Der Altstadt-Salon

  • Eine - im wörtlichen Sinn - naheliegende Finanzierungsmöglichkeit für die Stadt wäre der Verkauf der derzeit nur als Parkplatz genutzten Fläche zwischen Rathaus-Nordbau (RHN), Kornmarkt und Berliner Str. Mit dem Verkaufserlös sollte sich die Rekonstruktion der RHN-Dächer und der beiden Türme durchaus finanzieren lassen. Darüber hinaus würde es auch die städtebauliche Situation an dieser Ecke der ehemaligen Altstadt wesentlich verbessern.

  • Aber warum einen Brief schreiben, wenn es für derartige Vorschläge (in Verbindung mit Darlegung der Finanzierungsmöglichkeiten) jetzt einen Bürgerhaushalt gibt. So wäre auch direkt eine Öffentlichkeit für das Anlieger hergestellt.
    In der Sache muss ich allerdings auch sagen, dass momentan das Geld eher für andere Projekte (inkl. Schuldenabbau) zu verwenden ist.

  • Grundsteinlegung

    Die Rundschau und auch die FNP berichten von der heutigen Grundsteinlegung der neuen alten Altstadt. Alles in allem wird die Entwicklung und das Ergebnis der jahrelangen Diskussion als positiv betrachtet.
    Und seien wir ehrlich: Dass es wirklich mal so weit kommt, hätten wir doch vor ein paar Jahren niemals zu träumen gewagt, oder? :daumen:

  • Dazu auch ein Rundschau-Interview mit Michael Guntersdorf. Die beiden Interviewer ziehen noch einmal alle Register um das Projekt in letzter Sekunde madig zu machen, bemühen verdrehte Fakten (gesamtes Projekt stünde auf der Kippe und nicht nur das Stadthaus) und längst zu den Akten gelegte Alternativen (den Engel-Entwurf), was Guntersdorf aber souverän aushebelt. Aber vermutlich werden manche in der Fr-Redaktion noch gegen die Altstadt hetzen, wenn sie schon längst fertiggestellt und fest ins urbane Leben eingebunden ist...

  • War doch von Seiten der FR schon seit Anfang an so. Ungeachtet dessen wird in zehn Jahren der Hühnermarkt wahrscheinlich eine ähnliche Frankfurt-Synonym-Bedeutung haben wie heute die Ostzeile.


    Und gut, dass wir Michael Guntersdorf haben. Der Mann ist in seiner Ausgeglichenheit und Sachlichkeit ein echter Glücksgriff für das ganze Projekt.

  • Die Pressemitteilung der DomRömer GmbH kann hier nachgelesen werden.



    Oben: "Gemeinsam legen Oberbürgermeisterin Dr. h.c. Petra Roth, Stadtrat und Planungsdezernent Edwin Schwarz sowie Michael Guntersdorf, Geschäftsführer der DomRömer GmbH, die Zeitkapsel in den Grundstein der zukünftigen Frankfurter Altstadt."


    Unten: "Gemeinsam versiegeln Oberbürgermeisterin Dr. h.c. Petra Roth, Stadtrat und Planungsdezernent Edwin Schwarz sowie DomRömer-Geschäftsführer Michael Guntersdorf den Grundstein der zukünftigen Frankfurter Altstadt."



    Bilder und Beschreibungstexte: DomRömer GmbH

  • Drei Beiträge hierher verschoben.
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    Auf das Stadthaus kann ich gerne verzichten. Vielleicht sollte man es wirklich der nächsten Generation überlassen, die Lücke so in 20-30 Jahren zu schließen. Vielleicht ist dann die Schirn auch nicht mehr erhaltenswert und macht Raum für weitere Altstadthäuser...

  • Könnte man nicht den archäologischen Garten als kleinen Park ausgestalten?


    Dazu müsste man an der Rückseite der Altstadtzeile eine zweite Mauer mit einem den Mauerresten adäquaten Stein hochziehen.


    Zwischen den Mauerresten könnte die Stadt Rasen pflanzen und Bänke aufstellen.


    Einige historische Mauern könnte man erhöhen, um ein "romantisches Ruinen" Feeling zu bekommen. In etwa wie im Lusamgärtchen hinter dem Würzburger Dom.


    Das Ganze wird dann mit Rosenbüschen, Efeu, Jasmin oder anderen Kletterpflanzen ausgestalten.

  • Was soll da denn wachsen, Frank, im ganztägigen Vollschatten während 365 Tagen im Jahr? Und wer soll sich in diesem Canyon zwischen hohen Brandmauern, Schirn und dem lauschigen Betontisch gerne aufhalten? Abgesehen davon dürfte diese Idee aus konservatorischer Sicht mehr als nur fragwürdig sein, von der erwünschten musealen Präsentation dieser Überreste aus frühester Zeit mal gar nicht zu sprechen.

  • Das müssste man mal in einer Simulation sehen.


    Ich denke alle Touristen werden da durch gehen. Ausserdem werden ja zukünftig auch Wohnungen in dem Areal sein.


    Etwas Rasen und Efeu könnte zwischen den Mauern nicht schaden.


    Grundsätzlich finde ich eine Stadthaus-Lösung am besten. Allerdings nicht den Meurer-Entwurf. Ich befürchte, wir müssen auf längere Zeit mit den Ruinen leben.


    Die Gestaltung sollte aber nicht ausschliesslich dem historischen Museum und dem "Volkstheater" bezeihungsweise "SOS Dom Panorama" unterliegen.


    Die ersten haben aus dem "archäologischen Garten", übrigens eine Euphemismus, nichts gemacht und letzteren spreche ich jede gestalterische Kompetenz ab.

  • Schirn parodiert Alstadt-Debatte mit "Framework" Ausstellung

    Im Journal Frankfurt ist an dieser Stelle zu lesen, dass man die Altstadtrekonstruktion in der Schirn mit einem ironischen Echo begegnen wird. So wird die Berliner Künstlerin Bettina Pousttchi ab dem 18. April den gesamten Außenbereich und die Rotunde der Schirn in orientalische Ornamente bzw. Fachwerk-Verzierungen mit dem Namen "Framework" einhüllen.


    Wie schon beim Berliner Stadtschloss geschehen, möchte sie anprangern, dass eine falsche Geschichtserinnerung produziert wird, die nicht der Wahrheit entspricht. Eine Rekonstruktion würde die Geschichte nur retouchieren und die Bombenangriffe "vergessen machen". Auf diese Weise würde Authentizität und Fortschrittlichkeit (scheinbar in Form des Technischen Rathauses) verloren gehen. Sie ist gegen eine "erzwungene Rückkehr deutscher Teilgeschichte". Also scheint Beton-Brutalismus die einzige richtige Antwort gewesen zu sein? Eine volle Version des Artikels ist in der Druckversion des Journals zu lesen.


    Es ist schon ein ziemlicher Hammer, dass gerade die protzig-überdimensionierte, geschichtsvergessene Schirn-Kunsthalle sich als Moralapostel aufspielt. Auch das Journal Frankfurt outet sich hier eindeutig als einseitiges Sprachrohr der Anti-Altstadt Fraktion. Hier wird weiter verzweifelt gegen Windmühlen gekämpft während die Bevölkerung und die Politik schon längst den Konsens angenommen und demokratisch legitimiert hat. Don Quixote lässt grüssen.

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  • Ich glaube nicht, dass wir uns von einer Perserin belehren lassen müssen. Zumal sie weder in Frankfurt geboren wurde noch hier lebt oder arbeitet.

  • Naja, ihre Nationalität ist wohl eher unerheblich. Zudem vertritt sie ja eine Meinung, die im Baunetz oder BDA wohl Gang und Gebe ist. Es ist eher diese selektive Wahrnehmung, die mich auf die Palme bringt. Wie ein Leserbrief im Journal schon sagt, könnte man dieselbe Kritik beispielsweise in Berlin beim wieder errichteten Hotel Adlon anbringen. Außerdem scheint die Künstlerin ein Problem mit der "Demokratisierung" der Architektur zu haben, in der Bürgerinitiativen und legitimierte Mehrheiten wieder gehört und nicht wie Statisten behandelt werden (wie beim Bau des Technischen Rathauses geschehen). Unabhängig davon ist Rekonstruktion kein Betrug, sondern ein empirisch bewiesener Teil der deutschen Baugeschichte (ein lesenswerter Artikel hierzu vor zwei Jahren in der FAZ).


    Ein sehr interessanter Artikel stand vor einem Jahr in der Welt, wo Jürgen Aha sehr treffende Argumente fand. Architekten zögen sich zu oft in die Fachwelt zurück und haben vergessen die zeitgenössische Architektur den Bürgern zu erklären. Mit mehr Bürgerbeteiligung an Stadtplanungsprozessen (wie am Dresdner Neumarkt) wird der Bürger endlich als aktiver Teilhaber der Architektur begriffen und nicht als passiver Statist. Endlich dürfte Willy Brandts berühmtes Zitat "Wir wollen mehr Demokratie wagen" 40 Jahre später (!!!) auch in der Architektur angekommen sein.

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  • Ich glaube nicht, dass wir uns von einer Perserin belehren lassen müssen. Zumal sie weder in Frankfurt geboren wurde noch hier lebt oder arbeitet.


    Genau darum geht es ja. Wenn du das Ganze kritisiert, bist du entweder Faschist oder Rassist. Willkommen in der Logik von Linksaußen. Insofern ist die gute Frau in Berlin auch ganz gut aufgehoben.

  • Es lohnt sich mMn nicht wirklich ueber die sogenannten philosophischen Hintergruende dieser Aktion viele Worte zu verlieren. Interessanter-(und vermutlich nicht beabsichtigterweise) sieht das Ergebnis zumindest auf Bildern aber gar nicht mal schlecht aus. Etwas Ornamentik kann der wenig prickelnden Schirn-Architektur ja eigentlich nur gut tun und das Ganze erinnert ein wenig an das Institut du Monde Arabe in Paris (http://de.wikipedia.org/wiki/Institut_du_monde_arabe), ein mMn exzellentes Gebaeude (das aber natuerlich nicht zwischen Dom und Roemer passen wuerde:-)).

  • Schön, dass das Niveau hier derart tief gesunken ist ... hätte allerdings nicht gedacht, dass du RMA dich daran beteiligen würdest.


    Ich bin mit ihrer Meinung zwar auch überhaupt nicht einverstanden, würde sogar gerne die Schirn abgerissen und durch Rekos ersetzt sehen. Aber um so eine unqualifizierte Bemerkung ("von einer Perserin belehren zu lassen")vom Stapel zu lassen, braucht man schon Stammtischerfahrung!


    Erstens ist ein Elternteil der Künstlerin deutsch.
    Zweitens ist sie in Mainz geboren und hat - obwohl sie viel Zeit im Ausland verbracht hat - die meiste Zeit dennoch in Deutschland verbracht. Sie ist also keine Fremde, kommt sogar aus der Region und beherrscht die deutsche Sprache sicherlich besser als du, Frank353.
    Drittens - und das ist das wichtigste - ist es ******egal wer welche Nationalität hat, wenn so eine Kritik geäussert wird. Schließlich leben wir hier in Deutschland, ein Land, in dem die Meinungsfreiheit nach wie vor zu den wichtigsten und geschützten Grundrechten gehört.


    Mehr über die Dame steht hier, wo es auch weitere Links gibt. Und hier gibt es auch ein Interview, in der man erfährt, dass sie nur 2 mal als Kind den Iran besucht hat (insoweit stimmt der Wiki-Artikel nicht).

  • Wer lesen kann, ist klar im Vorteil. Aber das ist ja auch typisch deutsch, dass man vor lauter Bemühen um political correctness jeglich ratio auf der Strecke lässt. Ich habe nirgendwo geschrieben, dass mich die etwaige Herkunft der Künstlerin, von mehr kann man ja in der Tat nicht sprechen, in irgendeiner Weise tangiert.


    Was ich geäußert habe, war, dass genau dies instrumentalisiert wird, Günter Grass lässt grüßen, um jegliche Kritik an diesem sogenannten Kunstprojekt in den Bereich des Faschismus oder Rassismus zu verbannen. Und glaube mir, auf den entsprechenden Veranstaltungen ist das das erste, was du zu hören kriegst.


    Die Tatsache, dass sie in Berlin 2009 die Verpflichtung fühlte, an den „verlorengegangenen“ PdR zu erinnern, zeigt ja auch, wo sie politisch positioniert ist. Aber gerne nochmal explizit: wo sie nun herkommt, ja selbst wenn sie Iranerin wäre und erst seit zwei Jahren in Deutschland ist, macht für mich keinen Unterschied.


    Was für mich persönlich zählt, ist die Tatsache, dass Deutschland wohl das letzte Land auf der Welt ist, das Künstler als Mahner seiner düsteren Vergangenheit benötigt. Der Umgang damit ist bereits, gerade international betrachtet, vorbildlich. Insofern halte ich so etwas für Geldverschwendung. Aber das ist nur meine eigene Meinung.

    Einmal editiert, zuletzt von RMA () aus folgendem Grund: Rächtschraibung

  • Eine Rekonstruktion würde die Geschichte nur retouchieren und die Bombenangriffe "vergessen machen"


    Solche Positionen sind angesichts der nahezu umfassenden Zerstörung der Frankfurter Altstadt und im vergleich zum winzigen wiederaufgebauten bzw. noch aufzubauendem Teil natürlich Schwachsinn. Wer Frankfurt seine Zerstörung nicht ansieht ist entweder blind oder interessiert sich nicht für die Stadt in der er wohnt.