Wohnungsnot in Deutschland?!

  • Wohnungsnot in Deutschland?!

    Habe eben den Artikel "Magelware Wohnung - Furcht vor neuer Wohnungsnot" auf handelsblatt.de gelesen.


    In dem Artikel wird beschrieben, wie die Zahl fertiggestellter Wohnungen auf ein Nachkriegstief von 175.900 gesunken ist. Verschiedenen Studien zufolge braucht der deutsche Wohnungsmarkt aber bis zum Jahre 2025 ca. 220.000 - 400.000 neue Einheiten pro Jahr, um den Bedarf zu decken und keinen Mangel aufkommen zu lassen. Dies bezieht sich natuerlich nur auf die Wachstumskerne und nicht Gegenden wie "Südniedersachsen, Nordhessen, Ruhrgebiet und Nordostbayern [oder] wie mancherorts im Osten".


    Als Gruende fuer den steigenden Bedarf trotz mittelfristig sinkender Bevoelkerung liegen in dem stetigen Anstieg von Singlehaushalten und dem dadurch bedingten aber auch generellen Anstieg des Wohnraumbedarfs pro Kopf.



    Hier im Forum wuerde mich interessieren, ob die Befuerchtungen geteilt werden oder ob es eventuell gaenzlich anders gesehen wird? Finde dies eigentlich eine ganz interessante Diskussion, da in letzter Zeit aus einigen Staedten ja auch immer wieder durch die Presse oder hier im Forum durch Fachkundige Hilfeschreie aufkommen. (Bsplw. Potsdam oder Heidelberg)

  • Ich weiß zwar nicht wie das in anderen Städten ist, aber hier in Hamburg fehlen meines Wissens knapp 50.000 Wohneinheiten, damit der Bedarf einigermaßen gedeckt wird (hab ich letztens gelesen, Link aber nicht parat).
    Da viele meiner Kommilitonen auf Wohnungssuche sind/waren, weiß ich, dass sich teilweise mehrere hundert Leute für eine Wohnung/WG bewerben.


    Generell würde ich aber auch unterscheiden in der Art der Wohnungen.
    Wohnungen der gehoben Preisklasse werden in Hamburg im Moment mehr gebaut als "normale" Wohungen, da sich damit wohl mehr Geld machen lässt.


    Was mir hingegen auffällt ist, dass im Umland sogenannter Ballungszentren in nahezu jedem Dorf ein Neubaugebiet entsteht/gebaut wird, welche ausschließlich für 1-Familien-Häuser ausgeschrieben sind und nicht für "Wohnblöcke".

  • Dykie nennt bereits ein Problem in Hamburg: Durch den Fokus auf teure (Eigentums-)Wohnungen für eine gehobene, gutverdienende Klientel - mittlerweile auch in traditionellen Arbeiterstadtteilen - bleibt die Wohnungsmarktlage für nicht so zahlungskräftige Mieter angespannt. Und die Neubaugebiete vor den Toren Hamburgs sind auch an gutverdienende Familien gerichtet.


    Hinzu kommt noch, dass es in Hamburg extrem schwierig ist, eine Mietwohnung (egal wie klein) ohne Maklerprovision zu bekommen. Meistens macht der Makler in diesen Fällen aber nicht mehr als ein Wohnungsverwalter, der ohne Provision auskommt. Leichtverdientes Geld am Mietinteressenten. Ehrlich gesagt fände ich es fairer, wenn der Wohnungseigentümer die Provision an den Makler zahlt. Er beauftragt ihn ja schließlich, statt die Wohnung selber zu vermarkten. Dass der Eigentümer diese Kosten dann in die Mietkalkulation einbezieht, ist natürlich klar.

  • ich halte die Verfügbarkeit von Wohnungen mittlerer Preislage und Qualität für wichtigfür die Entwicklung einer Stadt. Welcher junge qualifizierte, ev. Akademiker (genau die, die eine Stadt ja anlocken will um im Wettbewerb der Metopolen zu bestehen) kann sich denn eine vernünftig große Wohnung in einem zentralen und ansprechendem Quartier leisten in München, Frankfurt, Hamburg oder Düsseldorf? Das funktioniert nur solange man keine Kinder/Familie hat. Hier sollten die Städte ansetzen und geziehlt junge, in den kommenden Jahren erfolgreiche Menschen anzulocken. Ansonsten ziehen diese nicht in die Stadt oder sind gezwungen, schnell wieder ins Umland abzuwandern bei Familiengründung.
    Zudem muss die Stadt ausreichend Wohnraum zur Verfügung stellen für sozial schwächere Schichten, insbesondere in Städten mit geringem Wohungsleerstand und hohen Preisen. Darüber hinaus ist der mehr oder weniger soziale Wohungsbau unter Einflussnahme der Stadt ein potentes und das nahezu einzig wirksame Mittel zur Kontrollierten Durchmischung der Viertel und zur Vermeidung der Bildung von Problembezirrken. Leider haben einige Städte durch Privatisierung diese Mittel bereits aus der Hand gegeben.
    Insbesondere in den wirtschaftlich erfolgreichen und wachsenden Städten sehe ich daher einen deutlichen Bedarf an Wohnraum.
    Insgesamt denke ich aber, dass in vielen deutschen Städten relativ guter Wohnraum erschwinglich ist. Während viele Deutsche in der Nachkriegszeit vor die Stadt gezogen sind und mit Einfamilienhäuser hochwertigen Wohnraum in Eigenregie erschaffen haben und so Druck aus dem Markt genommen haben, sieht die Situation vielen anderen europäischen Ländern bes. in Südeuropa anders aus: hier sitzen die wohlhabenden in historischen Häusern im Zentrum, weniger wohlhabende in der Peripherie im Plattenbau. einen Speckgürtel gibt es dort oft nicht.


    Ich freue mich daher über jede Art von Wohnungsbau in den Städten. Er sollte nur möglichst hochwertig und möglichst zentral sein. Letztendlich hilft jeder Luxusneubau in der Hafencity, da er wohlhabende in der Stadt hält, Flächenverbrauch auf der grünen Wiese verhindert und vor allem von Personen bewohnt wird, die ansonsten eine schick sanierte große Gründerzeitwohnung bewohnen würden, aus der vor der Renovierung natürlich alle alten und weniger reichen Mieter entfernt wurden. Nur der Bau von möglichst vielen und möglichst hochwertigen Wohnungen kann über den Markt verhindern, dass für minderwertige Wohnungen überhöhte Preise verlangt werden.

  • Da Südeuropa genannt wurde: In Italien ist es weit weniger populär, eine Wohnung zu mieten. Lieber verschuldet man sich, um die Wohnung zu kaufen und mit monatlichen Raten abzuzahlen. Ist billiger als Mieten. Und falls man die Wohnung doch wieder vor Abzahlung der Raten loswerden muss, gibt es genug Wohnungsunternehmen, die die Wohnung wieder abkaufen (natürlich ist dies dann ein Verlustgeschäft für den Verkäufer).


    Diese Praxis des Kaufens statt Mietens führt zu einer starken Verknappung von Mietwohnungen, worunter besonders temporär zugezogene (z.B. Studenten) und Berufsanfänger ohne Vermögen (auch nicht in der weiteren Familie) leiden.


    In Mailand ist es sogar so, dass es kaum Stadtteile gibt, die man per se als günstigere Stadtteile ansehen kann. Ich hatte da mal folgendes Mietangebot gesehen: 10qm für 500 Euro kalt!


    Mailand ist dabei noch nichtmal die teuerste Stadt in Italien, was Mieten angeht, sondern liegt knapp hinter Rom, Florenz und Venedig. In allen diesen Städten sind die Mieten zudem noch höher als in München. Allerdings ist der Durchschnittslohn der dortigen Bevölkerung um rund ein drittel niedriger.

  • Ja.
    Das hat zwei Ursachen.


    Nummero 1 lautet dass die Deutschen Medien als auch Politiker, und wohl auch ein Großteil der Öffentlichkeit, dazu neigen über "Deutschland" zu sprechen. Nicht über die einzelnen Regionen, die nun einmal in jeglicher Hinsicht höchst unterschiedlich sind. Und aufgrund der Demographie etc. gibt es im "Bundesdurchschnitt" keinen Wohnungsmangel. Aber wie immer sagt der Durchschnitt rein gar nichts aus. Es gibt Regionen, in der Nordhälfte der Republik (wozu das Ruhrgebiet ebenso zählt wie Sachsen-Anhalt) in der es hohen Leerstand gibt. Und es gibt Regionen, vor allem in der Südhälfte, in der Normalbürger von ihren Einkommen kaum noch die Miete zahlen könnten - geschweigedenn Eigentum erwerben (besonders krass natürlich in der Region München).
    Weil aber beim "Durchschnitt" kein Handlungsbedarf besteht, quasi im "Durchschnitt" auf 1.000 Bürger ausreichend Wohnungen auf dem Markt sind - bundesweit - handelt die Politik nicht. Darum hat man ja sogar vor wenigen Jahren die Eigenheimförderung zurückgefahren.
    Hier scheint es leider keine Aussicht auf ein grundsätzliches Umsteuern zu geben, denn auch in anderen Politikfeldern sind Medien und Politik ja komplett auf das Denken in der Kategorie von "Deutschland" eingefahren...solange aber regionale Konzepte wie schon zu Bismarcks Zeiten als "Kleinstaaterei" diffamiert werden wird es immer ein Problem geben: eine einheitliche Bundespolitik die es versucht allen Regionen recht zu machen und dabei keiner Region wirklich gerecht werden kann.


    Und der zweite Grund ist schlicht die sehr starke Binnenwanderung. Über "Auswanderer" wird groß geredet und berichtet, das sind aber kleine Zahlen und im internationalen Vergleich (der ist ja hierzulande immer so wichtig) wandern z.B. aus Großbritannien erheblich mehr Briten aus als Deutsche Deutschland verlassen. Das ist halt die Globalisierung. Allem "Deutschland-Gejammer" zum trotz. Die Binnenwanderung hat aber erheblich größere Ausmaße über die hingegen kaum gesprochen wird. Es gab die letzten 20-30 Jahre, das begann schon vor der Wiedervereinigung, massive Bevölkerungsbewegungen von Nord nach Süd.
    Ich denke jeder Süddeutsche weiss was ich meine, ich komme aus einer bayrischen Kleinstadt deren Fläche sich seit den frühen 90ern quasi verdoppelt hat aufgrund des Zuzuges. Heidelandschaften auf denen ich als Bub gespielt hab gibt es nicht mehr. Da sind jetzt Wohnungen. Der Neubau ging die letzten Jahre merklich zurück, analog zur abgeschafften Eigenheimzulage. Der Zuzug ist aber nicht weniger geworden, die Mieten sind aber im gleichen Zeitraum stark angestiegen. Da haben wir den zweiten Grund: die Wohnungswirtschaft hat an einer Verknappung des Wohnraumes schlicht ein finanzielles Interesse.

  • Ich weiß zwar nicht wie das in anderen Städten ist, aber hier in Hamburg fehlen meines Wissens knapp 50.000 Wohneinheiten, damit der Bedarf einigermaßen gedeckt wird (hab ich letztens gelesen, Link aber nicht parat).


    Zum Vergleich: In Heidelberg sind es bei über den Daumen gepeilt 10% der Hamburger Haushalte ein Fehlbestand von 8.000 bis 10.000 Wohnungen; um den allerdings allein schon nur zu halten müssen irgendwas um die 300 bis 400 Wohnungen jährlich gebaut werden (was man gerade so hält, zum Großteil gehobenes Segment natürlich).


    Was mir hingegen auffällt ist, dass im Umland sogenannter Ballungszentren in nahezu jedem Dorf ein Neubaugebiet entsteht/gebaut wird, welche ausschließlich für 1-Familien-Häuser ausgeschrieben sind und nicht für "Wohnblöcke".


    Teilweise werden solche Neubaugebiete je nach bereits bestehender Dichte durchaus als Wohnblöcke ausgeführt.
    Bei Heidelberg war das z.B. in den letzten Jahren bei Leimen-Fasanerie oder Dossenheim-West-I der Fall, wobei diese Gebiete entsprechend dann z.B. bei der Fasanerie für den nicht so betuchten Bevölkerungsteil ausgelegt sind oder bei Dossenheim-West-I als billigeres Seniorenviertel. Aktuell wird z.B. im ebenfalls benachbarten Edingen eine Nachverdichtung östlich des Dorfkerns durchgeführt, ebenfalls mit Mehrfamilienhäusern.


    Allerdings bedienen halt die Umland-Dörfer tatsächlich oft eben gezielt genau das Marktsegment, das die Städte nicht bieten (können), und das sind Eigentumshäuser auf billigem Baugrund. Trotz zurückgefahrener Eigenheimförderung.


  • Diese Praxis des Kaufens statt Mietens führt zu ...


    Hab mal ne Zeit in Mailand gelebt, dort ist die Situation auf dem Mietmarkt echt krass.
    Es ist z.B. relativ üblich, dass Wohnungen möbliert mit dem Zusatz "kurze Woche" vermietet werden, d.h. nur von Montag bis Freitag, da der Wohnungsbesitzer die Wohnung am Wochenende selbst nutzen möchte (und unter der Woche in einer anderen Stadt arbeitet) oder dass sich fremde Leute ein Zimmer (nicht Wohnung, Zimmer!) teilen, und zwar nicht nur Studis, sondern auch Angestellte oder Arbeiter (sogenannte "camera doppia").


    In den Studienwohnheimen ist man sowieso fast immer mit mindestens einer, manchmal auch mehreren weiteren Personen in einem Zimmer untergebracht, in den Semesterferien werden die Wohnheime teilweise einfach zugemacht und man muss zurück zu Mama...

  • ^^


    Ähhh, was ist an Mailand so attraktiv, dass sich die Leute derartiges antun? Ich habe die Stadt als eher hässlich in Erinnerung - kein Vergleich zu Barcelona, Rom oder Turin.

  • Isek, ganz einfach: Es ist das wirtschaftliche Herz der italienischen Wirtschaft und bietet daher für italienische Verhältnisse sehr gute Karrierechancen.

    Zitat von Wikipedia

    Von den 200 größten Unternehmen des Landes hat rund die Hälfte ihren Sitz in Mailand.


    Letzteres bieten Turin, Bologna, Florenz, der Ballungsraum von Vicenza bis Venedig und bedingt auch Rom. Aber die schiere Größe des Mailänder Ballungsraumes lässt den Rest im Schatten stehen.

  • ^^


    Also Arbeiten hui - Leben pfui? Und ich dachte, dass für moderne Konzerne eigentlich die Lebensqualität als Standortfaktor Nummer 1 gilt. Eigentlich kein Wunder dann, dass es viele Norditaliener (Trento, Verona und natürlich vor allem Südtiroler) eher nach München zieht.

  • Lebensqualität: In Mailand heisst das, 5 Tage hart zu arbeiten und jedes Wochenende auszuspannen auf den Gipfeln der nahen Alpen oder an der Ligurischen Küste im Jannuar Sonne zu tanken


    Lebensqualität in Mailand heisst auch: Sich bewusst zu sein, dass man besser angezogen und chicker ist als der Rest der Welt (OK vielleicht Paris ausgenommen).


    Dafür nimmt man dann oben erwähnte Nachteile in Kauf

  • Nun ja, ich denke es gibt kaum ein Land in Europa, in dem sich hohe Lebensqualität und berufliche Perspektiven so perfekt am gleichen Standort vereinbaren lassen, wie in Deutschland. Allerdings ist das ja auch erst eine Entwicklung der letzten 50 Jahre - ähnlich wie den USA, wo die wichtigen Arbeitsplätze zunehmend an die Westküste ziehen und den traditionellen Industriestandorten in der Mitte des Landes den Rücken kehren. In Italien hingegen entwickelte sich die Industrialisierung überhaupt erst in den letzten 60 Jahren und fand im Norden die besseren Bedingungen. Dies gilt auch heute noch für den Dienstleistungssektor. Die Wirtschaftskraft der Region Milano und Hinterland ist enorm und kann vermutlich mit Regionen wie Greater London und der Île-de-France verglichen werden. Auch letztere sind nicht entstanden weil es besonders „schöne“ Gegenden sind, sondern vielmehr weil es traditionell die wirtschaftlichen Zentren der jeweiligen Länder sind. Übrigens gibt es in der Lombardei sowie in der angrenzenden Emilia-Romagna und der nahen Schweiz sehr schöne Ecken und Mailands Nähe zu den Alpen mit den großen Seen im Norden und der Adriaküste bzw. der Riviera im Süden ist durchaus attraktiv.

  • Lebensqualität: In Mailand
    Dafür nimmt man dann oben erwähnte Nachteile in Kauf


    Ziemlich hirnrissig, nur um schicke Leute auf der Straße zu sehen miete ich mir ein 10 qm WG Zimmer für 500 Euro? Das gleiche kann man doch auch von Städten wie Turin oder Bologna machen. Und selbst in deutschen Städten kann man sich modisch kleiden - muss man aber auch nicht.

  • ich beschreibe nur das Lebensgefühl der Stadt. Wer sich dort im Zentrum einmietet wird dort auch ernsthaft zu arbeiten haben. Ansonsten würde er sich für den Preis an schöneren und ev. weniger stressigen Orten aufhalten.


    Neben einem größeren Zentrum, welches (für deutsche Verhältnisse) schön ist, gibt es eine große graue Peripherie mit Geschosswohnungsbau niedriger Qualitätät. keinen Speckgürtel mit Einfamilienhäusern.
    Trotzdem verdichten sich in Mailand die Probleme in den letzten Jahren durch Wohnungsmangel, hohe Preise, Luftverschmutzung, Lärm, wenig Grün, Kriminalität, und auch die Kultur hat vieles von Ihrem Glanz verloren.
    Viele Mailänder ziehe in kleine Städte im Umkreis von bis zu 30-40km, ein Trend der nur wirkungsvoll begrenzt wird durch schlechten ÖPNV und immer verstopfte Zubringerstrassen.
    Trotzdem sehe ich Mailand als Paradebeispiel einer europäischen wachsenden Metropole, deren Politiker den Herrausforderungen, die sich darraus ergeben, nicht gewachsen sind. Daher sehe ich die Entwicklung Mailands als Gegenbeispiel der in Deutschland oft propagierten Renaissance der Stadt.

  • Das 10qm-Zimmer für 500 Euro war zugegebenermaßen ein überspitztes (aber dennoch wahres) Beispiel.


    Ich hab mal schnell bei Idealista.it nach Mietwohnungen in Mailand (ohne Umland) gesucht. Das Schöne an deren Suche ist, dass automatisch ein Durchschnittsmietpreis pro qm errechnet wird. Der liegt bei den Angeboten auf dieser Seite bei 16 Euro/qm, bei einer Spanne von 6,40 Euro/qm (Gesamtmietpreis 700 Euro) bis 45,40 Euro/qm (Gesamtmietpreis 2.500 Euro für 55qm in der historischen Innenstadt).

  • Hmm, bei so was kann man hier einfach nicht mithalten. Wohnungen für rund 30 €/m² gibts hier zwar auch, aber das ist dann auch möbliert. Der "Durchschnittsmarkt" fängt dann bei der gehobenen 80m² 2-ZKB für 1900 Euro warm an - was aber daran liegt daß in den 1A-Lagen nur Eigentumswohnungen (um etwa 6000 €/m², also eigentlich recht billig) zu haben sind...

  • Es geht um Wohnungen in Deutschland! Nicht Mailand.

    Kein Mailand mehr
    Nachdem wir Mailand durchgekaut haben könnte ich jetzt aus London und der Schweiz berichten. London hat sehr teure Mieten, tendentiell versuchen alle zu kaufen, es gibt kaum große Wohnungen im mittleren Segment zu mieten. In der Schweiz investiert die Finanzbranche in Immobilien - weshalb der Durchschnittsbürger Wpohneigentum in den Ballungsräumen kaum leisten kann und fast alle mieten.


    z.B. Hamburg
    Es geht aber um uns! Während Hamburg sich an der HafenCity aufgeilt haben sie total vergessen tausende von Wohnungen zu errichten und steuern bald auf Münchner Verhältnisse zu. Wenn ich als explizites Ziel Wachstum habe muß ich dem Rechnung tragen und meine tolle Wohnungsbaugesellschaft SAGA auch zum Bauen anhalten.


    Letzter Wachstumsschub
    Süddeutschland hat nach der Wende am meisten der innderdeutschen Wanderungsbewegungen abbekommen und platzte teilweise in den Ballungsräumen aus allen Nähten, deshalb auch große Stadterweiterungen im Raum Stuttgart oder in Freiburg in den 90ern.


    Demographie:
    mehr Singles, besonders ältere - verwittwete Menschen (also nicht nur Yuppie-Singels) kleinere Familien, Semioren bleiben in großen Wohnungen wohnen obwohl die 1-3 Kinder längst ausgezogen sind; Familien brechen auseinander, d.h. (im typischen Falle) zusätzlich zur Familienwohnung braucht der Mann eine 1-2 Zimmer-Wohnung etc.
    Die statistischen Landesämter haben Prognosen im Netz. Mit einem Faktor für die Vergrößerung an Wohnfläche pro Einwohner, bezw. Abnahme an Einwohnern pro Wohneinheit kann man den Badarf gut vorausberechnen, allerdings sind weitere Faktoren die Wanderungsbewegungen (von binnenregional bis international) beeinflussen hier nicht berücksichtigt.


    Noch eine Generation physisch wachsen:
    In vielen Gegenden wird also trotz sinkender Bevölkerungszahlen der Bedarf an Wohnungen noch vielleicht eine Generation steigen. Danach geht die Konkurrenz wie in Ostdeutschland los, aber anders. Wenn mit dem Fachkräftemangel weniger Arbeitslosigfkeit herrschen wird, werden mehr Leute Wohnungen des mittleren Standards anpeilen als nur billige. Also würde man heute gut daran tun im mittleren Segment zu investieren weil der eine Zukunft hat. Luxussegment ist eine Spielwiese für Immobilienhaie und Städten die sich als Weltmetropolen sehen wollen. Günstige Wohnungen werden wir für die älteren brauchen die wegen Erwerbsbiografien und geringeren Renten nicht mehr so viel Geld haben werden wie heute.


    Zurück in die Stadt
    Der Trend geht zurück in die Städte. Auch in der Provinz suchen sich die Leute die Mittelzentren (15.000-90.000 EW) weil sie feststellen, dort brauchen sie nur ein Auto, statt freistehendem EFH tut's auch das Reihenhaus oder die große Wohnung. Arbeitsplätze, Schulen, Einkaufsmöglichkeiten, Ärzte, Kinderbetreuung, Seniorenbetreuung, Kultureinrichtungen etc. sind hier zu finden.
    Auch Familien merken daß auf institutioneller Ebene die Mittelstädte viel kinderfreundlicher sind.
    Sie werden die großen Gewinner sein. Dörfer die seit den 50er Jahren explodiert sind werden leiden weil sie in finanzielle Not kommen wenn weniger Steuern ihre Infrastruktur nicht mehr finanzieren.


    Metropolen:
    Die Metropolen bleiben besonders für junge Leute und Leistungsträger attraktiv. Hamburg holt München ein und sie werden zu permanenten Konkurrenten. Ob Berlin ausgehend vom Wohnungsmarkt seine Sonderstellung verlieren wird und durchkommerzialisiert wird - dafür aber auch als Arbeiltsplatzstandort attraktiver werden wird wird man sehen. Die Süddeutschen Metropolregionen werden den Sprunng weg von der Produktion zu mehr Dioenstleistung machen müssen. Wenn sie schlau sind und dies ausgehend von ihren Industriebranchen vor allem im Bereich Forschung und Entwicklung machen werden sie erfolgreich sein. Halten sie an der Produktion fest ist es in ein paar Jahrzehnten vorbei mit den sprudelnden Steuereinnahmen im Ländle und anderswo.

  • Bordstein


    Dass Hamburg München "einhole" halte ich für Wunschdenken ;) Und ich würde es mir auch nicht wünschen. Soviel mehr dass die zunehmend unbezahlbaren Mieten Münchens ausgeglichen werden verdient man in München nämlich nicht. Die Einkommen in München liegen nur 64% über dem Bundesdurchschnitt, die Mieten in den zentralen Stadtteilen Münchens liegen aber durchgehend 100% über dem Bundesdurchschnitt. Das sind keine "gentrifizierten Altbauviertel" sondern oft ziemlich häßliche 70er Betonklötze für die aber dennoch deutlich höhere Mieten zu zahlen sind als für "luxussanierte" Objekte in Berlin. Ob dadurch die Kaufkraft in München letztlich höher ist... sicher nicht in jedem Falle! Vielfach dürfte man in Berlin unter dem Strich "mehr für den Euro" erhalten. Das mal dazu..


    Dann hat Südbayern seine eigene Konjunktur die mit dem was man so abendlich in der Tagesschau hört nichts zu tun hat. Der Unterschied zu Hamburg ist dass München eben nicht der oft kolportierte Leuchtturm ist sondern ganz Südbayern ungemein wirtschaftsstark ist. Ob man in Eichstätt oder München wohnt ist nur insofern ein Unterschied als dass in Eichstätt konstant Vollbeschäftigung herrscht und in München nicht. Aber wer nördlich der Donau kennt schon Eichstätt? Dazu ein paar Fakten: bei der Volkszählung 1970 hatte der Freistaat Bayern 10,4 Millionen Einwohner, bei der Volkszählung 1989 waren es schon 10,9 Millionen, 2001 dann 12,3 Millionen und 2007 waren es 12,5 Millionen Einwohner. Das Wachstum ist also im Großen und Ganzen recht konstant, der Zuzug von Nord nach Süd setzte auch schon vor dem Mauerfall ein.
    Wenn man es aber nun regional aufgeschlüsselt betrachtet sieht man dass die Einwohnerzahl Oberbayerns (einer der sieben Regierungsbezirke Bayerns) von 1970 (3,3 Millionen) bis 2007 (4,3 Millionen) deutlich stärker zunahm als jene der Region München (1970: 2 Millionen, 2007: 2,6 Millionen). Es hat sich relativ breit verteilt, über die sog. "Provinz". Im Gegensatz zum Rest der Bundesrepublik besteht in Südbayern kein Wohlstandsgefälle zwischen Stadt und Land sondern der Wohlstand ist, wie in Österreich und der Schweiz, recht breit verteilt.


    Die Stärke Südbayerns ist dabei die hohe Zahl an Akademikern und die große Differenzierung der Wirtschaftsstruktur. Während das benachbarte Baden-Württemberg mit Bayern seit Jahren um "die Spitze" kämpft (je nach Statistik liegt mal Bayern vorne, mal die Schwaben) aber Baden-Württemberg ist deutlich stärker von Industrie, Gewerbe und Mittelstand geprägt. Das liegt einfach daran dass Südbayern in weiten Teilen ein "Spätstarter" war, wie auch Österreich und die Schweiz, da sich die Industrialisierung ja von den Kohlerevieren als Primärenergiequelle ausgebreitet hat und über die Montanindustrie vonstatten ging. Je weiter von den Kohlegruben entfernt je schleppender entwickelten sich Industrien. Dadurch konnten weite Teile Südbayerns den Strukturwandel "überspringen" und gleich in's Zeitalter von "Laptop und Lederhose" springen. Und darum wird Baden-Württemberg derzeit deutlich stärker von der Wirtschaftskrise getroffen als Bayern.


    Wenn ich einen Geheimtipp abgeben müsste welche Stadt sich die kommenden Jahre sehr gut entwickeln wird dann wäre dies übrigens in Südbayern definitiv Augsburg.