Fischerinsel / Petriplatz / Breite Straße

  • ^^ ist die Funktion nicht bekannt?


    Laut Website ist die Funktion klar benannt: Ausstausch dreier Religionenauf religiöser, kultureller und wissenschaftlicher Ebene. Das Gebäude bietet nicht nur den sakralen Raum für jüdisches, islamisches und christliches Leben sondern öffnet sich darüber hinaus auch für nicht-Gläubige.

    Ein sehr hoffnungsfrohes Konzept, das dem Wort, der Kommunikation, der Information, dem Wissen einen Stellenwert einräumt, der durch Glauben nicht in Frage gestellt wird. Und das in einer Zeit, in denen immer mehr nur danach geschaut wird, welchem Lager man angehört,und in einer Zeit, in denen Graustufen immer mehr zu verschwinden scheinen.


    Auf die Architektur freue ich mich übrigens ganz besonders. Es könnte der Gegend einen dringend benötigten Identifikationsort geben.

  • ^Diese Spaltung ist aber nicht von oben diktiert sondern kommt von den Religionsgruppen selbst. Ich erinnere hier mal an die Einweihung der Kölner Zentral Moschee, wo nicht einmal Vertreter der Stadt Köln eingeladen waren, geschweige denn andere Religionsgruppen. Das noble Ziel des Baus stelle ich überhaupt nicht in Frage, halte es aber für vollkommen utopisch das sich hier regulär z. B. islamische und jüdische Gläubige zum Austausch treffen. Am Ende wird es ein Haus für Touristen und Architekturinteressierte werden, und natürlich für wohlfeile Veranstaltungen mit frommen Sonntagsreden.

  • ich erkenne den Widerspruch nicht. Wenn eine Gruppe den Dialog startet sollte man ihn nicht deswegen verweigern, weil eine andere Gruppe den Dialog nicht will. So findet man nie einen Anfang. Und genau diesen Anfang drückt diese Gebäude für mich aus. Auch wenn es eben nur Gruppen innerhalb der genannten Religionen sind. Das hat übrigens auch nichts mit "oben" und "unten" zu tun.

    Aber genug OT.

  • Die Architektur ist wirklich spannend - vor allem die Eingangssituation mit der Triade aus Arkade, Portal und Treppe könnte eine wirklich schöne Szenerie am Ort ausbilden.


    Äußerlich wirkt der Bau sonst überwiegend erst mal sehr flächenliebend und verschlossen was ihn für mich sehr schwer und sehr Monumental macht - man muss leider echt abwarten wie das dann besonders im Zusammenspiel mit den übrigen Bauten funktioniert und welcher Eindruck sich am Ort in seiner Gesamtheit darbietet.


    Wichtig ist glaube ich hier die Umfeldgestaltung die das ganze geschickt aufzulockern versteht, ansonsten wird das ganze besonders für die umgebende Wohnbebauung schnell trutzig und mauernd.

    Es gibt wirklich beeindruckende Elemente im Inneren wie den zentralen Kuppelraum mit dem opeion im Abschluss, auf das eine Weitere gebauchte Kuppel aufsetzt die dann zentral im Loggiaturm wie eine Myst. Architektonische Skulptur zur Wirkung zu kommen verspricht.

    Aber dieses Architekt. Schaustück muss sich in der Wirkung mit der Umgebung im Einklang befinden - Die Architektur birgt da ein gewisses Risiko - dieses stark massive und üppige Volumen muss von einem verdichteten Stadtraum auch ausgehalten werden können und wer weiß ob sich im Entwurf nicht noch was zum Nachteil verändert.


    Die Finanzierung setzt z.t ja auch auf Spenden und Crowdfunding - vom Spendenfluss sollte man nicht zu viel erwarten - es ist halt ein Interreligiöses Projekt dass in der Breite der Religionsgemeinschaften sehr wenig Rückhalt hat.

    Ehrlicherweise sind an einem solchen Dialog nur progressive Religionsnischen interessiert.


    Der muslimische Part ist hoch kontrovers / weil er der Gülenbewegung nahe steht- damit sind die ersten Großspender wie dussmann auch bereits abgesprungen.

    Einmal editiert, zuletzt von Endell ()


  • Ich wollte mir selbst ein Bild machen:

    Die jetzt abgerüstete Fassade zum traurigen Petriplatz wirkt wie eine Brandwand, in die einige Fenster nachträglich eingebaut wurden. Das ist irgendwie erschütternd.


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    Auch die andere Seite gegenüber der historischen Bebauung scheint extrem banal zu werden. Ich kriege Übelkeit, wenn ich an die Zukunft des Klosterviertels denke. Für das Humboldtforum hingegen mache ich noch ein paar extra Glückssprünge. Seeliges Potsdam!


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    Das benachbarte Haus der Wirtschaft wirkt dagegen wie ein grandioses Meisterwerk. Ich fand es früher immer ziemlich öde.


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  • Vor die südwestliche Seite kommen noch Wohnungen davor, das ist dann also eine Hofseite. Aber sonst stimme ich zu, das ist sehr nüchtern.

  • wobei der in deinem Link abgebildete Entwurf nicht derjenige ist, welcher jetzt umgesetzt wird. Da wurde einiges geändert. Siehe dazu auch die Seite der entsprechenden Senatsverwaltung.

    Florian Nagler Architekten

  • Ich finde es gar nicht schlecht, was mich aber stört, ist, dass es nicht zu erkennen ist, warum das Gebäude mit der Funktion "archäologisches Fenster und Forum", so aussieht. Ich hätte z.B. eine grosse Glaswand erwartet, durch die man ins Innere schauen kann.


    Wofür ist z.B. der Laubengang? Wofür die unregelmäßige Wand zum HoO?


    Wenn das irgendwann klar wird und natürlich wenn das Gebäude und das Umfeld erstmal überhaupt fertig ist, kann das Ergebnis gut werden!

  • ...und damit sind dort tatsächlich Brandwände, an die angeschlossen wird, das ist immerhin etwas anderes.

    Nein, die von dir gezeigte "östliche" Fassade zeigt uns genau das, was uns die Ansicht von Nagler Architekten verspricht.

    Lediglich die "Verklinkerung" der Fassade fehlt noch.



    Gruß, Jockel

  • ^ Da hast du natürlich recht. (meine Augen werden leider auch nicht besser ;()


    Wenn man sich die Visu in voller Auflösung betrachtet und mit dem Istzustand vergleicht, wird die "erschütternde" Wahrnehmung von Rotes Rathaus leider bestätigt.


    Visu in voller Auflösung <--- klick mich und dann zum Vergrößern nochmal aufs Bild klicken!



    Gruß, Jockel

  • Ich habe es noch nicht abgeschrieben. Einen ähnlich negativen Eindruck hatte ich auch (auf den Visus und während der Errichtung) von den Gebäuden am Schinkelplatz. Mittlerweile gefallen sie mir in ihrer Schichtheit jedoch - auch aufgrund der wertigen Verarbeitung.

  • Mein Eindruck (Bauform, wenige Fenster an der Seite) ist auch positiv.


    Das Einzige, was ich nicht so mag, ist, dass es verputzt ist.


    Und selbst das könnte sich am Ende als Vorteil für diesen Ort erweisen, da es dessen Eklektizismus entspricht; nach Jahrzehnten der Ödnis entsteht hier so etwas wie eine Ecke, in der jedes Haus total anders ist, sich trotzdem kein negativer "Solitäreffekt" einstellt, und die man mit einigem Recht als "gewachsen" beschreiben könnte.

  • ..., und die man mit einigem Recht als "gewachsen" beschreiben könnte.

    Gewachsen? Um von einem organischen Wachstum sprechen zu können, müsste - zumindest ansatzweise - eine Einfüge-Diskussion nach Art und Maß der umliegenden Bebauung stattgefunden haben. Daher möchte ich gerne die Frage stellen, wo dieser Neubau auf die bestehenden Altbauten (insbesondere Gertraudenstraße 10-12) auf der westlichen Seite Rücksicht nimmt?


    Selbst das Capri-Gebäude (und andere Gebäude neueren Datums) zeigt mit seinen Staffelgeschossen noch die Anmutung einer schrägen Dachlandschaft. Bei diesem Archäolgischen Haus hält man es nicht einmal für nötig, ein zurückgesetztes Staffelgeschoss auszubilden. Dieser Neubau nimmt damit keinerlei Rücksicht auf die Dachlandschaft der benachbarten Altbauten, die zwischen Gertraudenstraße, Friedrichsgracht, Scharrenstraße und kleine Gertraudenstraße eine Art Mini-Quartier bilden.

  • ^ Nicht an den Altbauten. Wohl aber an den dahinter liegenden Plattenbau. Und der ist auch kein Kleiner. Das war aber sicher nicht gewollt.

  • Ich vermute mal die zum House of one orientierte gebrochene Fassade - ergibt sich aus den Grabungsfunden zur ehemaligen Lateinschule, an dieser Stelle gibt es dort einen Versatz in den Fundamenten -
    Mit dem zur Leipziger orientierten Bau befanden sich zudem an dieser Stelle vor ihrer Zerstörung 3 Gebäude. Die Arkade ergibt sich aus dem Willen das Gebäude an die Leipziger heranzuführen und diese zumindest optisch zu verschmälern.
    Darauf reagiert Nagler entsprechend in seinem Entwurf.

    Das ganze gerät in dieser Form wirklich eher etwas sehr abstrakt und muss erklärt werden, aber wenigstens wirft diese Unruhe in der Fassade Fragen auf, die sich sich so beantworten ließen.


    Ich fürchte nur dass man bei dem Anblick eher geneigt ist dieses Glanzstück fein ziselierter Stadtbaukunst zu ignorieren.


    Die Ambition des Entwurfs den Bau durch die Gestreckte Loggia und die Fassadenfüllenden Fenster etwas Dynamik und Leichtigkeit zu verleihen ist komplett eingedampft worden - stattdessen gibts piefigen sparefrohen praktikerchique der das Gebilde eher wie n Gesundheits, Gewerbe oder Stadtteilzentrum aussm Randbezirk aussehen lässt - das Ding könnte genauso in hohenschönhausen stehen.


    Aber schon beim Wettbewerbstext hat man die kleine Gertraudenstraße in der Umfeldorientierung und Beschreibung der vorhandenen Baustruktur außen vor gelassen, was ich mit Blick auf einen architektonisch wirksam werdenden Quartiersgedanken für einen Fehler halte.


    Damit blieb die notwendige gestalterische Verzahnung zur Traditionsinsel völlig unbeleuchtet.


    Da bringt dann auch das vermeintliche Allheilmittel „Ziegel“, den ich im Stadthistorischen Kontext hier auch eher für deplaziert, halte nicht viel. Ich halte hier Putz- und Steinfassaden für angemessener als unverputzte Klinkerfassaden.


    Das Anstehende Wohn und Geschäftshaus wird leider auch nicht viel ansprechender aussehen. Es gab Visus hierzu die aber mittlerweile nicht mehr abrufbar sind. Ich kann mich da an eine ockerfarbene Fassade eines Wohnriegels erinnern.
    Ansonsten gibt es nur Andeutungen auf den Visus von Nagler die auch wenig Mut machten aber perfekt zum Chique von Blauraum und Co passten - Hauptsächlich eine wenig anziehende Wand mit Fensterlöchern ohne Dach und ohne Identität.


    Auf die Blockkante einer Kleinststrasse mit Vielgestaltigen individuellen Fassaden, unterschiedlichen Gebäudehöhen, Steildächern mit ner 60er Jahre Anbauwand zu reagieren schafft halt keinen harmonischen Straßenraum.

    Für mich ist das Ergebnis hier eher Architektur-Verklappung, als Zeugnis einer anspruchsvoll umgesetzten Stadtreparatur.


    Das Viertel war Barock geprägt von vielgestaltigen Gebäuden allesamt mit Steigenden Dächern auf diesen markanten Charakter hätte man definitiv eingehen können, stattdessen zelebriert man die Ästhetik einer anonymisierenden Zweckarchitektur in Form eines nichtssagenden 60er Jahre Wohnblockes, der eigentlich in seinen Ausmaßen und seiner eindimensionalen Funktion gegen die städtische Idee positioniert ist.


    Architektur ist und bleibt, nach Bloch, der Versuch der Produktion menschlicher Heimat. Ich sehe bisher hierzu eher ein untergeordnetes Interesse.


    Schon die Qualität in der Kl. Grunerstrasse gerät zu beiden Strassenkanten völlig asymmetrisch - Individualität und Abwechslungsreichtum stehen einer äußerst kargen Baumasse gegenüber.


    Wie bei Blauraum und Co kriegt man hier trotzig ne nüchterne eckige Kiste als Stadtraumreparatur vorgesetzt und beschränkt seine architekt. Überlegungen zum für Berlin hist. brisanten Ort auf archäologische Löcher.


    Ich muss leider sagen dass bisher so ziemlich alles an Wiederbebauung für die neue alte Mitte eine Enttäuschung war - ich frag mich daher wie interessiert man eigentlich noch an einem ansprechenden Stadtbild als gewinnender Identifikationsraum ist und man Stadt nur noch in Schemen begreift.


    Der Schinkelplatz ist eher ne Warnung als ein Vorbild - das Ensemble versagt eher Stadtbaukünstlerisch für mich - als völlig reizlose Kulisse.

    Keine Erdgeschossnutzung und damit funktional eher stumm, viel zu hoch geratene gebäudefiguren und damit nebst der völlig banalen Fassadenstrukturierung eine furchtbar uninteressante Fernwirkung mit negativen Einfluss auf die Inszenierung der Schinkelkirche- da bringt auch die „qualitätvolle“ Umsetzung nüscht - wenn da keiner hin will, weils eben eine attraktions- und stimuliarme Gegend ist die man schon schon von der Schlossbrücke aus so einordnen kann.


    Beim Petriquartier vollzieht sich annähernd das gleiche.


    Die historischen Reste, die in ihrer völligen Gegensätzlichkeit eine Alternative zum hier geförderten städt. Architekturbild anbieten werden klein gehalten oder optisch Überfordert und geraten ins entbehrliche über sie wird nicht im Ansatz beim Naglerneubau erkennbar reflektiert.


    Das intime, beschauliche und hübsche und unterhaltsame gilt eher als suspekt und als ineffizient - ein anspruchsvoller, repräsentativer schön zu nennender Stadtraum als beliebter, rezeptionseinladender Aufenthalts- und Flanierraum kann so nur noch mit jeder Menge Bewuchs entstehen - was anderes hat man wohl auch nicht vor.


    Der überwiegende Teil der an Raumereignissen für den Ort geplant ist besteht aus Grabungsfunden und ner Einkaufspassage findet also eher Indoor statt-und umgeht damit eine aussenwirksame urbane Repräsentation. Altstadt wird hier nicht zum wiedergedachten Ort sondern zum eingehausten Museumsgut für den man sich hier einen sehr nüchternen Zweckbau ausgedacht hat.

  • "- das Ding könnte genauso in Hohenschönhausen stehen."
    Diese und auch alle anderen Aussagen kann ich so unterschreiben.
    Es ist nur zu hoffen, dass beim Molkenmarkt /Klosterstraße bessere Ideen umgesetzt werden!

  • stattdessen gibts piefigen sparefrohen praktikerchique der das Gebilde eher wie n Gesundheits, Gewerbe oder Stadtteilzentrum aussm Randbezirk aussehen lässt - das Ding könnte genauso in hohenschönhausen stehen.

    Da geht's mir ähnlich. Meine erste Assoziation war Bürgeramt Hellersdorf (keine Ahnung wie das wirklich aussieht, aber so ungefähr stelle ich es mir jedenfalls vor).


    Ich habe auch echt keine Lust mehr, mich an vermeintlich cleveren oder wertigen Einzelheiten festzuklammern um mir dadurch das Gebäude schönzureden. Ich finde es hoffnungslos anspruchslos, weder dem Standort noch der Institution angemessen und sehe einfach nicht, dass sich dieser Eindruck durch das fertige Gebäude großartig verschieben könnte. Da können die Fensterlaibungen noch so wertig sein.


    Meine Befürchtung ist, dass wir hier ein Mahnmal für die negativen Aspekte der Lüscher-Ära bekommen, welches sie passenderweise selber als "kleines architektonisches Juwel " bezeichnet hat. Ich gehöre nicht zu den Lüscher-Hatern, aber in solchen Momenten habe ich Verständnis für sie.

  • Eine Frage: Warum ist denn ein verputzes und nicht verklinkertes Gebäude in dieser Lage "enthistorisietend"?


    Das es auch irgendwo anders stehen könnte, ist ja bei fast allen Gebäuden so und führt in der Diskussion nicht weiter.

    Es passt zur mittlerweise ebenso gewachsenen Nachkriegsbebauung besser, als wenn da jetzt ein Haus mit Sandsteinelementen oder Stuck und Sattel- oder Walmdach hin käme.