Im Hinblick auf die Top 5 der Metropolregionen bleibt es sicher stabil. Da die Wirtschaft Berlins aber seit langer Zeit überdurchschnittlich wächst, sehe ich die weiteren Plätze nicht als in Stein gemeißelt an, da wird es noch zu Verschiebungen kommen. Übrigens sehe ich als skeptischer Leser der FAZ keine ausgewiesene Anti-Berlin-Stimmung. Es ist eher eine klassisch westdeutsche Perspektive die da, auch unbewusst, bedient wird. Muss man sich beim Lesen eben vergegenwärtigen. Als ebenso regelmäßiger Zeit-Leser finde ich deren Berichterstattung in dieser Frage ausgewogener. Bei der FAZ geht gerade jeden Tag Deutschland unter, nicht nur Berlin. Nichts für Misanthropen und schlechtes Wetter
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Wirtschaft, Politik, Forschung, Gesellschaft
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Auch kurz vor dem Jahresende kommen wieder gute wie auch schlechte Nachrichten zusammen.
Fangen wir doch erstmal mit den schlechten Nachrichten an...
Solaris Bank streicht über 200 Jobs
Die Berliner Bank schrieb zuletzt 180 Mio Verlust und entlässt daher nun etwa 240 oder über ein Drittel seiner rund 700 Mitarbeiter. Dabei wird wohl vor allem die 2021 übernommene Tochter Contis betroffen sein, welche die Verluste primär verschuldet hatte und wo nun knapp 160 von 170 Angestellten gehen müssen.
DRK streicht 400 befristete Stellen in Flüchtlingsunterkunft
Demnach sollen die Prozesse künftig anders aufgestellt werden, da das alte Versorgungskonzept rechtlich wie organisatorisch aufgrund neuer Vorgaben nicht mehr tragfähig sei. Ein Teil der Stellen wird also sicher "nur" neu verteilt, es soll sich aber wohl zugleich um eine deutliche Reduktion im Aufgabenumfang handeln und das angeblich ohne dass die Betroffenen etwas davon bemerken werden. Also ich vermute mal, entweder wurde da bisher unseriös gewirtschaftet oder aber die künftige Situation wird hier deutlich beschönigt. Vielleicht liegt die Wahrheit aber auch eher in der Mitte.
Bayer eröffnet Biotech-Inkubator Co.Lab
Damit erhält Berlin den vierten globalen Ableger nach den kürzlich eröffneten Standorten in Cambridge/Boston, Shanghai und Kobe in Japan. In Berlin werden 900m² Fläche mit Laboren, Büros etc an ca. 6 vielversprechende Biotech-Startups vermietet werden (die bezahlbare Mieten und direkten Kontakt zur in Berlin angesiedelten Zentrale der Bayer-Pharma-Sparte erhalten).
Der erste Mieter ist ein kleines Stammzellen- und Gentherapie-Startup (hier konkret: Arbeit mit Muskelstammzellen zur Muskelregeneration), das erst vor 2 Jahren als Ausgründung aus Charité und Max-Delbrück-Institut der Helmholtz-Gesellschaft entstanden war. Wem diese beiden Namen in dieser Kombination bekannt vorkommen, hat sich übrigens komplett richtig erinnert. Die beiden entwickeln gemeinsam ein Translationszentrum - und das ab 2025 sowie bis 2028 als zehnstöckiges Hochhaus auf 18.000qm genau gegenüber vom gerade eingeweihten Biotech-Inkubator. Auch das Co.Lab soll dann mit umziehen und offenbar auf 15-20 Startups anwachsen. Bayer Pharma ist also ebenfalls an diesem ambitionierten Projekt beteiligt, was ich so nicht (mehr) auf dem Schirm hatte.
Kurz nach Bayers 130-Mio Investition in eine neue Hightech-Produktionsanlage soll dies ein weiteres klares Bekenntnis zum Berliner Pharma-Sektor darstellen, der bei allen sonstigen Problemen des Konzerns wohl sehr profitabel arbeitet.
Gemeinsam wird auch hier der Traum von "Boston an der Spree" geträumt (passenderweise hatte Herr Wegner erst kürzlich den Bostoner Ableger von Bayers Co.Lab besucht und durfte nun kurz darauf den in Berlin mit einweihen). Nun haben wir also immerhin schon mal etwas Bayer an der Spree...
Wachstumsimpulse und Wirtschaftsförderung trotz Krisenzeiten
...und ich finde, man sieht hier schon wieder das bekannte Muster, dass gerade die großen Konzernen trotz Krisenstimmung und eigenen Baustellen weiter in Berlin investieren und expandieren. Bayer nun parallel zu Investments in Asien und den USA; ASML hatte ja sogar erst kürzlich eine Hightech-Produktionsanlage aus den USA hierher geholt und auch bspw. der neue Siemens Campus sollte nach großen Teilen der Führung eigentlich nach Asien wandern. Aber auch Siemens Energy, SAP, Amazon oder auch Tesla im Umland haben in den letzten Jahren kräftig expandiert oder sind noch in dem Prozess, oder auch die Deutsche Bahn und Co am Euref-Campus. Und oftmals sind darunter gerade auch (große) Entwicklungsabteilungen durch die sich diese Großkonzerne neu im globalen Wettbewerb positionieren wollen.
Spannend wird allerdings, wie sich der Berliner Senat in Zeiten leerer Kassen in Sachen Wirtschaftsförderung aufstellt. Es gibt ja diverse Boom-Branchen und auch mehrere neu zu entwickelnde Standorte - u.a. Tegel und Cleantech-Park/Marzahn träumen ja auch noch eher ihren Dornröschenschlaf als dass da die Träume und Visionen schon ausgelebt würden. Und nun kommen nochmals gut 220 Hektar Entwicklungsfläche in Buchholz hinzu. Umgekehrt hat u.a. die KI-Branche Bedarf an einem Leuchtturmprojekt angemeldet. Da sind zumindest vorerst wohl weit mehr Potentiale zu heben als Gelder abrufbar. Realistisch betrachtet wäre es daher schon gut und wichtig, wenn der Senat und die betreffenden Bezirke so wenig wie möglich unnötig im Weg stehen - und da gibt es ja schon Ansätze wie die Verwaltungsreform, die von der Wirtschaft sehr wohlwollend verfolgt werden.
Arbeitslosenzahlen sinken leicht - jedoch noch immer über 200.000 sowie nahe 10%
Im November wird die Arbeitslosigkeit offenbar leicht sinken und voraussichtlich noch 9,7% (-0,1%) betragen. Da es zum Januar aber üblicherweise immer erstmal rauf geht, könnten wir zumindest phasenweise nach einigen Jahren auch wieder einmal zweistellige Werte erleben. Auch hier zeigt sich wiederum ein gängiges Muster, wenngleich kein so positives: Die Schere zwischen Elite und Abgehängten bleibt auch in Berlin weit aufgerissen. Durch die jüngere Einwanderung wird das sicher auch erstmal nicht wirklich besser werden.
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Zitat Giffey im Tagesspiegel zum Gewerbegebiet Buchholz-Nord: "Und zu verhindern, dass Unternehmen abwandern nach Brandenburg." Wir reden hier über eine gemeinsame Region Berlin-Brandenburg. Brandenburg hat als Flächenland noch Reserven, was die großflächige Ansiedlung einzelner Unternehmen angeht. Ich kann mich erinnern, dass es auch im Fall Buchholz-Nord mal hieß, dort könnte ein Großinvestor bauen. Jetzt ist Tesla in Grünheide, wie auch andere Unternehemn mit großem Flächenbedarf ins Umland gehen. Derweil wäre die Fläche in Buchholz-Nord, als ehem. Rieselfeld, bestens geeignet für Wohnungsbau. Ebenso könnte UTR mehr Wohnugnen vertragen, Dornröschenschlaf ist nett ausgedrückt für das Gelände. Man denkt hier immer noch nicht das Ganze zusammen, schade.
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Bousset Ich denke schon, dass Berlin auch eigene Entwicklungsflächen benötigt (wobei man sich nicht übernehmen darf, aber durchaus auch noch Reserveflächen in der Hinterhand behalten sollte). Aber grundsätzlich bin ich bei Dir, dass man das zusammenhängender denken und auch so kommunizieren sollte. Berlin und Brandenburg lassen sich nicht gut gegeneinander aber sehr gut miteinander entwickeln. Und gerade bei Tesla fließen vielleicht die Gewerbesteuern nicht nach Berlin. Es sind aber immerhin tausende Industriearbeitsplätze (mW zuletzt gut 60% von inzwischen 12.000 Stellen), die Berlinern Arbeit geben und so zur Einkommenssteuer beitragen (sowie durch die vielen zuvor Arbeitslosen auch Transfergelder senken). Ebenso gibt es sicherlich auch diverse Berliner Dienstleister, Baufirmen, Zulieferer etc. die dadurch direkt profitieren. Man sagt ja, dass durch jeden Industriejob gleich mehrere Jobs im Umfeld neu entstehen - und das dann in dem Fall ganz sicher nicht nur in Brandenburg.
Wenn man schon mal im Maßstab von Jahrzehnten denkt, erwarte ich aber dass auch ohne Länderfusion noch deutlich mehr Verflechtungen entstehen. Falls man wirklich erfolgreich sternförmige Infrastrukturachsen errichtet und diese dann sukzessive stärker besiedelt und bespielt, dann können beide Seiten stark davon profitieren. Schon jetzt zeichnet sich jedoch ab, dass wir beim Thema bezahlbare Mieten nicht mehr groß vorankommen werden und sich die Preise auch im (gut erschlossenen und angeschlossenen) Umland nur nach oben bewegen. Die Antwort können mE also nur bessere Bildungspolitik und Wirtschaftsförderung sein, damit die Menschen sich das auch leisten können. Und genau deshalb müssen neben deutlich mehr Wohnungen eben auch weiter Arbeitsplätze angesiedelt werden. Ebenso wie man mE nicht nur die Flächen bebauen darf, sondern auch stärker auf vertikale Verdichtung setzen muss als zuvor (wobei sich der Trend da aber schon immer mehr abzeichnet und das wird bzw. sollte mE nur der Anfang sein).
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^Und genau passend zu diesen Überlegungen wurde heute eine Studie des IW Köln veröffentlicht, die sich mit der realen Kaufkraft verschiedener Regionen befasst. Dabei wurde das Durchschnittseinkommen (von 2022) genommen und mit den jeweiligen Lebenshaltungskosten verrechnet. Im Ergebnis sind nahezu alle Regionen Brandenburg unterdurchschnittlich kaufstark, was erstmal nicht überraschen wird.
Im Detail wird es dann aber durchaus interessanter, wobei ich leider nicht auf die vollständige Tabelle zugreifen kann und mich auf die bekannten Ausschnitte beschränken muss:
- Die real höchste Kaufkraft Brandenburgs findet man nicht im näheren Berliner Umland, sondern an der Grenze zu Polen im Spree-Neiße-Landkreis (Platz 184 von 401 und damit der einzige überdurchschnittliche Rang). Hier werden zwar nominal auch "nur" 24.249 Euro verdient (Platz 271), durch stark unterdurchschnittliche Kosten (Platz 19) erhöht sich der Wert aber auf real 26.502 Euro.
- Recht gut da steht allerdings auch noch der Landkreis Potsdam Mittelmark, wo hohe Kosten immerhin auch auf hohe Löhne treffen und in Summe eine durchschnittliche reale Kaufkraft erreicht wird (Platz 202/ 401).
- Berlin kommt mit einem eher niedrigen Lohnniveau und sehr hohen Kosten lediglich auf Rang 373 von 401. Das ist mE auch keinesfalls überraschend.
- Deutlich spannender fand ich dagegen, dass gerade die großen Städte Brandenburgs teilweise sogar noch schlechter abschneiden: Potsdam mit nur geringfügig höheren Löhnen aber noch höherem Preisniveau als Berlin kommt sogar erst auf Rang 380 und Frankfurt (Oder) folgt trotz ziemlich günstiger Kosten auf Rang 381.
- Und richtig spannend wird es dann, wenn man auch mal auf andere Großstädte schaut: Frankfurt am Main liegt noch etwas hinter Frankfurt (Oder) auf Rang 389 und Offenbach sogar ganz auf dem letzten Platz 401 - deutlich besser schlägt sich das reiche Frankfurter Umland mit Rang 3! Auch die Kölner (352) und selbst die Hamburger (304) stehen nicht sehr viel besser da als die Hauptstädter. Nur leicht unterdurchschnittlich ist das Kaufkraftniveau dagegen in Stuttgart (220) und sogar überdurchschnittlich in Düsseldorf (131) vor allem aber München (33), die letzteren drei zugleich ja durchaus teure Städte.
- Im Vergleich zu Berlin-Brandenburg ist das Stadt-Land-Gefälle in anderen Regionen deutlich krasser. Das Beispiel mit Frankfurt vs. Hochtaunuskreis (389 vs. 3) hatten wir ja schon. Etwa mit Emden vs. Nordfriesland (393 vs. 4) gibt es aber noch mehr solcher Fälle. Ganz oben in der Liste finden sich dann auch fast ausschließlich Landkreise und mit Baden-Baden nur eine einzige Stadt, während ganz unten nur noch Städte auftauchen.
- Vielleicht auch noch spannend: Die Spitzenreiter haben überwiegend ein etwa durchschnittliches bis (teils deutlich) überdurchschnittliches Preisniveau. Bei den Schlusslichtern liegt das Preisniveau dagegen nur vereinzelt leicht über dem Schnitt, überwiegend aber darunter. In beiden Fällen sind also eher die Löhne ausschlaggebend und weniger die Preise (natürlich etwas vereinfacht gesagt, da beides ja schon immer zusammen hängt).
Also wie oben schon thematisiert: Wir werden den Wohlstand in der Region wohl primär über Bildung und Qualifizierung der Bevölkerung erhöhen können. Die Preise bekommen wir vermutlich vorerst ohnehin nicht mehr in den Griff. Und die guten Jobs sind ja durchaus vorhanden, nur werden sie zumindest bislang noch oft durch extern Kräfte besetzt, die sich auch hohe Mieten leisten können (aber teils trotzdem nur noch schwer eine Wohnung finden).
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Schwarz Gruppe (Lidl, Kaufland) errichtet großes Rechenzentrum in Lübbenau - Boom geht vorerst ungebremst weiter
Die ersten Infos lesen sich analog zum erst kürzlich geteilten Maincubes-Projekt für Nauen: hier wie dort entstehen bis 2027 gleich 6 große Rechenhallen mit insgesamt jeweils enormen 200 MW, reichlich Steuereinnahmen sowie als Fernwärme nutzbare Abwärme für die beiden betroffenen Gemeinden. Allerdings zielt "Digits", die ziemlich ambitionierte IT-Tochter der Handelskette (mit einem inzwischen mittleren vierstelligen Mitarbeiterstab und gesundem Selbstbewusstsein: Wir wollen nicht unbedingt das nächste Google oder Amazon werden. Wenn es passiert, dann passiert es.), wohl auf etwas andere Kunden: Der größte Kunde ist man selbst (genau in Lübbenau betreibt man ja auch schon ein Logistikzentrum), hat inzwischen aber auch hunderte deutsche Mittelständler mit im Boot und macht bewusst Google, AWS und Co Konkurrenz.
Und mal zur Erinnerung: Google entwickelt Brandenburg zu seiner zweiten deutschen Cloud-Region und Amazon bzw. AWS (Amazon Web Services) investiert sogar über 8 Milliarden in neue IT-Projekte um (sowie teils auch in) Berlin. Stand Mai 2024 war bereits absehbar, dass Berlin die Rechenlast bis 2027 von zuletzt knapp 100 MW auf ca. 700 MW vervielfacht. Seither kamen in gut einem halben Jahr neben den gigantischen Amazon-Plänen nun eben auch noch Maincubes und Schwarz' Digits mit kombiniert 400 MW bis 2027 hinzu, sodass man alleine bis 2027 mit bis zu 1,1 GW Rechenlast rechnen darf (pun intended), selbst wenn Amazon bis dahin nichts fertig stellt (was ich bezweifle). Und Amazons rund 8 Mia könnten da bis 2040 nochmals etwa 800 MW drauf setzen. So oder so erleben wir hier einen aberwitzigen Boom. In den ca. 6 Jahren von 2017 bis 2023/2024 hat sich die Rechenlast der Hauptstadtregion schon auf immerhin knapp 100 MW verdreifacht, aber nun explodiert sie wohl in nur rund 3 Jahren um mehr als das Zehnfache(!). Und selbst ohne AWS hätte man bis 2027 deutlich mehr Rechenlast als die aktuell führenden Standorte London, Frankfurt und Co momentan noch aufweisen (aber die wachsen natürlich parallel auch weiter).
Neben der Energiebranche (Wind, Sonne plus Netze und Speicheranlagen) erlebt die Hauptstadtregion vor allem im Umkreis Berlins also gleich noch einen immensen Boom, der neue Infrastruktur und damit auch Wertschöpfung in die Region trägt. Wobei natürlich pro investierte Milliarde deutlich weniger Jobs direkt neu entstehen als beispielsweise bei der Tesla-Fabrik.
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Berliner BIP wächst 2024 womöglich doch um gut 1%
Laut Investitionsbank Berlin ist für das laufende Jahr nun doch wieder ein Jahresendspurt zu beobachten, sodass man bei ca. 1,3% Plus raus kommen könnte (geplant waren mal 2%, zwischenzeitlich sah es aber eher nach 0,X% aus). Nachdem Dienstleistungen und überraschend auch die Industrie ja schon im ersten Halbjahr ziemlich gut im Rennen lagen, erholt sich nun wohl zunehmend auch der Handel (da es mit zunehmendem Konsumklima zusammen hängt, sollte es auch bei der Gastronomie ähnlich aussehen). Zum zuletzt deutlich kriselnden (Hoch-)Bau ist aber leider nichts zu lesen. Hier wäre eine Erholung ebenfalls enorm wichtig.
Für 2025 wird übrigens mit 1,5% Wachstum gerechnet.
Unternehmen können inzwischen immer mehr Dienstleistungen digital abwickeln
Neben den beachtlichen ersten Fortschritten in der Bildungspolitik liefert der Senat nun endlich(!) auch zunehmend an einer anderen wichtigen Baustelle: Firmen können inzwischen immerhin schon gut 80 von über 300 Dienstleistungen der Verwaltung digital erledigen. Bis Ende 2025 soll das dann für sämtliche Dienstleistungen möglich sein (auch bspw. Anerkennungsverfahren für ausländische Berufsabschlüsse, woran aktuell noch sehr viel hakt).
Und der Bürgermeister persönlich verkündet in dem Kontext gleich noch mehr gute Nachrichten: Künftig soll zur Unterstützung einer möglichst zügigen und effizienten Antragsbearbeitung KI eingesetzt und zudem die Zahlung über PayPal schnell und einfach abgewickelt werden können. Man könnte etwas polemisch auch anmerken: Berlin kommt langsam aber sicher in der Neuzeit an.
Außerdem arbeitet man am konsequenten Ausbau schneller Datenwege, einem weiteren Ausbau des Unterstützungsangebotes für Firmendigitalisierung und der Schaffung eines digitalen Zwillings der regionalen Wirtschaft.
In meinen Augen sind das überfällige aber dennoch enorm wichtige Fortschritte, die man absolut nicht unterschätzen sollte. Wenn man das zunehmend auch für die Bürger der Stadt hinbekommt, muss vor allem noch die Verwaltungsreform vorankommen (wobei es da zuletzt auch dank toller parteiübergreifender Kooperation inklusive Opposition erfreuliche Fortschritte gab). Zwar wird das nur einen Teil der lähmenden Bürokratie eindämmen, es sind aber insgesamt immerhin mal einige entscheidende Schritte in die richtige Richtung.
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Da bleibt ja nur zu sagen: Frohe Weihnachten. Übrigens ist die starke Präsens amerikanischer Firmen im Raum Berlin-Brandenburg schon länger auffallend. Bei allem Getöse der künftigen Regierung der USA und den täglichen Meldungen unserer Presse zum Untergang Deutschlands muss es ja doch triftige Gründe für US-Investitionen in Deutschland geben und man kann annehmen, dass die Amis die Investitionssicherheit hier schätzen und ihr Business auch entsprechend verteidigen würden.
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Das "Wunder von Neukölln" - Bezirk im Aufwind
Neukölln hat in der Vergangenheit äußerst selten positiv auf sich aufmerksam machen können. Berühmt-berüchtigt ist der Stadtteil bundesweit ja vor allem für Rekordarbeitslosigkeit und Rütlischule sowie Parallelgesellschaften und arabische Familienclans (siehe Netflix-Serie 4 Blocks).
Inzwischen hat sich aber besonders in Nordneukölln doch einiges getan und es scheint so eine Art Wendepunkt erreicht.
Am auffälligsten und zugleich wichtigsten dürfte wohl das Bauprojekt Estrel-Tower sein, dass man inzwischen aus vielen Ecken der Stadt schon von weitem erblickt.Wenn man sich die offizielle Präsentation des Projektes auf der Webseite und auch die letzten Berichte etwas ansieht, ist hier eine durchaus ambitionierter Versuch der Höherpositionierung sowie Ergänzung/Diversifizierung der bisherigen Geschäftsfelder (Hotel, Kongresse, Events) zu erkennen. Neben gut 520 klassischen Hotelzimmern* werden in insgesamt 1.100 Räumen auch jeweils eine Reihe Serviced Apartments sowie Büros und Coworking-Spaces aber auch exklusive Tagungs- und Eventflächen sowie Spa, Fitness und sogar Gastronomie (Restaurant und Bar) mit Dachterrasse ganz oben im Turm beworben. Das Motto lautet selbstbewusst: "Der Höhepunkt Berlins" - und tatsächlich macht nun ausgerechnet Neukölln die Hauptstadt zur dritten Wolkenkratzer-Stadt Deutschlands nach Frankfurt (obviously) und Bonn (immerhin ein Vierteljahrhundert nach der Wiedervereinigung gewissermaßen ein Treppenwitz der Geschichte).
*Insgesamt liegt man dann übrigens bei weit über 1.600 Hotel-Zimmern und somit Rang 4 in Europa - nach drei Russischen Riesenhotels. Vor den Umplanungen sollten ursprünglich sogar über 700 neue Hotelzimmer entstehen, womit man gar in den Top 3 gelegen hätte.
Im direkten Kontext mit dem Estrel sind auch die Projekte von Klingsöhr (Hohe 9, Shed) und Trockland (DOXS NKLN)am Neuköllner Schiffahrtskanal zu sehen. Kürzlich bin ich im Rahmen einer kleinen Recherche auf einen interessanten Podcast der beiden Projektentwickler gestoßen, in welchem sie die erhoffte Entwicklung etwas näher einordnen:
- Insgesamt entwickeln beide zusammen gut 150.000 m² Nutzfläche und investieren ca. 1,5 Milliarden in ihre Areale!
- Trockland-Mitgründer und CEO Nathaniel beschreibt übrigens u.a. wie er durch entsprechende Gegenleistungen an die Gemeinschaft inkl. bezahlbarer Mieten ca. 50% mehr Nutzflächen als ursprünglich veranschlagt heraus holen konnte.
- Beide betonen übrigens, dass die Zusammenarbeit mit Politik, Wirtschaftsförderung in Neukölln herausragend klappt - gerade auch im Kontrast zu anderen Berliner Bezirken. Hier zögen alle an einem Strang und am Ende würden so auch alle Seiten gewinnen.
- Daneben sei auch unglaublich wichtig, was Streletzki hier über Jahrzehnte an Vorleistungen und auch Überzeugungsarbeit geleistet habe. Das Estrel sei und bleibe daher federführend bei der gesamten Entwicklung.
- Unter anderem die Infrastruktur sei absolut herausragend: Direkter Anleger am Schifffahrtskanal, Güterbahnanschluss, S-Bahn-Ring, demnächst Autobahnanschluss, künftig auch noch Anschluss an eine Fahrrad-Schnelltrasse. Mit Taxi und ÖPNS sei man künftig in kürzester Zeit am Flughafen oder auch am Hauptbahnhof.
- Die Grundstückspreise und auch die Mieten seien etwa im Vergleich zum Ostkreuz noch sehr moderat, zögen nun aber etwas an.
- Zusätzlich sei man wie gesagt auch teils auf den Bezirk zugegangen, um reizvolle Mischnutzungen zu ermöglichen:
Klingsöhr hat neben der ersten Hochschule Neuköllns zugleich auch eine Menge an spannendem Gewerbe anlocken können. Hierzu zählen u.a. eine Berliner Zentrale von Amnesty International aber auch der Umzug der Deutschlandzentrale von Foundever aus Düsseldorf nach Neukölln, die Data Group, We.CONECT sowie das Start-Up (und inzwischen Unicorn) 1,5 Grad.
Trockland baut neben Gewerbe/Büros und innovativer Produktion u.a. auf Gastronomie, Wellness, Galerien aber auch ein Hostel und Kitaflächen.
- Insgesamt würden sich eine Menge Synergien bei den verschiedenen Einrichtungen und Zielgruppen ergeben, wobei auch explizit viele junge Menschen und somit viel Leben in das Areal geholt werde. Trotz vieler Büros soll das Leben hier nicht schlagartig um 18 Uhr enden.
- Neben der Nutzung sei auch die Gestaltung der Flächen eine bewusste Entscheidung und teils Investition gewesen. Beide betonen bewusst das industrielle Erbe und Zugleich die Nähe zum Wasser und der alten (Güter-)Hafeninfrastruktur. Etwa die alten Ladekräne stehen zwar nicht unter Denkmalschutz aber alle wollten sie unbedingt erhalten und integrieren. Und auch die öffentliche Uferpromenade mit dem großen Stadtplatz inkl. Sitztreppen soll eine neue Aufenthaltsqualität ermöglichen.
Spannend finde ich in dem Zusammenhang übrigens, dass man beim Estrel laut oben verlinktem Artikel ursprünglich mal einen reinen Hotelturm mit diversen flankierenden "Flachbauten" geplant hatte. Zum Glück ist es trotz Wegfall von Zimmern (s.o.) dann beim Turm (zzgl. Sockel) geblieben, wobei die Funktionen der geplanten Flachbauten mit integriert wurden, sodass hier ebenfalls Freiflächen für einen kleinen Uferpark gewonnen wurden.
Ein entsprechend betitelter Artikel zum KALLE NEUKÖLLN hat mich dann übrigens zur Überschrift animiert. Was ist nun so ein "Wunder" an dem Projekt? Nun ja: Neukölln zeigt exemplarisch, was man aus einem runter gerockten (zuletzt Ramsch-)Warenhaus noch so machen kann. Für 200 Mio wurde alles komplett umgebaut. Inzwischen sind hier schon 1.000 Büroarbeitsplätze entstanden und es hat sich u.a. die Berliner Code University angesiedelt. Daneben hat ein legendärer Britischer Plattenladen seine Kontinentaleuropäische Dependance bezogen. Daneben gibt es einen innovativen Food Market, wo Spitzenköche an Ständen ihre Gerichte anbieten. Ebenso große Konferenzräume, Sportstudios und eine Konzertlocation. Auf dem Dach gibt es einen schallgeschützten Wintergarten mit mehreren Restaurants, eine große Außenterrasse und auch ein großes Schwimmbecken.
Wer wie ich noch das "Schnäppchenparadies" mit dem hässlichen alten Parkhaus kannte, wird sich wohl verwundert die Augen reiben.
Und vielleicht fühlt man sich auch an das Karstadt-Projekt am Herrmannplatz erinnert. Das scheiterte bekanntlich erst an der Hinhaltetaktik des primär zuständigen Bezirks (Kreuzberg) und dann endgültig an der Pleite des Investors. Irgendwie schon symbolisch für das was Klingsöhr und Nathaniel über Neukölln und andere Bezirke schreiben. Dort blockiert, hier passiert's und wird von der Politik stolz mit gefeiert.
Und zu guter letzt gibt es nun auch endlich Informationen zum Marlboro-Gelände (Quelle Morgenpost Print), also einem bald komplett abgewickelten Fabrikgelände, das nun unter dem symbolträchtigen Titel NLND (offenbar ein Wortspiel aus Neukölln und Neuland) neu entsteht bzw aufersteht:
Ich war eigentlich davon ausgegangen, dass Marlboro komplett raus geht und die Flächen abstößt. Weit gefehlt. Es bleibt nicht nur der Marlboro-Cowboy erhalten, sondern auch der Tabakkonzern. Die Amis wollen hier im Zuge der Konzern-Transformation hin zu Tabakerhitzer & Co neue Produkte entwickeln und auch als Prototypen produzieren.
In 30 Gebäuden plus Gelände sollen auf insgesamt 150.000 m² Startups und Mittelständler sowie Industriepartner angesiedelt und mit einer Prototypenhalle auch wieder eine Art Produktion hochgefahren werden (und Produktion soll auch den Großteil der Flächen einnehmen, gefolgt von Lagern und Büros). Noch in diesem Jahr soll ein großes Bürogebäude neu eröffnet werden. In der höchsten Halle (18m hoch) will ein Filmstudio einziehen und auch ein Spieleentwickler will sich einmieten.
Daneben verhandelt man offenbar auch hier mit (einem) Universitätspartner(n) und plant zudem ein Konferenzzentrum für bis zu 10.000 Menschen!
Für die Öffentlichkeit wird u.a. mitten auf dem Gelände ein großer Marktplatz entstehen, daneben werden auch die Kantinen und ein Café öffentlich nutzbar sein. Wechselnde Märkte und auch Events wie Public Viewing sollen die Menschen anlocken.
Fazit: Mal wieder ist ein Trend zuerst ein Stück weit an mir vorbei gezogen, nur damit er nun so voll einschlägt. Insgesamt werden hier Milliarden investiert und es werden völlig neue Unternehmen aber auch Institutionen und vielfältige öffentliche Angebote angesiedelt. Man merkt dabei mE, dass sich die (Misch-)Nutzungen ähneln. Neukölln wird noch mehr denn je zu einem führenden Tagungsstandort mit recht vielfältigen Angeboten. Aber nach der von Großkonzernen geförderten Free Coding School "Berlin 42" siedeln sich auch immer mehr Bildungsinstitutionen an, gefolgt von Startups und weiteren Unternehmen verschiedener Branchen (mit Fokus auf Tech und Kultur). Aus dem Schulischen Kontext weiß ich zudem, dass inzwischen auch Initiativen wie Maker Labs und Amazon Future Engineer gezielt in Neukölln aktiv geworden sind.
Auch wenn es mE letztlich dennoch kein Wunder ist, sondern einfach gute Standortpolitik: Wenn Neukölln in den kommenden Jahren in den Medien auftaucht, dann vielleicht zunehmend in einem positiveren Kontext als gewohnt. Ebenso wie sich der Estrel Tower "plötzlich" in der Skyline der Stadt aufgetürmt hat. Und meine Hoffnung ist, dass diese Dynamik zum Vorbild wird und schon bald in der ganzen Stadt Schule macht.
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Berlin ist sehr vielfältig und das spiegelt sich im Verhalten der Bezirke wieder. Die Außenbezirke sind nach meinem Eindruck Investitionen ggü. eher aufgeschlossen, als Mitte und X-Berg/Friedelhain. Spandau, Marzahn-Hellersdorf sind auch gute Beispiele und wenn man sich anschaut, was auf dem GOWest-Areal abgeht, kann man nur staunen.
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Bousset Da hast Du grundsätzlich völlig Recht. Ich kann mich beispielsweise noch gut erinnern wie der Spandauer Bezirksbürgermeister damals sagte: "Wenn Kreuzberg Google und BMW nicht will, nehmen wir sie sehr gerne." Allerdings ist dann nie was daraus geworden.
Der Unterschied zwischen Nordneukölln und bspw. Marzahn-Hellersdorf oder aber Spandau ist eben, dass man hier neben erträglichen Preisen und breiter politischer Unterstützung zugleich auch einen zentrumsnahen (sowie flughafennahen) und extrem internationalen Stadtteil hat. In Schmargendorf bei GO West ist es ja etwas ähnlich, wenngleich sicher mit höheren Preisen und etwas weniger international aber dafür natürlich wirtschaftlich ungleich besser eingebunden. Spandau braucht dann eben schon einen starken Anker wie Siemens, damit man da etwas Großes raus holen kann.
Grundsätzlich sollte es sich mE aber keiner der Bezirke leisten, gute(!) Deals mit Investoren auszuschlagen und Projekte im Zweifel zu verhindern statt gemeinsam zu gestalten.
Aber noch ein paar aktuelle Dinge:
Indische Einwanderer Gewinn für alle Beteiligten - Bürokratie nun auch hier zunehmend effizienter
Entgegen einem früheren populistischen Slogans lautet die Devise zunehmend "Kinder plus Inder". Auch wenn im Bildungssektor noch immer viel Luft nach oben bleibt, gibt es weiter großen Druck in verschiedenen Branchen, besonders in den hierzulande traditionell zu wenig geliebten MINT-Fächern. Indien dagegen hat regelmäßig viel und durchaus gut ausgebildeten Nachwuchs, kämpft aber mit einer hohen Arbeitslosigkeit (und freut sich umgekehrt über Auslandsüberweisungen erfolgreicher Auswanderer, die inzwischen über 3% des BIP ausmachen). Neben den Golfstaaten und englischsprachigen Nationen wird nun zunehmend auch Deutschland interessant.
Entsprechend hat man schon bilaterale Kooperationsprojekte gestartet. In manchen indischen Regionen wird jetzt sogar gezielt Deutsch in der Schule unterrichtet und es gibt offenbar auch eine Art "Casting", für wen sich die Auswanderung nach Deutschland lohnen könnte (noch während des Studiums oder aber mit Abschluss).
Wer den Schritt wagt, kann offenbar durchaus mit schnellem Erfolg rechnen. Inder verdienen in Deutschland im Schnitt mehr als alle anderen Nationalitäten inklusive Deutschen aber auch bspw. Amis oder Briten (Median bei 5.390 Euro, 40% mehr als Deutsche und fast 80% mehr als bei allen ausländischen Arbeitskräften kombiniert)! Das ist übrigens in anderen Ländern wie den USA sehr ähnlich.
Und der Bezug zu Berlin? Wie in der Vergangenheit schon geschrieben, zieht es besonders viele Inder in die multikulturelle Hauptstadt (auch, weil hier speziell im Zentrum und in der Wirtschaft sehr viel Englisch gesprochen wird). Laut Statista lagen Inder im vergangenen Jahr mit über 30.000 Menschen bereits auf Platz 8 aller ausländischen Nationalitäten - wie auch in Gesamtdeutschland mit weiter stark wachsender Tendenz (zumal neben Informatikern inzwischen auch u.a. Busfahrer, Pflegekräfte und Mechatroniker angeworben werden, was natürlich die Durchschnittslöhne entsprechend senken wird).
Dabei hilft auch, dass Deutschland die Visa-Verfahren vereinfacht hat und in Berlin jetzt sogar die Einbürgerungen sehr viel schneller und einfacher (digital eben und zudem inzwischen zentralisiert statt in den Bezirken) funktionieren (von ca. 10.000 Einbürgerungen in 2023 auf deutlich über 20.000 in 2024 und voraussichtlich etwa 40.000 in 2025). Besonders bei den besagten Indern dauere es schon jetzt oft nur noch wenige Wochen. Allerdings müssen die Antragsteller seit 5 Jahren rechtmäßig und rechtschaffen in Deutschland leben, Deutsch sprechen, einen Test bestehen und seinen Unterhalt selbst leisten (bzw. bei sehr erfolgreicher Integration und C1 Sprachniveau reichen auch 3 Jahre).
Was macht es mit Berlin, wenn inzwischen eine kleine Mittelstadt an überwiegend sehr gut verdienenden Indern in der Stadt lebt? Jedenfalls hilft es dabei, dass der spendenfinanzierte Sri-Ganesha Tempel, Deutschlands größter Hindutempel, in Neukölln nach langen Jahren bald eröffnen wird. Tatsächlich leben immer mehr wohlhabende Hindus in Berlin und spenden großzügig. Und vielleicht wird es am BER dann ja auch bald mal mindestens eine Direktverbindung nach Delhi oder Mumbai geben? Das wäre nicht nur für Berliner Inder oder indische Berliner reizvoll. Der Indische Markt gilt als großes Wachstumsfeld für den Tourismus.
Tourismus im Aufwind - über 30 Mio Übernachtungen in 2024
Apropos Tourismus: In 2024 hat Berlin erstmals wieder die Marke von 30 Mio Übernachtungen übertroffen - und das schon vor Weihnachten und Neujahr. Zuvor war das erstmals 2015 gelungen und dann bis auf den Rekord von 2019 mit gut 34 Mio Übernachtungen angestiegen. Zumindest hier sind die alten Zahlen (und damit sicher auch bald die Diskussionen über "zu viele" Touristen) also schon fast wieder erreicht. Zumindest für 2025 wird aber gerade bei internationalen Gästen nur geringes Wachstum erwartet, auch wegen der steigenden Flugpreise.
Zalando schluckt About You mit Scayle
Der Schritt war schon länger erwartet worden. Die Otto-Tochter About You war erst vor ein paar Jahren mit einer Marktkapitalisierung von rund 4 Milliarden an die Börse gegangen und hat seither trotz Wachstumskurs (aber mit fehlenden Gewinnen) deutlich an Wert verloren, sodass Zalando nun mit gut 1 Milliarde an liquiden Mitteln einen großen Wettbewerber mit teils ergänzendem Profil günstig übernehmen kann. Aber auch About You ist wohl froh über die Fusion, die nicht als feindliche Übernahme sondern einvernehmlich und strategisch abgestimmt ablaufen wird.
Während Zalando vor allem beliebte Marken abdeckt, zielt About You auf jüngere Kunden mit Affinität zu Influencern. Ähnlich wie die aufstrebenden chinesischen Konkurrenten will man dort zudem künftig on demand Fabriken anwerfen (statt in China aber in Portugal oder der Türkei sowie hoffentlich mit etwas besserer Qualität) und so Trends bzw. Hypes bedienen.
Auch wenn Zalando anders als About You schon seit längerem profitabel arbeitet, erwartet man sich neben einem wachsenden Umsatz auch deutliche Synergien von rund 100 Millionen pro Jahr. Bei den Umsätzen in jeweils 25-30 europäischen Märkten steht man insgesamt bei 12 Milliarden, allein im Deutschen Markt bei etwa 4 Milliarden (große Konkurrenten sind hier u.a. Otto mit 4,5 Milliarden, H&M mit rund 3 Milliarden sowie zunehmend auch Shein mit nunmehr schon 2 Milliarden).
Außerdem haben die Hamburger mit Scayle eine interessante und sehr profitable Plattform geschaffen, über die inzwischen auch klassische Firmen wie Deichmann, Fielmann oder der Fanshop von Manchester United ihre Produkte absetzen. Diese gilt sogar als eins der potentiellen Hauptziele der Fusion und wird künftig in Zalandos eigene App integriert (oder auch umgekehrt).
Quellen: Gründerszene, Capital, Manager Magazin, Wirtschaftswoche, Tagesschau
Neue Satellitenfabrik in Berlin bedient mit innovativem Produkt Boommarkt
Einen etwas kleineren und inzwischen doch kometenhaften Aufstieg erlebt das Start-Up Berlin Space Technologies (kurz BST), eine Ausgründung von TU Studenten. Die Berliner gelten als Experten für unschlagbar preiswerten aber zugleich flexiblen und vielseitigen Satellitenbau und erreichten neben verschiedenen Auszeichnungen inzwischen auch aus anderen Gründen Bekanntheit: Sie haben den ersten kommerziellen Satelliten Indiens in die Umlaufbahn gebracht und dort auch bereits eine große Kooperation inklusive Fertigungsanlage am Start.
Inzwischen ist mit OHB jedoch auch ein großes Bremer Raumfahrtunternehmen eingestiegen, sodass die Satelliten bald in einer neuen Fabrik in modularisierten Großserien zu hunderten und irgendwann 1.000 oder mehr entstehen werden. Dafür wurde ein alter Berliner Baumarkt für 15 Millionen zu einer Produktionsanlage um- bzw. ausgebaut, die potentiell sogar bald die größte Satellitenfabrik Europas darstellen könnte. Zudem soll sich die Mitarbeiterzahl bald von 50 auf 100 verdoppeln. Die Umsätze von aktuell 5 Millionen werden sich absehbar vervielfachen.
Berliner Hersteller von E-Lastenrädern "Onomotion" gerettet und auf Wachstumskurs
Gute Nachrichten gibt es auch für einen Berliner "Brot-und-Butter-Betrieb". Die insolvente Produktionsfirma von E-Lastenbikes Onomotion wird nicht nur übernommen, sondern soll nun sogar ordentlich wachsen. Daher werden auch alle Mitarbeiter übernommen. Durch die Integration in einen größeren Mobilitätsanbieter sollen die Lastenräder optimiert und neben Bestandskunden wie Hermes und Mediamarkt-Saturn zudem auch neue Kunden und Märkte erreicht werden.
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Zur Info: Ich habe mich (in meiner Funktion als Moderator) entschieden, die Beiträge zum Fall Gelbhaar als eigenen Thread in den BoS zu verschieben. Edit: Nachträglich in die allgemeine Lounge.
Das Thema ist absolut interessant und diskussionswürdig (daher kommt es auch nicht in den Papierkorb), ist für den eigentlichen Sinn dieses Threads und Forums aber doch zu sehr OT.
Der BoS ist auch kein Verbannungsort, Pranger oder Straflager, sondern eben auch ein Platz für die verschiedensten OT Themen.