Der Altstadt-Salon

  • Laut FAZ vom 9.2.2018 ist ein Streit entbrannt ist, wer die Väter des Dom Römer-Projekts sind. Es gibt ein Kopf an Kopf Rennen zwischen BFF und Junger Union. Die FAZ rühmt sich jetzt auch maßgeblich beteiligt gewesen zu sein.


    Gefühlsmäßig würde ich die BFF vorne sehen.


    Fest steht, dass es Herr Feldmann NICHT war.

  • Haben wir denselben Artikel gelesen? Matthias Alexander kommt in der FAZ zu dem eindeutigen Ergebnis, dass der damalige Bauingenieurstudent Dominik Mangelmann nicht nur die Idee hatte, sondern sie auch von Anfang mit konkreten Unterlagen anschaulich machen konnte. In die Stadtpolitik gelangte der Vorschlag damals über die Junge Union und deren Vorsitzenden Wolff Holtz, einem Bekannten von Mangelmann.

  • Am 12.2.2018 ist im Feuilleton der FAZ ein Artikel des Architekturkritikers und Feuilleton-Chefs (Co-Head) Niklas Maak erschienen.


    Der Titel lautet der Bauch von Frankfurt, vermutlich eine Anspielung auf den Zola-Roma "Der Bauch von Paris" der hauptsächlich in "Les Halles" spielt.


    Ich denke es ist ein Versuch des Feuilletons sich zumindest halbwegs positiv mit dem ungeliebten Thema Rekonstruktionen auseindanderzusetzten. Es scheint doch etwas zu nagen, dass das Projekt ein Erfolg zu werden scheint und sogar im Kostenrahmen blieb.


    Der Artikel ist nicht durchwegs ablehnend, aber es kommen die Verweise auf die hohen Kosten (200 Mio. Euro), Disneyland, hohe Mieten im Umland, Altstadt war früher ein Slum, eng und arm. Er verweist weiterhin darauf, dass die Metzger früher das Blut durch die Gassen gespült haben. Eine Anspielung auf "Les Halles" Es soll wohl die Veganer gruseln....


    Es ist richtig, dass die Altstadt vor dem Krieg eher prekär geprägt war. Das war sie übrigens auch in meiner Geburtsstadt Karlstadt am Main. Aber jetzt wohnt dort seit 20 Jahren die obere Mittelklasse in sanierten Altbauten. Zeiten ändern sich eben.


    Es ist auch richtig, dass in Frankfurt Wohnungen fehlen und die Mieten und Kaufpreise zu hoch sind. Das hat viele Gründe. Einer davon ist, dass es in Frankfurt wenig Platz gibt, da die Stadt durch Wald Grüngürtel, Nachbargemeinden und Autobahnen eingehegt ist. Es liegt aber sich nicht am Dom Römer Projekt.


    Zu den Rekonstruktionen muss ich sagen, dass ich befangen bin. Ich bin ja ein klarer Befürworter von Rekos. Er hat über Le Corbusier promoviert. Was soll ich sagen. In einem Club sagt man, dass ein gute DJ die Leute auf die Tanzfläche holt und umgekehrt.


    Wo treffen sich die Leute gerne in Frankfurt? Es sind sicher nicht die Konstablerwache oder die Berliner Straße, sondern Opernplatz, Römer und Schweizer Straße. Warum? Weil sie großzügig angelegt sind und von schönen zeitlosen Gebäuden eingerahmt.

    Einmal editiert, zuletzt von frank353 () aus folgendem Grund: Blutzitat vergessen

  • In der Fachzeitung "Immobilien-Zeitung" steht ein aktueller Artikel über die Altstadt Titel: "Frankfurt kommt nach Hause"


    http://www.immobilien-zeitung.…rankfurt-kommt-nach-hause


    Der Artikel ist mit freundlicher Grundhaltung, lobend, positiv.




    Wenn ich mir aber einige Passagen mehrfach durchlese, dann könnte man meinen, da steckt eine subtile Ironie dahinter.


    Im letzten Absatz des Artikels schliesst der Autor wie folgt:
    Frankfurt mache einen "Maßstabssprung" - und zwar zurück.
    Man merke jetzt, dass Ffm. mit Städten wie "Mainz, Miltenberg oder Gelnhausen" mehr gemein habe als mit "New York oder Chicago".



    Ich kommentiere das nicht.
    Aber man sieht: Lob und Häme können sich verdammt nahe kommen.

    Einmal editiert, zuletzt von m.Ro80 ()

  • Haben wir denselben Artikel gelesen? Matthias Alexander kommt in der FAZ zu dem eindeutigen Ergebnis, dass der damalige Bauingenieurstudent Dominik Mangelmann nicht nur die Idee hatte, sondern sie auch von Anfang mit konkreten Unterlagen anschaulich machen konnte. In die Stadtpolitik gelangte der Vorschlag damals über die Junge Union und deren Vorsitzenden Wolff Holtz, einem Bekannten von Mangelmann.


    Ich kann bestätigen, dass der damalige Bauingenieurstudent (seit einigen Jahren Dipl.-Bauingenieur und Zertifizierter Tragwerksplaner in der Denkmalpflege) im November 2004 in der FAZ den Artikel über den Abriss des Technischen Rathauses gelesen hat (in einer Ausgabe, die als Probeabo in der Offenbacher Fußgängerzone verteilt wurde) und daraus die Idee entwickelt. Für die Bezirksvorstandssitzung der Jungen Union Rhein-Main Anfang Dezember 2004 (ich glaube, es war der 4.12.) hat er dann auf einem Plan, den er aus der Wettbewerbsbroschüre für den Bau der Schirn herauskopiert hat, mit Bleistift den Grundriss der Häuser eingezeichnet, die rekonstruiert werden könnten. Da dies auf großes Interesse stieß, musste diese Planung optisch besser dargestellt werden. Also ging der damalige Bauingenieurstudent ins Stadtarchiv und ins Historische Museum und entwickelte mit alten Plänen und Fotos eine 3D-CAD-Planung, die teilweise bis in die detaillierte Darstellung der Kragsteine ging, mit allen möglichen konstruktive Untersuchungen.


    Es darf auch nicht unerwähnt bleiben, dass nach einigen Vorgesprächen im politischen Raum dann im Herbst 2005 Bilder dieses CAD-Modells von ihm in diesem Forum hier gepostet wurden und diese Bilder dann von einem Redakteur der FNP veröffentlicht wurden. Damit war dann auch der öffentliche Anstoß für die Diskussion losgetreten.


    Leider wurde in der Folge alles andere als sachlich diskutiert, der Bauingenieurstudent von vielen Architekten als Spinner öffentlich diffamiert. Einige dieser Architekten haben dann aber gleichzeitig sehr viel Geld an dieser "blödsinnigen" Idee verdient. Dabei möchte ich aber mal eindeutig Herrn Jourdan ausnehmen, der zwar auch erklärter Gegner des Projektes war, aber seine Mitarbeit an diesem eindeutig durch seinen herausragenden Sachverstand und bewundernswertes Detailwissen zu Baugeschichte allgemein und Fachwerkbau im Speziellen begründet ist.


    Leider wurde auch noch in einer Ausschusssitzung im Februar 2017 eine dringend notwendige Korrektur der Konstruktion des Roten Hauses durch die Stadtverordneten abgelehnt, die dieser Bauingenieur bereits drei Jahre zuvor angemahnt hatte und die in dieser Ausschusssitzung dann von Prof. Jourdan als richtig begründet wurde. Man scheute die leider durch Nichtanerkennen der Fehler in der Planung seitens der ursprünglich verantwortlichen Architektin und Verzögerung bzw. dann Ablehnung einer frühzeitigeren Korrektur ihrerseits dann entstandenen Mehrkosten.


    So bleibt leider bei aller Schönheit des Erreichten die Wehmut über die vermeidbaren groben Konstruktionsfehler, die es dort gibt.


    Im Übrigen finde ich es falsch, Spolien aus anderen Häusern dort einzubauen. Gerade die Bögen von Saalgasse 29, die nun in Markt 40 verbaut wurden, wären besser in der Nähe des Historischen Museums, wo sie auch herstammten. Die Kragsteine von Markt 7 sind jedoch tatsächlich aus dem Gebäude. Denn das Erdgeschoss wurden 1885 umgebaut und die inneren beiden der insgesamt 4 Kragsteine ausgebaut und im Historischen Museum eingelagert. nun sitzen diese zwar nicht mehr innen, sondern an der Stelle, an der die anderen beiden waren.

  • Also wenn ich diesem damaligen Bauingenieurstudenten mal begegnen sollte, am besten in der Altstadt, dann lade ich ihn auf ein Kaltgetränk auf dem Hühnermarkt ein. Das hat er sich nämlich verdient. Das als völlig unsachlichen, aber notwendigen Einwurf.

  • Welche Funktion hat die rotgestrichene Klappe am Roten Haus am Markt genau? Ist es ein Vor-Vordach oder hat es eine andere Funktion?



    Bildrechte abgelaufen


    Auf den Originalbildern ist das Objekt verschindelt. Ich Glaube maßgeblich für die Wiederherstellung ist der Zustand 1939. Vielleicht war sie später rot gestrichen oider wird noch verschindelt. Bei Regen sicher ungünstig.

  • Die Antwort habe ich nicht, aber ich möchte auf dieses Bild hinweisen, dass etwas deutlicher zeigt, was unter dem Dächlein war.
    Dort, wo im obigen Bild der Karren parkt, ist der Bodenbelag anders und der Bereich ist mit zwei Geländern gesichert. Evtl. war hier ein (normalerweise abgedeckter) Einstieg in einen Keller vorhanden, der vor Regen geschützt werden sollte.

  • Klingt plausibel. Die offene Gaube über dem "Dächlein" muss ja auch einen Sinn haben. Vielleicht war dort früher ein Flaschenzug angebracht.


    Das Dächlein wird noch gedeckt werden. Das sieht man auch auf den Projektskizzen.

  • Ich meine, man könnte auf dem Bild unter dem Dächlein die Umlenkrolle eines Flaschenzugs erkennen. Also entweder war es ein Kellereingang oder einfach eine historische Ladebucht für Handkarren.



    Quelle: Bildrechte abgelaufen


    Was sagen die Ingenieure und Bauingenieure zu meiner Theorie?

  • Zwar weder Ingenieur noch Bauingenieur, habe ich aber diese Bild im Pdf "Dokumentation Altstadt" des Stadtplanungsamtes gefunden. Mir scheint es die Ansicht von innen zu sein:



    Wenn es sich um einen Metzgerladen handelt, wäre es eine Vermutung, dass es möglicherweise eine Vorrichtung ist, um ein geschlachtetes Tier aufzuhängen, sei es zum Ausbluten oder Zerteilen.

  • Das Bild ^^ zeigt ja eindeutig, dass unter dem Wetterdach (einer sogenannten "Schöppe") der Eingang zum Keller war, wie Baufrosch vermutete. Die offene Dachgaube sollte wahrscheinlich für Licht unter dem Haus sorgen.


    Die Schöppen sollten Kunden vor dem Regen schützen.

    Einmal editiert, zuletzt von frank353 () aus folgendem Grund: Ergänzung: Schöppe; Quelle: Dreyse-Studie

  • Je öfter ich das "rote" Haus Braubachstraße 24 in der Webcam sehe, desto weniger gefällt es mir. Vom Dom aus gesehen (zugegebenermaßen nicht die gängigste Perspektive, um ein Haus zu beurteilen) wirkt es wie ein x-beliebiger Neubau.


    Vor allem die moderne Dachgestaltung und die rückseitige Blechverkleidung stören mich.


    Auf den Renderings der Architekten wird das Blech nicht gezeigt und die rückseitigen Dachgauben Richtung Main wirken auf den Entwürfen auch mehr zurückgenommen und in das Dach integriert, als in der Bausausführung.


    Schwach ausgefallen ist auch die quadratische Miniflachdachlösung hinten. Wenn schon Flachdach, dann als Dachterasse.



    Quelle: Baustelle Dom Römer Webcam vom 28.3.2018


    Das aus meiner Sicht suboptimale Ergebnis ist auch insofern bedauerlich, da es sich um das größte Gebäude in der Gruppe handelt.

  • Bethmannhof

    Der Bethmannhof, Bethmannstraße 7-9, wird in absehbarer Zeit leer stehen. Die Bethmann Bank und ABN AMRO, die aktuellen Nutzer, ziehen bekanntlich demnächst ins Marienforum. Dem Vernehmen nach laufen Gespräche mit der Stadt Frankfurt hinsichtlich der weiteren Nutzung.


    Die neobarocke Dreiflügelanlage stammt überwiegend aus dem Jahr 1895. An der Buchgasse ist ein barockes Säulenportal erhalten, das der Denkmaltopographie zufolge aus der Zeit um 1680 stammen soll (Thumb unten). Erwähnenswert ist auch das Fresko eines Straußes, Robbi hat es fotografiert und RMA kannte die Geschichte dahinter.


    Die im Zweiten Weltkrieg zerstörten ursprünglichen Mansarddächer wurden Anfang der 1950er-Jahre vereinfacht ersetzt. Vor gut zehn Jahren wurde der Bethmannhof nach Planung der Wiesbadener BGF+ Architekten grundlegend saniert (Info). Es besteht Denkmalschutz.


    Klar, eine kulturelle Nutzung des Ensembles liegt auf Hand. Meine Frage an euch: Wie und von welcher Institution könnte der Bethmannhof künftig sinnvoll genutzt werden?

  • Für eine kulturelle Nutzung müsste die Stadt Eigentümerin werden. Das würde nicht billig.
    Das Museum der Weltkulturen braucht noch ein neues zu Hause.
    Es könnten sich aber auch die Banken zusammentun und endlich das United Finance Arts Museum entstehen lassen, um ihre Kunstschätze auszustellen.


    Andere Variante: ein Hotel - also ein luxuriöses. Auch darüber muss man mit der Stadt reden.

  • Es soll ja ein Kinder- und Jugendtheater kommen - favorisiert ist das Zoogesellschaftshaus. Ob sich dies auch im Bethmannhof unterbringen lassen würde? Und wäre das besser? Mir wäre eine Mehrfach-Nutzung durch verschiedene Einrichtungen inkl. Gastronomie am liebsten. Die Frage ist, ob sich das ohne größere Umbauten dort bewerkstelligen ließe.

  • ^^ Sehr kluge Vorschläge. Vor seinem geschichtlichen Hintergrund braucht das Gebäude eine würdevolle Nutzung. Ein privates Museum der Finanzinstitute – vielleicht mit Bundesbank- und/oder Börsenbeteiligung – kann ich mir am ehesten vorstellen. Neben den Kunstschätzen könnten die Banken in einer anderen Abteilung die Ergebnisse ihrer geschichtliche Aufarbeitung präsentieren. (Manchmal hängen diese Dinge sogar zusammen.) Zudem bleibt Platz für kleine, feine Zusammenkünfte oder kulturelle Veranstaltungen, wie sie im Hermann-Josef-Abs-Saal stattfanden bzw. in der zentralen FraSpa-Schalterhalle (noch) stattfinden.


    Ergänzende Gastronomie versteht sich bei diesem wunderbaren Innenhof von selbst. Das wäre eine Bereicherung für die Ecke.

  • Neues von der anstehenden Sanierung der Paulskirche vermeldet die FNP: Nachdem sich zuletzt im Oktober 2017 die Zeit dem Thema angenommen hatte (diskutiert hier ab #543) hat nun Ortsvorsteher Oliver Strank (SPD) für eine "rekonstruktionsähnliche Annäherung" an den Zustand von 1848 plädiert. Baudezernent Jan Schneider (CDU) und Planungsdezernent Mike Josef (SPD) verweisen auf den bestehenden Denkmalschutz, der natürlich auch für den wiederaufgebauten Zustand von 1948 gilt. Ein Sanierungsgutachten nebst Bestandsaufnahme soll demnächst vom Kulturdezernat vorgelegt werden, was als Grundlage für die weitere Diskussion dienen soll.


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    Mein Kommentar dazu: Ich glaube wir können uns hier auf die altbekannten ideologischen Positionen einstellen: Ich wäre sehr überrascht, wenn am Ende der Wiederaufbauzustand substanziell verändert würde. Schließlich gilt die Wiederaufbauzeit gemeinhin als mythisches Arkadien des demokratischen Neuanfangs, in dem es unter gar keinen Umständen irgendeine Kontinuität zur vorherigen gesamtdeutschen Regierung gab. Als Minimalkonsens würde ich mir zumindest die äußerliche Wiederherstellung des Daches wünschen, meinetwegen auch mit der unveränderten derzeitigen Innenraumgestaltung.

  • Neue Altstadt

    Auf Stefan Forsters facebook-Profil flogen kurz vor dem Wochenende die Fetzen, nachdem er den tendenziösen Trüby-Kommentar zum Dom-Römer-Projekt auf seiner Pinnwand verlinkt hat. Zu Wort melden sich unter anderem Forster selbst, Jürgen Aha, Dominik Mangelmann und Wolff Holtz. Man kann in etwa erahnen, wie es damals in der Planungswerkstatt zugegangen sein muss.


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