Wirtschaft, Politik, Forschung, Gesellschaft

  • einige Firmenansiedlungen

    Ich hatte es zuvor schon gesagt, aber nun mit offizieller Quelle: Mozilla zieht nach Berlin. Nach Soundcloud, 6Wunderkinder u.a. will auch Mozilla ab 2013 in die Factory in Berlin Mitte ziehen und dort 1000m² mieten. Die Factory hat insgesamt 10.000m² in 5 Gebäuden und soll weitere Startups anziehen. Mozilla hatte zuvor nur ca. 10 Mitarbeiter in Berlin und betrieb bislang kein eigenes Büro. Nun werden Fachkräfte gesucht. Auch kleinere Startups ziehen gerne nach Berlin um, etwa OrdiFy in die Silicon Allee (Torstraße) oder Archify.


    http://www.golem.de/news/facto…ch-berlin-1207-93533.html
    http://www.deutsche-startups.d…und-zieht-nach-berlin-um/
    http://futurezone.at/b2b/8821-…-up-zieht-nach-berlin.php


    Auch die Agentur Rapp wird 2013 mit einer Zweigstelle in die Nähe des Großkunden AirBerlin in die Hauptstadt ziehen. Das betrifft etwa 20 Mitarbeiter aber die Agentur will weiter wachsen.


    http://www.wuv.de/agenturen/ra…_zieht_fuer_air_berlin_um


    Cap Gemini Ernst & Young zog schon vor einigen Monaten mit 200 Mitarbeitern ins Neue Kranzler-Eck und koordiniert nun von dort seine 3000 Mitarbeiter im deutschsprachigen Raum und Osteuropa.


    http://www.presseportal.de/pm/…in-cap-gemini-ernst-young

  • Eine Entwicklung, die sich auf der IBA-Veranstaltung am 6.11. schon angedeutet hatte (siehe http://www.deutsches-architekt…php?p=357702&postcount=54), ist nun offiziell: Das Tempelhofer Feld ist nicht mehr der Schwerpunkt der IBA 2020. Diese Veränderung gab Regula Lüscher vor dem Stadtentwicklungsausschuss des Abgeordnetenhauses bekannt. Stattdessen sollen Schwerpunkte in der Gropiusstadt und in Lichtenberg gesetzt werden.


    http://www.tagesspiegel.de/ber…elhofer-feld/7359514.html


    Ich finde diese Entwicklung sehr gut, wird doch mit ihr die längst überfällige Umorientierung der Berliner Stadtentwicklungspolitik auf die Außenbezirke vollzogen. In den letzten zehn Jahren hat sich Stadtentwicklungspolitik fast nur mit der Innenstadt beschäftigt und die Außenbezirke vernachlässigt. Diese Politik ist natürlich angesichts des wachsenden Wohnungsbedarfs, der vorrangig in den Außenbezirken befriedigt werden muss, zunehmend anachronistisch. Wenn in den Außenbezirken nicht mehr interveniert wird, dann droht eine monofunktionale Stadt, in der in der Innenstadt vor allem gearbeitet wird und in der in den Außenbezirken vor allem gewohnt wird. Die Folge wäre eine Zunahme des Verkehrs, der schon aus ökologischen Gründen nicht wünschenswert ist.

  • ^
    Verstehe ich nicht: in der Innenstadt wird doch über weiteren Wohnraum diskutiert und realisiert? Oder in welchen Gebieten soll Wohnen durch Arbeit ersetzt werden?

  • Etihad-Europazentrale zieht im April 2013 an den Potsdamer Platz

    Die Absicht, von München nach Berlin umzuziehen, hatte Etihad bereits im Frühjahr erklärt (Hinweis von Dunning-Kruger vom 14. März 2012). Die Fluggesellschaft wird nun im April 2013 mit ihrer Europazentrale in die Linkstraße 2 ziehen (Richard-Rogers-Bauten am Potsdamer Platz). Der Umzug ist eine Folge der Kooperation mit Air Berlin - Etihad ist seit Anfang des Jahres Partner der deutschen Fluglinie und hält - ich glaube - fast 30% der Anteile.


    http://www.propercity-berlin.d…otsdamer-platz-49058.html (vom 12.11.2012)


    http://www.tagesspiegel.de/wir…sdamer-platz/7285762.html (vom 23.10.2012)

  • Hobbyist und Klarenbach:
    Also ich stimme Klarenbachs (und Lüschers) Standpunkt insofern voll zu, als das engere Zentrum nicht unendlich mit Wohnraum nachverdichtet werden kann bzw. sollte und der engesprochene "Nachfragedruck" womöglich proaktiv auf die Peripherie verteilt werden könnte. Es gibt sicher auch weiterhin einige wichtige Entwicklungsgebiete in der Innenstadt, aber meist sind die Preise dann auch entsprechend gesalzen (Wohnflächen müssen ja auch mit Büros, Gewerbe usw. konkurrieren). So oder so kann mE kaum noch bestritten werden, dass für sehr viele Menschen der Wohnraum in den Randlagen immer wichtiger werden wird. Und somit wäre es mE sehr zu wünschen, wenn in solchen Randlagen auch Büros, Gewerbe, Hotels usw. entstehen. Sonst gibt es irgendwann wie in anderen Großstädten ein völlig überfülltes und unverschämt teures Zentrum, wo scheinbar jeder hin muss aber kaum jemand sich mehr so wirklich wohl fühlt - spektakuläre Architektur hin oder her - und einige wirklich häßliche und heruntergekommene Außenbezirke. So ist es mir persönlich jedenfalls in einigen Großstädten in Europa und den USA tendenziell gegangen. Berlin ist momentan noch eine angenehme Gegenerscheinung und auch das einsetzende, lang ersehnte Wirtschaftswachstum sollte mE genutzt werden, um die gewachsenen Stärken der Stadt weiter auszubauen.


    Ich frage mich nur, inwiefern allein durch diese eine IBA in den Randbezirken Kultur- und Freizeitangebote geschaffen und vor allem Arbeitsplätze nach Lichtenberg, die Gropiusstadt usw. gebracht bzw. entsprechende Impulse gesetzt werden können. Der Ansatz ist sicher richtig, aber ich bin eher skeptisch bis ich konkrete Pläne hierzu höre. Denn mW wird z.B. in der angesprochenen Gropiusstadt erst einmal doch wieder nur der Wohnraum weiter verdichtet, auch wenn Frau Lüscher gerade das nicht gut finden sollte. Und auch bei Lichtenberg hat der Senat bisher immer wieder gezögert, wichtigen Freizeiteinrichtungen wie dem Tierpark eine finanzielle Initialzündung zur Sanierung zu geben. Jetzt wird offenbar zumindest die Infrastruktur im Osten der Stadt besser.


    Fazit: Ich bin sehr gespannt, wie sich diese Viertel im größeren Zusammenhang mit Berlin entwickeln werden und finde es gut, dass das Augenmerk nun auch etwas mehr auf sie gerichtet wird. Ob so die richtigen Lösungen identifiziert und auch konsequent durchgeführt werden bleibt mE aber abzuwarten. Unabhängig davon hoffe ich, dass wenigstens ein Teil von Tempelhof bebaut wird. Die Fläche ist auch so noch sehr großzügig und dieser Luxus muss auch gegenfinanziert werden.


    Berolina: Erfreulich, dass gleich 1600m² für ganze 10 Jahre gemietet werden und es die Europazentrale wird! Das macht mich auch hoffnungsvoll, dass weiter in Air Berlin und auch in den BBI investiert wird.

  • Die Frankfurter Rundschau ist insolvent

    Die traditionsreiche Frankfurter Rundschau steht offenbar kurz vor dem Aus. Der Insolvenzantrag wurde gestellt und nun gibt es offenbar kein zurück mehr. Eigentlich keine Nachricht für den Berlin-Bereich, aber die überregionalen Teile der defizitären Zeitung wurden seit einiger Zeit von der Berliner Zeitung produziert - faktisch wurde zuletzt ein Großteil der Zeitung in Berlin produziert.


    http://www.stern.de/news2/aktu…roht-das-aus-1925761.html
    http://www.focus.de/finanzen/n…r-dem-aus_aid_859890.html

  • Ich sehe es so, dass die Debatte über die künftige Stadtentwicklung in Berlin noch ganz am Anfang steht. Die aktuellen Bevölkerungsprognosen, die einen Einwohnerzuwachs für Berlin von 250.000 Einwohner bis 2030 und einen Neubaubedarf von 150.000 Wohnungen ergeben haben, haben die Politiker und Planer offenbar ziemlich überrascht. Daher beginnt erst jetzt das große Umsteuern, und konkrete Planungen beispielsweise für neue Großsiedlungen können in dieser Phase offenbar noch nicht erwartet werden.

    Dennoch finde ich es wichtig, dass nun endlich eine neue Entwicklungsetappe beginnt und dass jetzt die neuen Fragen überhaupt angepackt werden. Ich persönlich denke, dass man dabei auch über die Stadtgrenzen hinaus denken muss, beispielsweise sehe ich das große Potenzial für Arbeitsplätze für die Gropiusstadt im Raum Schönefeld. In Lichtenberg dürfte es dagegen reichlich Gewerbeflächen geben, die aktiviert werden können. Weiterhin bin ich der Meinung, dass wir um einen geförderten Wohnungsbau überhaupt nicht herumkommen, außerdem dürften Investitionen in den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur unerlässlich sein. Wenn man beispielsweise das Flughafengelände in Tegel entwickeln will, dann wird man eine entsprechende U- oder S-Bahn bauen müssen. Auch die U-Bahn zum Märkischen Viertel halte ich nach wie vor für unerlässlich. Dafür sind kreative Finanzierungsinstrumente nötig. Bereits diskutiert wird ja über eine Abgabe auf innerstädtische Luxuswohnprojekte.


    Weiterhin glaube ich nicht, dass man den Wohnungsbedarf von 150.000 Wohnungen nur durch Baulückenschließungen decken kann. Diese Variante wird einerseits nicht ausreichen, andererseits sind solche kleinteiligen Projekte auch wesentlich teurer als großflächige Wohnsiedlungen, die "in einem Rutsch" und ohne Rücksicht auf Nachbarbauten errichtet werden können. Allerdings sollte man sich bei diesen Neubauten schon um eine gute Qualität bemühen.

  • diverse Meldungen

    Wenn ich schon nicht mehr schlafen kann, dann kann ich die Zeit nutzen um diesen Thread etwas zu pflegen ;)


    1. Tourismus-Sektor:


    Bekanntlich einer von Berlins wichtigsten Wirtschaftszweigen und daher stets im Fokus. Zum Glück sind die Zahlen bisher weiter sehr gut. Von Januar bis September 2012 kamen mit über 8 Millionen Übernachtungen sogar deutlich mehr Besucher aus dem Ausland als im Vorjahr (+14%). Aber ganz kommt man natürlich nicht an der Krise vorbei. Erstmals gab es weniger Übernachtungen durch Gäste aus einem der bisher wichtigsten Ländern Spanien, immer noch deutlich über 500k, aber doch gut 3% weniger als im Vorjahr. Bei den Griechen geht es relativ gesehen viel drastischer zurück (-32%), aber hier ist man absolut gesehen ohnehin in anderen Größenordnungen... Bisher kann der Verlust zudem durch gesundes Wachstum bei Gästen aus anderen Regionen (BRIC noch ohne I bzw. Indien ;), Afrika, Arabische Länder und Türkei) ausgeglichen werden.


    Mehr als 10 Millionen Übernachtungen - und damit auch weiterhin deutlich mehr als die Hälfte - entfallen aber auf deutsche Gäste. Daher mag es nicht verwundern, dass man inzwischen sogar versucht, Berliner und Brandenbruger in die Hotels zu locken. Das soll die Bekanntheit der Häuser steigern, für Empfehlungen sorgen und auch Azubis akquirieren. Interessante Strategie.


    Davon abgesehen hat man sich mit mehr als 8 Mio Besuchern und rund 18,8 Mio Übernachtungen in den ersten drei Quartalen 2012 weiterhin hinter London und Paris aber vor Rom als Nummer 3 in Europa behauptet. Weiteres Wachstum erhofft man sich natürlich durch den BBI und die neuen Verbindungen. Auch im ebenfalls gewichtigen Kongress-Sektor kann sich dieser noch bezahlt machen.


    http://www.morgenpost.de/berli…-Touristen-Geschaeft.html
    http://www.tagesspiegel.de/ber…uer-berliner/7384722.html


    2. IT-Sektor:


    Hier gibt es eigentlich nur ein erfreuliches Update zur letzten Meldung: Auch Google möchte sich im bald eröffnenden Start-Up-Zentrum "Factory" engagieren. Ein Förderprogramm mit einem Gesamtvolumen von 1 Mio Euro soll für 3 Jahre aufgelegt werden, um gute Ideen zur Marktreife zu entwickeln. Es soll u.a. Hilfestellung bei Ausbildung und Technik geben. Es soll etwa Speicherplatz für Daten bereitgestellt werden und Google-Geräte dürfen genutzt werden. Auch feste Sprechstunden mit Google-Mitarbeitern wird es geben. Neben den vor Ort etablierten Firmen wird diese Förderung und Beratung auch anderen offen stehen, ethisch relevante Projekte haben dabei Vorrang.
    Übrigens: Offiziell verspricht sich Google keinen direkten Nutzen von diesem Engagement, aber daran wird natürlich gezweifelt. Es wird spekuliert, dass Google neue Trends frühzeitig identifizieren und nutzen will. Darüber hinaus hat die trendige "Location" in der hippen IT-Stadt Berlin sicher eine gewisse Strahlkraft, die Google mit seinem Engagement selbst nützen und so gleichzeitig auch noch verstärken dürfte. Ich würde also von einem klaren win-win-Szenario sprechen.


    http://www.morgenpost.de/berli…ampus-fuer-Start-ups.html
    http://www.berliner-zeitung.de…um,10809148,20858280.html


    Die "Factory" mag in ihrem Konzept neu sein, aber sie ist bekanntlich nicht der einzige Standort für netzwerkartige Entwicklungen in der IT-Branche. Inzwischen darf auch der ehemalige Flughafen Tempelhof zu diesen Hot Spots gezählt werden - ich weiß, ihr alle liebt Anglizismen ;) Exozet wird seinen Firmensitz mit rund 100 Beschäftigten ins designierte Kreativzentrum des ehemaligen Flughafengebäudes verlegen und dafür rund 2000m² nutzen. Exozet gehört schon zu den größeren IT-Firmen der Stadt und hat sich u.a. durch Dienstleistungen für die BBC, T-Online und die BVG einen Namen gemacht. Überhaupt zieht Tempelhof inzwischen immer mehr Unternehmen (auch aus anderen Branchen) an. Laut B.Z. werden nach umfangreicher Asbest-Sanierung "weitere Großmieter" einziehen - von mehr als 100 kleinen und großen Firmen ist die Rede. Auf dem Dach soll es bekanntlich ein Restaurant mit Aussichtterasse geben und auch einen designierten Standort für ein Hotel ist schon da. Veranstaltungen gibt es bekanntlich regelmäßig (man kann z.T. nicht mal alle aufnehmen) und auch das Quartier mit der Bib ist mW sicher. Das freie Feld wird ohnehin gut angenommen und den Ansprüchen entsprechend weiterentwickelt. Wachstum aus dem Inneren heraus selbst ohne IGA und IBA, so sollte es sein und nach all der Kritik womöglich sogar ein Vorbild für Tegel :daumen:

    http://www.bz-berlin.de/bezirk…f-ein-article1581261.html


    3. Kultur:

    Berlin erhält gleich zwei nette "Geschenke":


    -Eigentlich ist es im ersten Fall mehr ein Tausch bzw. eine Wachablösung und für viele sogar ein (absehbarer) Verlust. Nach 15 Jahren (zwei mal um je 5 Jahre verlängert) endet im Frühjahr 2013 die Kooperation "Deutsche Guggenheim" und die Deutsche Bank macht alleine weiter. "Deutsche Bank Kunsthalle" heißt der Titel für den künftigen Alleingang im alten Haus Unter den Linden. Dort sollen regelmäßig zeitgenössische Künstler ausgestellt werden und auch die eigene Sammlung soll so der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Culural Capital mal anders betrachtet ;) Morgen, pardon heute will zudem auch der Guggenheim-Direktor Richard Armstrong über eigene Pläne der Stiftung berichten - hoffentlich auch wieder in Berlin. Es könnte aber auch auf ein Engagement fernab der Kunst zielen...


    http://www.focus.de/intern/arc…uggenheim_aid_858909.html
    http://www.bz-berlin.de/archiv…halle-article1581445.html
    http://www.bz-berlin.de/archiv…ewinn-article1581407.html
    http://www.tagesspiegel.de/kul…ung-in-farbe/7384850.html


    -Es wird konkret um das geplante Friedensprojekt von Barenboim, das schon 2015 in Anlehnung an das berühmte "West-Eastern Divan Orchestra" in Berlin entstehen soll. Die Akademie für Musiker aus Nahost (Israel und arabische Welt) wird das ehemalige Magazingebäude der Staatsoper Unter den Linden nutzen. Die Finanzierung steht. 20 Mio kommen vom Bund, 8 Mio von privaten Spendern. Etwa 60 Stipendiaten sollen in der Akademie in mehreren Feldern geschult werden werden – neben Musik wird es u.a. auch um Philosophie gehen. Geschäftsführer wird der frühere Kulturstaatsminister Michael Naumann. Die musikalische Ausbildung soll durch die Musiker der Staatskapelle Berlin geleistet werden. Die Idee des West-Eastern Divan Orchestra soll in allem die Grundlage liefern. Das alte Kulissendepot wird nach der Sanierung um ein Atrium herum Klassenzimmer, Übungsräume und einen Konzertsaal aufweisen. Das Dachgeschoss wird den von Barenboim selbst gegründeten Musikkindergarten aufnehmen. Der Konzertsaal wird auf max. 800 Zuhörer ausgelegt sein. Frank Gehry wird ihn zusammen mit dem japanischen Akustik-Fachmann Yasuhisa Toyota gestalten. Beide verzichten dabei auf ein Gehalt. Auch das Gebäude selbst wird der Akdemie vom Land Berlin kostenlos zur Verfügung gestellt.


    http://www.stern.de/lifestyle/…st-in-berlin-1925764.html

  • Ich sehe es so, dass die Debatte über die künftige Stadtentwicklung in Berlin noch ganz am Anfang steht. Die aktuellen Bevölkerungsprognosen, die einen Einwohnerzuwachs für Berlin von 250.000 Einwohner bis 2030 und einen Neubaubedarf von 150.000 Wohnungen ergeben haben, haben die Politiker und Planer offenbar ziemlich überrascht.


    Diese Bevölkerungsprognosen sind nicht Ernst zu nehmen, 2006 ging man bis 2020 sogar noch von einer Schrumpfung aus. Um Berlin zu begreifen muss man es und seinen Geist fühlen können, obendrein auch ein gewisses global politisch-wirtschaftliches Know-How im Bezug zu Berlin haben. Das alles trifft für unsere Provinzpolitiker nicht zu, wie man unschwer bspw. am Bebauungsplan für die Wohnbebauung "An der Mole" am Ostkreuz sehen kann. Ich bleib bei meiner Einschätzung, dass es irrsinnig ist am zukünftigen Nahverkehrsknotenpunkt-Nr. 1 so licht zu bauen.
    Die Stadtpolitik sollte durch Emotionen von Visionären und Enthusiasten getragen werden. Momentan schenkt man aber leider Behördenbetonköpfen, die meinen sie können mithilfe ihrer Rechenschieberei die Zukunft Berlins prognostizieren, noch Gehör. Dem kleinkarrierten Denken ist das eben eher zuträglich. Im Moment sieht es ganz danach aus als würden sich hier in Berlin die ersten Anzeichen von Müncherischer Realitätsverweigerung hinsichtlich nötiger Wohndichte einschleichen.


    Vor 5 Jahren wär man auch noch sicher ausgelacht worden wenn man gesagt hätte, dass 2011 die Bevölkerungszahl um 41000 Personen wächst...

  • @Flyn: Sorry, ich finde Deine Schelte schon ziemlich anmaßend und ich bin gelinde gesagt bei allen Fehlern froh, dass man in entscheidenden Kreisen eine gesunde Mischung aus Euphorie und Skepsis besitzt und entsprechend auch stets verschiedene Prognosen vorliegen. Nach der Wende gab es bereits einmal die von Dir geforderten euphorischen Prognosen und Entwicklungspläne für Berlin. Man hätte Dich damals kaum ausgelacht, wenn Du Deine üblichen Exkurse über die Zukunft Berlins abgehalten hättest. Damals musste man aber leider zur kollektiven Ernüchterung feststellen, dass die Hauptstadt weder von der EWZ noch von der Wirtschaftsentwicklung her explodierte (das ist noch recht positiv ausgedrückt). Das Ganze hat viel länger gedauert als erwartet, es gab diverse Nackenschläge und erst nun (seit einigen Jahren) baut sich langsam eine wirklich vielversprechende Dynamik auf, auf die man reagieren und die man lenken muss. Der Zoo bekommt jetzt die vor 20 Jahren geplanten Hochhäuser und der Alex wartet und wartet und wartet und wird die 10 Wolkenkratzer vielleicht nie bekommen (hätte man die Investoren verpflichten sollen, gegen den Markt zu bauen???)...


    Gleichzeitig kann keiner wirklich seriös behaupten sicher zu wissen wie sich die Lage über knapp 20 Jahre hin entwickeln wird, i.e. ob sich einzelne Tendenzen als nachhaltig erweisen und sogar verstärken, oder aber doch wieder leicht zurückfallen bzw. stagnieren. Wenn jedes Jahr ungebremst 40k+ Einwohner hinzukämen, hätte man in der Zeit ein Wachstum von über 700.000 EW und käme auf deutlich über 4 Mio Menschen! Das ist vielleicht nicht unmöglich, aber eben auch überhaupt nicht sicher. Würde man aber fest daran glauben und entsprechend immense Investitionen in Infrastruktur und Wohnraum stemmen, könnte sich das katastrophal für den Haushalt auswirken, wenn es dann doch keine Bevölkerungsexplosion gibt. Andersrum wäre es ähnlich verheerend zu lange zu warten, wenn es doch so kommt. Man kann es eigentlich nur falsch machen (es sei denn man schafft eine exakte Punktlandung) und am Ende hatten die jeweiligen Kritiker dann sowieso Recht, denn sie hatten es ja ganz sicher vorausgesehen, dass es so kommen musste und die blinden Eierköpfe in der Verwaltung schon frühzeitig höflich darauf hingewiesen...


    Fazit: Ich glaube man kann immer nur für einige Jahre halbwegs seriös planen und muss sich auch dann hin und wieder korrigieren. Alles andere ist im Zweifelsfall eine viel schlimmere volkswirtschaftliche Katastrophe. Stell Dir mal vor, Du würdest den Thermostat Deiner Heizung schon jetzt fest auf die zu erwartenden Temperaturen für diesen Winter programmieren...

  • Vor 5 Jahren wär man auch noch sicher ausgelacht worden wenn man gesagt hätte, dass 2011 die Bevölkerungszahl um 41000 Personen wächst...


    Hast du das denn vor fünf Jahren gewußt?


    Ich war übrigens auch sehr überrascht von dieser Entwicklung. Ich hatte die Entwicklung der Bevölkerungszahl immer ein bißchen verfolgt, und bei mir hatte sich der Eindruck verfestigt, daß Berlin mehr oder weniger stagniert. Die letzten Jahre vor 2011 hatte ich wohl nicht richtig mitbekommen bzw. nur eine der gewöhnlichen Zahlen von +5000.


    Deshalb war ich dann ziemlich überrascht, als ich vom ersten Quartal 2011 hörte, damals in der SSC-Diskussion. Ich hatte die letzten Jahre einfach nicht mitbekommen und bin vom Üblichen ausgegangen.


    Das Wahrscheinlichste wird es wohl sein, daß innerhalb der nächsten fünf Jahre das Wachstum auf 30- bis 20000 heruntergehen wird.


    Das wäre immer noch viel. Ich glaube auch, daß die Schätzung von 3,75 Mio für 2030 etwas zu negativ ist.


    Und ganz nebenbei wünsche ich mir auch gar kein Wachstum von 40000 jährlich. Ich habe hier immer den Eindruck, daß da manche Leute Komplexe haben und Berlin mit New York und London vergleichen wollen.


    Dabei ist Berlin doch gerade deshalb so anziehend, weil es keine normale Metropole ist. Weil es eine geschredderte, gescheiterte Stadt ist, die sich wieder aufrappelt.


    Lang lebe Klein-Berlin.


    Eine schwung- und rauschhafte Entwicklung ist für Berlin nicht zuträglich.


    Ich werfe mal zwei Begriffe in die Runde: Komparatitis und Quantitatitis


    Zwei ernstzunehmende Krankheitssymptome

  • ^ Die Frage ist doch eher, wie sich ein solches Wachstum städtebaulich manifestieren würde. Ich frage mich zum Beispiel was passiert, wenn sämtliche Baulücken im Blockrand bebaut sind. Geht es dann so weiter wie derzeit in München - mit langweiliger, aufgelockerter Vorstadtbebauung? Wenn die Stadtplanung damit umgehen kann, kann ich mir auch ein höheres Wachstum in Berlin gut vorstellen. Berlin hat ja auch seine ehemalige Einwohnerzahl noch lange nicht wieder erreicht. Bei meinem letzten Besuch war mein Eindruck, dass auch in der inneren Stadt noch relativ viel Platz für Neubauten ist. Man hat ja auch mit der neuen Bahninfrastruktur (HBF, Bf Potsdamer Platz, ...) für eine sehr viel höhere Einwohnerzahl geplant. Ich hatte bisher immer den Eindruck, dass diese kaum ausgelastet ist (warum auch immer).

  • Schwerpunkt Pharmaindustrie

    Interessante Zahlen, über die man so stolpert:


    Mit 9% der Beschäftigten der pharmazeutischen Industrie in Deutschland und 14% des gesamtdeutschen Umsatzes ist die Pharmaindustrie in Berlin dem Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vda) nach einer der 'industriellen Wachstumskerne der Stadt'.


    http://www.vfa.de/de/presse/pr…3-2012-mit-potential.html


    Siehe auch dei Meldung in der MoPo:
    http://mobil.morgenpost.de/ber…trie-boomt-in-Berlin.html

  • Berlin ist mittlerweile der Sitz des ehemals grössten Pharmakonzerns der Welt (Hoechst) - bzw von dem, was davon in Deutschland übrig ist (nicht viel).

  • Also, soweit ich weiß, hat Hoechst bzw. das, was von diesem Riesenkonzern noch übrig ist heutzutage, seinen aktuellen Sitz in Frankfurt-Höchst. Die Pharmasparte, die 1999 durch eine Fusion der Hoechst AG (Frankfurt am Main) und des französischen Pharma-Konzerns Rhône-Poulenc (Lyon) zu Aventis mit Sitz in Straßburg und Frankfurt am Main entstand, wurde Mitte 2004 mit dem französischen Pharmakonzern Sanofi-Synthélabo fusioniert. Das neue Unternehmen Sanofi-Aventis wurde zum größten Pharmaunternehmen Europas, hat seinen Sitz jedoch in Paris und lediglich die Marketing- und Vertriebszentrale der deutschen Gesellschaft mit rund 1.500 Mitarbeitern ist in Berlin angesiedelt, am Potsdamer Platz.

  • Der MoPo-Artikel wurde scheinbar noch einmal überarbeitet:
    http://www.morgenpost.de/wirts…rrascht-mit-Wachstum.html


    Im alten wurde noch die Ansiedlung von Takeda-Pharma erwähnt. Der Konzern wirbt u.a. in den Berliner Fenstern (BVG-Infotainment-Screens) um neue Angestellte: "Wir sind jetzt auch Berliner". Auch im Internet wird Aufbruchstimmung verbreitet: http://www.takeda-pharma.de/


    Erwähnenswert ist mE sonst noch, dass Berlin in der Pharma-Branche laut dem Artikel die höchste Pro-Kopf-Werstchöpfung in D erzielt: ca. 600.000 € vs. Durchscnitt von 374.000.

  • Die Debatte über die Förderung des Wohnungsneubaus scheint allmählich in Schwung zu kommen. Seitens des Berliner Senats gibt es Planungen, den Neubau von Wohnungen durch die Vergabe von zinsverbilligten und zinslosen Darlehen zu untersützen. Auf diese Weise sollen Neubaumieten von 6 bis 7 Euro ermöglicht werden.


    http://www.berliner-zeitung.de…en,10809148,20862740.html


    Ich bin mir nicht sicher, ob diese Förderung ausreichend ist, um den Berliner Wohnungsmangel zu entschärfen. Ein Schritt in die richtige Richtung ist sie auf jeden Fall.

  • Klarenbach: Da stimme ich Dir zu 100% zu. Ich hoffe sehr, dass wieder in ausreichend großem Stil bezahlbare Wohnungen gebaut werden, sodass die Lage nicht weiter eskaliert. Gleichzeitig freut es mich, dass die Stadt durch den Boom mE auch besser gepflegt wird und zwar im Zentrum wie auch in Randlagen. Scheinbar werden jetzt auch die Erholungszentren im Osten der Stadt (u.a. Erholungspark Marzahn und Tierpark Friedrichsfelde) weiter entwickelt. Das ist neben der neu entstehenden Infrastruktur ein nicht zu verachtender Faktor. Auch der Südosten der Stadt sollte durch den BBI noch einen großen Schub erhalten. Hier freut es mich, dass etwa die Gropiusstadt scheinbar wieder etwas an Dynamik gewinnt. Die City West erlebt ohnehin eine Renaissance, während neben Entwicklungsquartieren wie Mediaspree und Hauptbahnhof auch problematische Gebiete wie Wedding und Nord-Neukölln eine sinnvolle Aufwertung erfahren. Das sind eben immer zwei Seiten der gleichen Medaillie, aber natürlich muss der soziale Aspekt genügend beachtet werden. Ich bin jedenfalls sehr gespannt, was die kommenden Jahre bringen werden.

  • Wirtschaftsentwicklung und Arbeitslosenzahlen

    Eine Studie von IW consult (gehört zum IW Köln) im Auftrag der "Wirtschaftswoche" und der unternehmensnahen Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft sieht Berlin in Bezug auf die aktuelle Wirtschaftslage auf Platz 47 der 50 größten deutschen Städte. Bei der Dynamik der Jahre 2006 bis 2011 liegt Berlin hingegen auf Platz 9. Ausschalggebend waren je um die 90 sozio-ökonomische Faktoren. Berlin lag zum Beispiel bei den Firmengründungen gleich neben dem Gesamt-Spitzenreiter München. Ähnlich sieht es bei neuen Arbeitsplätze, Zuzügen (auch junger Menschen) sowie Besuchern und Touristen aus. Problematisch sind weiterhin Arbeitslosigkeit, Hartz-IV-Quote und die überdurchschnittliche Kriminalitätsrate. Die Studie sieht daher insbesondere Handlungsbedarf darin, "Milieus mit verfestigter Arbeitslosigkeit und Sozialproblematik an die Aufwärtsentwicklung heranzuführen". Ansonsten wurden Probleme der Unternehmen mit der Verwaltung beklagt, welche diese als zu wenig wirtschaftsfreundlich und kostenbewusst empfanden.


    http://www.berliner-zeitung.de…rg,10809148,20997502.html


    Passend dazu gibt es aktuelle Zahlen vom Arbeitsmarkt. Berlin konnte dabei im November weiter leicht aufholen. Mit aktuell 201.325 Arbeitssuchenden (-4.202 Okt. '12 bzw. -9.528 Nov '11) kommt man nun auf eine Quote von 11,4% (-0,3% bzw. 0,8%). Bundesweit ist die Zahl im November nur um 2000 auf rund 2.751.000 Mio gesunken (unverändert 6,5%), was aber sogar ein Plus von 38.000 gegenüber November 2011 bedeutet. Berlin behält somit die rote Laterne, kann aber weiteren Boden gut machen. Dei BZ hat das offensichtlich noch nicht mitbekommen und behauptet, die Quote läge damit weiter fast doppelt so hoch wie im Bundesschnitt (also 6,5% x 2 = gut 11%). Das ist dann aber schon sehr, sehr grob gerechnet. Früher stimmte diese "Faustformel" womöglich noch eher. Wichtig ist aber mE ohnehin vor allem, dass es Berlin absolut gesehen immer besser geht.


    http://www.tagesspiegel.de/ber…ter-gesunken/7456032.html
    http://www.bz-berlin.de/aktuel…rueck-article1590855.html


    Auch bei der angesprochenen Gewaltproblematik gibt es einige Entwicklungen. Ich hatte schon über eine künftig bessere Videoüberwachung und personelle Überwachung im öffentlichen Nahverkehr geschrieben (post 973 im entsprechenden Thread, vgl. auch http://www.morgenpost.de/print…ras-auf-S-Bahnhoefen.html über Google-Link). Nun soll auf dem Alexanderplatz dauerhaft eine rund um die Uhr betreute mobile Wache enstehen, die zwischen Rathausstraße und Alexanderplatz pendeln wird und es soll auch nachts dauerhaft mehr mobile Streifen geben. Zudem soll es dort ein Mahnmal und auf dem Kaiserdamm eine Mahntafel geben (dort gab es 2011 einen tödlichen Vorfall). Wichtig sind auch präventive Maßnahmen (wie auch die oben angeführte Studie hervorhob). Dort hat sich der weiter expandierende Campus Rütli einen Namen gemacht und es gibt weitere (zumeist kleiner angelegte) Ansätze in anderen Brennpunktgebieten.


    http://www.morgenpost.de/berli…nz-am-Alexanderplatz.html (Google-Link nutzen)
    http://www.berliner-zeitung.de…le,10809148,20988106.html
    http://www.tagesspiegel.de/ber…r-leuchtturm/7445796.html

  • Pharmabranche in Berlin hat bundesweit höchste Wertschöpfung pro Mitarbeiter
    In Berlin erwirtschaftet ein Mitarbeiter durchschnittlich 600.000€. Im Bundesschnitt sind es 377 000 €.
    Die nationalen Gesamt-Investitionen der Pharmabranche sind in Berlin allerdings noch gering und liegen hier nur bei 7%, wohingegen Baden-Württemberg bei 30% liegt.





    Bayer will 125 Millionen Euro in Berlin investieren
    Berlin bleibt damit die globale Pharmazentrale des Konzerns. Die auf eisgelegten Um- und Neubauten auf dem Weddinger Betriebsgelände scheinen damit wieder aus der Schublade geholt zu werden.