Wirtschaft, Politik, Forschung, Gesellschaft

  • Noch ein Wort zu Corona bzw. der Impfkampagne.


    Der Sinn und Zweck von Impfungen, Quarantänemaßnahmen und Kontaktbeschränkungen, liegt in erster Linie darin, systemrelevante Bereich, v.a. das Gesundheitssystem, nicht zu überlasten.

    Wenn zu viele Schwerkranke gleichzeitig auf Intensivstationen betreut werden müssen, können diese nicht mehr adäquat versorgt werden. Dann betrifft das aber auch andere Erkrankte, w.z.B. Parienten mit Tumoren, Herzinfarkten, Schlaganfällen oder schweren Unfällen.

    Wer sich also nicht (nochmal) impfen lassen möchte, soll dann bitte wenigstens andere geeignete Maßnahmen ergreifen um sein Infektionsrisiko zu minimieren. Masken verweigern, Großveranstaltungen, Partys, Skyurlaub u.v.a.m. gehören sicher nicht dazu!

    Ich möchte den Virus nicht, ich bin geimpft und werde mich notfalls auch jedes halbe Jahr neu impfen lassen, genauso wie ich meine Kinder früher gegen Masern habe impfen lassen und heute heilfroh darüber bin.


    Ich möchte aber auch auf gar keinen Fall, medizinische Versorgung entbehren müssen, weil zu viele Krankenhausbetten voll liegen mit unzureichend geimpften Corona-Kranken!


    In diesem Sinne, allen frohe Weihnachten :gruppe2:

  • Mal ein kleines Update mit positiven Entwicklungen:

    - In Berlin fällt die Hospitalisierungs-Inzidenz weiter, d.h. es werden aktuell weniger Infizierte in die Krankenhäuser eingewiesen. Zuletzt wurden auch unter 150 Menschen beatmet, etwa ein Viertel weniger als noch vor einigen Wochen. Indessen sind nunmehr knapp 72 Prozent doppelt und bereits gut 38 Prozent sogar gleich dreifach geimpft. Gerade letzteres finde ich ziemlich beeindruckend. Gerade die Risikogruppen sollten damit gut versorgt sein. Wenn sich nun noch die bisherigen Befunde und Laboruntersuchungen zu Omikron bestätigen, sollte es eigentlich wirklich gut aussehen.

    -Brandenburg hat inzwischen weniger Arbeitslosigkeit als vor Corona sowie die niedrigste Arbeitslosigkeit seit der Wende und erwartet für 2022 erneut einen Rekordrückgang von 14 Prozent auf dann lediglich noch 66.000 Menschen im Jahresschnitt. Zudem sind für die kommenden Jahre mehr Jobs angekündigt, als durch den Kohleausstieg wegfallen werden. Der kurz- und mittelfristige Ausblick sieht also gut aus. Langfristig muss dann aber das Lohnniveau steigen, damit man um nachgefragte Fachkräfte konkurrieren kann. Vor Jahren hat ein Herr Wowereit ja mal angekündigt, neben Bayern und Baden-Württemberg könnte es zukünftig ein drittes wirtschaftsstarkes Bundesland mit B geben. Gemeint war natürlich Berlin. Inzwischen hat sich Brandenburg aber erst einmal vorbei geschoben, auch weil so viele (teils gut verdienende) Berliner Familien in den boomenden Speckgürtel abwandern.

    Quelle zu BRB vom RBB

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    Brandenburg hat sich nicht vorbeigeschoben. Die Statistik hatten wir hier schon einmal:


    https://de.statista.com/statis…h---bruttoinlandsprodukt/


    Berlin hat als Stadtstaat ein höheres BIP pro Kopf als die anderen neuen Bundesländer und liegt knapp über dem deutschen Durchschnitt, alle neuen Bundesländer liegen leider darunter. Der Durchschnitt bezieht auch Flächenländer ein. Das BIP pro Kopf Münchens dürfte deutlich höher sein als das von Bayern insgesamt. Bemerkenswert ist, dass Brandenburg dicht hinter Sachsen liegt und gute Chancen hat aufzuholen. Würde man Berlin-Brandenburg als eine Region betrachten, wäre sie wohl die erste, die wirtschaftlich schwächere alte Bundesländer überholen könnte.

  • Bousset Stimmt, in Bezug auf das BIP hast Du Recht. Allerdings sehe ich die Arbeitslosigkeit bzw. Beschäftigungsquote immer als besonders wichtigen Indikator für Wohlstand an. Ebenso sollte man die höhere Eigenheimquote nicht vergessen. Flächenländer erreichen dagegen ja selten das BIP von Städten (das Leben dort ist dafür insgesamt meist günstiger). Und Brandenburg nutzt seine Flächenreserven für weitere Ansiedlungen, ist deutlich weniger verschuldet als Berlin, hat viele boomende Gemeinden und wird auch steigende Löhne erreichen. Es siedelt sich inzwischen auch viel produzierendes Gewerbe an. Das wird auch Folgejobs bbringen. Eine große und teure Aufgabe wird die sukzessive Verbesserung der Infrastruktur sein.


    P.S.: Ich glaube nicht, dass Brandenburg je einer Fusion zustimmt. Die meisten Vorteile und Synergien nutzen sie auch so. Die ganzen Schulden und den Verlust an politischer Autonomie wäre dagegen sicherlich nicht attraktiv. Würde ich als Brandenburger sicher auch nicht wollen.

  • Frage an die Moderation: Ließen sich die großen und inhaltlich dramatisch weit von einander entfernten Themen Corona-Politik und das Amt der neuen Stadtbaudirektorin nicht doch in getrennten Threads unterbringen? Zumal ich mich ohnehin frage, warum die aktuellen Inzidenzen in einem Architekturforum diskutiert werden müssen.

  • @Georges Henri Wie oft diskutieren wir hier denn Politik? Ich finde den einen Lounge-Thread bislang ausreichend für unterschiedliche wirtschaftliche, politische und soziale/gesellschaftliche Themen. Oft gab es hier über viele Monate kaum einen Beitrag. Aktuell kurz nach den Wahlen und mitten während Corona ist halt mal etwas stärker "Konjunktur"...


    Und klar kann man das nervige Corona in einem hochseriösen Fachforum bis in die allerletzte Regionallounge ignorieren/blocken. Nur ist es aktuell eben DAS Mega-Thema, das nichts unberührt lässt. Angela Merkels letzte Rede nach immerhin gut 16 Jahren voll großer Entwicklungen/Krisen galt zu großen Teilen diesem Thema. Olaf Scholz beschäftigt aktuell trotz vieler Baustellen auch sonst nichts so sehr. Ähnlich in Berlin mit Müller respektive Giffey. Wenn man Berlin also nicht nur(!) als Bauprojektliste sondern als großes Ganzes wahrnimmt, gehört das Thema für mich einfach dazu - zumal in diesem Randthread. Für konkrete Projekte gibt es ja immer noch entsprechende Projektthreads.

  • Erst kam die Pandemie, die dem Kulturstandort den schwersten Rückschlag seit 1945 verpasste.

    Nun ist das Filmstudio Babelsberg, die vielleicht wichtigste Kulturmarke Deutschlands, an einen US-Immo-Konzern verkauft.

    Die Kulturwirtschaft in Berlin liegt 2022 in Trümmern. Der Filmstandort Deutschland ist kaum mehr existent.

  • Arty Deco Im Artikel steht doch, dass das Studio Babelsberg schon mehrfach von internationalen Investoren übernommen und zuletzt seit weit über 10 Jahren an der Börse gehandelt wurde. Der neue Investor scheint ja immerhin kompetent im Filmstudiosektor zu sein und in Babelsberg investieren zu wollen, um dann langfristig daran zu verdienen. Das klingt nicht gerade nach Abwicklung o.ä. Klar muss man abwarten, was letztlich tatsächlich passiert. Trotzdem sehe ich das zunächst nicht so dramatisch.

  • Der neue Eigentümer ist ein Immobilieninvestor, der innerhalb von 3 Monaten international drei Studios gekauft hat. Es ist so als würde ALDI NORD eine Übernahme von Netflix bewerkstelligen.


    Die schleichende Enteignung von Berliner Medienfirmen geht schon länger. Erst haben Google, Facebook und Co. den Werbemarkt an sich gerissen und ohne Steuern zu zahlen die Berliner Medienindustrie unprofitabel gemacht. Seit kurzem ist auch Axel Springr mehrheitlich im Besitz von US-Investoren.


    Mit dem Verlust von Springer und Studio Babelsberg steht Berlin quasi wieder unter Alliierter Medien-Kontrolle. Nur das es diesmal keiner benennt.

    Einmal editiert, zuletzt von Arty Deco ()

  • Auch bei Investoren zählt primär der Ansatz und die Kompetenz. Der Ansatz lautet hier, in einem Wachstumsmarkt langfristig gutes Geld zu verdienen und dafür zunächst vielversprechende Studios zu kaufen und entsprechend weiter zu entwickeln. In der Entwicklung von Firmen ist man auch kompetent und Geld ist zumindest eine primäre Voraussetzung für hochprofolierte Filmproduktionen. Man wird Babelsberg zudem ja auch mit einem der größten US-amerikanischen Studios verknüpfen. Somit wird auch die fachliche Kompetenz im Idealfall gefördert. Ein positiver Hinweis für mich lautet, dass die bisherigen Investoren mit im Boot bleiben wollen.


    Zu Springer: Auch KKR kann man unterschiedlich bewerten. Bei Hertha BSC etwa haben sie eine existenziell wichtige Umschuldung angestoßen und nie einen direkten Einfluss auf die Strategie ausgeübt. Es war letztlich sportlich und finanziell die stabilste Phase, die der Verein lange Jahre erlebt hat. Aktuell erlebt man bei Hertha mit neuem Investor dagegen, was mit fehlender fachlicher Kompetenz und unglücklichem Timing auch aus so einer Geschichte werden kann (Ausgang wohlgemerkt noch offen). KKR hat bei Sprnger übrigens nicht einmal die Mehrheit, keine alleinige Entscheidungsgewalt und will auch nicht dauerhaft seine Anteile verwalten. Man begleitet den Konzern durch eine existenziell bedeutsame und stark herausfordernde Transformation. Auch hier ist Frau Springer übrigens weiter beteiligt und stark interessiert an der weiteren Entwicklung. Trotzdem auch hier mit offenem Ausgang.


    Google ist für mich eine völlig andere Geschichte. Die sind einfach mal der Inbegriff eines Global Players mit unverschämter Marktmacht. Da kann man sicher skeptisch sein, es wird aber gerade auf regionaler Ebene nicht viel auszurichten sein (das wird eher Sache des Bundes, der EU oder globaler Staatenkonstrukte sein). Man muss sich damit letztlich arrangieren. Andererseits kann man m.E. auch nicht behaupten, dass Plattformen wie YouTube nicht auch Wertschöpfung und eine kulturelle Bereicherung darstellen können. Das wird von so vielen Akteuren jeglicher Couleur und Größe bespielt.

  • Ich bewundere Deine Naivität Jan, wirklich. Vermutlich würdest auch applaudieren, wenn Alibaba Zalando übernimmt, kann ja nicht schaden wenn Kompetenz in den Laden kommt. Oder wäre es nicht günstig, wenn Facebook das Brandenburger Tor kauft ? Kann doch nicht schaden wenn ein globaler Internetkonzern auch in der realen Welt Präsenz zeigt.


    Wie man auf all das Markting BlaBla in der Pressemitteilung hereinfallen kann ist mir ein Rätsel.


    Das Studio Babelsberg ist von einem US-Immobilieninvestor gekauft worden, der keine Historie in irgendeiner kulturwirtschaftlichen Dimension hat.

  • Arty Deco Ich will mich trotz Deiner despektierlichen Bemerkungen nicht mit Dir streiten. Dennoch will ich festhalten, dass ich hier nichts naiv gefeiert und auch nicht applaudiert habe. Ich versuche lediglich, solche Entwicklungen sachlich und ausreichend geduldig zu verfolgen und weder vorschnell in Euphorie noch in Untergangsstimmung zu verfallen. Ich erinnere an dieser Stelle nur mal an unseren kleinen Austausch bezüglich der Corona-Auswirkungen auf den regionalen und bundesweiten Arbeitsmarkt sowie speziell das Instrument der Kurzarbeit. Du hast das damals sinngemäß als versteckte oder verschleppte Arbeitslosigkeit gegeißelt und auch diesbezüglich extrem düstere Prognosen erstellt. Heute dagegen bewertet selbst die durchaus deutschlandkritische Neue Zürcher Zeitung, dass Deutschland die Corona-bedingten Herausforderungen auf den Arbeitsmarkt sehr gut weggesteckt hat. Im November 2021 lag die Arbeitslosigkeit wieder auf dem Vorkrisenniveau von 5,1 Prozent und die Kurzarbeit fiel zugleich vom Höchstwert von knapp 6 Millionen im April 2020 auf nurmehr 750.000. Für Berlin erwartet man, dass insgesamt bald wieder das Vorkrisenniveau erreicht wird (bei der Arbeitslosigkeit hoffentlich auch) und Brandenburg steht sogar schon jetzt wieder besser da als vor der Krise (neueste Zahlen hier). Vielleicht sollte man manchmal einfach etwas abwarten, bevor man ein vernichtendes Urteil fällt oder gar das Ende beklagt. Gerade in solchen herausfordernden Zeiten sind herbeigeredete Untergangsszenarien nicht gerade förderlich für die eigene Psyche und das gesamtgesellschaftliche Klima. Dabei verfolge ich durchaus auch einige Entwicklungen sehr skeptisch und besorgt, darunter die deutsche Energiepolitik und auch den politischen Umgang mit der Corona-Pandemie (bzw. hoffentlich bald -Endemie).


    Nochmals zu Babelsberg: Es steht doch nun wirklich schon deutlich im Artikel. Aber auch Wikipedia kann hier helfen:

    Bereits kurz nach der Wende wurde das Studio von der berühmt-berüchtigten Treuhand an die französische Compagnie Générale des Eaux verkauft (gar nicht mal ganz so weit von Deinem wohl sicher polemisch gemeinten ALDI Nord entfernt). Die investierte damals auch viel Geld in Medien und so u.a. auch in das Fimstudio Babelsberg (und ja, Kapital war auch damals nötig). Nachdem sich die Pläne letztlich nicht auszahlten, verkaufte man das Studio an zwei deutsche Investoren (einer davon übrigens einst bei Boston Consulting ausgebildet), die es schließlich an die Börse brachten und nun die neuerliche Übernahme explizit unterstützten. Von der Übernahme 1992 bis zur Übernahme 2022 sehe ich da eher viele Parallelen, als dass es jetzt unbedingt ein existenzieller Einschnitt wäre. Zumal die beiden inzwischen als Filmproduzenten erfolgreichen deutschen Investoren ja sogar mit beteiligt bleiben und es somit normal ein erheblich kleinerer Umbruch mit geringerer Unsicherheit für alle alle Beteiligten werden sollte als damals. Das sind doch alles Fakten, die man bei so einer Bewertung mit einbeziehen könnte. Ich kann Dein vernichtendes Urteil daher zum jetzigen Zeitpunkt einfach nicht teilen. Lassen wir aber auch hier die Zeit entscheiden.

    Einmal editiert, zuletzt von jan85 ()

  • Die Kultur- und Zivilisationsgeschichte wird durch die Macht- und Besitzverhältnisse der agierenden Institutionen und Firmen definiert.


    Die einst wichtigste "Fabrik" der deutschen Filmindustrie, das Studio Babelsberg, ist nun verkauft an US-Immo-Spekulanten. Und Ja, bereits der Verkauf an den frz. Eigner in den 90ern war ein Zeichen der Schwäche der dt. Filmkultur.


    Wird Babelsberg weiter als Studio existieren ? Vermutlich schon. Doch es wird halt kein wesentlicher Spieler der hiesigen Filmindustrie mehr sein, da die wesentlichen Entscheidungen nun in Übersee gefällt werden.

  • Die schleichende Enteignung [...]

    Die "Studio Babelsberg AG" (AG = Aktiengesellschaft) ist eben wie die Axel Springer SE (SE = "Europäische Aktiengesellschaft") eine Aktiengesellschaft. Da von "Enteignung" zu sprechen, ist schon grober Unfug. Die Unternehmen tragen ihre Wirtschaftsform schließlich im Namen.

  • Es stimmt natürlich, dass der Begriff "Enteignung" nicht passend ist, aber das ist auch nicht was Arty Deco meint. Er spielt auf eine schleichende Übernahme von Teilen der privaten, deutschen Kulturlandschaft durch US-Investoren an und da könnte meinem Gefühl nach schon ein wahrer Kern drin sein.

    Ich schaue ja so gut wie kein Fernsehen mehr und auch keine Streaming Dienste, aber ist euch mal aufgefallen, dass verdammt viele "TV-Stars", die man früher, Ende der 90er bis 2010 herum so geschaut hat heute bei Netflix, Amazon prime oder youtube sind? Engelke, Pflaume, Pastewka, Lück, Barth, Schröder, und was weiß ich wer noch alles. Die haben fast das ganze alte, ich sag mal liebevoll "Deutsche-Trash-TV-lineup" des vorletzten Jahrzehnts unter Vertrag genommen. Warum eigtl.? Warum geben die sich Mühe Leute unter Vertrag zu nehmen, die vor 15 Jahren mal "en vogue" waren und jetzt nicht unbedingt für Hochglanzcontent stehen? Ich denke, weil diese Gesichter enorm bekannt sind und mit Heiterkeit und seichter Unterhaltung in Verbindung gebracht werden. Das reicht im Prinzip schon um die stimulus response der Zielgruppe im Sinne der Firma zu triggern und mit der eigenen Marke zu primen. Die müssen nicht mal groß gehypt werden, es ist ausreichend, wenn sich im Rezipienten unbewusst manifestiert, dass "die gute alte TV-Stube" heute bei Netflix/Amazon/youtube zu sehen ist. Natürlich geht es da um Marktanteile, nicht darum, Beschäftigungstherapie für ausgediente deutsche TV-Moderatoren zu finanzieren.

  • Berlinier Du schreibst einerseits von Teilen der Deutschen Kulturlandschaft und führst dann andererseits in eigenen Worten Trash-Formate an, die Du selbst nicht einmal verfolgst. Durch die andere Plattform hat sich davon abgesehen doch wenig an der Ausrichtung oder Qualität der Formate geändert. Die "Besitzverhältnisse" haben also nicht einmal wirklich zu einem Verlust geführt, wenn man so etwas nicht ohnehin entbehrlich findet (ich persönlich finde Böhmermann, Joko und Klaas oder auch Kurt Krömer u.a.m. bei allen Kontroversen ja in der Summe irgendwie stärker). Ich sehe da auch eher einen "Kampf" zwischen den Medien an sich, wobei das Internet immer weiter zulegt ohne den Rest bislang völlig zu kannibalisieren. Die klassischen TV-Sender bespielen ja auch längst eigene Online-Mediatheken, Streaming-Dienste und nutzen auch YouTube & Co oft genug als Zweitverwertungsplattformen. Umgekehrt produzieren die Streaming-Dienste ja auch immer wieder relativ hochwertige lokale Formate (4 Blocks, How to sell Drugs online fast, Kinder vom Bahnhof Zoo...). Auch das soll in Babelsberg ja wohl noch mehr kommen, wenn ich den Artikel richtig interpretiere.

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    Für die alten und neueren Künstler, Comedians, Moderatoren usw. die dort Verträge bekommen, die teils höher dotiert sind, als das was im Fernsehen früher bezahlt wurde (als sie auf dem Höhepunkt ihrer Karriere waren), ist das natürlich super, das ist überhaupt keine Frage. Den Begriff "trash" verwende ich hier eher inflationär. Für mich fallen jegliche arten von Unterhaltungsshows im Prinzip darunter. Also Sackhüpfen, Grimassen schneiden, Ostereier lackieren, Länder raten, Songs erkennen, beidhändig klatschen, Buchstabenlegen und andere Maßnahmen aus der Kinder&Behindertentherapie, die im deutschen Fernsehen regelmäßig von wechselnden Prominenten unter Anleitung durchgeführt werden.

    Evtl. könnte auch Babelsberg davon profitieren, wenn dort auch für Streaming produziert wird, klar, aber das ändert alles nichts daran, dass nun jederzeit eine US-Amerikanische Hand den Daumen nach unten drehen kann, wenn ihm oder ihr irgendein Drehbuch nicht gefällt und jemand Deutsches um Finanzierung bittet. Ich sehe darin jetzt auch kein unmittelbar die Kulturnation gefährdendes Katastrophenszenario, halte es aber für erwähnenswert.

  • Das reicht im Prinzip schon um die stimulus response der Zielgruppe im Sinne der Firma zu triggern und mit der eigenen Marke zu primen. Die müssen nicht mal groß gehypt werden, es ist ausreichend, wenn sich im Rezipienten unbewusst manifestiert, dass "die gute alte TV-Stube" heute bei Netflix/Amazon/youtube zu sehen ist.

    So ist es.


    Die deutschen TV-Popstars verstärken nun das Markenimage von Amazon. Sie "bewerben" mit ihren Formaten einen Onlinehändler und verstärken die Identifikation mit Amazon.


    Gleiches geschieht auch im Film. Die US-Streamingdienste kaufen gegenwärtig die größten Talente und Filmteams weg um ihre Kanäle zu bespielen. ZDF, ARD, ProSieben, der dt. Kinofilm guckt in die Röhre. Die Amis kaufen sukzessive die "Bewutseins" und Unterhaltungsindustrie auf.


    BTW, Deutschland war nach 1945 nie wieder eine Kulturnation im kreativen Sinne. Weder in Film, Architektur, Musik gab es wesentliche Impulse, die Eigenständigkeit oder internationale Maßstäbe Gesetz hätten. Bis auf exzellente Fußballer, und schön designte Autos kam zu bundesrepublikanschen Zeiten nichts überragendes mehr aus Deutschland. In erster Linie ist man Importland für Kulturprodukte aus USA, GB, FR und JAP.

  • Ganz so ist es nicht. Gerade in der Musik gab es wesentliche Impulse. Man denke nur an Kraftwerk als Grundlage und Ursprung des Technos.