Neubebauung am Schinkelplatz/Werderscher Markt

  • Etwas bessere Auflösungen zzgl. der KTB-Planung:





    (C) MVV GmbH & Co KG


    KTB dürfte dann wohl auch nicht Naturstein sein.

  • Sei's drum, ich kann sogar langsam mit der Bebauung leben, ich steh halt auch auf konservative Bankenarchitektur der 50er ;) - allerdings nur der beiden Breitseiten. Die Schmalseite (Südseite) zur Prinzengasse (?) geht hier gar nicht und stört mein "städtekompositorisches" Grundempfinden: So könnte eine "Villensiedlung" irgendwo außerhalb des S-Bahn-Rings aussehen. Hier darf man selbst in dieser kleinen Gasse mittenst (!) im alten Zentrum Repräsentation und Öffentlichkeit verlangen, statt halt dann doch dieser biederen Highend-Wohnungsoptik mit Platz an der Sonne, wo einem doch jeder reinglotzt ergo keiner draußen sitzt.

  • Ich kenne die städtebaulichen Grundsätze nicht, die diesem Ort zugrunde liegen. Warum gibts an dieser Stelle eigentlich keine ziegelbedeckten Schrägdächer? Gibts da irgendwelche Regeln, die schräge Dächer an diesem Ort verbieten?

  • Laut B-Plan I-208 (3.7.2006) gelten für die Gestaltung der baulichen Anlagen folgende Festsetzungen:


    • die Fassaden sind straßenseitig als Putzfassade auszuführen
    • die Parzellierung soll nach kleinteiligem, historischem Vorbild erfolgen
    • die Hauseingangssituation soll betont werden
    • der Fensteranteil darf nicht mehr als 40% betragen (spiegelndes Glas darf nicht verwendet werden)
    • es dürfen nur Fassadenfarben verwendet werden die in der dem B-Plan beigefügten Farbtabelle enthalten sind
    • die Fensterrahmen sollen einen dunkleren Farbton als die Fassade haben
    • die Dächer sind als Walmdächer mit patinierenden Metallen oder dunklen Naturstein auszubilden
  • ^was wohl mehr als deutlich demonstriert, welche Relevanz derartige Festlegungen haben: überhaupt keine.

  • Ja, leider. Gerade ein Walmdach hätte da doch irgendwie mehr hergemacht, finde ich. Aber es ist ja allgemein der Mut zum Dach abhanden gekommen. Ich verstehe ja, dass Flachdächer ökonomischer sind, finde allerdings klassische Dachformen sehr schön und würde mir diese häufiger wünschen.

  • Wieso denn bitte eine Putzfassade?? An diesem schlichten Entwurf MUSS eine Sandsteinfassade angebracht werden, um den Bau zu retten.

  • Ein leichter Höhenunterschied zwischen den Einzelgebäuden würde auch schon deutlich dynamischer wirken. Aber das ist dann vielleicht schon zu "aufgeregt" für das historische Umfeld :<

  • ^was wohl mehr als deutlich demonstriert, welche Relevanz derartige Festlegungen haben: überhaupt keine.


    Das stimmt nicht ganz. Der von Bato zitierte Bebauungsplan I-208 wurde durch Verordnung des Senators für Stadtentwicklung und Umwelt am 20.12.2011 geändert und eine der vielen Änderungen betrifft eben genau die Dachgestaltung.


    Dass der ursprüngliche Bebauungsplan (Juli 2006) aus der Zeit vor Lüscher stammt, und die Änderung in die Amtszeit Lüschers als Senatsbaudirektorin fällt, ist natürlich nur Zufall und kein Grund für das grundsätzlich grundlose Lüscher-Bashing :D


    Ein kurzes Zitat aus der Verordnung:


    "Durch die Festsetzungen der Höhe baulicher Anlagen, ohne Bestimmung einer Dachform wird die Möglichkeit eröffnet, Flächen für attraktive Dachgärten zu schaffen." (Seite 19)


    Ist nur die Frage, attraktiv für wen? Na klar, für den Bauträger, der jetzt noch teurer vermarkten kann ... aber halt leider nicht attraktiv für das Stadtbild, aber wen interessiert das schon ....

  • ^Zur Ergänzung, hier noch ein Auszug aus der Bergündung der Änderung:


    "Anfang April 2008 wurde durch den Eigentümer ein Bauantrag für das im Bebauungsplan I-208 festgesetzte Mischgebiet westlich der Friedrichswerderschen Kirche gestellt. Das beantragte Vorhaben, das den Zielen des Landes Berlin für diesen Bereich entspricht, hält an der Grundstruktur der geplanten Bebauung fest, weicht jedoch in einer Vielzahl von Details von den Festsetzungen des Bebauungsplans I-208 ab. Auch hieraus begründet sich ein Planungserfordernis.
    Die erforderliche Überarbeitung umfasst insbesondere:
    - die Aufgabe der sogenannten Kirchgasse und eine daraus resultierende Anpassung der Gebäudestruktur,
    - die Veränderung der Gebäudehöhen und der Anzahl der zulässigen Vollgeschosse westlich der Falkoniergasse,
    - eine Anpassung der Erker im Norden und Süden des Mischgebietes sowie
    - veränderte Regelungen zur Dachneigung und zu Dachaufbauten.
    Statt Baulinien und zwingenden Gebäudehöhen sollen künftig nach Möglichkeit Baugrenzen und maximal zulässige Gebäudehöhen festgesetzt werden. Lediglich die Blockrandbebauung entlang der Oberwallstraße und dem Werderschen Markt soll als ein zentrales städtebauliches Ziel durch Baulinien gewährleistet werden
    ."


    Polemische Quintessenz: Die Stadt macht eine Planung, der Bauträger weicht mit seinem Enwturf von der Planung ab, also muss nicht etwa der Entwurf, sondern die Planung geändert werden, ist doch logo, oder?

  • Das heisst, dass mit Zustimmung des Abgeordnetenhauses 2011 alle wirksamen Gestaltungseinschränkungen wieder aufgehoben wurden. Ich finde nur noch auf Seite 42 einen Absatz zum Verbot "spiegelnder" Fenster und Fassaden - was auch immer das genau sein mag. Fensterglas spiegelt ja immer.


    Die Aussage, dass das nun vorliegende architektonisch zurückhaltend als bestenfalls qualitativ stark unterdurchschnittlich zu bezeichnende Ergebnis auf aktives Betreiben der Senatsbaudirektorin Regula Lüscher zustande gekommen ist kann man als Lüscher-Bashing bezeichnen oder als schlichtes Benennen klarer Verantwortlichkeiten. In jedm Fall trägt der Einfluss von Frau Lüscher auch an diesem historisch bedeutsamen Ort dazu bei den Platz zu einem international verwechselbaren, beliebigen Ort sog. zeitgenössischer Architektur zu machen, der schon in wenigen Jahren, vermutlich noch vor der Fertigstellung der Rekonstruktion Bauakademie, als ästhetisch überholt und vom Zeitgeist überaltert angesehen wird. Das ist jedenfalls mein Kernvorwurf an die Baudirektorin - einerlei ob das nun Lüscher-Bashing oder sachliche Kritik ist.

  • ^Das Gebiet war der Anlass der Änderung, aber die Änderungen beziehen sich auf alle Teile des Bebaaungsplanes, insbesondere auch Fläche F, die hier wegen der Walmdachproblematik diskutiert wurde. Hier das Zitat mal im Zusammenhang:


    "Im Mischgebiet F tritt die zulässige Oberkante von 60,0 m über NHN mit der Festsetzung einer Baugrenze um 2,7 m von der festgesetzten Baulinie an der Straßenbegrenzungslinie zurück, straßenseitig wird entlang der Straße Werderscher Markt und Oberwallstraße eine zulässige Oberkante baulicher Anlagen von 55,0 m über NHN (entspricht ca. 21,1 m über Gehweg) festgesetzt. Bezogen auf die festgesetzte Baugrenze zur Falkoniergasse und dem Mischgebiet H beträgt der Rücksprung der zulässigen Oberkante baulicher Anlagen 2,0 m. Die variierende zulässige Oberkante baulicher Anlagen an der Straße Werderscher Markt liegt somit etwas ober- bzw. etwas unterhalb der Traufhöhe der baulichen Anlagen auf der gegenüberliegenden Straßenseite von 56,7 m über NHN. Ebenso kann in der Oberwallstraße eine umfeldverträgliche Bauhöhe an der Straßenfront erreicht werden. So beträgt die Traufhöhe der gegenüberliegenden dreigeschossigen baulichen Anlagen 51,5 m über NHN bei einer zulässigen Firsthöhe von 55,5 m über NHN.
    Durch die Festsetzungen der Höhe baulicher Anlagen, ohne Bestimmung einer Dachform wird die Möglichkeit eröffnet, Flächen für attraktive Dachgärten zu schaffen."


    Ich meine, es dürfte doch klar sein, dass in Mitte nicht einfach etwas genehmigt und gebaut wird, das von dem Bebauungsplan abweicht. Ich finde es so schon schlimm genug: Ein Bebauungsplan wird geändert, damit ein Entwurf genehmigungsfähig wird .... :nono:

  • Vielleicht sollte SenStadt künftig ERST Wettbewerbe ohne Einschränkungen veranstalten und DANN B-Pläne aufstellen. Das erspart den Parlamentarien viel Arbeit und der Effekt ist derselbe.

  • Mischgebiet F meint aber nicht das Gebiet am Schinkelplatz sondern nur einen Teilbereich des Bauwert-Areals.
    Besser verdeutlicht es wohl der B-Plan I-208-1. Wie geschrieben, Schinkelplatz ist hier außen vor.

  • ^Da habe ich mich wohl missverständlich ausgedrückt oder verdreht argumentiert. Ich stimme 100% zu, dass mit dem Zitat die Details für das Planungsgebiet "Falkoniergasse" beschrieben werden. Aber diese Detailplanung geht auf Globaländerungen zurück, die in 2.3 formuliert werden und da eben auch für den Schinkelplatz. Ich zitiere mal wieder aus der Fassung 2011:


    Die bauliche Fassung des Schinkelplatzes ist derzeitig noch im Entstehen begriffen. Im Süden soll zukünftig die wieder aufgebaute Bauakademie die bauliche Fassung des Schinkelplatzes und gleichzeitig den Auftakt zur Straße Werderscher Markt bilden. Hier ist im Bebauungsplan I-208 eine Oberkante von 56 m über NHN (entspricht etwa 22,1 m über Gehweg) zwingend festgesetzt, um diesen wichtigen Stadtraum baulich zu fassen. Im Nordosten und Osten ist der Schinkelplatz vom Spreekanal gefasst, im Nordwesten und Westen ist im Bebauungsplan I-208 eine Bebauung mit fünf Vollgeschossen zwingend vorgeschrieben, die Oberkante baulicher Anlagen beträgt 53 m über NHN (entspricht etwa 19,1 m über Gehweg).


    Die wichtige Änderung an dieser Stelle ist ja, dass keine Firsthöhe mehr wie im Plan 2006 unter 2.2 festgeschrieben ist und damit auch nicht zwingend etwas anderes als ein Flachdach.


    Bitte nicht falsch verstehen, mir geht es hier wirklich nicht um Rechthaberei, vielleicht lese und verstehe ich das ja alles auch nicht richtig, aber von einem bin ich doch 100% überzeugt:


    Wenn der aktuell gültige Bebauungsplan wirklich ein Walmdach fordern würde, würden die kein Flachdach bauen!

  • Bitte nicht falsch verstehen, mir geht es hier wirklich nicht um Rechthaberei,


    Das liegt mir auch fern. Letztlich gebe ich auch nur wieder was im B-Plan I-208-1 steht:

    1.4.7 Angrenzende Bebauungsplanverfahren
    Unmittelbar nördlich, östlich und südlich des Plangebietes gilt weiterhin der am 3. Juli 2006 festgesetzte Bebauungsplan I-208.


    Ganz ausschließen würde ich das mit den Walmdächern an Hand der zuletzten gezeigten Visualisierungen nicht unbedingt. Die Dächer sind nicht besonders hoch (nur 1 Meter! -> siehe architekt. Rahmenplan pdf) und die gezeigten Perspektiven ziemlich weitwinklig und aus geringer Höhe. Vielleicht hat man sie der Einfachheit halber nur in den Visualisierungen weg gelassen.

  • Hallo, guten Abend!


    Weiss jemand, was das für eine Massnahme ist:
    Die ganze Baufläche sieht aus wie von einer Salzkruste überzogen.



    Foto: BerlinExCinere