Zukunft des Rathausforums / Marx-Engels-Forums

  • Zur Status quo der Busproblematik:


    1) Busparkplatz "Museumsinsel". Der soll wohl bleiben.


    2) Zur Musumsinsel nach Fertigstellung des Humboldtforums schrieb der Tagesspiegel 2015 "Für die Museumsinsel gibt es ein Konzept zum Steuern des Busverkehrs nach der Eröffnung des Humboldtforums. Busfahrer müssen sich anmelden und erhalten ein „Zeitfenster“ für den Ausstieg. Danach müssen sie zu entfernteren Parkplätzen fahren und dürfen erst zum Einstieg zurückkommen."

  • Ich weiss gar nicht was jetzt alle mit dieser bescheuerten Tiefgarage haben! Erstens käme damit die Gestaltung von MEF+RF, die jetzt schon den Esprit einer osteuropäischen Kreisstadt versprüht, endgültig in "Ulan Bator" an und zweitens hat Bato ALLES gesagt, was es dazu zu sagen gibt. Dieser Bereich ist nicht einfach Schwemmland sondern ein geologischer Albtraum für jedes Bauprojekt. Berlin ist aus einem Zusammenschluss von Fischerdörfern in einer Sumpflandschaft erwachsen. SUMPF. Man hat in geologischen Zeiträumen betrachtet gerade erst angefangen den Sumpf trocken zu legen. Ihr habt doch gesehen, was der einfache Bau von Fundamenten und Kellergeschossen zB für Auswirkungen auf die Friedrichswerdersche Kirche hatte, die da schon viele Jahrzehnte steht und sich trotzdem nicht so "setzen" konnte, wie man das bei auch nur etwas unkomplitzierterem Untergrund kennt. Dieser Bereich Berlins verhält bei Belastung des Bodens, mit den Worten eines Statik-Laien gesprochen, eher wie eine Matratze als wie ein Brett. Jeder Eingriff in den Boden ist für sich genommen schon äußerst heikel und die Auswirkungen auf die Umgebung ist unkalkulierbar. Und wenn das Rote Rathaus dann ähnlich sustantielle Schäden davonträgt wie die Kirche einen Steinwurf entfernt, weil irgend jemand ein "Archäologisches Parkhaus" haben wollte (mein Gott das sind wenige Jahrhunderte alte Grundmauerreste - get over it, das ist nicht das alte Pompei, die realexistierende Marienkirche direkt nebendran ist im Kern ungefähr genauso alt und keine Ruine!), dann können wir uns alle gegenseitig gratulieren.


    Auch ist die U5 Verlängerung nicht nur einfach eine Unterpflasterbahn wie hier schon behauptet wurde - man hat einen unglaublichen Aufwand gefahren mit einer supermodernen Tunnelbohrmaschine, die man so noch vor 20 Jahren nicht hätte bauen können, sowie einem Verfahren das große Teile des Erdbodens in einen Eisblock verwandelt hat, damit man dort ein Betonbauwerk einziehen kann, ohne, dass einem der ganze Sumpf um die Ohren schwappt (und trotz all dem Aufwand hat man ständig Dichtigkeitsprobleme beim Bau gehabt). Eine echte Unterpflasterbahn ist vergleichsweise trivial und war daher die von unseren Vorfahren bevorzugte Bauweise bei der U-Bahn. Unterpflasterbahn heißt, man gräbt gerade so tief wie zwingend notwendig um einen niedrigen Bahnsteig (vgl. die niedrigen Bahnsteigdecken der Altstrecken im Sumpfbodenbereich, kennt ja wohl jeder hier aus eigener Anschauung) und die Fahrstrecke unterzubringen.


    Die Decke der Fahrstrecke und Bahnsteige ist dabei gleichzeitig konstruktiv der Boden der darüberliegenden Straße / des Trottoirs (daher "Unterpflasterbahn"), eine "gerade noch so" Untergrundbahn, bischen höher und es wäre eine Straßenbahn geworden. Das ist die klassische berliner Bauweise - aus gutem Grund. Weil jeder Meter, den man tiefer geht, riesige Probleme mit sich bringt. Und das wofür, eine olle Tiefgarage? Meine Güte. Das erinnert mich langsam an die Diskussionen bzgl. Stuttgart 21, wo auch kein Vorschlag zu abgefahren ist um ihn zu diskutieren.


    Sorry wegen der Ungeduld, aber offenbar dringen sachliche, nüchterne Hinweise von Bato und Dvorak ja nicht ausreichend durch, sodass nun Tag 4 der Tiefgaragendiskussion droht :nono: und wer sich (auch nur virtuell) in Berlin herumtreibt muss mit unverblümten Worten rechnen.

  • ... und wer sich (auch nur virtuell) in Berlin herumtreibt muss mit unverblümten Worten rechnen.


    ... und das aus Deinem Munde, der hier ”Hansdampf” in allen Reigionalforen spielt und zu allem und jedem seine Meinung äussert. :nono:


    Sei's drum, auch auf den ersten Blick vielleicht abwegige Diskussionen können zum Erkenntnisgewinn beitragen. Und das hat noch nie geschadet. Dank Saxonias Beitrag #3980
    insbesondere in Anbetracht des fehlenden Gewichts darüber, welches wenn ja nur von einem Neubau der Landeszentralbibliothek erbracht werden könnte! kann man jetzt besser darüber urteilen, denke ich.

  • ^
    Da das DAF ein Diskussionsforum ist steht es Pumpernickel frei in welchen Unterforen er mitdiskutieren möchte.


    Bzgl. TG unter einer möglichen Landesbib. Ich würde mal davon ausgehen, dass die Stadt bei dem Projekt auch weiterhin nicht mehr als die notwendigen Behindertenstellplätze schafft, vielleicht noch welche für Mitarbeiter und Lieferverkehr. Alles andere würde den Kostenrahmen sprengen. Ist beim HF nicht anders gewesen. Da war zunächst eine TG geplant aber aus Kostengründen gestrichen.

  • Vielleicht sollte man auch mal zur Kenntnis nehmen dass viele Berliner die dauernde Bautätigkeit und Entwicklung immer neuer gigantischer Bauprojekte in Berlins Zentrum satt haben. Lasst doch 2019 erstmal die U Bahn, das Humboldt Forum und die Oper fertig sein und die Strasse unter den Linden und den Park des MEF wieder "einwachsen" lassen...


    ...am Museumskomplex wird dann immer noch gebaut....

  • ^da ist schon was dran. Darum ist vielleicht das Ergebnis der Bürgerbeteiligung, die im Kern ja auch heißt "erstmal alles lassen wie es ist", vielleicht auch eine salomonische Entscheidung gewesen. Es hätte sich halt angeboten, wenn die U5 Baustelle abgebaut wird, das MEF dann nicht erstmal wieder herzurichten sondern gleich was neues daraus zu machen. Meine Sorge da ist halt auch ein bischen: "nichts hält in Berlin länger als Provisorien".

  • Interview mit Torsten Kulke zur Berliner Altstadt

    Was lehrt der Wiederaufbau des Dresdner Neumarkts die deutsche Hauptstadt? Berlin hadert noch mit seiner Altstadt, einschließlich des Neuen Marktes zwischen Rathaus und Marienkirche. Doch mit der Rekonstruktion des barocken Stadtschlosses steigt 70 Jahre nach Kriegsende der Druck, der historischen Mitte eine ihrer Bedeutung angemessene Gestalt zu geben. Torsten Kulke, der Vorsitzende der Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden, sieht auch hier ernsthafte Bürgerbeteiligung als Schlüssel zum Erfolg.


    http://www.berliner-zeitung.de…ild-fuer-berlin--24962856

  • Nein, Berlin "hadert" mit seiner Altstadt zumindest dieBerliner Regierung lehnt sie ab und leugnet, dass es hier etwas zum Erinnern oder Wiedergewinnen gibt.

  • Eine Altstadt ist kein fixer Begriff, sondern eher ein Lexem. So wird zB in Köln ein Bereich der Stadt als "Altstadt" bezeichnet, der größtenteils keine 100 Jahre alt ist.


    Altstadt ist für uns tatsächlich doch eher ein Konzept des Städtebaus, als eine historische Bezeichnung. Nämlich ein Quartier, das im Ergebnis (wenn auch nicht unbedingt bewusst dahin geplant) auf Fußgänger, dichte Bebauung in klassischer Bauweise, Gässchen... "Gemütlichkeit" ausgerichtet ist. "Gemütlichkeit" ist bewusst keine Kategorie der Moderne des 20. Jahrhunderts gewesen, ist als Begriff sogar ein Feindbild mancher Fans der Moderne des 20. Jahrhunderts (die dann schnell über "Butzenscheibenromantik" o. ä. spötteln). Mit "Altstadt" meint man viel eher tatsächlich "die alte deutsche Stadt" in ihrer vorindustriellen Gliederung.


    Wie man zB an dem neuen Altstadtquartier in Frankfurt (Dom/Römer) sehen wird kann man diese Attribute einer "gemütlichen" Altstadt auch heute jederzeit neu erzeugen. Selbst ohne Rekonstruktionen, ein großer Teil der Dom/Römer Gebäude wird ja nicht aus Rekonstruktionen bestehen, sondern aus neuen Entwürfen, die sich an klassischer Formensprache und Komposition anlehnen.


    Das wäre natürlich auch in Berlin jederzeit wieder möglich. Gebt gewisse Grundbedingungen an die Gestaltung, parzelliert die Grundstücke möglichst klein und richtet nur Gassen für Fußgänger ein, wo "ruhender Verkehr" auch nix zu suchen hat und nur Lieferverkehr überhaupt durch darf, pflanzt Wilden Wein an Mauern und Weide, Ahorn und Co. in grüne Nischen mit Sitzbänken und kleinen plätzschernden Brunnen und schon habt ihr das, was das Gros der Menschen mit einer "Altstadt" verknüpft aus dem Boden gestampft. Selbst ohne jegliche historisierende Gestaltung oder gar Rekos.

  • Könnte auch damit zusammenhängen, dass bei so gut wie allen größeren deutschen Städten die Altstadt vernichtet wurde und deshalb das bisschen Restaurierte oder Wiederaufgebaute eben als Altstadt bezeichnet wird. Das ist kein Lexem, das ist der Versuch wenigestens ein bisschen Identität/Charme in die zerbombten Städte zu bekommen.

  • Ein mir sehr gut bekanntes Gegenbeispiel für diese These ist Augsburg. Das war schon in der Renaissance eine Stadt prächtiger Straßenzüge und großer Bauten, wie sie in den allermeisten anderen Städten erst im Historismus des 19. Jh. angelegt wurden. Somit ist das allgemeine Empfinden der meisten historisch unbeleckten Besucher der Stadt, dass zB die historische Maximilianstraße jetzt nichts so besonderes sei, die Stuckfassaden kennt man aus Hannover oder Potsdam auch. Nur sind sie da halt nicht einmal halb so alt. Während die dortigen älteren Teile der Stadt aus kleinen Hutzelhäusern und engen Gassen bestehen.


    Das hat Augsburg auch, im Lechviertel, das eine stadtgeschichtlich junge Stadterweiterung (Handwerkerviertel) darstellt und in dem kein (nennenswerter) Gebäudebestand aus der Renaissance existiert bzw. auch vor dem Bombenkrieg nicht existierte, also viel jünger. Dennoch bezeichnen das Laien spontan, aufgrund der von mir beschriebenen Eigenschaften, als "Altstadt", das Lexem der Altstadt ist dabei so stark, dass sogar Stadtmarketing und Touristenführer da "resigniert" haben und diesen Bereich nun auch als "Altstadt" bewerben. Die geographische und amtliche Bezeichnung Altstadt für den historischen Stadtkern und somit für weite Bereiche, die diesem Klischeebild überhaupt nicht entsprechen, ist hingegen gänzlich ungebräuchlich. Schon die Maximilianstraße, der sowohl stadtgeschichtlich wie auch bzgl. dem Gebäudebestand viel ältere Bereich, wird nicht dieser "Altstadt" zugerechnet, diese beginnt umgekehrt gerade erst beim Verlassen der Maximilianstraße (zB mit einem Schild "Zur Altstadt" am Abzweig zum "Judenberg", einem Gässchen die von der Maximilianstraße abgehend hinunter in das Lechviertel führt, das implitziert ja schon, dass man sich in der Maximilianstraße noch nicht in der "Altstadt" befinden kann).


    Es läuft also auf ein gewisses Bild einer vorindustriellen Gliederung "der deutschen Stadt" hinaus, das die Menschen im Kopf haben. Natürlich in einer modernen Form, wie diese historisch auch nie existierte. Statt Außenabort und Enge lebt man dort heute in hellen, modern ausgestatteten Gebäuden, mit Straßencafé statt Pferdemist in den Gassen. Genau dieses durchaus auch romantisch verklärte Lexem einer Altstadt kann aber jederzeit neu errichtet und eingerichtet werden. Auch auf dieser Brache, pardon Rathausforum und MEF. Es gibt keinen sachlichen Grund dagegen. Außer man hat ein Architekturverständnis des Historizismus, das in Deutschland durchaus recht verbreitet ist und begreift "Altstadt" tatsächlich als einen geschichtlichen Begriff. Das ist aber, siehe oben, nicht das in der Gesellschaft übliche Verständnis (sonst müsste man konsequent zu Ende gedacht im Übrigen das "leere" Rathausforum oder die Rathauspassagen nebendran als Altstadt Berlins bezeichnen, macht ja auch keiner...).

  • ^^ Das Problem ist, solange die Plattenbauriegel das Gebäude neben dem Roten Rathaus nicht abgerissen werden macht eine Diskussion ob man nun MEF/RF wieder bebaut oder nicht, keinen Sinn.
    => Egal ob da ein Park hinkommt oder ob alles bebaut wird, die häßlichen Gebäude im Hintergrund würden das ganze Ensemble zerstören!

  • ^Es ist immer wieder bemerkenswert wie oft hier Abrisse gefordert werden. Ein Altstadtensemble zerstört auch ein Fernsehturm oder Hochhäuser am Alex. Am Besten alles abreißen.:)
    Berlin war nie aus einem Guß und wird es nie sein. In vielen Städten gibt es höchst unterschiedliche Stadtviertel nebeneinander.
    Der Entwurf von der GHB gefällt mir gut. Die Marienkirche ist da weitgehend umbaut. Es ist ja auch genug Platz da für neue Gebäude ohne funktionierende Häuser abzureißen.

  • Koaltionsvertrag: Rathausforum und Marx-Engels-Forum bleiben unbebaut


    Zur Zukunft der großen Freichfläche lautet es im Koalitionsvertrag:


    "Stadtdebatte Berliner Mitte: Die Koalition unterstützt die Ergebnisse der Bürgerleitlinien zur Berliner Mitte. Die Freifläche zwischen Fernsehturm und
    Humboldt-Forum wird erhalten, die Grünfläche wird qualifiziert und ökologisch aufgewertet. Die historische Mitte soll dem Ergebnis der Bürgerbeteiligung
    entsprechend verkehrsberuhigt werden. Die Aufteilung und Gestaltung der öffentlichen Verkehrsflächen im Bereich des Bebauungsplans Molkenmarkt wird
    überprüft. Die Stadtdebatte wird fortgesetzt und angrenzende Bereiche werden einbezogen."

    Man will wohl auch nochmal an die Planungen zum Molkenmarkt ran.

  • ^
    Die selbst wohl nicht, aber die Sozialisten hatten sich ja zu den Kernthemen in diesem Bereich schon geäußert und der Molkenmarkt steht in Zusammenhang mit der Umgestaltung des ganzen Bereiches bis zum Köllnischen Fischmarkt.


    1. Die Linken haben sich immer gegen das Hochhaus am Fischmarkt ausgesprochen.


    2. Der "place des voges" vor dem Stadthaus mit Spalt und gebäudehoher Schallschutzwand wurde immer kritisch gesehen.


    3. Das sozialistische Heiligtum zwischen Fernsehturm und Marx-Engels-Denkmal darf nicht beschädigt werden.


    In diesen Zusammenhang rechne ich fest damit, dass da die Debatte in vielen Bereichen nochmal wieder losgeht.

  • Die Linke hat die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung erhalten, da wird man wohl versuchen, sein Programm durchzusetzen. in Sachen Bauen liest sich der Koalitionsvertrag wie ideologisierte Selbstbefriedigung.


    Gerade diese großen innerstädtischen Freiflächen bieten die Gelegenheit zentralen und sozial durchmischen Wohnraum zu schaffen und so die Mitte zu beleben. Große Freiflächen werden zu Taboozonen erklärt, siehe Elisabethaue, wo sollen die so dringend benötigten Wohnungen entstehen?


    Einiger Trost, in vier Jahren sind wieder Wahlen und bis dahin ist die U5 ohnehin nicht fertig, das Datum 2019 wurde ja schon gekippt. Vorher passiert ohnehin nicht and er Oberfläche,

  • Man hat in dem Koalitionsvertrag (z. T. aus verständlichen Gründen) mehrere umstrittene Punkte "ausgeklammert", in dem Sinne, dass in der kommenden Legislaturperiode nichts Irreversibles gemacht wird. Den betrifft den Weiterbau der A100 Richtung Norden und diverse andere umstrittene Großprojekte halt auch. So ist erst einmal Ruhe und in in 4 oder 8 Jahren sieht man dann weiter.


    Das muss nicht immer die schlechteste Lösung sein.