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Die Sicht in Beitrag 175 zeigt die Entwürfe von drei Architekten?

Neubebauung am Schinkelplatz/Werderscher Markt
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Nein, von zweien (bzw. 2 verschiedenen Büros). -
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Dann zeugt das ja meiner Meinung nach noch weniger von architektonischer Qualität, mangels Vielfalt und dafür aber Austauschbarkeit. Ich hoffe man besinnt sich noch etwas. -
Stuhlemmer-Entwurf für den Schinkelplatz
Bereits vor vier Jahren haben Stuhlemmer Architekten einen Entwurf für den Schinkelplatz, dessen Figur als Pendant zum Eosanderportal des Berliner Schlosses eine große städtebauliche Bedeutung zukommt, vorgelegt:
© Stuhlemmer Architekten
© Stuhlemmer Architekten
© Stuhlemmer ArchitektenLaut einem Bericht der Zeitung "Die Welt" ist Rupert Stuhlemmer davon überzeugt, dass das Ensemble einen Abschluss braucht, der sich zurückhält und Elemente des architektonischen Erbes aufnimmt. Dabei rekonstruiert er nicht die Vorkriegsbauten an dieser Stelle, sondern entwirft eine Reihe von Häusern, die Typologien und Details der Berliner Bürgerhäuser vom Anfang des 19. Jahrhunderts aufnehmen. Der Schinkelplatz sei kein Ort für einen wilden Mix individueller Handschriften, wie man ihn bei den benachbarten Townhouses am Auswärtigen Amt beobachten kann. Außerdem werde die Modernität von Schinkels Bauakademie viel deutlicher, wenn diese sich nicht nur vom barocken Stadtschloss, sondern auch von einem klassizistischen Schinkelplatz abheben könne.
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Naja, also Zurückhaltung sieht anders aus, vor allem hinsichtlich des angedeuteten Portals. Trotzdem haben die Entwürfe das gewisse Etwas und die Argumentation, dass sich die Schinkelsche Bauakademie in ihrer Modernität so viel besser abheben kann, ist schlüssig.
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Ich stimme uneingeschränkt zu. Zurückhaltend ist der Stuhlemmer-Entwurf wahrlich nicht. Aber eine traditionalistische Architektur ist aus meiner Sicht an dieser Stelle absolut wünschenswert. Gerade das angedeutete Portal würde einen schönen Akzent setzen. Insofern steht der Stuhlemmer-Entwurf für eine wohl leider verpasste Möglichkeit - und steigert somit die Frustration in Anbetracht dessen, was sich nun anbahnt. Umso schlimmer, dass dieser Fall geradezu exemplarisch für die städtebauliche Entwicklung Berlins der vergangenen Jahre ist...
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Dann zeugt das ja meiner Meinung nach noch weniger von architektonischer Qualität, mangels Vielfalt und dafür aber Austauschbarkeit. Ich hoffe man besinnt sich noch etwas.
Wenn bereits als Werbefläche vorgesehene Fenster zum architektonischen Highlight eines Entwurfs stilisiert werden, würde ich mir hier keine allzu großen Hoffnungen machen... -
Der Stuhlemmer Entwurf hätte aber das Problem,dass bei seiner Umsetzung "falsche" neben echten klassizistischen Bauten stehen würden.
Ich finde,es ist ein Fehler seitens der Stadtplaner,die geplanten Neubauten zu stark zu reglementieren.Unsinnig ist IMHO z.B.die Beschränkung des Glasanteil der Fassade.Die hier vielfach geäusserte strikte Ablehnung der Entwürfe möchte ich nicht mittragen.Sicher kein großer Wurf,aber für große Würfe bedürfte es das Überbordwerfen fast aller Vorgaben.
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Der Stuhlemmer Entwurf hätte aber das Problem,dass bei seiner Umsetzung "falsche" neben echten klassizistischen Bauten stehen würden.
Und was wäre daran schlimm?
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Und was wäre daran schlimm?
Dem schließ ich mich an. Warum dürfen denn keine "falschen" klassizistischen Bauten neben echten stehen? -
Erst einmal ist es immer so, dass es zu Bauprojekten unterschiedliche Meinungen gibt und dass es daher einen munteren Meinungsstreit gibt. Das ist auch bei den Schinkelplatz-Neubauten so, und das ist gut so. Es ist auch gut so, dass Gegner des Projektes demonstrieren, dann weiß man immerhin, wieviel Rückhalt diese Leute haben.
Es gibt allerdings auch ein paar Argumentationen, die mir nicht einleuchten und die ich teilweise auch unfair finde. Da gibt es bei vielen die Einschätzung, dass die jetzigen Entwürfe nicht im Sinne Schinkels wären, dass ihre schlichte Formensprache sogar im Gegensatz zu den Vorstellungen Schinkels stehen würde. Diese These kann ich nicht nachvollziehen. Schinkels Entwürfe für Wohnhäuser zeichneten sich durch äußerste Schlichtheit und eine Reduktion der Formen aus. Ein Beispiel ist das von 1828 bis 1830 errichtete Haus Feilner in der Feilnerstraße. Ich kann daher nicht erkennen, dass schlichte Fassaden im Gegensatz zu Schinkel stehen würden. Im Gegenteil: Die schlicht gestalteten Gebäude rücken die ebenfalls relativ schlicht gestaltete Bauakademie in den Vordergrund und werten diese auf. Reich dekorierte Fassaden im Stil des Gründerzeit-Historismus, wie sie beispielsweise der Stuhlemmer-Entwurf zeigt, würden die Bauakademie stattdessen in den Schatten stellen. Daher wären solche Fassaden dem Ort unangemessen.
Unklar ist mir auch, welche Einstellung einige Diskutanten zum Wettbewerbswesen haben. Soll es künftig keine Architekturwettbewerbe mehr geben? Wäre das ein Garant für eine bessere Qualität? Noch unverständlicher finde ich es, wenn hier einige die Senatsbaudirektorin dafür kritisieren, dass sie das Wettbewerbsergebnis verteidigt. Wollt ihr wirklich, dass die Senatsbaudirektorin immer dann in Wettbewerbsverfahren eingreift, wenn ihr die Ergebnisse nicht gefallen? Denkt ihr im Ernst, dass es dann weniger Konflikte geben würde? Ich möchte nicht wissen, was hier im Forum los wäre, wenn Frau Lüscher den Wettbewerb zum Petriplatz kassiert hätte und stattdessen einen moderneren Entwurf durchgesetzt hätte.
Weiterhin kann ich nicht nachvollziehen, woher einige Diskutanten die Gewissheit nehmen, dass hier ein Entwurf gegen eine große Bevölkerungsmehrheit durchgesetzt werden würde. Woher wisst ihr, was die Bevölkerung will? Bisher gab es weder ein Bürgerbegehren noch einen Bürgerentscheid, sondern nur eine Protestdemonstration mit maximal 25 Teilnehmern. Kann man daraus wirklich den Schluss ziehen, dass in Berlin der Volkszorn rast, weil dem Volk die Schinkelplatz-Entwürfe nicht gefallen? Mir scheint diese Annahme etwas übertrieben zu sein.
Ich denke also, dass Diskussionen gut sind. Aber etwas mehr Sachlichkeit und Gelassenheit würde der Debatte sicher gut tun.
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"Größer" täts ja auch schon. Und was wär denn "groß"? Es muss ja nichts avantgardistisches oder extremes sein, wie ein Jüd. Museum oder so. Es geht nur darum, dass es passt. Bauakademie, Kommandantur, Westfassde, hist. Schinkelplatz. Da gehört sowas wie Stuhlemmer (ne Nummer kleiner darfs gern sein) eben eher hin, als diese Langeweile aus Stein. "Echt" sind die anderen klass. Bauten ja nach Ansicht vieler hier ja eh nicht...Wen stört dann "falscher" Klassizismus? Es geht doch mal wieder nur darum, zwanghaft Kontraste zu erschaffen.
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Es ist auch gut so, dass Gegner des Projektes demonstrieren, dann weiß man immerhin, wieviel Rückhalt diese Leute haben.
Vor allem kann man daraus nicht schließen, dass solche Planungen in der Stadtmitte auf ungeteilte Zustimmung stoßen. Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass bei einer gezielten Umfrage zu diesen Entwürfen unter den architektonisch durchschnittlich interessierten 'Normalbürgern', die Anzahl der Befürworter sich im Promillebereich bewegen würde. Dass sich dort überhaupt Leute zusammenfinden und protestieren, ist schon ein ziemlich deutliches Zeichen dafür, dass da irgendetwas ganz gehörig falsch läuft. -
Die Zahl der Gegner ist umso beachtlicher, wenn man bedenkt dass sie nicht dadurch entstanden ist, dass ein bestimmtes politisches Lager seine Anhänger aufgepeitscht hat wie sonst üblich, sondern eher Ausdruck individuellen Geschmacks ist. So etwas macht eine Demokratie erst lebendig.
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Soll es künftig keine Architekturwettbewerbe mehr geben? Wäre das ein Garant für eine bessere Qualität?
Wie wäre es mal zur Abwechslung mit einem Architekturwettbewerb, bei dem auch "normale" Bürger mit in der Jury sitzen, also Menschen außerhalb dieser "avantgardistischen" Architektengilde? Ob dabei gleich bessere Qualität herauskommt, sei erstmal hingestellt, man hätte aber eine stärkere Bürgerbeteiligung gleich im Entscheidungsprozess. Dir als Demokratieanhänger würde doch sowas auch entgegenkommen.
Zitat: Wollt ihr wirklich, dass die Senatsbaudirektorin immer dann in Wettbewerbsverfahren eingreift, wenn ihr die Ergebnisse nicht gefallen?
Nein, bei Lüscher ist sowohl das eine (Eingriff->siehe Leipziger Platz), als auch das andere (Heraushalten) nichts gutes. Meiner Meinung nach.
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Die Zahl der Gegner ist umso beachtlicher, wenn man bedenkt dass sie nicht dadurch entstanden ist, dass ein bestimmtes politisches Lager seine Anhänger aufgepeitscht hat wie sonst üblich, sondern eher Ausdruck individuellen Geschmacks ist. So etwas macht eine Demokratie erst lebendig.
Wie hoch ist denn die Zahl der Gegner und wer sind die Initiatoren? Erstere erscheint mir zumindest momentan noch überschaubar und letztere scheinen druchaus einer bestimmten Interessengruppe anzugehören. -
Ich kann daher nicht erkennen, dass schlichte Fassaden im Gegensatz zu Schinkel stehen würden. Im Gegenteil: Die schlicht gestalteten Gebäude rücken die ebenfalls relativ schlicht gestaltete Bauakademie in den Vordergrund und werten diese auf. Reich dekorierte Fassaden im Stil des Gründerzeit-Historismus, wie sie beispielsweise der Stuhlemmer-Entwurf zeigt, würden die Bauakademie stattdessen in den Schatten stellen. Daher wären solche Fassaden dem Ort unangemessen.
Man kann auch andersrum argumentieren: eine historisierende Bebauung könnte die (seinerzeitige) Modernität der Bauakademie betonen.
Wieso viele schlichte Gebäude andere schlichte Gebäude in den Vordergrund stellen sollen, ist für mich nicht sehr nachvollziehbar. Die sind doch dann schlussendlich alle schlicht. Was wird dann dadurch wie in den Vordergrund gestellt?
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Im Gegenteil: Die schlicht gestalteten Gebäude rücken die ebenfalls relativ schlicht gestaltete Bauakademie in den Vordergrund und werten diese auf. Reich dekorierte Fassaden im Stil des Gründerzeit-Historismus, wie sie beispielsweise der Stuhlemmer-Entwurf zeigt, würden die Bauakademie stattdessen in den Schatten stellen. Daher wären solche Fassaden dem Ort unangemessen.
Man könnte aber auch sagen, dass die Wettbewerbsentwürfe zwar die Bauakademie (hinter deren Realsierung noch ein großes Fragezeichen steht) in den Vordergrund rücken lassen, das Stadtbild an diesem Ort jedoch abwerten. Das Gesamtensemble von Bauakademie und den Neubauten ergibt ein wenig harmonisches Ganzes, die Kontraste fallen zu krass aus. Hier die Bauakdemie und ihr gegenüber monotone und wenig repräsentative Wohn- und Geschäftsbauten. Duckmäuser um nicht weiter aufzufallen.
Die Moderne hat hier nichts gezeigt, u.a. auch deswegen gibt's den Schrei nach historisierenden Fassaden. -
Die ganze Debatte um Schinkelplatz und ähnliche Stadtlagen zeigt doch nur immer eines, die Moderne kann es einfach nicht, sie ist (bis auf wenige Ausnahmen, und das weltweit), weder im Wohnungs- und Bürobau, noch im Verkehrsbau, schon gar nicht im Repräsentationsbau, nicht in der Lage wirklich Bleibendes zu schaffen. Sie schafft es hier und da im Hochhausbau zu imponieren, aber das meiste bis 10 Geschossen wird Generationen nicht überdauern und steht jetzt schon öde in den Städten herum.
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Solche Aussagen zeugen von einer gewissen Ignoranz der modernen Architektur gegenüber. Nur weil es irgendwelche Durchschnittsarchitekten von Heute nicht schaffen, an diesem Ort etwas Würdiges zu präsentieren, heißt das nicht, dass die moderne bzw. postpostmoderne Architektur (nämlich die unsere) nicht dazu in der Lage wäre.
Ich könnte jetzt einen ganzen Vortrag über die Meisterwerke der Moderne halten, aber ich lasse es lieber, da es vom Thema wegführt. Es sei nur soviel gesagt: Wer qualifizierte Architekten beauftragt bekommt auch entsprechende Entwürfe. Wer dies unterlässt bekommt eben die hier gezeigten Entwürfe.
Ergänzend sollte nicht unerwähnt gelassen bleiben, dass Bauwerke der Moderne am ehesten großartig sein konnten, wenn sie sich frei entfalten konnten, d.h. nicht in eine urbane Reihenhaussituation gequetscht wurden. Die meiner Meinung nach beeindruckendsten Bauwerke der Moderne sind fast ausschließlich frei stehende Gebäude und so schaffen diese einen weitaus besseren Bezug zu ihrer Umgebung (meistens der Natur) als es vormoderne Bauten für sich genommen schaffen würden. Der skulpturale Charakter der modernen Architektur ist sicher eines der wesentlichen Unterscheidungsmerkmale von den vorherigen Baustilen.
Will sagen: Man kann auch heute großartige Gebäude schaffen, allerdings in einem anderen Kontext. Das Problem ist hier nicht die kleinteilige Reihenhaussituation, sondern die Umgebung, die eine Anlehnung an die Formensprache erfordert. In diesem Kontext benötigt man einen guten Architekten, der mit modernen Mitteln klassische Formensprache glaubwürdig hervorbringen kann.