CentralTower Berlin (evtl. bis zu 115 m)

  • Jedes Zeitalter sollte eine Chance bekommen das Stadtbild zu prägen. An bestimmten Zeitschichten nostalgisch zu hängen kann problematisch sein, da macht es nur subjektiv einen Unterschied ob es um Barock, Gründerzeit oder Moderne des 20. Jahrhunderts geht. Abstrakt immer das selbe Problem bzw. Motiv.


    Es plant doch keiner den Fernsehturm abzureißen oder sonst wie zu schmälern. Hier wird um jeden Meter und Sichtachsen aus jedem denkbaren Winkel gefeilscht. Das ist am Ende doch genauso kleinkariert - und zwar genauso - wie man es einst den Butzenscheibenromantikern vorgeworfen hat. Nur ein paar Jahrzehnte später.

    Lasst die Architekten doch ein schönes Hochhäuschen von 115m in Berlin gestalten!

  • Zwei weitere interessante und vielleicht polarisierende Alternativen hatten wir noch nicht.


    Das niederländische Büro De Zwarte Hond zeigt unter dem Projekttitel "Forum Berlin" ein etwas ähnliches Konzept wie Dorte Mandrup mit hohem Sockel und Krone.


    Blick von der Stralauer Straße Richtung Osten.

    DZH-10

    Quelle und © De Zworte Hond Groningen, Rotterdam, Köln


    Blick von der Jannowitzbrücke.

    DZH-11

    Quelle und © De Zworte Hond Groningen, Rotterdam, Köln


    DZH-13

    Quelle und © De Zworte Hond Groningen, Rotterdam, Köln



    Sehr expressionistisch ist der Entwurf des dänischen Büros 3XN Architects.


    Blick vom Märkischen Ufer.

    3XN-10

    Quelle und © 3XN Kopenhagen, London, Stockholm


    Blick von der Ecke Alexanderstraße/Stralauer Straße.

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    Quelle und © 3XN Kopenhagen, London, Stockholm

  • Abstrakt immer das selbe Problem bzw. Motiv.

    Da würde ich schon noch differenzieren wollen, die Motive müssen ja nicht nostalgisch sein, sondern können auch Qualität, Anspruch, Raumgefühl, Geschmack, Identität, Ideologie usw. betreffen. Bei den DDR-Bauten fallen aber Anspruch und Qualität als mögliche Motive natürlich schonmal weg, denn just aus diesem Grund stellt ihre Existenz an diesem Ort ja ein Ärgernis dar.

  • ^^... danke Bauhelmchen. Der Entwurf des dänischen Architekturbüros 3XN gefällt mir ausgesprochen gut. Er passt super zum Standort und auch zu Berlin. Die Begrünung finde ich etwas waghalsig aber ich lasse mich gern überzeugen. Die Fassadengliederung ist trotz der ganzen Kuben irgendwie freundlich und wirkt nicht abweisend. Bisher mein Favorit.

  • Beide Entwürfe finde ich weit spannender als die ersten drei Plätze, die entweder alte Entwürfe (Müller Reimann mit ihrem aufgeblähten Knorr-Bremse Turm in grün) wiederverwerten, oder mit eher langweiligen und zeitgenössischen, mit kleinen Gadgets garnierten Designs aufwarten (Dorte Mandrup, Arrow).


    De Zworte Hond gefällt mir besonders, mit seiner Vertikalität und klassischen Aufteilung. 60er Jahre Eleganz neu interpretiert - finde ich super und hat Wiedererkennungswert. Etwas was Platz 1-3 mehr oder sogar viel mehr abgeht.


    3XN ist auch ein sehr solider Entwurf. Quasi das hübschere Edge, mit dem es sehr gut harmonieren könnte.

  • 3XN finde ich ganz nett, fügt sich aber zu sehr in sein langweiliges Umfeld ein. Der "Schwarze Hund" erinnert mich etwas an den Turm, der ursprünglich am Alexa geplant war, bzw. insgesamt irgendwie ans Alexa. Kann mich nicht 100% damit anfreunden,

  • Das ist natürlich, ebenso wie die Vorbeiträge, ein reines Geschmacksurteil, aber ich finde den Entwurf von 3XN potthässlich. So ein Gewurschtel könnte ich auch entwerfen. Wer das schön findet, hat irgendwie die Glaubwürdigkeit verloren, sich an anderer Stelle über Klobigkeit aufzuregen.


    Lustig finde ich, dass der niederländische Entwurf mit seinen Bögen den Vorredner an einen Turm, der am Alexa geplant war, erinnert. Diese Planungen kenne ich nicht. ich kenne aber die Planungen für den Alexander Tower, der wiederum dem von 3XN ähnelt. Ähnlichkeiten zum ebenfalls potthässlichen Edge Tower sind tatsächlich, wie OlympiaFlo bemerkt, auch gegeben.


    Mit einem Satz: alles die gleiche Soße.


    Man darf bei alldem nicht vergessen, dass es auch kreative, schöne, aufregende, elegante Hochhäuser auf der Welt gibt. Vielleicht eines Tages auch mal wieder in Berlin.

  • 3XN ist aber wieder so was wie Tetris, für meinen Geschmack, gerade in der Ecke mittlerweile schon zu oft gebaut.


    Der Vorschlag vom "schwarzen Hund" gefällt mir dagegen gut. Ist eine kurzweilige Mischung aus "später DDR-Edelplatte" w.z.B. das Hilton am Gendarmenmarkt und den klassischen Kollhof Entwürfen und daher ein gute Verbindung zwischen DDR-Bestand und Neubauten.

  • Wobei der große Unterschied z. B. zum genannten heutigen Hilton am Gendarmenmarkt die Gestaltungstiefe ist. Dessen Fassade ist sehr differenziert, vielfältig und ich würde sogar sagen: schön.


    Einfach nur ein paar Rundungen auszuschneiden, wie bei De Zworte Hond, macht deren Entwurf immer noch deutlich besser als den zeitgenössischen Durchschnitt. Zumal die Proportionierungen Sinn ergeben. Aber das Prinzip "Große Geste, nichts dahinter" stört mich dann doch. Die Fassade wirkt wie aus Pappe ausgeschnitten und zusammengeklebt.


    Der Mandrup-Entwurf gewinnt wirklich immer mehr, je mehr Alternativentwürfe zu sehen sind.

  • Wenn man alle Entwürfe zwischen Alexanderplatz und Ostbahnhof bauen würde, hätte man dieses Gebiet urbanisiert und die Nutzung konsequent verdichtet. Die Abwechslung würde gut tun. Natürlich bleibt es auf immer ein Sammelsurium. Hier wäre vieles möglich, nötig und sinnvoll.

  • Ich finde den Entwurf von De Zwarte Hond genial. Der klaren, schlanken Proportion des Hochhauses wird durch das luftige Freigeschoss über dem Sockel zusätzliche Leichtigkeit verliehen. Wenn der Gebäudeabschluss aufgrund der BGF nicht durch kirchturmartige Verschlankungen modelliert werden kann, ist die Lösung einer skulpturalen Gebäubekrone am naheliegendsten. Besonders gelungen an diesem Abschluss ist, dass die Rundbögen an den Kanten des Hochhauses ums Eck verlaufen und somit den starren Schuhkarton-Charakter aufbrechen.


    Die Fassade erreicht eine gestalterische Tiefe, ohne in ein optisches Chaos zu zerfallen. Die strengen Vertikalen geben der Komposition eine elegante Grundordnung, die durch die Rundbögen im Freigeschoss und Dachgeschoss aufheiternd gebrochen wird. Dahinter gliedern sich dann die horizontalen Austritte mit Begrünung und abschließend greift die Glasfassade die übergeordnete Vertikalität durch die senkrechten Lisenen im Detail wieder auf.


    Insgesamt hat die Architektursprache einen retrofuturistischen Eindruck, was absolut zu diesem Ort passt. Irgendwas am Gesamteindruck des Gebäudes erinnert an DDR-Architekturen (die ich nicht weiter spezifizieren kann) wodurch sich das Haus in den Charakter der Umgebung einfügt - doch gleichzeitig wirkt die Formensprache zeitgenössisch frisch.


    Nur der Sockelbau wirkt etwas schematisch, als wäre er kurz vor Feierabend noch schnell entworfen worden. Da gibt es Luft nach oben.


    Nur leider ist meine Begeisterung vergebens, da der Entwurf wohl eh nicht gebaut wird. Da muss ich meine Freude wohl eher auf den soliden Dorte Mandrup Entwurf verlagern.

  • Gefallen will mir der Entwurf vom "schwarzen Hund" schon auch, aber "genial"? Ich weiß nicht.

    Und DDR Architektur? Nee, das hab ich schon irgendwo irgendwie gesehen.... Eigentlich mit die ikonischsten Rundbögen der modernen Architektur:

    Die Met im Lincoln Center in New York:


    Metropolitan Opera NYC

  • Mich errinnert der Entwurf von De Zworte Hond auch an das Colosseo quadrato in Rom.


    Der 3XN sieht wie der Bruder vom Edgetower aus.

  • Der Projektentwickler HB Reavis hat den endgültigen Entwurf für den

    Central Tower bekanntgegeben, es ist der Entwurf von Dorte Mandrup.


    Laut dem Projektentwickler ist die Anordnung des Hochpunktes beim

    Entwurf von Dorte Mandrup besser geeignet, damit es später keine

    Probleme mit dem U-Bahn Tunnel der U8 gibt.


    Nach dem Berliner Hochhausleitbild müssen 30 % der Flächen anderen

    Zwecken dienen als Büroflächen (die Hauptnutzung darf 70 % der Flächen

    beanspruchen).

    Diese 30 % werden im Sockel untergebracht.

    Hier die Lobby mit gastronomischen Angeboten:


    centraltower2.webp

    © Dorte Mandrup


    Nach dem Hochhausleitbild muss es auch eine öffentlich zugängliche Dachterrasse geben,

    diese ist in dem Entwurf im 6. Stock vorgesehen:


    Centraltower7.jpg

    © Dorte Mandrup


    Centraltower3.jpg

    © Dorte Mandrup


    Jetzt kommt das große Aber, der Entwurf kann wegen der bekannten Diskussion über die Höhe

    so nicht realisiert werden.


    Der Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung Ephraim Gothe (SPD) erklärte, das Umfeld sei nicht

    bedeutend genug für die 115 Meter. Es seien keine bedeutende Institutionen in der Nähe.

    Man habe dem Investor aber Zugeständnisse gemacht, statt der ursprünglich 68 Meter sind

    nun maximal 95 Meter Höhe möglich.

    Außerdem hat der Bezirk angeboten, dass statt der ursprünglich 23.400 qm Nutzfläche nun

    31.000 qm Nutzfläche möglich sind, zudem wird der Baustart nach hinten auf 2027 verschoben.

    2030 muss das Projekt beendet sein.


    Der Projektentwickler und der Bezirk werden nun erneut ins Gespräch kommen.

    Man will bald die nächste Stufe des Projekts erreichen (das Bebauungsplanverfahren).


    Quelle:

    https://www.morgenpost.de/bezi…-das-projekt-wackelt.html

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  • ^ Danke, interessant.

    Ich wundere mich allerdings über das vorgebrachte Argument, wonach das Umfeld nicht bedeutend genug für die 115 Meter sei. Das Umfeld scheint mir nicht unbedeutender als das des East-Side-Towers und ist gewiss deutlich bedeutender als das des Estrel-Tower. Außerdem ist der Eindruck von Bedeutsamkeit nicht etwas ein für alle Mal Gegebenes, markante Hochbauten können zum Eindruck einer Bedeutsamkeit beitragen, und das wird durch dieses Argument verhindert.

    Ich habe keine eindeutige Haltung zur Höhenfrage hier und schätze Gothe. Aber dieses Argument leuchtet mir nicht ganz ein.

  • Außerdem hat der Bezirk angeboten, dass statt der ursprünglich 23.400 qm Nutzfläche nun

    31.000 qm Nutzfläche möglich sind

    Wie soll das funktionieren, bei einer Reduktion der geplanten Gebäudehöhe um 20 Meter? Wahrscheinlich wird man sich von der in den Visus gezeigten Dachkonstruktion verabschieden können. Ich sehe das Ortgangblech schon an der scharfen Dachkante funkeln.


    Und ich zitiere mich mal schamlos selbst:

    Ich finde dieses Feilschen um Höhenmeter total absurd und intransparent. "Wir wollen 68, ihr 115, also treffen wir uns in der Mitte". Sind wir hier auf dem Basar oder was..? Ähnlich wie dieses Theater um die Anzahl der Hochhäuser auf dem Karstadt-Areal in der City West: "Zwei Hochhäuser gibt's, wenn ihr XY macht, sonst nur eins"... Was sind das für merkwürdige Entscheidungsgrundlagen, die mal hier mal dort scheinbar völlig individuell und auch gerne mal im fortgeschrittenen Prozess aus dem Hut gezaubert werden?

    Schon ein ziemlicher Zirkus, dieser ganze Prozess...

  • Ich würde ja gern "Juhu!" schreiben, weil der beste Entwurf den Stich macht, aber das sowieso immer mulmige Gefühl, was vom Entwurf bleiben wird, ist wohl angebrachter denn je. Wenn die Turmkrone gestrichen wird, wäre dem Städtebau wirklich ein Bärendienst erwiesen. Schreibt Emails an Gothe!

    Laut dem Projektentwickler ist die Anordnung des Hochpunktes beim

    Entwurf von Dorte Mandrup besser geeignet, damit es später keine

    Probleme mit dem U-Bahn Tunnel der U5 gibt.

    Ich kann mir vorstellen, dass solche Argumente, die jenseits von allem liegen, was wir hier diskutiert haben, ausschlaggebend für die Entscheidung sind.

  • damit es später keine

    Probleme mit dem U-Bahn Tunnel der U5 gibt.

    U8 ehr. Aber zum Thema Höhe. Wäre also maximal 95 Meter möglich. Wäre doch auch gut besser als 68. Trotzdem sollte man froh sein, das das Projekt nicht mehr " lange " realisiert wird.


    Kann mir Gut vorstellen, das die Pläne der Höhe noch weiter diskutiert wird. 115 wäre gut.

    Ich verstehe nicht wegen der Höhe. Als ersten wurde den Grund wegen den Fernsehenturm des Panoramablick diskutiert und jetzt heißt es wegen den U Bahn Tunnel ?