Fischerinsel / Petriplatz / Breite Straße

  • ^Ich denke die Flächen des ehem. DDR-Bauministeriums gehören nicht zu dem neuen Quartier.

    Zu dem Wettbewerb hat die Senatsverwaltung am 12.02.2024 eine Pressemitteilung herausgegeben.


    Dort findet sich zumindest ein Link zum Projektsteckbrief. Auf dem ist ein Luftbild zu sehen das nur den Bereich Breite Strasse ausweist.

    Die Ausschreibung findet sich auf wettbewerbe-aktuell.


    In der Beschreibung ist nur von dem Grundstück an der Breiten Strasse die Rede.

    Der Wettbewerb umfasst fünf Lose die parallel bearbeitet werden, so dass hoffentlich Abwechslung entsteht.

    In der PM ist die Rede davon das Entwürfe für fünf individuelle Häuser, für ein kleinteiliges und gemischt genutzes Quartier erwartet werden.

    Das Preisgericht soll Anfang Juli 2024 tagen, danach werden die Entwürfe ausgestellt.


    In der Ausschreibung findet sich auch folgende Schemazeichnung.





    brs-00

    Quelle und © Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen

  • Ich bin sehr gespannt, was beim Wettbewerb herauskommen wird.

    Die Auswahl der fünf Architekturbüros in den nächsten Wochen wird ja vielleicht schon ein bisschen zeigen, in welche Richtung es gehen wird.

    Die WBM hat ja auch das meiner Meinung sehr schlecht zum Standort passende Gebäude am Spittelmarkt gebaut.

    Ich bin gespannt, ob jetzt (auch unter der neuen Regierung) etwas herauskommt, was besser zum Standort passt.

    Die verhältnismäßige Kleinteiligkeit ist meiner Meinung ein erster Schritt in die richtige Richtung.

  • Ich halte die caprizierung auf soz. Wohnungsbau In dieser Lage auch für absurd.


    Es besteht bedauerlicherweise auch keine Aussicht darauf dass, mit dem hier, eigentlich als selbstverständlich und notwendig geäusserten Willen ein eher mischgenutztes Ensemble zu schaffen, auch die Erkenntnis reift, dass es für eine gesunde Mischung und eine gelungene Architektonische Qualität, einer Vielfalt sowohl bei Bauherren, als auch eine große Spannbreite der Sozialstruktur bedarf.


    Die Bewältigung der BAuaufgabe durch einen Einzelnen kommunalen Bauherren

    , dessen eigene Standards, Prämissen und Kondition bei der Umsetzung besonders berücksichtigt werden müssen und die festgelegten Vorgaben der Bauleitplanung - machen wenig Mut dass da selbst mit Wettbewerb noch irgendwas zu reißen ist.


    Die öffentliche Ansprache hatte bisher hier, wie auch am Klosterviertel, leider eine eher polit. getriebene, stark paternalistische Schlagseite, die ich hier für einen ästhetisch gelingenden, städtebaulich und soz. funktionierenden Quartiersauftrag, eher für schädlich halte und die ich auch im Widerspruch zu einer natürlichen Rückkehr in die resilienz Individual geprägter Städtischer Strukturen sehe.


    Die Zielgruppe wird bereits mit dem Willen in erster Linie ein mietengedeckeltes Wohnviertel zu bauen, eigentlich klar definiert und schließt die Idee der soz. Mischung nach unterschiedlicher Situierung eigentlich von vornherein aus.


    Die Gelegenheit einer Vervielfachung der Ansprüche und Mittel zur Steigerung der Möglichkeiten innerhalb der Bauaufgabe - wie sie an solch zentraler Stelle mit Nähe zu bedeutenden Tourist. Ankern nur wünschenswert wäre - wird m.M damit großzügig verschenkt.


    Die Schaffung eines städt. Quartiers von eigentlich residenzunabhängiger breiter bürgerl. Identifikation auf diesem Teil der „alten Mitte“ scheint mir unter diesen Vorraussetzungen kaum noch realisierbar.


    Die Diffusion verschiedener Sozi. Schichten werden wenn überhaupt hier im städt Begegnungsraum nur durch Touristen stattfinden und ob das überhaupt der Rede wert sein wird, ist mit dem zu erwartenden, architektonisch geleisteten Flair eines eher dirigistischen kommunalen Planviertels, eher unwahrscheinlich.


    Da wird auch die Fiktion von

    von eher sekundär in Erscheinung tretenden versteckten archäologischen Schaufenstern als zugkräftiges Tourist Argument kaum reichen.


    Die Leute pilgern ja jetzt schon nicht in Scharen zur Grünanlage mit überdachter Mittelalterlatrine der nahegelegenen WBM-wohnanstalt.


    Die Mittel für eine angemessene, hochwertige vielfältige Bau-Ausführung sind durch die starke Wohlfahrtsorientierung begrenzt und überwiegend gleichrangig über Parzellen und deren Etagen gestreut, das wird erwartbar, baulich zu recht linearen Ergebnissen führen - wie sie durch die Bindung an die WBM als einzigen Bauherren sowieso schon herausgefordert werden.


    Ein repräsentatives Kernstadtquartier, von dem sich wie auch schon beim klosterviertel, der Fischerinsel, oder dem Fischmarkt eigentlich alle Berliner und Gäste der Stadt, angesprochen fühlen sollten, weil es als kulturell und hist. Bedeutsames Bürgerliches Gelände der Stadt Berlin mit den umliegend verstreuten Attraktionen sowohl in den Wege- als auch Sichtbeziehungen Verknüpft ist, wird so kaum erreicht werden.


    Dem von der Stadtplanungsstelle genauso mitverursachten tristen Wohlstands- und Bürokratenghetto auf dem Werder nun ein genauso exclusives stark reglementiertes Kümmererquartier entgegenzusetzen halte ich daher für einen Irrweg.


    Die im 20JHD. vertriebene und zerstörte jahunderte prägende Bürgerliche Tradition des Ortes wird auf eine archäologische Annekdote reduziert.

    Hingegen wird der bisher ungünstig überformte Verfügungs -Charakter der Gegend auch nach der architekt. Neuordnung und funktionalen Umwidmung - als ebenso kollektivistische Programmplanung, praktisch bestehen bleiben.


    Hinzu kommt dass die WBM bisher eher als bräsiger, unsentimentaler Bauherr von schlichtem, technokratischem Gemüt in Erscheinung trat - dem wir bereits eine ganze Reihe eher dumpfer, hässlicher Schliesfächer unweit der Bebauungsfläche zu verdanken haben, die man sich gar nicht ansehen kann, ohne dass man über diese Ignoranz, Unwillen und Taktlosigkeit gegenüber dem hist. Ort, seiner repräsentativen städt. Lage und Bedeutung, schlechte Laune kriegt.


    Der Wettbewerb für die Parzellen zeitigt vielleicht ein gewachsenes Bewusstsein zum verantwortungsvolleren architektonischen Auskleiden sensibler städtischer Bereiche schafft es mit gutem Willen vielleicht auch ein besseres Ergebnis zu generieren als bisher, aber schon die Aufteilung in 4 gleich große Parzellen, das Erfüllungskorsett, Zielgruppenfixierung und die strenge letztlich auf Standardisierung und Reduktion abzielende Budgetierung, lassen eigentlich nicht sonderlich viel Spielraum für Flair und opt. Delikatesse.


    Wir werden weder am Ende einen schicken städtischen Boulevard, pittoreskes hist. Flair auf. Potsdamer Niveau noch einen peppigen pulsierenden magnetisierenden Innen-Stadtraum erwarten dürfen, sondern wie gewohnt eher lethargische, kleinherzige Vorstadtware die sich mit ihren dürftigen Mitteln am Anspruch gegenüber dem Ort erfolglos abkämpfen wird.


    Der Drops scheint mir hier unter den Bedingungen eigentlich gelutscht egal wie der Senatsbaudirektor heute oder Morgen heißt und welches Büro letztlich welche der 4 unisono Parzellen mit Staffelgeschoss interpretieren darf.


    Es wäre schön eines besseren belehrt zu werden aber sämtliche verwirklichten senatsbetreuten städtebaul. Projekte der letzten 20 Jahre erscheinen mir bisher als ein einziges Desaster und machen eigentlich keine Lust mehr auf MEHR.


  • WBM Neubau Fischerinsel

    Zuletzt hier und hier


    Auch wenn das Wohngebäude hier ganz überwiegend auf Missfallen stößt, soll es nach Abschluss fast aller Arbeiten nochmals gezeigt werden. Inzwischen wurde auch der Sockelbereich (EG) verkleidet und hebt sich mit der dunklem Farbe optisch vom Weiß-Hellblau der anderen Geschosse ab, was dem Gesamteindruck durchaus gut tut.


    Die Hoffläche an der Ostseite wurde ebenfalls fertiggestellt und bietet neben ein paar Bänken mehrere Mulchflächen (die vielleicht und hoffentlich noch bepflanzt werden) und das obligatorische Spielelement von eher dekorativem Charakter.


    Hier die Seite an der Grunerstraße:


    wbm_fischerinsel01.jpg


    wbm_fischerinsel02.jpg


    wbm_fischerinsel03.jpg


    An der Nordostecke, wo sich ein Zugang zum Park auf der östlichen Fischerinsel befindet, haben die Wasserbetriebe eine Trinkbrunnen installiert:


    wbm_fischerinsel04.jpg


    Die Hofseite. Die Baustelle vorne im Bild gehört nicht zum WBM-Grundstück, hier finden noch Restarbeiten an den öffentlichen Flächen der Fischerinsel statt, auch ein Spielplatz wird hier angelegt:


    wbm_fischerinsel05.jpg


    wbm_fischerinsel06.jpg


    Hier der (noch) recht sterile Hof des WMB-Gebäudes:


    wbm_fischerinsel07.jpg


    Zum Schluss noch die Südwestecke an der Straße Fischerinsel:


    wbm_fischerinsel08.jpg


    Und bitte jetzt nicht wieder reine Missfallensbekundungen posten. Dafür gibt es ja einen passenden Thead. ;)

  • Weil sich die Pläne zur Neubebauung der Breiten Straße zunehmend konkretisieren (zuletzt hier #1.541) und wegen der exponierten Lage dieser Straße sowie der entsprechenden Bedeutung dieses Projekts für die Stadt Berlin, scheint mir die Zeit gekommen, der Breiten Straße einen eigenen Thread zu widmen und sie von dem Sammelthread Fischerinsel/Petriplatz/Breite Straße abzukoppeln.


    Nein. Dann müsste der alte Thread entsprechend neu sortiert werden, was sehr aufwändig ist. Daher belassen wir es erstmal wie bisher.


    Die Berliner Zeitung meldet heute und hier (Bezahlschranke) folgende Neuigkeiten:


    Danach hätten sich die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften in Berlin mit dem Senat darauf, bei der geplanten Bebauung der Breiten Straße von einer geltenden Regelung abzuweichen: Statt statt 50 Prozent sollen nur 30 Prozent der geplanten 82 Wohnungen als Sozialwohnungen mit Förderung des Landes Berlin errichtet werden.

    Die Kritiker argumentieren, dass eine solche Abweichung angesichts des dramatischen Mangels an bezahlbarem Wohnraum nicht akzeptabel sei und einen Präzedenzfall für weitere Projekte landeseigener Wohnungsbaugesellschaften darstellen würde. Ein WBM-Sprecher verteidigt die Abweichung und gibt an, dass das Wohnungsunternehmen bereits bei der Einbringung der Grundstücke die Zusage erhalten habe, von der 50-Prozent-Regelung abweichen zu dürfen, aus wirtschaftlichen Gründen.


    Dem Aufruf des nicht offenen Realisierungswettbewerbs im Dezember 2024 seinen „circa 500 Teilnahmeanträge“ gefolg wie, mindestens 30 und maximal 50 Bewerber sollten ausgewählt werden, das Preisgericht solle am 1./2. Juli zusammentreten.

    Die Allianz Berliner Bürgervereine warne, auch mit Blick auf den Neubau der WBM auf der Fischerinsel, vor "Billigfassaden" und fordere eine Gestaltung, die an die historische Bautradition des Ortes anknüpfe. Sie betone die Bedeutung hochwertiger und ästhetisch ansprechender Architektur, selbst wenn dies zu etwas höheren Kosten führe.

  • Unmittelbar östlich neben dem WBM-Neubau und neben dem neuen Spielplatz wurde inzwischen ein archäologisches Fragment herausgearbeitet und in einem kleinen Pavillon präsentiert. Es handelt sich ausgerechnet um einen Latrinenschacht aus em 14. JH.

    Böse Zungen könnten nun einen beabsichtigten Bezug zum WBM-Naubau unterstellen. 8)


    Hier ist er:


    latrine_fischerinsel01.jpg


    Zwei Infotafeln erläutern die Geschichte des Ortes:


    latrine_fischerinsel02.jpg


    latrine_fischerinsel03.jpg


    latrine_fischerinsel04.jpg


    latrine_fischerinsel05.jpg


    Hier nochmal der Hofbereich des WBM-Neubaus:


    latrine_fischerinsel06.jpg


    Reine Missfallensbekundungen bitte direkt dort posten. ;)

  • House of One

    Zuletzt hier


    Nach ein halben Jahr ein Update. Hier wird weiter noch des Archäologen geforscht an Grube. Parallel neben an , ein "Besucherzentrum " der : Religionen Haus.


    © Johannes_9065 ( kurz am Abend)


    Fußgänger " Tunnel" ⬇️

    DSC-0737.jpg

    Besucherterrasse ⬇️

    DSC-0738.jpg

    &

    DSC-0740.jpg

    Öffnungszeiten ⬇️

    DSC-0739.jpg

    Blick des : House of one ⬇️

    DSC-0736.jpg

  • ^.... Danke Johannes, ich habe jedes Verständnis für historische Ausgrabungen schliesslich ist ja auch das Archäologische Zentrum gleich nebenan,... aber ... das House of One läßt jetzt gefühlt 20 Jahre auf sich warten. Und womöglich hat die Wirklichkeit schon den eigentlichen Sinn des Gebäudes überholt. Ich war von der Idee ein Haus für drei Religionen friedlich unter einem Dach versammelt, ungemein angetan. In all den Jahren hätte das House, wäre es vor 10 oder auch 5 Jahren fertiggestellt worden, für das Zusammenleben in Berlin vielleicht viel bewirken können. So aber ist es nur eines der Vielen Projekte, die sich zum Rohrkrepierer entwickeln und zudem das alte Zentrum der Stadt seit Jahrzehnten zu einem staubigen unatraktiven Unort werden lassen. Welche Stadt kann sich so etwas leisten?

  • Der Bau erinnert ja deutlich an eine schöne deutsche, humanistisch-aufklärerische Tradition. Er zitiert die Ringparabel aus dem Nathan von Lessing und versucht zur Freundschaft unter den drei abrahamitischen Religionen beizutragen.


    Das ist eine alte Geschichte, doch bleibt sie ewig jung (um Heine zu zitieren). Goethe hat auch viel gutes zu dem Thema beigetragen.


    Es kann wohl kaum bestritten werden, dass es leider sehr große Widerstände gegen so eine Haltung gibt. Der aufgeklärte Protestantismus begünstigt die Haltung und bei Juden, die grundsätzlich nicht missionieren, ist die Bereitschaft sowieso gegeben. Es gibt in Deutschland sicher ein paar Millionen Muslime, die so etwas auch positiv sehen. Wer aber Gottesstaaten möchte, der wird nicht mitmachen. Es bleibt eine Herkulesaufgabe.

  • Der Wettbewerb Breite Straße wurde entschieden. Die Preisträger für die 5 Gebäude können hier nachgelesen werden:

    https://www.berlin.de/sen/sbw/…ssemitteilung.1463395.php

    Bei einer ersten Durchsicht der Siegerentwürfe bin ich doch positiv überrascht. Es sind alles sehr schlichte aber trotzdem nicht primitive Entwürfe, die mich ein wenig an den Schinkelplatz erinnern. Ich hoffe aber, dass die Wohnungen wirklich bezahlbar werden und dass in dieser Hinsicht ein positives Gegenstück zum Schinkelplatz entsteht.


    Hier sind die Entwürfe:

    Los 1:

    AFF Architekten, Berlin

    1005-Modellfoto.jpg


    Los 2:

    Bruno Fioretti Marquez Architekten, Berlin

    2010-Modellfoto.jpg


    Los 3:

    Springer Architekten, Berlin

    3008-Modellfoto.jpg


    Los 4:

    Bruno Fioretti Marquez Architekten, Berlin

    4006-Modellfoto.jpg


    Los 5:

    Springer Architekten, Berlin

    5006-Modellfoto.jpg

    (c) Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen

  • Sehen mir auf Anhieb, wenn auch nicht alle primitiv zu nennen sind, doch recht beliebig aus.

    Aufenthaltswürdiges Flair lässt sich mit den recht generischen ökonomierastern sowieso nicht herstellen.

    Für mich Architektur bei der es egal ist ob se hier oder woanders steht und die man hier wirklich entbehren kann.

    Wenigstens passt diese Wettbewerbsanstrengung zum hässlichen Wirosozialpalast.


    Die Bauten unterbieten noch eher die Ödnis am Schinkelplatz - aber wenigstens gibts ne Schaufensterzone im Erdgeschoss und es ziehen echte Menschen ein.

    Die Alte Mitte bleibt aber weiterhin mit ihren Neubauangeboten aus der penetranten Schachtelmottenkiste im geleisteten architektonischen Erlebniswert für mich bei null.

  • Die sehen alle furchtbar aus und verkörpern 1:1 den Standardtyp der monotonen, von 50er-Jahre-Architektur inspirierten gediegenen Nachwende-Raster-Bauklötze-Langeweile. Die Art von Einfallslosigkeit, mit der man in Berlin seit 30 Jahren garantiert jeden Wettbewerb gewinnt. Null Dynamik, nichts das überraschen oder zum genaueren Betrachten einladen würde.

  • ^ Wenn man sich die (leider spärlichen) Visus in Farbe anschaut, findet man Unterschiede in Höhe, Material und Farbe. Bin weit davon entfernt, in Jubel auszubrechen – würde aber auch davor warnen, sein Urteil anhand dieser Pappmodell-Fotos zu fällen.

  • Ich habe mir die Visus angeschaut und sie bestätigen mir leider nur den katastrophalen Eindruck. Der Schinkelplatz war schon enttäuschend, aber diese Entwürfe unterbieten das Niveau nochmal deutlich. Schade, unter Frau Kahlfeld hätte ich mir mehr erhofft.

  • Ich kann mich dieser harschen Kritik nicht anschließen. Durch die Materialität, die Farblichkeit und die Plastizität der Erdgeschosszone über die gesamte Fassadenabwicklung hinweg, ist doch mindestens solide. Keine schreienden Fassaden aber doch lebendig. Auf den spärlichen Visus, wenn man sie genauer anschaut, sind einige, schöne und zeitgemäße Details zu sehen. Katastrophal geht anderst.


    Hier die aktuellen Visus noch mal in Rehenfolge der Lose:


    los-1.jpg

    Los 1:

    AFF Architekten, Berlin




    los-2.jpg

    Los 2:

    Bruno Fioretti Marquez Architekten, Berlin




    los-3.jpg

    Los 3:

    Springer Architekten, Berlin




    los-4.jpg

    Los 4:

    Bruno Fioretti Marquez Architekten, Berlin




    los-5.jpg

    Los 5:

    Springer Architekten, Berlin


    (c) Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen

    Einmal editiert, zuletzt von DerBe ()

  • In der Drogerie kann man an der Kasse Filmrollen kaufen, übergroße Jeans sind in Mode und auch architektonisch kommen die 1990er wieder zu Ehren. Ich fand die Architektur der 90er immer schon gelungen im Vergleich zum Grauen der 2000er, dem auch der erschreckende Schinkelplatz zuzurechnen ist, hier zur Erinnerung.


    Nun geht es um eine Ecke, über die man sich bei Google Maps einen schnellen Überblick verschaffen kann. Weiter oben im Strang war folgende Grafik schon eingebunden:


    tsezrtyj.jpg


    Bildquelle und Infos zum Werkstattverfahren: Aktuelle Ausschreibungen für Architektur-Wettbewerbe, Architekten-Wettbewerbe (wettbewerbe-aktuell.de)


    Das Grundstück wird in fünf Bereiche unterteilt, schon das ist sehr, sehr lobenswert. Die WBM baut dort mietpreisgebundenen Wohnraum. Wer ikonische Entwürfe oder enormen Gestaltungsaufwand erwartet hat, ist von falschen Voraussetzungen ausgegangen.


    Berlin ist an sehr vielen Stellen keine schöne Stadt und ich wünschte mir auch, das wäre anders. Ich kann es aber honorieren, wenn sie etwas schöner wird. Ich finde, aus den gesetzten Rahmenbedingungen plant man sehr viel herauszuholen.


    Los 1:


    8w5tc59q.jpg


    Los 2:


    2nnzynyu.jpg


    Schnitt durch Los 2 mit dem Erlebnis-Fenster zu den historischen Relikten im Boden:


    jahch7ew.jpg


    Los 3:


    z2gmhoat.jpg


    Los 4 (leider nur als Planansicht, nicht als Visualisierung verfügbar:


    sj9g97vf.jpg


    Los 5:


    36j6bm2z.jpg


    Bildquellen siehe #1550

  • Wow, ich kann mich der Analyse meiner Vorredner nur anschließen - die 90er Postmoderne ist zurück! Ob ich das gut finde? Wenigtstens bieten die Entwürfe mehr Gestaltungsfreude als wenn der zigste Rationalismo-Klotz die Straße verödet hätte. Trotzdem bleiben die Entwürfe in ihrer Fassadenkomposition verklemmt und wollen nicht so recht aus dem strengen Raster, das durch die gedrungenen Geschosshöhen noch dominanter wirkt, ausbrechen.


    Man sieht halt einfach, dass die heutigen Architekten sich partout weigern, Lektüre von vor 1918 aufzuschlagen. Stattdessen rührt man in der immer gleichen rechtwinkligen Moderne herum und streut noch etwas Postmoderne herein, die allerdings schon damals aufgrund ihres Hangs zum Kitsch keinen nachhaltigen Erfolg hatte. Das größte Potenzial sehe ich im relativ vielseitigen Umgang mit der Anordnung und Farbigkeit der Ziegelsteine.


    Um meine Kritik zum Schluss etwas abzumildern: Im Vergleich zum architektonischen Schrecken, der nur ein paar Meter weiter entstanden ist, kann man den Umständen entsprechend sehr zufrieden sein, dass bezahlbarer Wohnraum mit einer kleinteiligen Parzellierung und individuellen Fassaden, die hier und da auch ein paar interessante Ansätze haben, kombiniert werden konnte.

  • Trotzdem bleiben die Entwürfe in ihrer Fassadenkomposition verklemmt und wollen nicht so recht aus dem strengen Raster, ... , ausbrechen.


    Man sieht halt einfach, dass die heutigen Architekten sich partout weigern, Lektüre von vor 1918 aufzuschlagen.

    Du widersprichst dir.


    Einerseits forderst du die Orientierung an der Architektur von vor 1918, die in ihrem Wesen auf strengen Rastern (Blockkante, wiederkehrende Fassadenmuster) basiert.


    Und andererseits kritisierst du die Tatsache, dass die "verklemmten" Entwürfe nicht aus einem strengen Raster ausbrechen. Dabei ist das Ausbrechen aus Rastern doch gerade eine typische Forderung moderner Architektur.


    Du solltest dir die Frage stellen, ob du die konventionelle Angepasstheit der Architektur aus der Zeit vor 1918 oder das unkonventionelle Streben nach Freiheit ("Ausbrechen aus strengen Rastern") haben möchtest. Beide Ziele gleichzeitig realisieren zu wollen, stellt ein Ding der Unmöglichkeit dar.

  • Man sieht halt einfach, dass die heutigen Architekten sich partout weigern, Lektüre von vor 1918 aufzuschlagen.

    Nun, das zumindest lässt sich widerlegen. Im Entwurf für Los 2 (der meines Erachtens auch der mit Abstand beste ist), wird explizit und mit Abbildung auf Riehmers Hofgarten Bezug genommen. Ich finde, der Entwurf atmet etwas berlinerisches.


    Für Teilgrundstück 2 wurde auch Bezug auf die historische Situation genommen, die Architekten haben Archivbilder eingereicht und sich im Text damit auseinandergesetzt. Ob man das Ergebnis gut findet, ist Zweitens, aber die Lektüre kann man ihnen nicht absprechen.


    Raster und Geschosshöhen sind quasi gesetzt und auch in z. B. in der Gründerzeit waren die Architekturen oft sehr schematisch. Ich denke aber, man kann auch unter funktionalen Zwängen gute Architektur zeichnen und das wird hier in zarten Ansätzen auch gezeigt.


    Dass die Postmoderne keinen Erfolg hatte, woran will man das bemessen? Es wurde sehr viel in diesem Stil gebaut. Nach meiner Beobachtung sind postmoderne Bauten oft gut genutzt und werden selten abgerissen. Einige der besten Vertreter stehen bereits unter Denkmalschutz.


    Die Beschreibungen lassen auf Materialien wie geschlämmter Ziegel, roher Backstein, Keramik, Lehm, Holz hoffen. Zumindest werden all diese Materialien - ergänzend zum Beton - genannt.


    Bis zum anvisierten Baubeginn Mitte 2027 kann allerdings noch viel herumgestrichen und weggespart werden.

  • Dass die Postmoderne keinen Erfolg hatte, woran will man das bemessen? Es wurde sehr viel in diesem Stil gebaut. Nach meiner Beobachtung sind postmoderne Bauten oft gut genutzt und werden selten abgerissen. Einige der besten Vertreter stehen bereits unter Denkmalschutz.

    Da stimme ich zu! Zumal die in Berlin ab etwa 1995 errichteten Bürogebäude oftmals gar keine Postmoderne darstellen, sondern einfach nur (damals) zeitgenössische Zweckarchitektur darstellen. Die Hochphase der Postmoderne waren die späten 1980er Jahre bis in die frühen 1990er Jahre (ca. 1985 bis 1995). Der Berliner Bauboom hat ja erst richtig in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre Fahrt aufgenommen. Zu diesem Zeitpunkt war die Postmoderne bereits Geschichte.


    Man kann es immer und immer wieder erklären. Und trotzdem wird der Begriff "Postmoderne" regelmäßig falsch verwendet. Postmoderne bedeutet eben NICHT, dass es einfach nur Architektur ist, die nach der Moderne entstanden ist. Und zeitgenössische Zweckarchitektur ist nicht automatisch Postmoderne.