CentralTower Berlin (evtl. bis zu 115 m)

  • Nochmal kurz zum Verständnis.

    An dem ganzen hin und her ist der Projektentwickler HB Reavis Mitschuld.

    HB Reavis behauptet der Bezirk hätte den 115 Meter früher positiv gegenübergestanden.

    Dies ist laut Hr. Gothe falsch.

    Vielmehr hat HB Reavis den zweiten Teil des Architekturwettbewerbs ausgelobt

    ohne den Bezirk zu informieren. Herr Gothe hat die Verantwortlichen darum gebeten

    den Wettbewerb noch nicht auszuloben. Dies sei ignoriert worden.

    (Quelle: https://www.morgenpost.de/bezi…-das-projekt-wackelt.html)


    Diese ganze öffentliche Diskussion über die Höhe hätte man sich also auch sparen können.


    Wie auch immer, ich hoffe nun auf ein 95 Meter Hochhaus von Dorte Mandrup.

  • Äh, nein. Das kann man anders nachlesen.


    "Genehmigt hat der Bezirk auf dem Areal zwischen der Alexanderstraße und dem Stadtbahnviadukt vor zweieinhalb Jahren den Bau eines 68 Meter hohen Hotels. Nachdem sich diese Pläne in der Corona-Pandemie zerschlagen haben, weil sich kein Betreiber für ein neues Hotel fand, wurde das Grundstück laut Gothe an die HB Reavis verkauft. Diese wolle nun ein Bürohochhaus auf dem Areal errichten. Es solle mit einer Krone, also einer Art Spitze, eine Höhe von 110 bis 115 Metern erreichen. Der Bezirk sei bereit, das höhere Haus zu akzeptieren, weil im Gegenzug 30 Prozent der Flächen für eine andere Nutzung als Büros zur Verfügung stehen sollen, sagte Gothe – zum Beispiel für Kunst, Kultur und Wohnungen. Im Sinne des 2020 beschlossenen Hochhausleitbildes für Berlin solle dadurch ein Mehrwert für die Stadt geschaffen werden, sagte Gothe."


    Quelle vom 03.01.2024, oder siehe auch hier:


    "Errichtet werden soll statt eines Hotel- nun ein Bürogebäude. Und statt der 68 Meter sind 115 Meter geplant. Nach Angaben des Stadtrats gefallen die Pläne im Bezirk – allerdings nur, wenn das neue Hochhausleitbild angewendet wird. Dieses sieht vor, dass bei neuen Bebauungsplanverfahren alle Hochhausprojekte über 60 Meter insgesamt 30 Prozent der geplanten Geschossfläche „multifunktional“ und nicht gewerblich zu nutzen sein müssen. [...] Vereinbart ist zudem, dass das oberste Vollgeschoss eine Höhe von 95 Metern nicht überschreiten soll. Erlaubt ist darüber eine sich verjüngende 'Krone' bis in eine Höhe von 115 Metern. 'Die Gestaltung des Sockels und der Krone sind noch offen, wir legen aber Wert auf ein schlankes Erscheinungsbild für den Turm', betont Gothe."


    Herr Gothe hat die Pläne für bis zu 115 Meter damals höchstpersönlich vorgestellt (damals=vor einem halben Jahr) und gibt sich nun beleidigt, weil es 115 Meter sein sollen? Obwohl alle vorher geforderten Vorgaben (z. B. auch öffentliche Zugänglichkeit der Dachterrasse), erfüllt werden sollen?


    Wenn er es jetzt als "Mär" bezeichnet, dass er den 115 Metern positiv gegenübergestanden hatte ("Prototyp eines neuen Hochhauses") und nun seine Meinung geändert habe, dann lügt er. So muss man das nennen. Und auch der Meinungsumschwung selbst sollte begründet sein. Warum sollte damit gewartet werden, den zweiten Teil des Wettbewerbs zu starten? Um nochmal wegen der Höhe zu intervenieren?


    Ich finde, die nun zitierten Stimmen von Grünen und CDU haben hier vollkommen recht, wenn sie anmahnen, dass Politik "Verlässlichkeit erzeugen" müsse und man die zugesagte Höhe nicht "wieder infrage" stellen dürfe.

  • Ja Herr Gothe hat damals die Pläne vorgestellt, im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung (§ 3 Abs. 1 BauGB)

    Diese soll vor dem eigentlichen Wettbewerbsverfahren stattfinden.


    Ziel ist es die allgemeine Öffentlichkeit zu informieren und und dient auch als Diskussionsgrundlage.

    Dies bedeutet aber noch keine Baugenehmigung.


    Da die Jannowitzbrücke aber nicht mehr zum Zentrumsbereichskern Alexanderplatz gehört, sind die 115 Meter

    offenbar zu nah an den 130 Metern für die Hochhäuser am Alexanderplatz. Das Zentrum Alexanderplatz soll ja als

    Zentrum aufgewertet und funktional gestärkt werden.


    Berlinerhochhausleitbild.jpg

    © Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen


    Das Bezirksamt Mitte kam zu dem Entschluss, dass an dem Standort Jannowitzbrücke

    maximal 95 Meter Gesamthöhe möglich sind. Es erfüllt nicht die gleichen Kriterien wie der

    Alexanderplatz, Breitscheidplatz oder Potsdamer Platz.

    Nachzulesen im Berliner Hochhausleitbild

    https://www.berlin.de/sen/stad…planung/hochhausleitbild/


    Ich bin mir sicher das Hr. Gothe nicht lügt, wenn er behauptet er habe die Verantwortlichen gebeten

    das Wettbewerbsverfahren (mit 115 Meter) noch nicht zu starten. Sicher hat er die Kommunikation

    dokumentiert.

    Ansonsten fragt ihn doch:

    https://www.berlin.de/ba-mitte…bezirksamt/ephraim-gothe/


    Aber wie bereits geschrieben, bin ich damit zufrieden wenn jetzt ein Hochhaus mit 95 statt 68 Meter

    gebaut wird.

  • Was glaubt ihr denn was bei "+33% Bruttogeschossfläche und -20% Höhenabzug" noch von dem Entwurf übrig bleibt?


    Damit sind alle Entwürfe abgelehnt. Das wird prinzipiell eine Neuplanung werden (vermutlich ein besser verpackter Klumpfuß). Mir stößt vor allem die Begründung bitter auf, die der Kreuzung an der Jannowitzbrücke (Eine Hauptverkehrskreuzung im Stadtzentrum, nur einen Steinwurf vom Alex entfernt) abspricht, sich für ein Hochhaus ü95m zu eignen. Nicht Millieuschutz, Schattenwürfe, Regenwürmer oder Wutbürger, nein, die Kreuzung-Jannowitzbrücke ist für das Vorhaben nicht entwickelt genug, also der Stadt(!) nicht entwickelt genug, nicht dem Entwickler! Eine absurde Verdrehung der Zuständigkeiten.


    Normalerweise pressen die Baulöwen aus der Stadt die "m²" heraus, weil diese Höhenmeter realisiert sehen will, nicht: Die Stadt presst aus sich selbst "m²" heraus, um die Baulöwen damit zu beschwichtigen, damit diese weniger Höhenmeter realisieren.

  • Ich bin mir sicher das Hr. Gothe nicht lügt, wenn er behauptet er habe die Verantwortlichen gebeten

    das Wettbewerbsverfahren (mit 115 Meter) noch nicht zu starten.

    Das war auch nicht die Lüge. Gelogen ist, zu behaupten, er habe dem diskutierten Konzept mit 95+20 Metern bei Erfüllung der Vorgaben zur Nutzung nicht positiv gegenübergestanden. Hier noch einmal die Zitate in kürzerer Form: "Nach Angaben des Stadtrats gefallen die Pläne im Bezirk – allerdings nur, wenn das neue Hochhausleitbild angewendet wird" und "Es solle mit einer Krone, also einer Art Spitze, eine Höhe von 110 bis 115 Metern erreichen. Der Bezirk sei bereit, das höhere Haus zu akzeptieren, weil im Gegenzug 30 Prozent der Flächen für eine andere Nutzung als Büros zur Verfügung stehen sollen, sagte Gothe".


    Und nun lässt sich Gothe mit folgender Äußerung ein: "Maximal 95 Meter Gesamthöhe seien denkbar, wie Bezirksbaustadt Ephraim Gothe (SPD) nun erklärte. 'Damit haben wir schon Zugeständnisse gemacht. Ursprünglich sollte dort ein 68 Meter hohes Hotel gebaut werden'". Damit überspringt er einfach den von von ihm selbst präsentierten Diskussionsstand vom Januar und bezeichnet es überdies als "Mär", dass er seine Meinung geändert habe.


    Ich werde Herrn Gothe anschreiben, aber gefragt haben ihn auch schon andere, und zwar in einer Großen Anfrage der CDU im Bezirksstadtrat:


    "Weshalb rückt das Bezirksamt von der bisher verbindlichen Planung einer Gebäudehöhe von max. 115m ab, die im Ausschuss für Stadtentwicklung und Facility Management diskutiert und mehrheitlich beschlossen wurde, und die dann Voraussetzung für das jetzt durchgeführte 2-stufigen Wettbewerbsverfahren wurde?"


    Herr Gothe antwortete daraufhin nicht etwa, dass keine 115 Meter beschlossen waren. Auch nicht, dass der Investor in der Auslobung die städtischen Vorgaben ignoriert habe. Nein, er bemängelt nur, dass die Auslobung rausging, ohne dass Herr Gothe vorher nochmal - was auch immer - aushandeln konnte:


    "Das Bezirksamt hat am 6. November einen Katalog von Essentials für die Auslobung zur 2. Workshophase Central Tower formuliert. Dies können Sie aus beiliegender Unterlage entnehmen. Eine Aushandlung zur Übersetzung in eine Auslobung hat nicht stattgefunden. Spätestens hier hätte eine Konkretisierung der Bedingung 'Oberkante oberstes Vollgeschoss bei 95 Metern' und die Möglichkeit einer 'Gebäudekrone mit einer Gesamthöhe von 110 bis 115 Metern' erfolgen können. Dazu kam es nicht, meine Aufforderung, die Auslobung nicht zu versenden, wurde ignoriert. Die Auslobung wurde offensichtlich am 12. Dezember trotz dringender Bitte, dies nicht zu tun, versandt. Erst am 18. Dezember erhielt ich die Bestätigung, dass die Auslobung tatsächlich versandt wurde."


    Und weil er darüber verärgert ist, will er jetzt den Wettbewerb zerschießen, bringt neue Forderungen und Nutzflächen ins Spiel? Redet plötzlich davon, dass 115 Meter doch nicht möglich seien, mit hanebüchenen Begründungen? So geht das nicht.


    Eine lustige Grafik hat er seiner Antwort auch noch beigegeben. Warum nun die Krone wegfallen soll, geht daraus natürlich nicht hervor. Das liegt ja am Umfeld, das nun auf einmal nicht genug entwickelt ist.

  • Ich glaube, hier wurde einfach eine persönliche Meinungsäußerung von Herrn Gothe als verbindlichen Beschluss des Bezirksamtes missverstanden. Herr Gothe wollte eine Diskussion lostreten und hat deshalb die 115 Meter ins Spiel gebracht. Diese Initiative war aber nicht mit dem Bezirksamt abgestimmt, und hatte auch keine Mehrheit im Bezirksamt und bei den Bezirksverordneten. Nun rudert Herr Gothe zurück. Ich denke also, dass sowohl Herr Gothe als auch der Investor fahrlässig gehandelt haben und Dinge in Gang gesetzt haben, die nicht abgestimmt waren. Künftig tun alle Seiten gut daran, etwas vorsichtiger zu sein.

  • Noch einmal meine Sicht der Dinge im Detail:

    Herr Gothe hat Anfang Januar tatsächlich öffentlich erklärt, dass sich der Bezirk Mitte eine Höhe von 115 Metern vorstellen könnte. Er hat auch den Eindruck erweckt, dass diese Position im Bezirk Mitte abgestimmt wäre. Dazu gibt es übereinstimmende Zeitungsberichte. Dieses Vorgehen war meiner Ansicht nach falsch.

    Auf der anderen Seite dürfte der Investor aber auch mit dem Planungsrecht vertraut sein. Für den Standort gilt ein Bebauungsplan, der eine Höhe von 68 Metern vorsieht. Die Änderung eines Bebauungsplanes ist sehr zeitaufwendig, außerdem sind dabei die unterschiedlichsten Behörden beteiligt. Und in der Regel kommt am Ende eines jahrelangen Bebauungsplanverfahrens ein Kompromiss heraus, der oft nicht den Wünschen des Investors entspricht. Dem Investor dürfte also klar gewesen sein, dass die Aussage eines Baustadtrates keine rechtliche Bedeutung hat, sondern dass nur der Bebauungsplan zählt. Deshalb finde ich es auch falsch, wenn sich jetzt der Investor aufregt.

    Was Herr Gothe und Herr Fuchs miteinander besprochen haben, weiß ich natürlich nicht.

  • Nur mal am Rande: niemand spricht mit Privatmann X über Thema Y, who cares.

    Medien fragen Person X als Amtsträger, Unternehmen fragen Person X als Amtsträger.

    Und man darf natürlich erwarten, dass auch ohne rechtskräftigen Verwaltungsakt von Amtsträgern verlässliche Signale kommen.

    Sonst können wir gleich das Grundgesetz nach Kafka umschreiben.

    Nichts und schon gar nicht im Baubereich funktioniert so, dass Bauinteressenten bis zur Sekunde eines rechtskräftigen Bescheids im Dunkeln tappen können.


    Davor liegen, gerade in Deutschland, Jahre (!) der formaljuristisch unverbindlichen Gespräche, bis der daraufhin designte Bauantrag eingereicht und genehmigt wird, das ist nur der allerletzte Schritt. Dafür ist ein Grundgerüst an Kontinuität notwendig.


    Das weiss eigentlich auch jeder der hier schon wieder versucht uns Sand in die Augen zu streuen selbst sehr gut, da bin ich mir ganz sicher.


    Der Staudenhof wird abgerissen, get over it.

  • Klarenbach Der etwas detailliertere Kommentar hat mir tatsächlich geholfen, deine Position besser zu verstehen. Aber.


    Dass der Investor sich "aufrege" halte ich für eine sehr straffe Formulierung. Es wurde lediglich sachlich darauf hingewiesen, dass Herr Gothe seine Meinung geändert habe, was dieser tatsachenwidrig bestreitet. Der Wunsch nach "mehr Zuverlässigkeit und Verständnis für die wirtschaftliche Umsetzbarkeit" ist auch nachvollziehbar, wie ich hier gleich nachweise.


    Dass die Aussage von Herrn Gothe eine beschränkte "rechtliche Bedeutung" hat, ist dem Investor selbstredend klar, ebenso dass ein B-Plan-Verfahren langwierig und komplex ist. Das ist hier gar nicht Thema, sondern es geht darum, ob Herrn Gothes Argumente stichhaltig sind, um den soeben entschiedenen Architekturwettbewerb über den Haufen zu werfen.


    Er hat auch den Eindruck erweckt, dass diese Position im Bezirk Mitte abgestimmt wäre.

    Du behauptest, dass die von Gothe im Januar verkündeten 115 Meter nicht abgestimmt waren und gehst hingegen davon aus, dass sein Zurückrudern nach Abschluss des Wettbewerbs abgestimmt ist. Nur wie kommst du darauf? Die Chronologie der Ereignisse spricht für das Gegenteil:


    Gothes Präsentation, auf welchen Grundlage der Wettbewerb ausgelobt werde (Nutzungsmix=115 Meter), ist auf keinerlei Widerspruch gestoßen. Hätte Gothe damals einen Alleingang gewagt, wäre das schnell ans Licht gekommen. Stattdessen ist naheliegend, dass eine politische Mehrheit dahinterstand. Gothe ist der Leiter des Geschäftsbereichs Stadtentwicklung, seine offiziell getätigten Aussagen sind die des zuständigen Amtsträgers.


    Das war im Januar 2024, Gothe verkündete die 115 Meter und schwärmte von einem "Prototyp eines neuen Hochhauses". Seine Bitte an den Investor, den Wettbewerb noch nicht zu starten, was ignoriert worden sein soll, spielte sich laut Gothe aber vorher, zwischen November und Dezember 2023, ab. Dieser Ärger wird von Gothe angeführt, um zu rechtfertigen, warum er nun, im Juli 2024, nur noch 95 Meter will. Das ergibt chronologisch keinen Sinn.


    Im März 24 wurden die beiden Finalisten verkündet. Ephraim Gothe und Petra Kahlfeld saßen in der Jury. Teil der Aufgabenstellung war es, dass sich "aktiv mit der Zentralität des Ortes und den Bedürfnissen und Potenzialen der städtebaulichen Strukturen der Umgebung auseinander[ge]setzt" wird. Zu diesem Zeitpunkt ließ sich Senatsbaudirektorin Kahlfeld mit den Worten zitieren: "Beiden Entwürfen gelingt es, dem Standort eine Adresse, ein Gesicht zu geben und sich gut in den städtebaulichen Kontext einzufügen." Von Kritik an der Höhe war auch von ihr nichts zu hören.


    Kritik wurde erst Ende Mai vom Landesdenkmalamt sowie vom Baukollegium geäußert. Und plötzlich kam auch von Kahlfeld der Satz: "Wir hängen einfach an der Höhe.“ Vielleicht hat zu diesem Zeitpunkt auch Gothe kalte Füße bekommen oder sich mit Kahlfeld besprochen, wer weiß.


    Nachdem im Juli die Siegerin Mandrup gekürt wurde, hat Gothe die Angelegenheit wie dargestellt eskaliert. Dass er sich dabei abgestimmt hat, muss bezweifelt werden, denn Grüne und CDU haben prompt Anträge gestellt, in denen sie dieses Verhalten kritisieren (Drucksache 1544/VI und 1520/VI) und die zuvor im Ausschuss beschlossenen 115 Meter einfordern. Grüne und CDU haben in der Bezirksverordnetenversammlung Mitte ein Mehrheit (30 von 55 Sitzen).


    Eines haben wir hier im Forum noch nicht richtig verstanden: „Seitens des Bezirks haben wir dem Investor nunmehr einen Rahmen für das neue Projekt angeboten, wonach statt der 23.400 Quadratmeter Nutzfläche im bestehenden B-Plan ein Zuwachs von 7600 auf 31.000 Quadratmeter Nutzfläche im neuen B-Plan ermöglicht wird" (Quelle). Intuitiv gingen wir davon aus, dass mehr Nutzfläche als bei den Wettbewerbsentwürfen angeboten wird. Die Wortwahl "Zuwachs" und "Deal" suggeriert ja, dass man zwar aus ästhetischen Gründen die Höhe kürzen will, aber irgendwo anders noch Nutzfläche herausholt. Aber nein! Der "Zuwachs" bezieht sich auf den aktuellen B-Plan mit nur 68 Metern Höhe.


    Und nicht nur das. Gothe stellt nun auch den Teil der Absprache aus dem Januar infrage, bei dem es um den Nutzungsmix ging, also 30% der Flächen, die nicht für Büros genutzt werden sollen (Berliner Hochhausleitbild). Laut Investor sind ein Nahversorger, Gastronomie, Arztpraxen und Räume für soziale Träger geplant. Das reicht Gothe nun nicht mehr, stattdessen will er einen Teil der aus der B-Plan-Änderung resultierenden Planungsgewinne für soziale Zwecke abzweigen (Frankfurter Modell). Wie genau das gehen soll, ist mir nicht ganz klar.


    Zusammmengefasst:


    • Dezember 2023: Gothe bittet darum, den Wettbewerb noch nicht zu starten und wird ignoriert.
    • Januar 2024: Gothe verkündet 115 Meter im Gegenzug für einen Nutzungsmix als Absprache für den Wettbewerb.
    • März 2024: Gothe sitzt in der Jury zum Wettbewerb, welche zwei Finalisten mit 115 Metern kürt. Er und Kahlfeld loben das Ergebnis.
    • Mai 2024: Landesdenkmalamt, Baukollegium und nun auch Kahlfeld kritisieren die 115 Meter.
    • Juli 2024: Die Jury verkündet die Siegerin. Gothe behauptet nun, die 115 Meter seien nicht abgesprochen gewesen. Er führt den Emailwechsel vom Dezember 2023 an, um zu begründen, warum die von ihm selbst im Januar 24 verkündeten Vorgaben nun nicht gelten würden. Er stellt fest, dass das Umfeld für ein so hohes Haus nicht geeignet sei. Er vermindert die Nutzfläche, stellt das als "Zugewinn" dar und möchte dann auch noch Teile der Gewinne durch den steigenden Grundstückswert abzweigen. Kurz: er ändert so viele Variablen, dass der von ihm selbst prämierte Entwurf nicht mehr umsetzbar wäre.
    • Unmittelbar danach hagelt es Protest aus den Reihen von Grünen und CDU, der zeigt, dass Gothe einen Alleingang gewagt hat.

    Abgesehen davon, wie man das alles politisch bewerten mag (meiner Ansicht nach hat Gothe gleich zweimal gelogen, in Bezug auf die Bedeutung des Emailwechsels und in Bezug auf seine Meinungsänderung zur Höhe), halte ich vor allem die architektonische Bewertung für falsch. Gibt es denn irgendjemanden hier, der nachvollziehen kann, dass eine geringere Höhe wirtschaftlich, städtebaulich und architektonisch vorteilhaft wäre?


    Hier noch die in #225 erwähnte Zeichnung von Gothe:


    9u8isj2t.jpg

  • Vielen Dank für den Hinweis auf den BVV-Antrag 1544/VI. Ich sehe dort fünf Versionen, die den parlamentarischen Diskussionsprozess zeigen:

    1.Antrag der Grünen vom 11.6. - Höhe: 115 m

    2.Änderungsantrag der CDU vom 18.6. - Höhe: 115 m

    3.Austauschblatt der Grünen vom 20.6. - Höhe: 115 m

    4.Änderungsantrag der SPD vom 15.7. - Höhe: 95 m

    Zudem hat die SPD eingebracht, dass die Höhe von 95 m nur genehmigt wird, wenn HB Reavis das Projekt auch selber baut. Wenn sie das Projekt verkaufen, gelten wieder die 68 m.

    5.Austauschblatt der Grünen vom 16.7. - Höhe: 95 m

    Es wird also deutlich, dass die Grünen und die CDU ursprünglich 115 m gefordert haben. Allerdings gibt es in Mitte eine Zählgemeinschaft aus Grünen und SPD, daher war es nötig, dass sich SPD und Grüne einigen. Und die SPD wollte 95 m und konnte sich durchsetzen. Wenn die Grünen jetzt plötzlich die CDU gegen die SPD unterstützt hätten, dann wäre die Zählgemeinschaft schnell am Ende gewesen. Die Demokratie ist halt ein komplizierter Aushandlungsprozess, und am Ende müssen Kompromisse gefunden werden.

  • Klarenbach Damit wäre doch endgültig belegt, dass die Politik bis vor wenigen Wochen selbst noch offiziell von 115 m ausging und sogar erst vor VIER Tagen erstmals eine Partei einen entsprechenden Änderungsantrag einbrachte.

    Und weiter oben ist ja passend dazu chronologisch dargestellt, dass man den Wettbewerb laufen ließ und das Ergebnis im März sogar noch von Gothe (SPD) und Kahlfeld (für CDU SPD, danke für die Korrektur) explizit gelobt hat, um dann ab Mai erste öffentliche Zweifel zu streuen. Jetzt war sogar von einer Mär die Rede, wonach der Investor falsche Darstellungen verbreiten würde. Und wie so oft recherchieren die Zeitungen so was nicht vernünftig und breite Teile der Gesellschaft interessiert es ohnehin nicht oder sie sind eh Hochhausgegner, sodass man hier zuverlässig mit so was durchkommt.


    Da würde sich doch wohl jeder Investor verar...t vorkommen (vom Wähler wollen wir lieber nicht anfangen, wenn man alle 5 Jahre wählt und die Gewählten alle 5 Wochen ihre Meinung ändern, ohne zumindest öffentlich dazu zu stehen und sich seriös zu erklären - aber: siehe oben).

    Zumindest solche Verwirr-Spielchen kann Berlin sich offenbar trotz Bauflaute, Etatflaute und Verwaltungskollaps weiterhin leisten: Niemand hat die Absicht, die Stadt effizient zu verdichten. Oder potentiellen Investoren gar so spießbürgerlichen Langweilersch..ß wie Verbindlichkeit und Planungssicherheit anzubieten.

    Wir leben da aber eigentlich in einer großen bundesrepublikanischen Tradition: Schon den ersten Kanzler interessierte bekanntlich nicht das Geschwätz von gestern und dem amtierenden Kanzler entfallen gleich die kompletten Erinnerungen, wo immer es gerade passt. Da kann Berlin als Bundeshauptstadt doch locker mithalten. Und so lange man es noch euphemistisch als demokratischen "Aushandlungsprozess" und "Kompromiss" betiteln kann, ist das wohl sogar noch eine edle Sache.

    Einmal editiert, zuletzt von jan85 ()

  • Korrektur: Petra Kahlfeld wurde von Andreas Geisel (SPD) ins Amt berufen.


    Ich sehe es auch so, dass die ärgerliche Hakenschlägerei, die hier zu beobachten ist, symptomatisch für die politische Kultur ist, auch wenn ich dabei nicht bis zu Adenauer zurückgehen würde. :D Es werden Ressourcen jedweder Art verwendet, die Resultate sind oft unbefriedigend. Hier liegt doch nun wundersamerweise wirklich mal ein rundum gelungener Entwurf vor, mit sinnvollem Nutzungskonzept und einem Investor, der nicht nur bauen, sondern das Ganze auch noch im Eigentum halten und selbst betreiben will. Und das auch noch in einem Umfeld, das ich nicht anders denn als architektonischen Schrottplatz in bester Lage bezeichnen kann. Eine Aufwertung kann hier gar nicht selbstbewusst genug daherkommen. Dass läppische 115 Meter einige Gemüter in der deutschen Hauptstadt verzagen lassen, darf zwar keinen mehr überraschen, dennoch kann ich nicht aufhören, mich darüber zu wundern.


    Es wäre zwar schlechtes Timing, aber irgendwo nachvollziehbar, die zugesagte Höhe mit Verweis auf Bedenken des Denkmalamtes und Baukollegiums infrage zu stellen. Ich wüsste zu gern, warum Gothe sich stattdessen in völlig abwegige, ja widerlegbare Erklärungen verstrickt. Es muss irgendein anderes, uns verborgenes Ereignis geben, das ihn verärgert hat. Der Ärger war offenbar so groß, dass er gar nicht auf die Idee kam, den Denkmalschutz vors Loch zu schieben, was ja eigentlich naheliegend gewesen wäre.


    Klarenbach Konnte ich dich eigentlich überzeugen, dass deine in #228 geäußerten Annahmen wenig plausibel waren?

  • Ziegel

    Ich denke, bei der Bewertung von Herrn Gothe liegen wir nicht so weit auseinander. Herr Gothe hat Fehler begangen, und es ist schlecht, dass er diese nicht einräumt. Ich will Herrn Gothe deshalb nicht verteidigen.

    Unterschiedlicher Meinung sind wir offenbar bei der Frage, welchen Anspruch der Investor aus den Statements eines Baustadtrats ableiten kann. Wenn die Statements von Herrn Gothe eine rechtliche Verbindlichkeit haben würden, dann könnte der Investor ja gegen den Bezirk Mitte klagen.

  • Klarenbach Die erste Version deines Kommentars war noch wesentlich interessanter. Du hattest davon geschrieben, dass die Bezirksverordnetenversammlung Mitte oft chaotisch und unberechenbar sei, dass zum Beispiel die Grünen ihren Spitzenkandidaten nach der Wahl abgesägt und es Wechsel zwischen den Parteien gegeben habe. Für diesen Einblick hättest du von mir fast einen "Like" bekommen. Dein Fazit daraus, Investoren sollten sich vorher informieren, wo sie bauen und Unberechenbarkeit einplanen (wo erfährt man als ausländischer Bauherr so etwas eigentlich, muss man als Investor dazu die Zeitungsartikel der vergangenen Jahre durchwühlen?), fand dann nicht mehr meine Zustimmung. Politik sollte verlässlich sein, die Zeiten sind schon unruhig genug. Und offenbar kam dir diese Haltung dann auch selbst komisch vor, daher die Editierung.


    Nur leider hast du dich in diesem Punkt nicht noch stärker hinterfragt. Ob wir unterschiedlicher Meinung bei der rechtlichen Bewertung sind, darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht, weil das gar nicht der entscheidende Punkt ist. (Im Übrigen haben auch mündliche Aussagen von Politikern rechtliche Implikationen und es kann mit Bezug darauf geklagt werden. Der Investor wird natürlich nicht klagen, denn er will ja bauen und nicht streiten). Dazu schrieb ich auch schon, dass ich diese Frage ausklammere.


    Die im Vordergrund stehenden Fragen, die Realitätsbezug aufweisen, und um die mogelst du dich herum, sind: wurden dem Investor politische Zusagen gemacht, auf denen er seine Kalkulation und den Architekturwettbewerb, der ja auch einiges Geld kostet, aufbauen konnte? Oder hätte er damit bis zur rechtsgültigen Aufstellung eines B-Plans warten sollen? Konnte er davon ausgehen, dass über die gemachten Zusagen Konsens herrscht? Sind die genannten Gründe, diese Zusagen nun zurückzuziehen, stichhaltig? Und vor allem: ist es, abseits dieser politischen Fragen, besser für Berlin, wenn das Haus eingekürzt wird?

  • Ziegel

    Ich kann nicht alle Fragen beantworten, weil ich kein Insider der Bezirkspolitik in Mitte bin. Ich kann deshalb nur wiedergeben, was ich gehört habe.

    Der Investor konnte nicht davon ausgehen, dass es einen politischen Konsens über die 115 Meter gibt.

    Zwar hatte Baustadtrat Gothe das Projekt am 20.12.2023 im Stadtentwicklungsausschuss vorgestellt, und dort gab es wohl auch keinen Widerspruch. Allerdings war die Ausschusssitzung am 20.12. sehr schwach besucht, weil die meisten Ausschussmitglieder schon im Weihnachtsurlaub waren. Herr Gothe hat dort also kein realistisches Bild von der Stimmung im Ausschuss erhalten. Trotzdem hat er das Projekt am 3.1.2024 als großen persönlichen Coup vorgestellt und behauptet, dass es zu dem Projekt einen Konsens geben würde.

    Nun kann man sagen, dass der Investor von Herrn Gothe getäuscht wurde. Allerdings erwarte ich von einem Investor, der ja das Geld von Anlegern verwaltet, dass er sehr vorsichtig agiert und sich nicht einfach auf das Wort eines Baustadtrates verlässt. Außerdem war in jedem Fall klar, dass die 115 Meter nur über einen neuen Bebauungsplan ermöglicht werden können. Und jeder Investor dürfte wissen, wie lange Bebauungsverfahren in Berlin dauern, nämlich durchschnittlich 9 Jahre.

    https://www.bfwberlin.de/sites…ngsdauer-b-plane_2024.pdf

    Und jeder Investor dürfte ebenfalls wissen, dass Bebauungsplanverfahren mit sehr vielen Unwägbarkeiten verbunden sind. Deshalb ist jeder Investor gut beraten, zunächst einmal den Abschluss der Bebauungsplanverfahren abzuwarten und dann teure Schritte zu unternehmen.

  • Ich habe mir noch kein Urteil über die Sache gebildet (und kein Bock mich tief in die Genese hineinzuwühlen). Deshalb drei Gedanken nebeneinander, die sich teilweise widersprechen:


    1. Architektur: Der Dorte Mandrup-Entwurf gefällt mir gut. Er lebt von seinen Proportionen, und eine um 20 Meter geschrumpfte Variante würde vermutlich gedrungen und gequetscht aussehen. Schade.


    2. Städtebau: Wie bereits früher erwähnt, gefällt mir der Gedanke einer Stadtkrone am Alex – mit Gebeäudehöhen, die von der Umgebung her aufsteigen (was vor allem aus der Ferne wahrnehmbar ist). Für diesen Effekt könnten 115 Meter an der Jannowitzbrücke zu viel sein, weil es zwischen Brücke und Alex wieder den Abstieg in die 70-Meter-Liga gibt.


    3. Kommunikation: Was für ein Clusterfuck! Alle hatten sich auf 68 Meter eingestellt. Hätte man erst kommuniziert, nachdem man sich intern auf 90/95 Meter geeinigt hat, wäre das als Sprung nach oben wahrgenommen worden. Durch die scheinbare und nun wieder kassierte Festlegung auf 115 Meter – samt passenden Entwürfen – wirkt das Ganze nun wie ein Rückschritt. Amateurhaft gemacht.


    Grundsätzlich kann ich mit einem 90-Meter-Bau an dieser Stelle gut leben (ich hätte auch mit 68 Metern leben können). Die Frage ist jetzt, wie man einen groß präsentierten und gelungenen Entwurf so geschrumpft bekommt, dass es hinterher nicht peinlich wird. Hätte man sich alles sparen können.

  • Klarenbach Dein letzter Beitrag ist mE zunächst sehr viel plausibler sowie differenzierter und somit stichhaltiger als die vorherige Haltung. Nur bei der Bewertung kann ich doch nicht so völlig d'accord gehen.


    Klar kann man zumindest rückblickend sagen, dass auch der Investor womöglich zu naiv gehandelt und somit Kapital verbrannt sowie sich verzettelt hat.


    Aber was ist das bitte für ein Signal, wenn Politik es nicht einmal über Monate sowie hier ja auch noch ganz speziell innerhalb ein und derselben Partei(!) hinbekommt, vor, notfalls während aber spätestens doch sehr zeitnah nach der anlaufenden "Weihnachtspause" vernünftig die verschiedenen Positionen zu kommunizieren, intern einen Konsens zu erzielen bzw den zuvor scheinbar bestehenden Konsens zeitnah/rechtzeitig zu hinterfragen, neu auszuhandeln und verbindlich nach außen zu transportieren?

    Die anderen Parteien betrifft dieser Meinungsumschwung zwischen vermeintlich zu schlecht besuchter Ausschusssitzung und aktueller Gemengelage ja zunächst gar nicht mal bzw die Grünen wurden da ja offenbar auch erst sehr viel später "geflippt" (in Deiner Übersicht formell die ersten Befürworter sowie die spätesten Abkehrer von 115 m).


    Anders gesagt bzw. gefragt:

    Wie lange muss die Bezirks-SPD denn geistig in der Weihnachtspause sein, wenn man das noch Monate später so an die Wand fährt?

    Und wie schamlos muss man eigentlich als SPD-interner Gegner des Projektes sein, wenn man

    1) sich (nahendes Weihnachten hin oder her) zunächst nicht vernünftig an der Konsensfindung beteiligt

    2) den parteiintern aber auch parteiübergreifend getroffenen und bereits mit dem Investor abgestimmten Konsens dann auch nachträglich lange genug ohne klare Abgrenzung so stehen lässt

    3) den Wettbewerb anlaufen, verstreichen und sogar noch von den eigenen(!) Parteivertretern auf Bezirks- und Senatsebene öffentlich als Erfolg bezeichnen und somit selbst nachträglich nochmals legitimieren lässt

    4) dann aber ganz spät (letztlich einfach viel zu spät) plötzlich so entschieden dagegen ist, dass man erst die eigenen Parteivertreter und dann die Partnerin in der Zählgemeinschaft über die Klinge springen und eine 180 Grad Wende vollziehen und den Investor aber auch die beteiligten Architekten sowie die Medien bzw. die interessierte Öffentlichkeit wie einen begossenen Pudel da stehen lässt

    5) den Eindruck vermittle, dass die eigene Partei über Monate hinweg nicht handlungsfähig, verbindlich und verlässlich sein kann und im Zweifel auch mal alles über den Haufen geworfen wird (was gerade in der aktuellen Lage der Baubranche auch ein ganz wunderbares Signal setzt)

    ???


    Das ist doch wohl komplett unprofessionell, wenn ich als so ein hypothetischer SPD-Parteipolitiker erst die Hände in den Schoß lege (mE gewissermaßen auch ein Desinteresse vermittle) und dann später so etwas veranstalte. Da sehe ich den primären Vorwurf ehrlich gesagt auch überhaupt nicht bei Herrn Gothe (außer falls er die Ablehnung der betreffenden Genossen womöglich gekannt oder zumindest geahnt und im krassesten Fall ggf. sogar gezielt die Gunst der Stunde genutzt haben sollte, was ich nicht glaube und was mE selbst dann zumindest nachträglich trotzdem keine hinreichende Erklärung und Rechtfertigung für so einen chronologischen Ablauf sein darf).


    Ich sehe hier nur Verlierer (allenfalls die Bezirks-CDU und andere Parteien im Bezirk könnten mindestens kurzfristig von dieser Konfusion profitieren). Für mich ist leider mit den Jahren immer wieder ernüchternd, wie (Partei-)Politik gemacht wird und wie wenig es dabei scheinbar oft um wirkliche Konsens- und Lösungsorientierung geht.


    Hier konkret kostet es vielleicht nur 20 Höhenmeter inkl. entsprechender Geschossfläche sowie einen gelungenen Entwurf und einige Monate Zeit sowie Ressourcen auf allen Ebenen.

    Aber leider ist es eben auch ein wiederkehrendes und parteiübergreifend auftretendes Muster, auch bei sehr viel bedeutsameren Themen (ich habe da immer schnell die Bildungspolitik vor Augen, die mE zumindest in dieser Stadt viel zu viele Jahre und Jahrzehnte eine einzige Zumutung und im Grunde ein fast schon unentschuldbares, nie mehr gutzumachendes Versagen gegenüber den Betroffenen war).

    Tatsächlich hat wenig meine politische Wahrnehmung nachhaltiger geprägt als ein klassischer Besuch einer Bundestagsdebatten, wo ich als angehender Abiturient tief ernüchtert von der desinteressierten, teils schon respektlosen Haltung und andererseits der selbstverliebten Show viel zu vieler der Beteiligten war. So etwas würde ich mir selbst beruflich trotz sehr viel geringerer Verantwortung niemals durchgehen lassen.


    Und ich finde es dann auch nicht gut, dass es in der Politik selbst aber auch in den Medien und dann teils sogar noch auf einer so gut informierten und engagierten Plattform wie dem DAF achselzuckend hingenommen wird. Klar, man kann es eh nicht ändern. Aber es so einfach akzeptieren oder gar noch die Falschen kritisieren sollte man dann mE auch nicht. Es wird schließlich auch niemand gezwungen, so eine hohe Verantwortung für die Allgemeinheit zu übernehmen und sich dafür auch gut mit Geld und Privilegien bezahlen zu lassen.

    Rein pragmatisch hat Architektenkind aber vermutlich Recht: 90-95 m sind nicht per se schlecht und den endgültigen Entwurf muss man jetzt auch einfach erstmal abwarten (manchmal ist das Ergebnis immerhin sehr viel weniger frustrierend als der Prozess).


    Rant over.

  • Kurz gefasst verstehe ich jeden Investor der sich Berlin unter den Umständen nicht antut.


    Das hin und her und kleinkarierte Denken, ob nun 68,95 oder 115m passt einfach nicht zu der Deutsche Hauptstadt, die Hauptstadt des wirtschaftlich wichtigsten Landes Europas.


    Warum hat man das Gefühl das mehr verhindert und kompliziert gedacht und gemacht wird als Groß zu denken.


    Andere Europäische Großstädte wie Mailand,Turin,Frankfurt,Wien,Warschau,Madrid oder Paris würden es nicht so kompliziert machen, sondern sich freuen einen Investor zu haben, der investieren will.

  • Wie bereits früher erwähnt, gefällt mir der Gedanke einer Stadtkrone am Alex – mit Gebeäudehöhen, die von der Umgebung her aufsteigen (was vor allem aus der Ferne wahrnehmbar ist). Für diesen Effekt könnten 115 Meter an der Jannowitzbrücke zu viel sein, weil es zwischen Brücke und Alex wieder den Abstieg in die 70-Meter-Liga gibt.

    Eine schöne Idee, aber ich frage mal als Berlin-Laie und als jemand, der auch kein Hochhaus-Freak ist: ist das nicht eine rein theoretische Idee? Denn dann müssten ja die Hochhäuser am Alex möglichst hoch sein.


    Der Blick auf die Wikipedia-Liste zeigt mir aber, dass die größten Berliner Hochhäuser woanders stehen. Mit Ausnahme des heutigen Park Inn von 1970. Ich meine mich zu erinnern, dass hier im Forum in epischer Breite diskutiert wurde, dass die Hochhäuser am Alex gestutzt worden seien. Berlin macht nun einmal eine wirtschaftliche Entwicklung mit, welche die Grundstückspreise steigen lässt. Nur aus diesem Grund wird in die Höhe gebaut. Es ist vielleicht - These! - Ausdruck der Dezentralität Berlins, wenn sich nicht, wie in anderen Städten, die Hochhäuser auf einen Cluster im Zentrum konzentrieren. Es sind eben auch andere Gegenden interessant und lohnenswert für hohe Häuser. Diesen Fakt sollte dann vielleicht auch die Stadtplanung würdigen und als Chance, nicht als Gefahr für ihre theoretischen Ideen begreifen. Das illustriert auch der hier diskutierte Central Tower. Wenn ein, wie geschildert, rundum gelungenes Projekt mit positiven Auswirkungen für das unmittelbare Umfeld, behindert wird, weil es angeblich nicht ins Gesamtkonzept passt, könnte man ja auch mal überlegen, ob das Gesamtkonzept (noch) wünschenswert und realistisch ist.


    Ich hege auch den Verdacht, dass allzu übergreifende städtebauliche Konzepte in einer im besten wie im schlechtesten Sinne chaotischen Stadt wie Berlin ohnehin kaum möglich sind. Ich würde daher eine pragmatischere Herangehensweise empfehlen. An vielen Stellen, gerade auch an der Jannowitzer Brücke, ist Berlin so abstrus hässlich und unwirtlich, dass es grotesk auf mich wirkt, sich mit perfekt ausgezirkelten Sichtbeziehungen zum ebenfalls hässlichen Alex zu beschäftigen. Schreckliche Architektur und unternutzte Grundstücke sind eine Bürde, aber auch die Chance, es besser zu machen. Gerade weil Berlin meistenteils keine Stadt mit kostbaren, jahrhundertealten Sichtbeziehungen ist, sollte man die Chance erkennen, die darin verborgen ist, und einen viel liberaleren Umgang mit Architektur entwickeln. Und dazu rechne ich auch die Höhenentwicklung.