Zukunft des Rathausforums / Marx-Engels-Forums

  • Ich habe gerade mal retrospektiv zurückgeblättert hier im Strang ... und wenn ich sehe mit wieviel Verve ich hier vor 10 Jahren für so ziemlich das gefochten habe was jetzt umgesetzt werden soll, kann ich eigentlich nur sagen, gelohnt hat es sich.

    Für mich liegt die größte Errungenschaft neben der Erhaltung dieser Fläche, im Rückbau der Spandauer Straße. Nun ist es möglich den gesamten Bereich als eine Fläche zu begreifen und zu gestalten und er zerfällt nicht in zwei unterschiedliche wie zuvor. Die Begrünung sieht auf den Entwürfen nicht ganz so hochwertig aus wie ich's mir seinerzeit gewünscht hätte, /Stichwort Tuilerien, aber man hat erstmal eine Basis. Es wird ein großstädtischer Park mit unterschiedlichen Aufenthaltsbereichen und Nutzungsmöglichkeiten für Einwohner und Touristen. Der von Einigen hier bemühte Vergleich zum Central-Park in New York ist hier allerdings fehl am Platz. Der Berliner Central Park ist und bleibt der Tiergarten. Sowohl in der Fläche, der Historie und der Nutzung ist das hier etwas ganz Eigenes; und das kann es auch ruhig sein.

    Es kommt jetzt noch sehr auf die Fassung der langen Kanten entlang der beiden Straßen an. Es wäre schön hier wirklich etwas zu investieren in anständiges Meublement, meint gutgestaltete Bänke, Papierkörbe, Beleuchtung, Bodenbelag etc. Dass es wirklich ein Vergnügen ist wenn man den Park nicht durchqueren möchte, entlang der Straßen zu flanieren.

    Schön sind auch die beiden korrespondierenden Treppenanlagen zum Wasser hin eine auf der Parkside die andere am HF.

    Ich freue mich sehr auf den neuen Park ab 2030.

  • Angesichts der Tatsache, dass mehr momentan wohl nicht möglich ist, muss man halt mit dieser Lösung leben. Als angemessen für diesen Ort empfinde ich hier jedoch nichts, weder den (geplanten) Park, noch die Bebauung drumherum. Darum hoffe ich längerfristig weiterhin auf eine halbwegs vollständige Wiederherstellung der historischen Ursprungsbebauung. Ich kann nicht anders, nicht weil ich so nostalgisch veranlagt bin, sondern einfach, weil ich derzeit niemandem eine halbwegs städtebaulich und architektonisch überzeugende Lösung zutraue und ich mich mit der allgegenwärtigen Berliner Mittelmäßigkeit nicht abfinden mag. Darum dient mir dieser Park höchstens als verlängerte Zwischenlösung.

  • Der grosse Vorteil der heutigen Fläche, ist die Öffentlichkeit, die dort entstanden ist. Diese zu erhalten und den Raum ansprechend zu gestalten ist offenbar und erfreulicherweise Konsens in der Stadtgesellschaft. Die Forderungen dort zu bauen, zielen schließlich darauf, diesen öffentlichen und viel genutzten Raum zu privatisieren und somit größtenteils der Öffentlichkeit wieder zu entziehen.

    Hinzu kommt, dass die historischen und besonderen modernen Gebäude, auch viel Platz haben, gut zur Geltung kommen und auch die Sicht auf diese nicht einigen wenigen Privilegierten vorbehalten ist.

    Ich freue mich sehr auf die Umsetzung, insbesondere die Reduzierung der Spandauer Straße.

  • Genehmigt denn der Denkmalschutz den Eingriff in das SED-Ehrenmal alias MEF? Wurde ja gerade erst aufwendig rekonstruiert. Wobei eine Begrünung gegenüber dem jetzigen Hubschrauberlandeplatz natürlich vorzuziehen ist.

  • Alle Maßnahmen sind mit dem Denkmalschutz abgestimmt, das wurde gestern betont. Es muss sich also niemand Sorgen machen, dass das Projekt am Denkmalschutz scheitert.

  • Nein. Die BVG hat nach Abschluss der Arbeiten an der U5 den status quo ante wieder hergestellt. Vertragsgemäß. Eigentlich weißt Du das auch. Also was soll die Polemik?

    Äh, ja und? Es handelt sich trotzdem um eine Rekonstruktion der Denkmalanlage samt Wiederherstellung der versiegelten Freifläche. Die war ja bekanntlich umgebuddelt worden. Reichlich absurd das Ganze.

  • Nein, es wurde nichts umgebuddelt. Das Granitpflaster blieb während der Nutzung als Baustelleneinrichtung erhalten. Es erhielt teilweise eine Asphaltschicht, um das Pflaster zu schonen. Nach dem Ende der Baustelleneinrichtung wurde die Asphaltschicht wieder entfernt. Es ist wirklich alles gut, und es gibt keinen Grund, jetzt krampfhaft nach einem Haar in der Suppe zu suchen.

    P.S. Die schönen Metallstühle von Achim Kühn sollen auch zurückkehren. Das freut mich ganz besonders. Die Planer haben wirklich an alles gedacht, und ich freue mich sehr, dass es nun endlich losgeht. Es hat etwas länger gedauert, und mir ging es manchmal zu lange. Aber die aufwendigen Partizipationsprozesse haben dafür gesorgt, dass jetzt auch wirklich alle zufrieden sind.

  • Äh, ja und? Es handelt sich trotzdem um eine Rekonstruktion der Denkmalanlage samt Wiederherstellung der versiegelten Freifläche.

    Was "aufwendige Rekonstruktion" evoziert: Irgendwer hat politisch beschlossen, ein verlorenes Denkmal der DDR wieder herzustellen, und dafür viel Geld ausgegeben.


    Was tatsächlich passiert ist: Die BVG hat für ihre Baustelle Figuren versetzt und sie danach wieder an ihren alten Platz zurückgeschafft. Außerdem wurde Rasen "aufwendig rekonstruiert", auf dem zuvor Container standen.

  • Der grosse Vorteil der heutigen Fläche, ist die Öffentlichkeit, die dort entstanden ist.

    Und auch gleichzeitig der größte Nachteil. Wo auf den Visualisierungen fröhliche Kinder spielen und freundliche Erwachsene entspannen, sehe ich vor meinem geistigen Auge Obdachlose/Junkies/Bettler vegetieren. Ihr habt mitbekommen, dass sich dieses Problem massiv vergrößert hat in den letzten Jahren, oder traut sich niemand das anzusprechen? Wie will man denn verhindern, dass die Anlage durch die für Bettelei und Wegelagerei äußerst attraktive Zentrallage zweckentfremdet wird. Ich erwarte hier größtenteils eine "Investition in Verelendung", weil die soziographische Struktur Berlins nicht nur vor dem Hintergrund der Fluchtbewegungen, sondern auch durch inflationären Druck (Mietsteigerungen) immer prekärer wird und Pull-Faktoren diesen Standort prädestinieren, lasse mich aber gerne eines Besseren belehren.

  • ^ Was ändert sich denn diesbezüglich durch den Umbau? Auch jetzt sind dort schon Grünflächen und Gebüsche, die als Nachtlager von Obdachlosen genutzt werden. Und Bettlern begegne ich häufiger in der S-Bahn als dort. Spielende Kinder und flanierende Erwachsene gibt es aber auch - und die werden eher mehr, wenn sich das Angebot am Wasser verbessert, alles etwas schicker aussieht und die trennende Straße verschwindet. Warum also sollte die Aufwertung Verelendung fördern?


    Was Armut in Berlin im Allgemeinen angeht, so gehört das in die Lounge. Steigende Mieten führen aber eher zur Abwanderung in Außenbezirke und Speckgürtel als zu Obdachlosen am Fernsehturm.

  • Was ändert sich denn diesbezüglich durch den Umbau?

    Nun, wir hätten ja eine Bebauung bekommen können. Damit wäre das Problem gar nicht aufgekommen, bzw. hätte sich um den Neptunbrunnen herum konzentriert. Weitläufige Grünanlagen mitten im Zentrum bringen derartige Probleme nun mal mit sich und man kann der Situation nur beikommen, in dem man es so macht, wie es in Paris am Trocadéro gehandhabt wird, also mit massierter Polizeipräsenz und 0-Toleranz-Strategie. Oder in London, wo alle größeren Parkanlagen Nachts verschlossen werden und ebenfalls 0-Toleranz herrscht. Beide Ansätze halte ich in der Berliner Melange für undenkbar und der Erfahrung nach wird ein Großteil der anzulegenden Bänke und Sitzgelegenheiten von Schlafenden und Trinkenden belegt werden, so wie es auch heute bereits um den Fernsehturm herum praktiziert wird. Da frage ich mich was der ganze Aufwand soll, wenn sich die Situation später derart gestaltet, dass Familien mit Kindern die Anlagen gar nicht nutzen können, weil die hygienischen Zustände untragbar geworden sind.

  • Da frage ich mich was der ganze Aufwand soll, wenn sich die Situation später derart gestaltet, dass Familien mit Kindern die Anlagen gar nicht nutzen können, weil die hygienischen Zustände untragbar geworden sind.

    Ich wiederhole mich: Warum sollte eine Anlage, die trotz Obdachlosen schon heute von Familien und Touristen en masse genutzt wird, nach einer Aufwertung nicht mehr von ihnen genutzt werden? Wenn Du sagen willst, Du willst da mehr Gebäude haben, dann tu das doch einfach – ich wär sogar dabei. Wenn Du über Obdachlosigkeit als Problem reden willst, dann tu das in der Lounge – wichtiges Thema (das sich aber nicht durch Polizeigewalt lösen lässt, wie Du nahelegst). Aber dass eine gepflegtere Gestaltung des Areals zu mehr Verelendung führte, das halte ich für eine unplausible Spekulation.


    Abgesehen davon steht und fällt eine solche Planung natürlich mit der Pflege, die in sie gesteckt wird. Man kann sowas nicht anlegen und dann sich selbst überlassen, sondern muss Gärtner und Reinigungstrupps beschäftigen, die ständig am Start sind. Das muss die Stadt gewährleisten, sonst ist der Glanz in der Tat bald ab.

  • Wir haben in Berlin immer noch viele unsanierte, echte historische Bausubstanz um die sich keiner kümmert und die verfällt. Oder einfach abgerissen wird oder mit Styropor zur Wärmedämmung überklebt wird (es steht halt nicht alles unter Denkmalschutz).

    Das muss und kann man nicht hier kompensiert, nur weil das im heutigen Stadtzentrum liegt. Dass Berlin ein Zentrum hat ist ja auch eine eher neuere Entwicklung seitdem es Bundeshauptstadt ist und der Bund Berlin hier repräsentativ ausstatten will.

    Und das macht der Strich auf der Landkarte, der vom Kanzleramt über das Tor und die Linden, Stadtschlossfassade bis zum Fernsehturm verläuft schon ganz gut. Es ist sinnvoll das auszubauen, statt sich dagegen zu stemmen. Und wofür? Irgendwelche Ablesbarkeiten sind ja kein Selbstzweck. Das ist alles in Archiven dokumentieren, wenn es jemand interessiert.

    Die DDR Architektur ist jenseits vom Fernsehturm scheußlich aber zumindest hochwertig geplant und ausgeführt. Ganz anders als der Bauschutt um den andernorts in den Neuen Ländern so gerungen wird, wie Staudenhöfe oder Rechenzentren direkt nebenan in Potsdam.

    Diese cleane, nach der Wende nochmal sanierte Version der DDR Zeitschicht ist für mich als Nachgeborenen wirklich wertvoll und würde ich nicht beseitigen wollen.

  • Nun, wir hätten ja eine Bebauung bekommen können. ...

    Das ist ein schönes Beispiel für die Euphemismus-Tretmühle. Du äußerst dich, mit Verlaub, meiner Meinung nach ganz schön abfällig über Mitbürger die öffentliche Flächen mit nutzen wollen - aber Hauptsache gegendert bzw. nicht Säufer und Penner geschrieben, sondern "Schlafenden und Trinkenden".


    Berlin ist eine große Stadt und das gehört halt dazu. Gewalt und Kriminalität wird im öffentlichen Raum durch Bürger jeglicher Hintergründe gestiftet. Orte des Miteinanders sind wertvoll und Kinder sollen ruhig früh lernen, dass es Menschen gibt die durch alle Raster fallen, die in Kinderbüchern nicht vorkommen und die trotzdem ganz normale Menschen sind.

    Wir brauchen noch viel mehr Begegnungsorte für alle Menschen.


    Zitat gekürzt. Bitte nicht unnötig ganze Beträge zitieren. Danke

  • Warum sollte eine Anlage, die trotz Obdachlosen schon heute von Familien und Touristen en masse genutzt wird, nach einer Aufwertung nicht mehr von ihnen genutzt werden?

    Welche "Anlage", die "heute bereits en masse genutzt" wird, meinst du denn? Das Argument kann sich doch nur auf den "Neptunbrunnen-Park"(*) am frontalen Fuße des FT beziehen, sowie die von der Stadt in Dreiecksform angelegten Langbänke am seitlichen Fernsehturmfuß (Spielbank-Seite), welche in Sichtweite von Restaurants (Eiscafe im Alea, Restaurant im FT) liegen. Diese Langbänke werden von der BSR zwar halbwegs von Flaschen beräumt und sind lang genug, damit man auch neben ein paar Schlafenden noch Platz findet (in anderen Großstädten werden Bänke nach dem exakt gegenteiligen Kriterium entworfen), aber selbst hier, an diesen vergleichsweise neuen Anlagen ergibt das ein eher schmuddeliges Gesamtbild (Kippen, Ruß, Urin, Öl, Kaugummireste).

    (*)

    Ich mag den Neptunbrunnen-Park. Er ist vergleichsweise hübsch und vergleichsweise gepflegt, sowie durch die Umschließung von drei stark frequentierten Verkehrsstraßen ausreichend sicher für Frauen und Familien. Ich sehe nur keine Argumente dafür, ihm einen "wilderen Gegenpart" gegenüberzustellen, der von all den genannten Aspekten negativ abweichen wird.

    Eine echte Aufwertung wäre eine Bebauung gewesen, evtl. mit einem kleinen mittigen Parkdurchgang, der sich sauber und mondän gestaltet hätte, schon allein weil die zukünftigen Eigentümer dies verlangt hätten. Was wir nun südlich/westlich des Neptunbrunnens bekommen, dürfte in etwa so werden, wie die Dreiecks-Bänke heute sind, nur noch versiffter (mehr Bänke = weniger oft gereinigt) und (vor allem abends) noch gefährlicher, weil weniger exponiert und mit noch mehr Dunkelräumen für allerlei Ungemach (Dealerein, Pöbeleien, Suff, Drogen, etc.).

  • ^... ich kann es hier gerne nochmal wiederholen, man kann hier nichts bauen, weil die Grundstücke vor einer möglichen Bebauung zuerst rückerstattet werden müssten. Ein Großteil der Grundstücke gehörte jüdischen Mitbürgern die von den Nazis enteignet worden waren. Auch gibt es keinen ”Neptunbrunnen Park". Das Areal heißt Rathaus-Forum und Marx-Engels-Forum.

    Es ist ziemlich unerspriesslich hier nocheinmal die ganze Problematik aufrollen zu müssen wider besseres Wissen. Kauf Dir ein gutes Buch zum Thema (Ich habe hier einige Buchempfehlungen genannt, z.B.: > Geraubte Mitte, Die ”Arisierung” des jüdischen Grundeigentums im Berliner Stadtkern, 1933-1945, HrsG. Stiftung Stadtmuseum Berlin, Franziska Nentwig) < oder lese Dich bitte in die 222 Seiten dieses Strangs ein.


    Ich gehe d'accord mit Deinem Anliegen, daß wenn hier ein schöngestalteter Park entsteht auch dafür Sorge getragen werden muss, von Seiten des Bezirks/der Stadt, dass dieser in einem für alle annehmbaren attraktiven Zustand gehalten wird. Das sollte eigentlich für eine Hauptstadt selbstverständlich sein!

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  • ^... ich kann es hier gerne nochmal wiederholen, man kann hier nichts bauen, weil die Grundstücke vor einer möglichen Bebauung zuerst rückerstattet werden müssten.

    Dann könnte man ja versuchen, eine solche Rückerstattung durchzuführen. Zumindest könnte man überlegen, ob eine solche Rückerstattung möglich wäre. Das wäre jedenfalls besser, als von vorneherein irgendwelche Gedanken-Verbote zu formulieren. Solche Argumente ("man kann hier nichts bauen") entsprechen einer gedanklichen Wagenburgmentalität.

  • Wozu. Bebauung gibt's im Zentrum genug. Hochwertige Parkachsen nicht. Der Tiergarten ist groß aber keine hochwertige Parkfläche. In der Hauptsache Bäume und Wiesen. Wichtig, aber etwas anderes als das was hier geplant ist.


    Zumal man hier in Zukunft ein grünes Band vom Fernsehturm über die Museumsinsel, die Linden bis zum Tierpark erkennen kann. Das hat sicherlich auch einen spürbaren Effekt auf das Stadtklima im ganzen Zentrum.