Du tust gerade so, als ob Rekonstruktionen nicht oder nur unter erheblichen Einschränkungen bewohnt werden könnten. Dann frag ich mich aber wie in den Städten deren Altstadt noch erhalten ist (zB in Limburg, um mal eine mit einer der Frankfurter Altstadt vergleichbare heranzuziehen) gewohnt werden kann...
Natürlich hat man bei völliger Neuplanung der Gebäude größere Freiheiten, aber dafür geht auch enorm viel Atmosphäre (auch im Innenraum, vom Stadtbild mal ganz zu schweigen) verloren.
Der Altstadt-Salon
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Der Altstadt-Salon
@Xalinai #162
Die bisherigen Antworten sollten eigentlich ausreichen. Für Dich ganz persönlich bringe ich aber (aus dem Gedächtnis, ohne Haftung und ohne Anspruch auf Vollständigkeit) noch mal einige Dinge beispielhaft zur Erinnerung. Das werde ich nicht immer für Dich tun. Alle anderen werden diesen Beitrag ignorieren können.
Offenbar verfolgst Du noch nicht einmal die Beiträge in den entsprechenden Strängen, was ich auch nicht verlangen kann, ignorierst damit aber wieder mit Deinen Einwürfen das alleine hier im DAF schon zum wiederholten male Geschriebene und Dokumentierte und gleitest so nebenbei noch ins polemische ab.
● Die potentiellen Investorenwünsche für Neubauten wurden ja bereits vom BDA massiv vertreten, sind aber hier in der Kern-Altstadt so nicht gewünscht. Im Übrigen gibt es im Stadtgebiet für diese ausreichend Möglichkeiten modern und mit "zeitgemäßem Komfort" zu bauen. Dass muss nicht ausgerechnet auf diesem Areal sein. Für Leute mit Deinen Ansprüchen gibt es zum Beispiel am östlichen und westlichen Mainufer schöne moderne Wohnungen, dann im neuen Westviertel und am Rebstock sowie beispielsweise noch am Riedberg prominente neue Baugebiete. So wie ich es sehe, wird es selbst in der Innenstadt demnächst wieder neue Möglichkeiten für Wohnungsbau geben. Hier und da gibt es ja manchmal Wohnungsbau in der Innenstadt, aber das wird ohne Sozialzuschlag kaum billiger werden als in den Rekonstruktionen. Natürlich sind wegen der zu erzielenden hohen Kauf- und Mietpreise die Investoren und der BDA so scharf auf die Innenstadtlagen.
● Auf dem Altstadt-Areal sollen so viele Häuser originalgetreu wiederaufgebaut werden wie möglich. Dafür waren ursprünglich ca. 100 Millionen (Subventionen) angesetzt. Unter diesem Aspekt war das Projekt nicht mehr vorrangig als Investorenprojekt zu sehen, sondern in erster Linie zur Wiedererrichtung einer kleinteiligen Altstadt. Zum Ausgleich kommen ja immerhin Investorengelder, Mieten und Erbpacht dazu.
Auch wenn sich das eingesetzte Geld zunächst nicht rechnen würde, so geht es hier ja zuvorderst um einen Gewinn für die Stadt durch eine attraktive Altstadt im Allgemeinen mit all seinen positiven Folgewirkungen.
● Das mit der "Imageleistung" ist wieder mal eine Deiner zu kurz gedachten und üblichen Pauschalisierungen ohne annähernde Kenntnisse über die Reko-Interessenten und deren Motive. Die verschiedenen Gründe sind viel differenzierter. Im Übrigen kommt es darauf an, an welcher Stelle, zu welcher Zeit und mit welchem Ziel man im Altstadtprojekt mit dem Rechnen ansetzt und abschließt.
● Wie zu rekonstruierende Altstadthäuser für heutige Ansprüche gebaut werden können, wurde zum Beispiel im Altstadt-Forum mit Dominik Mangelmann aufgezeigt. Als Nichtarchitekt muss ich mich damit nicht hervortun. Im Übrigen gibt es in Frankfurt auch noch die Römerberg-Ostzeile zur Anschauung, gerade um die Ecke. In Deutschland werden das auch nicht die einzigen Rekonstruktionen sein, die gerne bewohnt werden. Die bereits vorgesehenen Rekonstruktionen werden schon dementsprechend ausgestattet, verlass Dich drauf. Ich bin zwar kein Architekt, sehe aber die Möglichkeiten aus meiner Erfahrung heraus. Du aber mit Deinem Anspruch müsstest allerdings besser wissen als hier dargestellt, wie man solche Wohnungen komfortabel und bewohnbar baut. Im jeweils rückwärtigen Teil gibt es ja auch noch Möglichkeiten für Anbauten. Füllbauten an der Straßenflucht sind dafür nicht erforderlich. Die Bauherren der Füllbauten werden keine Treppenhäuser oder Aufzüge für die Rekos in ihren Häusern zur Verfügung stellen müssen.
Nun steht es Dir natürlich weiterhin frei, die gegebenen Möglichkeiten zu ignorieren und mit Deinen behaupteten Fakten dagegen zu argumentieren -
RobertKWF: Merkst Du eigentlich noch, dass ich hier schon lange nichts mehr "fordere" sondern mühsam versuche Dir zu erklären, warum das geschieht, was Du beobachtest und beklagst?
Du bist es doch, der sich darüber wundert, dass das was im Altstadt-Bereich tatsächlich gebaut werden wird wohl etwas anderes wird, als Du und andere es sich erträumt haben. Ich schreibe hier doch nur ein "Das passiert weil..."
Der Gewinn der Stadt durch die attraktive Altstadt ist einerseits auch ein Wunschtraum, andererseits ist es immer wieder eine Frage, wie man beim Bau das Optimum zwischen Nutzwert, Subventionsmaximum und historischem Anspruch finden wird - auch da wette ich, dass das Ergebnis Dir nicht gefallen wird.
Rohne:
Es mag ja sein, dass man vieles bauen kann - ich kenne Mangelmanns Vortrag - und es ist auch so, dass für Bestandsbauten in echten historischen Altstädten wie Limburg, Seligenstadt oder Aschaffenburg andere Regeln gelten als für Neubauten. Aber hier handelt es sich um Neubauten - wie viel man da der historischen Anmutung opfert wird sich zeigen, sobald die Pläne konkreter werden.Ich kenne leider auch die Einschränkungen, die man bei erhaltenen Altbauten (Seligenstädter Altstadt) in Kauf nehmen muss und die gewöhnlich mit Mietpreisen einher gehen, bei denen nicht selbstnutzende Erbauer von Rekonstruktionen in der Frankfurter Altstadt die Baupläne zum Anheizen des Kamins verwenden würden.
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Man sollte bitteschön nicht so tun, als sei es eine Art Tierquälerei, in Altbauten oder wie hier in originalgetreu Wiederaufgebauten Altstadthäusern (Rekos) zu wohnen.
In Altbauten auf Frankfurter Stadtgebiet z. B. wohnen mittlerweile in den allermeisten Fällen (freiwillig) neu eingezogene Menschen die nicht den Erbauern, ursprünglichen Besitzern oder deren Nachkommenschaft zuzurechnen sind, also nicht aus Traditionsgründen da wohnen.
Zwar sind die Gründe auch unterschiedlich, aber gewiss wurde von einem Teil bewusst ein Altbau auch aus Sympathie-Gründen gewählt.
Mittlerweile wurden diese Wohnungen, wo nicht vorhanden, mit Toiletten und Bädern im Wohnungsbereich ausgestattet, Aufzüge hier und da, Etagen- oder Zentralheizungen, Komfort in allen Abstufungen und Preislagen. Abweichungen davon gibt es allerdings auch noch.
Persönlich kenne ich Verhältnisse, wo z. B. Personen weit über 70 Jahre alt, oben in vier oder fünfstöckigen Abbau-Wohnungen ohne Aufzug leben und diese Wohnungen auch gar nicht aufgeben wollen.
Das bedeutet, es gibt genügend Interessenten für solche Häuser um diese nicht abreißen zu müssen. Im Gegenteil, sie werden geschützt, saniert und restauriert, teils auch subventioniert oder unter Denkmalschutz gestellt.
Ähnliches gilt für rekonstruierte Häuser, die sogar technisch noch zeitgemäßer ausgestattet werden können, was einige bevorzugen und anderen schon wieder zu weit geht. Auch ist es keineswegs so - was auch auf die allermeisten modernen Wohnungen zutrifft - dass die neuen Altstadt-Wohnungen die Ansprüche von Jedem und Jedermann gleichermaßen erfüllen müssten. Für die verhältnismäßig wenigen Wohnungen in rekonstruierten Häusern die es gibt/geben wird, zumal in Innenstadtlage, wird es also weiterhin und auf Dauer mehr als genug Nachfrage geben, auch wenn es vielleicht in einer Momentaufnahme einmal nicht übermäßig erscheinen mag. Die Kauf- und Mietpreise werden sich wie üblich nach Angebot und Nachfrage einpendeln.
Aus diesen und ähnlichen Gründen ist eine Debatte über die Möglichkeiten von zeitgemäßem Wohnwert, Nutzwert, Ausstattung etc. von rekonstruierten Altstadt-Häusern ein rein theoretisches Ding, ohne wirklich entscheidende praktische Bedeutung für das Vorhaben. -
Goethehaus-Viertel
Ein bemerkenswerter Artikel der FAZ über das Viertel am Goethehaus. Die Straßen "Am Salzhaus", "Hirschgraben" und "Weißadlergasse" werden als beispielhaft genannt für eine künftige Altstadtbebauung. Wie der Verfasser sinngemäß schreibt, hätten zynischerweise in diesem Bereich gerade die Häuser der NS-Zeit, denen im Zuge der "Altstadtgesundung" dort die alte Bebauung zum Opfer fiel, den Krieg nahezu unversehrt überstanden und seien aber gerade heute dafür verantwortlich, dass ein wenig Altstadtflair übrig geblieben sei. Die Dort kürzlich getätigten Sanierungen, beispielsweise des Parkhauses und des ehemaligen westlichen Eckhauses der Eckermannstraße seien positiv hervorzuheben.
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Auch Dieter Bartetzko, in seiner derzeitigen temporären Funktion als Mitglied des Gestaltungsbeirates ohne Stimmrecht, mit Nachhall für viele Jahre, wird nicht daran vorbeikommen, am Ende der Bauzeit als kritisch betrachtete Figur im Täterszenario abgebildet zu bleiben.
Nun hat er wieder einen seiner bemerkenswerten Artikel in der FAZ.NET vom 27. Juli 2010 veröffentlicht, der deutlich seine Problemstellung erkennen lässt und mit was er im Einverständnis beim Dom-Römer Projekt leben muss.
Oberflächlich gut gesehen und skizziert hat er ein baulich kurioses Stadtviertel in der Innenstadt, dass erst durch seine recht junge Kneipen- und Restaurant-Szene ins Blickfeld gekommen ist, abgesehen mal vom Goethehaus und dem Volkstheater. Zwar gab es dort immer schon Lokale, aber der richtige Boom ist relativ neu und wird sich noch etwas weiter entwickeln. Allerdings sind die Möglichkeiten noch begrenzt.
Baulich ist das ganze ein Desaster aus spärlichen Vorkriegsresten, Nachkriegssünden und krampfhaften Versuchen zur Aufhübschung neueren Datums sowie der frühen Hinwendung zur autogerechten Innenstadt.
Ausgehend von der Entwicklung um das Parkhaus Hauptwache herum (liegt überhaupt nicht an der Hauptwache), hat sich die Gastronomie dort wuchernd nach Südwesten hin zwischen spärlich schon vorhanden Lokalen ausgedehnt. So hat sich quasi über Nacht in einem Nonsensviertel der beliebteste und belebteste Gastronomiebereich der Innenstadt mit Szenecharakter entwickelt, ganz anders geartet als z. B. an der Fressgass.
Eingerahmt oder begrenzt wird das Areal von den nordöstlichen Ausläufer-Gastro's am Friedrich-Stoltze-Platz um das Parkhaus herum mit dem alten Helium, dessen Zeiten als Original schon vergangen sind. Dann runter zum Kleiner Hirschgraben, Großer Hirschgraben und dazwischen Weissadlergasse bis östlich zum Kornmarkt, südlich bis zur Berliner Straße wo das Gebiet brutal begrenzt wird. Die mutigen Versuche, auch dort mit Gastronomie zu Punkten, werden vorerst noch scheitern müssen.
Ursprünglich begünstigt wurde der Trennt dadurch, dass am und um das Parkhaus Hauptwache und am alten unteren Parkhaus über dem Kleinen Hirschgraben kaum Wohnungen lagen so dass die Außengastro ungestört toben konnte. So spielt sich das Ganze auch überwiegend außen in der warmen Jahreszeit ab. Im Winter wird's da wieder wesentlich beschaulicher. Dann tritt auch das unschöne Gebäudeszenario wieder deutlicher hervor.
Einzig durch die kleinteilige Struktur der Erdgeschosse ohne Wohnungen konnte sich hier die "Intimität" und lebendige Urbanität für Einzelhandel und Gastronomie durchsetzen.
Anders als Dieter Bartetzko, sehe ich die Parkhausarchitektur dort als die prägenden, stilbildenden Elemente, wobei mir das Parkhaus Hauptwache mit seiner ruhigen, roten Backsteinfassade in dieser Lage und Umgebung heute durchaus nicht mehr krass missfällt.
Für dieses Viertel und Umbauten im Bestand können die Ausführungen von Dieter Bartetzko als einigermaßen zutreffend, wegweisend und hilfreich angesehen werden. Die Abrisskolonnen müssen hier nicht morgen schon anrücken, es sei denn für die Parkhäuser. Als Alibibeispiel aber für die geplanten unseligen Füllbauten auf dem Dom-Römer-Areal etwa, kann dieses Gebiet nicht gelten. -
So richtig die Kurve zum Altstadtquartier bekommt Bartetzko in seinem Artikel nicht. Auf dem Altstadtareal ist auch eine völlig andere Struktur. Hier gibt es keine Bauten aus der Nachkriegsepoche (außer der Schirn), die sich mit Altstadtbauten zu einem harmonischen Ganzen mischen könnten.
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Die FAZ schreibt am Samstag zur Altstadtbebauung und zu den Motiven der Interessenten, die dort eine Nicht-Rekonstruktion bauen wollen.
Grundtenor ist, dass diesen Interessenten das Verhältnis zwischen den Kosten des rekonstruierten Gebäudes (mit bis zu 5000€/m² anderthalb mal so hoch wie für das moderne Gebäude) zum Nutzen (hier insbesondere begrenzte Wohnungsgrößen) nicht gefällt.
Offensichtlich sei, dass man lieber auf malerische Rekonstruktionen schaue als darin zu sitzen - das kommt mir irgendwie bekannt vor. -
Nö, das ist genau das, was hier immer gesagt wird, du aber nicht glauben willst. Qualitatives, traditionelles Bauen ist eben doch möglich (genau das hast du ja wiederholt als Unmöglichkeit dargestellt), aber hat halt seinen Preis. Es ist eher entlarvend, dass die modernen, schamlos auf Funktionalität reduzierten Bauten billiger daherkommen – wen wundert das?
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Ok, wenn eine Rekonstruktion, die, nach Aussagen der Reko-Befürworter, hier in Frankfurt "extrem günstig" gebaut werden kann - für nur noch 600T€ für sechs Etagen auf einem 40m² Grundstück, einem potentiellen Bauherrn zu teuer ist, und sich dann herausstellt, dass man nicht nur mit 3333€/m² sondern bis zu 5000€/m" rechnen muss, dann bin ich halt widerlegt. Komische Mathematik.
Und wenn man dann - im Rahmen der geltenden Gestaltungssatzung, bitteschön! - ein Gebäude bauen kann, das nicht nur besser nutzbar ist, geringere Unterhaltskosten hat, sich, durch unauffällige Gestaltung, zwischen die Rekonstruktionen einpasst und dazu nur zwei Drittel kostet, dann ist das ein "schamlos auf Funktionalität reduzierter Bau"?
Schamlos wohl nur, weil man sich dafür nicht zu schämen braucht - im Gegensatz zu denen, die gerne mit dem Geld Anderer Voll- und Zwangsrekonstuktionen dort hin stellen würden, die keiner (ge-)brauchen kann. Schmittchens Vorschlag ist echt gut - bewirb dich. Das ist zwar eine langfristige Bindung, aber über die nächsten dreißig Jahre sicher gut abzuzahlen. Baukredite sind gerade günstig, bei Vollfinanzierung der 600T€ bist Du mit unter 3000€ monatlicher Belastung bei 170m² Wohnfläche auf sechs Etagen dabei. Die Treppenbenutzung wird Dich fit halten, denn anders als in der Hunzinger-Hütte wird die Rekonstruktion keinen Aufzug haben. Und dazu das gute Gefühl, endlich einmal "Das Richtige" gemacht zu haben.
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Ich würde Rekonstruktionen in der Altstadt als meritorische Güter ansehen (--> siehe Abschnitt "Externe Effekte" mit dem Beispiel von denkmalgeschützten Fassaden), weil offensichtlich die große Mehrheit der Bevölkerung sich solche originalen Rekonstruktionen an diesem Ort wünscht. Da aber die höheren Kosten von rekonstruierten Fachwerkhäusern im Vergleich zu modernen Gebäuden für einzelne Bauherrn laut dem FAZ-Bericht der Grund waren, lieber doch "neu" bauen zu wollen, liegt mit einem rekonstruierten Gebäude wohl ein Gut vor, bei dem das gesellschaftlich gewünschte Ausmaß der Nachfrage (also ein möglichst vollständig rekonstruiertes Altstadtquartier, sprich hohe Nachfrage nach diesen Gebäuden durch einzelne Investoren) größer ist als die tatsächliche Nachfrage (also der Wille zur Investition) von Einzelnen.
Das rechtfertigt den Einsatz von Staatsgeld, obwohl ich kein Freund von Subventionen bin. In diesem Fall würde aber das einmal investierte Steuergeld aller in Form einer höheren Attraktivität der gesamten Stadt durch zusätzliche und/oder längere Aufenthalte von Touristen über Jahrzehnte hinweg langfristig wieder in den Staatssäckel zurückfließen. Insofern wäre es kein Sündenfall gewesen, wenn man hier auf eine bessere Nutzbarkeit von modernen Gebäuden verzichtet hätte und Investitionen in zusätzliche Rekonstruktionen unterstützt hätte.
Aber es ist doch schön, dass jetzt auch so viel mehr Rekonstruktionen geplant sind als ursprünglich gedacht, was der Ensemblewirkung sicher zugute kommen wird. Ich bin auf die ersten Entwürfe der Neubauten gespannt!
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Der Altstadt-Salon
Das habe ich von einem Stadtverordneten in einer Sitzung des Dom-Römer-Ausschusses auch schon gehört. Ein kritischer Bürger und Befürworter des Wiederaufbaus wurde flapsig aufgefordert sich doch bitteschön bei Herrn Guntersdorf als Bewerber einzuschreiben.
Grundsätzlich bin ich auch für mehr Werbung, damit sich mehr potentielle Interessenten für wieder aufzubauende Altstadthäuser einschreiben lassen. Unseriös finde ich aber den Wettbewerbsdruck, wenn man das Angebot der Füllbauten gegen die möglichen Rekonstruktionen auszuspielen versucht.
Ich rufe in Erinnerung, das nach längerem Gezerre gesagt wurde, auf dem Areal so viele Altstadthäuser wie möglich wieder aufzubauen und dass es nicht mehr vorrangig darum geht nur ein Stadtviertel für Wohnungsbau einzurichten. Vor diesem Hintergrund sind die Subventionen gedacht und zu verstehen.
Die Stadt selbst (inkl. Politik natürlich) hat sich möglicherweise (und unverständlicherweise) schon festgelegt, welche Häuser in Stadt-Regie rekonstruiert werden sollen und welche nur, wenn sich Investoren finden. Mittlerweile wurden insgesamt 21 Häuser als rekonstruierbar ausgemacht. Nun ist es die verdammte Schuldigkeit der Stadt dafür zu sorgen, dass auch diese 21 Häuser originalgetreu wieder aufgebaut werden, wenn nötig weiter in Eigenregie, sonst würde dem Sinn dieses Vorhabens und der Stadt leichtfertig und dauerhaft schwerer Schaden zugefügt. Einer angemessenen Vermarktung auch nach dem Wiederaufbau noch steht ja überhaupt nichts im Wege.
Miguel hat es mit seinem Hinweis bezüglich "dem Geld Anderer" sicher ausreichend beleuchtet. So schämt man sich nicht damit schamlos gegen die Rekonstruktionen zu argumentieren. Wenn man sich auf dem betreffenden Areal umschaut, so findet man einige Gebäude, die mit "dem Geld Anderer" bereits schon errichtet wurden und teils schon wieder mit "dem Geld Anderer" abgerissen werden müssen. Ein weiterer geplanter Neubau (Stadthaus) soll ebenfalls wieder mit "dem Geld Anderer" errichtet werden. Das wird von den Gegnern natürlich nicht erwähnt oder gar moniert.
Wenn ich es richtig verstanden habe, so wird auch das Gelände zum Bau der Füllbauten von "dem Geld Anderer" für das Projekt hergerichtet, eventuell wird sogar für die Füllbauten der Erbbauzins noch günstig ausfallen (wegen der Einschränkungen durch die Gestaltungssatzung vielleicht). Gegen Subventionen für die Füllbauten hatte ich mich ja schon ausgesprochen. Ob das in der Realität und unter dem Strich dann auch so sein wird, steht wahrlich auf einem anderen Blatt. -
Für welches Haus hast du dich denn bei der Dom-Römer-Gesellschaft registrieren lassen, Robert? Doch nicht auch für eines der Gebäude an der Westseite des Hühnermarkts, hoffe ich. Die offenbar alle wollen, wahrscheinlich deswegen, weil es Steinhäuser mit vergleichsweise großer Grundfläche und auskömmlichen Geschosshöhen sind.
Gerade bei dir, Robert, kann ich es mir nun gar nicht vorstellen, dass du die Initiative anderen überlässt. Der Frau Christensen und den Herren Possmann und Albrecht beispielsweise. Und dich auf das Formulieren von länglichen Schwadronagen beschränkst, ständig auf der Suche nach einem Komplott der "Modernisten". Oder gar mit der billigsten aller billigen Ausflüchte daherkommst, das müsse "der Staat" dann eben alles machen. Das wäre doch auch allzu einfach, bequem hinter der Tastatur die alles durchschauende Koryphäe zu geben, statt von Termin zu Termin zwischen Bank und Dom-Römer-Gesellschaft zu eilen. Sollte ich mich etwa getäuscht haben?
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Der Altstadt-Salon
Im Internetauftritt zum DomRömer Projekt werden schöne und informative Pressebilder (in den Dateigrößen von ca. 200-300 KB und ca. 2-4 MB) zu drei Ereignissen gezeigt:
http://domroemer.de/yeager/v3.php/page/9/61/Baggerbiss - 02.05.2010
Mit Petra Roth, M. Gunterdorf, U. Becker und auch dem Klaa Rölfche.
Technisches Rathaus (vor dem Abbruch)
Gezeigt werden melancholische Bilder auch aus dem (leeren) Inneren des Gebäudes.
Frankfurter Altstadt – Veranstaltung IHK - 28.06.2010
Atmosphärische Bilder der Teilnehmer der Podiumsdiskussion,
Dr. Mathias Müller, Präsident der IHK Frankfurt am Main,
Stadtrat Edwin Schwarz,
Prof. Dr. Dr. h.c. Durth, Architekturhistoriker der TU Darmstadt,
Prof. A. C. Scheiblauer, Städtebauprofessorin an der FH Frankfurt,
Prof. Jochem Jourdan, Geschäftsführer Jourdan & Müller PAS,
Dierk Hausmann, stv. Leiter Stadtplanungsamt Frankfurt,
Michael Guntersdorf, Geschäftsführer DomRömer GmbH
sowie diverser Fragesteller aus dem Publikum in der Frage- und Diskussionsrunde. Einige erkennen hier sicher auch noch das eine oder andere bekannte Gesicht im Publikum. -
Was mich halt ziemlich stört ist, dass das Ganze ziemlich undurchsichtig geworden ist.
Ursprünglich wurde der Eindruck erweckt dass für jede Parzelle einzeln mindestens zwei Entwürfe vorzulegen wären, wenn dabei die Rekonstruktion mit dabei ist, erhält diese per se den Vorzug. Nach den letzten Zeitungsartikeln erhält man dagegen den Eindruck dass einigen Investoren (die Zahl an Rekonstruktionen Interessierter war mal bedeutend größer) der Reko-Wunsch regelrecht ausgeredet wurde. Wenn Guntersdorf meint, dass einige sich umentschieden haben, nachdem sie gehört haben dass die Neubauten ja "auch ganz ansehnlich werden" schrillen bei mir die Alarmglocken. Es steht doch überhaupt noch nicht fest was für Entwürfe für die Neubauten kommen werden.
Zudem sieht das ja nicht so aus, als ob die Investoren dabei selbst noch großartiges Mitbestimmungsrecht hätten, sondern dass die Architekten wie bei normalen öffentlichen Ausschreibungen sich selbst was ausdenken sollen. Der Beirat entscheidet dann welcher Entwurf umgesetzt wird und die Investoren müssen das dann so umsetzen. Da wird so mancher wohl noch arg enttäuscht werden, wenn dann Entwürfe umgesetzt werden sollen, die zwar die atzung einhalten, ansonsten aber keineswegs das sind was so mancher ursprünglich rekonstruktionswillige Investor sich vorgestellt hat...
Ebenfalls stößt sehr sauer auf, dass wegen der unklaren Zukunft der Überbauung des Archäologischen Gartens ganz offensichtlich die Nachfrage für Rekonstruktionen an der Südseite des Markts künstlich nach unten gedrückt wurde. Im Gegenzug sollte der gewinnende Stadthaus-Entwurf dann aber auch mindestens die Fassadenrekonstruktion der gesamten Häuserzeile vorsehen, so wie es beim zweiten oder dritten Platz der ersten Wettbewerbsphase bereits der Fall war.Die 21 von Guntersdorf vorgeschlagenen Rekonstruktionen sollten allesamt auch umgesetzt werden. Allerhöchstens auf die Rekonstruktion der beiden Gebäude an der Braubachstraße könnte zur Not verzichtet werden. Der Rest ist mindestens als Fassaden- besser aber als Komplettrekonstruktion so ziemlich das Minimum das gebraucht wird, wobei die Gotik, die dort eigentlich der vorherrschende Baustil war, auch dann immer noch deutlich unterrepräsentiert wäre. Zusätzlich nötig sind noch die Häuser zu den 3 Römern und Mohrenkopf anstelle des Kunstvereins und anstelle des Schirn-Tisches die beiden südlichen Nachbarn des Roten Hauses.
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Der Altstadt-Salon
Unter dem Titel "Entkrampfung für die Altstadtdebatte", berichtet Matthias Alexander in einem lesenswerten Artikel in der faz.net vom 08. September 2010, von einer Ausstellung in München, die sich mit der Geschichte von Rekonstruktionen beschäftigt:
http://www.faz.net/s/RubFAE83B7DDEFD4F2882ED5B3C15AC43E2/Doc~EBC1B5BFE60D54052BBDC4EBB6D2A238E~ATpl~Ecommon~Scontent.html
Eine materialreiche Schau in der Pinakothek der Moderne, heißt es.
Vielfältige Beispiele und Gesichtspunkte werden präsentiert und wieder in Erinnerung gerufen, mit Beispielen aus Jahrtausenden, deren Konsum auch den eingeschliffenen Gegnern zu mehr Gelassenheit verhelfen könnte.
Die Zahl der Beispiele für Rekonstruktionen sei überwältigend. Zu allen Zeiten wurde Zerstörtes und Zerfallenes wiederhergestellt. Bereits in der Antike wurden Tempel wieder aufgebaut. Ausgestellt sind viele Beispiele die zu denken geben. Der Abscheu, mit dem Einzelne auf Rekonstruktionsideen reagieren, könnte beim Blick auf die Ausstellungsvielfalt durchaus einem gesunden Pragmatismus weichen.
Ein weiteres Thema dort ist, wie genau müssen z. B. detaillierte und zuverlässige Pläne überhaupt vorliegen und inwieweit sind Anpassungen an moderne Komfortbedürfnisse zulässig, bis hin zu Veränderungen bei der Fassadengestaltung, oder auch das Thema der Nutzungsart etwa.
Zum Schluss hin kommt er zu den Fragen und Antworten die sich aus der Schau ergeben und die für das Projekt der Frankfurter Altstadt von Nutzen sein könnten. Frankfurt wird aber seine eigene Debatte weiterführen müssen, so sein Resümee und er empfiehlt die Reise nach München, eben als Beitrag zur Entkrampfung.
Matthias Alexander ist hier wieder Berichterstatter, Kommentator und Moderator zum Wiederaufbau der Altstadt, ersetzt aber nicht ganz den vermissten Dieter Bartetzko, der ja zur Zeit im Gestaltungsbeirat befangen ist, mit seinen eher architekturkritischen Ansätzen und Beschreibungen.
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Als Bonus noch ein alter, dazu passender faz-Artikel vom 09. April 2007, "Vergisst Frankfurt seine Geschichte":
http://www.faz.net/s/RubFAE83B7DDEFD4F2882ED5B3C15AC43E2/Doc~EE276E6EDE061474DB5A25CA395711BD7~ATpl~Ecommon~Scontent.html
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Zu der Auffassung, dass rekonstruierte Häuser nicht wirtschaftlich wären bzw. keine ausreichende Nachfrage hierfür bestehen würde:
Dem muss ich ganz klar widersprechen. Es gibt viele Städte mit Altstädten, die vorwiegend aus Fachwerkhäusern bestehen und wo diese Häuser mit am begehrtesten und deshalb teuer (sowohl Kauf, als auch Vermietung) sind.
z.B. sind in der Tübinger Altstadt die Mietwohnungen stadtweit mit am teuersten. Das liegt auch daran, dass auch im Umland Tübingens es viele Interessenten für derartige Immobilien gibt, diese Immobilien aber dort nicht ausreichend vorhanden sind!
Übrigens sind die Mietpreise in Tübingen vergleichbar mit denen Frankfurts (im Schnitt glaube ich sogar höher) und das, obwohl sie in erster Linie eine Uni-/Studentenstadt ist und nicht so viele (auch in relativer Hinsicht) Gutverdiener hat wie Frankfurt. Weshalb man wiederum darauf schließen kann, dass solche Häuser aufgrund ihrer Eigenart beliebter sind als andere.Und zu mangelndem Komfort: Das ist Quatsch, auch Fachwerkhäuser sind sehr beliebt, gerade aufgrund ihrer Eigenart (Schnitt, Deckenhöhe etc), die von vielen nicht als Komfortmangel gesehen werden.
Nun könnte man einwenden, dass solche Städte nicht mit FFM verglichen werden können, weil die Frankfurter Altstadt momentan eher als ein Witz im Vergleich zu diesen Altstädten erscheint. Das trifft mMn zwar für den Ist-Zustand zu, aber nach Beendigung des Altstadtprojekts (mit einem hohen Anteil an Rekos) wohl nicht mehr, denn dann könnte man wirklich von einer Altstadt in FFM sprechen, denn dann hätte man eine kritische Masse erreicht, die auch zu einer erhöhten Nachfrage führen würde (zudem ist der Standort von Vorteil: mitten in der Stadt und trotzdem ruhig gelegen, wenn man mal von Großverantsaltungen absieht).
Von einer mangelnden Nachfrage nach Beendigung (!!!) des Projekts sollte & kann man deshalb nicht ausgehen.Ausserdem: Frankfurt ist eine Stadt der Zugezogenen (sicherlich kommt die/der eine oder andere aus einer Fachwerkstadt) und groß genug um eine entsprechende Nachfrage zu generieren.
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^ Ich denke, dass Du mit Deinen Ausführungen weitgehend richtig liegst, merlinammain. Selbst wenn man alle Häuser des hier betrachteten Altstadt-Areals rekonstruieren würde, mit im Vergleich zu einem nicht rekonstruierten Haus natürlich höheren Kosten und eingeschränkter Nutzbarkeit: Das "kriegt man vermietet", um es mal so zu formulieren. Was sind die drei wichtigsten Kriterien bei jeder Immobilie? 1. die Lage, 2. die Lage und natürlich 3. die Lage. Und die wäre im Falle eines rekonstruierten Altstadthauses eben 1a. In einer Stadt wie Frankfurt am Main würde das bestimmt angenommen, und zwar in ausreichender Zahl, zumindest nach meinem Dafürhalten.
Nach nochmaligem Durchlesen insbes. einiger der letzten Beiträge dieses Stranges möchte ich übrigens doch anmerken, dass man sehr wohl für eine komplette Rekonstruktion sämtlicher Gebäude eintreten kann, ohne sich dem Vorwurf/der Frage aussetzen zu müssen, warum man denn selbst kein Haus original rekonstruiert. Wenn man bedenkt, wie universell sich eine Replik dieser Art einsetzen ließe ("An dieser Stelle wäre für die Ensemble-Wirkung ein höheres Gebäude besser gewesen." - "Warum kaufst Du dann nicht das Grundstück und baust selbst ein Hochhaus?" oder "Langweilige Kistenarchitektur, der Neubau." - "Warum kaufst Du ihn nicht und setzt ein Giebeldach drauf?"), sollten wir uns diese Art der Diskussionsführung besser nicht zu eigen machen.
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Ungeachtet eurer blumigen Prognosen wollen dem Vernehmen nach aber nur wenige der Interessenten rekonstruieren. Und nun?
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Ja, das ist ein Problem, kaum zu überwinden und schade
Aber das ist ein Forum hier und deshalb habe ich zu diesem Punkt mal Stellung genommen ... auch wenn meine & die Wünsche vieler anderer wohl nicht in zufriedenstellender Weise erfüllt werden. So realistisch bin ich.
Also ich hoffe sehr, dass es dennoch dazu kommen wird, dass eine stattliche Zahl originalgetreu (wenn's nicht anders geht, dann doch zumindest fassadengetreu/äusserlich) wieder aufgebaut wird.
Ich habe ausserdem die - zugegeben unrealistische - Hoffnung, dass es für einige Rekos reicht, und dass diese Häuser dann so gut von der Bürgern und Touris angenommen werden, dass die benachbarten modernen Neubauten, die statt der Rekos gebaut werden, später (viell. schon in 25 Jahren ... dann wäre ich 55, das ist noch ok ) - wie heute das Technische Rathaus - wieder abgerissen werden und durch Rekos ersetzt werden.Wer weiß, was die Zukunft bringen wird?