Noch eine Ergänzung zum Spiegel-Artikel: der Vergleich zwischen Frankreich und Deutschland hinkt sowieso. Frankreich hat ein monozentrisches Schienensystem (alle Strecken laufen radial auf Paris zu), und Deutschland ein polyzentrisches, mit vielen kleinen aber wichtigen Knotenpunkten wie z.B. Dortmund, Mannheim, Frankfurt etc. Diese mit Stops für den Fernverkehr zu bedienen macht systemisch Sinn, und schließt Non-Stop-Sprinter zukünftig sowieso nicht aus.
Was uns zu Erfurt bringt. Wäre die VDE8 nicht über Erfurt geführt worden hätte Thüringen als Bundesland vollständig den Anschluss an den Schienenfernverkehr verloren. Ohne das Neubausegment Erfurt-Leipzig/Halle würde der Fernverkehr auf der Relation Frankfurt-Berlin vollständig über Kassel und Braunschweig verlaufen, und damit an Thüringen vorbei. In dem Spiegel-Artikel wird die Entscheidung für Thüringen als Politik-Geklüngel dargestellt, ich würde eher von einem sinnvollen Kompromiss sprechen, wie auch die gesamte VDE8 eine ist.
Auch Halle profitiert verkehrstechnisch und wirtschaftlich massiv von der jetzigen Streckenführung, und damit die Metroregion Leipzig-Halle insgesamt vs. nur Leipzig allein (bei einer einseitigen Verkehrsführung über Vogtland/Hof).
Nur auf die reine Fahrzeit zu schielen (die übrigens mit 3.50 Stunden in der schnellsten Verbindung zwischen den Stadtzentren von Berlin und München konkurrenzlos ist) ist also etwas vereinfacht dargestellt. In der jetzt realisierten Kompromissvariante der VDE8 profitieren glücklicherweise viele, anstatt nur einige wenige.