Die zynische Art, in der das Frankfurt Journal versucht, die Altstadtrekonstruktion ins Lächerliche zu ziehen (siehe Link in Beitrag 203 von Cowboy), ist wirklich zum Kotzen. Herr Possmann ist der Apfelweinkelterer, also der Baulaie, über die „Altstadthäuschen“ schreibt man in einem Ton, als wären es Glühweinstände auf dem Weihnachtsmarkt, und die Disneyland-Leier hatten ja vorher schon.
Es deutet sich eigentlich genau das, was ich befürchtet hatte. Obwohl es nie so direkt gesagt wurde, hatte ich schon immer den Eindruck, dass die Messlatte für die Genauigkeit der Rekonstruktionen so hoch gelegt würde, dass enorme Kosten entstehen, und dass damit potentielle Käufer abgeschreckt werden, auch wenn sie eigentlich bereit wären realistische Mehrkosten zu tragen. Obwohl es sich hier um einfache Wohn- und Geschäftshäuser handelt, wird hier ein Genauigkeitsgrad verlangt, der wahrscheinlich nicht einmal bei der Dresdner Frauenkirche verlangt wurde. Man sollte auch nicht vergessen, dass die Häuser in all den Jahren, oder sogar Jahrhunderten ihres Bestehens mehrmals umgebaut wurden. Welchen Bautenstand will man eigentlich rekonstruieren? Das konnte bisher keiner so genau beantworten. Jetzt kommt der Spruch, wenn wir nicht bis ins kleinste Detail rekonstruieren können, dann lassen wir es sein und bauen etwas ganz neues.
Obwohl ich selbst Architekt bin, kann ich mir den Mix zwischen Rekonstruktionen und Neubauten ehrlich gesagt schlecht vorstellen. Ein Mix aus Ostzeile und Saalgasse wäre ein ziemlicher Horror, wobei ich nichts gegen die postmodernen Häuser in der Saalgasse sagen will. Aber es wäre so, als wenn man einem Frankfurter Apfelwein mit Coca Cola serviert.
Die Frage ist natürlich auch, ob die Interessenten der Neubauten nicht auch einen Rückzieher machen, wenn anstatt einer Altstadtrekonstruktion ein Neubauviertel entsteht. Dann sind Westend oder Sachsenhausen sicher bessere Wohnviertel als der Römerberg.