Berliner Dom

  • Ich muss ja sagen, dass ich da sehr skeptisch bin. Weniger wegen dem Ergebnis, sondern eher, dass es überhaupt einen solchen Wettbewerb gab.


    Wäre es nicht angebracht, diese adlige Särgesammlung aufzulösen und sie tatsächlich in eine letzte Ruhestätte zu verbringen?


    Mal ehrlich, Normalsterbliche kommen, wenn's gut läuft in eine Dose in einer Mauer oder unter die Erde und nach 25 Jahren wird reiner Tisch gemacht. Zu sehen gibt's da nix mehr und das ist auch gut so. Aber hier werden zum Teil Kindersärge von vor Jahrhunderten leider viel zu früh gestorbenem Nachwuchs ehemaliger Regenten, aufbewahrt und zur Schau gestellt und zu Kulturgut erklärt.


    Das ganze ist, für mich, ich wiederhole mich, ein Kuriositätenkabinett und es gehört aufgelöst und nicht erweitert und noch besser präsentiert, auch nicht für die ehemals bedeutendsten unter den Toten. Die sollen bitte eine letzte Ruhestätte finden, wo dann auch wirklich Ruhe ist.

    Das kann auch gerne an der gleichen Stelle sein, wie jetzt, aber dann bitte ohne gaffende Touris und Neonlicht.

  • Die Präsentation der Särge einer bedeutenden Herrscherdynastie ist ein Kulturgut. Irgendwie kurios und hinterfragbar sind ja die meisten Kulturgüter. Da könnten sich die Bilderstürmer allüberall austoben. Da gibt es quasi keine Grenzen mehr.


    Mit der Forderung stehst du im Grunde in einer Linie mit den protestantischen Bilderstürmern, den Zerstörern von klerikaler und aristokratischer Kultur nach der französischen Revolution und sogar mit den Taliban, die Buddhastatuen mit Artillerie zerstören ließen.


    Da kann ich nur sagen: Bitte nicht in Deutschland nach momentaner politischer Ideologie aufräumen lassen. Das Gift in unserer Gesellschaft wirkt immer stärker. Denk mal daran, was die AfD alles abräumen möchte.

  • ^ Es gibt doch die Gruft, die gerade saniert wird (bzw. wurde?). Und im Dom selbst stehen auch ein paar prächtige Sarkophage herum. Ich finde, das reicht, um der Tradition genüge zu tun. :)

    Mit der Forderung stehst du im Grunde in einer Linie mit den protestantischen Bilderstürmern, den Zerstörern von klerikaler und aristokratischer Kultur nach der französischen Revolution und sogar mit den Taliban, die Buddhastatuen mit Artillerie zerstören ließen.

    Man sollte den politischen und kulturellen Kontext betrachten, in dem ein Bildersturm stattfindet. So ist mir das zu pauschal – die Plünderung eines Adelspalastes im Zuge einer bürgerlichen Revolution ist etwas anderes als die Zerstörung von Relikten einer lange untergegangenen Kultur.


    Solange man die Hohenzollern-Gruft als bloßes Relikt einer vergangenen Ära betrachtet, bin ich fein damit. Habe sie auch schon besichtigt und mag die morbide Atmosphäre. Problematisch wird es, wenn man ein Politikum draus macht. Und das wäre etwa der Wiederaufbau der Denkmalskirche. Eine feierliche Einweihungszeremonie mit Georg Friedrich Prinz von Preußen, bei der vielleicht noch mit Gottes Segen die Gebeine Wilhelms II. in einem Prunksarkophag dort bestattet werden – das will ich wirklich nicht erleben...


    (Funfact: Es gibt einen großartigen Roman, bei der die Gruft der Habsburger vor dem Hintergrund der NS-Machtergreifung in Wien zum Symbol einer besseren, untergegangenen Zeit wird. "Die Kapuzinergruft" von Joseph Roth, kann ich nur empfehlen.)

    Ich muss ja sagen, dass ich da sehr skeptisch bin. Weniger wegen dem Ergebnis, sondern eher, dass es überhaupt einen solchen Wettbewerb gab.

    Es war kein Wettbewerb für die Denkmalskirche, sondern ein Förderpreis für eine Bachelorarbeit. Ein weiterer Preis wurde zum Beispiel für die Revitalisierung eines leerstehenden Kaufhauses in Halle vergeben. Da es keine Auftraggeber und keine Bauherren gibt, dürfte mit einer Umsetzung nicht zu rechnen sein.

  • Pardon, @RothesRathaus, ich möchte mich nicht mit den irren Taliban und den verwirrten und teils ebenso irren von der AFD in Zusammenhang setzen lassen.


    Es geht nicht um aufräumen oder wegwerfen.

    Wenn die Hohenzollern gerne ihre Toten aufbewahren möchten, sollen Sie das gerne tun, auch gerne an derselben Stelle und auch gerne mit ihrem eigenen Geld.

    Aber bitte ohne dazu noch ein neues Gebäude zu errichten und das Ganze noch mehr in die Öffentlichkeit zu stellen. Das ist der Zeit nicht angemessen. Lasst die Toten einfach Ruhen.

  • Baukörper

    Die Gebeine und körperlichen Überreste der Toten sind in der Hohenzollerngruft in Steinsarkophagen und dort sollen sie auch bleiben. Die Prunksarkophage in der Predigtkirche sind nicht die Ruhestätte für die Körper der Toten.

    Die Prunksarkophage wie die ganze Anlage mit der Hohenzollerngruft gehört zu den bedeutendsten dynastischen Grabstätten weltweit, ähnlich der Kapuzinergruft in Wien.

    Die Prunksärge standen einst in der Predigtkirche. Sie zeugen von europäischer Grabeskultur und sind in ihrem Rang ähnlich wertvoll einzuschätzen wie Plastiken oder Skulpturen hochrangiger Künstler.

    Ist Dir das bewusst?

  • Puh, ehrlich gesagt, nein. Aber wozu soll es auch gut sein?

    Es sind ziemlich unrühmlich untergegangene Monarchien gewesen. Die vielen Millionen Toten die mit ihnen verknüpft sind, erscheinen mir da ehrbarer.


    Das das wertvolle Kunstwerke sind, ist unbestritten, da es aber Särge sind, sind sie vor allem Ruhestätten und keine Schaustücke.


    Ich denke, die Denkmalkirche ist völlig obsolet, wenn sie dann tatsächlich nur als Ausstellungsfläche für leere Särge dienen sollte. Dann ist ja selbst das Bunkerdesign noch viel zu aufwendig und eine zusätzliche Gedenkstätte für die Hohenzollern brauchen wir sowieso nicht.

  • ...da es aber Särge sind, sind sie vor allem Ruhestätten und keine Schaustücke.


    Du hörst nicht wirklich zu, was andere versucht haben dir zu erklären. Es sind keine Särge/Ruhestätten. Es sind Kenotaphen. Da liegen keine Gebeine drinnen oder drunter. Es sind praktisch Ehrenmäler/Denkmäler und sie waren/sind definitiv als "Schaustücke" gedacht.

  • Zunächst einmal war nie zuvor eine Zeit so nihilistisch gegenüber Kompetenzen aller Vorfahren. Wir wollen einfach alles besser wissen und können. Auch wenn Betonkrebs, Asbest & Co. es schwer machen ein Gebäude, das ab den 50ern gebaut wurde, dauerhaft zu erhalten.


    Unsere Vorfahren haben natürliche Baumaterialien genutzt. Im 20. Jahrhundert sah man das als Schwäche, "die hatten halt nichts anderes". Nicht nur wirkt selbst so ein karger, in Architektensprache vermutlich als reduziert und klar bezeichnet, Entwurf ganz anders wenn er mit Ziegel und Mörtel oder aus Naturstein gefertigt werden würde, man kann auch an die Lebensdauer vormoderner Sakralbauten anschließen, die nicht in Jahren sondern Jahrhunderten zu zählen ist.

    Verschleiß, Witterung und Bauchemie wirken da einfach in ganz anderen Zeiträumen.


    Und man erzeugt keinen Sondermüll der Zukunft. Beton ist nicht einmal effizienter. Der Energieverbrauch für Kiesgruben und Zementherstellung ist alles andere als sparsam, der Stahl kommt noch dazu.


    Betrachtet man die primitiven Werkzeuge unserer Vorfahren, die zugleich aus Stein und Ziegel filigrane und mutige Gewölbe bauen konnten, ist die hier gelobte Kreativität der Studenten doch arg auf Sparflamme. Aber Bildung heißt ja erstmal Nachahmung, die Professoren nickten sicher wohlwollend.


    Nachdem sich alles seit ca. einem Jahrhundert im Kreis dreht, in den letzten 20ern waren Le Corbusier & Co. meinetwegen innovativ.


    Ich verweigere hier einfach das Prädikat innovativ oder modern im Wörterbuchsinn. Wir sind im Westen alternde Gesellschaften und das sieht man an der Architektur.


    Der hier schon gefallene Begriff Bunker kommt sicherlich durch die starken Elemente des Brutalismus. Sehr innovativ. Hätte ich vielleicht 1954 geschrieben.


    Hätte ich Architektur studiert und wäre nicht rausgeprüft worden, weil ich nicht vom Besitz eines Sessel Barcelona träume, dann würde ich alles, egal ob Barock oder Bauhaus, als historische Architektur begreifen. Kam alles vor mir, die genauen Jahreszahlen sind ja relativ und wieso nicht an allem bedienen. Auch über Europa hinaus, heute wissen wir ja viel mehr über Architektur aus anderen Kulturen und Erdteilen. Aber nö, alles nur für das Museum. Es bleibt bei Abwandlungen der Fertigteilgarage. Ich würde komplett depressiv werden müsste ich im Architekturbetrieb arbeiten. Wie eine riesige Küche voller Werkzeuge und man kocht jeden Tag nur Brei, denn das ist so ehrlich und klar.

  • Besser du liest selbst!

    Deine Ignoranz aber gleichzeitig große Meinung zu dem Thema wird immer peinlicher.
    Die DenkmalskircheHohenzollerngruft.
    Hier ist die Rede die ganze Zeit von der Denkmalskirche und der angestrebte Wiederaufbau dieser, um dort die Prunksärge oder Kenotaphen, die von Anfang an leer und symbolisch waren, sozusagen Denkmäler (jetzt macht der Name des Anbaus auch Sinn, ne?) wieder auszustellen. Im Moment sind sie unzureichend in der Predigtkirche des Doms ausgestellt.
    Die Hohenzollerngruft, die seit Jahren im Untergeschoss der Predigtkirche umgebaut und ausgebaut wird, ist die tatsächliche Grablege der Hohenzollern.

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  • Baukörper

    Mir kommt es so vor als würdest Du nicht unterscheiden zwischen den Kenotaphe (zu deutsch auch Scheingrab genannt) und dem Steinsarkophag in der Gruft, also sozusagen im Keller. In letzterer liegen die Gebeine, nicht aber im Kenotaph.


    Die Prunksarkophage (Kenotaphe) standen früher in der Denkmalskirche, also im Schwellenraum zwischen der Predigtkirche und der Grablege in der Gruft, zum Zwecke der Erinnerung. Sie sind ein Ehrenzeichen und kein Grab. Und im Berliner Dom sind sie von großem künstlerischen Rang.


    Verstehst Du, was ich sagen will?

  • Natürlich verstehe ich was du sagen willst.


    Es gibt die Gruft, die ist ein Grab und es gibt die Prunksärge im Dom. Das kann alles gerne so bleiben. Eine weitere, bessere zur Schau Stellung halte ich für unnötig.

  • Und wieso soll die Denkmalskirche nicht wieder aufgebaut werden? Sie ist ein wichtiger Bestandteil der Berliner Geschichte und deutschen Kultur. So wie es sich liest, scheinst du es jetzt nur noch aus politischen Gründen abzulehnen. Das schließe ich aus dem dreisten Vergleich der AfD mit den Taliban, aber auch mit der Falschinformationen, dass diese Vertreter der Monarchien Millionen von Toten zu verantworten haben. Deine Beitrgäge haben dann also gar nichts mehr mit dem Thema Neubau oder Wiederaufbau zu tun, sondern dienen einzig und allein der Diskussionsstörung.


    Erstmal Pause.