Es ging mir in meinem Beitrag um den nüchternen Vergleich von Architekturqualitäten (WBM-Neubau vs. Ahornblatt) und nicht um eine Generaldebatte über den Erhalt oder Nichterhalt von DDR-Architektur. Das Ahornblatt hat im Unterschied zur zu Recht zu beklagenden industriellen Massenbauproduktion durchaus berechtigt Denkmalstatus erlangt. Insofern sollte das bauliche Erbe und der Umgang damit differenziert betrachtet werden.
Fischerinsel / Petriplatz / Breite Straße
-
-
-
interessant finde ich ja, dass der erste Entwurf des Architekten Gernot Nalbach 1997 den Erhalt des Ahornblattes vorgesehen hatte. Ursprünglich wollte man ein modernes Zwillingshochhaus, welches die vorhandenen DDR Hochhäuser in Höhe und Kubatur ergänzen sollte, direkt neben dem Ahornblatt errichten. Sowohl die ablehnende Haltung der PDS im Bezirk, als auch die konkreten Maßgaben des Planwerks Innenstadt bzgl. Blockrandbebauug und 22m Traufhöhe und letztendlich entsprechender Druck auf den Investor durch die Senatsverwaltung haben das Hochhaus verhindert. Es gibt auf Zeitgeschichte online einen sehr interessanten und ausführlichen Artikel zum Thema, inkl. einer Visualisierung des ursprünglich geplanten Hochhauses.
-
Am Sonntag Abend gab es zum Abschluss des Mitte-Festival eine Podiumsdiskussion - u.a mit Petra Kahlfeldt (Senatsbaudirektorin) und Marie-Luise Schwarz-Schilling (Stiftung Mitte Berlin) und Walter Momper (ehem. SPD-Bürgermeister) - zum Thema der Neugestaltung der ehemaligen Berliner Altstadt/Fischerinsel. Daraus ein paar aus meiner Sicht interessante Gedanken und Thesen, die den weiteren Fortgang prägen oder beeinflussen könnten:
- Anders als alle anderen deutschen Städte (wie zum Beispiel Potsdam, Frankfurt, Dresden) geht Berlin einen Sonderweg, der sich dadurch auszeichnet, dass 1.) private Bauherren für die Wiedergewinnung der Altstadt nicht erwünscht seien und 2.) eine Diversität der Bauherren ebenfalls nicht erwünscht sei.
- Die prägende Beziehung aus Besitz, Parzelle und Strasse, die seit dem Mittelalter bestand und in ganz Europa den Städtebau geprägt hat, werde damit (endgültig) aufgelöst.
- Frau Kahlfeldt unterstützt den Erhalt des umstrittenen K44 - im Sinne einer Minimierung des CO2-Footprints - und im Sinne einer Kontinuität der Planungsprozesse über den Wechsel von politischen Akteuren hinweg.
- Ebenfalls anders als alle anderen deutschen Städte habe Berlin nie Mittel der Städtebauförderung für seine Altstadt genutzt oder abgerufen. Eine vertane Chance. Das solle sich ändern.
- Beim Werkstattverfahren für den Molkenmarkt sei eine Kür eines einzelnen Siegers nie vorgesehen gewesen. Auf das Werkstattverfahren folgen jetzt einzelne Hochbauwettbewerbe durch die beiden Bauherren WBM und HOWOGE. Wenn ich es recht verstanden habe, ist damit ab in einem Jahr zu rechnen. Auch mit einer "Carta Molkenmarkt" sei bis in einem Jahr zu rechnen.
- Anders als in anderen Städten spiele in Berlin die Idee von Leitbauten mit historischen Fassaden für die Wiederbebauung des Altstadtareals keine Rolle. Dieser Gedanke sei bereits in einer frühen Phase von den politischen Akteuren verworfen worden.
- Der Erhalt der "Autobahn" durch die ehemalige Altstadt sei zutiefst enttäuschend. Ein nicht unwichtiger Faktor dabei sei, dass es in Berlin schlicht keine Kapazitäten zur Umsetzung einer komplexeren/abweichenden Planung gäbe. Das betreffe zum Beispiel auch den Rückbau von Autobahnen oder den Rückbau der Urania-Schneisse. Dort habe sich die Verwaltung jetzt dazu entschlossen, eine höhere Randbebauung zuzulassen - um so etwas wie Urbanität wieder zu gewinnen. Eine Neuplanung (Verengung) des Strassenraums wie im Planwrk Innenstadt vorgesehen sei nämlich nicht bewältigbar. Die Verwaltung sei so ausgetrocknet, dass sie im Grunde nicht arbeitsfähig sei. -
Noch eine Ergänzung: Während der Veranstaltung konnte man auch Schautafeln besichtigen. Für mich besonders interessant waren die Entwürfe für die Klosterstraße 44. Der Eigentümer hat das Büro GRAFT mit der Sanierung und dem Umbau des Gebäudes beauftragt. Die Entwürfe kann ich aus Gründen des Urheberrechts nicht zeigen, Aber ich habe den Eindruck, dass hier ein innovatives Projekt geplant wird, das das Viertel bereichern wird.
-
Auf der Homepage von Entwicklungsstadt Berlin wird das neue "architektonische Schmuckstück" von Blauraum entsprechend gewürdigt. Das Wohnungsprojekt in Berlins sensibler historischer Mitte der WBM sorge für Ernüchterung und lasse für die weitere Entwicklung für den Wiederaufbau des Molkenmarkts, für den ebenfalls Berlins Wohnungsbaugesellschaften verantwortlich zeichnen werden, Schlimmes befürchten.
https://entwicklungsstadt.de/b…sorgt-fuer-ernuechterung/
-
Nun hatte auch ich die Gelegenheit mir vor Ort einen persönlichen Eindruck zu verschaffen.
(Bilder vom 31.10.2022)
Aus der Ferne gesehen vermittelte sich mir (trotz besserem Wissen) ein Gefühl von "das ist bestimmt noch nicht fertig".
Aus kürzerer Entfernung betrachtet überkam mich (ebenfalls trotz besserem Wissen) eine Hoffnung auf "aber vielleicht kommen die Maler ja doch noch und verhelfen der Fassade mit dezenten horizontalen Streifen wenigstens noch zu einem Minimum an Gliederung".
Aus der Perspektive des historischen Straßenverlaufs bzw. der bestehenden Häuserfronten drängt sich der Kandidat leider unangepaßt und unangenehm ins Bild.
Wenn man diese Fassade mit ...
... jener Fassade (gegenüber) vergleicht läßt mich erstere fassungslos zurück.
Gruß, Jockel
-
Beim WBM- Gebäude fällt mein Urteil ernsthaft milder aus.
Zum einen erfüllt dieser Bau in etwa das was zu erwarten war.
Und zum anderen ergänzt er den derzeiten Straßenraum und die bestehende Bebauung nicht sonderlich unpassend.
(Bilder vom 31.10.2022)
Das mir persönlich der Istzustand der gesammten Umgebung selbstverständlich nicht behagt liegt auf der Hand, aber wie sollte man das realistisch betrachtet jetzt noch grundlegend ändern können.
Gruß, Jockel
-
bin oft mit dem Fahrrad auf dieser Strecke unterwegs, und selbst wenn der Weg von der schönsten Architektur gesäumt wäre - was auch immer das für den Einzelnen bedeutet -, bleibt die Tatsache bestehen, dass er stadtweit wahrscheinlich die unangenehmste städtische Erfahrung für Radfahrer oder Fußgänger ist.
Dies alles wird natürlich durch die erstaunlich erbärmlichen zeitgenössischen Beiträge zum Straßenbild noch verschlimmert. Der Block mit den Sozialwohnungen ist ziemlich schlimm, aber das Archäologiezentrum ist unverzeihlich.
Es gibt nichts zu tun, um die schwerwiegenden Fehler zu korrigieren, die die Verantwortlichen für die Entwicklung dieser Stadt im letzten Jahrzehnt begangen haben. Man kann nur hoffen, dass die Pläne für die beiden Brücken und eine Verringerung der Breite dieses unangenehmen Asphalt-Todesstreifens Abhilfe schaffen, aber wir alle wissen, wie sich das entwickeln wird.
Welcome to Catastrophe City.
-
Es ist tatsächlich so, dass das Archäologiezentrum schlimmer ist als der WBM-Bau. Wie viel muss man eigentlich falsch machen, damit ein kulturelles Gebäude in der Gestaltung hinter einem deutlich unterdurchschnittlichen Gebäude des sozialen Wohnungsbaus zurückbleibt? Das Ganze dann in Steinwurfweite vom Humboldtforum, ich kann es wirklich immer noch nicht glauben...
Wobei der geschundene Alexanderplatz ja auch einen Steinwurf vom Humboldtforum entfernt ist. Dit is irgendwie auch Berlin.
-
Man konnte von Anfang an sehen was da dräut - die Mankos der Entwürfe von Blauraum und Nagler waren gewärtig, wurden vorgestellt- mit Preisen versehen und man weiß dass man in der Regel ein bescheideneres Ergebnis bekommt als man visualisiert bekommt - da sollte man mittlerweile echt im Training sein.
Dieses dauerbemühte Marketingmantra von der „alten Mitte neue Liebe“ wird sich im Leben nicht zum Lebensgefühl dieser Gegend zuordnen lassen / und der planerische. Eifer wird zu recht seit Anbeginn mit Skepsis und breitem Desinteresse an dieser hier angedachten Städtebaulichen „Reform“ abgestraft.
Die Prinzipien, Nöte und Dogmen der Verantwortlichen Beteiligten nach denen man hier bauen will können einfach nicht in dem Maße erreichen und mitreißen wie man es gerne hätte - weil diese äußerlich detailarme flächendefinierteDIN-Architektur nur groß sein kann um Bedeutsam zu wirken
Ähnliches ist auch für den Hochbau am Molkenmarkt erwartbar.
Wer hier den zum Thema bemühten Bildern der alten Mitte erlag konnte nur enttäuscht werden - da ging’s eher um das „guck ma, das gabs ma, schön ne, kriegt ihr aber nicht“
Man wollte kosten- und nutzungs- effizient, dezidiert modern blos nicht historisierend und praktisch - das hat man bekommen und da braucht man sich nicht wundern wenn das für ein angenehmes Stadtbild mit identifikationspotential eben nicht reicht.
Die Erfahrung macht man in Berlin nicht das erste und auch nicht das letzte mal - aber gerade in der alten Mitte hätte ich mir gewünscht dass man sich eben doch mal ein weiteres schulterklopfendes architekt. Versuchslabor verkneift und es mal mit den Gewissheiten des Schönen und Harmonischen versucht, so was hätte man den Berlinern wirklich nach dem Kulturforum, Europaviertel, Südkreuz etc vielleicht auch mal gönnen können.Stattdessen gewinnt man den Eindruck, jede Regung zu einer Auferstehung der städtischen und ästhetischen Qualität der vorkriegsarchitektur auf historischer Scholle wird als Bedrohung wahrgenommen.
Lieber setzt man hier weiter ausgerechnet auf das ästhetische Leitbild das diese unwirtliche städtebauliche Misere architektonisch begleitete. Das mag sich zwar wunderbar praktisch in den Istzustand einfügen schafft aber eben keine Unterscheidbare Quartiersqualität zum status quo mit seiner eher techn. Definition von Schöheit.Schön wird wohl das Skelettmosaik am AZ als Kunst vorm Bau - da kriegt man also noch ma den dekorativen Tim Burten Gruselfaktor von Alona Rodeh als Sahnehäubchen zu Naglers Gruselbau.
Der interessanterweise diese so bedeutsame Architektur auf seiner Website nicht mal erwähnt und selbst bei wiki nicht mal im Werkverzeichnis auftaucht obwohl sie doch preisgekrönt ist. -
... aber gerade in der alten Mitte hätte ich mir gewünscht dass man sich eben doch mal ein weiteres schulterklopfendes architekt. Versuchslabor verkneift und es mal mit den Gewissheiten des Schönen und Harmonischen versucht ...
Das Ergebnis ist aber weit, weit weg von architektonischem Versuchslabor – da hätte ich eher Städte wie Singapur oder Niederländische Städte im Blick wenn man schon solche Begriffe bemüht. Im Gegenteil, das was hier gebaut wurde und offensichtlich auch den Stil für zukünftige Bauten definieren soll ist Architektur aus der Mottenkiste! Schlecht zitierte Anklänge an die Moderne und Neo-Sozialistische Kästen, wobei hier ja wenigstens noch günstiger Wohnraum entstanden ist. Hier schreit für mich überhaupt nichts "Fortschritt", das ist zementierter Städtebau der Vergangenheit in neuem Gewand!
-
Bei allen wichtigen Bauvorhaben und auch einigen unwichtigen müssen die Bauherren und Architekten seit ein paar Jahren bei der Baukommission die sich doch für anspruchsvolle Architktur und Erscheinungsbild im Stadtbild sowichtig und zuständig fühlt wie kleine Schulkinder vorsprechen und sich belehren lassen wie sie Ihre Entwürfe doch zu verbessern hätten und die Bauten anspruchsvoller und hochwertiger im Sinne der Baukommission gestalten müssten. Bei vielen der zuletzt entstanden Bauten sieht man eigentlich ein totalversagen dieser Kommission. Von meiner Warte aus kann man sich so eine Kommission sparen wenn dann am Ende solche Ergebnisse wie am Petriplatz und Umgebung bei rauskommen. Denn viel schlimmer als mit der Kommission kann es ohne auch nicht mehr werden.
-
^ Die ursprünglichen Entwürfe sahen ja auch anders aus, als die jetzt fertiggestellten Objekte. Wenn der Bauherr downgraded, weiß ich nicht inwiefern die Baukommission da noch eingreifen kann.
Anyway, mit der neuen, mit viel Vorschusslorbeeren bedachte Frau Kahlfeld, wird ja alles besser. Seit einem Jahr im Amt, zeigt sich doch der rasante Wandel. Nichts großartiges angeschoben, aber das Wettbewerbswesen mit Füßen getreten. Halleluja!
-
hensi: Ich weiss nicht, ob man es als Totalversagen der Kommission sehen kann. Denn die Kommission unter Frau Lüscher hat das befördert, was nach ihrem Verständnis befördert werden sollte: Der Weiterbau des sozialistischen Städtebaus. Und gerade nicht die Wiedergewinnung der historischen Bezüge oder gar den Wiederaufbau verlorener Fassaden wie in Frankfurt oder Potsdam. Das neue Wohnhaus an Fischerinsel passt ja auch wunderbar zum nebenstehenden Hochhaus aus sozialistischer Zeit - bis hin zu zur Farbwahl (zB hellblaue Akzent-Flächen neben den Fenstern). Mir persönlich ist es auch ein Grauen - aber man muss einfach wissen: Architektur und Städtebau ist immer in einem gewissen Mass ideologisch - und war in Form der alten Kommission sogar überdurchschnittlich ideologisch. Frau Lüscher hat sich ja nach ihrem Rücktritt in einem Interview explizit zu Ihrer Nähe zur Linkspartei und deren Weltsicht bekannt.
-
^ Die ursprünglichen Entwürfe sahen ja auch anders aus, als die jetzt fertiggestellten Objekte. Wenn der Bauherr downgraded, weiß ich nicht inwiefern die Baukommission da noch eingreifen kann.
Das ist ein ganz wichtiger Punkt den sie ansprechen. Die Vertreter der Stadt sind sich nie zu schade vollmundig über "Baukultur" zu sprechen und "Bauqualität" einzufordern. Wie wichtig war der letzten Baudirektorin auch immer das "Reporting", so dass man im Sinne der Baukultur bei Veränderungen der Bauaufgabe als Stadt eingebunden ist.
Und in diesem Fall war der Bauherr eine städtische Wohnungsbaugesellschaft und die Stadt Berlin selbst. Beide "downgradeten" ihre ausgewählten Entwürfe (man vergleiche Blauraums Visu vom Mühlendamm aus gesehen und Naglers Wettbewerbs-Gewinn). Eine Information bzw. ein "Reporting" an die Bürger oder Interessierten warum bzw. dass überhaupt "downgegradet" wird - Fehlanzeige!
Die "Baukommission" hat sich für diese beiden (offensichtlich nebensächlichen) Bauprojekte in Berlins (ganz alten) Mitte nicht weiter interessiert. Und ja, auch der neuen Baudirektorin hätte die Entwicklung an diesen beiden zentralen Grundstücken doch zumindest auffallen müssen. Reaktion ? - Fehlanzeige!
Mit diesen beiden Bauten diskreditierten die Verantwortlichen in Berlin nicht nur den sozialen Wohnungsbau an zentralen Orten (selbst der Stadt-und-Land-Neubau Pöhlbergstraße - Blumberger Damm oder weite Teile des Gesobau-Stadtgutes Hellersdorf wirken hochwertiger), sondern auch den Leumund der Senatsverwaltung als Bauherr beim Archäologischen Besucherzentrum, einem der wenigen herausragenden Kulturbauten der "Kommune".
Wie will man da weiter ernst genommen werden als Senatsverwaltung oder Bezirk bei der Einforderung von architektonischer Qualität?
Verschiebt sich da nicht auch etwas die Glaubwürdigkeit, wenn Investoren wie z. B. Signa von Vertretern des Parlaments oder aus den Bezirken heraus kritisiert werden für dies oder das, diese aber (aus meiner Sicht) durchweg hochwertiges hinterlassen, zu dem die Kritiker (offensichtlich) nicht in der Lage sind? Und nur zur Klarstellung, gute oder besser gesagt überzeugende Architektur muss nicht zwangsläufig teuer sein, hierzu hat Berlin genug Beispiele. Aber da sind wir jetzt wieder beim Thema "Baukultur"...
-
....
Wie will man da weiter ernst genommen werden als Senatsverwaltung oder Bezirk bei der Einforderung von architektonischer Qualität?
Verschiebt sich da nicht auch etwas die Glaubwürdigkeit, ...
... gute oder besser gesagt überzeugende Architektur muss nicht zwangsläufig teuer sein, hierzu hat Berlin genug Beispiele. Aber da sind wir jetzt wieder beim Thema "Baukultur"...
... da sagen Sie sehr Wahres. Aber es gibt eine ziemlich einfache Lösung. Wie ich heute gelesen habe muss die Abgeordnetenhauswahl vom letzten Jahr wiederholt werden. Den jetzigen Senat hab' ich noch wählen können, den neuen dann nicht mehr weil ich inzwischen im Ausland lebe. Aber meine Wahl würde sehr sicher eine Andere sein, jetzt.
Erschreckend fand ich zu meinen Berliner Zeiten, auch die völlige Unkenntnis und Desinteresse der "Regierenden" an dem Gebauten im direkten Umfeld des Roten Rathauses. Wie bei Wowi, der erst als das Alexa schon zwei Jahre stand, sein gewöhnungsbedürftiges Äusseres als ausgesprochen hässlich und unpassend an diesem Ort, wahrgenommen hat. Man sollte künftig wirklich überdenken wofür es in Berlin die Stelle einen Bausenators/in und die eines Senatsbaudirektors/ in, bedarf, samt dazugehörigen Entscheidungsgremien. Vielleicht wäre ja weniger mehr, wie so oft.
-
^Ich kann beim besten Willen nicht erkennen, welche Partei aus dem angebotenem Spektrum da etwas fundamental anders machen würde. Nicht mit diesem Personal. Wegner, Jarrasch, Kipping oder Giffey. Niemand, der sich explizit für Baukultur einsetzt.
Ich habe ja immer noch Hoffnung für das archälogische Zentrum. Ein Haus besteht ja immer aus einem Außen und Innen. Und hier könnte ich mir vorstellen, dass die Innenansichten ganz ansprechend sind. Wobei ich auch das Äussere gar nicht so schlecht sehe, wie viel ander hier.
-
Der Schrecken und die Abscheu über die Erscheinung AZ entsteht vermutlich besonders wenn man die Zwietracht zwischen diesem Gebäude und dem Juwel- Palais wahrnimmt - die Unversöhnlichkeit in der Gestaltung, könnte wohl an keiner anderen Stelle hier größer sein - es gibt überhaupt keine Referenz ans Gegenüber, nur harte Kontraste und Widerspruch.
So etwas unter das Framing der Wiederbebauung der historischen Mitte zu stellen, mit dem Ziel wieder einen - urbanen Raum aus qualitätvoller hochwertiger Architektur zu schaffen - und dann überhaupt keine Kontextualisierung zum real vorhandenen Bestand außerhalb der Produkte aus 2 totalitären Systemen zu erwägen ist einfach mal vorsichtig gesagt eine sehr schlechte Idee.Hier kann jeder Bau mit betont reduziertem Interesse an seiner Aussenwirkung nur verlieren.
Die gepriesenen Inneren Werte mögen nicht unwichtig sein - es bringt aber einem Publikumsorientiertem Bau herzlich wenig, wenn er äußerlich nur Abscheu, Widerwillen und nicht die geringste Neugier generiert.Er ist noch nicht mal in der Lage in seiner Gestaltung verständlich zu kommunizieren, wozu er als öffentlicher Bau einlädt- ma abgesehen davon dass er eins nämlich nicht tut „Einladen“.
Hier hätte es einer wesentlich zeichenhafteren Architektur bedurft - die zwischen Juwelenhaus und House of one auch bestehen kann, zwischen ihnen harmonisch vermittelt und seine Umgebung zum positiven hin reflektiert mitgestaltet.
Es gab mal expressive, gotisierende Entwürfe für den Wettbewerb zum Bet- und Lehrhaus, äußerlich hätten die damaligen Beiträge von Suselbeek od. BBK
dem Archäologischen Besucherzentrum weitaus besser gestanden und ihren Auftrag als urbane Adresse mit Sprachbegabung wesentlich besser erfüllt.
Der jetzige Bau ist äußerlich einfach passiv aggressiv gestaltet und bietet dem Betrachter nichts weiter als maulfaules Genöhle, es fehlt einfach nur noch der schnoddrige Empfang, dem jeder Kunde und Interessent zu viel ist, weil er beim Kippenfrühstück stört.
Ich kann nichts am Bau erkennen, das sich opt. Mühe gibt, Teil eines angenehmen Besucher-Ortes, als städtischer Raum zu sein, im Gegenteil, er dient sich ausgerechnet den Einwirkungen und Städtebaulichen Ausgeburten zweier totalitärer Systeme auch noch formal an und zementiert die sowieso schwer zu überspielende antiurbane Grundhaltung.Wenn das Ziel doch ein wieder verdichteter urbaner Raum mit adäquaten Architekturen ist - ist das Mittel der vorstädtischen Pavillonmoderne aus der aufgelockerten durchgrünten Stadt an ner überdehnten Verkehrsschneise einfach das falsche Mittel.
Lieber Regent, ich widerspreche deiner Bewertung der Architektur überhaupt nicht,- man wollte aber was neuartiges in der Auffassung von „modernen“ Mitteln kreieren - etwas was mit der historischen Bedeutung des Ortes flirtet aber architekt. und Strukturell mit der verlorenen Gestalt der historischen Mitte äußerlich wenig zu tun haben will.
Mit den Prioritäten und Vorlieben der hier Verantwortlichen ist die entsprechende Architektur aber denkbar unbegabt, die gegebene unwirtliche Nachkriegsentwicklung zu relativieren - Das ganze verstehe ich hier daher schon als eine städtebaul Innovation in der besten Berliner Tradition des Architekturbestimmten städtebaul. Experimentes - Wie Mehringplatz, Kulturforum, Märkisches Viertel, NKZ, Potsdamer und Leipziger Platz Alexanderplatz, Europaviertel, steglitzer Kreisel etc.
Die Mittel zur erfolgreichen Wiederbestückung wären n.m.M mit einer retrospectiven Bebauung oder einer klassischen Rekonstruktion erfolgreicher geraten, der Bruch zur damit hier dominierenden, deprimierenden Gestaltungs und Formarmut der 60er schärfer - das wollte man aber von Seiten der Verantwortlichen nicht weil man das in diesem Milleu als unzeitgemäß, betrachtete- dass die nun verwendete moderne Ästhetik sich selber permanent selbst zitiert ist ja bekannt, man pflegte da m.M eher die baukulturelle Zäsur der Moderne als dass hier gestalterisch souverän und innovativ über die besten und angemessensten Mittel zum Wiederaufbau der verlorenen Mitte nachgedacht worden wäre. -
^Ich frage mich trotzdem immer noch was denn hier das "neue" sein soll und was überhaupt die Leistung der beteiligten Verantwortlichen und Gremien hier sein soll? Außer der Aufteilung in Parzellen und den Vorgaben an Architekturbüros was gewünscht ist kann ich hier keine Leistung erkennen, sondern im Gegenteil, nur einen sehr begrenzten Horizont! Im Endeffekt sitzen hier Nichtskönner – tut mir leid wenn ich das so hart formuliere – in Entscheidungspositionen in denen sie nun einmal einfach nicht sitzen sollten! Und statt Profis ranzulassen werden die die es könnten mit sinnlosen Vorgaben gegängelt und letztlich auch daran gehindert ein sinnvolles Ergebnis abzuliefern. Der größte Arbeitsaufwand dürfte dann wohl darin bestehen das Debakel mit markigen Worten schönzureden und sich irgendwelche Erklärungen für das Ergebnis herbeizudichten! Ich bleibe dabei, das ist Städtebau von Vor-Vor-Vorgestern das weniger Ideologie – Wien wird ja im weitesten Sinne auch links regiert – geschuldet ist sondern schlicht Inkompetenz und Ignoranz!
-
^ Der Städtbau ist hier völlig in Ordnung. Es liegt hier doch vielmehr an der Gestaltung.