HarrySeidler, ihr Beitrag entspricht halt genau dem Teil der Gesellschaft, den ich in meinem letzten Post im vorletzten Absatz darlegte. Mit mir diskutieren verweigern Sie, weil ich ja keine Argumente habe. Nur Sie haben bis dato kein Argument vorgetragen, außer dass ich für sie ein „Querdenker“ bin. Und nein ich bezeichne mich nicht so, sie tun das. Ich war noch nie auf einer solchen Demo und gehöre auch keiner Partei, Vereinigung oder Gruppe an. Mein Verbrechen ist es, dass ich die die am Rande oder am Pranger stehen schon verstehen möchte und vor Mehrheitsmeinungen ein gewisses Unbehagen habe. Aber sicher gehören Sie dann zu der Gruppe die auch erklärt, Hass ist keine Meinung, denn was Meinung, Hass oder Argument ist und was nicht bestimmen Leute wie sie.
Ich möchte aber auch ganz konkret ihr Beispiel eines Demonstranten aufgreifen, der Teile der Nomenklatura in Sträflingskleidung vorführt. Sicher geschmacklos, aber ich kann verstehen aus welcher Ohnmacht dies rührt. Er möchte sich oder seinen Kindern nichts injizieren lassen, was er aus seiner Ethik oder Wahrnehmung für falsch hält. Der Demonstrant ist auf Grund der G-Regeln einer willkürlichen Ausgrenzung im Alltag ausgeliefert, befehligt keine Polizei, sondern ist ihr ausgeliefert, von den Medien ist er zur allgemeinen Belustigung freigegeben und von den Parteien/Politikern/Kirchen/Verbände/Gewerkschaften ist niemand mehr in Sicht, der ihm zumindest das Gefühl gibt, dass seine Befindlichkeit verstanden wird.
Also beginnt eine Radikalisierung. Sicher ist das für sie wieder kein Argument, für mich aber schon. Da gehe ich mal ein paar Jahrzehnte zurück. Wir sind hier im Berlin-Strang, die 68er damals kann man gut mit den ausgegrenzten von heute vergleichen. Freiheit und die Angst vor Totalitarismus war auch damals Thema. Die Radikalisierung begann als Ohnesorg und Dutschke auf offener Straße ange-/erschossen wurden. Die durch die Medien aufgehetzte Masse war ihrem Schicksal gegenüber gleichgültig. Bitte schauen sie sich mal die unzähligen Videos über das Vorgehen der Polizei bei sogenannten „Queerdenker-Demos“ an, mich erschreckt das. Würde es zu nennenswerten Opfern kommen, die Masse heute würde dem ebenfalls gleichgültig zusehen, so meine Prognose.
Es fühlen sich enorm viele Menschen mittlerweile an die Wand gedrängt durch eine saturierte Mehrheitsgesellschaft, die in ihrer eigenen Selbstzufriedenheit zu ertrinken droht. Wäre Deeskalation nicht langsam angesagt? Und da können nur beide Seiten aufeinander zugehen. Und nein, ich drohe hier niemand und auch DerBe nicht. Doch soll sich im Rausche der Zeit keiner zu Forderungen hinreißen lassen, die später (dann wieder von sehr findigen Individuen) herausgepickt werden. Entschädigung oder zumindest die gesellschaftliche Einsicht, dass Ausgrenzung ein Fehlverhalten ist, noch dazu, wenn es von der Regierung gefordert wird, wäre ein Anfang. Dann müsste auch die andere Seite von ihren Maximalforderungen runterkommen. Wenn beide Züge weiter stur in ihre Richtung fahren werden sie eines Tages nicht mehr zusammenfinden und das würde die Entwicklung Berlins und uns hier im Architekturforum stark betrüben.