Ein Foto habe ich heute morgen noch unterschlagen:
Neubebauung am Schinkelplatz/Werderscher Markt
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Was soll denn "Hauptstadtarchitektur" sein? "Deutschland" als einen Nationalstaat gibt es gerade mal ca. 150 Jahre.
…jetzt erst seit 1999 Sitz einer deutschen Regierung und eines gesamtdeutschen Parlamentes.
…Und da wir ohnehin auf ein geeintes Europa (der Regionen) zusteuern, in dem die bisherigen Nationalstaaten sukzessive überflüssig werden, vermute ich dass Berlin diese neu erlangte zentrale Funktion auch langfristig wieder verlieren wird.
Nationalstaaten sind ein ziemlich neues Konstrukt. Die gibt es gerade mal unwesentlich länger als 200 Jahre, von daher irrelevant
Verstehe ich jetzt richtig, nur waschechte demokratische Hauptstädte sind Hauptstädte? Dann ist das mit den 150 Jahren ja erst recht wurscht. Abgesehen davon unterschlägst du die 14 demokratischen Jahre der Weimarer Republik mit Regierung und Parlament in Berlin.
Für ein vereinigtes Europa stand es in meinem Leben leider noch nie so schlecht wie heute.
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Ich finde, der Entwurf des Gebäudes in der Großaufnahme erinnert doch sehr stark an das Aeroflottgebäude Unter den Linden neben der sowjetischen - äh russischen Botschaft. Gegen zeitgenössische Architektur ist eigentlich nichts einzuwenden. Jedoch in dieser Form in blockweiser Bauform, ohne Plastizität, ohne vernünftigem Dachabschluss sehr monoton und öde. Davon mal ab ist die Gestaltung der Fenster, deren Unterteilung in Flügel, Sprossen und Oberlichter sehr wichtig für die Optik eines Gebäudes. Bis in die 30er Jahre hinein waren hier im Gegensatz zu weiten Teilen Deutschlands Fensterkreuze typisch. Für einen historischen Platz wie dem Schinkelplatz gibt es genügend traditionelle und regional typische Anknüpfungspunkte in der architektonischen Gestaltung. Die bewusste Antihaltung ggü. allem Traditionellem ist meines Erachtens etwas krampfhaft.*
@Berchen:
Ich glaub, in deiner ebenfalls krampfhaften Berlinkritik hast du dich verrechnet: Bonn war zwar lange Hauptstadt, allerdings keine 50 Jahre, wie du behauptest, sondern 41 Jahre. Und München ist nun eine historisch gewachsene Hauptstadt. A ja. Von Bayern vielleicht. Genauso wie *Bückeburg für Schaumburg-Lippe. Aber Berlin kann auch das für sich in Anspruch nehmen. Immerhin seit 1701 preuß. Hauptstadt, des 1871 mit gewaltigem Abstand bedeutendsten deutschen Teilstaates. Mag dir sicher nicht gefallen, ist aber so!* -
Ich habe mich hier gerade spontan angemeldet, weil ich heute zufälligerweise über den Schinkelplatz radelte und mich fast der Schlag traf angesichts der dortigen Bauplanung.
Warum ist es in diesem Land und in dieser Stadt eigentlich möglich, gerade in solchen geschichtsträchtigen Lagen gegenüber dem zukünftigen Schloßgebäude, also in einem immer einheitlicher werdenden Spree-Athen-Ambiente einen derartigen modernistischen Murcks hinzustellen? Der Schinkelplatz wird in seiner Ausstrahlung ebenso beeinträchtigt werden wie die Friedrichswerdersche Kirche verdeckt wird, nur weil irgendwelche Ignoranten hier unbedingt ihre ungenießbare Duftmarke hinterlassen müssen. Ich versteh´s nicht und ich entschuldige mich, wenn ich hier gleich mit meinem ersten Beitrag so mit der Tür ins Haus falle...x-(
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Schau dir mal bitte die gefühlt letzten 20 Seiten dieses Threads an. Das was du schreibst, haben wir alle genauso empfunden. Es gibt auch Initiativen und einflussreiche Leute in Berlin, die versucht haben, diese Bebauung zu verhindern. Es liegt aber so, dass das Baukollegium um Frau Lüscher schlichte Architektur bauen lassen möchte, die nicht von den schönen und pompösen Fassaden der Kirche, der Akademie und des Schlosses ablenken soll. Sehr fragwürdig
Ah und willkommen im Forum
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Warum ist es in diesem Land und in dieser Stadt eigentlich möglich, gerade in solchen geschichtsträchtigen Lagen gegenüber dem zukünftigen Schloßgebäude, also in einem immer einheitlicher werdenden Spree-Athen-Ambiente einen derartigen modernistischen Murcks hinzustellen? Der Schinkelplatz wird in seiner Ausstrahlung ebenso beeinträchtigt werden wie die Friedrichswerdersche Kirche verdeckt wird, nur weil irgendwelche Ignoranten hier unbedingt ihre ungenießbare Duftmarke hinterlassen müssen. Ich versteh´s nicht und ich entschuldige mich, wenn ich hier gleich mit meinem ersten Beitrag so mit der Tür ins Haus falle...x-(
Die Friedrichswerdersche Kirche würde aber auch teilweise durch eine historisierende Bebauung verdeckt oder? Das hat ja wohl kaum etwas mit der Architektur zu tun. Ich weiß eigenlich auch nicht so genau , was an den Entwürfen modernistisch sein soll. Mit der Überarbeitung bzw. dem Wechsel des Architekturbüros ist man meiner Meinug nach auch bißchen den Kritikern entgegengekommen. Das hat das ganze allerdings nicht wirklich verbessert.
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Ein schöner Nick, gratuliere! Und ja, natürlich würde diese Kirche auch durch Anderes verdeckt, wenn dort Anderes entstünde. Nur in diesem Fall würde ich es doch vorziehen, die Schinkelkirche im Blick zu behalten, anstatt durch deplatzierte Allerweltsbauten aus meiner romantischen Stimmung gerissen zu werden. Ich erinnere mich, wie begeistert ich war, als das DDR-Außenministerium abgerissen wurde und dieser herrliche Backsteinbau vom "Palast" aus gesehen zum Vorschein kam. Und das soll jetzt alles wieder hinter gesichtslosen Betonfassaden verschwinden? Beton kann ich überall in Berlin besichtigen, warum muß ich denn ausgerechnet auch hier damit belästigt werden, wo vor meinem inneren Auge gerade Eduard Gaertners altes Berlinpanorama wiederentsteht? Und darum geht´s nämlich: Um eine gewisse stilistische Einheitlichkeit der Gesamtbebauung dieses Areals, welche sich nun mal vom Zeughaus über das Schloß bis zu den Schinkelbauten einzig auf die klassische Antike bezieht. Ein zurückhaltender Neoklassizismus wie er überall in der Stadt wiederentsteht wäre also auch hier anzuraten, zur Freude der Touristen und sicherlich auch der zukünftigen Bewohner. Und nicht zuletzt zu meiner eigenen Erbauung, logisch.
Falls die Bauakademie jemals realisiert wird, wird man jedenfalls die Gelegenheit des direkten und bitteren Vergleichs haben, was aus Schinkels Träumen geworden ist und wie wir heute mit unserem kulturellen Erbe umgehen. Es ist eine Schande, daß wir unsere Stadtgestaltung einer in ästhetischen Dingen offensichtlich vollkommen überforderten Sachbearbeiterin aus der Schweizer Provinz überlassen, anstatt fähige Leute einzustellen, die auch die Fachkenntnis besitzen, die schwierige Gratwanderung zwischen Erhalt und Rekonstruktion einerseits und einer wirklich metropolengemäßen Neubebauung unserer zahlreichen Brachen auf der anderen Seite zu meistern. Ich hoffe jedenfalls, daß man eines Tages wieder zur Besinnung kommt und die Gegend um die Schloßbrücke weiträumig rekultiviert, inklusive der Beseitigung der besagten Gebäude sowie der spreeseitigen Mussolinifassade des Schlosses...
Danke fürs Willkommen und danke auch für den Hinweis auf den restlichen Thread. Ich werde ihn mir sukzessive zu Gemüte führen.
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Wie sagte schon Konfuzius?
"Wer die Wahrheit sagt, der braucht ein schnelles Pferd"Ich persönlich halte die jetzt im Bau befindliche Häuserzeile am Schinkelplatz für einen Tiefpunkt der Berliner Architektur.
Geschmackssache.Naja...
Jedenfalls gibt es hier im Forum genau so begeisterte Anhänger der Sichtbeton&Platte-Fraktion wie auch leidenschaftliche Verfechter des Historismus vertreten sind.
Wer mit Rubens mehr im Sinn hat als mit Twiggy, der ist im APH-Forum (Architectura Pro Homine) besser aufgehoben. -
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"Hast du die Wahl zwischen zwei Möglichkeiten, entscheide dich stets für die bessere." Auch Konfuzius..:-)Und genau darum geht´s ja hier, soweit ich das mitbekommen habe: Um die Wahl zwischen einer bestandskompatiblen und einer bestandszerstörenden Neubebauung an allerexponiertester Stelle zwischen der Schinkelkirche, der Schinkelbauakademie und dem Schinkelplatz. Schinkeliger geht´s schon gar nicht mehr und wenn dann einer meint, unbedingt dagegenhalten zu müssen und den Anti-Schinkel zu machen, dann, so habe ich hier gelernt, dann darf man diesen Selbstverwirklicher und Jahrhundertbaumeister-Herausforderer nicht etwa einen Ignoranten nennen, sondern muß sich blumige Umschreibungen überlegen, welche weder dem verantwortlichen Herrn Architekten noch hypersensiblen Foristen aufs Gemüt schlagen...
Ein Tiefpunkt, ja und nein. Das Übliche eben, banal und ärgerlich. Aber man gewöhnt sich dran und konzentriert sich eben auf die schönen und reizvollen Seiten dieser Stadt. Wenn hier aber beides auf so engem Raum zusammeprallt, dann sollte Schluß sein mit der Toleranz dem Banalen und Ärgerlichen gegenüber
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Hier mal noch eine Visualisierung des Steidle-Entwurfs:
(C) steidle architekten Gesellschaft von Architekten und Stadtplanern mbH -
Ob Schinkel das persönlich abgesegnet hätte, ist natürlich die Frage. Sein Denkmal kann allerdings nicht anders...:-)
Aber könnte nicht wenigstens die Sockelzone backsteinmäßig ausgeführt werden? Meine Protest-Graffitis würden dadurch etwas weniger auffallen, das könnte der Bauherr ja schon mal berücksichtigen...
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... und ich stelle noch einmal, die aus meiner Sicht entscheidende Frage: Aus welchem Material besteht die Fassade.
Auf der Seite der Senatsverwaltung für Städtebau habe ich gelesen, dass die Staab-Fassade aus bossiertem Stein gebaut wird. Das hört sich doch erstmal nicht schlecht an. Ich verstehe auch nicht warum immer wieder das dämliche Beton-Argument zur Kritik herangezogen wird. Sollte die Fassade aus Stein sein, so gibt es natürlich eine tragende Stahlbetonkonstruktion, wie bei quasi jedem Neubau inklusive Humboldtforum/Schloss. Das ist also kein relevantes Argument.
Also mit Fassaden aus hellem Naturstein könnte ich bei sorgfältiger Verarbeitung gut leben.
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Ich hatte mich in meiner ersten Empörung dummerweise dazu hinreissen lassen, von Beton zu reden, weil´s auf mich wie Beton wirkt. Kalt und abweisend, zumindest auf dem Prospekt.
Aber auch der bossierteste Stein wirkt deplatziert, wenn die Anmut seiner Textur durch die Grobheit des Entwurfs konterkariert wird, so zumindest mein irrelevantes Empfinden...:-( -
In Anbetracht von Farbgebungs-Tendenz und 'Form' werden diese Klotzbauten immer wie Klötze wirken. Das heißt ja nicht, dass derartige Klötze nicht seitens einiger Forumsteilnehmer beliebt sein können. Bei mir sind sie es jedenfalls nicht. Sie sind und bleiben eben - formbedingt - Klötze. Wie auch immer 'man' das nun ausschmücken mag.
Etwas Phantasie habe ich ja schon. Und glaubt nicht, dass es im Rhein-Main-Gebiet nicht solche Bauten gibt, die ebenfalls mit tollem Fassadenmaterial beklebt sind.
Entscheidend ist doch die Frage: Wird man in dieser Gegend als Betrachter dieser Gegend ein Interesse haben, aus ästhetischem Interesse explizit auf diese Bauten sehen zu wollen?!
Oder aber werden sie von Beginn an die Funktion als Lückenfüller einnehmen, die das Ensemble um sich herum beeinflussen werden!?
Mir erscheint vor allem merkwürdig, dass nämlich sowohl Rekonstruktionsliebhaber als auch hochinteressante Alternativvorschläge, wie die von Stuhlemmer, in der städtebaulichen Debatte praktisch nie eine Chance bekommen haben. Und dass, obwohl ich nun - mit Ausnahme mancher Ausnahmen innerhalb dieses Forums - niemand weiteres erlebt habe, der dem, was hier nun verwirklicht wird, auch nur ansatzweise etwas reizvolles abgewinnen kann. Dass das Vorhaben nun dennoch durchgedrückt wird, erscheint mir - gelinde gesagt - seltsam.
____________________________[quote='Echter Berliner','http://www.deutsches-architekturforum.de/thread/?postID=421655#post421655']Das glaubst du wohl selbst nicht, daß so Studentenwohnheime aussehen. Schau dir mal die Fassadendetails an.
Das glaube ich nicht nur, das weiß ich. Denn ich habe selbst einst in prachtollen Studentenheimen so manches Fest gefeiert. Weil es in Berlin derartiges nicht gibt, heißt das noch lange nicht, dass sich andere Städte so etwas nicht leisten (können)
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^ Ich sehe im letzten von Bato geposteten Entwurf eine Verbesserung und finde, dass man besonders den beiden vorderen Gebäuden jetzt eine klassisch zu nennende Schlichtheit zusprechen kann. Dass sich diese Gebäude nicht in den Vordergrund spielen, finde ich in dieser sensiblen Lage absolut richtig. Die Schlichtheit erhöht außerdem zumindest die Wahrscheinlichkeit, dass die Fassaden sogfältig verarbeitet werden, was ich tatsächlich, wie Rotes Rathaus, besonders wichtig finde.
Vielleicht wäre noch mehr möglich gewesen - aber mir ist nichts dergleichen untergekommen. Schon gar nicht die in meinen Augen widerlichen Stuhlemmer-Entwürfe. Sollte die reichlich unfair für alles Mögliche gescholtene Lüscher diese verhindert haben, wäre sie dafür nicht hoch genug zu loben und zu preisen.
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Ich sehe im letzten von Bato geposteten Entwurf eine Verbesserung und finde, dass man besonders den beiden vorderen Gebäuden jetzt eine klassisch zu nennende Schlichtheit zusprechen kann.
Ist das denn eine faktische Veränderung? Es ist doch nur eine genauere Visualisierung.
Sie zeigt aber, was ich die ganze Zeit sage. Man kann durchaus mit einer subtilen und schlichten Ästhetik punkten, zumal in einem historischen Umfeld. Jetzt muß die Lüschern nur noch kapieren, daß es auch andersherum geht: Daß man mit Historisierungen und Rekonstruktionen in modernem Umfeld punkten kann.
Ich finde die Entwürfe jedenfalls stilvoll und sie ergeben ein interessantes Ensemble wegen der historischen Kulisse von Kommandantur, Bauakademie und Schloß. Das wird ein interessantes und typisches Berlin-Feeling ergeben.
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Also mit Fassaden aus hellem Naturstein könnte ich bei sorgfältiger Verarbeitung gut leben.Naturstein wird bei keinem der Entwürfe zum Schinkelplatz hin verwendet. Eventuell KTB auf der anderen Seite.
Steidle sieht nach Glattputzfassade aus. Im fertigen Zustand wahrscheinlich vergleichbar mit Nöfers Hotel in der Luisenstadt. Diese lisenenartigen Pilaster fehlen zwar, aber die Bauten am Schinkelplatz werden ja auch keine 5 Obergeschosse + DG haben.
Etwas seltsam sieht mir das 1. OG aus. Die Höhe scheint nicht zu den anderen zu passen. -
Tja, Patzschke ist eben nicht der einzige, der Probleme mit den Proportionen im ersten OG hat. ;).
Sieht aus, wie am Leipziger Platz. An sich nicht schlecht, aber für diesen Ort ziemlich lahm. Aber immer noch besser, als ein "unlahmer" Libeskind oder so. Müssen wir eben hinnehmen. Zum 100. Mal große Diskussionen zu beginnen über Dinge, die sich eh nicht mehr ändern lassen, macht auch nicht wirklich Sinn.
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Vielleicht ziehen in das erste OG Liliputaner? Das kann doch nur ein Fehler sein, oder? Ich finde diese moderne Architektur durchaus respektabel. Anderswo sähe sie ohne Frage okay aus. Die Frage ist eben, ob das für den Schinkelplatz ausreicht - und, ob man nicht vielleicht doch solch ein modernes Ensemble etwas hätte brechen können mit einer Historisierung.
Der Stuhlemmer-Entwurf ist respektabel. Für mich wäre er nur etwas langweilig. Ich finde, man sollte in Berlin solche Plätze entweder voll rekonstruieren oder auf eine Pluralität aus Moderne und Historisierung setzen, durchaus mit einigen avantgardistischen Experimenten.
So entsteht für mich eine neue Vielfalt, die allen Zeiten und Ansprüchen Rechnung trägt - auch der spezifischen Geschichte Berlins. Mal schauen.
Das glaube ich nicht nur, das weiß ich. Denn ich habe selbst einst in prachtvollen Studentenheimen so manches Fest gefeiert. Weil es in Berlin derartiges nicht gibt, heißt das noch lange nicht, dass sich andere Städte so etwas nicht leisten (können)
Könntest du bitte ein Bild von solchen märchenhaften Studierendenwohnheimen posten bzw. verlinken? Vielleicht übernimmst du dich ja etwas in deiner Polemik.
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Na, die Proportionen und die Unterschiedlichen Fensterhöhen sind nun wirklich das Einzige, dass man dem Entwurf noch zugute halten kann. Man kann doch gar nicht erkennen, wo die Geschoßdecken liegen.