Den Begriff "Wahnhafte Ideologie" habe ich vorsichtshalber benutzt, um unmissverständlich zum Ausdruck zu bringen, dass deren Ansinnen zu Null Prozent auf Fach- und Sachgrundlagen beruht, sondern reinweg deren Ablehnung aller anderen Verkehrsträger als das KfZ gründet. Hier geht es auch nicht um das Abwägen zweier gleichwertiger Grundsatzvarianten, sondern um die Entscheidung, ob rund 30 Jahre Netzumbau der LVB umsonst gewesen sind, ob die Bestellung von einigen Straßenbahnen umsonst gewesen ist und infolge dessen die Rückzahlung erheblicher Fördermittel droht, weil ohne durchgehend großen Gleismittenabstand die Gesamtinvestitionen im Netz ad absurdum geführt wurden. Mit anderne Worten: Diese fach- und sachfremde "Meinung" der Leipziger Rats-CDU ist finanziell der GAU für die LVB und für Leipzig. Zusätzlich zur den lokalen Zuständen, welche in ihren Schlecht-Zuständen den Verkehrsträgern Rad / Fuß / Schiene weiterhin regelwidrige Nachteile aufdrückt. Sorry, da finde ich "wahnhafte Ideologie" mehr als zustreffend.
Verkehrsprojekte
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Ungern verteidigeich die CDU-Fraktion, aber sie ist nicht gegen die Aufweitung des Gleismittenabstands. Zumindest der hier federführende Stadtrat Lucas Schopphoven schreibt zu dem angekündigten Änderungsantrag: "Zweitens: Natürlich werden die Gleise so umgebaut, dass größere Bahnen fahren können."
Nur gehen das und beidseitig zwei MIV-Fahrstreifen eben nicht mit dem Erhalt der Alleebäume auf beiden Straßenseiten zusammen bzw. nur, wenn auf beiden Seiten der MIV auch mit auf dem Gleisbereich fahren kann. Dann könnten zwar die breiteren Bahnen eingesetzt werden, aber die würden hinter den Autos herzuckeln und könnten bei Stau, zählflüssigem Verkehr etc. nicht vorbeifahren.
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Nur gehen das und beidseitig zwei MIV-Fahrstreifen eben nicht mit dem Erhalt der Alleebäume auf beiden Straßenseiten zusammen bzw. nur, wenn auf beiden Seiten der MIV auch mit auf dem Gleisbereich fahren kann. Dann könnten zwar die breiteren Bahnen eingesetzt werden, aber die würden hinter den Autos herzuckeln und könnten bei Stau, zählflüssigem Verkehr etc. nicht vorbeifahren.
Genau DAS erwähnt die Leipziger CDU jedoch nicht. Sie argumentiert ausschließlich mit der 4-Spurigkeit, der Nebensatz mit den Gleismittenabständen ist versteckt und dient nur dazu, die Auto- Forderung zu beschönigen.
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Wenn man Pendlern (hier eine Autospur auf einer zentralen Verkehrsachse) was wegnimmt, ...
Denkfehler! Wenn man den Pendlern etwas wegnehmen würde, müssten sie es vorher besessen haben. Das ist jedoch nicht der Fall! Die Pendler durften den öffentlichen Raum in der bisherigen Weise nutzen. Nun teilt man neu auf, zugunsten anderer (umweltfreundlicherer) Verkehrsmittel.
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Man kann das neu aufteilen nennen, es ist aber ein Fakt, dass auf der Prager Straße auf beiden Seiten eine Autospur wegfällt. Neu dafür jeweils ein breiter Radweg und auf der stadtauswärtigen Seite ein separierter Fußweg. Dazu werden die Bahnen etwas breiter, wobei es da keine wirklichen Kapazitätsprobleme gibt in dem Abschnitt, der ÖPNV wird deshalb also nicht attraktiver, es ist notwendig aufgrund der Entscheidung der breiteren Bahnen.
Wie gesagt, ich bin auch dafür, aber man sollte sich dann schon auch mal in die Leute am Stadtrand oder im Umland aus dieser Richtung versetzen oder noch besser unterhalten, wenn die Straßenbahnlinie bis zum Herzzentrum immer noch nicht verlängert wurde (nach Liebertwolkwitz fuhr früher übrigens auch mal eine Straßenbahn) und S- und Regionalbahnen immer unzuverlässiger fahren. Würde es da Verbesserungen geben, dann kann man eben viel besser mit einem Umstieg auf umweltfreundlichere Verkehrsmittel argumentieren. So wird ÖPNV nicht besser, aber es für Pkws aber schlechter. Für die Radfahrer wird es in stadtauswärtiger Richtung besser, das freut aber eher radelnde Personen in Probstheida als Menschen in Threna. Ich kann da schon auch den Frust einiger Menschen verstehen.
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der Frust ist nicht verständlich, sondern gründet sich i.d.R. auf massives Unwissen.
Gerade die LVB launcht 2024 - 2026 in mehrerne Stufen eine Angebotsausweitung um fast 20%. Sogar in dieser Region wirksam, denn die Buslinie 79 wird von 20er auf 10er Takt verdichtet. Das macht den ÖPNV nutzbarer. Dass Tram 2 zukünftig öfter als eine handvoll Fahrten bis Meusdorf absolviert, kommt hinzu. Für die schnelle Anbindung an die Innenstadt hat die stündliche Regionalbahn noch viiiieel Platz, die ist nämlich gänzlich unbekannt, out of mind sozusagen. Die PlusBusLinie 670 bis Grimma, auch stündlich unterwegs, fällt auch aus dem Gedankenkarussel.
Die breiteren Bahnen lösen gewiss keine Kapazitätsprobleme in Probstheida, doch entlang der Strecke der 15 sehr wohl. Wenn es nicht die Kapazität höchstselbst ist, bietet mehr Breite in den Bahnen mehr Bewegungsspielraum und damit einfacheres schnelleres Aus/Einsteigen und damit auch pünktliches Fahren wenn es voll ist. Davon profitieren auch die Menschen am Stadtrand.
Dass entlang der knapp 2km zukünftig sicher geradelt werden kann, ist unstreitig und wird demzufolge auch in Zukunft häufiger gemacht werden. Verkehrsverlagerung gelingt mit Attraktivierung. Stadteinwärts wird das Radeln auch besser, denn Radwege hinter Bäumen sind gefährlich, Das Weiße Rad für ein Todesopfer steht doch nicht grundlos. Threna oder Großpösna sind nicht unerreichbar weit weg. Dank E-Bikes sind das keine Entfernungen im Stil einer Weltreise, das geht auch im Alltag.
Obendrein ist die Untersuchung, dass die prognostizierten KfZ Mengen durchpassen, auch einen Fingerzeig wert, inklusive des viel besseren Durchkommens für Rettungsfahrzeuge. Mit anderen Worten: Befürchtete Nachteile sind keine. Fachlich spricht alles für die geplante Lösung. Ein so massives Agieren dagegen kann dann nur noch ideologiegetrieben sein.
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Ein 60-jähriger Bewohner aus Liebertwolkwitz oder Threna dazu: Die 79 ist nix für Pendler, die Linie 15 kann auch jetzt im 10 Minuten-Takt fahren und ein stündlicher Regionalbahntakt einer immer unzuverlässigeren Bahn ist keine attraktive Alternative. Fahrrad ist mir zu weit, kommt man durchgeschwitzt in der Innenstadt auf Arbeit oder beim Kinobesuch an und haben daher bei der letzten Verkehrsmessung im Jahr 2020 auch nur 1.300 Personen in 24 Stunden genutzt.
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Mir ist bewusst, dass es viel mehr als nur einen der 60-jährigen Bewohner aus Liebertwolkwitz oder Threna gibt, der so denkt. Nur was fangen wir über 600.000 Einwohner*innen der Stadt Leipzig jetzt damit an? Weil es ihn gibt, müssen wir die zwei MIV-Fahrstreifen auf jeder Seite erhalten und entweder einen Fahrstreifen pro Richtung über den Gleisbereich führen und die Bimmel hinter den Autos herfahren lassen oder die Alleebäume alle abholzen?
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Mein Punkt ist einfach, dass man Menschen wie im obigen Beispiel mehr mitnehmen kann, wenn die umweltfreundlichen Alternativen eben auch deutlich besser und zuverlässiger werden. So steigen mehr Leute um und es reicht dann eben auch eine Spur im besagten Abschnitt. Wenn Stadt (Ausbau Linie Herzzentrum) oder S- und Regionalbahn hier zu wenig liefern, erzeugt das eher Frust. Auf diesem Frust können dann eben die bekannten politischen Akteure aufbauen und niemand muss sich bitte wundern.
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nochmals: Der ÖPNV wird doch besser! Dass die 15 im 10er Takt fährt wird zukünftig durch die Tram 2 über weite Zeiten des Tages ergänzt! Dass sie pünktlicher fahren wird als mit schmalen (zu kleinen) Bahnen sollte auch eingängig sein. Es ist - wie ich schrieb - Frust aus Unwissen. Und, das zeigt die Aufzählung auch, aus Übertreibungen. Die Behauptung, die 79 würde nichts nutzen, ist eben Unwissen. Denn diese Meinungsgeber verkennt, dass diese Verbesserung sehr wohl von vielen Menschen genutzt werden wird und demzufolge weniger PKWs fahren, mehr Platz für diejenigen, die das nicht nutzen können. (indirekte Verbesserung). Das Verkehrswesen ist weit komplexer als Fußball und bei jedem wichtigen Tunier gibt es zigtausendfach "schlauere" Trainer. Beim Radeln muss niemand schwitzen. Beim E-Bike erst recht nicht. Das sind nichts als Platitüden oder eben anektodische Evidenz.
Mitgenommen zu werden wird allenthalben gefordert. Doch das erfordert auch mitgenommen werden wollen. Fachlicher Unsinn gehört nicht dazu.
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Ich versuchs nochmal etwas weniger polemisch, obwohl ich finde, dass es eine gewisse Polarisierung gegen BS und faktischen/fachlichen Nonsens durchaus braucht. Permanentes Appeasement führt uns jedenfalls nicht weiter. Wie dem auch sei, ich ergänze nur, da viel Wichtiges und Richtiges schon gesagt worden ist.
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Quote PeterL: "Wenn man Pendlern (hier eine Autospur auf einer zentralen Verkehrsachse) was wegnimmt, dann müssten halt die Alternativen besser und zuverlässiger sein, dann würde das Thema auch in der Emotionalität nicht so diskutiert werden."
—> TLpz_ hat es bereits auf den Punkt gebracht. Pendler haben nicht mehr Recht auf öffentlichen Raum als der Rest. Der urbane Raum bzw der Verkehrsraum gehört allen. Man hat dem MIV den Raum bisher auf Kosten der Allgemeinheit bzw zum Schaden einer Mehrheit geschenkt. Mittlerweile ist es derart gesellschaftlich normalisiert, dass es als Recht begriffen wird. Moto-Normativität nennt sich das im Fachjargon. Leider ist es weder Recht, noch gerecht. Es ist ein Privileg, was denjenigen die davon (vermeintlich) profitieren naturgemäß schwer fällt zu akzeptieren. Was ist bspw mit meinen Recht als Radfahrender auf sichere Wege? Warum siehst du nicht, dass ich allen Grund habe mega-frustriert zu sein?
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Quote PeterL: "Ich wiederhole mich, man wird die Verkehrswende nur regional mit besseren und zuverlässigen Angeboten auf der Schiene und mit Bussen lösen können. Dazu Ausbau Radwege, Aufwertung Fußwege, Car-Sharing usw. und man wird da eine klare Veränderung im modal split sehen."
—> Man bekommt den Verkehr, für den man baut bzw den man sät ('induced demand'). Die vergangenen 70+ Jahre haben wir fast nur für den MIV gebaut. Baue ich sichere Radwegenetze, bekomme ich Radfahrende! Baue ich Brücken, bekomme ich Menschen die sie nutzen. Die Mehrheit der Menschen möchte sorgenfrei Radfahren. Ausbau Radwege geht aber aus physikalischen Gründen (auch bekannt als verfügbare Fläche) nur wenn anderswo reduziert wird. Alles keine Raketenwissenschaft. Wer beansprucht mit Abstand den meisten Platz in der Stadt? Stehende und gelegentlich fahrende Fahrzeuge (aka Stehzeuge)! Dass sie gleichzeitig brutale Gesundheitsschäden verursachen, wahnsinnig teuer und hochsubventioniert im Vergleich zum Umweltverbund sind, macht die Notwendigkeit für inklusiven und gerechten Wandel nur noch offensichtlicher.
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Quote PeterL: "Für die Radfahrer wird es in stadtauswärtiger Richtung besser, das freut aber eher radelnde Personen in Probstheida als Menschen in Threna. Ich kann da schon auch den Frust einiger Menschen verstehen."
—> C. S. hat das alles bereits gecovered. Deine Moto-Normativität ist in jedem Post mit Händen zu greifen. Den Frust der Pendler verstehst Du. Den Frust derer die gar nicht da sind, weil sie keine Wege haben auf denen sie sicher fahren können ignorierst du komplett! Eine schnelle, auf voller Länge und sicher mit separaten Radschnellwegen ausgebaute Prager Straße würde massiv Leute aufs Rad locken. Gewohnheiten passen sich den Gegebenheiten an. Das wiederum schafft Raum auf der Straße, welcher selbst denen die weiter im Auto pendeln wollen zugute kommt.
Ein genereller Punkt noch zu zwei Spuren. Zwischen Kreuzungen machen 2 Spuren für MIV absolut keinen Sinn. Null. Es ist nutzlose Asphaltversiegelung, animiert zur Raserei, ist die Hölle für Nicht-Autofahrende. Die Kreuzungen sind der Bottleneck. Davor eine kurze zusätzliche Abbiegespur (wo Platz ist), ist alles was es braucht. Auch wieder Physik. Diesmal Fluid Dynamics. Gibts Bazillionen von Studien, die in Planungsämtern leider die wenigsten kennen. In CDU-Kreisen sowieso nicht.
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Quote PeterL: "Mir ist bewusst, dass es viel mehr als nur einen der 60-jährigen Bewohner aus Liebertwolkwitz oder Threna gibt, der so denkt."
—> LE Mon. hist. hat auch hier mit einem extrem guten und wichtigen Antwort. Autofahrende Bewohner aus dem Umland haben die gleichen Rechte wie Radfahrende Bewohner der Stadt. Moto-Normativität kennt hingegen nur die Rechte des MIV. Und genauso argumentierst du in jedem einzelnen Post. Wie gesagt, es fällt dir null auf. Du hinterfragst es nicht. Du erkennst die systematischen massiven Benachteiligungen für Nicht-Autofahrende einfach nicht. Ich werfe es dir nicht mal vor. Wir alle sind in dieser ungerechten, einseitig wertenden Welt aufgewachsen, aber wenigstens reflektieren könnte man doch mal versuchen? Gewohnheiten passen sich den Gegebenheiten an! Remember?
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Quote PeterL: "Mein Punkt ist einfach, dass man Menschen wie im obigen Beispiel mehr mitnehmen kann, wenn die umweltfreundlichen Alternativen eben auch deutlich besser und zuverlässiger werden. So steigen mehr Leute um und es reicht dann eben auch eine Spur im besagten Abschnitt. Wenn Stadt (Ausbau Linie Herzzentrum) oder S- und Regionalbahn hier zu wenig liefern, erzeugt das eher Frust. Auf diesem Frust können dann eben die bekannten politischen Akteure aufbauen und niemand muss sich bitte wundern."
—> Umweltfreundliche Alternativen brauchen den Platz, der derzeit fast ausschließlich dem MIV zur Verfügung steht. Gut, die Tram hat man glücklicherweise nicht geschafft wie anderswo auch noch dem Auto zu opfern. Besser geht auch im ÖPNV immer, aber eben nur durch geänderte Prioritätensetzung. 'Push and Pull' heißt das Konzept. Der Frust ist ideologie- und teilweise lobby-getrieben. Es wird den Menschen eingeredet, dass ihnen was weggenommen wird, wenn man auch nur eine MIV Spur anrührt, einen Parkplatz abschafft oder - god forbid - Tempo 30 fordert. Das Gegenteil ist der Fall: Die Stärkung des Umweltverbunds schafft Angebote ('pull'), auf die viele Menschen sehnlichst warten. Bzw entdecken würden, wenn sie einmal da sind. Die Sache mit den Gewohnheiten ... bin sicher, du erkennst das Muster Der MIV würde sich automatisch reduzieren, anfangs brauchts - aus hoffentlich mittlerweile verstandenen Gründen - Reduktion ('push'). Wir wissen dass es funktioniert. Zum Gewinn Aller! Auch der CDUler. Sie wollen es nur leider nicht hören oder verstehen.
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Was ist bspw mit meinen Recht als Radfahrender auf sichere Wege? Warum siehst du nicht, dass ich allen Grund habe mega-frustriert zu sein?
Das sind so Dinge, die mich in der Art der Diskussionsführung sehr nerven. Ich bin auch dafür, aus genau diesem Grund, versuche aber eben auch Mal die Sichtweise anderer Perspektiven einzunehmen und wie man dort die Lust auf die geplante Verkehrswende erhöhen kann in die Diskussion einzubringen. So bekommt man aus meiner Sicht auch bei Wahlen mehr Zustimmung und wenn man wie C. S. dann die Ursache für die fehlende Aktzeptanz hauptsächlich im Unwissen von Menschen sieht, dann kann es auch passieren, dass die Verkehrswende eben abgewählt wird. Die Abstimmung im Stadtrat wird hierzu in jedem Fall schon mal interessant.
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Ohne en Detail auf meinen Vorredner eingehen zu wollen: Wer von "Stehzeugen" redet und meint, dass bessere Radwege Radfahrer (nicht "Radfahrende", weil die fahren ja schon!) aufs Rad locken, soll bitte erklären, wo die Differenzen in der Anzahl der Radfahrer, also der Radwegnutzer, z.B. zwischen Sommer, Herbst und Winter herkommen. Anekdotische Evidenz: Viele lassen bei Schlechtwetter das Rad stehen und steigen ins Auto.
Wer glaubt, dass 30cm breitere Straßenbahnen deren Pünktlichkeit (und Attraktivität) verbessern, ist nur noch durch eine Woche Berufspendelei, z.B. zwischen dem Leipziger Westen und dem Hallenser zu Norden, zu kurieren. Anekdotische Evidenz, aber ich setzte mich dieser Situtation seit 3 Monaten aus und mit jedem Tag in diesem Wahnsinn reift in mir der Gedanke, nach 22 Jahren doch wieder ein Auto anzuschaffen. Wollen wir eigentlich mal über die S10 reden?
Der ÖPNV funktioniert meistens, aber es ist auf den ÖPNV kein Verlass. Mit dem Auto gerät man auch mal in einen Stau, aber die Unwägbarkeiten sind kontrollierbar. Die Misere des ÖPNV (Geld, Personal, *Digitalisierung* [funktionierende Verbindungen berechnen lassen: nur in Kombination von Apps; manchmal klappts auch nur mit der Bahn-App; die Havag-App zeigt nach 3 Wochen die ausgefallenen Linien 4 und 9 noch nicht korrekt an]) ist schlicht zu groß um auf Grundlage ein paar gutgemeinter "Angebote" (basierend auf ein paar "Studien" aus dem eigenen Ressort bzw. der eigenen Ideologieschmiede) die "sehnlichst wartenden" Autofahrer als Gestrigte zu verteufeln, die einfach ein bisschen "gepushed" gehören. Der ÖPNV muss reibungslos funktionierten, dann verzeiht der Nutzer auch mal eine Verspätung oder einen Ausfall. Bis es soweit ist, wartet kein Autofahrer "sehnlichst" auf ein alternatives Angebot. Und ja, in Kopenhagen und Amsterdam ist es schön.
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Danke @rridge, genau solche Berichte höre ich leider auch immer wieder, gerade, wenn man den Zuständigkeitsbereich der LVB verlässt.
Zu den Radfahrerzahlen in Leipzig gibt es ein hübsches Dashboard, da kann man sich die Zahlen nach Tagen und Monaten anschauen. Die Saisonalität wird in jedem Fall deutlich. Im Vergleich zum Vorjahr sieht das bei den Stationen, an denen ein Vergleich möglich ist, eher nach einem Rückgang aus. Ich vermute, dass es am Deutschland-Ticket wesentlich liegt, vielleicht spielt auch das Wetter mit rein: https://geoportal.leipzig.de/a…cb8acf9dafa7&page=page_10
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Schlechtwetter: Bei sehr schlechtem Wetter fahren weniger Leute Rad, gleichsam in der kalten Jahreszeit. Das ist so, das Dashboard ist auf Leipzig.de einsehbar. Wichtig: Es sind "nur" weniger. Weiterer Fakt dazu: Auch der PKW-Verkehr nimmt bei schlechtem Wetter ab. Das liegt daran, dass der Großteil der Fahrten Freizeitfahrten sind, von denen viele bei schlechtem Wetter entfallen. Beide Verkehrsträger nehmen zahlenmäßig ab.
Induzierter Verkehr: Dieser Effekt ist immer zu beobachten. Werden Radverkehrsanlagen attraktiver, werden diese häufiger genutzt. Wird der ÖPNV besser, wird er häufiger genutzt. Werden Straßen ausgebaut, wird mehr PKW gefahren. In Summe bleibt der Verkehr ! gleich, also die Mobilität mit ca. 3,5 Wegen je Tag je Person. Es ändert sich die Verkehrsmittelwahl. Regional gibt es je nach Ortsbezug Verschiedenheiten, die Gesetzmäßigkeiten dazu sind überall gleich. Beispiel: Der Radstreifen vor dem Hbf sorgte bereits in seiner zeitlich kurzen Existenz für ein deutliches Wachstum. Angegeben war die frühere Nutzung mit ca. 4.000 Radlern vor dem Hbf, inzwischen liegt der Wochentagsschnitt bei über 6.000. Gründe für Attraktivität können verschiedene wirksam werden. Das ist die Summe ALLER individuellen Gefühle. 2001 sorgte die Liniennetzumstellung der LVB für Fahrgastverdopplung, wo aus 20er ein 10er Takt wurde (Linie 7) oder aus Tatra-Zügen ein NGT8 wurde (Linie 4)
breitere Bahnen: Die Wirkung ist nicht wie bei einem Lichtschalter, denn Funktion sofort "sichtbar" wird. Sondern wirksam ist auch hier die von dir genannte "zuverlässige" Betriebsführung des ÖPNV. Wie sich das bewerkstelligen lässt, ist vielseitig. Breitere Bahnen gehören definitiv dazu. Die von dir gewünschte (von allen gewünschte) Pünktlichkeit wird doch gerade zuverlässiger erreicht, wenn größere Gefäße unterwegs sind. Gleiches, um deine privaten Erlebnisse aufzugreifen, gilt ebenso in Bussen und Zügen. Je besser auch in der HVZ das Aus-/Einsteigen und Mitfahren allgemein klappt, umso stabiler wird der ÖPNV wahr genommen. Um Fahrgastnutzen zu ziehen, ist es jedoch nicht nötig zu warten, bis die allerletzte Krümellinie stabil läuft, sondern jeder sollte nach individuellen Bedürfnissen prüfen, ob der aktuell finanziell irre billige ÖPNV nicht doch eine gute Lösung für den Weg xyz darstellt. Von Leipzig gen Halle kann ich deine Sorgen bestens nachvollziehen, nutze diese Relation seit 13 Jahren. Mit vielen Anekdoten.
Die Dauerausfälle sind Ergebnis der falschen Unternehmens- und Bestellpolitik der letzten 10 - 20 Jahre, mit der Neuvergabe und dem Betrieb ab Dez. 2026 sollten die Personal und Zugreserven / -vorräte dem geplanten Netz entsprechen. Personalgewinnung ist keine Aufgabe, die von heute auf morgen gelöst wird.
Apps: Alle Apps greifen zumindest auf eine Datenbasis zu, welche Insa für Sachsen-Anhalt bereit stellt. Die Insa-App liefert fürs Regionale auch profunde Ergebnisse.
Angebote sind nicht nur gut gemeint, sie sind gut (dann werden sie angenommen, z.B. Taktverdichtungen) oder sind nicht gut, und werden nicht angenommen, z.B. die Bushaltestelle Wachau, Globusmarkt, welche auf der Rückseite des Publikumsmagneten versteckt hinter einer Laderampe liegt.
Noch ein Aspekt: Wie reibungslos muss reibungslos funktionieren sein? Reichen gemäß Pareto-Prinzip 80% aus? Reichen 90%? Muss es 100%ig sein und damit auch eine exorbitante Kostensteigerung in Kauf genommen werden? Was ist hier die richtige Lösung?
Wem das zu wenig ist: Die Kommunal- und Landeswahlergebnisse sind nicht Folge, sondern Ursache für weitere Stockungen.
Denn, @PeterL, die Ursache fehlender Akzeptanz liegt nicht allein im Unwissen. Untersuchungen (bundesweit) haben schon vor vielen Jahren ergeben, dass intensive MIV-Nutzer das ÖPNV-Angebot als halb so häufig und halb so schnell und doppelt so teuer einschätzen, wie es tatsächlich ist. Gefühlswelt halt, wenig Wissen. Das habe ich mir nicht ausgedacht, denn das wäre arrogant.
Und hier geht es um die Vorschau, wie sich die Akteptanz einer Gruppe (regionaler Bereich der Bevölkerung Südostleipzig + angrenzendes Umland) verhalten wird. DAS ist eine Prognose. Entweder trifft man diese hochskalierend vom eigenen Verhalten oder diese fußt auf komplexe und vielseitige Analysen und Untersuchungen und Hochrechnungen nach verschiedenen Modellen samt externen Rahmenbedingungen. Da kommt die Antwort leider nicht binnen Sekunden aus dem Bauch, sondern nach langer Zeit aus dem Kopf. Die heutige Zeit schneller und schnellster Schlagzeilen bzw. Informationsstakkato konditioniert die Gesellschaft mehrheitlich auf schnelle Bauchgefühle. Nachdenken ist verpönt. Das trifft leider auch auf Wahlentscheidungen zu. Mit allen Folgen. Die Begründungen können dann nur Ausreden sein.
Das betrifft inzwischen viele Gesellschaftsbereiche. Es findet ein starkes Bedrängen fachlicher und faktischer Grundlagen statt. Physikalischer, biologischer, chemischer und mathematischer. Allesamt Naturgesetze, die sich nicht um die politischen Ideologien scheren sondern gnadenlos wirken. Leider sind das nicht die Lieblingsfächer vieler Menschen. Inhaltlich nehme ich einen Rückschritt um viele Hundert Jahre war, als Dogmen das Geschehen beeinflussten und eine Inquisition über deren alleinige Deutungshoheit wachte. Heute nicht mehr religiös, doch dafür lobbygetrieben wird weiter weit entfernt von naturwissenschaftlichen Wirkprinzipien agiert. Ob das Kernenergiegreenwashing ist oder eben im Kleinen die bauliche Entwicklung von Verkehrswegen.
Entsteht auch das Gefühl des Abgehängtseins, wenn man mental überfordert ist, die komplexen und sogar globalen Abhängigkeiten zu überblicken? Oder fehlt die Fähigkeit, (wie am Themenbeispiel zu sehen) mehr Möglichkeiten für stadtverträgliche Verkehrsträger als Gewinn denn als Verlust zu fühlen? Was sagt dein 60jähriger Beispieleinwohner dazu?
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Der Pkw-Verkehr nimmt bei schlechtem Wetter im Freizeitverkehr ab, richtig, das ist aber in den relevanten 2 Stunden am Morgen und Abend in der Woche ziemlich egal. Ist da das Wetter schlecht, sind die Bahnen voller und es fahren mehr Menschen mit dem Auto.
Die Dauerausfälle sind Ergebnis der falschen Unternehmens- und Bestellpolitik der letzten 10 - 20 Jahre, mit der Neuvergabe und dem Betrieb ab Dez. 2026 sollten die Personal und Zugreserven / -vorräte dem geplanten Netz entsprechen. Personalgewinnung ist keine Aufgabe, die von heute auf morgen gelöst wird.
Wenn man die Verkehrswende will (ich möchte das auch), muss man genau das lösen und kann da nicht wie hier einfach drüber hinweggehen.
Das Beispiel Fahrradweg vor dem Bahnhof ist mit der Prager Straße in dem Fall nicht so richtig vergleichbar. Zentral gelegen, man löst dort ein wesentliches Problem im Radnetz. Es ist klar, dass das so gut angenommen wird und so eine Steigerung eintritt. Die Verbesserung an der Prager Straße ist demgegenüber gering. Ja, es werden auch da ein paar mehr Radler werden und das ist ja auch gut so.
Der Fahrradweg am Martin-Luther-Ring wird hingegen weniger gut angenommen, weil der Mehrwert eben auch nicht so toll ist, wenn der nicht bis zur August-Bebel-Straße verlängert wird. Ja, soll gemacht werden, verstehe aber auch hier den zeitlichen Abstand nicht. Aktuell ergibt das nicht so viel Sinn.
Zum 60-Jährigen in Liebertwolkwitz: Der will für sich je nach Strecke und Anlass in bester Weise von A nach B kommen. Zeitaufwand, Zuverlässigkeit, Kosten usw. sind hierbei die entscheidenden Faktoren für die Wahl des Verkehrsmittels. Wird eine Art schlechter gemacht, erwartet er eine Aufwertung einer anderen Art, um nicht einen Nachteil der Aktion zu haben. Ist das nicht der Fall, wird er die Nummer nicht toll finden. Was er gar nicht mag, wenn er als Unwissender hingestellt wird.
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@PeterL So liest sich das bereits wesentlich substanzieller.
das ist aber in den relevanten 2 Stunden am Morgen und Abend in der Woche ziemlich egal. Ist da das Wetter schlecht, sind die Bahnen voller und es fahren mehr Menschen mit dem Auto.
Im Berufsverkehr sind die Schwankungen sicher geringer. Dafür haben die Bahnen am Stadtrand noch jede Menge freie Kapazität und fahren alle 10 Minuten, zukünftig öfter. Busse von Lww fahren auch alle 10-20 Minuten (Bus 75) oder 60 Minuten (670) oder als schnelle RB (60' Takt). Ja, da muss man auf die Uhr gucken vor dem Losgehen, doch dafür trumpfen Tempo und niederiger Preis. Wünschen würde ich mir für die RB dort eine Großstadtverdichtung auf 30er Takt bis Belgershain. Ist mit dem geplanten Ausbau fahrbar. Hier jedoch: hilft das Landeswahlergebnis dem Ansinnen weiter? Oder hat der Frust über geglaubte oder tatsächliche Randlagen zum Aus für alles wünschenswerte im ÖPNV gesorgt?
Die Verbesserung an der Prager Straße ist demgegenüber gering.
naja, hier ist es auch ein Berich mit Lückenschlusswirkung. Das kann schon erheblich Zuwachs bedeuten. Es fehlt noch eine valide straßenbegleitende Strecke Probstheida - Lww, das Gehoppel im Straßengraben ist ja nicht sonderlich einladend. Dann können die gegenwärtig knapp 2.000 Radler/Tag deutlich mehr werden. Denn - richtig erkannt - der fehlende Abschnitt am Floßplatz hemmt die Aufwärtsentwicklung am Dittrichring. Warum die Stadt hier so zögert weiß ich nicht, seit knapp 2 Jahren harrt es der Umsetzung.
Der will für sich je nach Strecke und Anlass in bester Weise von A nach B kommen. Zeitaufwand, Zuverlässigkeit, Kosten usw. sind hierbei die entscheidenden Faktoren für die Wahl des Verkehrsmittels.
Wenn Kosten ein Faktor sein sollen, wäre der PKW bereits aus dem Rennen, der liegt ja meilenweit über allen anderen Verkehrsträgern.
Zuverlässigkeit ist so eine Wahrnehmungsfrage, gleichsam die Reisezeit. Ehrlich wäre Tür-zu-Tür-Betrachtung. Das würde manch ÖPNV-Zeit stark aufblähen, was ein Spiegeln ungünstiger oder fehlender Haltestellenlagen ist. Und würde den Parkplatzsuchverkehr beim PKW einbeziehen, welcher gern ausgeblendet wird. Oder illegal durch Falschparken mit Ich-muss-das-doch-Anspruch ersetzt wird. Dieser würde gegenüber Rad oder Fußverkehr erstaunliche Verschiebungen erwirken. Lww ist auch ein schönes Beispiel, dass es Bedarfe in verschiedene Richtungen gibt. Kaufen alle im lokalen Penny (zu Fuß machbar) ein oder fahren doch zum Globus, der nur 3km weit weg ist? Kann da auch besserer ÖPNV sein? Wie oft muss man wohin? Das wird immer jede und jeder individuell sehen. Entscheidend ist, dass lww bereits über gute Anbindungen verfügt.
Die LVB hatten vor ca. 20 Jahren mal geprüft, ob eine Verlängerung der Bimmel wie früher machbar ist. Der Nutzen-Kosten-Faktor lag jedoch nicht über 1 für die Förderfähigkeit, sondern bei Minus 8! Grund ist: Die standardisierte Bewertung misst die Verbesserungen gegenüber dem Ist-Zustand, welcher ja bereits gut genutzt wird. Der Sprung nach oben ist dann nicht so groß wie eine neue Tramstrecke erforderlich macht. Es ist eben alles komplex.
Entscheidend ist, dass für fast alle individuellen Bedarfe zahlreiche Möglichkeiten bestehen, sich den Gegebenheiten anzupassen, welche bei insgesamt zweispuriger Prager Straße ja kein Beinbruch darstellt.
Was er gar nicht mag, wenn er als Unwissender hingestellt wird.
Das kann ich nachvollziehen. Doch dann wundert mich dessen Einstellung. Denn wie geschildert gibt es Alternativen mit guter Qualität (keine perfekte Qualität, doch die hat der PKW-Verkehr ja auch nicht). Bleibt also zu konstatieren, ob er zu den PKW-Nutzern gehört, welche grundsätzlich multimodal entscheiden können oder zur anderen Hälfte, welche stur beim PKW bleiben.
Die Erste Hälfte wird ihm keinen Nachteil bringen. Als Vertreter der zweiten Hälfte hat er auch keinen. Denn die Straße ist ja nicht weg. Sondern so dimensioniert, dass sie ausreicht. Obendrein gibt es noch viele weitere Straßen. Mit anderen Worten: Er hat gar keine Nachteile. Die übrige Bevölkerung hat Vorteile. Das ist doch ein Gewinn für alle, oder?
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Sie ist so dimensioniert, dass es abseits der 2 Stunden früh und am Abend ausreicht, was ihm aber trotzdem auf dem täglichen Weg zur Arbeit und wieder nach Hause einen zeitlichen Mehraufwand bringt.
Ich glaube wir sind im Grundsatz ja im gleichen Boot, sehe aber eben in der Umsetzung bei der Verkehrswende noch deutliche Verbesserungserfordernisse, gerade was die Zuverlässigkeit im Regionalverkehr angeht. Ob die Personalthemen mit mehr Angebot kleiner werden, muss man auch sehen. Ich hoffe auch auf Ende 2026.
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Ja, genau, Die Personaldecke beim ÖPNV wird aktiv angegangen. DIe LVB haben eine weltweite Initiative am Laufen um Personal heran zu holen. Das gelingt auch, die Angebotsverdichtungen werden ja sukzessive umgesetzt.
Bei der Eisenbahn laufen seit knapp 2 Jahren intensive Ausbildungsprogramme (u.a. in Schkeuditz), um den Nachschub zu verstetigen. Die Besteller schreiben das teilweise in die Vergabebedingungen mit hinein. Es wird also Standard, die Personaldecke zukünftig im Blick zu haben.
Leider wird das alles viel zu selten und zu zaghaft kommuniziert, wodurch auf breiter Ebene sich Fatalismus ausbreitet. Schauen wir mal...
Nochmal zum Beispieleinwohner: Seinen täglichen Weg kann er nicht mit Bus/Bahn oder Bike&Ride bewältigen? Muss er ins Zentrum oder sonstwohin? Denn der Mehraufwand zeitlicher Art ist ja das Dilemma des MIV: Je mehr ihn nutzen, umso langsamer wird er.
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So profund wie ihr kann ich nicht mitdiskutieren, aber im Grunde ist es doch eine ganz einfache Frage: kann je eine KfZ-Spur pro Richtung den Verkehr in ausreichender Form aufnehmen? Dies lässt sich mit einem Verkehrsversuch leicht klären. Hat ein solcher schon stattgefunden?