Wirtschaft, Politik, Forschung, Gesellschaft

  • Und zum Abend noch eine gute Nachricht:


    Siemens Mobility zieht mit 1.200 Mitarbeitern nach Adlershof

    Die Morgenpost berichtet über eine offenbar kürzlich getroffene Standortentscheidung und schreibt zudem etwas von Entwicklern, die künftig aus Adlershof agieren sollen. Es solle um die "Digitalisierung der Schiene" gehen. Alle sonstigen Details liegen leider hinter der Bezahlschranke und bislang konnte ich auch nirgendwo sonst etwas finden. Siemens Mobility ist übrigens aber auch schon in Berlin aktiv ist, Hauptsitz ist dagegen München.

  • Ich traue mich die Diskussion (an der ich mich auch viel und mit vielen lautstark beteiligt habe) abzuschließen.

    Die Impfpflicht wurde im Bundestag abgelehnt.

    Als Ergebnis sieht man, es gibt nicht nur eine Seite die Recht hat und die andere, die in die Schmuddelecke verdammt gehört. Auf der anderen Seite ist dies nun ein sauberer demokratischer Schnitt, der der ersten Seite gefallen muss, da sie immer auf die Rechtschaffenheit unseres Systems verwies und der zweiten Seite, da zu viel Vertrauen in diese Rechtschaffenheit unseres demokratischen Systems verloren ging (gehöre ich teilweise auch dazu).

    Aus meiner Sicht ein guter Tag für Deutschland, für unsere Demokratie, für die Freiheit bzw. Selbstbestimmung und für unser aller Zusammenleben. Den demagogischeren Teilen beider Seiten (!) wurde heute eine notwendige Antwort gegeben.

    Meinungspluralismus ist eine schwierige Sache, denn es erfordert das Aushalten der Meinungen und Standpunkte anderer, auch wenn sie einem selber gegen den Strich gehen. Mögen wir alle täglich daran arbeiten!

  • Ich sehe auch zwei Lager.


    1. Leute die einfach nur Architektur und Stadtentwicklung anschauen wollen, aber alle 2 Wochen vollkommen anlasslos Postings vom politisch rechtsgeneigten Internet-Mob aufgedrängt bekommen, die sich verschwörerischem Vokabular bedienen und sich an irgendwelchen Feindbildern abarbeiten (die Grünen, die Linken, die SED, die Eliten, die Systemmedien).


    2. Leute die meinen ihre langweiligen und profanen Weltbilder ständig anderen Leuten anlasslos aufdrängen zu müssen.


    Aber wir haben ja einfache eine Lösung in diesem Thread gefunden: Lager 1 schaltet die Mitglied von Lager 2 auf Ignorieren und kann dann ein Architekturforum als Architekturforum nutzen.

  • K-1 Man sollte der Vollständigkeit halber schon erwähnen, dass auch die Anträge der Union, von Teilen der FDP und von der AfD abgelehnt wurden. Es wird also zwar absehbar keine Impfpflicht geben, ebenso wenig wurde eine solche aber umgekehrt kategorisch ausgeschlossen oder aber ein flexibler Ansatz mit klar definierten Voraussetzungen für das Einleiten entsprechender Handlungsschritte beschlossen. Im Grunde hat man sich also nur geeinigt, sich vorerst noch nicht zu einigen - analog zu unserem kleinen Subthread hier. Generell bleibt die Verantwortung durch das Zurücktreten des Bundes zunehmend bei den Ländern und vor allem beim Individuum hängen. Wenn die aktuelle Konstellation mit den niedrigen Zahlen so bleibt, ist das mE auch unproblematisch und sollte hoffentlich mittelfristig zur allgemeinen Entspannung beitragen. Für Berlin mit seiner aktuell wirklich guten Ausgangslage bin ich aufgrund der internationalen Trends auch zuversichtlich, dass es selbst mit der absehbaren Rückkehr des Reisetourismus und dem Herbst so bleiben könnte. Wie es wirklich kommt, werden wir dann ja erleben.


    GeorgSchimmel Ich fühle mich keiner Deiner beiden Schubladen zugehörig. Zudem gibt es für Architektur und Stadtentwicklung doch hunderte Hauptthreads im eigentlichen Forum. Für den Zusammenhang zum großen Ganzen (aka Wirtschaft, Politik, Forschung, Gesellschaft) gibt es dagegen genau diesen einen Subthread in der Lounge, den man entsprechend schon aktiv (auf-)suchen muss. Dass sich Dir dieser regelrecht aufdrängt, obwohl Du eigentlich gar kein Interesse daran hast und gerade kontroverse Einlassungen lieber ignorieren würdest, erscheint mir ehrlich gesagt etwas merkwürdig bzw. unauthentisch. Ebenso wie Deine erneute Keulenschwingerei als direkte Reaktion auf die recht versöhnlichen Töne des Vorredners mE irgendwo zu Deinem eigenen Stichwort "anlasslos" passt. Das ist dann jedenfalls schon reichlich "lautes" Ignorieren. Aber es scheint ja immerhin zu gefallen und ich muss es letztlich auch nicht verstehen.

  • Netto Deutschland verlegt Firmensitz nach Berlin


    Bis Ende 2023 will Netto Deutschland (die Handelskette mit dem "Hunde-Logo"; nicht zu verwechseln mit Netto Marken-Discount) seinen Hauptsitz von Stavenhagen (MV) nach Berlin in den TechnoCampus in Spandau verlegt haben.


    Dafür werden die beiden Verwaltungsstandorte Stavenhagen und Wustermark komplett in Berlin zusammengezogen. Die beiden Logistikzentren an den bisherigen Standorten werden aber unverändert Weiterbetrieben. Berlin wird dadurch Firmensitz für ein Unternehmen mit aktuell knapp 6.000 Mitarbeitern.


    Meldung in der Berliner Morgenpost: https://www.morgenpost.de/bezi…-nach-Charlottenburg.html und im Tagesspiegel: https://www.tagesspiegel.de/be…rlottenburg/28240618.html

  • ^Zu Netto gibt es mehr Infos in der Zeit. Demnach werden 125 Mitarbeiter von zwei etwa gleich großen Standorten in Berlin zusammengezogen. Berlin liege zentraler und sei dort leichter, die gesuchten neuen Mitarbeiter zu gewinnen. In Charlottenburg solle ein "Techno-Campus" entstehen. Für das Mecklenburgische Stavenhagen geht damit ein wichtiger Steuerzahler verloren, was man natürlich nachvollziehen kann. Der Konzern machte jedoch deutlich, dass der Hintergrund wirklich in der Expansion und Weiterentwicklung liegt. Kosten oder Arbeitsplätze werden nicht eingespart, zumal die Geschäftsentwicklung positiv sei.


    Es gibt aber auch noch weitere aktuelle Entwicklungen:


    Flugbereitschaft der Luftwaffe kommt komplett nach Schönefeld

    Damit geht man noch über bisherige Planungen hinaus und nimmt auch die gesamte Führung und alle Stabselemente mit. So soll es künftig keine energieintensiven Leerflüge und auch keine sonstigen Reibungsverluste mehr geben. Die Flugbereitschaft hat insgesamt 1.200 militärische und 100 zivile Angestellte.

    Quelle u.a. rbb24


    Regierung eröffnet GovTech-Entwicklungshub in Berlin

    Kritische Stimmen sagten schon länger, wenn das Deutsche Verwaltungssystem ein Unternehmen wäre, wäre es längst pleite. Das hoch digitalisierte Dänemark hat Deutschland sogar schon einmal Nachhilfe anbieten wollen, da man sich um die strategische Entwicklung des wirtschaftlich eng verbundenen Nachbars sehr sorge. Jetzt lernt der Staat offenbar von der Wirtschaft und siedelt in Berlin ähnlich wie schon viele Unternehmen ein Entwicklungszentrum für die digitale Transformation an. Zu den Initiatoren gehören u.a. Bundesregierung, Bundesfinanzministerium, Auswärtiges Amt sowie die Bundesländer Hessen und Hamburg. Aber auch andere Bundesländer und auch Unternehmen beteiligen sich. Generell sucht man gezielt die Nähe zur entwicklungsfreudigeren Digitalwirtschaft - direkt im gleichen Komplex ist auch der Campus für Künstliche Intelligenz ansässig. Wenn disruptive Innovatoren auf ein riesiges und extrem träges, beharrliches System treffen, darf man natürlich auf den Ausgang gespannt sein.

    Quelle Tagesspiegel

    Quelle Handelsblatt (mit Bildern des Komplexes)

    Tagesspiegel mit Hintergrundinfos zum KI-Campus


    Auch Siemens Energy investiert in Berlin

    Kürzlich bin ich zufällig auf einen Artikel aus 2018 gestoßen, wonach Siemens Mobility vor 4 Jahren noch gut 80 Mitarbeiter in Adlershof hatte. Jetzt werden es wie oben geschrieben ganze 1.200 werden. Dagegen steht Siemens Energy ja vor einem groß angelegten Umzug nach Berlin. Allerdings wird vor Ort auch schon lange entwickelt und produziert. Die riesigen in Berlin produzierten Gasturbinen zählen bereits jetzt zu den stärksten und effizientesten der Welt. Jetzt werden 30 Mio investiert, damit künftige Turbinen auch komplett mit Wasserstoff betrieben werden können. Zudem sollen leistungsfähige Elektrolyse-Zellen produziert werden. Die Produktion soll zu 100 Prozent über erneuerbare Energien angetrieben werden und somit unabhängig von fossilen Brennstoffen sein.

    Quelle efahrer.chip.de


    Bund macht weitreichende Finanzierungszusagen für Ukraine-Flüchtlinge

    Und auch bei der Finanzierung der Flüchtlingskrise sieht es nun deutlich besser aus für Berlin. Unterbringung, Versorgung und Integration der Menschen werden nun zu großen Teilen vom Bund unterstützt. Auch die gesamten Verfahren laufen somit stärker über Bundesbehörden ab und entlasten somit deutlich die Berliner Behörden. Frau Giffey zeigte sich hoch erleichtert und denkt, dass die Integration der Geflüchteten so deutlich schneller und erfolgreicher ablaufen kann.

    Quelle Sueddeutsche Zeitung

  • ^ / ^^ Danke für die vielen interessanten Infos!


    Mal zur geografischen und DAF-bezogenen Einordung:


    Das Gebäude des Techno-Campus, in das netto einzieht, befindet sich - wenn auch knapp - in der Spandauer Siemensstadt, auch wenn Mopo, Tagesspiegel & Co hartnäckig von Charlottenburg reden. Ist aber auch genau an der Bezirksgrenze. Die Gebäude sind weitgehend fertiggestellt, aber noch nicht bezogen. In diesem Beitrag wurden sie zuletzt im DAF gezeigt. Lage siehe DAF Karte.


    Der KI-Campus bzw. Govtech Campus ist demnach der neue Gebäudekomplex, der im DAF unter den Namen „Enter Berlin“ läuft. Jetzt weiß ich auch endlich, wass dort angesiedelt wird. Lage siehe DAF Karte. Die Verortung „am Nordbahnhof“ im Tagesspiegel-Artikel von 2020 ist etwas weiträumig ausgelegt, aber nun gut. :)

  • Passend zum Wetter gibt es aktuell eher positive und hoffnungsvolle Signale:


    Exporte und Tourismus auf oder über Vorkrisen-Niveau - mehr Steuereinnahmen im 1. Quartal 2022 - Ausblick ungewiss

    Nachdem das Berliner BIP bereits 2021 schon fast wieder das Vor-Corona-Niveau von 2019 erreicht hat, gilt dies inzwischen sogar wieder für den leidgeprüften Tourismus und damit vermutlich auch für zahlreiche weitere Betriebe in Einzelhandel, Gastronomie und Kultur. Zumindest aktuell könnte man anhand der Buchungen fast meinen, es habe sich nie etwas verändert. Gerade auch das Ende der Corona-Maßnahmen wirkt sich offenbar zunehmend aus. Allerdings kommen die Gäste momentan anteilig stärker aus dem Inland als gewohnt. Zudem fehlen weiterhin noch Messen und Kongresse.

    Noch besser sieht es bei den eigentlichen Exporten aus (Tourismus wirkt volkswirtschaftlich ja ebenso wie ein Exportgut). Hier lag man 2021 bei 15,8 Mia Euro oder ca. 3,5-4 Prozent über dem Wert von 2019 (15,2 Mia). Russland als Exportpartner lag übrigens auf Platz 11 bei einem relativ überschaubaren Volumen von 385 Mio oder zwischen 2 und 3 Prozent des Gesamtvolumens. Auch wenn dieser Wert einbrechen dürfte und die Folgen der Sanktionen auch die Berliner Industrie treffen werden, rechnet man aktuell noch mit einem erneuten Wachstum von rund 3 Prozent.

    Erfreulich ist zudem, dass Berlin zumindest im ersten Quartal 2022 mehr Steuern als im krisengeprägten Vorjahresquartal einnehmen konnte (7,6 Mia statt 6 Mia!). Unklar bleibt freilich, wie sich die Gesamtlage durch den Krieg weiter entwickelt. Beim BIP rechnet man statt 4,6 Prozent nur noch mit 1,8 Prozent Wachstum und bei den Steuern mit rückläufigen Einnahmen.

    Quelle rbb24

    Quelle Sueddeutsche Zeitung

    Quelle Sueddeutsche Zeitung (2)


    Berliner Wirtschaft kann relativ gut auf Russische Energieimporte verzichten - Berlin als Ganzes strebt zunehmende Unabhängigkeit an

    In Berlin entfallen lediglich 20 Prozent der Gasanschlüsse auf die Wirtschaft. Das sei im Vergleich zu anderen Bundesländern eine eher niedrige Quote. Zudem sei die Bedeutung Russlands für den Gasimport bereits insgesamt rückläufig: Von 55 Prozent in 2021 kam man auf zuletzt 44 Prozent und bis Ende des Jahres nach Plan dann sogar nur noch 30 Prozent. Beim Rohöl lag man bislang auf 35 Prozent und will diesen Wert bereits bis Mitte des Jahres halbieren sowie bis Ende des Jahres komplett unabhängig von Russland sein. Bei der mW weniger bedeutsamen Steinkohle lag man bei 50 Prozent. Hier werden keine Ziele genannt.

    Quelle rbb24


    Knapp 2 Wochen nach Corona-Lockerungen weiter keine Verschärfung der Lage

    Man sagt ja, dass Corona-Maßnahmen nach ca. 2 Wochen ihre volle Wirkung zeigen. Zumindest bislang sieht der Trend seit den Berliner Lockerungen vom 1.4. weiter gut aus. Die gemessene Inzidenz fällt weiter auf aktuell rund 600, die Krankenhausinzidenz liegt trotz leichtem Anstieg noch immer auf extrem niedrigem Niveau mit knapp 3 Prozent (RKI-Wert) und die Auslastung der Intensivstationen mit Corona-Patienten bei gut 9 Prozent (und wohlgemerkt: Das sind bereits sämtliche Patienten mit positivem Corona-Test, unabhängig davon weshalb sie im Krankenhaus liegen). Die Todesfälle fallen auf nur noch 0,57 und auch da zählen Nebendiagnosen schon mit rein.

    Quelle RKI-Datenbank zu den Corona-Trends


    Unklare Datenlage mit zuletzt langsamer steigendem Trend bei den Ukraine-Flüchtlingen

    Aktuell kommen wohl ca. 3.000 Flüchtlinge täglich in Berlin an. Davon werden nur einige hundert direkt an andere Bundesländer weiter verteilt. Insgesamt werden es also immer mehr Menschen. Auch wenn nicht alle davon bleiben sollen, wird inzwischen mit bis zu 100.000 längerfristig bleibenden Menschen gerechnet, zumal sich die Lage in der Ukraine noch weiter verschärft (die frühere Schätzung von 50.000-100.000 sei aber noch aktuell). Inzwischen gibt es bereits 44.000 offizielle Anträge auf Aufenthaltstitel in Berlin. Die Unterkunft ist bislang nicht das größte Problem. Die Notreserven an der Messe etwa wurden bislang nicht aktiviert. Dagegen werden immer mehr Kinder in den bereits gut ausgelasteten Kitas und Schulen angemeldet - mit stark wachsendem Trend. Aufgrund der angespannten Personaldecke ist das nur über freiwilliges Engagement aufzufangen - sowie auch die verfügbaren ukrainischen Lehrkräfte und Erzieher.

    Quelle rbb24

    Quelle Berliner Zeitung

    Quelle Tagesspiegel

    Quelle Morgenpost

  • Mal wieder ein paar Updates:


    Immer mehr Corona-Maßnahmen laufen aus, Zahlen steigen auf niedrigem Niveau nun wieder leicht an

    Am 9. Mai soll nun offenbar doch auch in Berlin die Testpflicht in Schulen und Kitas fallen (so wie bei den meisten Bundesländern mit teils deutlich höheren Zahlen). Die Kitas wissen wohl schon Bescheid, bei Schulen gab es nur eine inoffizielle Bestätigung. Die Verkürzung der Quarantänen ist nun ja doch noch nicht beschlossen worden, wird aber vermutlich auch bald kommen. Somit gibt es primär noch im ÖPNV sowie im Gesundheitssektor selbst deutliche Maßnahmen. Zumindest bislang (nach knapp 4 Wochen) zeigt sich auch weiter keine Zuspitzung der Lage. Die Inzidenz und die Positivrate der Tests sind leicht gestiegen, die Covid-Auslastung der Krankenhäuser bleibt aber nahezu stabil auf vergleichsweise sehr niedrigem Niveau (und da zählen die anteilsmäßig gestiegenen Nebendiagnosen weiterhin schon mit rein). Immerhin ein Bereich, wo man zunehmend aufatmen kann.

    rbb24

    rki


    58.000 Ukraine-Flüchtlinge in Berlin - Integration beginnt, weiterhin Probleme mit Ausbeutung

    Inzwischen sind laut Senatsangaben rund 58.000 Ukrainische Flüchtlinge in Berlin untergekommen mit verlangsamt ansteigendem Trend. Aktuell kommen "nur" noch zwischen 1.800 und 2.000 Flüchtlinge täglich am Berliner Hauptbahnhof an und gehen dann teilweise weiter in andere Bundesländer. Nun geht es vor allem um eine schnelle Integration der Menschen. Die Kinder gehen zunehmend in Kitas und Schulen, die Mütter erhalten Deutschkurse. Junge Leute mit mindestens 11 Schuljahren können sogar hier studieren, bestehende Studenten weiterstudieren. Zudem erhalten die Menschen eine schnelle Arbeitserlaubnis, da hat man zum Glück aus früheren Krisen gelernt. Leider werden aber offenbar auch schon mehrfach Ukrainerinnen (meist sind es ja Frauen) ausgebeutet, indem sie ohne richtigen Arbeitsvertrag angestellt und unangemessen beansprucht sowie entlohnt werden. Bleibt zu hoffen, dass das Ausnahmen sind und bleiben werden. Normal muss und sollte sich natürlich niemand darauf einlassen.

    Tagesspiegel

    Berliner Zeitung


    Poker um Brennstoffe betrifft auch Deutschland und Berlin - Lage noch stabil

    Nur zwei Wochen nach dem letzten Beitrag hat sich das Thema Brennstoffversorgung deutlich verschärft. Zwar wird Deutschland weiter stabil beliefert und auch die Speicher haben sich zuletzt etwas weiter gefüllt. Allerdings hat Russland mit dem Lieferstopp an Polen und Bulgarien auch anderen Ländern ein Warnsignal gegeben (mit den Deutschen Waffenlieferungen wird die Zündschnur womöglich noch kürzer werden). Und während die Abhängigkeit beim Öl bereits überraschend bald komplett vorbei sein soll, läuft die Absicherung beim Gas erst sehr langsam und schwierig hoch. Durch die Hintertür wird schon immer mehr zum Energiesparen geraten, die Berliner Schwimmbäder wollen die Becken weniger heizen usw. Ich befürchte, da könnte einer der entscheidenden Druckhebel liegen - gerade Berlin hat traditionell stark auf Gas gesetzt (wie oben geschrieben weniger die Industrie aber dafür die Privathaushalte). Es werden schon viele Lösungsansätze versucht aber die werden Zeit benötigen.

    Tagesspiegel (zur gesamtdeutschen und -europäischen Lage)

  • Immer mehr Kapital fließt nach Berlin - und die erste Bank reagiert

    Laut der Commerzbank steht Berlin bei den nationalen wie internationalen Vermögenden immer höher im Kurs. So leben immer mehr Einkommensmillionäre in der Stadt (2018 waren es bereits fast 1.000 und damit doppelt so viele wie nur wenige Jahre vorher). Außerdem hat Berlin für die Vermögenden wohl inzwischen deutschlandweit den attraktivsten Immobilienmarkt und die interessanteste StartUp-Szene für Wagniskapital, sodass sie ihr Kapital auch gerne vor Ort anlegen. Manche Vermögende nehmen beim Umzug sogar gleich das eigene Familienunternehmen mit. Deshalb verlegt die Commerzbank ihre Abteilungen für die Betreuung von Hochvermögenden und Family Offices von Frankfurt in die Hauptstadt. Auch Teile der Abteilungen für Strategie und für Kommunikation werden mit umziehen. Insgesamt handelt es sich wohl um 20 Jobs. Berlin wird offenbar immer mehr zu teurem Pflaster - mit allen Vor- und auch Nachteilen. Zumindest für den BER dürfte diese zunehmende Ballung an privatem Kapital allerdings nur positiv sein. Da hängt ja sicher eine ganze Menge mit dran.

    Tagesspiegel


    BMW bringt neuen E-Scooter mit Behördenversion heraus

    Künftig wird die Berliner Polizei auch einen flinken und praktisch lautlosen E-Scooter des Berliner BMW-Werks in Spandau nutzen können. Die Behördenversion des Vorgängers wurde dagegen nur nach Südeuropa exportiert. Schön, dass man Hightech aus Berlin dann auch öfter mal in Berlin im Stadtbild beobachten kann. Das heißt für Berliner Raser ist es wohl eher eine schlechte Nachricht: Der flinkte Scooter kann nämlich nicht nur die eigene Geschwindigkeit messen, sondern auch die anderer Fahrzeuge.

    Morgenpost

  • Charité, Bayer und Senat planen Zentrum für Gen- und Zelltherapie. Forscher und Verwerter sollen nach Bostoner Vorbild langfristig strukturell integriert werden.

    Ein Zentrum in Berlin für die Medizin der Zukunft - Berliner Morgenpost


    Pressezitat gelöscht. Bitte Richtlinien für das Einbinden fremder Texte beachten. Danke


    Mal so generell: Kann es sein, dass sich für die Metropolenregion derzeit ein enormes wirtschaftliches Momentum entwickelt? Man ist es ja gewöhnt, dass man sich in Presse und den Sozialen Medien ausgiebig in Negativschlagzeilen über Berlin suhlt. Wenn man dann mal diesen Thread durchscrollt, wird einem gleich ganz schwindelig...

  • ^Und ich wollte auch gerade einige gute Nachrichten teilen. Die schlimmen Nachrichten aus aller Welt bekommen wir ja momentan gratis geliefert und das leider nicht zu knapp.


    Hier also ein paar erfreuliche - und ganz im Sinne des Vorposters teils durchaus überraschende - Dinge:


    Corona-Ampel für Belegung der Intensivbetten springt erstmals seit Sommer 2021 auf grün

    Auch nach Wegfall der Maßnahmen entspannt sich die Lage eher weiter. Gerade beim besonders wichtigen Indikator der Belastung der Intensivbetten ist der Wert nun sogar unter die 5 Prozent gerutscht (in der Vergangenheit waren es teilweise 25 Prozent, von denen zudem anteilsmäßig deutlich mehr wirklich wegen Covid im Krankenhaus lagen). Zumindest nach dem RKI-Wert müsste zudem auch die Hospitalisierungs-Inzidenz als Ganzes auf grün liegen (wenn man nur Covid als Hauptdiagnose zählen würde, umso mehr). Ich hoffe, dass es jetzt auch der Berliner Senat endgültig einsieht, dass die Lockerungen nicht verfrüht oder überzogen waren. Zumindest sind mit Hamburg und Schleswig-Holstein nun auch die letzten Bundesländer am Nachziehen.

    Berliner Zeitung


    Bald gibt es ÖPNV nebst Bahnfahrten bis an Nord- und Ostsee sowie nach Bayern für 9 Euro im Monat

    Berlin liegt zwar noch immer nicht am Meer oder in den Bergen, bald kann man aber immerhin sehr erschwinglich in 2-3 Stunden in Stralsund, Rostock oder Warnemünde sein. Oder in ähnlicher Zeit in Leipzig oder in der Sächsischen Schweiz. In gut 4 Stunden ist sogar Hamburg zu erreichen. Für München oder Köln dauert es dann schon deutlich länger, sodass sich dort mE weiter eher der ICE anbietet. Theoretisch ist aber auch das möglich. Wohl dem, der zwar wenig Geld aber dafür genügend Zeit zum Reisen hat (und notfalls auch volle Züge abkann). Ich finde, das ist eine wunderschöne Sache, die hoffentlich vielen buchstäblich neue Horizonte eröffnet und willkommene neue Reize bei den inzwischen doch recht vielen harten Jahren. Aber auch für die Heimbleibenden gibt es jetzt mal eine schöne Nachricht (s.u.).

    Morgenpost


    Berliner Skyline international erstaunlich beliebt - Länge doch nicht alles?

    Während wir im Forum ja viel klagen und sich einige am liebsten eine kleine Kopie von Manhattan oder wenigstens Mainhattan wünschen, sieht das international womöglich doch anders aus. Eine britische Firma hat Instagram-Einträge zu verschiedenen Skylines ausgewertet und festgestellt, dass die Berliner Stadtlandschaft überraschenderweise sehr gut dabei wegkommt. Direkt nach Dubai lag Berlin sogar bei der zweitbesten Like-Quote (i.e. den zweitmeisten Likes pro Skyline-Bild). Auch die subjektiven Touristen-Beschreibungen Berlins seien ziemlich euphorisch, denn auch der Ausblick von vergleichsweise geringen Höhen werde hier immer wieder enorm gefeiert. Einige hier hatten ja schon diesbezügliche Vermutungen geäußert, dass man auch ohne Spitzenplatz im globalen Höhenwettlauf zufrieden(er) sein könne, aber schön es auch mal statistisch bestätigt zu sehen. Wobei es natürlich nicht um ein Ranking ging und ich einfach mal vermute, dass die meisten Touristen schon vor Reiseantritt wissen, wonach sie suchen und was sie nicht erwarten können. Immerhin liegt Berlin in der Gunst der Besucher inzwischen aber wieder ziemlich hoch.

    Berliner Zeitung

  • Bugatti Rimac siedelt Deutschlandtochter mit Design- und Entwicklungsstudio in Berlin an

    Der kroatisch-französische Nischenhersteller hat für den sogenannten Innovation-Hub sogar eine eigene deutsche Tochtergesellschaft eingerichtet. Dort sollen Designer und Ingenieure neue Modelle entwerfen und in Abstimmung mit der Hauptniederlassung in Zagreb auch mit entwickeln. Berlin sei ein Standort mit vielen kreativen und innovativen Menschen und gerade bei Kunst und Design gut etabliert. Daher sollen "neue Technologien" und die optische Identität der Autos hier mit geprägt werden. Der Artikel beschreibt die Ansiedlung als weiteren Beleg, dass die Hauptstadtregion nicht zuletzt seit der Tesla-Ansiedlung immer mehr Bedeutung als Automobilstandort entwickelt und entsprechend große Anziehungskraft auswirkt. Schon davor sei es der einzige Standort gewesen, an dem gleich alle großen deutschen Autokonzerne bedeutsame Abteilungen unterhalten. Mit Tesla komme der einflussreichste Autohersteller der aktuellen Stunde noch dazu und nicht nur viele Zulieferer suchen schon engagiert nach Grundstücken.

    Quelle Business Insider


    Tesla plant schon wieder Expansion - Logistikflächen mit Güterbahnhof geplant - theoretisch bis zu 2 Mio Autos pro Jahr möglich

    Apropos Tesla. Der US-Konzern sorgt aktuell schon wieder für viel Aufsehen, weil man zu den bestehenden 300ha noch 100ha zusätzlich erwerben will. Auf der Erweiterungsfläche sollen ein eigener Güterbahnhof sowie Lager- und Logistikflächen entstehen. Spannend dabei ist, dass auf dem aktuell bestehenden Areal theoretisch noch Platz für 3 weitere Fabrikanlagen mit identischem Volumen wie beim Bestandsbau existieren. Da dieser immerhin ein Volumen von 500.000 Autos pro Jahr bringt, wären am Standort theoretisch bis zu 2 Mio Autos pro Jahr möglich. Tatsächlich soll es schon länger den Plan geben, die Kapazität zunächst auf 1 Mio Fahrzeuge zu verdoppeln. Sogar über die mögliche Vervierfachung auf 2 Mio wird schon länger spekuliert (das würde dann eine der größten Fabriken Deutschlands bedeuten und bis zu 40.000 Angestellte erfordern). Dass man die 300ha frei halten und für zusätzliche Funktionen im Umkreis expandieren will, klingt zumindest nach einer entsprechenden Perspektive. Das Geld hätte Tesla bekanntlich und auch in China liegt man inzwischen schon bei 1 Million Kapazität. Bei den Genehmigungen wird es sicher weiteren Widerstand aber auch anhaltende Unterstützung aus der Politik geben.

    Quelle Tagesspiegel

    Quelle Teslamag (etwas nerdig bzw. fanboymäßig unterwegs aber gewöhnlich top informiert)

  • E.go präsentiert neuen Kleinwagen in Berlin

    Nur als kleiner Nachsatz: Auch das (inzwischen von Niederländischen Investoren gerettete) Aachener Startup E.go präsentiert und bewirbt sein überarbeitetes Kleinwagenmodel e.wave X in Berlin. Mit Fußballstar und Markenbotschafter Neymar von PSG und vielen deutschen Prominenten und "Prominenten" von Pietro Lombardi über Kerner bis Westernhagen gab es eine vergleichsweise große Show um das kleine Auto. Immerhin ist es neben dem Dacia Spring eins der ganz wenigen einfachen und vergleichsweise bezahlbaren europäischen E-Autos (Preis immer noch 25.000 Euro). Also das, was Tesla angeblich demnächst auch u.a. aus Berlin entwickeln wil/wollte (noch ist ja wenig vom neuen Design- und Entwicklungszentrum zu hören). Ansonsten hat das Model ja nicht viel mit Berlin zu tun. Interessant finde ich nur, dass man es hier präsentiert. Das scheint mir einmal mehr die These zu stützen, dass Berlin in der Branche für die innovative Mobilität steht. Oder wie es Herr Dudenhöffer als Deutschlands bekanntester Auto-Experte ausdrückt: "Möglicherweise war es die falsche Entscheidung mit der IAA nach München und nicht nach Berlin zu gehen."

  • Wohlstand der Berliner entwickelt sich ambivalent aber eher rückläufig - Wohnraum wird zum Luxusgut

    Auch wenn immer mehr Kapital nach Berlin zieht und auch die Zahl der Jobs stetig steigt: Der durchschnittliche Berliner partizipiert nur begrenzt davon. Bekanntlich frisst aktuell die kriegsbedingte Inflation ohnehin schon enorm viel Wohlstand (2022 rechnet man mit gut 6 Prozent). Das Ende ist dabei noch nicht mal absehbar. Allerdings gibt es noch weitere Entwicklungen, die man im Blick behalten sollte.

    Da ist natürlich zum einen das verfügbare Einkommen. Hier gab es 2020 ein Wachstum von 1,7 Prozent (Bundesschnitt 0,7 Prozent). Allerdings liegt man hier noch immer erst auf 91,6 Prozent des deutschen Durchschnitts.

    Das wird umso problematischer, wenn man allein mal die Wohnungspreise betrachtet, die ja anders als beispielsweise Lebensmittel und Benzin regional unterschiedlich stark anwachsen. Eine Studie hat nun gezeigt, dass man in Berlin im vergangenen Jahr für 1.000 Euro Miete inzwischen nur noch 70 Quadratmeter Wohnfläche erhält. 10 Jahre früher waren es noch üppige 114 Quadratmeter. Noch viel drastischer ist aber der Vergleich zu einigen traditionell "teuren" deutschen Städten mit entsprechend deutlich höherem Lohnniveau. So bekommt man für 1.000 Euro Miete in Frankfurt immerhin auch schon 65m², in Hamburg bereits 71m², in Stuttgart 72m² und in Düsseldorf oder Nürnberg gar 81 respektive 87m². Ein enormes Problem ist natürlich, dass einfach nicht genug Angebot auf den Markt kommt. Da muss die neue Landesregierung dringend liefern. Als Folge ziehen die Menschen bei sinkendem Bedarf auch nicht mehr gerne in kleinere Wohnungen um, weil diese oft kaum eine Ersparnis bringen (die Vermieter haben ja schon den selbstlosen Vorschlag gemacht, diese Entscheidung durch Strafgelder etwas attraktiver zu machen). Die Lage verschärft sich so noch zusätzlich.

    Immerhin gibt es ganz gute Zahlen vom Arbeitsmarkt: Die Arbeitslosenquote sank zuletzt auf 8,7 Prozent. Dazu kommen immer mehr offene Stellen, zuletzt waren es schon fast 22.000. Und: Wer 2021 seine Arbeit verlor, hatte im Schnitt in 352 Tagen eine neue. Das ist nach Bayern und dichtauf mit Hamburg der drittbeste Wert Deutschlands.


    rbb24 zum verfügbaren Einkommen

    Berliner Zeitung zu den Mietpreisen

    berlin.de zur Arbeitslosigkeit

    B.Z. zur "Verweildauer" von Arbeitslosen

  • Bekanntlich frisst aktuell die kriegsbedingte Inflation ohnehin schon enorm viel Wohlstand (2022 rechnet man mit gut 6 Prozent).

    Nope, ist mir nicht bekannt, dass die Inflation nur oder überhaupt kriegsbedingt ist. Bitte um Nachweise.

  • Blaine Die aktuelle kriegsbedngte Inflation ist ja auch nicht die alleinige Ursache der Inflation aber sie heizt diese unbestreitbar an: Energiepreise und somit alle energieintensiven Produkte, Düngerpreise, Lebensmittelpreise, Stahlpreise...


    Berlin hat da zumindest wirtschaftsbedingt einen gewissen Vorteil, weil wir weniger energieintensive Erzeugnisse produzieren. Im Supermarkt und bei den Wohnnebenkosten ist es aber auch hier schmerzhaft zu spüren.

  • Ist schon eine berechtigte Nachfrage nach der Kausalitätsbehauptung, imho. EZB hat bspw. schon im November ihre Gründe für die Inflation dargestellt.

    Als Laie würde ich jetzt nicht ausschließen, dass Kriegsfolgen da einen Anteil haben. Aber mehr oder weniger plausible Überlegungen von (vermutlichen?) Laien sind halt eben nur das und nicht "unbestreitbar". Ist doch vollkommen okay.


    Die ausführlich Dokumentierten Hinweise von Jan85 fand ich (in diesem Fall) trotzdem interessant.

  • GeorgSchimmel Das überrascht mich dann doch ein wenig, dass dieser offensichtliche und vielfach bestätigte kausale Zusammenhang hier ernsthaft angezweifelt wird. Es gibt ja nicht nur eine direkte zeitliche Korrelation zwischen Kriegsbeginn und dramatisch steigenden Preisen für Öl, Benzin, Dünger, Lebensmitteln, Stahl usw., sondern auch eine logische Korrelation:

    - Russland ist u.a. Deutschlands wichtigster Energielieferant und die kurzfristige Umorientierung ist allein hier enorm teuer. Alleine die Energiepreise steigen aktuell so stark wie zuletzt während der Ölkrise im Zusammenhang mit dem Golfkrieg (damals führte es übrigens als Nebeneffekt zur Produktion kleinerer PKW mit weniger hubraumstarken Motoren).

    - Russland und die Ukraine sind zudem unter den wichtigsten Exporteuren von Dünger, Getreide(produkten) und Stahl. Was zuletzt u.a. mit Speiseöl aber auch bspw. mit Fleisch und Gemüse los war, haben wir doch alle erlebt? Es mag auch gut sein, dass da teilweise (massen-)psychologische Effekte (wie beim Bremsen auf der Autobahn) oder Profitgier eine Rolle spielen. Letztlich hängt es aber stark mit dem Krieg zusammen.

    Auch der Spiegel begründet die stärkste Inflation seit 40 Jahren mit dem Ukrainekrieg


    Problematisch aus Berliner Sicht ist dabei, dass zwar die Unternehmen weniger hart getroffen werden, aber die lokale Bevölkerung umso heftiger. Wir haben hier ohnehin schon bei den Kaltmieten extreme Steigerungen erlebt (s.o.). Jetzt kommen noch die Wohnnebenkosten und die Lebenshaltungskosten hinzu. Und laut Senat leben inzwischen wahrscheinlich schon rund 100.000 Ukrainische Flüchtlinge in der Stadt (etwa die Hälfte davon bereits ganz offiziell). Auch die müssen alle irgendwo leben, während das Bauen aktuell erneut exorbitant teurer wird. Man kann nur hoffen, dass die sozialen Spannungen nicht zu sehr zunehmen und vor allem keine feindliche Stimmung gegen die Menschen entsteht. Als kleine Referenz: Die Türkei kämpft ja mit noch stärkerer Inflation und die Stimmung gegen die Syrer im Land wird immer negativer. Jetzt will Erdogan vor den nächsten Wahlen sogar 1 Mio von 3,6 Mio Flüchtlingen in ihr Land zurück schicken. So schlimm ist es hier noch nicht. Es gibt aber auch in Berlin nicht nur wohlwollende und mitfühlende Reaktionen.

  • Berlin zunehmend neues Exil-Zentrum

    Die Geschichte schreibt immer wieder die kuriosesten Geschichten. Während die Beziehung zwischen Berlin und Flucht/Exil bekanntlich schon immer eine sehr ambivalente und teils extrem tragische Kiste war (man denke nur an bekannte Berliner Exilanten von Albert Einstein über Bertold Brecht bis Hannah Arendt sowie an die vielen, vielen verlorenen Biographien an die heute nur noch Stolpersteine oder die Stelen des Holocaust-Mahnmals erinnern), kamen auch immer wieder zahlreiche Verfolgte und Bedrängte in Berlin unter.


    Und auch dieser neue Krieg schreibt ein neues Kapitel in dieser Geschichte. Nicht nur leben inzwischen wie oben geschrieben rund 100.000 Ukrainerinnen und Ukrainer in Berlin (wie eine rein ukrainische Großstadt mitten in Berlin - darunter vor allem Frauen sowie zahlreiche Jugendliche und Kinder). Daneben kommen auch offene Systemkritiker wie auch systemkritische Menschen aus Russland und Belarus bei uns an. Kürzlich erst las ich, dass die Bundesregierung nun sogar eine Institution für Journalisten Aus Russland, Belarus und der Ukraine schaffen will, wo diese aus dem Exil weiter arbeiten können. Nun der spektakuläre Fall der Pussy Riot Aktivistin Marija Aljochina (bekannt durch das Punk-Gebet in einer großen Moskauer Kirche und ihre mutigen Worte beim Prozess), die als Kurierfahrerin verkleidet knapp dem Arrest entkam und nur Tage später hier in Berlin ankam, von wo aus sie nun eine Konzerttournee gegen den Krieg startet. Auch Alexei Nawalny kam ja nach dem Giftanschlag zunächst hier in Berlin unter, bevor er dann wieder zurückkehrte und verhaftet wurde. Aber auch die für ihre Exilliteratur bekannte Berlinerin Herta Müller hat sich frühzeitig mit der Bewegung solidarisiert. Es sind kleine symbolische Signale - und doch freut mich dieser starke Geist der Freiheit. Tatsächlich hoffe ich, dass u.a. die Geschichte Berlins auch Hoffnung geben kann. Denn auch hier hat letztlich die internationale Einigkeit den Fall der Stadt verhindert. Passenderweise soll jetzt neben dem Denkmal für die Luftbrücke auch ein Denkmal für den kürzlich verstorbenen ersten Rosinenbomber Gail Halvorsen entstehen.

    Morgenpost zum Berliner Zentrum für Exil- Journalisten

    Morgenpost über Marija Aljochina

    rbb24 zur faszinierenden Biographie Gail Halvorsens


    Gemischte Meldungen

    - Deutsche Bank schafft 100 Jobs in Berlin: Die Details kann ich dank Bezahlschranke nicht nennen. Allerdings hat die Deutsche Bank 2021 wohl 100 neue Jobs in Berlin angesiedelt, da man wohl ähnlich wie die Commerzbank "Potential für den Finanzplatz Berlin" sieht. Außerdem könne man am Berliner Standort besonders gut Spezialisten anlocken.

    - Bringt billiger ÖPNV mehr (Tages-)Tourismus nach Berlin - oder eher den Verkehrskollaps? Während ich kürzlich über mögliche Reiseziele für Berliner berichtete, habe ich gar nicht in die umgekehrte Richtung gedacht. So erwartet man inzwischen, dass die 9-Euro-Tickets auch zusätzliche Gäste in die Hauptstadt locken werden. In Berlin werden für die 3 Monate jetzt sogar 0-Euro-Tickets diskutiert (würde 20 Mio mehr kosten). Gespannt bin ich ja, wie voll der ÖPNV letztlich dadurch wird. Immerhin will die BVG zusätzliche Fahrzeuge einsetzen, Personal gibt es aber auch nicht ohne Ende...

    - Berlin, Berlin - Sporthauptstadt Berlin: Während Hertha nachher um den Klassenerhalt kämpft und Union um die Europaleague-Plätze, finden heute und morgen auch wieder Formel-E Rennen in Tempelhof statt. Und bei der Fußball-EM 2024 kommt sogar das Finale ins Olympiastadion. Hoffen wir mal, dass Hertha spätestens dann (wieder) in der Bundesliga spielt...

    - B wie Berlin: Die offizielle Buchstabier-Tafel ersetzt Namen künftig mit Städten. Aus "B wie Bertha" wird so "B wie Berlin" (es gibt dann aber auch "A wie Aachen", "H wie Hamburg" usw.). Das natürlich nur mal als kleine Randnotiz.