"Der Mensch, das Maß aller Dinge" - man kann das Bild durchaus als eine Art Mahnung an das Ingenieurswesen verstehen...
Fischerinsel / Petriplatz / Breite Straße
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Naja, gibt sichere schönere Motive, aber immerhin ein Farbklecks an der monotonen sonst Fassade. Was es darstellen soll, kann man ja eh nicht erkennen.
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Allein optisch doch eine deutlich Aufwertung dieses ansonsten ziemlich dröge sanierten Gebäudes.
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was es darstellen soll, kann man ja eh nicht erkennen.
hmm.. wie alle Vertreter des sozialistischen Realismus stellt auch dieses Werk eigentlich keine besonderen Anforderungen an die Fantasie des Betrachters... -
Mit den ganzen Kurven und Formeln kann es auch einfach eine Hommage an den sozialistischen Mathelehrer sein. Erkennt man auf dem Bild auch eher nur bei genauem hinsehen . Ist jedenfalls besser, als ne kahle Wand.
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selbst der Bauherr WBM (steht nicht für Womacka Bau Ministerium) schreibt nichts zur inhaltlichen Bedeutung des Bildes, stellt aber ein paar Fakten zur verfügung:
http://www.wbm.de/cms/de/wir_u…alterwomacka/womacka.html -
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Drei Schwestern
Das wär doch mal was. Urban Spaces beschäftigt sich in einer Projektstudie mit der Wiedergewinnung von drei mittelalterlichen Vorderhausparzellen nach Abbruch des Bauministeriums der DDR und Rekonstruktion dreier Bürgerhäuser aus der Zeit des Großen Kurfürsten auf den Grundstücken Breite Straße 15-17.
Eine Grafik gibt es auch:
(C) Urbanspaces Development LTD -
Stimmt! Da standen drei schmale Häuser, deren Parzellen sich durch eine Laune der weltgeschichte bis heute erhalten haben. Die waren ja nicht fünfgeschossig*, aber offenbar haben die Urbanspaces-Leute die Häuser einfach genauso aufgestockt, wie es beim Ribbekhaus schräg gegenüber im 19. jahrhundert gemacht wurde: historischer Giebl runter, Gurtgesims und Geschosse rein und Giebel wieder drauf.
Im Archiv habe ich eine unbekannte Umzeichnung der Häuser gefunden:
(C) akg-images
Und dann gibt es noch einen Stick von Bliesendorf, der den Begräbniszug des Großen Kurfürsten durch die Breite Strasse zeigt. Da habe ich mal einen Ausschnitt gemacht:
(C) akg-images
* auf Wunsch von Klarenbach geändert.
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Das fände ich wirklich so toll, erstens könnte die Ecke diese Rekonstruktionen sehr gebrauchen, desweiteren gibt es der Stadt nicht nur ein Stück Geschichte zurück, sondern macht in Hinblick auf das derzeitig in dieser Straßenflucht wiederentstehende Stadtschloss nicht nur optisch Sinn. Wenn wir Glück haben verschafft uns das Stadtschloss vielleicht einen kleinen Reko-Boom, auf dem Marx-Engels-Forum wäre für die ein oder andere Reko auch noch Platz.
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Das Projekt ist ein Beispiel dafür, wie man mit Geschichte nicht umgehen sollte.
Erstens ist völlig unklar, wie urbanspaces zu der Ansicht kommt, dass gerade Neubauten in Anknüpfung an längst verschwundene Häuser ein angemessener Umgang mit der Geschichte des Ortes wäre. Die Häuser aus der Renaissancezeit dürften spätestens um 1900 zugunsten von Neubauten für das Warenhaus Rudolph Hertzog abgerissen worden sein, um 1914 gehörten die gesamten Häuser Breite Straße 12-18 zum Warenhaus. Ein zeitgenössisches Bild zeigt diesen Zustand:
http://www.bz-berlin.de/multim…14/Kaufhaus1_41420218.jpg
Weiterhin ist es nicht unbedingt ein Zeichen des Respektes gegenüber den Vorgängerbauten, wenn diese jetzt einfach mal um drei Geschosse aufgestockt werden und die Proportionen dadurch komplett verschoben werden. Das, was hier geplant wird, ist keine historische Innenstadt, sondern eine Karikatur einer historischen Bebauung. (Vielleicht war die Formulierung von der "fünfgeschissigen" Bebauung von Konstantin da sogar ein "Freudscher Verschreiber".) Auf solche Karikaturen sollte - auch aus Respekt vor den noch vorhandenen echten Baudenkmälern - verzichtet werden.
Zu alledem wirft dieses Projekt Fragen nach der Verquickung von kommerziellen Interessen und bestimmten Formen des bürgerschaftlichen Engagements auf. Der Geschäftsführer von urbanspaces ist Willo Göpel. Göpel ist gleichzeitig ein eifriger Befürworter von Rekonstruktionen von Straßenführungen und Parzellierungen aus der Vorkriegszeit. Für diese Ziele engagiert er sich unter anderem in dem von ihm mitbegründeten "Bürgerforum Historische Mitte" - ganz selbstlos, versteht sich. Dass Göpel nun aber Projekte vorstellt, die eine Bebauung der Grundstücke vorsehen, für deren Schaffung er sich zuvor im "Bürgerforum Historische Mitte" engagiert hat, wirft dennoch die Frage auf, ob hinter dem ganzen Gerede von der "Wiedergewinnung historischer Stadtstrukturen" nicht doch ganz handfeste Gewinninteressen stehen.
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Lieber Klarenbach, ( oder unklar enbach)
Ich bin kein Fan von Rekonstruktionen, stehe aber auch modernen Projekten kritisch gegenüber. Vielleicht bin ich iwo dazwischen, höre mir auf jeden Fall gerne Argumente beider Lager an.Das Projekt ist ein Beispiel dafür, wie man mit Geschichte nicht umgehen sollte.
Ich finde nicht ein stichhaltiges Argument, was das belegt! Irgendwas mit "Respektlosigkeit"...mal wieder iwas nicht greifbares. War man im Klassizismus jetzt auch respektlos, weil man die Antike zwar nachstrebte, aber dann eben doch nicht eins zu eins?
Und ja Bauprojekte stehen irgendwo immer unter kommerziellen Interesse. Wilkommen im Kapitalismus, auch wenn der vor 23 Jahren noch nicht an jener Stelle herrschtee. Hab auch noch nicht erkennen können, dass dieses kormerzielle Interesse jetzt dazu geführt hat, dass nurnoch rekonstruiert wird. Rund um den Hauptbahnhof seh ich anderes!
Vielleicht hat dieser Göpel ja Gefallen an Rekonstruktionen. Finde aber nicht, dass man Geschmack, wie er auch ausfallen mag, jetzt zur Grundlage einer Verurteilung heranziehen sollte.
Ich weiß noch nicht, ob mir diese halbrekonstruktionen gefallen, aber ich werde es nicht sofort auf irgendeine Art und Weise verurteilen wollen. Bloses Gewinninteresse hat schon Schlimmeres hervorgerufen, meiner Meinung nach. Siehe Hotel Meininger am Hauptbahnhof.... -
^^Na, wenn dem so wäre dürfte sich ja kein Architekt mehr für oder gegen eine Rekonstruktion oder eine andere Form des Städtebaus einsetzen, wenn er in dem betroffenen Areal selbst bauen wollte. Da scheint kaum logisch.
Was ist denn gegen die Aufstockungen (um zwei, nicht drei) Geschosse zu sagen? So ist es doch dem Ribbeckhaus auch gegangen und das ist keine "Karikatur" sondern steht unter Denkmalschutz, und zwar in seiner aufgestockten Form. Die dadurch entstehenden Proportionsverschiebungen sind doch in allen europäischen Altstädten Realität, oder sind das alles Karikaturen.
Ich fürchte es ist wieder der klassische Virus des 20. JH, dass nur ein "originaler" Backstein akzeptiert wird - ein gleicher Stein in gleicher Grösse ist schon wieder "Geschichtsfälschung" und nahe an der Leugnung des 2. Weltkrieges. Hier könnte man gut argumentativ etwas abrüsten, genauso wie bei den recht unsachlichen Unterstellungen gegenüber der urbanspaces.
Hier mal ein Beispiel aus Potsdam, Juncker (Gutenberg-) Strasse. Eine Aufstockung eines barocken Typenhauses im Klassisismus unter Höhenwanderung des Giebels:
(Wiki)
Und hier das Ribbeckhaus aus der Breiten Straße. Das dritte Geschoss ist im 19. Jh eingefügt.
http://upload.wikimedia.org/wi…rasse%2C_Ribbeck-Haus.jpg
(Wiki)
Bilder mit über 1024 Pixel Breite bitte auf diese Größe verkleinern oder (wie jetzt hier) als Link einfügen. Der Thread wird sonst schwer lesbar auf den üblichen Bildschirmen, weil auch geschriebene Zeilen entsprechend verlängert werden und man seitwärts scrollen muss, um sie zu lesen. Höhere Auflösungen bitte nur im Galerie-Bereich.
Bato -
Auf solche Karikaturen sollte - auch aus Respekt vor den noch vorhandenen echten Baudenkmälern - verzichtet werden.
Mit Verlaub Klarenbach, das ist -um den freudschen Versprecher noch mal aufzugreifen- wirklich Dünnpfiff. Derartigen Argumentation verdanken wir unter anderem solche Verunstaltungen. -
Das Projekt ist ein Beispiel dafür, wie man mit Geschichte nicht umgehen sollte.
Angesichts der städtebaulichen und kulturellen Barbarei, die uns gerade an diesem Ort nach dem letzten Kriege zugemutet wurde, kann jeder weitere Schritt hin zur historisch gewachsenen Grundstruktur nur ausdrücklich begrüßt werden. Ich denke die meisten Menschen haben mittlerweile begriffen WIE man mit Geschichte nicht umgehen sollte.
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Wie wahr!
Leider ist das alles nur eine Frage des guten Willens.
So könnten z.b. drei Häuser der Westseite der Breiten Straße wieder aufgebaut werden,
um den alten Eindruck zumindest wieder erahnen zu lassen.
Aber will das jemand außer mir? -
Ich kann und will Klarenbach insofern folgen, dass es überhaupt nicht nachvollziehbar ist, warum eine "getilgte Geschichte" - denn diese Häuser sind bereits historisch vor dem Krieg überbaut worden - wieder herausgezaubert und so manipuliert wird, wie man es denn gerne geschmacklich hätte. Ich bleib bei meinem mantra-artig vorgetragenen Rekonstruktionesmotto: Wenn denn rekonstruiert wird (und sei es nur Fassade), dann bitte den Stand, der unmittelbar vorher da stand (das heisst ante bellum im Zweifel) und nicht irgendwie etwas überspringen.
Zum anderen: Natürlich verfolgen Urban Spaces und das Bürgerforum persönliche und wirtschaftliche Eigeninteressen. Ob das legitim ist oder nicht, mögen andere entscheiden.
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Ich würde das eher unter der Bezeichnung historisierender Neubau zusammenfassen wollen, denn als "Wiedergewinnung mittelalterlicher Vorderhausparzellen".
Insofern ist es dann auch egal, ob die Neubauten Karikaturen ihrer Vorvorgänger sind oder nicht. Zu bedenken ist aber, wenn man nach mittelalterlichen Straßenraster und Breite baut, dann aber 2-4 Stockwerke höher, dass es dann in der Straße deutlich weniger Lichteinfall gibt. ... Und bei schmalen Häusern die Unterbringung der Tiefgaragenzufahrt problematisch ist. -
^^ ...und warum ist dann das Schoeler-Schlößchen "in den barocken Urzustand" mit Segen der Denkmalpflege zurückgebaut worden? Und warum werden beim Schloß der Renaissanceteil und die Zubauten des 19. Jahrhunderts weggelassen?
Immer nur ante bellum ist bei fortschreitender Geschichte ein schwer einzulösendes Versprechen. Zerstörungen, auch gewaltsame, können vielfältig sein: Krieg, Gewaltherrschaft oder bloßer Modernisierungswahn.
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wieder herausgezaubert und so manipuliert wird, wie man es denn gerne geschmacklich hätte.
Geschmack ist das Stichwort. Sollte Architektur nicht vor allem "schmecken"? Ich habe manchmal das Gefühl, dass mehr Wert auf Ehrlichkeit und irgendwelche intellektuellen Belange gelegt wird als auf die Frage, ob ein Gebäude schlicht an eine Stelle passt und diese aufwertet. Am wichtigsten ist in diesem Fall für mich, dass sich das Gebäude an der ehemals hier existierenden Bebauung orientiert, damit ist es für mich auch authentisch genug. Die Frage, ob die Gebäude schon vor dem Krieg abgerissen wurden, dürften die Menschen, die sich hier aufhalten und die Gebäude nutzen werden, nur am Rande interessieren.