Wohnungsnot in Deutschland?!

  • Solche Gegebenheiten, Faktoren und Trends werden doch in der Politik, im Staat beobachtet und ausgewertet. Bin mal gespannt ob und wie auf neue Entwicklungen reagiert wird und welche neuen Steuerungsmaßnahmen daraus resultieren. Je nachdem welche Richtung man dort bevorzugt, bzw. wieder mal für richtig hält.

  • Heute in der BILD Hamburg gesehen: Ein reißerischer Artikel über den Umstand, dass rund "1 Mio.qm Bürofläche" in Hamburg leerstehen, dafür aber die Wohnungssuchenden bei Besichtigungen Schlange stehen.


    Ob die Zahlen in der BILD stimmen, weiß ich nicht. Aber Fakt ist, dass in Hamburg weit weniger bezahlbarer Wohnraum gebaut wird als benötigt. Von den jährlich 5000 bis 6000 benötigten Wohnungen entstehen gerade mal rund 3000 pro Jahr. Gleichzeitig fallen immer mehr öffentlich geförderte Wohnungen in Hamburg aus der Mietpreisbindung heraus. Deren Zahl wird innerhalb der nächsten Jahre auf unter 100.000 Wohnheiten fallen (zu Spitzenzeiten waren es mehrere 100.000).


    Stattdessen werden lieber teure Eigentumswohnungen gebaut. Als Gründe werden vom Bundesverband freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen gesehen u.a.:
    - frei finanzierter Geschossmietwohnungsbau rentiert sich in Hamburg erst ab 11 Euro Kaltmiete
    - Die Stadt verkauft ihre Grundstücke nach dem Höchstgebotsverfahren statt nach qualitativen Kriterien. So kommt für Investoren nur noch der Bau von teuren Eigentumswohnungen in Frage.
    - Alle Neubauten müssen nach den neuesten energetischen Standards errichtet werden. Allerdings verteuern diese Standards den Bau, womit der Bau von günstigen Mietwohnungen unmöglich wäre.


    Quelle

  • Die Einkommen in München liegen nur 64% über dem Bundesdurchschnitt, die Mieten in den zentralen Stadtteilen Münchens liegen aber durchgehend 100% über dem Bundesdurchschnitt. Das sind keine "gentrifizierten Altbauviertel" sondern oft ziemlich häßliche 70er Betonklötze für die aber dennoch deutlich höhere Mieten zu zahlen sind als für "luxussanierte" Objekte in Berlin. Ob dadurch die Kaufkraft in München letztlich höher ist... sicher nicht in jedem Falle! Vielfach dürfte man in Berlin unter dem Strich "mehr für den Euro" erhalten. Das mal dazu..


    Eben, aber erzähl das mal den Wirtschaftsheinis, deren Rankings ständig unter dem Begriff der Lebensqualität erhoben werden, und München quasi immer auf Platz 1 landet, weil der Wohlstand, gemessen an den Einkommen, nicht in Relation der Lebenshaltungskosten gesetzt wird. Ein Angestellter in Halle an der Saale, der mit 2000 Euro jeden Monat nach Hause geht, lebt materiell nicht zwangsläufig schlechter als ein Angestellter in München, der mit 3000 Euro jeden Monat nach Hause geht.

  • Es gibt durchaus Vergleiche in denen diverse Fixkosten nach lokalen Preisen wie Mietwohnpreise abgezogen werden abziehen.
    In Baden-Württemberg wurde das 2005 sogar schon in der offiziellen Kommunalstatistik erhoben (Kaufkraft am Wohnort: Gesamteinnahmen / gebundene Ausgaben / ungebundene Kaufkraft). Nach der ist zum Beispiel in Stuttgart das Einkommen um 15% höher als im Landesschnitt, die gebundenen Ausgaben um 10% höher.

  • Es gibt auch Statistiken zur Mietbelastung, d.h. Wieviel des Netto-Einkommens für die Miete (inkl. oder exkl. Nebenkosten) draufgeht.


    Freiburg steht da mit rund 43% an der Spitze (vor allem aufgrund der hohen Anzahl an Studenten, welche i.d.R. ein niedriges Einkommen haben).

  • Hab bisl gesucht, die Auflistung die ich gefunden habe erfasst immerhin 100 Städte im Vergleich, Stand 2008 (Quelle nicht genannt). Danach ist die Mietbelastung in München (um die 41%) trotz höherer Mieten quasi genauso hoch wie in Berlin (um die 40%). Das liegt wohl an den deutlich niedrigeren Einkommen in Berlin. Und gemäß der Liste ist Gütersloh, wer hätte das gedacht, die "günstigste" Stadt zum Leben (nur ca. 25% Mietbelastung). Danach folgen Städte wie Lüdenscheid (wusste gar nicht dass es das gibt) und Flensburg. Merke: das Leben in Ballungsräumen und Großstädten hat eben seinen "Preis" ;) Wobei diese Mietbelastung ja auch die Nachfrage widerspiegelt. Die Leute wollen in die Großstädte und Ballungszentren...

  • Und gemäß der Liste ist Gütersloh, wer hätte das gedacht, die "günstigste" Stadt zum Leben (nur ca. 25% Mietbelastung).


    Gütersloh steht unter den Großstädten bei Rankings zur "Netto-Kaufkraft" auch immer ziemlich weit vorne (unter den Top 5), zusammen mit Städten ausm Ruhrpott. Da ist der Effekt eines "West-Einkommens" mit niedriger Miete vorhanden.

  • ...was im Fall Gütersloh an den Konzernen Bertelsmann und Miele - und deren Lage, höhere Löhne zahlen zu können - liegen dürfte.