Europacity Allgemeines

  • Verkehrsberuhigte Bereiche / Straßen(namen)

    Zuletzt: https://www.deutsches-architek…hp?p=625573&postcount=238


    Vergrößerter Ausschnitt der Verkehrsplanung/beruhigung zwischen Minna-Cauer-Straße und Invalidenstraße:



    (Q: durch mich bearbeiteter Lageplan des künftigen "Hochhauses am [nördlichen] Europaplatz" auf "Baufeld 4" von: http://www.allmannsattlerwappner.de/images/Lageplan_8.png)


    Schwarz fett markiert ist dort der künftige Verlauf der südlichen Heidestraße; dieser Abschnitt soll neu gebaut werden laut: https://www.tagesspiegel.de/be…muss-warten/20267772.html


    Rot fett markiert habe ich dort den südlichsten Abschnitt der Heidestraße und die - noch namenlose - "Planstraße" zwischen dem "Amano Grand Central"-Hotel und dem "KPMG"-Bürohaus, letztere wird auch als "Verbindungsstraße" in Zusammenhang mit der Neugestaltung des nördlichen Teils des Europaplatzes geführt:

    ...
    Die Vergabe eines Namens für diese Straße [ist..] noch Arbeit für die Bezirksverordnetenversammlung.. ;)
    Die "Verbindungsstraße" soll demnach gestalterisch eingebunden werden und voraussichtlich einen Großteil des Fußverkehrs zwischen Bahnhof/Europaplatz Nord und der (nördlichen) Europacity aufnehmen.


    Die rot markierte Fläche soll künftig Fußgängern vorbehalten sein und ist auf folgender Visu abgebildet: https://www.caimmo.com/fileadm…alisierung_58aa6da6ab.jpg



    Wie lange es dauerte, bis die Jean-Monnet-Straße ihren Namen hatte, kann man folgendem entnehmen: https://moabitonline.de/15309
    Mal schauen, wie lange es dauert, bis jene "Plan"- oder "Verbindungsstraße" einen Namen bekommt...:)

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  • Unter der Überschrift "Grobe Webfehler - Die Europacity entsteht in der Logik des maximalen Profits" rechnet der Berliner Mieterverein mit der Europacity ab.


    Kritisiert wird bspw., dass statt der ursprünglich versprochenen kleinteiligen und abwechslungsreichen Architektur eintönige Blocks für Besserverdienende entstanden seien. Architekten aus Kopenhagen, die kürzlich durch das Quartier geführt wurden, seien „erschrocken bis amüsiert“ gewesen darüber, dass Berlin als Hauptstadt so konventionell baut.


    Als größten strukturellen Fehler wird der Wegfall des eingeplante Hafens gesehen, der den wesentlichen Charme des Quartiers ausgemacht hätte. Insgesamt habe man aus der Wasserlage zu wenig gemacht. Auch die Kultur sei viel zu kurz gekommen. Die Rieck-Hallen hätten keine nennenswerte Verbindung zum Quartier und die ursprünglich geplanten drei bis vier Wohnateliers wurden nachträglich gestrichen. Angesichts der hohen Mieten wird bezweifelt, dass kleine Läden für den Nahbedarf, etwa Bäckereien oder ein Zeitungskiosk einziehen werden.


    Darüber hinaus seien deutlich zu wenig Sozialwohnungen gebaut worden. Schließlich wird die grottige Infrastruktur kritisiert.


    Immerhin zählt Regula Lüscher zu den Fans der Europacity, wenngleich sie heute einiges anders machen würde.


    https://www.berliner-mieterver…robe-webfehler-091914.htm

  • Der Mieterverein ist ein reiner Lobbyistenvertreter, der Objektivität nur vom Hörensagen kennt. Wie kann man glauben gerade bei Öffentlichkeit Glaubwürdigkeit zu erreichen, wenn die Aussagen immer so vorhersehbar und einseitig ausfallen, immer mit dem Dampfhammer, differenzierte Bewertungen sind da nie zu erwarten. Es ist meines Erachtens ihrer so wichtigen Sache nicht dienlich, wenn man immer als Kampf- und Opfergruppe auftritt.


    Die Planung der Europacity fand statt, als es das gegenwärtige Modell der vorgeschriebenen Sozialwohhungsanteile bzw reduzierten Mieten noch nicht gab, da Berlin keinen Mangel an Wohnraum hatte. Ein paar Jahre später wäre das sicherlich nicht mehr so möglich gewesen. Das jetzt zu kritisieren, verstehe ich nicht ganz.


    Die Preise sind einfach marktgerecht was die Miet- und Kaufpreise betreffen, Luxus ist das alles nichts. Als der erste Block fertig war, hab ich schon nach paar Wochen feststellen können,dass alle Wohnungen belegt waren, von daher denke ich, das wird ziemlich schnell vermietet sein.


    Richtig ist die Kritik an den unzureichenden Kulturflächen. Das ist generell ein Problem bei allen Wohngebieten, dass man genauso wie Sozialwohnungen vorschreiben würde, Jugendräume oder Ateliers, Probenräume zu erträglichen Preisen. Das wäre bestimmt sinnvoll.
    Was an der Infrastruktur so grottig sein soll, erschliesst sich mir nicht so genau. Klar würde es Sinn machen, den S Bahnhof Perleberger Brücke zu bauen und nicht weiter zu verzögern aber ansonsten?


    Das Wasserbecken wäre ein nice to have, aber ist jetzt auch nicht sooooo wichtig. Die Blöcke sind gar nicht mal so schlecht. Ich bin vor einer Woche mal durchgeradelt und viele Fassaden sind wirklich gut, und das meiste ist eh noch nicht fertig. Einige Blöcke sind allerdings zu monoton und zu viel zu gross, aber das ist seit Jahren bekannt, genauso wie die monotone Höhe der Wohngebäude, einige Hochpunkte wären sicherlich ein Gewinn gewesen, aber das ist ein allgemeines Defizit hier in Berlin.


    Klar sehen die Bilder aus Dänemark schick aus, aber nach Sozialwohnungen sieht mir das auch nicht aus.

  • @ DickesB:


    "Angesichts der hohen Mieten wird bezweifelt, dass kleine Läden für den Nahbedarf, etwa Bäckereien oder ein Zeitungskiosk einziehen werden."; beispielsweise seit 23.09.2019 ist (nicht nur) ein solches Ladengeschäft im "Prager Karree" vermietet:
    https://www.immobilienscout24.de/expose/109129414#/


    Insgesamt ist man beim Mieterverein (warum eigentlich?) sehr vorschnell, zumal angesichts der Tatsache, dass die gesamte Europacity erst bis 2030 nach und nach (ent)stehen soll:


    "Insgesamt habe man aus der Wasserlage zu wenig gemacht", auch dies halte ich für bald widerlegbar: ein Großteil der Neubauten am Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal ist noch gar nicht fertiggestellt, der Weg nach Norden entlang der Promenade noch durch eine Absperrung verwehrt -
    wie auch folgender Publikation (quasi von der "Mieterverein-Gegenseite") zu entnehmen:



    Die Herbst 2019-Ausgabe des "Europacity-Magazins" (Q: http://europacity-berlin.de/) bietet neben vielen Fotos auch längere Artikel zu unterschiedlichen Themen, insbesondere (E-)Mobilität.
    Demnach bemängelte eine niederländische Hochschulprofessorin die am Hauptbahnhof fehlenden Parkmöglichkeiten für Fahrräder; im Zuge der geplanten Umgestaltung des (nördlichen) Europaplatzes ab 2021, im kleineren Maße jetzt tut sich direkt rund um den Hauptbahnhof etwas. Außerdem unterhalb des Stadtbahnviadukts auf der Ostseite am Humboldthafen:

    https://www.morgenpost.de/bezi…erliner-Hauptbahnhof.html
    .. Der Hauptbahnhof gehöre neben den Bahnhöfen Zehlendorf, Gesundbrunnen und Ostkreuz zu den Standorten in Berlin, an denen wiederum der *Senat* bereits große Fahrrad-Parkhäuser nach holländischem Vorbild plane .. Die Anlage am Hauptbahnhof solle erst nach Ende der S21-Bauarbeiten (nicht vor 2021) errichtet werden ..



    Auf den Magazin-Seiten 26-27 werden 7 komplett neue Straßen der Europacity beleuchtet; siehe auch oben unter #238.



    Geduld ist eine Tugend, aber offenbar nicht jedermanns Sache..;)

  • Kultur - Zusammenfassung & Neues

    Unter der Überschrift "Grobe Webfehler - Die Europacity entsteht in der Logik des maximalen Profits" rechnet der Berliner Mieterverein mit der Europacity ab.
    .. Auch die Kultur sei viel zu kurz gekommen. ..


    Auch in diesem Punkt erweist sich, dass man beim Mieterverein zu vorschnell war bzw. einfach nur keine Lust zur Recherche hatte.


    Zusammenschau aus dem DAF:

    Die Beiträge im TIP zur Europacity ..
    Und auf der anderen Seite gibt es mit dem Hamburger Bahnhof und dem Naturkundemuseum bedeutende kulturelle Einrichtungen - also da sollte sich ein solches Viertel doch irgendwie einwachsen!


    Außerdem, aus dem "Stadthafen"-Thread:


    Der denkmalgeschützte Kornversuchsspeicher mit Backsteinfassade geriet zuletzt etwas in Vergessenheit .. Im Nordosten der Europacity als Teil des neuen Quartiers "Wasserstadt Mitte" .. soll das Speicher-EG ab 2020 als Galerie, Café, Bar oder auch als Ort für Ausstellungen und Events dienen: https://kornversuchsspeicher.com/zukunft/#zukunft
    ...
    Architekten: http://www.aff-architekten.com…kornversuchsspeicher.html


    Außerdem, aus dem "Am Hauptbahnhof"-Thread:

    ..
    https://www.rbb24.de/content/d…_Heidestra-e_Bebauung.jpg
    .. das hellere Haus, Heidestraße 54, habe einen privaten Eigentümer, der dort eine Kunst-Galerie nebst -Stiftung und ein Café betreibt. ..


    Wiederum gemäß Genehmigungen 2018 (Q: Baugenehmigungslisten Bezirksamt Mitte) wurde bereits am 04.04.2018 die "Errichtung eines kulturellen Zentrums für musikalische Aufführungen" und am 22.03.2018 die "Nutzungsänderung Werkstattgebäude in einen Ausstellungs- und Kunstraum mit Kino und Barbetrieb für max. 300 Besucher" an der Heidestraße 46 - 52 genehmigt.

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  • Nahversorgung

    Ein Supermarkt soll erst in einigen Jahren kommen, heißt es - Stand 09/2019 - in besagtem "Mieterverein"-Artikel, der sich dabei wohl auf den "Architektur- und Stadtkritiker Claus Käpplinger" beruft.


    Vielleicht sollte man mal selber solche Aussagen überprüfen, bevor man diese veröffentlicht? Nicht nur dieser "Fakten-Check" (;)) hätte folgende Abweichungen ans Tageslicht gebracht:


    Aus dem "Wohnen am Humboldthafen"-Thread:


    Läden wird es von Rossmann .. und Edeka geben, an Gastronomieketten vertreten sind bereits L’Osteria, Coffee Fellows und Otto’s Burger:
    https://www.immobilienmanager.…n-h4-in-berlin/150/51103/


    Nicht nur besagter Edeka steht kurz vor der Eröffnung (an der Invalidenstraße), wie ich gestern selbst gesehen habe.


    Außerdem soll im "Quartier Heidestraße" 2020 ein REWE direkt an der Heidestraße eröffnen, Teil eines weiteren Nahversorgungszentrums (dessen Grundriss auf PDF-Seite 12 einer Broschüre des Bauherren).



    Was soll man also von einem solchen "Architektur- und Stadtkritiker" halten?:nono:

  • ^Im Podcast teilen sie doch ihre Meinung zu Marzahn/Hellersdorf mit, sie sehen Ähnlichkeiten mit der Europa-City. Die Architektur der Europacity wird nicht als schlecht, sondern als kommerziell und wenig inspiriert dargestellt. Hr. Bernau weiß schon vor der Fertigstellung, dass dort kein urbanes Leben stattfindet. Hörenswert ist dann auch sein Beitrag zu Werner Düttmann und insbesondere zur Bebauung am Halleschen Tor, die findet er toll. Das dort keine Urbanität stattfindet liegt seiner Meinung nach an den Parkplätzen. In der mir bekannten Architekturkritik liegt es daran, dass Düttmanns Wünsche der Erdgeschoss-Nutzungen ignoriert wurden. Das sehe ich in der Europa-City nicht so kommen. Jenseits der Architektur ist da aus meiner Sicht im Podcast viel sebstgefälliges Gerede mit üblichen Plattitüden und Schlagworten zu hören.

  • Die Einschätzung Bernaus zu Düttmann teile ich auch nicht- gerade bei der Bebauung am Halleschen Tor ist das Elend schon in der Art der Bebauung als eher baukulturelles Experiment angelegt - da dann den Umgang der Stadt mit der sich anschließenden Umgebung und das eher das konfliktreiche wenig diverse soziale Milieu für das Scheitern ins Feld zu führen halte ich auch für wenig überzeugend.

    Der Bau bleibt schon in seiner betonaffinen Ringstruktur Im charme eines grauen Gefängnishofes stecken.

    Wen spricht denn so etwas an?

    Da wohnt doch niemand der es nicht muss. Ich kann da noch so viel urbanität reinplanen mit diverser Erdgeschossnutzung, wenn Menschen diese Planung nicht annehmen geht die Nutzung als erstes drauf die Verödung entwickelt eigentlich immer die gleichen kritischen Begleit und Folgeerscheinungen dem effektiv entgegenzuwirken ist auch stark abhängig von der begünstigenden, respektive ungünstigen charakterlichen Anlage der Architektur.

    Interessant fand ich die Einschätzung zur wenig sozialen Durchmischung im Bahnhofs und Europaviertel - das herbeiwünschen von sozialem Konfliktpotenzial Prostitution und Elend empfand ich als absolut zynisch und war nach meinem Wissen noch nie Teil der idealen Stadtentwicklung.

    Den Eindruck der sozialen Abgeschlossenheit der sich eher antiurban auswirkt teile ich, hingegen dem jetzt mit einem Sozialpalast entgegenwirken zu wollen, mit entsprechenden Erwartungen an das Verhalten des dort entstehenden Milieus oder den Investmentcrash herbeizusehnen um eine Preiswerte Neuvermietung zu generieren zeugt von eher Elitärem zynischem Kalkül und hat mich eher verstört.

    Viel hilfreicher empfinde ich hier durch interessante Anlaufpunkte die soziale Durchmischung zu befördern. Auch Auflagen zur Vermietung für die Einbindung vielfältiger sozialer Standards sind denkbar. Der Rest ist dann Architektur und deren Organisation die ist einfach halbherzig bis schlecht umgesetzt und eher ungeeignet für das was man was man den Marketingattributen nach hier verkauft. Es wird denke ich sehr lange Dauern bis sich hier eine lebendiger charaktervoller Stadtteil entwickelt, vermutlich erst wenn es zu ersten Umstrukturierungen und Abrissen kommt.

  • Das ganze Viertel wirkt sauber, gerade, ordentlich und totlangweilig. Ist das ein Viertel, durch das man abends einfach mal schlendern will? In der Hamburg Hafencity hat man wenigstens in der Höhe der Bauten und den Fassaden Abwechslung geschaffen, und in vielen Häusern Läden ins EG gesetzt. In Philadelphia (mein Wohnort) baut man die Wohnkisten als mixed-used Konzept, und bemüht sich meist um eine abwechlungsreiche Fassade. Beispiel für Kleinbauten und Grossbauten anbei.

    Kleinbauten:

    https://phillyyimby.com/2021/0…d-avenue-in-fishtown.html

    und

    https://phillyyimby.com/2021/0…e-north-philadelphia.html

    https://phillyyimby.com/2021/0…n-north-philadelphia.html

    Grossbauten:

    http://www.rising.realestate/1…g-lot-in-east-kensington/

    https://phillyyimby.com/2020/1…n-north-philadelphia.html

    https://phillyyimby.com/2020/1…r-north-philadelphia.html

  • Ach, am Kanal kann man schon schlendern. Der Park samt Brücke lädt auch zum Verweilen ein und die Fassaden sind viel abwechslungsreicher als hier kolportiert wird. Einfach mal die Bilder im Thread durchschauen. Was das Ganze unschön und steril macht, ist die maximale Ausnutzung der Baugrundstücke. Alles an der Richtschnur aufgreiht. Keine Rücksprünge, keine Lücken, nichts Unerwartetes, einfach nichts. Was mir ausserdem fehlt ist so etwas wie eine Eckkneipe, wo sich die Bewohner auch mal treffen könnten. Bisher gibt es da nur Sytemgastro und die üblichen Versorger. Gut, das freut den Minimalist. Für mich zu wenig.

  • Sehr interessant @Gorki1968 was da in Philadelphia zumindest versucht wird.

    Es sieht zumindest kleinteiliger aus, als diese monolithischen Blöcke in der Europacity.

    Kann es ironischerweise sein, dass die europäische Baukultur hinter dem großen Teich mittlerweile mehr umgesetzt wird als bei uns?

  • Wenn ich mir das genauer betrachte sind die Bauten, die Gorki präsentiert für mich schon ünerwiegend sehr nostalgisch aber eben auch sehr amerikanisch.

    Natürlich gibt’s da schnittmengen in Richtung neue Sachlichkeit und Industriegotik.

    Für mich gab es sogar mal stärkere Ansätze in die Richtung am Caroline von Humboldt Weg obwohl da auch nicht alles erste Güte ist.

    Vor allem dieses Haus mit dem grossen Runden Fenster in seinem postmodernen billigen 80er Jahre- Look ist bis heute eher ein quälender Anblick für mich.


    Aber merklich bei den Beispielen aus Philly ist schon ein Gefühl für Backstein seine Farbigkeit und plastische Wirkung, der ist wunderbar lebendig und man traut sich mit ihm zu spielen und seine gestalterischen Möglichkeiten nicht zu unterschlagen, auch fehlt die fast neurotische Angst vor Historisierung, wählt Farbigkeiten die mit der Umgebung nicht kollidieren wie bsp. In Schöneberg wo man am Projekt Schönegarten zwei dunkle Ziegelfarben nebeneinander gewählt hat.


    Die Architektur wirkt zudem sehr für den städtischen Raum als Ort mit Wirkung und Gemüt gebaut - ich hab manchmal schon den Eindruck dass das Gefühl hierzu diesseits weitgehend verloren gegangen ist. Ebenso wie für Qualitätvolle Details wie Fenster und einfachste solide Elemente zur Gliederung, die flache Fassaden schon plastischer und nicht ab Dach angeschnitten erscheinen lassen.


    Man muss aber der Fairness sagen dass sich in der Richtung schon einiges bewegt hat und besonders Berlin eine gewisse Vielfalt auffährt die zwar nicht unbedingt repräsentativ ist, aber immer noch positive Überraschungen bietet.


    Trotzdem verheddert man sich für mein Dafürhalten schon noch sehr in vorauseilender Erfüllung von Bauauflagen und Kostenoptimierung, perfektionierter normierter Glätte - oder ganz einfach in der Effizenz der Überdimensionierung, die jedes noch so ausgeklügelte Detail zum eingeübten Retortenelement werden lassen. Selbst bei gelungenen Bauten verfällt man zu leicht der irrigen Annahme einen ästhetischen Gemeinplatz errungen zuhaben, der sich ortsunabhängig, als bewährt überall wiederholen ließe.


    Wenn ich hier an die Leitlinien zum Molkenmarkt erinnern darf, wird klar worauf die Berliner Architektur hier mit ihrer kryptischen Resillienzstrategie ( das Wort muss man erst mal in dem Zusammenhang nachschlagen) , die es allen recht machen möchte und sich davon allen Ernstes ein gelungenes Stadtquartier verspricht, leider hinsteuert.

    Das bauliche Ziel vereinigt auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner

    „der Errichtung und Instandhaltung mittels Kostenreduktion durch Standardisierung und Ausstattungskataloge“ - jeder kann für sich ausrechnen was man zu erwarten hat. Alles sicher zu rechtfertigen aber auch unglaublich bieder.

  • In den USA geht man ungern das Risiko ein, dass eine Fassade nach 20 Jahren aus der Mode ist. Das trifft vor allem auf residential buildings zu. Dazu gibt es eine Untersuchung (PI), die im Grunde das sagt: je traditioneller und höherwertiger das Haus (und der Hauseingang) aussehen, umso höher ist die erzielbare Miete je squarefoot, da Mieter eine solche Fassade mehr mit Bauqualität assoziieren als jedes andere Gestaltungselement.

    Zum Wert von Gestaltungssatzungen gibt eine gute Studie aus Chicago zur dortigen Fassadenvorschrift. Fazit:

    "The positive impact of masonry ordinances confirms the importance of architecture aesthetics to community development. It also suggests that a development quality regulation can be efficient if it promotes positive externalities and reduces the perceived risk of investment." Aus: THE VALUE OF REGULATING BUILDING FACADES: A CASE STUDY OF MASONRY ORDINANCES IN CHICAGO SUBURBS, Lan Deng, Journal of Architectural and Planning Research 2010.

    Das ist natürlich vor allem einen Sache des Bauherrn- wenn der eine Rasterschachtel gut vermarkten kann, dann braucht es keine aufwendig gestaltete Fassade.

  • Kann es ironischerweise sein, dass die europäische Baukultur hinter dem großen Teich mittlerweile mehr umgesetzt wird als bei uns?

    Man muss dazu sagen, dass wahrscheinlich kein Ort der Welt mehr leidgeplagt ist von der "Autobahnisierung" der Städte als die urbanen Zentren der USA. Städte wie Philadelphia wurden in ihrer urbanen Qualität so dermaßen masakriert das man fast von einer "freiwilligen Weltkriegszerstörung" reden könnte. Insofern hat die USA mindestens den gleichen Verlust an historischer Bausubstanz zu verzeichnen als Deutschland, auch wenn das vielen vielleicht nicht bewusst ist.

  • ^^

    In der Tat ist die Zerstörung der amerikanischen Städte durch die autogerechte Planung verheerend. Und trotzdem werden noch heute (!) Autobahnen in amerikanischen Städten verbreitert.

    Ich möchte nicht zu offtopic werden, aber dazu gibt es eine sehr interessante Studie, die Satellitenbilder der meisten großen Städte in den USA aus den 50ern mit heutigen Aufnahmen vergleicht. Die weiträumige Zerstörung von einst belebten, historischen Blockrandstrukturen ist zum weinen. Die Moderne hat den Amerikanern die Stadt geraubt und übrig bleibt an vielen Orten ein trostloses Wasteland aus Autobahnen, Parkplätzen und geschlossenen Bürotürmen.


    Hier der Link: http://iqc.ou.edu/2014/12/12/60yrsmidwest/

  • Eine kleine Fotostrecke des EVs. Meiner Meinung nach krankt das EV nicht so sehr an der mangelnden Fassadenvielfalt, sondern eher an den renditeoptimierten Kubaturen. Keine oder nur wenige Rücksprünge, keine Tiefe. Nichts. Erschwerend kommt die masslose Heidestraße mit ihrem immensen Autoverkehr hinzu, die die zwei Hälften des Quartiers dermassen trennt, dass hier gar keine Einheit entstehen kann. Ich stell mir tobende Kinder vor, die stundenlang an der Strasse stehen, um von der einen zur anderne Seite zu gelangen.


    Architekturhighlights wie das Herz50 oder den Total-Turm habe ich mal weggelassen.















    meine bilder

  • Mir fällt eher auf das es wie eine Münchner oder Hannoveraner Ausfallstraße wirkt, anstatt einem Gebiet mitten in einer 4 Million-Stadt. Wenn man das mal vergleicht was man da z. B. in Amsterdamer, Wiener, Zürcher oder natürlich Londoner Entwicklungsgebieten hinzimmert ist das sowohl von der Architektur, wie auch von der Masse und vor allem Höhe ein Witz!