Fischerinsel / Petriplatz / Breite Straße

  • Ich empfinde den WBM-Bau ebenfalls als unsäglich banal und ideenlos. In der Stadt gibt es selbst bei den landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften viele Beispiele, wie man so etwas anspruchsvoller ausführen kann. Und auch nach Marzahn gehört so etwas hingeschmissenes nicht!


    Was für ein Aufwand im Baukollegium wurde nicht etwa beim Covivio-Turm betrieben, ständig wurde an der Fassade rumgefuhrwerkt, beim Signa-Turm genauso. Aber hier wird solcher Vordiplom-Niveau-Mist einfach abgesegnet. Ist den Verantwortlichen unser Stadtbild tatsächlich gar nichts wert?


    @Mod: Besser so?!

  • Mich erinnert dieser nicht mehr schön zu redende Moment der Wahrheit über die Arbeit der inzwischen teils ausgetauschten Verantwortlichen an die Fertigstellung des Kunstgewerbemuseums durch Rolf Gutbrod 1986. Damals war die Berliner Gesellschaft auch in der Breite richtiggehend entsetzt und man spürte einen tiefen Drang zur vollkommenen Abkehr von der Spätmoderne.


    Traurig ist natürlich, dass die Architektur beim Archäologischen Fenster - genauso beim Kunstgewerbemuseum - sehr viele Menschen davon abhalten wird, sich den dortigen Inhalten zuzuwenden. Im Nachbarforum "architektur-urbanistik.berlin" lese ich passend zu dem Neubau das Zitat von Regula Lüscher: "Der Architekt Florian Nagler hat (aus der Idee "Archäologisches Fenster) ein kleines architektonisches Juwel geschaffen.“

    Der WBM-Bau indes zeugt für mich geradezu von einer Verachtung für die Menschen, die diesen architektonischen Schrott an dieser grausigen Straße ihr Zuhause nennen müssen.

  • Jetzt ist es zu spät. Was alles zu diesem bescheidenen Ergebnis beigetragen hat, werden wir wohl nie erfahren.

    Aber der erste Entwurf des WMB Ensembles mit dem Hochhaus war weitaus ambitionierter. Und auch das Architekturbüro hat wesentlich bessere Projekte im Portfolio (und dieses habe ich auf deren Webseite nicht gefunden. Vielleicht schämen die sich auch ein wenig).

  • WBM-Neubau Fischerinsel

    Die allgemeine Empörung hilft zwar nicht weiter, ist aber verständlich und auch ich bin alles andere als begeistert vom Erscheinungsbild dieses Gebäudes. Hoffentlich ermöglicht es wenigestens halbwegs bezahlbares Wohnen.


    Immerhin gibt es der Süd- und Ostseite Balkone, hier dauert es wohl noch etwas mit der Fertigstellung und fürs Stadtbild bringen sie nicht wirklich was.


    Ein paar weitere Fotos, zunächst von Süden aus betrachtet:


    wbm_fischerinsel02.jpg


    wbm_fischerinsel01.jpg

    wbm_fischerinsel03.jpg


    Die Südostecke:


    wbm_fischerinsel04.jpg


    Die Ost- bzw. Hofseite:


    wbm_fischerinsel05.jpg


    Tja, in der Tat wirklich nicht schön:


    wbm_fischerinsel06.jpg

  • Ich kann mich, wie so oft, dem Bashing nicht anschließen.


    Beide Gebäude sind noch nicht fertig.


    Das Wohnhaus der WBM sieht an den freigelegt Seiten handwerklich sauber und ordentlich verarbeitet aus (und vorteilhaft fotografiert). Langweilig ja, aber doch nicht zum abreißen schlecht.


    Das "Architektinische Fenster" sollte dagegen mit den nicht korrekten Putz, nicht abgenommen werden und müsste normalerweise nachgebessert werden.

    Sowas ärgert mich immer sehr, weil verputzen mit den heutigen technischen Mitteln, nunmal auch keine Kunst ist, aber kaum noch ordentlich ausgeführt wird (selbst am Humboldtforum nicht).


    Ansonsten finde ich es von der Kubatur und Farbgebung her ansprechend. Mal abwarten, da tut sich noch was. Jetzt als Solitär wirkt es natürlich etwas kantig, wenn es aber in Zukunft von den Nachbargebäuden eingefasst wird, so ist es ja vorgesehen, dann

    passt das schon. Wäre es aber so als Solitär geplant, würde ich der allgemeinen Ablehnung eher zustimmen.

  • DAs WBM-Gebäude wirkt in der Tat bescheiden, das halten manche für eine Tugend, Einzig positiv ist die Kubatur, das Gebäude definiert den Straßenraum und schafft sichtbare Räume. Dies trifft insbesondere auf die Flucht der Breiten Straße vom Schlossplatz aus gesehen zu, bisher uferte der Straßenraum zu den Punkthochhäusern der Fischerinsel ins Undefinierte aus. Der Bau schafft eine klare Straßenkante an der Kreuzung.

  • ^ rako:

    Du schreibst, dass das Gute an dem Bau ist, dass er die Straße definiert und der Straßenraum nicht ausfranst bzw undefinierte offener Raum bleibt. Das stimmt. Allerdings ist mir wichtig, festzuhalten, dass das einzig und allein an der Disziplin Stadtplanung und an den vergleichsweise uralten Grundstücken, B-Plänen und allgemein an der uralten Berliner Raumaufteilungen (samt überdimensionalen Bürgersteigen und breiten Alleen) liegt. Alles, was du den Bau positiv zuschreibst, ist kein bisschen die Leistung der Architekten, kein bisschen die Leistung der SenStadt, Bauherren und Stadtplaner der letzten Jahre und ebenfalls kein bisschen die Leistung der Architektur des Baus. Dass dieser Bau von der Kubatur her der Umgebung gut tut ist kein Verdienst des Baus.
    Wäre die Kubatur nicht vorgegeben und die uralte Stadtplanung nicht vorhanden bzw. hätten die Verantwortlichen unrealistischerweise auch noch diesen Part übernehmen können und beispielsweise den Straßenraum und allgemein den Bebauungsplan ändern dürfen dann hätten diese womöglich nicht nur die Architektur verhunzt, sondern zusätzlich auch noch die Kubatur, den öffentlichen Raum und allgemein den Raum dort.
    Wer solch eine schlechte Leistung in der Disziplin Architektur abgibt wie im hiesigen Fall, von dem erwarte ich keine gute Leistung in der Disziplin Stadtplanung.


    Gut, dass die Kubatur und die Stadtplanung vorgegeben waren. Aber alles, worauf die Verantwortlichen Einfluss hatten, haben sie bei diesem BV versaut. Scheußliche Ausführung, banale und lieblose Architektur.

  • Ich kann mich, wie so oft, dem Bashing nicht anschließen.

    Beide Gebäude sind noch nicht fertig. ...

    Erstmal danke für deine versöhnliche Ansicht. Auch wenn ich nicht alle Beiträge, die Missfallen äußern, als Bashing werten würde.


    Du hast recht, die Gebäude sind noch nicht fertig und häufig kann/muss ein vorzeitiges Urteil später noch zumindest teilweise revidiert werden. Beim WBM Neubau denke ich aber, dass die bereits fast vollständig freigelegte Fassade am Mühlendamm (und auch die teilweise freigelegte an der Straße Fischerinsel) nicht erwarten lässt, dass sich da opisch/gestalterisch noch viel ändert. Und das sind die beiden exponierten und somit für das Stadtbild relevanten Seiten, die den Gesamteindruck prägen. Falls die rückwärtigen Seiten mir den Balkonen nachher ansprechender aussehen sollten, wird das daran auch nichts mehr ändern.


    Mit etwas Wohlwollen könnte ich es evtl. als Gestaltungwillen ansehen, dass man sich mit der Farbgebung (hellbeige mit türkisblauen Fensterelementen) am dahinterliegenden Bestandshochhaus orientiert (im diesem Bild von Betonkopf am besten zu sehen). Dass man die Fassade soweit sauber verarbeitet hat, dass erstmal keine Flecken oder Fehlstellen im Putz zu sehen sind, sollte eher selbstverständlich als erwähnenswert sein.


    Natürlich geht die Welt mit diesem Gebäude nicht unter, aber dennoch hätte der Ort eine zumindest etwas anspruchsvollere Architektur verdient. Und das muss keine historisierende oder gar Reko-Architektur sein, sondern einfach ein etwas mehr als Hingucker taugendes Gebäude. Z. B. eine (meinetwegen nur optisch vorgetäuschte) Parzellierung statt eines monotonen Riegels, im Idealfall mit Klinker- und/oder Natursteinfassaden satt einfachem Putz, der an dieser vielbefahrenen Straße sicher besonders schnell schmuddelig wird.

  • Ich bin auch zutiefst entsetzt über das Ergebnis des WBM-Wohnungsbaus und habe angesichts dieser Banalität den Verdacht, dass blauraum Architekten im Verlauf des Bauvorhabens ausgestiegen sind. Dass das Projekt - wie bereits erwähnt - auf der Website der Architekten nicht mehr auftaucht, deutet ebenfalls darauf hin.

    Selbst die minimalen gestalterischen Ansprüche, die in den Visualisierungen angedeutet wurden, konnten nicht erfüllt werden. Stattdessen bekommen wir kaltweißes WDVS von der Stange und ein geschmackloses Baumarkt-Blau, als hätte der Bauherr in seiner finanziellen Not das grobe Schema des Ursprungsentwurfs mit den Mitteln der hauseigenen Standardkataloge selbst zu Ende gebracht.


    Es stellt sich nun die große Frage, in wie fern man den landeseigenen Baugesellschaften vertrauen kann, wenn es um die Bebauung des Molkenmarkts geht. Dort muss irgendwie sichergestellt werden, dass die Visualisierungen auch wirklich mit dem Endergebnis übereinstimmen und nicht dem Kostendruck zum Opfer fallen. Ich hoffe sehr, dass die neuen Verantwortlichen aus diesem Mahnmal lernen und sich am Molkenmarkt nicht so einfach an der Nase herumführen lassen, bzw. das Projekt bis zur Schlüsselübergabe beaufsichtigen. Nur wenn eine strenge Qualitätskontrolle auch während der Bauphase erfolgt, wird das Endergebnis mit den Ambitionen übereinstimmen.

  • Zum WBM-Bau ist ja wohl alles gesagt. Ich will es mal so sagen: Ein Tiefschlag für alle, die Architektur lieben. Das Blauraum eigentlich auch anders können, haben sie vielfach bewiesen. Das können die besser, wenn sie dürfen.


    Das Haus der Archäologie würde ich noch nicht ganz abschreiben. Sicher, die Seiten sind auf den ersten Blick tröge, aber mit der kommenden Rahmung sieht das wieder ganz anders aus. Die vermeintliche Schokoladenseite zur Leipziger bleibt irgendwie leblos, da fehlt der Kniff. Die schlampigen Putzstellen sind mir heute nicht ganz so arg aufgefallen. Hängt wohl von der Sonneneinstrahlung ab. Ich frage mich überhaupt, warum man da eine Putzfassade gewählt hat. Da hätte ich mir ne sauber ausgearbeitete Vorhangfassade gewünscht. Interessant finde ich ja den Vergleich vom Ist-Zustand zum ursprünglichen Entwurf.


    Hier als PDF der Bauwelt nachzulesen.

  • Interessant finde ich ja den Vergleich vom Ist-Zustand zum ursprünglichen Entwurf.


    Hier als PDF der Bauwelt nachzulesen.

    Finde ich auch Interessant, die Umsetzung hat nämlich mit dem Entwurf wenig zu tun! Das fängt bei der Fassadengliederung an, geht bei den eingesparten Arkaden im Obergeschoss weiter und endet bei der offensichtlich geänderten Fassade – Putz statt Beton oder Naturstein.

  • Da fragt man sich wirklich wo war die so viel gelobte Baukommission die doch für anspruchsvolle Architktur und Erscheinungsbild im Stadtbild sich so gerne einmischt. Ach ja und welche Bausenatorinnen waren damals noch zuständig, glaube Lompscher und Lüscher hießen die Damen. Wenn man sowas als Endergebnis sieht wär ich ja dafür die Verantwortlichen auch mal persönlich zur Rechenschaft zu ziehen. Das ist fahrlässig und verunstaltend was uns da als Eckbau an der großen Kreuzung hingeklatscht wurde, anders kann man es nicht sagen.

  • Bzgl. des Architektonischen Hauses würde mich wirklich mal eine wissenschaftliche Fallanalyse interessieren, die untersucht, wie man von der Grundidee, über den ursprünglichen Entwurf hin zu diesem Resultat gelangt. Dieses Problem der teilweise massiven (zumindest äußeren) Verschlechterung von Bauvorhaben während des Umsetzungsprozesses muss man ja leider öfter beobachten - hier wird es besonders deutlich.


    Man kann sich sicherlich ungefähr vorstellen, wo das hinführen würde: Weniger Einzelpersonen oder Gremien, eher Kostendruck und Baurecht. Trotzdem könnte eine Detailbetrachtung vielleicht klare Antworten liefern und Verbesserungspotentiale identifizieren.


    Es wird keine monokausale Begründung geben. Es wird nicht nur die Finanzlage des Bauherren oder nur das Einmischen des Baukollegiums oder nur Auswirkungen des aktuellen Baurechts gewesen sein. Ich wage auch stark zu bezweifeln, dass bestimmte Einzelpersonen (zwinker, zwinker) Putz statt Naturstein oder die Verringerung von Größe und Anzahl der Fenster gefordert haben. Grade den Architekten würde ich in Schutz nehmen. Auf seiner Website ist deutlich erkennbar, dass er weiß, was er tut. Ich finde es auch bezeichnend, dass dieses prestigeträchtige BV auf der Website nur im Archiv versteckt und dort auch nur der Ursprungsentwurf zu sehen ist.


    Die Versuche dem Bau noch irgendwie etwas positives abzugewinnen sind ja ehrenhaft. Nur leider funktioniert es nicht. Ein repräsentatives "Archäologisches Haus" am historischen Petriplatz und man stellt dort so einen konfusen Klotz hin. Das muss doch mal Anlass zur Veränderung geben.

  • Der damalige Entwurf ist von 2012/13, seitdem ist alles teurer geworden und es wurde noch mehr Bauvorschriften erfunden. Kein Wunder, dass die eingespart haben wo immer es ging. Nebenwirkungen schlechter Politik.

  • Aber selbstverständlich. Oder denkst du das sind alles hilflose Opfer?

    Das sind einfach unmittelbare Folgen die man dann perfekt an diesem Gebäude erkennen kann.

    Man kann natürlich weiterhin die Augen verschließen und alles als gottgegeben und unbeeinflussbar hinnehmen.

    Schönes Bauen ist so gut wie unmöglich, außer es sind Luxuswohnungen.

  • Zum Glück haben Realitätsverweigerer keinen Einfluß auf die deutsche Bauordnung. Äusseren Einfluss auf den Markt hat nicht immer die Politik zu verantworten.

    D h. natürlich nicht, dass man da nicht auch entschlacken könnte. Und selbstverständlich lässt sich auch anspruchsvoll im preiswerteren Segment bauen. Man Vergleiche mal die Wohnbebauung im EV mit dem WBM- Bau. Da liegen Welten dazwischen.