Ist wohl der Unterschied zwischen Eigentumswohnungen und Mietwohnungen...
Luisenstadt (Mitte) | Kleinere Projekte
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Wallstraße 15 und Neue Roßstraße
Der Neubau Wallstraße 15 ist jetzt komplett ausgepackt. Mit den schwarzen Brüstungen und Fensterrahmen hat man einen angenehmen Kontrast zur hellen Fassade geschaffen, was das Ergebnis für mich passabel aussehen lässt (wenn nur dieser schreckliche Dachausbau nicht wäre):
Die Eingangsportale werden recht üppig ausgeführt:
Um die Ecke an der Neuen Roßstraße stehen immer noch die Gerüste. Immerhin sind erste Gestaltungselemente der Fassade zu sehen. Hier hat man sich anscheindend auf der letzten Bad- und Fliesenmesse inspirieren lassen. Sieht aber ganz interessant aus:
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Die Wallstrasse 15 ist m.E. ein gelungenes Beispiel dafür, dass man auch mit schlichten Putzfassaden durchaus ein hochwertiges Gestaltungsergebnis erzielen kann. Mir gefallen insbesondere die französischen Balkone und die mächtigen Portale.Den Dachaufbau kann ich hingegen ebenfalls überhaupt nicht nachvollziehen! Er beeinträchtigt meiner Meinung den Gesamteindruck doch enorm.
Warum kann man hier nicht wenigstens (es muss ja nicht gleich Kupfer sein) das Dachblech farblich an die Fenster und Balustraden anpassen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass das so enorm viel teurer ist…
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Ja, da hat man mit sehr simplen mitteln (abgesehen von den Portalen) etwas angemessenes, ästhetisches geschaffen. Nur hätte ich vielleicht statt diesem an sich sehr schönen Creme-Ton etwas mehr zum Beige hin tendiert, weil es doch etwas zw. den Nachbarbauten heraussticht. Das Dach sieht in der Tat recht billig aus.
Auf das in der Rossstr. bin ich ja gespannt...
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Auch von mir ein paar Fotos der "Neuen Mitte":
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Und noch ein paar Bilder von der Beuthstraße. Die Straßenseite kann sich überwiegend sehen lassen:
Patzschke-Neubau:
Auf dem Grundstück Alte Jakobstraße 105 (siehe auch...) scheint sich auch langsam etwas zu tun:
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Abendliche Impressionen von den Neubauten Wallstraße und Neue Roßstraße:
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^ Neue Roßstraße:
Bzgl. des Rautenmusters hätte man m. E. ruhig mutiger sein können und es auch an mehr Fassenbereichen anbringen können. Ein paar Strukturelemente (Leisten, Simse, Fensterläden o. ä.) wären auch wünschenswert gewesen. So wirkt speziell der Mittelteil mal wieder irgendwie zu glatt und langweilig.
Die gestaffelten Dachgeschosse sind zumindest ganz passabel. Schön, dass der Bau obendrauf sogar noch ein Ziegelschrägdach spendiert bekommen hat.
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Die meisten Gebäude sind absolut top und eine tolle Synthese aus klassischen Stilelementen, die modern interpretiert wurden. Ich finde allerdings den Bau auf den letzten Fotos (mit den Karos) eine ästhetische Zumutung. Die Karos wirken plump und nicht zu Ende gedacht, die Farbkombination ist öde und irgendwie wirkt der ganze Bau nicht besonders wertig.
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Arbeitsbedingt letztes Wochenende rund ums Engelbecken gelaufen und war sehr erstaunt wieviel sich da getan hat. War schon gut 8 Jahre nicht mehr da gewesen.
Dabei habe ich gesehen, dass an der Ecke Michaelkirchplatz / Engeldamm (Eckgebäude aus Post #231) sowie einige weitere Erdgeschosse entlang des Engeldamms systematisch die Scheiben/Glassfassaden eingeschlagen bzw. beschädigt waren. Immer ein punktierter Einschlag (Stange oder Stein, keine Ahnung).
Mindestens 10 große Glassfassaden. Kurzes googeln zeigt mir, dass dies dort nicht die erste Aktion war. -
Ambivalentes Zwischenfazit
Ich muss sagen, was da in den letzten Jahren im – ich nenne die Gegend einfach mal: Seydelkiez – entstanden ist, gefällt mir städtebaulich ziemlich gut. Das Konzept folgt dem vielgescholtenen Herrn Stimman, dem seiner Vorgaben wegen m.E. großes Lob gebürt: Hier entsteht eine (post-)moderne Interpretation der klassischen, europäischen Großtadt; gebaut auf dem alten Straßengrundriss unter Einhaltung der Traufhöhe, aber ohne durch Gebäude-Rekonstruktionen die Illusion zu erwecken, hier wären niemals Bomben gefallen und hier hätte nie eine Mauer gestanden.
Architektonisch fällt mein Zwischenfazit bereits gemischter aus. Die meisten Gebäude finde ich ganz ansprechend, nur weniges gefällt mir gar nicht, und einiges hat das Wohnbau-Prädikat "Besonders wertvoll" verdient – allem voran der Komplex "Neue Mitte", der mit seinem Mix aus dunklem Backstein, hellem Verputz und Holz einfach nur gediegen wirkt. (Gleich daneben am Fellini klebt mir allerdings eindeutig zu viel Oligarchen-Barock, was von anderen hier im Forum ja bereits hinreichend kritisiert worden ist.)
Die durchwegs edle bis luxuriöse Bauart der Häuser bedingt allerdings auch die Kehrseite des Seydelkiezes: Er droht, zu einem Oberklasse-Ghetto zu werden. Es fehlt an sozialer Mischung zwischen oben und unten, zwischen deutsch und migrantisch, zwischen wohnen und arbeiten. Es fehlen auch Läden, Cafés und Kneipen, Galerien und öffentliche Treffpunkte. Kleinere Edelkomplexe wie der Marthashof sind wenigstens eng mit ihrer Umgebung verzahnt; der Seydelkiez dagegen hat das gleiche Problem wie einige Straßenzüge in der Hamburger Hafencity – er ist sich selbst seine Umgebung, eine über Jahrzehnte gewachsene Sozial- und Infrastruktur existiert nicht. Auf den ersten Blick mögen also alle Voraussetzungen für urbanes Leben gegeben sein, auf den zweiten jedoch sind die Straßen dort in der Regel so tot wie ein Büroflur am 1. Weihnachtstag.
Das mag der exklusiven Käufer- bzw. Mieterschaft, die Ruhe in zentraler Lage sucht, willkommen sein; für Kevin Normalberliner ist es traurig. Er bekommt zwar ein wunderschönes neues Viertel im Zentrum seiner Stadt, einen im Wortsinne öffentlichen (Lebens-)Raum bekommt er jeodch nicht – wenn er durch die Kommandanten- oder die Neue-Grünstraße spaziert, vermittelt ihm dort jedes polierte Klingelschild und jedes verschlossenen Messingtor die Botschaft: "Das hier ist nur de jure öffentlich, eigentlich ist es privat. Du darfst Dich umschauen, aber Du bist nur Gast hier, Du fasst hier nichts an!" Bislang droht der Seydelkiez also eine Art informelle Gated Community zu werden – ohne Zaun und mit erweitertem Wegerecht, aber ohne echtes, urbanes Leben. Ändern ließe sich das, wenn auf die verbliebenen Grundstücke etwas anderes käme als die x-te Neuauflage des Nobel-Appartementhauses für den anspruchsvollen Yuppie. Zu vermuten ist das angesichts der Grundstückspreise allerdings kaum.
Schade, da hätte man mehr draus machen können.
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^ Gut zusammengefasst, das sehe ich genauso.
Bzgl. der Architektur bin ich vielleicht etwas kritischer: Das "Neue Mitte"-Gebäude finde ich ebenfalls mit am gelungensten, auch wenn dieser kontrastreiche Fassadentyp schon öfter als Highlight herhalten musste (wie z. B. am Friedrichswerder). Aber gegen die oft eher langweilig-behäbig daherkommenden Styropor-Dünnputz-Fassaden hebt es sich halt positiv ab. So richtige Gediegenheit und Wertigkeit stahlen die meisten Gebäude nur bedingt aus.
Diese Leblosigkeit und etwas abweisende Wirkung des "Kiezes" halte ich auch für das größte Problem: Baulich hat ist es halbwegs gelungen, einen Kiez zu schaffen, als Kiez im Sinne eines lebendigen, sozial durchmischten Viertels ist es m. E. aber gescheitert. Kein Vergleich zu einem Altbaukiez, in dem zwar meist auch alle Häuser zur gleichen Zeit entstanden sind, wo aber die soziale Mischung und eine Viefalt bei Cafés, Geschäften und Läden i. d. R. viel mehr Lebendigkeit und Abwechslung bringt.
Dennoch ist das ganze auch als Experiment zu sehen. Solch großflächig in Blockrandweise bebaute einheitlichen Neubaukieze in zentraler Lage gibt es ja nicht allzu viele. Der Wille und auch eine gewisse ästhetische Qualität sind erkennbar, und vielleicht lernt man ja aus den Fehlern und achtet zukünftig wieder auf mehr "belebende" Elemente. So eine Schlafstadt mitten in der Innenstadt ist m. E. wenig sinnvoll.
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Ich werde versuchen mich kurz zu fassen. Also... meiner Meinung nach sind die meisten Neubauten hier in der Luisenstadt auch schöner als ein Großteil der anderen Neubauten in Berlin.
Allerdings verstehe ich nicht, wie man hier von "einer edlen/luxoriösen" Bauart reden kann. Lasst euch doch nicht von den Investoren verarschen!!! Das ist ein normaler Putz... nichts besonders hochwertiges...da kostet jede Steinfassade mehr.
Was ich auch unschön, schon fast pervers, finde ist, dass man teilweise versucht 8 Geschosse einzubringen (bei einer Traufhöhe die für 5-6 gedacht war). Ich verstehe nicht wieso man nicht stattdessen den Raum vollständig nutzt und ein Hinterhaus baut, aber dafür nur 5-6 Geschosse einbringt.
Architektenkind - Mir fehlt zwar auch sowas wie der Kiosk an der Ecke oder ein Dönerladen, aber ich finde von Gated Community sollte man echt nicht reden. Ich finde man sollte die wohlhabenden Neubürger begrüßen, da deren Steuern Berlin demnächst aus der finanziellen Pampa holen könnten.
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... also ein Oberklasse Ghetto ist hier m.E. nicht zu befürchten. Dort kaufen Frisörmeister, Beamte, Angestellte, Selbständige und Erben aller Colour. Ein Teil wird von Anlegern gekauft und anschließend vermietet. Die Vermietung dürfte auch für genügend Durchgang sorgen und um die Internationalität muss man sich m.E. keine Sorgen machen. Dort werden auch viele etablierte Nichtdeutsche wohnen. Geringverdiener können dort, aber nicht nur dort, nicht kaufen.
Ich denke, dass dort ein Mittelklasse Viertel entsteht. Das ganze Gebiet wirkt bisher jedenfalls Luxusfrei, die Lage ist zentral aber nicht Bestlage und ohne direkte Anbindung an eine Grünanlage.Die Architektur würde ich als durchschnittlich bezeichnen wollen. Der typische neudeutsche Standard Neubau mit dezent neoklassizistischen Anleihen, wie er z.Z. verstärkt in Berlin aber auch anderen deutschen Großstadtinnenstädten anzutreffen ist.
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Vielleicht sollte man sich auch mal von dem Gedanken verabschieden, alles planen zu wollen. Hier wurden einfach nur ein par Straßenzüge im Blockrand wieder so bebaut, wie es sie in Berlin tausendfach gibt. Viele dieser Straßen sind simple Wohnadressen ohne viel halligalli. Alles andere wird sich bei der Lage selbst entwickeln.
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@ Carlos: Eine Fassade wie die der "Neuen Mitte" würde ich schon als "edel" bezeichnen – jedenfalls wenn man als Maßstab die 08/15-Putz-und-Tünche-Optik anlegt, die in gewöhnlicheren Mehrfamilienhäusern heute Standard ist. Entscheidend ist zudem die Innenausstattung, und mit bodenlangen Fenstern, Fußbodenheizung, Eichenholzparkett, Loggia und Marmorbad kann die Durchschnitts-Neubauwohnung jedenfalls nicht aufwarten. Auch die Zahl der Geschosse steht dem "gehobenen" Anspruch nicht entgegen: Wenn ich mich nicht irre, bringen es die gelungeneren Häuser im Seydelkiez auf sechs Stockwerke bis zur Traufhöhe. Acht haben sie nur, wenn man die Staffelgeschosse mitrechnet, und die zählen nicht dazu. Zwar kommt man damit nicht auf die feudalen Gründerzeit-Deckenhöhen von 3,30m und mehr, aber komfortable 2,80m schafft man allemal.
@ Kleist: Das "Ghetto" bitte ich als Polemik zu entschuldigen, und mit "Oberklasse" waren nicht die oberen Zehntausend gemeint, sondern irgendwas zwischen hohen Beamten und mittlerem Management. Diese Klientel kann sich deutlich mehr leisten als der Durchschnitt, von wirklichem Reichtum (im Sinne des Geldadels) sind sie aber meilenweit entfernt. Sie fahren keinen Rolls Royce, aber für einen 5er BMW reicht es – Oberklasse halt. Was die (normalen) Angestellten und den Friseurmeister angeht, bin ich allerdings skeptisch – in der "Neuen Mitte" kostet eine 3,5-Zimmer-Wohnung mit 128 qm Wohnfläche satte 560.000 Euro. Wer das von einem Durchschnittsgehalt oder einem Ladengeschäft bezahlen will, muss sich über beide Ohren verschulden und die nächsten 20 Jahre von Wasser und Brot leben.
@ Saxonia: Andersherum wird ein Schuh daraus. Gerade weil hierzulande alles so akkurat geplant ist, kann sich so wenig von allein entwickeln. Der Seydelkiez scheint mir als Wohngebiet mit Büroanteil konzipiert zu sein, indem Einzelhandel nur für Nahversorger vorgesehen ist. Ein öffentliches Leben, das auf Kneipen, Restaurants, Galerien, etc. angewiesen ist, soll und kann sich hier gar nicht etablieren. Dass massenhaft "simple Wohnadressen ohne viel Halligalli" gebaut wurden, war eine politische Entscheidung – zugunsten der Investoren, die es Dank der entstandenen Ruhezone leichter haben, teure Wohnungen loszuschlagen. Allerdings zum Nachteil der Stadt, die mitten im Zentrum ein zwar hübsches, aber totes Viertel erhält.
Übrigens sabotiert der Senat damit seine eigenen Pläne, den Spittelmarkt als urbanen Raum zu rekonstruieren: Selbst wenn die Verkehrsflächen irgendwann einmal zurückgebaut und der Markt wieder als solcher erkennbar sein sollte, wird er nicht funktionieren – städtische Plätze benötigen ein quirliges Umfeld, damit sie zum Anziehungspunkt für Handel, Gastronomie, Kultur und vor allem Menschen werden können. Deshalb steppt auf dem Hackeschen Markt der Bär, und auf dem Leipziger Platz grasen die Kühe. Woraus folgt: Wäre die Gegend um die Seydelstraße als vielfrequentiertes Wohn- und Ausgehquartier konzipiert worden, hätte der Spittelmarkt vielleicht eine Zukunft gehabt. So wird er auch später wenig mehr als eine Brachfläche sein, die von Passanten auf dem Weg zur Arbeit so schnell wie möglich überquert wird. Schade drum.
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Na ich würde, was die Lebendigkeit der Straßenzüge angeht, Nicht zu früh urteilen. Ein Großteil ist Baustelle, geschweige denn bereits bezogen. Hinzu kommt, dass an der Kommandantenstraße und an der Jakobstraße nach wie vor großflächige Brachen bestehen.*
Ich bin davon überzeugt, dass der Spittelmarkt an Aufenthaltsqualität gewinnen wird, sobald die Straßen dort verlegt sind und mglw. die Brückenrampen etwas reduziert wurden. der Platz hat allein schon dadurch gewonnen, dass man ihm vor Jahren eine Ampel spendiert hat und die Axel-Springer-Straße angeschlossen hat!
Allerdings kann man in diesem Viertel wunderbar sehen, wie offenbar wohltuend eine Architektur wahrgenommen wird, die nicht blockübergreifend daherkommt, sondern eine Parzelle vorgibt zu sein. Diese Parallele findet sich auch im Vergleich vom neu bebauten Wertheimareal mit der "Mitte" oder dem Alexa. Mit einer einzigen langgestreckten Fassade kann man unter Umständen gleich ganze Straßenzüge (manchmal auch negativ, wenn's schief geht) prägen.* -
Die Realisierung im Seydelkiez zielt scheinbar mehr darauf ab, eine Art "umgelegtes Luxuswohnhochhaus" geschaffen zu haben, dessen künftige Bewohner Leben und Quirligkeit nicht in die Seydelstraße bringen sollen, sondern auf die Leipziger Straße nebenan, für doch nach wie vor Verengungspläne existieren. Ich finde man sollte die Bedeutung der Seydelstraße als Geschäfts- und Einkaufsstraße in Mitte nicht überbewerten, da sind in Laufnähe ganz andere Adressen erreichbar. Hier wurde eine gediegene und ruhige Oberklasse-Wohnadresse in Mitte geschaffen, die nicht groß genug ist die Umgebung zu veröden, im Gegenteil.
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Sebastianstraße
(Mäßiger) Baufortschritt in der Sebastianstraße (zw. H.-Heine- und Alexandrinenstraße), zuletzt #393: