Neubebauung am Schinkelplatz/Werderscher Markt

  • Moneo

    Das abricot ist doch die gleiche Farbe wie auf den Renderings. Der Marmor sieht aus wie ein Composato, also ein aus Bruchstücken zusammengesetzter Kunststein.


    Beides finde ich - bestenfalls - sehr manieristisch. An die Ecke passt es nicht "Star"-Architekt hin oder her.


    "Manieristisch" trifft es ganz gut. Allerdings werden Fotos dem Farbeindruck nicht wirklich gerecht. Bei bewölktem Himmel war das abricot heute weder satt noch knallig, sondern eher gedämpft bis zart. Neben der Friedrichswerderschen Kirche machten sich Kunststein und Putz farblich zumindest ganz gut. Die Fotos geben dies jedoch wiederum mitnichten wieder:





  • Was das Material des Sockels und der Fenstereinfassungen des Moneo-Baus angeht, darf das DAF-Forum wohl zurückrudern.


    Billig-Naturstein.


    Nannte man in den 80/90ern "Sparkassenmarmor"...


    Und: "Sparkassenmarmor" ist der richtige Ausdruck.


    Vor allem der bräunliche-rote Naturstein (erinnert mich ein wenig an die Ubahnstation Mohrenstrassen) ist schon etwas altbacken.


    Der Marmor sieht aus wie ein Composato, also ein aus Bruchstücken zusammengesetzter Kunststein.


    Kunststein [...]


    Theseus532 hatte wohl Recht, dass es sich um einen "Naturstein" handelt.


    In diesem Interview mit "Der Hauptstadtbrief" aus dem Jahr 2016 erwähnt Rafael Moneo, dass er gerade beim Fassadenmaterial besondere Aufmerksamkeit walten ließe, um beim Bauen von Neuem die Reste der Vergangenheit einzubeziehen. Der Naturstein der Fassade werde aus einem reaktivierten spanischen Steinbruch gewonnen, der für den Palastbau Karl V. in der Alhambra von Granada genutzt wurde. Das Material habe er daher gewählt, als mit Karl V. jene Epoche an ein Ende gelangt sei, in der die Herrscher das damalige Europa als Einheit dachten. Heute sei dies Aufgabe der Bürger.


    Bilder der Säulenumläufe aus dem Innenhof des Palastes Karl V. scheinen das Moneo-Interview hinsichtlich des Steinbruchs zu bestätigen:
    http://europaenfotos.com/grana…palacio_carlos_v_5180.jpg
    http://www.uniquespain.travel/…io-Alhambra-i92222515.jpg
    https://i0.wp.com/www.deviajep…illero2-636x303.jpg?w=680

  • ^ Den besagten Palast kann man hier unter #50 sehen. Was nützt die aufwändige Steinsorte, wenn sonst die Fassadengestaltung simpel gehalten wurde - obwohl hier an diesem Standort eine altstädtisch wirkende angesagt wäre? (Der Palast wurde übrigens bis 1929 gebaut - dennoch kamen die Spanier nicht auf die Idee, unbedingt irgend was von Bauhaus&Co einzubauen.)

  • "Das Material habe er [Rafael Moneo] daher gewählt, als mit Karl V. jene Epoche an ein Ende gelangt sei, in der die Herrscher das damalige Europa als Einheit dachten. Heute sei dies Aufgabe der Bürger."


    Daran sieht man mal wieder, was für ein hahnebüchener Unsinn dabei herauskommt, wenn Architekten sich selbst interpretieren. Abgesehen davon, das der Ortsbezug für derlei Assoziationen gleich null ist hat Karl V. mit seiner Politik der Universalmonarchie in seiner Starrsinnigkeit die Reformation vom Zaun gebrochen. Als europäischen Vorbild gegenüber dem deutschen Auswärtigen Amt taugt Karl V. nun wirklich gar nicht.

  • Danke HarrySeidler, für die Recherche und Information!


    Gut, es ist also Naturstein und Marmor. Abgesehen von dem geschichtlichen Geschwurbel um die Wahl des Steins irritiert mich wohl die Hochglanzpolitur. Klar kommt das Bild des Marmors so am besten hervor, aber den Hochglanz finde ich an dieser Stelle unpassend.


    Allerdings sind die verlinkten Aufnahmen in jedem Fall eine ERinnerung daran, dass eines meiner nächsten Reiseziele Granada sein sollte... :)

  • Da lag ich ja mit meinem Spitznamen gar nicht so falsch. Oder habe ich den schon mal irgendwo gelesen?


    Naja, wenigstens ists mal ein anderer Schwachsinn, als "Spuren der Zeit" und "Kontraste" und so :D


    Ich frage mich eher, wieso zur Kirche hin - wie bereits beim anderen Block - unterschiedliche Fassaden entstehen, während zum Schinkelplatz alles gleich aussieht.

  • Die ersten Gerüste fallen. Ich bleibe skeptisch. Nach wie vor gefällen mir der Putz und die Fensterbleche nicht. Die Fensterlaibungen haben aber was.








    5 Mal editiert, zuletzt von DerBe ()

  • 90er Sparkassenarchitektur würde ich sagen.


    Es gibt schlimmeres, aber es hätte ja auch mal etwas richtig gutes werden können. Dieser Stararchitekt enttäuscht doch sehr und scheint geschmacklich nicht sicher.

  • Was man jetzt so sieht wirkt aber besser als zuletzt erwartet.
    Interessant finde ich die unterschiedliche Farbwirkung ohne Gerüst, was auch schon beim der Nordseite des Humboldtforums so zu sehen war. Der Putz sieht odentlich aus und der Naturstein wirkt auch gut.

  • Letztlich weiß ich gar nicht, was ich zu diesem Bau sagen soll, ich finde ihn noch schlimmer als erwartet. Es gibt so vieles was hier nicht stimmt, man weiß gar nicht wo man anfangen soll.


    1. Das größte Problem ist, dass das Orange und das Rot überhaut nicht zueinander passen. Man nennt das in der Farbtheorie auch Buntkontrast. Wie man auf die Idee kommen kann, ein dunkles, fast braun wirkendes Rot mit einem mediterranen Orange zu kombinieren, das muss man mir erst mal erklären. Zudem beißt sich das Orange auch mit allen wichtigen Umgebungsbauten, sei es die Kirche oder die künftige Bauakademie.


    2. Die Proportionen stimmen hinten und vorne nicht, die unterschiedliche Gestaltung des Sockelgeschosses auf ein bzw. zwei Stockwerke sorgt nur für Unruhe in einem eigentlich streng gegliederten Bau, doch anstatt es Gesamtbild zu beleben, wirkt es vielmehr völlig beliebig und planlos zusammengeschustert.


    3. Der fehlende Dachabschluss tut sein übriges, das Haus kippt nach oben weg, wirkt fast wie amputiert, weil es keine richtige Begrenzung nach oben gibt.


    4. Obwohl der Bau sehr streng in der Fassade gegliedert ist, wirkt der Bau bemerkenswert unaufgeräumt und "hektisch". Es kommt gar kein Harmoniegefühl auf, weil irgendwas kolossal stört. Die "Ecklösung" halte ich für völlig missglück, sie lässt den Bau zerstückelt und völlig ungeplant erscheinen, wie eine nachträgliche Zusammenlegung zweier fremder Bauten mit vorgehängter Fassade.


    5. Ob diese angedeutete "Dritte Reich Optik" im mediterranen Stil die richtige Stilrichtung für die Berliner Mitte ist, darf sehr bezweifelt werden. Ich finde die gewollte oder ungewollte Parallele jedenfalls etwas daneben.


    In der Summe mag zwar Stararchitekt drauf stehen. Aber das bloße Namen nicht zwangsläufig für gute Ergebnisse stehen müssen, zeigt dieser Bau exemplarisch. Er passt zu Berlin Mitte wie Neuschwanstein nach Helgoland, nämlich gar nicht. Allein was man sich bei dieser Farbkombination gedacht hat, muss man mir erst mal erklären. Schauerlich, dieses Ergebnis!

    Einmal editiert, zuletzt von Odysseus ()

  • 4. Obwohl der Bau sehr streng in der Fassade gegliedert ist, wirkt der Bau bemerkenswert unaufgeräumt und "hektisch".


    5. Ob diese angedeutete "Dritte Reich Optik" im mediteranen Stil die richtige Stilrichtung für die Berliner Mitte ist, darf sehr bezweifelt werden. Ich finde die gewollte oder ungewollte Parallele jedenfalls etwas daneben.


    Was meinst du damit? Erklär mir das bitte, ich kann damit nichts anfangen.
    Soll das mit dem roten Stein zusammenhängen? :confused:


    Ich sehe auch keine sehr strenge Fassade, noch wüsste ich was daran hektisch sein soll.

  • ^^ ^Farblich harmoniert der Bau mit seinen Sockeln und dem Putz mit den umgebenen Bauten sehr wohl. Ich dachte, dass man das auf den Fotos sieht.
    Und hektisch sind die Fassaden auch nicht. Ich sehe diese Hektik jedenfalls nicht. Dass der Sockel in dem Bauteil der zum Platz zeigt über zwei Etagen gezogen wurde, tut dem Bau m.M. sehr gut. Die Abschlüsse mit dem weißen, marmorierten Stein geben dem ganzen einen feinen Schliff. Ich mag das.
    Warum Moneo aber die gruseligen Fensterbleche gewählt und nicht etwa den Stein, den er auch für die Laibungen verwendet hat, bleibt sein Geheimnis. Der grobe Putz tut sein übriges.

  • Mir gefällt es auch ganz gut. Mag diese südländischen Terrakotafarben und farblich passt es auch sehr gut zur Kirche nebenan. Mal was anderes als die sonst üblichen Grauweisstöne.

  • :cheers:
    so unterschiedlich können die Eindrücke sein. Meiner ist, dass mit diesem Gebäude und mit diesem Karree eine tolle städtebauliche und architektonische mind. Standardpräsentation gelingt (unter Vorbehalt einer Rekonstruktion der Bauakademie). Auch der Moneobau bedingt die Wiederkehr zumind. der drei Außenfassaden zu den Plätzen hin.


    Der Moneobau ist bereits toll! Warum?


    Die diesseitige Kopfseite des Karrees bekommt durch den Bau eine hervorragend eingebundene städtebauliche Figur (zurück). In konsequent moderner Bautechnik- und Architektursprache.


    Die Farben und Materialien fand ich zunächst auch sehr irritierend, aber sie unterstützen die Aussage als moderner europäischer Städtebau.


    Alle Fassaden orientieren und betonen (!) die für sie jeweils gültigen direkten Platz-Raumbeziehungen. Zum Markt hin wird das durch den Vorzug der Fassade noch einmal betont.


    Das gesamt Gebäude wird durch den hellen oberen bandartigen Gebäudeabschluss wunderbar abgeschlossen. Mit dem horizontalen Aufsatz bekommt der obere Gebäudeteil einen hanseatisch säulenartigen Eindruck. Es ist aber nicht pompös. Super gemacht. Es harmonisiert die Situation optisch mit einen mögl. historischen Dachabschlusses der Akademie und der geländerartigen Umläufe der Kirche.


    Die Erdgeschosse irritieren mich. Noch kann man den Gesamteindruck nicht ganz einschätzen. Aber mir gefällt die Gestaltung sehr gut. Modern, eher Standard. Ich weiß es grad nicht, ob das Gewerbeflächen sind, aber da gehörten in jedem Falle solche hinein. Jeder Fassadenteil ein eigenes Restaurant oder s. ä. . Kick jedenfalls nicht. Ich konnte nicht ausfindig machen, ob das Erdgeschoss durch einen kleinen Absatz abgesetzt ist. Kann da jemand helfen?



    Gruß
    íbúinn

  • ^ Restaurantpläne wurden leider wieder verworfen. Das hat auch Auswirkungen auf die Fenster. Nun bekommen die Fenster im Sockel furchtbar breite 3-flüglige Rahmen. Zusammen mit den Fensterblechen echte Minuspunkte. Ansonsten stimme ich dir zu.

  • ^ Ja, aber leider nicht unter den Fenstern, da wurden Bleche verwendet. Und über den obersten Fenstern auch nicht, dort ist es weißer Marmor. Dieser Materialmix leuchtet mir nicht ein, und die Farbe des Putzes ist mir zu knallig. Die Kubatur finde ich aber ganz gelungen; auch die "Minibrandwand" (Bato) stört mich nicht. Würde dem Bau fünf von zehn Punkten geben.