Zukunft des Rathausforums / Marx-Engels-Forums

  • 9.2% der Teilnehmer sind offenbar verwirrt und halten sich weder für Männlein noch Weiblein? Das kann man wohl als überdurchschnittlich bezeichnen. Haben die CSD- Kolonnen geschlossen daran teilgenommen? :D


    Diese Thesen sind ja an Wurstigkeit auch nur schwer zu überbieten.



    These 1: Ort für alle


    Die Berliner Mitte soll ein Ort für alle sein, an dem verschiedene
    Nutzergruppen sich wohl fühlen, sich begegnen und entsprechende
    Angebote finden.


    Wer will das denn heutzutage nicht? Den Kommunalpolitiker möcht ich sehen, der bei so einer These mit dem Kopf schüttelt.



    These 3: Ort der Demokratie
    und politischen Debatte


    Die Berliner Mitte soll ein Ort der Demokratie, Debatte und Begegnung
    sein. Hier soll die Stadtgesellschaft einen Platz für ihren politischen Diskurs finden. Ein möglicher Ort dieser Debatte könnte direkt vor dem Roten Rathaus sein.


    Das selbe in Grün. Kann man unmöglich ablehnen.



    These 6: Grüne Oase erhalten und weiterentwickeln


    Die Berliner Mitte soll eine innerstädtische grüne Oase sein,
    der heutige Anteil an Grünflächen soll nicht verringert werden. Die Grünflächen sollen weiter qualifiziert werden.


    Mein Favorit. "Grüne Oase"- warum nicht gleich "Garten Eden"? Den würde garantiert keiner Platt machen wollen.

  • Die These 12 "Die vielseitige und vielschichtige Geschichte soll räumlich an unterschiedlichen Orten und ohne Bebauung sichtbar gemacht werden." wurde tatsächlich mehrheitlich befürwortet. Auch denke ich, dass diese These von vielen ganz bewusst als ein Friedensangebot an die Liebhaber der Keller- und Fundamentreste gesehen wurde und dass hier noch einiges möglich ist - von archäologischen Fenstern bis zu Hinweistafeln.


    Auch nach dieser Abstimmung ist vieles möglich, nur eben eine Bebauung wurde abgelehnt.

  • Immer langsam mit den jungen Pferden. Hier wurde rein gar nichts entschieden. Es gab eine Umfrage mit eher zweifelhafter Relevanz auf Basis von Allgemeinplätzen.

  • Mittlerweile wurde das Abstimmungsergebnis von gestern ins Netz gestellt.
    Ich übertreibe sicher nicht, wenn ich feststelle, dass die Reko- und Bebauungsfraktion gestern ein regelrechtes Debakel erlebt hat.


    Ja, bei 154 (sic!) Teilnehmern an einem Samstag um 17 Uhr. An jeder Bushaltestelle wäre das Ergebnis repräsentativer ausgefallen.


    Im übrigen gibts doch eh' nichts zu entscheiden. Das Lüschersche Rathausforum ist doch schon im Bau.

  • Immer langsam mit den jungen Pferden. Hier wurde rein gar nichts entschieden. Es gab eine Umfrage mit eher zweifelhafter Relevanz auf Basis von Allgemeinplätzen.


    Na klar, sobald die Umfrage nicht in im Sinne der Rekofraktion verläuft, hat sie keine Relevanz. Wenn aber die Rentner der Gesellschaft für ein historisches Berlin vor dem entstehenden Staabbau demonstriern, dann hat das alles größte Relevanz und sist Ernst zu nehmen. Durchsichtig!

  • Naja, bei 154 Befragten (mehr waren es ja wohl nicht) kann man ja wirklich nicht von einer fundierten Stichprobe sprechen. Damit ist ja tatsächlich eigtl. keine Aussagekraft verbunden. Anders ist jedoch die Frage zu beurteilen, wie die Senatsverwaltung damit umgeht (wahrscheinlich sowieso ohne Belang).


    Allerdings hätte ich mir gut vorstellen können, dass bei einer objektiv angelegten Umfrage mit ausreichender Stichprobenbasis ein ähnliches Ergebnis zutage käme. Zumindest hätte ich's ungefähr so erwartet, wenngleich ich mich persönlich nicht mit dem Ergebnis verbunden fühle (siehe Signatur).

    Einmal editiert, zuletzt von Andi_777 ()

  • Ich war bei der Veranstaltung am Samsatg da - eine Korrektur: bei dem ganzen Verfahren geht es nach Aussage von Frau Lüscher nicht um eine "Abstimmung" sondern um die Erhebung eines qualitativen Meinungsbildes - Ziel soll weiterhin ein Kompromiss zwischen allen Seiten sein. Letztlich ging es bei der Abstimmung nur darum, in welche Kategorie die jew. These in der 2. Phase des Dialogprozesses eingeordnet wird: Wo die Meinungen relativ klar sind - Konkretisierung; wo unterschiedliche Sichtweisen existieren - Diskurs; wo Ablehnung vorherrscht - erneuter Vermittlungsversuch.
    Im Übrigen waren die Anwesenden nicht "repräsentativ" im statistischen Sinne - was dort keiner Behautet hat; ich fand aberschon, dass alle (auch die merkwürdigesten) Perspektiven dort vertreten waren und mitsprechen konnten...

  • ich fand aberschon, dass alle (auch die merkwürdigesten) Perspektiven dort vertreten waren und mitsprechen konnten...


    Kannst du das ein bisschen ausführlicher Beschreiben? Ein genereller Eindruck deinerseits währe schön.

  • bei dem ganzen Verfahren geht es nach Aussage von Frau Lüscher nicht um eine "Abstimmung" sondern um die Erhebung eines qualitativen Meinungsbildes


    Na das ging dann ja schonmal nach hinten los. :Nieder:


    Das "qualitative Meinungsbild" könnte man bei der geringen Anzahl der abgegebenen Meinungen nun auch in Richtung "eigentlich interessiert mich das alles nicht bzw. ist mir völlig egal" deuten.


    Vielleicht aber sieht der ein oder andere auch garkeinen Sinn darin seine Meinung zu einer "zukünftigen" Planung zu äußern deren Umsetzung schon im gange bzw. schon vollendet ist.



    Gruß, Jockel

  • Die gesamten Diskussionen und Ergebnisse sind unter http://stadtdebatte.berlin.de/ nachvollziebar (gut - eine ziemliche Menge an Material...).


    Ich persönlich habe mit Vertreter der Rekonstruktion des "Heiliggeistviertes" gesprochen; andere, für die ein mittelalterlicher Stadtgrundriss vor allem im Bereich der Marienkriche wichtig war; andere, für die Dichte als Inbegriff der Urbanität wichtig war; wieder andere, für die die Reproduktion historscher Fassdaen wichtig war; andere, die alternative Bebauungsentwürfe vorgeschlagen haben. Es gab Vertreter von allen möglichen Teilbebauungskonzepten (unterschiedlichste Form). Genauso die Vertreter, dass alles gelassen werden soll, wie es 1990 war. Andere, die vor allem eine Grünfläche wollen und sie in Richtung nachhaltige Stadtraumnutzung entwickeln wollen (bis hin zum Bauernhof). Andere wollen da Flüchtlingsheime errichten. Wieder andere wollen vor allem die öffentliche Agora-Funktion durch Weiterentwicklung stärken - was auch Teilbebauungen einschließt. Das Thema allein öffentliche Nutzung oder privatwirtschaftliche Nutzungsmischung - Vor- und Nachteile, was wirklich gebraucht wird, was realistisch ist - wurde diskutiert... - und und...

  • ^ danke schön bato...


    und ja ich verspreche es öfter zu tun... ist halt nur schwer wenn man sich durch so ne menge rumzickerei schlau machen muss... ;)

  • Genau. Und unter der Website der Landschaftsarchitekten Monsigny-Levin ist das Projekt unter dem euphemistischen Titel "Qualifizierung des öffentlichen Raumes" am Fernsehturm ausführlich und mit Abbildungen dargestellt.


    In dieser Art wird nun das ganze Rathausforum umgestaltet. Änderungen gibt es sicher noch, falls der Neptunbrunnen noch umzieht - da ist ja die letzte Messe noch nicht gesungen. Das wird aber sicher nicht innerhalb des Beteiligungsprozesses beschlossen. Die Umgestaltung ist durchfinanziert und wird mit Europamitteln bezahlt, die bei einem Rückbau innerhalb von 15 Jahren zurückgezahlt werden müssten (Veränderungsverbot). Bislang ist so etwas in Berlin noch nicht passiert. Die sich am Rathausforum anbietenden Baugrundstücke rund um den Neuen Markt sind durch die Monsigny-Levin-Planung nun alle blockiert - teils mit dem Mendelssohn-Denkmal, teils mit Baumpflanzungen in historischen Hausgrundrissen. Realistisch kommt also mittelfristig nur noch der nördliche Anbau an das Panoramahaus zur Karl-Liebknecht-Straße hinzu. Zudem werden wir einen internationalen Künstlerwettbewerb für den Sockel des Luther-Denkmals erleben.


    Insofern müsste man den Strang hier konsequenter Weise in "Zukunft des Marx-Engels-Forum" umbenennen, da nur diese Fläche noch für eine Neugestaltung zur Verfügung steht. In der Denkmalliste des Landes Berlin steht allerdings noch das Rentnerdenkmal in seiner ursprünglichen Form in der Mitte des Forums unter Denkmalschutz (obwohl wohl der Künster die neue Komposition bevorzugt). Insofern müsste hier das Abgeordnetenhaus oder der Senator für Stadtentwicklung den Denkmalschutz aufheben, um eine Veränderung zuzulassen. Meine Vermutung ist eher, dass das MEF genauso "qualifiziert" wird wie das Rathausforum. Weil man eine "Grünfläche" und die Sichtachse zwischen dem Malvedere Stellas und dem Fernsehturm erhalten machte dies ja auch Sinn.


    Die große Diskussion "Alte Liebe - neue Mitte" ist wohl eher als Alibiveranstaltung zu werden und wird - wenn diejenigen, die sich engagiert haben dies bemerken - mehr Schaden als Nutzen angerichtet haben, da die Menschen sich verschaukelt fühlen. Aber während der ständigen Berichterstattung über diese Beteiligungsform läßt sich natürlich kritikfrei bauen - das ist offenbar das eigentliche Ziel gewesen.

  • Letztendlich sind solche Beteiligungsprozesse nie ergebnisoffen. Man möchte die schon zuvor getroffene Entscheidung lediglich durch einen semi-demokratischen Prozess (Bürgerbeteiligung) legitimieren.


    Die Gegensätzlichkeit der Thesen in dem veröffentlichten Papier zeigt doch auf wie schwierig ein Kompromiss werden wird aber es wird nötig sein einen Kompromiss zu finden.


    Ich stimme Konstantin zu, es sieht so aus als werden bereits Fakten geschaffen was das Rathausforum betrifft. Ich finde die Gestaltung durch Monsigny-Levin allerdings durchaus ansprechend und bin der Meinung das dieses Ensemble aus Rathaus, Marienkirche, Brunnen, Wasserkaskaden, Fernsehturm mit den futuristischen Pavillons mit samt den Plattenbauten eine interessante und spannende Stadtlandschaft darstellt, die erhalten und aufgewertet werden sollte. Durch Bodenplatten und andere Referenzen wird an die Geschichte des Ortes erinnert – ja der Ort selbst zeigt doch alte und neue Geschichte Berlins. Es fehlt nur noch das Lutherdenkmal. Die Aufenthaltsqualität könnte man durch noch etwas mehr Grün weiter verbessern aber sie sind ja noch nicht fertig mit der Umgestaltung.


    Das historische Zentrum in Berlin wird eben viele Gesichter haben wie zum Beispiel auch eine eng umbaute Altstadtkirche im Nikolaiviertel und die beeindruckende historische Bebauung um den Lustgarten und Schlossplatz. Berlin macht doch gerade diese Vielfalt aus und das alles so nah beieinander. Meine englischen Freunde finden das Rathausforum auch ansprechend – es ist schon etwas Besonderes was es so in anderen Städten nicht gibt.


    Das Problem in meinen Augen ist das dieses Areal auf der westlichen Seite nicht begrenzt wird. Es fehlt meines Erachtens eine Bebauung auf dem Marx-Engels Forum auch entlang der Spandauer Strasse. Das MEF hingegen ist langweilig und hat wenig Aufenthaltsqualität im Stadtraum. Hans Stimmann hatte einmal eine Bebauung des MEF und die Schaffung eines neuen Platzes (Marx-Engels Platz mit Marx-Engels Denkmal) im MEF Areal vorgeschlagen welches der Geschichte des Ortes gerecht werden würde. Dabei könnte man die Sichtachse Humboldtforum → Fernsehturm auch berücksichtigen.
    Ich denke es wird auf so einen Kompromiss hinauslaufen. Eine kleinteilige Bebauung würde mit Wohnungen, Restaurants und Cafes entlang der Spree und auch innerhalb des Areals mit Bäumen und Grünflächen für eine gute Aufenthaltsqualität sorgen und zugleich eine Brücke zwischen Heiliggeistviertel und Nikolaiviertel schlagen.

  • Nun, wo die lange Diskussion etwas am real Anliegenden geerdet zu sein scheint, möchte ich die "Altstadt"diskussion nicht wieder entfachen, sondern allein auf einen Fotofund hinweisen, welcher zur Kenntnisnahme sicher interessiert. Es war ja bis zum Forumsbau noch so einiges an Gebäuden vorhanden - meist sogar in ganz passablem Zustand. Das zeigen die Bilder, die man am dortigen Downloadlink störfrei vergrößert öffnen kann.
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    Bild 5
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    Bild 11
    Bild 12


    Quelle ist die Webseite ddrbildarchiv - dort Suchbegriff "berlin" eingeben, da habe ich die ersten 100 Seiten von rund Tausend durchsucht. Wer will, kann also noch weiterstöbern.
    Weiterhin gibts auch einige Luftbilder aus den 1950er und 1960er Jahren bei der Deutschen Fotothek, die ich jetzt nicht parat habe. Von oben erschließt sich stets besser, was den Krieg noch lange Jahre überstanden hatte. Besonders nordöstlich des Fernsehturms bestand ein durch überschaubare Lückenschließungen reparables Viertel. Auch nördlich der Alexanderstrasse fiel sehr viel dem Abriss anheim. Das zu beurteilen, möchte ich jetzt nicht tun.


    Meine Meinung zum MEF+RF heute: muss bleiben, bitte kein Grün mehr minimieren, vielmehr mit mehr Grün aufwerten, wo möglich. Sichtachse zum Schloss lassen. Dazu wurde bereits alles gesagt. Viel Spass an den Bildern. Und dann bitte kein neues "Altstadt"-Fass aufmachen. Das ganze Ding wird frei bleiben - sollte Stimmann sich auch dereinst im Grabe wälzen.

  • danke für die aufschlussreichen Bilder. Besonders Bild 4 finde ich interessant, zeigt es doch den Fernsehturm noch ohne die auskragende Fußbebauung....
    Das habe ich so noch nicht gesehen. Zumal auch hier im Forum diese immer mal wieder zur Disposition gestellt wird. Ansonsten gehe ich mit deiner Meinung völlig d'accord.

  • hmm habe ich einen knick in der optik oder stimmt da was nicht...?!


    bild 5 von 1964 zeigt das bereits kastrierte amtsgericht und die vergreiterte straße...


    bild 6 von 1965 zeigt das amtsgericht noch mit dem haupteingangsflügel den die schwe*** abgerissen haben...