Leipzig: Ärzte-Kompetenzzentrum am Simsonplatz (realisiert)

  • Leipzig: Ärzte-Kompetenzzentrum am Simsonplatz (realisiert)

    Aufgrund der außergewöhnlichen Architektur sowie der exponierten städtischen Lage möchte ich dem geplanten Lückenschluss am Simsonplatz gegenüber des Bundesverwaltungsgerichts gern ein eigenes Thema widmen (ist wahrscheinlich auch ein heißer Anwärter für den Leipziger Architekturpreis 2011). Als erstes ein kleiner Überblick zum geplanten Ärzte-Kompetenzzentrum:


    • Neubau Ärzte-Kompetenzzentrum auf dem brachliegenden Grundstück Lampestraße 1 ab März 2010.
    • Es entstehen Praxis- und Gewerbeflächen, in den beiden Obergeschossen hochwertige Penthouse-Wohnungen.
    • Bauherr: KSW/Leipzig
    • Architekt: Martin Faßauer/Leipzig
    • Lt. Investor wird bei der Außenfassade zum ersten Mal in Deutschland das Material Corian verwendet.
    • Die Verglasung soll eine leichte Verspiegelung enthalten, so dass sich das BVG und der jüngst freigelegte Pleißemühlgraben darin spiegeln werden.



    Der mit dem Entwurf beauftragte Architekt, Martin Faßauer, war so freunlich und sandte mir folgende Visualisierungen zu.


    Lückenschluss Lampestraße 1.



    So stellt sich die Situation gegenwärtig mit dem vor kurzem sanierten Eckgebäude Harkortstraße 6 dar. Die Bewohner im Haus hinter der Brache werden jetzt wahrscheinlich ganz schön bröckeln, weil sie nächstes Jahr vom Balkon aus keine Sicht mehr in die Innenstadt genießen können und es dann noch weniger Licht (Nordseite) geben wird.

    Foto: Lipsius



    Visualisierung mit dem Altbau Harkortstraße 6, zudem es gleich noch ausführlicher werden wird.




    Selbiger Bauherr, die KSW, hat vor kurzem auch die Harkortstraße 6 daneben saniert. Das Gebäude wurde im WK II teilzerstört. Auf der Brache des zerstörten Teils entsteht jetzt das Ärzte-Kompetenzzentrum. Zur Verdeutlichung noch einmal eine bildliche Dokumentation der Harkortstraße 6.


    Harkortstraße 6/Lampestraße 1 vor dem Krieg

    Foto: lipsikon.de



    Harkortstraße 6 teilzerstört und im verfallenen Zustand im Jahr 2006

    Foto: leipziger



    Harkortstraße 6 nach der Notsicherung im Jahr 2007

    Foto: leipziger



    Harkortstraße 6 nach der Sanierung durch die KSW. Die historische Rekonstruktion des Daches, gerade an dieser städtebaulich markanten Ecke, könnte vorbildlicher kaum sein.

    Foto: leipziger





    Nun aber weitere Bilder zum Neubau:


    Der historische Knick wird mit Vor- und Rückspringen der Fassade wieder herausgearbeitet.





    Ein Blick von oben in die Räumlichkeiten. Am oberen Rand der freigelegte Pleißemühlgraben mit neu gestaltetem Mendelssohn-Ufer




    Beachtenswert: Selbst die Rückseite in den geschlossenen Innenhof macht einen hochwertigen Eindruck.



    Zum Schluss noch eine Visualsierung bei Nacht

    Visualisierungen: Martin Faßauer / Bürogemeinschaft Baukomplex




    Martin Faßauer hat zur Architektur und Nutzung des künftigen Neubaus mir noch ausführlichere Infos zukommen lassen, die ebenfalls für die Veröffentlichung gedacht sind. Vielen Dank.


  • Meiner Meinung nach ein interessanter Entwurf, der sich dabei aber überhaupt nicht einzufügen vermag. An dieser Stelle überhaupt nicht zu begrüssen. Schade, ein zurückhaltener Entwurf wäre hier mehr gewesen, gerade wegen dem tollen Eckbau.

  • Außer der Traufhöhe nimmt dieser Entwurf so ungefähr gar nichts von der umgebenden Bebauung auf. Das im Text als hochwertig beschriebene Fassadenmaterial wirkt zumindest auf den Renderings ebenso 70's-Retro wie die ganze Fassadengliederung, die an brutalistische Entwürfe erinnert. Die Rückseite an die Vorderseite zu verfrachten wäre aus städtebaulicher Sicht empfehlenswert, da der dort zu sehende "Turm" dann wenigstens noch ansatzweise als postmodernes Zitat eines gründerzeitlichen Erkers rüberkäme.


    Für mich – zumindest nach dem, was gegenwärtig zu sehen ist – einer der übelsten Neubauten (bzw. Neubauplanungen) der letzten Jahre in Leipzig. An so einer prominenten Stelle noch mehr zu bedauern.

  • als erstes ein kompliment an cowboy für die hervorragende thread-eröffnung.


    zum projekt:


    ein anderer bauherr/eine andere stadt - und die altbauruine wäre abgerissen und das gesamte grundstück mit einem baukörper mit üblicher fassadenrasterung bebaut worden. das sollte man nie aus den augen verlieren.
    statt dessen wurde der altbau denkmalgerecht saniert und erhält ein modernes pendant. die erläuterungen des architekten bezüglich der verglasung und des fassadenmaterials sind logisch begründet und machen deutlich, dass es sich dabei keineswegs um effekthascherei handelt.
    es sei rma unbenommen, sich den fahrstuhlschacht an die vorderseite verfachtet zu wünschen. ich halte die vom architekten gefundene lösung, den stumpfen winkel des gebäudeknicks zu inszenieren, für weitaus durchdachter, eleganter und origineller.


    vergleicht man das projekt mit der situation von 2006 oder anderen ärztehäusern, kann die geäusserte kritik eigentlich nur in anerkennung umschlagen.

  • Dem ist eigentlich nichts hinzu zu fügen. Ich begrüße den Entwurf außerordentlich und hoffe, daß er möglichst ohne Abstriche umgesetzt wird. Die finden während der Bauphase augrund unvorhergesehener Kostenerhöhungen ja gern einmal statt.
    Besonders reizvoll finde ich gerade den interessanten Kontrast zwischen dem Gründerzeit-Eckhaus und der modernen Fassade - diese Brüche sind ein Wesensmerkmal der Leipziger Stadtarchitektur.


    Überhaupt bin ich immer wieder sehr angetan von den Fasshauer-Entwürfen, die allesamt moderne Architektur in einer sehr wertige Form bringen und eine innovative Formensprache aufweisen. Hier sei nur auf das geplante Ärztehaus am Westplatz hingewiesen - ein ähnlich mutiger Entwurf. Fasshauer hat bereits in Jena mit dem Bau der Privatvilla Schneider hervorragend gezeigt, wie gute Architektur heute aussehen muss.

  • ich stimme wolfsheim und dj tinitus zu. auf mich wirkt der geplante neubau auch gelungen. die historischen bezüge stimmen, und die moderne gestaltung wirkt auch weder zu übertrieben, und ängstlich und billig. den aufzug auf die straßenfront zu verlegen wäre für mich absolut unpassend, da es die straßenflucht zerstören würde, und die umliegenden gebäude auch keine dominanten erker aufweisen, also totaler humbug. und ich denke auch, dass sich der neubau an dieser stelle genausogut einpassen wird, wie jener in der straße des 17. juni. der ebenfalls weder erker noch sonstige historisierende elemente besitzt, und überwiegend von seiner homogänität und dem spiel von reflexionen lebt.

  • der neubau wird die luecke de kleinen quartiers schliessen ohne sie zu sprengen. eine neu-interpretation die der nutzung angemessen ist.


    die architektur der jahrhundertwende wird wohl auch in zukunft das stadtbild praegen. trotzdem geben solche projekte hoffnung auf eine qualitative aufwertung der architektur der stadt ohne ihr die identitaet zu nehmen. auch wenn manche immer noch nicht begriffen haben dass es mittlerwile 2009 ist, so ist zu hoffen dass der neubau, neben der KPMG, wirkung auf die umgebung hat - vor allem in der harkortstr. zwischen 17. juni und riemannstr.


    mit den gegenwaertigen neubau-projekten und planungen in der stadt geht es voran, in leipzig.

  • Das Gebäude ist insofern der Bedeutung des Platzes angemessen, als dass es mit der innovativen Ecklösung, der Fassade und den verwendeten Materialien eine absolute Ausnahme in Leipzig darstellt. Es ist weiterhin korrekt, dass gefühlte 90% der bisherigen Ärztehausneubauten seit der Wende in Leipzig von absolut miesester Qualität sind. Eigentlich kann das Projekt (Teilreko Harkortstraße 6, Neubau Lampestraße 1) stellvertretend für die grundlegende Herangehensweise in Leipzig gesehen werden: hochwertige Altbausanierungen mit Wiederherstellung selbst kleinster Details, dagegen aber auch pragmatische Neubaulösungen, d.h. der weitgehende Verzicht auf historisierende Neubauten.


    Um noch einmal das wiederholt erwähnte KPMG-Gebäude in Erinnerung zu rufen:



    ein weiteres Bild


    auch bei diesem Gebäude gab es wohl vor der Erbauung Diskussionen, inzwischen gilt es als einer der besten Neubauten in Leipzig seit der Wende. Wenn nur die Hälfte aller Neubauten die Qualität des KPMG-Gebäudes oder des Ärztehauses erreichen würde, wäre schon viel gewonnen.

  • Edit: Überschnitten mit Dases Beitrag


    An das KPMG-Gebäude habe ich bei diesem Projekt auch als erstes gedacht. Dort ist es den Architekten Schneider+Schumacher aus Frankfurt m.E. ebenso gelungen, die historische Ecksituation unter Bezug einer modernen Glasfassade, worin sich die umgebenden Altbauten eindrucksvoll spiegeln, exakt wieder aufzunehmen. Ich könnte mir vorstellen, dass mit dem Ärzte-Zentrum dieses Ergebnis sogar übertroffen wird. Aber das werden wir erst sehen, wenn's fertig ist.


    Auf die in den Visualisierungen zu sehende Farbe der Fassade würde ich erst einmal nicht viel geben. DaseBLN hat uns an anderer Stelle bereits geschrieben, dass die meisten von Corian empfohlenen Farben strukturiert sind. Dass auf den Visualisierungen allerdings die Farben der Fassaden beider vom Investor realisierten Objekte gleich aussehen, könnte wiederum ein Indiz dafür sein, dass die Farbe des Ärztezentrums denen des Altbaus angepasst wird - also dunkler und strukturierter ausfallen wird.



    Zitat von WolfsheimJena

    Überhaupt bin ich immer wieder sehr angetan von den Fasshauer-Entwürfen, die allesamt moderne Architektur in einer sehr wertige Form bringen und eine innovative Formensprache aufweisen. Hier sei nur auf das geplante Ärztehaus am Westplatz hingewiesen


    Die Entwürfe von M. Faßauer empfinde ich auch allesamt sehr eigenständig und ansprechend. Wenn mich nicht alles täuscht, hat er selbst sein Büro in einem nichtssagenden Nachwendebau in Plagwitz untergebracht. Vielleicht animiert ihn das ja gerade, seine Entwürfe besonders kreativ zu gestalten.


    Was das Ärztehaus am Waldplatz betrifft, so hörte ich es im Blätterwald rauschen, dass ein Baubeginn für spätestens Anfang 2011 angestrebt sei. Aber vieles ist wohl noch nicht in trockenen Tüchern. Wenn's dazu konkreter wird, kann dieses Projekt - dann bei geändertem Strangtitel natürlich - ebenso hier dokumentiert werden. Vorerst aber in diesem Thread bitte nur zum Bauvorhaben am Simsonplatz posten, oder in einen anderen Strang ausweichen.

  • ...und noch eine Querschnitt zwischen Harkortstraße und Reichsgericht. Aufgenommen von der Haltestelle Neues Rathaus, Karl-Tauchnitz-Straße.



    Am rechten Gebäude, wo künftigt das neue Ärztehaus stehen wird, hängt bereits eine große Plane mit dem künftigen Aussehen des Gebäudes.

  • Ich denke auf dem letzten Foto erkennt man gut, warum der neue Entwurf nicht ganz überzeugt:
    Die gesamte Platzrandbebauung ist mehr vertikal strukturiert, mit Betonung der Ecken z.B. am Wiederaufbau Harkort6 auch als Antwort auf die stark vertikalen Elemente des BVG.


    Der Platz selbst lutscht sich zwar zur Lampestrasse etwas um die Ecke, aber warum das neue Gebäude auch so um die Ecke gelutscht wird, verstehe ich nicht.


    Für sich genommen finde ich die Fassade nicht schlecht.


    Aber wie gesagt, diese stark horizontale Bänderung mit dem Um-die-Ecke-lutschen finde ich hier völlig deplaziert, um nicht zu sagen, 60er-Jahre-Sparkassen-mässig ;) .

  • also das sehe ich ja als sehr an den haaren herbeigezogen, die betonung der sonstigen gebäude sei überwiegend vertikal. genauso gut kann ich auch das gegenteil behaupten, da offensichtlich abgesehn vom bundesverwaltungsgericht alle anderen dortigen bauten ebenfalls starke horizontale elemente besitzen. guck dir allein mal am linken bildrand das gebäude der polizei an ^^ :Nieder:

  • ^ cxfahrer (Herzlich willkommen im Forum) meinte sicherlich die Strukturierung der Fenster, womit er auch vollkommen Recht hat. Aber wie du korrekt feststellst, haben Landgericht (nicht Polizeigebäude), aber selbst die Harkort 6 oder das Reichsgericht auch starke horizontale Gliederungen, die vom Neubau aufgenommen und weitergeführt werden. Die sollte man nicht unter den Tisch fallen lassen. Nicht jede horizontale Gliederung entspricht gleich einer Sparkasse aus den 60ern...

  • Nagut dann nennen wir es halt klassische Lochfassade :rolleyes:.


    Sieht trotzdem wie eine 60er Jahre Sparkasse in Klein-Kleckersdorf aus, ich kenn mich da aus. Es hat an dieser Stelle städtebaulich nichts verloren.


    Der Vergleich mit dem eleganten KPMG Gebäude (welches ja nu auch eine parasitäre Fassade hat) ist ja wohl an den Haaren herbeigezogen.


    Ich verlange ja garkeine Keksrolle als vertikales Element, aber etwas weniger gelutscht und glotzend wäre erträglicher.


    just my2ct

  • ^ Das KPMG-Gebäude ähnelt nach gängigen Kriterien keineswegs der umgebenden Bebauung, hat keine klassische Loch- sondern eine Glasfassade und setzt von den Seiten her eher in der Horizontalen als der Vertikalen Akzente. Das Gebäude entspricht also den hier angewandten Kritikpunkten - komischweise finden das Gebäude (fast) alle gut. Die Ähnlichkeit mit 60er-Jahre Sparkassen kannst du uns ruhig noch einmal näher erläutern (ein "ich kenn mich da aus" ist da ein wenig mager), außer der horizontalen Betonung fällt mir da leider keiner auf. Ich denke da an eine glatte Fassade ohne Versprünge, extrem verspiegelte Fenster und braune pseudoornamentierte Fassadenplatten. Anders gefragt: was außer einer Vollreko (die von Investor und Stadt augenscheinlich nicht gewünscht war) wäre für dich an dieser Stelle städtebaulich akzeptabel?


    Im übrigen ist es mir trotz größter Bemühungen bisher noch nie gelungen, Dinge eckig zu lutschen :lach:

    Einmal editiert, zuletzt von DaseBLN ()

  • @ cxfahrer
    "Sieht trotzdem wie eine 60er Jahre Sparkasse in Klein-Kleckersdorf aus, ich kenn mich da aus. Es hat an dieser Stelle städtebaulich nichts verloren." > da musst du schon mal ein beispiel bringen sonst verliert das argument hier nur - was ist eine 60er jahre sparkasse in klein-kleckersdorf und was beudeutet "das neue Gebäude auch so um die Ecke gelutscht".


    es geht dir um den stadtebau oder das gebaude?


    durch die "anpassung" der traufhoehen und der kompakten schliessung des blocks laesst sich einigen machen mit einer fassade ohne das es den staedtebaulichen aspekt beintraechtigt. das ist bei der KPMG genau so. besonders der kontrast zum aelteren gebaeude in der muenzgasse ist stark aber nicht unangenehm - eher spannend.

  • Der Vergleich mit der Sparkasse aus den 60ern hinkt insofern, als es sich dabei praktisch immer um minderwertigste Stangenarchitektur handelt. Das ist hier sicher nicht der Fall.


    Was jedoch den städtebaulichen Aspekt angeht, so kann ich die Kritik von cxfahrer schon nachvollziehen. Wenn ich hier Aussagen lese wie "interessanter Kontrast" und "Bruch", so weiß ich nicht, wie ich *das* mit Städtebau in Verbindung bringen soll. Es mag eine Eigenschaft von dem sein, was wir unter "internationalen Stil" subsumieren, sicher aber nicht, wie man eine Stadt gestaltet.


    Vielleicht vom Bildermuseum mal abgesehen, hat Leipzig nach Berlin wahrscheinlich die besten Neubauten der letzten 20 Jahre in einer deutschen Stadt zu bieten, die gerade letzteres leisten, nämlich trotz einer nicht ansatzweise historisierenden Architektur in ein überwiegend historisches Umfeld zu passen. Somit verstehe ich nicht ganz, wieso an so prominenter Stelle nicht erlaubt sein sollte, auch hier letzteres einzufordern. Dass der Bruch ein Charakteristikum "Leipziger Architektur" sein sollte, was auch immer das sein mag, ist mir ebenfalls bis dato verborgen geblieben.

  • nun, wie gut modernes ein überwiegend historisches umfeld ergänzen kann, zeigen doch am platz bereits die wellig gestaltete grünanlage (in #10 ansatzweise zu erkennen) und das neue mendelsohn-ufer direkt vor dem geplanten bau. beide werden an sommertagen hervorragend angenommen. nicht weil oder trotz sie kontraste erzeugen, sondern aufgrund ihrer eigenen qualität und originalität.
    nach fertigstellung wird sich der neubau meines erachtens wie selbstverständlich in dieses platzgefüge einordnen und es gleichzeitig um einen eigenen akzent bereichern.

  • Nun gebe ich auch mal geschwind meinen Senf dazu. Zunächst einmal freue ich mich, dass von der KSW das Eckgebäude Harkortstraße 6 so vorbildlich saniert worden ist. Daneben ist es ebenso begrüßenswert, dass die Lücke nun geschlossen wird.


    Der Entwurf hierzu ist sicher interessant. Abzuwarten bleibt allerdings, wie sich das ganze mit besagtem neuem Material in Realität darstellen wird, vor allen Dingen auch in Hinblick inwieweit Material und Fassade die Fähigkeit besitzen in Würde zu altern, d.h. auch über mehrere Jahre und Jahrzehnte hinweg ein gewisses ästhetisches Niveau halten zu können.


    Wenn ich mir die Visualisierung in Beitrag #1 ansehe, so scheint es mir, dass sich die rechts angrenzenden Neubauten aus den 90ern besser in das Platzensemble einzufügen.


    Den Neubau des Ärztehauses nehme ich hingegen als Fremdkörper innerhalb der Nachbarbebauung war. Dies scheint aber auch beabsichtigt und gewünscht zu sein ("interessanter Kontrast", "Bruch" etc.).


    Alles in allem überwiegt dennoch die Freude über die gelungene Sanierung/Teilrekonstruktion des Eckgebäudes Harkortstraße und ebenso über den notwendigen Lückenschluss
    !

  • Mir geht es zunächst um die städtebauliche Komponente, wie RMA ja bereits ausgeführt hat. Architektur findet in der Stadt immer im Zusammenhang statt.
    In der Tat haben sich die meisten im Blockzusammenhang entstandenen Neubauten überraschend gut in die historische Substanz eingefügt, ohne lediglich den "Kontrast" überzubeanspruchen (mir fallen da ja gleich wieder schlechte Beispiele wie der intersport in der Hainstrasse ein).


    Der Begriff Sparkassenarchitektur steht für eine protzig dimensionslose Moderne im Sparformat, die sich v.A. in Kleinstädten breitmachte. Das traurige dabei war, dass durch diese Bauten städtebaulich viel Schaden angerichtet wurde. Platzräume wurden zerstört usw..alles etwas, was im Osten erst Ende der 90er wirklich begann und noch weitergeht (Altenburg)...(ich komme aus der Provinz BaWü´s)


    Dimensionslos hier: die extreme, durch die geschossweise Überlagerung der Ecke betonte Bänderung. Die perspektivisch auslaufenden Enden betonen das noch.


    Protzig: Die Eckbetonung mit dieser Überlagerung, wenn ich mir das so mit echtem Schatten und Teilspiegelung vorstelle, dann tut sich das alles ganz schön wichtig.


    Für ein freistehendes Gebäude wäre dies Fassadenthema ganz ok. So als Verwatungsgebäude einer kleinen Fabrik zB. im Gewerbepark, wo man von weitem schon auf sich aufmerksam machen will.
    Aber an diesem prominenten Platz?
    Bei aller Dankbarkeit für die Sanierung. Da lebe ich lieber mit einer Lücke. Davon gibts eh so viele hier...


    Ein Vergleich mit der Platzgestaltung hinkt, weil:
    1. die Platzgestaltung ist räumlich bis auf Fr. Wandelts blaue Leuchten (und die waren SEHR umstritten) kaum wahrnehmbar.
    2. es wurde quälend lange jedes Detail der Platzgestaltung durch alle Gremien gekaut, jeder städtebauliche Bezug abgeklopft...hat das Herr Fasshauer etwa auch durchmachen müssen? Ich glaube seit LD fort ist, muss man das hier nicht mehr.