Wirtschaft, Politik, Forschung, Gesellschaft

  • HarrySeidler, ihr Beitrag entspricht halt genau dem Teil der Gesellschaft, den ich in meinem letzten Post im vorletzten Absatz darlegte. Mit mir diskutieren verweigern Sie, weil ich ja keine Argumente habe. Nur Sie haben bis dato kein Argument vorgetragen, außer dass ich für sie ein „Querdenker“ bin. Und nein ich bezeichne mich nicht so, sie tun das. Ich war noch nie auf einer solchen Demo und gehöre auch keiner Partei, Vereinigung oder Gruppe an. Mein Verbrechen ist es, dass ich die die am Rande oder am Pranger stehen schon verstehen möchte und vor Mehrheitsmeinungen ein gewisses Unbehagen habe. Aber sicher gehören Sie dann zu der Gruppe die auch erklärt, Hass ist keine Meinung, denn was Meinung, Hass oder Argument ist und was nicht bestimmen Leute wie sie.


    Ich möchte aber auch ganz konkret ihr Beispiel eines Demonstranten aufgreifen, der Teile der Nomenklatura in Sträflingskleidung vorführt. Sicher geschmacklos, aber ich kann verstehen aus welcher Ohnmacht dies rührt. Er möchte sich oder seinen Kindern nichts injizieren lassen, was er aus seiner Ethik oder Wahrnehmung für falsch hält. Der Demonstrant ist auf Grund der G-Regeln einer willkürlichen Ausgrenzung im Alltag ausgeliefert, befehligt keine Polizei, sondern ist ihr ausgeliefert, von den Medien ist er zur allgemeinen Belustigung freigegeben und von den Parteien/Politikern/Kirchen/Verbände/Gewerkschaften ist niemand mehr in Sicht, der ihm zumindest das Gefühl gibt, dass seine Befindlichkeit verstanden wird.


    Also beginnt eine Radikalisierung. Sicher ist das für sie wieder kein Argument, für mich aber schon. Da gehe ich mal ein paar Jahrzehnte zurück. Wir sind hier im Berlin-Strang, die 68er damals kann man gut mit den ausgegrenzten von heute vergleichen. Freiheit und die Angst vor Totalitarismus war auch damals Thema. Die Radikalisierung begann als Ohnesorg und Dutschke auf offener Straße ange-/erschossen wurden. Die durch die Medien aufgehetzte Masse war ihrem Schicksal gegenüber gleichgültig. Bitte schauen sie sich mal die unzähligen Videos über das Vorgehen der Polizei bei sogenannten „Queerdenker-Demos“ an, mich erschreckt das. Würde es zu nennenswerten Opfern kommen, die Masse heute würde dem ebenfalls gleichgültig zusehen, so meine Prognose.


    Es fühlen sich enorm viele Menschen mittlerweile an die Wand gedrängt durch eine saturierte Mehrheitsgesellschaft, die in ihrer eigenen Selbstzufriedenheit zu ertrinken droht. Wäre Deeskalation nicht langsam angesagt? Und da können nur beide Seiten aufeinander zugehen. Und nein, ich drohe hier niemand und auch DerBe nicht. Doch soll sich im Rausche der Zeit keiner zu Forderungen hinreißen lassen, die später (dann wieder von sehr findigen Individuen) herausgepickt werden. Entschädigung oder zumindest die gesellschaftliche Einsicht, dass Ausgrenzung ein Fehlverhalten ist, noch dazu, wenn es von der Regierung gefordert wird, wäre ein Anfang. Dann müsste auch die andere Seite von ihren Maximalforderungen runterkommen. Wenn beide Züge weiter stur in ihre Richtung fahren werden sie eines Tages nicht mehr zusammenfinden und das würde die Entwicklung Berlins und uns hier im Architekturforum stark betrüben.

  • Hold your horses, K-1 . In Ihrem vorherigen Beitrag haben Sie 1. behauptet, dass ich ( HarrySeidler ) über Ihre Argumente nicht sprechen wollen würde und 2. , dass ein "großer Anteil unserer Gesellschaft heute nur noch damit beschäftig [sei] zu beurteilen was jemand gemeint haben könnte". Siehe hier:

    Ich habe fast den Eindruck, dass Sie über Argumente nicht sprechen wollen [...]


    Ein großer Anteil unserer Gesellschaft heute ist nur noch damit beschäftig zu beurteilen was jemand gemeint haben könnte ohne bereit zu sein sich mit den Argumenten auseinanderzusetzen.

    Schauen wir uns das also einfach einmal an.

    HarrySeidler, [...] Mit mir diskutieren verweigern Sie, weil ich ja keine Argumente habe. Nur Sie haben bis dato kein Argument vorgetragen, außer dass ich für sie ein „Querdenker“ bin. Und nein ich bezeichne mich nicht so, sie tun das. Ich war noch nie auf einer solchen Demo und gehöre auch keiner Partei, Vereinigung oder Gruppe an. Mein Verbrechen ist es, dass ich die die am Rande oder am Pranger stehen schon verstehen möchte und vor Mehrheitsmeinungen ein gewisses Unbehagen habe. Aber sicher gehören Sie dann zu der Gruppe die auch erklärt, Hass ist keine Meinung, denn was Meinung, Hass oder Argument ist und was nicht bestimmen Leute wie sie.

    1. "Mit mir diskutieren verweigern Sie [...]" - Nein. Eine Diskussion bezeichnet ein Gespräch oder einen Dialog zwischen Personen. An dem größeren Gespräch der letzten zwei Seiten dieses Threads haben sowohl Sie als auch ich teilgenommen und wir haben auch untereinander diskutiert und interagiert. Ansonsten könnten und würden Sie mir ja gar nicht antworten und auch ich habe Ihnen bereits mehrfach geantwortet. Das ist also eine Falschbehauptung.


    2. "[...] weil ich ja keine Argumente habe". - Nein. Ich habe nicht behauptet, dass Sie keine Argumente haben, sondern allein darauf hingewiesen, dass in Ihrem ersten Post, auf den ich mich bezog, keine Argumente vorhanden sind. Ein Argument meint Formen des Schließens aus Prämissen, nicht Ich-Aussagen oder unbelegbare Spekulation. Ich habe Ihnen nicht vorgeworfen, keine Argumente zu haben, sondern die Abwesenheit von Argumenten in diesem konkreten Beitrag konstatiert. Das ist also eine Falschbehauptung.


    3. "Nur Sie haben bis dato kein Argument vorgetragen [...]" - Nein. Ich habe Sie auf einen inhaltlichen Widerspruch hingewiesen, wenn Sie in ein und demselben Post die angebliche "Jagd" auf "Opposition nebst Kritiker" beklagen und zugleich einen reinen Meinungsbeitrag eines anderen Users pseudojuristisch zu maßregeln versuchen und Ihnen zudem auch begründet dargelegt, warum Ihre "Entweder-Oder"-Welt-These in Verbindung mit Ihrem Plädoyer logisch nicht haltbar ist. Das ist also eine Falschbehauptung.


    4. "[...] außer dass ich für sie ein „Querdenker“ bin." - Nein. ich habe Sie nicht als "Querdenker" bezeichnet, sondern darauf hingewiesen, dass diese Art des widersprüchlichen Verhaltens und Denkens die "Querdenker"-Bewegung auszeichnet. Ich habe an keiner Stelle geschrieben " K-1 ist ein Querdenker" oder "Sie sind ein Querdenker", sondern, dass diese Art des Widerspruchs "'Querdenken' in a nutshell" sei. Das ist also eine Falschbehauptung.


    5. "Und nein ich bezeichne mich nicht so, sie tun das." - Nein. Ich habe weder behauptet, dass Sie sich selbst so bezeichnen, noch Sie als ein Mitglied der "Querdenker"-Bewegung bezeichnet. [Ihre einzige mir bekannte Selbstbeschreibung ist "in Alternativen Denkender", aber das tut hier nichts zur Sache] Das ist also eine Falschbehauptung.


    6. "Ich war noch nie auf einer solchen Demo und gehöre auch keiner Partei, Vereinigung oder Gruppe an." - Dazu habe ich mich nie geäußert und Sie auch nicht danach gefragt.


    7. "Mein Verbrechen ist es, dass ich die die am Rande oder am Pranger stehen schon verstehen möchte und vor Mehrheitsmeinungen ein gewisses Unbehagen habe." - Ich verstehe nicht, wer aus welcher Perspektive Sie hier in Ihrem eigenen Satz des "Verbrechens" bezichtigt. Ist das eine Selbstaussage (also "Selbstviktimisierung"), so kann ich dazu nichts sagen. Wenn Sie in der realen Welt jemand des Verbrechens bezichtigt hat, so kann ich dazu nichts sagen. Ist es eine Position, die Sie unbenannten Forenmitgliedern unterstellen obschon dies hier nie gefallen ist, so ist es ein "Pappkamerad", unterstellen Sie diese Wertung Ihrer Meinungen hingegen mir, so ist es schlicht eine erneute Falschbehauptung.


    An dieser Stelle mögen Sie also bitte noch einmal an Ihren eigenen Satz in voller Länge denken - "Ein großer Anteil unserer Gesellschaft heute ist nur noch damit beschäftig zu beurteilen was jemand gemeint haben könnte ohne bereit zu sein sich mit den Argumenten auseinanderzusetzen." - und sich anschließend das Folgende anzuschauen:


    8. "Aber sicher gehören Sie dann zu der Gruppe die auch erklärt, Hass ist keine Meinung, denn was Meinung, Hass oder Argument ist und was nicht bestimmen Leute wie sie." - Ein schöner Beleg für Ihre eigene These, aber an sich selbst angewandt. Chapeau! Das muss man erst einmal schaffen.

  • Die Parallelen zu den 20er/30er Jahren des Jahrhunderts zuvor sind schon frappierend. Den ersten Weltkrieg als Urkatastrophe, die den Stein ins Rollen bringt, kann man durch die Pandemie ersetzen. Die weltweiten Auswirkungen (Abschottung der Länder zueinander) sind teils durchaus ähnlich. Die stark polarisierte Bevölkerung, in politische Lager gespalten? [x] check. Eine entkoppelt/dekadente Elite, die explosive Ungleichverteilung von Vermögen? [x] check. Eine gallopierende Inflation? [x] check. Der Drang Südenböcke für die schlechte wirtschaftl. Situation ausmachen zu müssen? [x] check. Deutschland verunsichert und führungsschwach nach der Ablösung des Kaisers? [x] check. "Der Deutsche", der sich als Zahlknecht der Franzosen fühlt? [x] check. "Der Russe", der im Osten für Unruhe sorgt und an Einfluss gewinnt? [x] check.


    Die nächsten drei Bundestagswahlen sind dann 2025, 2029 und.. ..

  • Die Parallelen zu den 20er/30er Jahren des Jahrhunderts zuvor sind schon frappierend. Den ersten Weltkrieg als Urkatastrophe, die den Stein ins Rollen bringt, kann man durch die Pandemie ersetzen. Die weltweiten Auswirkungen (Abschottung der Länder zueinander) sind teils durchaus ähnlich. Die stark polarisierte Bevölkerung, in politische Lager gespalten? [x] check. Eine entkoppelt/dekadente Elite, die explosive Ungleichverteilung von Vermögen? [x] check. Eine gallopierende Inflation? [x] check. Der Drang Südenböcke für die schlechte wirtschaftl. Situation ausmachen zu müssen? [x] check. Deutschland verunsichert und führungsschwach nach der Ablösung des Kaisers? [x] check. "Der Deutsche", der sich als Zahlknecht der Franzosen fühlt? [x] check. "Der Russe", der im Osten für Unruhe sorgt und an Einfluss gewinnt? [x] check.


    Die nächsten drei Bundestagswahlen sind dann 2025, 2029 und.. ..

    Und nicht zu vergessen eine Elite und die ihr untergeordnete politische Kaste, die die von dir genannte Spaltung der Gesellschaft nicht nur verursacht bzw. vorantreibt, sondern auch weiß, daraus Profit zu schlagen. Hand in Hand mit den Medien. Links und rechts sind da nur machtpolitische Spielbälle, die von der Bourgeoisie gekonnt je nach Windrichtung für den ein oder anderen Zweck eingesetzt werden. Gestern war der, der auf Demokratiedefizite und einen übergriffigen Staat hinweist ein linker Fantast, heute schon ein rechter und antisemitischer Querdenker, dessen vermeintliche Radikalisierung in den Gazetten rauf und runter geschrieben wird. Verdecken soll es, dass es eigentlich der Staat selbst ist, der sich in den letzten knapp zwei Jahren massiv und erschreckend radikalisiert hat.


    Aber Kastendenken kommt gut an, Feindbilder sind der einfachste Weg, das eigene Weltbild abzuschließen.

  • Alle Achtung HarrySeidler, Sie möchte ich im Gerichtssaal nicht als Gegner haben. Sie gewinnen jeden Prozess schon auf Grund von gefundenen Formfehlern. Der Sieg geht eindeutig an Sie, Form über Inhalt war noch nie meine Stärke. Chapeau!


    Berlinier, eine weitere Zukunftsvorstellung könnte aber auch sein, dass sich Gesellschaften teilen, so wie einst sich die Sozialisten/Kommunisten heraus pellten aus dem Gesamtgefüge. Die DDR verdankte ihr Entstehen ja nicht nur dem Ergebnis des zweiten Weltkrieges, sondern auch der kommunistischen/sozialistischen Linie in Deutschland, die weit ins 19. Jhdt. hineinreichte. Das ist das was ich mit Bruch in der Gesellschaft meine, das kann schnell explosiv und sogar revoltär werden. Denken Sie an die irische Revolution, "Sinn Fein" war anfangs belächelt, urplötzlich brachen uralte Gräben auf. Vom Extrem Jugoslawien will ich gar nicht sprechen. Das ist das was ich mit meiner deutlichen Kritik an der Merkel-Zeit meine, es wurden so viele Gräben aufgeschüttet, dass diese ein Menetekel für die Zukunft darstellen.

  • Hier übrigens, K-1 , noch ein kleiner inhaltlicher Nachtrag zu den "Sträflingskleidung"-Plakaten, denen Sie so einfühlend Verständnis entgegenbringen, obschon Sie sie als "geschmacklos" bezeichnen:

    Ich möchte aber auch ganz konkret ihr Beispiel eines Demonstranten aufgreifen, der Teile der Nomenklatura in Sträflingskleidung vorführt. Sicher geschmacklos, aber ich kann verstehen aus welcher Ohnmacht dies rührt. Er möchte sich oder seinen Kindern nichts injizieren lassen, was er aus seiner Ethik oder Wahrnehmung für falsch hält. Der Demonstrant ist auf Grund der G-Regeln einer willkürlichen Ausgrenzung im Alltag ausgeliefert, befehligt keine Polizei, sondern ist ihr ausgeliefert, von den Medien ist er zur allgemeinen Belustigung freigegeben und von den Parteien/Politikern/Kirchen/Verbände/Gewerkschaften ist niemand mehr in Sicht, der ihm zumindest das Gefühl gibt, dass seine Befindlichkeit verstanden wird.

    Zunächst einmal behaupten Sie, dass es sich um "einen" Demonstranten handele [obwohl schon auf dem zuvor verlinkten Bild eine Gruppe von 4 solchen Plakaten neben "Frieden, Freiheit, keine Diktatur"-Schildern zu sehen war & um diesen Widerspruch ("Volksverräter"-Fantasien neben "Friedens"-Rufen) ging es mir wie in Ihren Beiträgen]. Und nun füllen Sie dieses Bild des einsamen, "ohnmächtigen" Demonstranten, der nur noch zur Geschmacklosigkeit greifen kann, mit völlig spekulativen psychologischen Bildern, die Sie dann als "Verstehen" verkaufen wollen: "Er möchte sich ... nichts injizieren lassen", "Der Demonstrant ist ... im Alltag ausgeliefert", "ist ... zur allgemeinen Belustigung freigegeben", "niemand mehr in Sicht, der ihm zumindest das Gefühl gibt, dass seine Befindlichkeit verstanden wird". Spekulation wird so zur Tatsachenbehauptung.

    Besser als Ihre spekulativen Psychologisierungen wäre vielleicht, sich anzuschauen, dass es um eine wohlorganiserte, zahlreiche und auch bekannte Gruppe aus reichsbürgernahen QAnon-Anhängern sowie einigen AfDlern handelt, die nun seit 1 1/2 Jahren von einer Demonstration zur nächsten tingelt. Sie war schon am 29.8.2020 in Berlin sehr präsent (Bild im Link) und auch bei der "Erstürmung" der Reichstagstreppe mit Reichbürgern, QAnons und Neonazis dabei (Bild im Link). Und hier noch einmal die etwas verstreutere Gruppe in Leipzig (Bild im Link). Man kann und muss sogar diese Gruppe ernstnehmen (da sind wir einer Meinung), allerdings nicht spekulativ einfühlend, sondern politisch, in dem was Sie real macht: den "Pegida-Galgen" in die Coronapolitik übertragen und Medien, Politik und Wissenschaftler als Feindbilder zu markiern. Etwas, was Sie, K-1 , dann mit Ihrer Einfühlung in Befindlichkeiten in sehr milder Form indirekt betreiben. Und dass Sie selbst gleich im ersten Satz Ihres Abschnittes in Bezug auf Drosten den SED-Begriff für linietreue Kaderpolitiker - "Nomenklatura" - benutzen, spricht leider Bände.

  • Die Parallelen zu den 20er/30er Jahren des Jahrhunderts zuvor sind schon frappierend. (...)

    Auf dem ersten Blick sind die Parallelen bemerkenswert.


    Dennoch gibt es auch ganz wesentliche Unterschiede.


    – Deutschland ist im Gegensatz zu damals ein großer Player auf der Weltbühne. Den Machtwechsel nach einer langen Ära gibt es, aber ist der wirklich in der selben Liga wie der mit einem verlorenen Krieg verbundene Untergang einer ganzen Staatsform??


    – Deutschland und Frankreich sind heute die Best Friends Forever unter den europäischen Ländern überhaupt und stellen damit sogar die Eine Tendenz, die sich, nach einer zu hoffenden Wiederwahl Macrons noch verstärken wird. Leider gibt es auch Rechstradikale, doch werden die es vermutlich weniger auf einen innereuropäischen Konflikt anlegen als auf Netzwerken. (auch nicht schön aber mein Punkt ist ja dass es anders ist als damals)


    – Auch heute gibt es auf globaler Ebene krasse soziale Unterschiede. In Deutschland sind diese allerdings derzeit harmlos verglichen mit dem, was in der Weimarer Republik los war (Stichwort: richtiger Hunger).


    – Abgehobene Eliten: Die Weimarer Zustände spielen sich in diesem Themengebiet glaube ich derzeit eher anderswo ab (Siehe El Salvadors Präsident Bukele mit seinen Tech Bros aus Amerika)


    – Auch eine gesellschaftliche Spaltung wie vor 100 Jahren sehe ich derzeit in Deutschland nicht. Vielmehr eine kleine Gruppe radikaler Elemente, die es ganz schlicht auf Terror und Umsturz anlegen (wieder: nicht schön aber auch nicht wie damals). Ich habe da Hoffnung. Durch die RAF-Zeit sind wir auch gekommen (obwohl das hier schlimmer werden könnte).


    – Russland als Aggressor spielt auch heute eine Rolle, allerdings mit wesentlich mehr kollektiven Gegenwind aus dem Westen als in der zersplitterten Landschaft der 1920er. Allerdings könte ich mir vorstellen, das Russland in den nächsten Jahren in eine Art "Weimar-Deutschland wird zum Aggressor"-Rolle hineinwächst. Dieses Land hat nämlich wirklich ziemlich viele Voraussetzungen dafür (Oligarchische Oberklasse, extreme soziale Unterschiede, autoritäres Weltbild, gekränkter Stolz, Paranoia...)

  • Alle Achtung HarrySeidler, Sie möchte ich im Gerichtssaal nicht als Gegner haben. Sie gewinnen jeden Prozess schon auf Grund von gefundenen Formfehlern. Der Sieg geht eindeutig an Sie, Form über Inhalt war noch nie meine Stärke. Chapeau!

    Den Begriff der "Falschbehauptung" habe ich nicht im Sinne der juristischen "falschen Tatsachenbehauptung" gebraucht, sondern hinsichtlich des "Wahrheitswertes" Ihrer Aussagen. Also allein auf den Inhalt Ihrer Aussagen bezogen, nicht die Form. Denn im Gegensatz zu Ihnen halte ich hier nichts für "in Zukunft justiziabel". Aber Widerspruch müssen Sie in einem Forum schon ertragen.

  • HarrySeidler Ich finde zwar erneut, dass K-1 über das Ziel hinaus schießt und ich teile Dein Unbehagen in Bezug auf radikale Anti-Strömungen. Allerdings sollte diese Sorge nicht automatisch dazu führen, die teils so unseriös angegriffene Seite (hier die politischen Entscheider) auch von seriöser und berechtigter Kritik pauschal auszunehmen oder zu unterstellen, die Kritiker (hier der Mitforist) würden keine Argumente nennen (tatsächlich nennt er einige Argumente, von denen ich einige zumindest teilweise berechtigt finde). Du verfällst hier mE in den bequemen, leider um sich greifenden Trend, solche Stimmen gleich insgesamt unmöglich zu machen und mit einem Wisch abzutun wie eine lästige Fliege. Und genau damit bestätigst Du ironischerweise höchstselbst eines seiner Argumente in Bezug auf den aktuellen öffentlichen Diskurs.


    Jedenfalls wird man die auch durch Umfragen belegte hohe und wachsende Unzufriedenheit mit dem Corona-Umgang der Regierung so nicht mehr zurück drängen können. Diese Auseinandersetzung hätte man längst stärker zulassen sollen, gerade um sie nicht der Querdenkerströmung zu überlassen. Wenn immer mehr Menschen ausgerechnet dort ihre Unzufriedenheit anbringen oder aber sogar erst in dieses Lager reingelabelt und -gedrückt werden, dann läuft gesellschaftlich etwas verkehrt. Und die Rede, dass 'das' (wer eigentlich? alle Kritiker?) ja nur wenige aber laute Stimmen seien, trifft es mE auch nicht wirklich. Dazu bekommt man zu viel davon mit, auch im eigenen Umfeld, auch von eher gemäßigten und intelligenten Leuten.


    Auch finde ich es bedenklich, dass inzwischen selbst die Stiko massiv unter Druck gesetzt wird (zur Erinnerung: das ist kein doofer, verantwortungsloser Fußballer und auch kein anonymer Mitforist in der regionalen Lounge eines Sparten-Webforums), dass große Gruppen von Ärzten (konkret Kinderärzten) ebenso wie Rechtsexperten gekonnt ignoriert und totgeschwiegen werden und Politiker teilweise völlig durchdrehen (bspw Boosterfristen entgegen jedem Sinn immer weiter drücken, in NRW sogar der Versuch auf 4 Wochen). Und trotzdem sind nur/primär die Impfskeptiker und Schwurbler problematisch und die meiste Kritik treffsicher diesem Spektrum zuzuordnen? Was da wohlfeil an Debattenkultur, sozialem Austausch etc aufgegeben wird, besorgt mich jedenfalls sehr.


    Und ja, ich finde man muss trotz der zunehmenden Erschöpfung und Überfordern mehr und ehrlicher öffentlich darüber diskutieren, welchen Preis die Gesellschaft für welches Level an Schutz bezahlen möchte. Es ist komplex (wie die Währungs- und Finanzkrise, wie die Flüchtlingskrise...). Gerade deshalb finde ich blindes Vertrauen aber umso gefährlicher: Der Papa bzw. die Mutti wird's schon richten. Der neue Papa Scholz hat bspw (völlig entgegen der nicht lange zurückliegenden Wahlkampfrhetorik!) die allgemeine Impfpflicht angeschoben und gar angekündigt, nun keine roten Linien mehr zu akzeptieren. Mutti Giffey hat dagegen bereits begonnen, junge Kinder auch in anonymen Impfzentren und Schulen impfen zu lassen, statt diese Verantwortung den regulären Kinderärzten zu überlassen. Selbst gegen das Verfassungsgericht laufen aktuell Befangenheitsklagen, die laut juristischen Analysen nicht einmal völlig substanzlos sind. Alles in seriösen Medien zu lesen aber doch gefühlt kein Teil der 'großen' Debatte und der Entscheidungen. Ich habe jedenfalls nicht mitbekommen, dass in Berlin über Impfentren für Kinder zunächst öffentlich sowie ernsthaft und seriös diskutiert wurde. Das sind für mich genau die fehlenden roten Linien.

  • HarrySeidler Ich finde zwar erneut, dass K-1 über das Ziel hinaus schießt und ich teile Dein Unbehagen in Bezug auf radikale Anti-Strömungen. Allerdings sollte diese Sorge nicht automatisch dazu führen, die teils so unseriös angegriffene Seite (hier die politischen Entscheider) auch von seriöser und berechtigter Kritik pauschal auszunehmen oder zu unterstellen, die Kritiker (hier der Mitforist) würden keine Argumente nennen (tatsächlich nennt er einige Argumente, von denen ich einige zumindest teilweise berechtigt finde). Du verfällst hier mE in den bequemen, leider um sich greifenden Trend, solche Stimmen gleich insgesamt unmöglich zu machen und mit einem Wisch abzutun wie eine lästige Fliege. Und genau damit bestätigst Du ironischerweise höchstselbst eines seiner Argumente in Bezug auf den aktuellen öffentlichen Diskurs.

    1. "Allerdings sollte diese Sorge nicht automatisch dazu führen, die teils so unseriös angegriffene Seite (hier die politischen Entscheider) auch von seriöser und berechtigter Kritik pauschal auszunehmen [...]."


    Wer tut denn das - können Sie jemanden jenseits der "Entscheider" selbst nennen? Weder tue ich das, noch tun dies - meines Wissens - andere User, noch die Medien. Fast niemand nimmt die "politischen Entscheider" von Kritik pauschal aus. Was "die Medien" angeht hier allein eine kleine Auswahl aus diesen Tagen (ohne, dass ich diese Positionen durch teilen teilen würde) aus völlig unterschiedlichen Richtungen:

    Die "Welt": https://www.welt.de/politik/de…Zahl-der-Ungeimpften.html (Kritik an Verwaltungs-Zahlen)

    Die "FAZ": https://www.faz.net/aktuell/po…ssen-antrag-17687561.html (Bericht über liberale Kritik an der Impfpflicht)

    Der "Spiegel": https://www.spiegel.de/panoram…e4-4d3a-96b2-b0df2af5cf2f (Bericht über psychische Folgen der Pandemie-Politik)

    Die "taz": https://taz.de/Coronavirus-Mutation-Omikron/!5818388/ (Kritik an Impfstoff-Politik)

    Das "Neue Deutschland": https://www.nd-aktuell.de/arti…haetzte-lebensretter.html (Kritik an sozialer Diskriminierung durch Aufhebung der Testpflicht durch "Geboosterte")

    Sieht so die pauschale Ausnahme "politischer Entscheider" aus?


    2. "[...] oder zu unterstellen, die Kritiker (hier der Mitforist) würden keine Argumente nennen (tatsächlich nennt er einige Argumente, von denen ich einige zumindest teilweise berechtigt finde)"


    Wie gesagt, ich habe mich auf einen einzelnen Post, nicht das gesamte Œuvre von K-1 in diesem Thread bezogen und warte gerne darauf, mir ein "Argument" nennen zu lassen, das ich dort übersehen habe. Daher habe ich an ihn adressiert auch formuliert "Ich habe nicht behauptet, dass Sie keine Argumente haben, sondern allein darauf hingewiesen, dass in Ihrem ersten Post, auf den ich mich bezog, keine Argumente vorhanden sind". That's it.


    3. "Du verfällst hier mE in den bequemen, leider um sich greifenden Trend, solche Stimmen gleich insgesamt unmöglich zu machen und mit einem Wisch abzutun wie eine lästige Fliege."


    Ich mache hier überhaupt nichts "unmöglich", das würde ja auch der Idee eines "Forums" widersprechen, das das "DAF" immerhin im Titel trägt. Gleichwohl lasse ich es mir nicht nehmen, auf inhaltliche Widersprüche oder logische Unmöglichkeiten hinzuweisen, sobald ich sie zu erkennen vermag.


    4. "Und genau damit bestätigst Du ironischerweise höchstselbst eines seiner Argumente in Bezug auf den aktuellen öffentlichen Diskurs."


    Kritik ist kein "Redeverbot" oder "Einschränkung der Meinungsfreiheit", sie ist auch kein Teil einer abzulehnenden "Polarisierung". Es wäre bitter, wenn es so wäre. Eine "Einschränkung der Meinungsfreiheit" wäre es hingen tatsächlich, wenn man diese gegen sich selbst wenden würde wie es K-1 tut.

  • HarrySeidler Du hast den Foristen gelabelt und mehrfach unterstellt, dass er gar keine Argumente hat und Du daher nicht auf ihn eingehen willst. Er hat aber sehr wohl Argumente angesprochen. Und ja, die kann man auch in Frage stellen oder widerlegen. Genau das hast Du aber nicht getan. Auch ich habe sehr konkrete Argumente für Kritik gebracht (sogar teils mit Berlinbezug), auf die Du ebenfalls nicht eingehst und stattdessen wieder einmal formale Aspekte bzw. Nebenaspekte hervorhebst bzw. mir vermeintliche Punkte in den Mund legst und pro Forma widerlegst. Entweder kannst Du Haupt- und Nebenaspekte nicht unterscheiden, oder Du suchst Dir stets selbst aus, was bequem ist und was man geflissentlich ignorieren kann.


    Ein Beispiel: Ich habe selbst geschrieben, dass seriöse Instanzen in seriösen Medien fundierte Kritik äußern - dass es aber trotzdem nicht in die letztlich entscheidenden Debatten einfließt. DAS ist hier meine Kritik. Und Du willst mir dann stattdessen WARUM belegen, dass es sehr wohl Kritik in den Medien gibt? Weil Du glaubst, ich bin auch ein Schwurbler, der der Mainstreampresse pauschal misstraut (wo ich selbst etwas anderes schreibe und differenziert erläutere)? Sorry, Du entlarvst Dich so nur gleich noch einmal selbst, dass Du bei Kritik nicht richtig zuhörst, weil der Reflex zum Labeln und abtun zu groß ist. Danke für den 'Austausch', I guess...


    P.S.: Ich nehme mir dann auch mal die Freiheit, auf den Rest nicht einzugehen.

  • ^ So langsam wird es tatsächlich etwas albern.


    1. "Du hast den Foristen gelabelt". Wo und an welcher Stelle? Ich habe klar und deutlich festgestellt: "Nein. Ich habe Sie nicht als 'Querdenker' bezeichnet" sowie "Ich habe weder behauptet, dass Sie sich selbst so bezeichnen, noch Sie als ein Mitglied der 'Querdenker'-Bewegung bezeichnet." Von welchem "Label" sprechen Sie also?

    2. "[...] und mehrfach unterstellt, dass er gar keine Argumente hat". Wo und an welcher Stelle? Ich habe das Gegenteil formuliert: "Ich habe nicht behauptet, dass Sie keine Argumente haben". Und warum "mehrfach"?

    3. "[...] und Du daher nicht auf ihn eingehen willst." Wo und an welcher Stelle? Ich habe vielmehr geschrieben: "Ansonsten könnten und würden Sie mir ja gar nicht antworten und auch ich habe Ihnen bereits mehrfach geantwortet." Inwiefern deuten Sie das als "Diskussionsverweigerung" (die ja - fiktiv - auch ok wäre)? Und sehen Sie diese Antwort etwa nicht als sehr konkrete Reaktion auf eine bestimmte Passage des Users?

    4. "[...] mir vermeintliche Punkte in den Mund legst". Wo und an welcher Stelle? Habe ich Sie falsch oder entkontextualisiert zitiert, sodass der Zusammenhang für andere nicht mehr kenntlich war?

    5. "Weil Du glaubst, ich bin auch ein Schwurbler, der der Mainstreampresse pauschal misstraut (wo ich selbst etwas anderes schreibe und differenziert erläutere)?" Nein, das glaube ich nicht. Warum sollte ich?


    P.S.: Diesen Satz von Ihnen - "Und ja, ich finde man muss trotz der zunehmenden Erschöpfung und Überfordern mehr und ehrlicher öffentlich darüber diskutieren, welchen Preis die Gesellschaft für welches Level an Schutz bezahlen möchte." - halte ich übrigens selbst für sehr bedenkenswert, da es sich um eine zentrale Frage von Zusammenleben handelt.

  • jan85 eines möchte ich noch verständlich machen, auch ich bin kein Freund von „radikalen Anti-Strömungen“. Zugegeben hast du im Gegensatz zu mir einen verbindenderen Schreibstil, ich bringe die Dinge dagegen auch gerne spitz auf den Punkt. Ich möchte es abschließend nochmals aus der Ich-Perspektive beschreiben.


    Ich war bis vor wenigen Monaten kein Impfgegner, dies habe ich in einem Post vor Monaten hier schon einmal von mir gegeben. Ich selber bin zwei Mal geimpft und habe am Anfang eine Impfpflicht auch aus Haftungs- und Gleichheitsgründen für sinnvoll erachtet. Allerdings lasse ich mich kein drittes Mal oder noch weitere Male impfen. Freiwillig würde ich es nicht mehr tun, so müssten die, die es von mir verlangen Gewalt oder Freiheitsentzug anwenden. Und diese Zuspitzung ist eine reale Gefahr.


    Mir wurde seit letztem Jahr erzählt, haben wir die Impfung, haben wir die Lösung und das „alte Leben“ kehrt zurück. So gingen wir im Herbst letzten Jahres in den Lockdown der bis Ende November dauern soll, der dann schnell bis ins neue Jahr verlängert wurde, der dann zum „Wellenbrecherlockdown“ ausartete und irgendwann im Frühjahr vorbei sein sollte. Aber Stopp, dann sollte er spätestens nach der abgeschlossenen Erst- und Zweitimpfung von etwa 60-70 Prozent (erst der Alten, dann der Jungen) abgeschlossen sein. Im Juni gab es teilweise immer noch Lockdown, diesen haben im Grunde die G-Regeln weiterführt und nun gibt es schon Abstufungen nach Boosterungsgrad G1, G2+ und die Maske bleibt auch drauf. Natürlich konnte auch die schon romantisch anmutende Normalität zur Bundestagswahl nicht normal sein, denn plötzlich kommt die nächste Variante, diesmal aus Südafrika und so muss natürlich alles wieder verschärft werden.


    Und hier findet einerseits eine Radikalisierung bei den Kritikern, zu denen ich mich nun auch zähle statt. Zum anderen hält die Politik ihre Voraussagen/Versprechen nie ein und radikalisiert sich seit Herbst diesen Jahres in einem beeindruckenden Tempo.


    Ich bin also mit etwas gespritzt worden, dessen Wirkung mir mittlerweile sehr zweifelhaft erscheint. Denn von der Notwendigkeit einer sogenannten „Boosterung“ wurde mir im Frühjahr nichts erzählt. Dass mein „Impfstatus“ (auch so ein Wort dieser neuen Zeit) nach sechs Monaten abläuft, der Herr Scholz möchte ihn schon nach drei Monaten ablaufen sehen, in NRW gar soll alle vier Wochen „geboostert“ werden.


    Alle drei Regierungsparteien (die ich mir auch für Berlin wünschte) sprachen in Bezug auf Impfpflicht vor der Wahl ganz anders. Einen Tag im Amt und alles wird revidiert. Und „Strafen die weh tun“ soll es auch geben. Herr Scholz sieht als deutscher Regierungschef „keine Roten Linien“ mehr und ein General von dem ich noch nie etwas hörte soll gewisse „Operationen“ leiten.


    An der Stelle sage ich Nein, ab jetzt keinen Schritt weiter, mein Vertrauen ist aufgebraucht. Und ich sage es ganz offen, als Deutscher kann ich nicht verstehen wie man solche Entwicklungen widerspruchslos oder zumindest ohne hinterfragen hinnehmen kann.


    Deshalb bin ich mittlerweile gegen eine Impfpflicht, da ich fragen muss wo endet diese? Die Politik hat bei mir Ihr Vertrauen zum größten Teil aufgebraucht. Und hier ergeben sich nicht zu unterschätzende Lebensfragen, die mancher Mitforist nicht nur als Formalität abtun sollte. Möchte ich in einer Welt leben oder welchen Wert hat mein Leben noch, wenn meine straffreie Daseinsberechtigung vom Intervall einer Spritze abhängt?


    Und ja, ich finde man muss trotz der zunehmenden Erschöpfung und Überfordern mehr und ehrlicher öffentlich darüber diskutieren, welchen Preis die Gesellschaft für welches Level an Schutz bezahlen möchte.

    Genau das ist die Frage. Lohnt es sich dafür ein immer noch funktionierendes Gemeinwesehen womöglich für immer zu einem Scherbenhaufen zu verwandeln?

  • Dass mein „Impfstatus“ (auch so ein Wort dieser neuen Zeit) nach sechs Monaten abläuft, der Herr Scholz möchte ihn schon nach drei Monaten ablaufen sehen, in NRW gar soll alle vier Wochen „geboostert“ werden.

    "in NRW gar soll alle vier Wochen 'geboostert' werden." Diese Aussage ist doch absoluter Quatsch. Mal abgesehen von dem tatsächlich unsäglichen PR-Desaster um den zwei Tage später kassierten Erlass vom 13. Dezember, ist das nicht "spitz auf den Punkt", sondern schlicht eine Lüge und fördert nicht gerade das Vertrauen in Ihre sonstigen Aussagen. Und das lässt sich, da es sich um einen Erlass eines Ministeriums handelt, auch nachlesen. Es ging dort auch in der verworfenen, nun präzisierten Fassung nie um ein Intervall, sondern die Zulassung zur Auffrischungsimpfung überhaupt, da zuvor einige aufgrund weniger fehlender Tage bis zur 6-Monats-Grenze in den Impfzentren abgewiesen wurden. Hier aus der Pressemitteilung des Ministeriums vom 15. Dezember (Hervorhebungen von mir):


    Insbesondere zur Bekämpfung der Omikron-Variante ist es dringend erforderlich, die Auffrischungsimpfungen mit vollem Tempo weiter voranbringen. Im Rahmen der kommunalen Impfangebote können sich auch Personen boostern lassen, deren Grundimmunisierung mindestens vier Monate zurückliegt. Davon unberührt bleiben Einzelfallentscheidungen aufgrund einer medizinischen Indikation für eine frühere Auffrischungsimpfung, sofern hier ein Mindestabstand von vier Wochen erreicht ist.

    Der im Impferlass vom 13. Dezember 2021 thematisierte Mindestabstand von vier Wochen stellt demnach ausdrücklich keine Empfehlung, sondern eine absolute Untergrenze für Einzelfallentscheidungen dar. Dieses Impfintervall orientiert sich an der aktuellen Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) zu COVID-19-Impfungen, wonach zum Beispiel eine Auffrischungsimpfung bei immundefizienten Personen mit einer erwartbar stark verminderten Impfantwort bereits vier Wochen nach der zweiten Impfstoffdosis zur Optimierung der Impfserie verabreicht werden kann. Der neuerliche Erlass trägt darüber den aktuellen Entwicklungen Rechnung und ermöglicht den Kreisen und kreisfreien Städten, auch am 1. und 2. Weihnachtstag sowie am Neujahrstag Impfangebote zu organisieren, um die Impfungen der Bevölkerung weiter schnellstmöglich voranzubringen.

    Aktuell empfiehlt die STIKO regelhaft sechs Monate nach erfolgter SARS-CoV-2-Grundimmunisierung eine Auffrischungsimpfung für Personen ab 18 Jahren. Verkürzungen dieses Impfabstands sind nach ärztlichem Ermessen möglich und können insbesondere bei immuninsuffizienten Personen angezeigt sein. Seitens zahlreicher Experten wird zurzeit jedoch darauf hingewiesen, dass eine Auffrischungsimpfung aufgrund der damit einhergehenden Steigerung der Zahl der Antikörper eine geeignete Maßnahme sein könnte, um eine schnelle Ausbreitung der Omikron-Variante zu vermeiden. Zu diesen Experten zählen insbesondere die Europäische Arzneimittelagentur, Impfstoffhersteller, Mediziner sowie Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach.

    Quelle: https://www.mags.nrw/pressemitteilung/gesundheitsministerium-praezisiert-vorgaben-zu-auffrischungsimpfungen


    Und für Ihre Behauptung "Herr Scholz möchte ihn [den Impfstatus] schon nach drei Monaten ablaufen sehen" können Sie sicherlich auch Belege anführen? Bislang sieht die Diskussion so aus.

  • Wir befinden uns hier ja nun in Berlin, daher ist das Ganze nicht so wirklich relevant - eher ein Teil des ganzen nervigen Hintergrundrauschens. Zur Klarstellung sollte aber schon gesagt werden, dass die Untergrenze zwischen 2. und 3. Impfung in NRW explizit "grundsätzlich" (statt ausnahmsweise) auf 4 Wochen heruntergesetzt wurde und dies auch verteidigt wurde (vgl. hier). Daraufhin gab es dann u.a. Kritik von der Deutschen Gesellschaft für Immunologie und Kassenärztlichen Vereinigungen aber auch von der Charité oder auch dem neuen Gesundheitsminister (vgl. u.a. hier). Anschließend kam dann die "Präzisierung" bzw. eigentlich eine Rolle rückwärts, wonach nun doch nur in medizinisch begründeten Ausnahmefällen 4 Wochen reichen. Dass regelmäßig alle 4 Wochen geimpft werden sollte, trifft so aber natürlich nicht zu.


    Zur Situation in Berlin (schlimm genug, dass die Bundesländer das nicht einheitlich geregelt haben): Hier kann man künftig theoretisch nach 5 Monaten boostern, was mE gerade für vulnerable Gruppen eine sinnvolle Lösung ist. Nicht ohne Grund füllten sich die Intensivstationen zeitweise leider auch zunehmend mit Doppeltgeimpften. Inzwischen sind in Berlin wie in Deutschland nun bereits rund 30% geboostert und hierbei speziell auch die Risikogruppen (72% haben immerhin doppelten Impfschutz). Tatsächlich sinken die Zahlen der beatmeten Patienten in Berlin inzwischen schon wieder merklich, auch wenn es in den Medien teilweise noch anders rüber kommt. Selbst wenn bald Omikron kommt und ggf. doch weniger milde Verläufe als erhofft mitbringt, sollten bis dahin gerade die besonders gefährdeten Menschen rechtzeitig einen aufgefrischten Impfschutz erhalten oder zumindest ermöglicht/angeboten bekommen haben. Das ist mE auch das Wichtigste aktuell. Panik und Aktionismus sollte man dringend vermeiden. Das hat noch nie geholfen und es macht die Menschen mE auch anfälliger für Erkrankungen.


    Spannend finde ich übrigens, dass die Umsätze der Berliner Industrie laut einem Artikel der Berliner Zeitung (leider hinter einer Bezahlschranke) in den ersten 9 Monaten 2021 über dem Vergleichszeitraum 2019 lagen. Die Aufträge gingen sogar noch weiter nach oben. Es gibt allerdings nach wie vor Lieferengpässe und zudem auch zunehmend offene Stellen. Insgesamt war das BIP 2020 noch um 3,3% geschrumpft (BRD gesamt: 4,9%). Allerdings wird für das kommende Jahr wieder mit rund 55.000 neuen Arbeitsplätzen gerechnet. Die angewachsene Arbeitslosigkeit werde weiter abschmelzen, jedoch wohl eher langsam. Es ist aber wichtig, dass es auch solche hoffnungsvollen Tendenzen gibt. Noch besser wäre es natürlich, wenn Omikron wirklich den Wechsel von Pandemie zu Endemie einläuten könnte oder alternativ zumindest die Erfahrungswerte zunehmen und etwas mehr Planungssicherheit reinbringen.

  • An der Stelle sage ich Nein, ab jetzt keinen Schritt weiter, mein Vertrauen ist aufgebraucht. Und ich sage es ganz offen, als Deutscher kann ich nicht verstehen wie man solche Entwicklungen widerspruchslos oder zumindest ohne hinterfragen hinnehmen kann.

    Wie kommen Sie eigentlich darauf, dass Leute, die eine andere Einstellung als Sie haben, die Sache nicht hinterfragen würden? Oder das sich daraus ad hoc eine Widerstandshaltung ergeben müsste?


    Das sukzessive Mutationen aufkommen, gegen die die vorher gefundenen Impfstoffe nicht mehr im vollen Umfang wirksam sein werden, ist nichts überraschendes und wurde auch schon in 2020 von Droste & Co. kommuniziert. Also boostert man den Antikörperwert um so die Wahrscheinlichkeit eines schweren Verlaufs mit den neuen Varianten möglichst gering zu halten. Wir reden hier von den am besten untersuchten und beobachteten Arzneimitteln in der Menschheitsgeschichte, mit Stichproben von >xMilliarden (Selbst Befürchtungen hinsichtlich Langzeitfolgen haben sich seit Monaten endgültig in Luft aufgelöst.)


    Rational betrachtet, ist die Sache völlig klar: Die Boosterimpfung ist medizinisch begründet. Sie ist aus persönlicher, familiärer und gesamtgesellschaftlicher Sicht sinnvoll. Je mehr Menschen vollständig geimpft sind, desto weniger belastet ist das Gesundheitssystem und desto schneller können Maßnahmen zurückgebaut werden.


    Sie regen sich über einzelne plakative und im Nachhinein falsche Aussagen von Politikern auf? Verstehe ich. Aber der Schluss daraus kann doch nicht sein, dass Sie sich "als Deutscher" den nötigen medizinischen Maßnahmen verwehren, die unsere Gesellschaft schützen. Man darf auch nicht vergessen, dass diese Pandemie ein Lernprozess ist. Auch für Wissenschaft und Politik. Wer von ihnen hellseherische Fähigkeiten erwartet, wird zwangsläufig enttäuscht.

  • Sie regen sich über einzelne plakative und im Nachhinein falsche Aussagen von Politikern auf? Verstehe ich. Aber der Schluss daraus kann doch nicht sein, dass Sie sich "als Deutscher" den nötigen medizinischen Maßnahmen verwehren, die unsere Gesellschaft schützen. Man darf auch nicht vergessen, dass diese Pandemie ein Lernprozess ist. Auch für Wissenschaft und Politik. Wer von ihnen hellseherische Fähigkeiten erwartet, wird zwangsläufig enttäuscht.

    Ich danke Ihnen für die klare Aussage. Sie beschreibt, dass wir beide in einem völlig unterschiedlichen Welt- und auch Geschichtsverständnis leben. Für mich ist Ihre Beschreibung, wenn man diese logisch zu Ende denk, die Verherrlichung des Kadavergehorsams. Sie mögen dies anders empfinden, wir werden jedoch anerkennen müssen, dass wir unüberbrückbar differente Werte- und Weltvorstellungen haben. Erkennen wir es an.


    Spannender ist, dass Petra Kahlfeldt neue Senatsbaudirektorin wird.

    Das ist nicht nur spannend, da mache ich jetz direkt einen Luftsprung. Der Tag ist gerettet. Petra und Paul Kahlfeldt Architekten sind ja ein ganz famoses Büro. Sie waren von Anfang an bei der Neugestaltung Berlins nach der Wende dabei, kennen architektonische Zusammenhänge und sind Kenner des alten Berlins. Und einen freien Geist unterstelle ich Frau Kahlfeldt gerne. Toll, dass sie den Mut und auch die Lust hat und den Posten übernimmt!

    Bei all der von uns allen hier so diskursiv und auch hart ausgetragenen Corona-Diskussion dürfen wir uns doch alle gemeinsam auf bestimmt sehr sinnliche Architektur in der Zukunft freuen! Ich bin mir sicher Sie wird den Bausenat wieder zu einem Kraftzentrum der Zukunft Berlins machen.

  • Für mich ist Ihre Beschreibung, wenn man diese logisch zu Ende denk, die Verherrlichung des Kadavergehorsams.

    Naja... eine solches Logikverständnis klärt so manche Frage, die man sich beim lesen Ihrer Kommentare stellt.

  • Die weltweiten Auswirkungen (Abschottung der Länder zueinander) sind teils durchaus ähnlich. Die stark polarisierte Bevölkerung, in politische Lager gespalten? [x] check. Eine entkoppelt/dekadente Elite, die explosive Ungleichverteilung von Vermögen? [x] check. Eine gallopierende Inflation? [x] check. Der Drang Südenböcke für die schlechte wirtschaftl. Situation ausmachen zu müssen? [x] check. Deutschland verunsichert und führungsschwach nach der Ablösung des Kaisers? [x] check. "Der Deutsche", der sich als Zahlknecht der Franzosen fühlt? [x] check. "Der Russe", der im Osten für Unruhe sorgt und an Einfluss gewinnt? [x] check.

    Noch ist der Welthandel intakt, wenn auch pandemiebedingt stark geschwächt. Politische Spaltung (CDU vs SPD) ist nach Jahren einer großen Koalition nicht zu erkennen. Deutschland ist auch nach wie vor eher Eliten-avers. Oder werden hier die Milliardäre gefeiert und Minderheiten denunziert ? Die soziale / monetäre Ungleichheit wird durch einen gigantischen Steuerumverteilungsmechanismus im Staatshaushalt aufgefangen. Stichwort Soziale Marktwirtschaft. Und "noch" ist Deutschland stabil und einflussreich in der EU und Eurozone eingebunden.


    Dass Inflation, Pandemie und ein neuer einschläfernder Bundeskanzler deprimieren ist nicht von der Hand zu weisen. Dass die NATO unter der Führung der USA Russland immer weiter provoziert ist ebenfalls eine ungute Entwicklung. Am Ende der Entfremdung von EU und Russland könnte Deutschland jedoch als der Dumme dastehen, wenn die Russen einfach den Gashahn abdrehen.


    Deutschland steuert auf ein wirtschaftlich und geopolitisch unsicheres Jahr zu mit einer Gesellschaft die durch die Corona Situation etwas hoffnungslos wirkt.

  • Noch ist der Welthandel intakt, wenn auch pandemiebedingt stark geschwächt.

    Intakt? Es sind ganze Lieferketten zusammengebrochen, insbesondere aus Asien. Wenn ich sehe, was teilweise für Lieferzeiten für gewisse Güter (probiert mal ein neues, etwas höherwertigeres Fahrrad z.B. bei Cube oder Canyon zu kaufen, viel Spaß) zu erwarten sind, kann von intakt keine Rede sein. Und die Verzehnfachung der Containerpreise geben auch kein gutes Bild unserer durchglobalisierten Weltwirtschaft ab. Es sind zu große Abhängigkeiten geschaffen worden.

    Deutschland ist auch nach wie vor eher Eliten-avers. Oder werden hier die Milliardäre gefeiert und Minderheiten denunziert ?

    Letzteres muss man leider ganz klar bejahen. Es findet eine ungehörige und faschistoide Ausgrenzung, Diffamierung und Denunzierung von Ungeimpften statt. Das sollte jedem Demokraten zu Denken geben.

    Die soziale / monetäre Ungleichheit wird durch einen gigantischen Steuerumverteilungsmechanismus im Staatshaushalt aufgefangen.

    Ich kann nicht erkennen, wo dieser Mechanismus in den unteren Einkommensschichten ankommt, im Gegenteil. Die Agenda 2010 und 16 Jahre Merkel haben zu einer dramatischen Verschärfung der Armut in diesem Land geführt. Die Existenzkämpfte von vielen in Vollzeit arbeitenden Menschen waren schon sehr lange nicht mehr so heftig. Auch die katastrophale Corona-Politik hat diese Kämpfe noch weiter verschärft, vor allem beim Mittelstand. Während der städtische Einzelhandel rasiert wird und Hilfen, so sie überhaupt kommen, bei Weitem nicht die Umsatzeinbußen ausgleichen können, sind die großen Profiteure vor allem die amerikanischen Internet-Riesen wie Google und Amazon. Schaut Euch mal an, wie sich der Kontostand alleine von Jeff Bezos seit Beginn des Corona-Narratives verändert hat.


    Corona ist vor allem eines, eine riesen Umverteilung von unten nach oben.

    Am Ende der Entfremdung von EU und Russland könnte Deutschland jedoch als der Dumme dastehen, wenn die Russen einfach den Gashahn abdrehen.

    Dazu sollte man erwähnen, dass Russland seine Gaslieferungen zu keiner Zeit, auch nicht im kältesten Kalten Krieg eingeschränkt und als Druckmittel genutzt hat. So viel Fairness sollte sein. Und wenn ich höre, wie die unsäglich reaktionäre Atlantik-Bärbock auf verbalen Konfrontationskurs mit Russland geht, kann ich nur hoffen, dass die SPD dem Einhalt gebietet und sich an ihren großen Vorsitzen Willy Brandt erinnert. Im Gegensatz zu den immer schlimmer auftretenden Grünen hat der nämlich lieber Mauern überwunden, als sie aufgebaut.