzügig untertunnelt und fußgängerfreundlich. Man fühlt sich eben nicht abgeschnitten, sondern wird relativ problemlos von einer Sehenswürdigkeit zur anderen geleitet. Übrigens wurde in München nur aufgrund eines Bürgerprotestes keine breite Schnellstrasse an die Stelle des Viktualienmarktes gebaut. So borniert war man in den 50er Jahren.


    Zu Hamburg: Entscheidend ist für mich, Innenalster (also Wasserufer) und Rathaus wie auch Einkaufsviertel haben einen fließenden Übergang und sind nicht voneinander abgetrennt. Genau diesen Fall haben wir aber in Frankfurt, wo Zeil und Mainufer oder Zeil und Römer sehr entscheidend voneinander "abgeschnürt" sind.

  • Über die Berliner Straße kann man vieles sagen, davon wird sicherlich vieles negativ sein. Aber nicht dass sie eine Stadtautobahn ist. Das ist nämlich schlicht falsch. Auf dem Weg von A nach B kommt einem in der Innenstadt nahezu jeder deutschen Großstadt eine vierspurige Straße in die Quere. Das Empfinden einer trennenden Wirkung ergibt sich bei der Berliner Straße eher durch die über weite Strecke undurchlässige Randbebauung, die nur wenige Nord-Süd-Verbindungen zulässt.

  • Man kann in einer Stadt wie Frankfurt, die ein internationales Banken- und Dienstleistungszentrum sein möchte, zugleich aber im Stadtgebiet selbst relativ wenig hochwertigen Wohnraum (insbesondere Einfamilienhäuser) bietet, nicht erwarten dass es in er Innenstadt wenig Verkehrsaufkommen gibt. Vorstände, Partner und andere Gutverdiener die gerne in einem Haus wohnen wollen, werden auch bei weiteren Einschränkungen kaum mit der Bahn aus dem Taunus nach Frankfurt einpendeln. Abgesehen von der Berliner Straße gibt es vom Römer bis zur Alten Oper ohnehin kaum Verkehrsbelastung.


    die Berliner Straße hat mE drei Probleme:
    1.) Wie von Schmittchen richtig beschrieben die kaum vorhandene Nord- Süddurchlässigkeit.


    2.) Die unattraktive Architektur. Und hier muss ich Schmittchen etwas widersprechen. Es kann und wird sicher keinen großflächigen Abriss auf einen Schlag geben, aber man könnte mit einem mittel- bis langfristigen Plan Stück für Stück vorgehen.


    3.) Es gibt westlich und östlich des Römers bisher auch kaum Gründe die Berliner zu queren. Wo kommt man denn da her? Aus den Nachkriegswohnvierteln entlang des Mains bzw. vom Bundesrechnungshof. Entweder man gestaltet diese Bereiche gleich mit um, oder es wird auch weiterhin keinen Nord-Südverkehr geben.


    Ich bezweifel allerdings dass wir in Frankfurt die Berliner als Einkaufsmeile brauchen (und warum sonst sollte man an dieser Straße entlang flanieren). Wichtiger wäre es die Kaiserstraße und das unmittelbare Gebiet um die Zeil attraktiver zu machen. Man darf nicht vergessen dass mit dem Einkaufszentrum an der Messe und dem Ausbau des MTZ ohnehin schon riesige Flächen hinzukommen.


    P.S: Man kann von der Pendlerpauschale halten was man will (ich sähe sie auch gerne abgeschafft), aber sie ist keine Subvention. Weder rechtlich noch sachlich.

  • Nächster Schritt: Bei einer für Dienstag, den 30. November, geplanten Veranstaltung wird der aktuelle Stand des Innenstadtkonzeptes gemeinsam mit Vertretern des Stadtplanungsamtes und des Büros "raumwerk" zur Diskussion gestellt. Außerdem können Anregungen gegeben, Kritik geäußert und eigene Vorstellungen und Visionen für eine attraktivere Innenstadt skizziert werden. Unter der E-Mail "mail@superurban.tv" kann man sich anmelden. Die Veranstaltung findet im "Basis" (Gutleutstraße 8-12) ab 20 Uhr statt (Quelle).