Alea 101 am Alexanderplatz [realisiert]

  • Und immer wieder das Vergleichsproblem... Man kann doch nur Gebäude mit gleichem geschichtlichen Kontext miteinander vergleichen wenn man ihnen schon das Prädikat besser und schlechter aufdrücken muss.


    Camondo, wie oft möchtest du mir noch vorwerfen, daß ich Äpfel mit Birnen vergleichen würde?


    Ich möchte Gebäude mit unterschiedlichem geschichtlichen Kontext NICHT vergleichen, aber ich möchte sie nach gleichen Kriterien bewerten. Das ist nicht das Gleiche, oder?


    Findest du es besser, wenn man bei der Bewertung von 80 jährigen Bauten und zeitgenössischen Bauten unterschiedliche Maßstäbe anlegt? Und warum sollte es überhaupt zulässig sein, unterschiedliche Maßstäbe anzulegen?

    was haben denn Alexander- und Berolinahaus mit den heutigen Kisten dort gemein?, nichts.


    Einspruch! sie haben sehr viel miteinander gemein. Sie befinden sich nämlich alle in unmittelbarer Nachbarschaft und bilden damit gemeinsam die architektonische Stadtlandschaft des Alexanderplatzes!

  • Einspruch! sie haben sehr viel miteinander gemein. Sie befinden sich nämlich alle in unmittelbarer Nachbarschaft und bilden damit gemeinsam die architektonische Stadtlandschaft des Alexanderplatzes!


    Ich bin jetzt auf Architektur-Fans Seite gewechselt. Behrensbauten, die Mitte und das Wall-Klo haben sehr viel gemein.


    Ich finde auch, daß manchmal zu sehr polemisiert wird gegen moderne Neubauten. Aber man hat hier doch auch die Feudalismusparanoiker, die einem den Schloßbau vermiesen wollen.


    Bei den Behrens-Bauten mußt du berücksichtigen, daß früher das Tietz-Warenhaus vor dem Berolinahaus stand. Daß die ganze Gegend viel historischer war. Ich empfinde die heutigen Behrens-Bauten übrigens ebenfalls als ein bißchen brachial. Das liegt aber eher am lichten Umfeld als an ihnen selbst.

  • [O.k. - gelöscht]



    Ich habe in den letzten beiden Beiträgen bereits versucht zu erklären, was mein Anliegen ist. Ich wiederhole:
    1) bei Neubauten wird in überzogener Weise Kritik geübt
    2) Gebäude mit unterschiedlichem geschichtlichem Kontext sollen NICHT verglichen, aber nach gleichen Kriterien bewerten werden.



    [O.k. - gelöscht]

  • Bei den Behrens-Bauten mußt du berücksichtigen, daß früher das Tietz-Warenhaus vor dem Berolinahaus stand. Daß die ganze Gegend viel historischer war.


    Wo er recht hat, da hat er recht. Gerade "früher" (d.h. eigentlich zu allen Zeiten bis auf die letzten Jahrzehnte) haben Architekten ihre Bauten immer stets im Kontext des Umfeldes gestaltet. Ist ja auch logisch, je nach Umfeld ist die Wirkung jeweils komplett anders - bis hin zu den städtebaulichen Sichtachsen.


    Und natürlich war ein Hineinkomponieren von puristischen Bauhaus-Solitären in ein gründerzeitliches Umfeld von der Wirkung gänzlich anders (gemeint) als umgekehrt die Bauhaus-Solitäre heutzutage wirken, inmitten noch viel zweckmäßigerer Nachkriegsarchitektur, die die Natursteinfassaden und Gesamtgestaltung dieser Bauhauswerke ironischerweise zu den individualistischsten und klassischsten Bauten des heutigen Alex machen.


    An dieser extrem unterschiedlichen Einordnung der selben Gebäude, jeweils im Kontext des gründerzeitlichen Berlins und des Nachkriegsberlins, lässt sich auch anschaulich die zunehmende gestalterische Verarmung (so empfinde ich dies zumindest wertend) der Architektur im Verlaufe des 20. Jahrhunderts nachvollziehen.

  • Eisber hat es gut auf den Punkt gebracht. Architekturfan: Diese Zeilen hatte ich wieder rausgenommen, nachdem ich deine Beiträge genauer gelesen hatte. In meinem Endbeitrag waren sie nicht mehr drin. Schade, daß du offenbar recht schnell meinen Beitrag geladen hattest. :)


    PS: Rote Laternen verteile ich nicht. Das machen andere gerne. Ich setze mich lieber innerhalb eines Threads mit anderen auseinander. :)

  • Mann Oh Mann, was man hier alle lesen muss auf der Suche nach harten Fakten. Ich habe das Gefühl, dass es in diesem Forum immer mehr um Meinungen, Spekulationen und Ideologie geht. Wird wohl Zeit, dass mal so richtig viele Gebäude in kurzer Zeit fertiggestellt werden, so dass jede Diskussion gleich wieder von den Berichten über eine neue Fertigstellung abgebrochen wird.....

  • ^wenn du an den oberen Seitenrand schaust wirst du dort lesen: Deutsches Architektur-Forum > Architektur, Städtebau und Bauwesen (usw.). Etwas darunter finden sich Begriffe wie "Community".


    Das ist einfach kein reiner Bauleistungsblog sondern ein Forum, welches sich mit Architektur und Städtebau schon dem Namen nach befasst. Siehe zB der Autor des Ostkreuzblogs, dessen WWW Blog man passiv folgen kann, wenn einen einfach nur eine Baudokumentation interessiert oder mit dem man hier im Forum aktiv diskutieren kann, im entsprechenden Thread über das Ostkreuz.


    Dass die User hier immer wieder diskutieren ist ein höchst erfreuliches Zeichen von Interesse, die allermeisten Foren im Internet dümpeln nämlich, gerade in Zeiten der "sozialen Netzwerke" nur vor sich hin und sind ziemlich "tot", hier beteiligen sich User mit Beiträgen in großer Zahl, was besseres kann einem Forum nicht passieren. Und lieber ab und zu "off-Topic", als "no-Topic" eines verwaisten Forums, wie es sie zu zigtausenden als "Zombies" im Netz zu finden gibt, deren Admins nur noch nicht "den Stecker gezogen" haben. Und eine lebendige, von Argumentation getragene, Diskussion über das - ja dennoch ganz konkrete - Baugeschehen am Alex ist genau das, was IMHO in solch ein Forum gehört.


    Internetforum: "Ein Internetforum (von lat. forum, Marktplatz), auch Webforum, Diskussionsforum, Computerforum, Online-Forum, oder Bulletin Board, ist ein virtueller Platz zum Austausch und zur Archivierung von Gedanken, Meinungen und Erfahrungen." (http://de.wikipedia.org/wiki/Internetforum)

  • AeG hat sich zu Lebzeiten recht intensiv mit der Geschichte des Berliner Mietshauses - u.a. auch mit den Bänden von Jonas Geist - auseinandergesetzt. Die Intention die er mit solchen Beiträgen verfolgte war es eine differenziertere Betrachtungsweise der damaligen Zeit zu geben ....


    In meinen ersten Beiträgen hier im Forum hatte ich als Liebhaber der Gründerzeithäuser auch mit ihm darüber diskutiert und mich später gewundert, dass er sich hier nie wieder zu Wort meldete. Verstorben zu sein ist natürlich ein guter Grund zu schweigen.

  • Ich bin der Meinung, dass mit dem Alea 101 wirklich ein Griff ins Klo gelungen ist. Man hat das Umfeld intellektuell nicht verstanden. Wie kann man bitte einen Bau wie das Cubix, der keinerlei Verankerung in der Gegend hat, zum Maßstab für einen Neubau nehmen? Unbegreiflich!!
    Ich gebe zu, dass die gesamte Ecke nicht einfach zu bebauen ist. Man hat gewachsene historische Strukturen und den DDR Städtebau. Diese beiden Eckpunkte sind zu berücksichtigen. Das Alea 101 macht gar nicht den Versuch sich an seinem Umfeld zu orientieren. Man nimmt zwar ein bisschen den Schwung vom Fernsehturm auf und macht damit mal wieder Luftbildarchitektur, die für den Passanten nicht erlebbar ist.
    Man muss feststellen, dass die DDR Bebauung einfach besser ist als das Alea und das Cubix. Sicherlich sind die Rathauspassagen ein Bau, der einer bestimmten Bauideologie verschrieben ist. Aber der Bau war eine Berliner Antwort auf das Umfeld. So orientierte man sich bei den Rathauspassagen sowohl am Rathaus als auch am Alexanderplatz. Das rote Mauerwerk passt optisch zum Rathaus und die Fenstergestaltung nimmt die moderne Bauweise des Alexanderplatzes mit seinen Behrensbauten auf. Das sind Qualitäten die dem damaligen Verständnis vom Bauen im Bestand nachkommen.
    Zwar hat man in der Nachwendephase alles unternommen, die Rathauspassagen durch die Umbauten und die Erstellung weiterer Gebäude wie das Parkhaus zu verschlimmbessern. Das betrifft die Abschneidung des Stadtinnenraumes und den gewollten Bruch bezüglich dem Passagentrakt.
    Beim Alea und beim Cubix sind hingegen keinerlei derartige Qualitäten zu erkennen. Weder passen sich die Bauten dem Umfeld an, noch formulieren sie eine Idee des Weiterdenkens über den Platz und sein Umfeld. Das Alea und der Cubix stellen austauschbare Renditebauten dar, die nach 20-30 Jahren wieder ersetzt werden (sollten) (hoffentlich).

  • Die Rathauspassagen verhalten sich meiner Meinung nach aber ganz und gar nicht so harmonisch gegenüber den historischen Bauten, bis auf der leichte Rot-Ton, mal ganz zu schweigen von dem Kahlschlag den die DDR durchgeführt hat in der Gegend. Allein schon die Höhe gegenüber dem Roten Rathaus empfinde ich als respektlos dem gegenüber wie z.b. hier gut zu sehen.


    Ansonsten stimme ich dir aber zu, ich bin auch kein großer Fan dieser zwei relativ banalen Bauten in meinen Augen. Hinsichtlich des Marienviertels und des Marx-Engels-Forum sehe ich diese zwei Bauten mit großer Sorge, da hier städtebaulich einige Schnellschüsse gestartet wurden, die man später bereuen könnte.

  • Das Problem ist nur, dass die Rathauspassagen einfach da sind. Und wir können davon ausgehen, dass sie dort noch Jahrzehnte stehen werden. Sie sind ein Prestigeprodukt des DDR Städtebaus. Sie entsprechen einer ganz bestimmten Bauvorstellung und sind einfach ein Produkt ihrer Zeit und einer bestimmten architektonischen und gesellschaftlichen Vorstellung. Natürlich kann man historischer bauen, nur geht dies am Thema vorbei. Das war nicht die Aufgabe die damals gefordert war.
    Wenn man dies zugrunde legt, dann sind die Rathauspassagen schon eine Paradebeispiel für Bauen im Bestand. Das ist kein Dutzendbau der DDR Zeit. Wir müssen davon ausgehen, wann die Dinger gebaut wurden. Es war eine völlig andere Zeit. Man wollte ja so eine Art sozialistische Unité d’Habitation schaffen. Unter diesen Voraussetzungen sind die Rathauspassagen schon ein interessanter Bau.
    Dieser Wille sich zu integrieren, den man bei den Rathauspassagen zweifelos feststellen kann, ist hingegen bei dem Alea und dem Cubix gar nicht vorhanden. Das bedeutet, dass man die Fehler in der Jetzt-Zeit gemacht hat. Weder das Alea noch das cubix sind Prestigebauten, noch stehen sie für irgendetwas. Das sind Renditebauten, die auch keinen bleibenden Wert darstellen. Das ist Architektur nach dem Motto: Ich brauch so und soviel qm. Mach mal!


    Rathausforums-Platten-Diskussion bitte dort weiterführen.
    Bato

  • Ich teile die ästhetische Kritik Batos (#256), nicht aber die Kritik von Kent, dass sich das Alea nicht an seine Umgebung anpassen würde. Seine Form lässt sich ja nur als Anpassung an zwei Bezugsgrößen in der unmittelbaren Umgebung verstehen: südlich an den Cubix (die Bezüge sind evident) und nördlich am Geschäftshaus mit der Commerzbank. Dieses ist ja gegenüber der Gontardstraße leicht verschoben und damit gleichsam auf den Fernsehturm gerichtet. Komplementär nun auch das Alea, dessen Drehhung ab der Büroebene diesen Winkel aufnimmt. Diese Verschiebung sorgt auch dafür, dass ein schöner Platzeindruck entstanden ist. (Zudem werden dadurch unterschiedliche Funktionen im Bau selbst voneinander abgegrenzet.) Aufgrund der radikalen Heterogenität der unmittelbaren Nachbargebäude (Bahnhof Alexanderplatz, Cubix, Geschäftshaus aus der Vorkriegszeit, Fenrsehturm) wüsste ich nicht, wie sich ein Bau noch weiter hätte der Umgebung anpassen können.

  • Besonders gefallen tut mir das Alea nicht. Während der schwarz gehaltene Sockel für mich absolut in Ordnung geht, wirkt der darüber befindliche, leicht versetzte helle Oberbau IMHO billig und unelegant. Das liegt m.E. an der sehr unvorteilhaften Fenstergestaltung. Die Fenster sehen m.E. aus, wie in jedem uninspiriertem 0815 Randstandort Büroneubau. Der Aufsatz hätte etwas abgerundet sein können, dass hätte dem Gebäude mehr Schwung gegeben.
    Auch hätte der Sockel 2-3 Stockwerke und der Aufbau 1 Etage höher sein können.
    Das hier von zahlreichen Teilnehmern gleich mit verdammte Cubix möchte ich hingegen ausdrücklich in Schutz nehmen.
    Die schön über Eck gezogene, hochwertige wirkende Glasfront und die sehr angenehm strenge Kontur des Gebäudes habe ich bisher bei keinem Kinoneubau am Stadtrand oder in Stadtteilkinos entdecken können.


    ... Verstorben zu sein ist natürlich ein guter Grund zu schweigen.


    ... eher ein tragischer, gerade in diesem Alter.

  • Was ich noch gerne am Alea sehen wollen würde wäre ein großflächiger LED Screen ähnlich wie beim Kudamm Eck. Würde der Ecke m.E. noch mehr City-Flair verleihen. Nachrichten, Werbung etc. könnten sich dabei abwechseln.

  • Hier ein Schnappschuss von heute. Inzwischen ist der "Würfel" vollständig von den Gerüsten befreit und die ersten goldenen Beschriftungen zieren die Fassade:


  • Ich finde, dieser Bau ist überhaupt nicht gelungen. Er passt sich der Umgebung an, dies ist allerdings nicht als Kompliment gemeint. Ein Investorenwürfel eben, nichts von Bestand und in 30 Jahren wohl wieder weg. In kann mit dieser Architektur einfach nichts mehr anfangen.

  • Ich finde ihn durchaus gelungen. Ich mag die verschiedenen Ausformungen entsprechend der unterschiedlichen Funktionen. Das passt. Und er passt prima in`s Umfeld. Ob der in 30 Jahren wieder abgerissen wird? Wer weiß. Man könnte auch behaupten, dass die Mall of Berlin in 30 Jahren abgerissen wird.

  • Von Nahem sieht der Bau okay aus, und ich bin insgesamt zufriedener als mit der verkorksten Eingangssituation der Mall of Berlin am Leipziger Platz.


    Besser sähe das Gebäude wohl aus, wenn man noch ein ebenfalls quadratisches Staffelgeschoß draufgesetzt hätte mit dem gleichen Design. Der Bau verträgt oben irgendwie noch mehr Differenzierung.


    Schlecht bzw. ziemlich suboptimal finde ich die Aufbauten von Ferne anzuschauen. Das ist ein richtiger Malus für das Gebäude, wie ich finde.

  • ^^Stimmt. Glänzen und blinken muss es in Berlin schon, sonst hat es keine Qualität. Hier nennt man das Weltstadtarchitektur.