Der Altstadt-Salon

  • Die zynische Art, in der das Frankfurt Journal versucht, die Altstadtrekonstruktion ins Lächerliche zu ziehen (siehe Link in Beitrag 203 von Cowboy), ist wirklich zum Kotzen. Herr Possmann ist der Apfelweinkelterer, also der Baulaie, über die „Altstadthäuschen“ schreibt man in einem Ton, als wären es Glühweinstände auf dem Weihnachtsmarkt, und die Disneyland-Leier hatten ja vorher schon.


    Es deutet sich eigentlich genau das, was ich befürchtet hatte. Obwohl es nie so direkt gesagt wurde, hatte ich schon immer den Eindruck, dass die Messlatte für die Genauigkeit der Rekonstruktionen so hoch gelegt würde, dass enorme Kosten entstehen, und dass damit potentielle Käufer abgeschreckt werden, auch wenn sie eigentlich bereit wären realistische Mehrkosten zu tragen. Obwohl es sich hier um einfache Wohn- und Geschäftshäuser handelt, wird hier ein Genauigkeitsgrad verlangt, der wahrscheinlich nicht einmal bei der Dresdner Frauenkirche verlangt wurde. Man sollte auch nicht vergessen, dass die Häuser in all den Jahren, oder sogar Jahrhunderten ihres Bestehens mehrmals umgebaut wurden. Welchen Bautenstand will man eigentlich rekonstruieren? Das konnte bisher keiner so genau beantworten. Jetzt kommt der Spruch, wenn wir nicht bis ins kleinste Detail rekonstruieren können, dann lassen wir es sein und bauen etwas ganz neues.


    Obwohl ich selbst Architekt bin, kann ich mir den Mix zwischen Rekonstruktionen und Neubauten ehrlich gesagt schlecht vorstellen. Ein Mix aus Ostzeile und Saalgasse wäre ein ziemlicher Horror, wobei ich nichts gegen die postmodernen Häuser in der Saalgasse sagen will. Aber es wäre so, als wenn man einem Frankfurter Apfelwein mit Coca Cola serviert.


    Die Frage ist natürlich auch, ob die Interessenten der Neubauten nicht auch einen Rückzieher machen, wenn anstatt einer Altstadtrekonstruktion ein Neubauviertel entsteht. Dann sind Westend oder Sachsenhausen sicher bessere Wohnviertel als der Römerberg.

    Einmal editiert, zuletzt von Lucas 2011 ()

  • als wenn man einem Frankfurter Apfelwein mit Coca Cola serviert.


    Das wird tatsächlich gemacht, Possmann vertreibt das sogar ganz offiziell als Mischgetränk :nono:


    Ich stimme dir allerdings vollkommen zu.
    Mir wäre die Rekonstruktion viel wichtiger, als ein komisches Gemisch, auch wenn man dabei keine Fassaden rekonstruiert, sonder bsp. neu "erfinden" muss. Es geht dabei doch vorwiegend darum der Gegend neues Leben einzuhauchen, es soll eben was her machen und das doch bitte möglichst so, wie es mal war, wenn das nicht vollständig möglich ist, dann muss man sich eben den übrigen Teil ausdenken und anpassen.
    Dabei kann man ja von mir aus auch nur den Anschein von außen erwecken, dass es sich um eine Reko handelt, was hinter der Fassade passiert bleibt den meisten ohnehin verborgen.
    Kann man nicht auf das geplante Stadthaus mit einer solchen Fassade ausstatten. Das Extrembeispiel British Museum in London macht es doch vor. Der Innenhof ist fantastisch, wenn man darin steht. Mit viel Geschickt kann man den Archäologische Garten sicher ebenso unter einem solchen Dach einbringen. Dann umbaut man ihn eben mit Reko Häusern, die sich nach hinten hin zu eine Gebäude öffnen mit einem überdachten Innengarten.
    Sicher auch nicht jedermanns Geschmack, aber meinen würde es treffen :D

  • Was ihr propagiert, muss man doch noch nichtmal machen, also sprich Fassadenbetrug. Ich erinnere mal nur daran, dass Dominik Mangelmann bereits für einen Großteil der zumindest wertvollen Objekte Rekonstruktionszeichnungen angefertigt hat (auf der Webseite natürlich nur schematisch repräsentiert, aber ich weiß von ihm, dass er bereits schon Statiknachweise geführt hat):


    http://www.30frankfurter.de/objekte.html

  • Sie plädieren nur für einen starken Mix.


    Rekonstruierte Fachwerkfassaden und moderne Fachwerkfassaden würden einen Mix ergeben. Wie wollen die Grünen sonst mischen, zwei Fassaden aus Fachwerk, eine aus Glas und eine aus Sichtbeton? Das ist kein Mix, das ist ein Verzicht auf architektonische Harmonie.


    Jede Fassade, die nicht in der Fachwerk-Optik entworfen wäre, wäre genauso erfunden wie eine Fassade in dieser Optik. Warum sollte die fachwerkbezogene erfundene Optik schlechter sein nur weil sie einem großen Teil der Bevölkerung ein heimeliges Gefühl gibt? Den Grünen sollte daran gelegen sein, dass die Menschen sich im Zentrum der dicht bebauten, kompakten Stadt heimelig fühlen. Ich würde das nicht als "Fassadenbetrug" bezeichnen, dafür gibt es keine Echtheitszertifikate.


    Mit viel Geschickt kann man den Archäologische Garten sicher ebenso unter einem solchen Dach einbringen. Dann umbaut man ihn eben mit Reko Häusern


    Das ist eine gute Idee. Es wäre nur schwer, die zwangsläufig mächtigen Stützen der Glasüberdachung zwischen den Fachwerkhäusern zu verstecken. Wozu überhaupt die Überdachung wenn es heute keine gibt? Die Ausgrabung im Hof zwischen Fachwerkhäusern würde gut genug wirken.

  • Ich respektiere es, dass die Reko-Freunde alle Wege nutzen, um ihre Interessen und ästhetischen Vorlieben zu vertreten. Da aber die Lautstärke der Befürworter des Altstadt-Wiederaufbaus doch deutlich die aller anderen Meinung übersteigt (auch und besonders in diesem Thread des DAF), möchte ich die Gelegenheit ergreifen und ebenfalls etwas zum Thema beitragen: Ich war sehr angetan von den ersten Skizzen, die nach Bekanntwerden der Abrisspläne für das Technische Rathaus veröffentlich wurden. Zeitgemäß, harmonisch und sowohl dem Dom als auch dem Römer gegenüber respektvoll.


    Da es aber offenbar eine große Sehnsucht nach der "guten alten Zeit" gibt, die nicht mit Ausflügen nach Rothenburg, Rüdesheim oder Michelstadt gestillt werden kann, beuge auch ich mich der Mehrheit und ärgere mich nicht länger über einen in meinen Augen unsinningen "Wiederaufbau" von wundervollen Gebäuden, die vor vielen Jahrzehnten verbrannten. Natürlich werde auch ich das Ergebnis mögen, wer nicht?


    Daher bin ich der Ansicht, dass auch die Anhänger des totalen Wiederaufbaus mit dem Kompromiss zu leben lernen sollten. Die Meinungen haben sich in der Mitte getroffen. Hört Euch doch bitte mal im Kreise von Freunden, Bekannten, Kollegen um: Die große Mehrheit ist mit dem aktuellen Vorgehen im großen und ganzen zufrieden. Daher ist es in meinen Augen unsportlich, nach jedem weiteren Schritt Richtung Vollreko (Aktuell: Abriss des Tisches, meinen ehrlichen Glückwunsch!) gleich mit der nächsten Forderung zu kommen.


    Hier wurde schon ernsthaft der Abriss der Schirn Kunsthalle diskutiert. Ich persönlich glaube, genau das ist der Zeitpunkt, an dem die öffentliche Meinung klar umschlagen wird.



    o.T.: Herr Aha outet sich in den Journal-Kommentaren als echter Troll: „Einfach mal sich besser informieren.“ – damit gibt es eigentlich keine Basis für eine weitere Diskussion mit ihm, schade.

  • Die CDU-Fraktion positioniert sich in dieser Frage mit dieser Pressemitteilung:


    Helmut Heuser: Rekonstruktionen müssen originalgetreu sein


    Der Vorsitzende der CDU-Fraktion Frankfurt am Main, Helmut Heuser, hat Presseverlautbarungen widersprochen nach denen es möglich sei, die Altstadt zwischen Dom und Römer wieder vollständig aufzubauen und dabei bis zu 35 Altstadthäuser zu rekonstruieren. „Die Kriterien, die durch den Gestaltungsbeirat im Benehmen mit dem Aufsichtsrat der Dom-Römer GmbH festgelegt wurden, erlauben nach heutigem Stand nur für insgesamt 17 Häuser eine einwandfreie Rekonstruktion. Das sind die acht bekannten Gebäude, deren Wiederaufbau durch die Stadt beschlossene Sache ist. Hinzu kommen neun weitere, sofern sich für diese Investoren finden“.


    Bei allen anderen Häusern, die jetzt in Rede stünden, seien diese Kriterien Heuser zufolge nicht erfüllt. Gegen eine Rekonstruktion dieser Häuser spräche neben der unzureichenden Dokumentation der Vorgängerbauten auch der Parzellenzuschnitt. „Wir wollen der Altstadt ihr Gesicht wiedergeben. Das heißt aber auch, dass wir nur dann rekonstruieren, wenn wir in der Lage sind, die früheren Gebäude auch möglichst originalgetreu und an Ort und Stelle wiederherzustellen. Schon die Abweichung vom historischen Stadtgrundriss mit der Folge einer Fassadenverschiebung stellt deshalb einen nicht zulässigen Eingriff in die Authentizität des Bauvorhabens dar. Auch bauliche Beschränkungen, zum Beispiel durch die Tiefgarage, stehen einer guten Rekonstruktion im Wege“, so der Fraktionsvorsitzende.


    Darüber hinaus müssten die wiederherzustellenden Gebäude nach den festgelegten Kriterien auch dem „Ensemble-Gedanken“ Rechnung tragen und über eine raumgebende Funktion verfügen. „Mit den rekonstruktionsfähigen Häusern am Hühnermarkt, ‚Hinter dem Lämmchen’, am Rebstock-Hof sowie mit dem ‚Neuen Roten Haus’ und der ‚Grünen Linde’ zwischen dem ‚Roten Haus’ und der ‚Goldenen Waage’ am ‚Markt’ ist dies mustergültig gegeben. Wir wollen keine Fachwerk-Solitäre zwischen einer modernen Bebauung. Die rekonstruierten Altstadthäuser sollen nicht für sich alleine stehen, sondern in Verbindung miteinander wirken. Im harmonischen Verbund mit den angrenzenden Häuser-Ensembles, die in einer an der historischen Substanz orientierten modernen Bauweise realisiert werden, wird ein hochattraktives kleinteiliges Quartier entstehen“, so Heuser.


    Der Fraktionsvorsitzende nannte das Haus Markt 40 als anschauliches Beispiel für ein Gebäude, dessen Errichtung aufgrund der genannten Kriterien für eine Rekonstruktion nicht in Frage komme. Diesem Vorhaben stünden eindeutig der „Neubau“ des Kunstvereines und die heute erforderlichen Feuerwehrumfahrten im Wege. Dagegen befinde sich zum Beispiel des Haus „Würzgarten“ am Markt 28 inmitten eines Ensembles, das an der Westseite des Hühnermarktes vollständig rekonstruiert werden könne. Die nunmehr möglichen Rekonstruktionen bildeten zudem alle Epochen und Baustile ab, die in der Altstadt vorhanden waren, ein Querschnitt durch Gotik, Renaissance, Barock und Klassizismus.


    „Auf den 34 Parzellen des Areals sind es am Ende jetzt 17 Häuser, die insgesamt rekonstruiert werden können. Das ist eine sehr gute Quote und ein gewaltiger Schritt in Richtung der Altstadt-Freunde“, sagte Heuser, der darauf verwies, dass die CDU-Fraktion in der Diskussion zu Beginn der Altstadt-Planungen vor fünf Jahren zunächst von lediglich vier rekonstruktionsfähigen Gebäuden in vier Ensembles ausgehen musste. „Mit diesen vernünftigen Grundsätzen, die der Gestaltungsbeirat mit dem Aufsichtsrat erörtert hat, vermeiden wir eine kulissenhafte Rekonstruktion, die das Projekt in Verruf bringen würde. Disneyland in der Frankfurter Altstadt wollen wir nicht. Wir wollen eine qualitätvolle Rekonstruktion, auch aus Respekt vor der Geschichte unserer Stadt. Diese Maßstäbe geben auch den zukünftigen Investoren die nötige und zu Recht verlangte Planungssicherheit“, so Heuser abschließend.

  • Es hieß immer, so und soviele Gebäude werden von der Stadt rekonstruiert, der Rest steht allen potentiellen Investoren völlig offen - ohne jegliche Begrenzung der Anzahl der Rekonstruktionen nach oben, so dass praktisch mit Ende der Planungswerkstatt die Möglichkeit der Voll-Reko gegeben (wenn auch anfangs vielleicht nicht sehr realistisch) war.
    Nun kommen tatsächlich die Interessenten für die Rekos, und es sind offenbar mehr als man "befürchtet" hat, so dass man jetzt entgegen aller früheren Äußerungen mit allen möglichen Tricks versucht die Anzahl der Rekonstruktionen möglichst klein zu halten.
    Am Anfang, als darauf hingewiesen wurde dass der Plan beim Grundriss ohne Not diverse willkürliche Abweichungen vom historischen Grundriss enthält, hieß es "wird noch überarbeitet".
    Als nix geschah und weiterhin die Hinweise kamen, hieß es "wenn es Rekonstruktionsinteressenten gibt, wird an den betreffenden Parzellen der Grundriss noch angepasst".
    Heute heißt es "Rekonstruktionen müssen auf dem Orirignal-Grundriss möglich sein" - und der Plan wird eindeutig als unverrückbares Dogma vorgeschoben um weitere Rekonstruktionen zu verhindern! Das ist Verarschung hoch drei! (Sorry, für die Wortwahl)
    Genauso wie man die schlimme Situation am westlichen Ende zementiert, in dem man ein Erhalten des entsetzlichen Kunstvereins mit dem Denkmalschutz begründet (komisch, dass bei unzähligen Gründerzeitlern oder dem Rundschauhaus der Denkmalstatus keinen Abriss verhindern kann/konnte). Mindestens bis 2008 war dieser dabei noch nicht einmal unter Denkmalschutz, unter Schutz standen damals nur das Steinerne Haus und die erhaltenen Keller der mittelalterlichen Vorgängerbauten die man hier sonst rekonstruieren könnte.
    Oder wenn ich schon höre, dass jetzt auf einmal wieder U-Bahn-Ausgänge als Gründe für die Beschränkung auf 17 herhalten müssen. Wo bitte schön ist denn ein U-Bahn-Ausgang oder angeblich mangelnde Belichtung im Fall beispielsweise des Baublocks zwischen Hinter dem Lämmchen und Markt?
    Oder die Quellenlage: die meisten der Gebäude an der Braubachstraße sind bei weitem besser dokumentiert als beispielsweise das Haus Klein-Nürnberg, das zu den 8 von der Stadt zu rekonstruierenden Gebäuden gehört. U-Bahn-Ausgänge oder schlechten Lichteinfall kann ich dort ebenfalls nicht erkennen. Gleiches gilt für Markt 10 und 12, die die Freunde Frankfurts rekonstruieren würden, wenn sie denn dürften. Und was spricht einer Rekonstruktion des Weißen Bocks entgegen? ...
    Ist doch schon mehr als offensichtlich was für ein Spiel hier gespielt wird...

  • Diesen Artikel habe ich in der FNP gefunden:


    http://www.fnp.de/fnp/region/lokales/cd ... 90.de.html


    Bestätigt eigentlich nur das, was die letzten Tage geschrieben wurde. Also wenig Hoffnung auf weitere Rekonstruktionen.


    Ich habe einmal den neuen Rahmenplan der Dom Römer GmbH mit der Dreysse-Studie verglichen. Die Veränderungen im Stadtgrundriss sind nur zum Teil nachvollziehbar. Feuerwehrzufahrten, Notausgänge für die Tiefgarage und Zugang zur U-Bahn-Station müssen sein, das ist jedem klar. Das Argument, die Häuser seien nicht ausreichend dokumentiert für eine Rekonstruktion, kann man nicht gelten lassen. Z.B. beim Weissen Bock (neben der Goldenen Waage), sind meiner Meinung nach selbst die Unterlagen, die im Internet jedem frei zugänglich sind, schon ausreichend, um einen "schöpferischen Neubau" (ofizielle Bezeichnung der Dom-Römer GmbH für das, was bisher Rekonstruktion genannt wurde) zu erstellen. Sogar lt. Dreysse-Studie gut bis sehr gut dokumentierte Häuser in der Braubachstrasse können angeblich, aus für mich nicht ersichtlichen Gründen, nicht rekonstruiert werden.

  • Mitteilung des Pro Altstadt e.V.

    DONNERstag-Demo auf dem Paulsplatz*, 24.Februar 2011, 17 Uhr


    für reinen Wiederaufbau der Altstadt Frankfurt auf dem
    Gelände des ehem. techn. Rathauses.


    Bitte kommt! Jetzt zählt jede Stimme.




    Frankfurt im Herzen tragen,
    wir woll´n Altstadt wiederhaben.



    C. Bensinger
    Pro-Altstadt e.V.


    *verlegt vom ursprünglich angedachten Römerberg

    Einmal editiert, zuletzt von Kardinal ()

  • Potentielle Investoren appellieren an Petra Roth

    31 potentielle Investoren haben einen offenen Brief an Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU) verfasst. Die Oberbürgermeisterin solle dafür sorgen, dass mehr als 17 Häuser auf dem Altstadt-Areal rekonstruiert werden dürfen. Moderne, aber auch angepasste Architektur mindere den Wert des Gesamtensembles. Sprecher der Gruppe ist Parfümeriebesitzer Frank Albrecht. Das berichtet die FAZ heute.


    Einer Sprecherin der städtischen Dom-Römer-GmbH gab an, dass sich inzwischen 206 mögliche Investoren für das Altstadtprojekt gemeldet haben. Etwa 40 davon interessieren sich für eine Rekonstruktion. Zur Zeit werde geklärt wie teuer der Bau der einzelnen Häuser werde.

  • Es ist herzerwärmend und ermutigend, dass sich solvente Privatpersonen für dieses wichtige Bauvorhaben engagieren. Gerade in Frankfurt ist eine bürgerliche Bereitschaft aktiv an der Zukunft teilzuhaben und sogar zu investieren ein echter "Vermögenswert" geworden (siehe Spenden für Städel Anbau oder Planungswerkstatt in Höchst oder Bockenheim). Leider kommt solches Engagement zwar in manchen Fällen 50 Jahre zu spät (Stichwort Erhalt des Schuman-Theaters, Neue Börse oder Altes Schauspielhaus), aber wenigstens hat man mittlerweile gelernt sich nicht mehr passiv dem Schicksal zu fügen. Jetzt muss man hoffen, dass die Stadt auch dazu gelernt hat und sich solchen Anregungen nicht verschliesst. Eine "von oben herab" Altstadt wäre auch mit Blick auf die Kommunalwahl jedenfalls kein schlauer Schachzug.

  • Den Investoren sollten keine weiteren Steine in den Weg gelegt werden. Eine künstliche Begrenzung der Rekonstruktionen ist nicht hinzunehmen. Man kann nicht sagen, es gäbe keine ausreichenden Reko-Interessenten und die Dokumentationen wären nicht ausreichend, wenn beides offensichtlich nicht stimmt.

  • Ich halte mich bei der ganzen Altstadtdiskussion ja stark zurück, aber diese Entwicklung finde ich doch sehr "erstaunlich". Unabhängig davon, wie stark die Bereitschaft für private Rekonstruktionen schlussendlich tatsächlich ist, so erstaunen mich doch die Argumente mit welchen diese abgelehnt werden.


    1.) Weshalb soll es nicht möglich sein, ein Haus ein paar Meter versetzt zu rekonstruieren? Die Rekonstruktion ist schließlich noch genauso authentisch, nur eben um ein paar Meter verschoben.


    2.) Und weshalb soll es nicht erlaubt sein aufgrund ggf. mangelnder Dokumentation einen Bau auf Grundlage von Bildern soweit wie möglich zu rekonstruieren? Kein Mensch kann und wird den Unterschied feststellen können, denn sonst könnte man diese Information ja direkt in den Bau einfließen lassen. Mithin ist es also defacto eine "echte" Rekonstruktion.


    3.) Zu guter letzt ist mir nicht eingängig, worin sich "historisierende" Fassaden an Neubauten (also nicht 1:1 rekonstruierten Gebäude) zu "modernen" Fassaden unterscheiden. Beides sind Fassaden, beide oftmals nur "vorgehängt". Zumal viele Bauten in der Altstadt wohl Putzfassaden hatten, die sich leicht auf moderne Betonbauten auftragen liessen. Das ist doch schlussendlich eine reine Geschmacksfrage. Retro ist ja auch in anderen (Einrichtungs-)Bereichen in Mode, weshalb also nicht partiell auch bei Gebäuden?


    Man kann ja bspw. grundsätzlich gegen historische, historisierende oder rekonstruierte Bauten sein, aber das Argument dass nur "echte" Rekonstuktionen in alter, traditioneller Bauweise möglich seien, weil alles andere wie Disneyland aussehen würde, ist offensichtlich vorgeschoben. So lange es gefällt, hat es genauso seine Berechtigung wie "moderne" Architektur. Dies soll kein Plaidoyer in die eine oder andere Richtung sein, aber man sollte doch bitte sauber argumentieren und nicht irgendwelche scheinbaren Totschlagargumente vorschieben.

  • Vielleicht sollte man die Herren mal darauf aufmerksam machen, dass selbst die Hauptwache auch nicht an ihrer historisch korrekten Stelle wieder aufgebaut wurde. Da hat es zumindest niemanden gestört.

  • Zwischennotiz

    Die aktuelle Ausgabe der DomRömer-Zeitung ist da. Download durch Klick hier (beginnt sofort).


    Man erfährt unter anderem, dass im Wettbewerb für die Neubauten das Preisgericht am 21. und 22. März 2011 zusammen tritt. Im April ist dann eine öffentliche Veranstaltung zu den Ergebnissen des Wettbewerbes geplant.


    Höhepunkt ist sicher der sehr lesenswerte Artikel von Björn Wissenbach zum Roten Haus am Markt.

  • Wenn ein Investor unbedingt eine Rekonstruktion bauen möchte, für Ihn aber keine Objekte mehr verfügbar sind, was spricht dann dagegen, dass er seinen „Neubau“ wie eine Rekonstruktion baut? Oder ist das grundsätzlich verboten, muss er also abweichend vom ursprünglichen Haus bauen?

  • Der Investor kann nicht seinem Gusto bauen (das ist auch gut so). Er muss das nehmen, was sich aus dem geraden laufenden Wettbewerb als Siegerentwurf für eine bestimmte Parzelle ergibt. Oder es sein lassen. Er erwirbt also die Planung und auch die Realisierung mit, sozusagen.

  • ^^^^ Auf diese Weise hängt alles von den Wettbewerbsteilnehmern und Juroren ab. Wenn sie Wert auf das Schaffen eines harmonischen und schlüssigen Ensembles legen, werden sie neue Fassaden entwerfen und wählen, die die Wirkung anderer nicht stören. Andernfalls werden die "modernen" Akzente in ein paar Jahrzehnten mit ähnlich viel Erleichterung entsorgt, wie kürzlich das einmal "moderne" Technische Rathaus, das unter vergleichbaren Vorwänden in die Altstadt eingepflanzt wurde.

  • Oder der Investor realisiert billigstmöglich den aus dem Wettbewerb verordneten Entwurf, reißt dann ab und rekonstruiert :lach: