Vielen Dank für den Aufwand, den du betrieben hast, um deinen Standpunkt visuell darzulegen. Auch wenn einige Aspekte meinen Zielvorstellungen eher nicht entsprechen (Weltzeituhr, Beseitigung des Fernsehturm-Sockels, "barocke" Sichtachse mit Brunnen) zeigt der Entwurf doch sehr schön die Bindeglied-Funktion, die eine erneute Bebauung an diesem Standort erfüllen könnte.
Zukunft des Rathausforums / Marx-Engels-Forums
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^^Naja, die Weltzeituhr ist ja nicht Planungstragend. Ich find die da super, andere eben nicht. Zwei Anmerkungen hab ich aber: die Sockelbebauung des Fernsehturms ist zweistufig erfolgt: Nämlich zuerst der Eingangsbau (der stehen bleiben würde östlich) und im zweiten Schritt der westliche "ausufernde Teil", der jede Neuplanung zwischen Kloster und Neue Friedrich über drei Blöcke verhindert. Der ist auf dauer eh fällig, oder man lässt den Bereich eben so - was ja legitimer Weise ein Standpunkt ist. Ich hab einen anderen und frag mich auch, was für einen Mehrwert oder Funktion dieser Teil hat (außer Gastro und Tourismusfalle). Zum Barocken: Es gibt nur den Ansatz aus meiner Sicht, eine Blickbeziehung Schloss Fernsehturm zu erhalten (sie wird jetzt gerade hergestellt), entweder ohne Bebauung oder breit wie Braunfels oder schmal (wie ich) oder man baut sie zu (Machleidt oder Albers) und orientiert sich an der Bischoff und Poststraße. Dann allerdings muss ich ehrlich sagen, hat man null integriert aus der DDR-Zeitschicht. Das geht ja bei Albers so weit, dass er den Fernsehturm blockrandumbauen will, was imho aus Sicherheitsgründen (Feuerwehr und Evakuierung) vollkommen illusorisch ist. Es gibt in der Planung die Option, die Achse bewußt zu brechen (durch ein bebautes Einheitsforum). Dann hätte man alles: Zitat Zeitachse DDR, Orientierung aber Verbreiterung Bischoff und Post (also historischer Kontext) und Bruch mit der (vermeintlich missverstandenen) barocken Schlossachse durch ein Einheitsforum. Das wär zumindest ein konzeptioneller Kompromiss, der im Ergebnis qualitativ meiner Meinung nach hochwertig und nicht faul ist.
Kein Entwurf wird im übrigen jedem gefallen. Es wird die Totalablehner und die Totalrekonstruktionisten geben. Und dazwischen ziemlich viel grau. Mein Ansatz ist, soweit als möglich Zitate aus der DDR-Zeitschicht zu erhalten bzw. behutsam zu würdigen und gleichzeitig am historischen Grundriss orientiert organisch Neues zu inszenieren. Und selbst letzteres wird ja generell verneint als Reißbrett-Planung oder gar generell in Abrede gestellt, dass dies so überhaupt möglich sei (erfolgreich Neues zu inszenieren in den verschiedenen Kontexten). Da bleibt dann eben nur noch Totalablehnung der Bebauung oder Tabularasa und Totalreko. Diese jeweiligen Kapitulationen vor der Aufgabe möchte ich weder teilen noch hinnehmen.
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Planungsvariante bebaute Spreeterassen (Überbauung des Forums sowie angrenzender Neubau/Museum - insgesamt als Einheitsforum und bewußter Bruch der "barockisierenden" Blickachse zum Schloss und Antipode/Ausbruch zum Schloß und Gebäudefront Spree)
Die Blickachse ist vielen Leuten wichtig, mich inklusive - strittig ist lediglich, ob links und rechts von ihr gebaut werden darf. Brüche gibt es in Berlin mehr als genug - wie willst Du dort mit dem Barock brechen, wenn bislang gar kein vorhanden ist? Es stehen nur Plattenbauten (bis auf das Rathaus) um das Forum - und selbst die zugewandte Schlossfassade sollte vorerst keinen Barock bekommen.
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^^Ich hab ja geschrieben "vermeintlich missverstandene" barocke Sichtachse. Es ist ja ein Vorwurf von aussen, ich seh das anders, gehe aber drauf zu bzw. ein. Zwischen Fernsehturm und Ostfassade gäbe es eine Allee. Und zwei Plätze am jeweiligem Ende. Die einen sehen das als Zitat zur DDR-Zeitschicht, die anderen finden das eine barocke Achse. Nun denn.... Warum wieso weshalb mit welchen Optionen wurde dann ausgestauscht.
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« ... Entwurf orientiert sich ganz klar an den historischen Stadtgrundrissen und Straßenraster und sucht ... »
Bravo! Gekonnter Entwurf, der ganz dem europäischen und überkommenen Städtebau verpflichtet ist! Gute Fassung des Schlosses, interessante Achsen, selbstverständlich und selbsterklärend dem Passanten, dem Flaneur verpflichtet!
Bis auf den aufgesetzten «Bruch» mit einer seltsamen Würfelkonstruktion so bauen! Das braucht es nicht. Wozu auch? Wittert der Deutsche bei jeder Symmetrie und Säule gleich den Anbruch des Vierten Reiches?
Einzig schade um den «Central Park» Berlins. Als Alternative wäre auch eine Neugestaltung der Randbebauung (Abriss Platten) und Erhalt der grossen Grünfläche in Betracht zu ziehen.
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Barocker Städtebau ist im Stadtkern fehl am Platze, dies kommt im Regelfall für Stadetrweiterungen in Frage. Warum man hier vorsätzlich alle sanders machen will, als es war ist mir nicht ersichtlich. Zusätzlcihe Qualitäten kann ich nicht erkennen.
Weltzeituhr, Berolina und Gerichtslaube umherzuschubsen wie Würfen mag sich mir auch nicht erschließen. Die Gerichtslaube wie ein barockes Stadtbild freizustellen wie ein Standbild - warum?
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Alternative zum Entwurf «Libero» (© Libero, geändert von Bauchef).
Die Rathausfassade, als eine der wenigen Altbauten, kriegt eine ihr genehme Freifläche, damit sie nicht hinter Neufassaden verschwindet und eine angemessene Entfaltung verbreiten kann. Der Platz davor kann man für Märkte, Demos, Revolutionen etc. gebrauchen.
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Einzig schade um den «Central Park» Berlins.
Der Vergleich ist aber schon etwas sehr weit hergeholt. Allein die Dimensionen und der überdurchschnittlich hohe Steinplatten-Anteil beim MEF passen nicht.
Am Lustgarten oder die Otto-Braun-Straße hoch zum Friedrichshain. Beides gute Alternativen. Eine Grünanlage in der Lage zwischen Bahntrasse, Straßen und mit einer Straße durch die Anlage wäre eh viel zu laut.
Die meisten passieren diesen dort nur vom Alex zur Museumsinsel, oder von der Fischerinsel zur Oranienburger/ zum Hackeschen Markt oder umgekehrt. Ein neues Stadtviertel würde die Innenstadt hier enorm aufwerten. Hinter dem Alexanderplatz folgt ja ebenso Vorstadt-Flair mit den Plattenbauten und Vorgarten.
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^^Wer soll den auf dem riesengroßen "Rathausplatz" aufmarschieren?
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Alternative zum Entwurf «Libero» (© Libero, geändert von Bauchef).
Die Rathausfassade, als eine der wenigen Altbauten, kriegt eine ihr genehme Freifläche, damit sie nicht hinter Neufassaden verschwindet und eine angemessene Entfaltung verbreiten kann. Der Platz davor kann man für Märkte, Demos, Revolutionen etc. gebrauchen.
Das war übrigens die Null-Variante, aber ohne Kopfhäuser.... Find ich aber auch als Verbesserung zum Bestand.
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"Verbesserung zum Bestand"?
Ja, schon. Aber selbst wenn dieser Leerraum gärtnerisch gestaltet wäre, es wäre m.E. inkonsequent:
Der Raum vor dem Rathaus sollte nicht zu weitläufig sein.
Ein urbanes Gegenüber mit Durchbruch zur Marienkirche/Lutherdenkmal entspricht
mehr dem Gefühl früherer Berliner Stadtgestaltung.
Auch wenn diese Stadtentwürfe mehr am Breitscheidplatz zu finden waren... -
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Ja, das fände ich auch gut:
Eine Verschwenkung der KLS wäre politisch eh nicht durch zu setzen und auch wirtschaftlich nicht zu rechtfertigen. -
Ich möchte zu bedenken geben, daß die Weltzeituhr schwerlich umgesetzt werden kann. Man kann nicht solche Fundamentalveränderungen erzeugen. Davon hat Berlin jetzt schon genug erlebt. Ich guck's mir noch mal genauer an, aber man sollte da maßhalten.
Auch der Marx ist vor dem Fernsehturm fehlplatziert. Stellt euch das mal vor. Wie ich früher schon schrieb, wäre eine ironisch-dialektische Einbindung in ein neues Marx-Engels-Forum gut. Er könnte in die Mitte des Platzes von libero hinkommen oder auch von einem Springbrunnen überspült werden. Das hätte schon seinen ironischen Reiz. Marx und Engels schauen auf's Schloß oder die neue feudale Mitte und werden von Wasser übertröpfelt.
Die Arbeit an sich von libero finde ich auch gut, möchte aber zu bedenken geben, daß man nicht zu radikal vorgehen sollte. Der Fernsehturm wäre schon sehr eingezwängt in diesen Entwürfen.
Könnte libero noch erläutern, wieso er das Alexanderhaus ergänzen möchte und auch das diagonal gegenüberliegende alte Gebäude? Das fände ich schon fragwürdig.
Insgesamt darf man nicht zu viel Entfremdung erzeugen und sollte alte Traditionen wahren. Stichwort Weltzeituhr. Wir können ja noch die Königskolonnaden wieder zum Alex zurückbringen. Wie wäre es damit? Libero wird bestimmt was einfallen.
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Merkwürdig, dass niemand etwas zu der Plazierung der Hertie-Fassade am Alex etwas gesagt hat.
Oder meintest Du das, Berliner?Diese Front in Verbindung mit der Weltkugel auf dem Türmchen ist doch ein Knaller!
Und dann die Berolina davor...
Und die Königs-Kolonaden? Warum nicht???Das würde dem Alex einen Teil seiner historischen Anmutung wieder geben und wäre ein klasse Gegenpol zu den kommenden Wolkenkratzern!
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Warum sollte die Weltzeituhr nur schwerlich umgesetzt werden können?
Die Weltzeituhr würde einen mindestens ebenso würdigen Platz in der neuen Mitte erhalten, meines Erachtens nach würde die Uhr dort sogar deutlich besser davon kommen und die Zeit und die Geschichte des Ortes gut symbolisieren. Die Berolina könnte theoretisch auf den Alexanderplatz zurück kehren ohne das der Platz zu überladen wäre.
Die Weltzeituhr steht eh ziemlich gedrängt am Alexanderplatz an der Häuserfront wie ich finde. Marx und Engels würden am Fuße des DDR Symbolbaus dem Fernsehturms durchaus passen mit dem Rücken zum DDR-Bau und mit Blick Richtung Museumsinsel und dem neuen Stadtzentrum, dabei die Weltzeituhr und den Zeitlauf der Geschichte im Blick.Die Verlegung der KLS halte ich ebenfals für unrealistisch, dies könnte aber eine spätere Option sein, so sieht es ja auch liberos Plan vor, bzw. so schreibt er es ja auch.
Ansonsten finde ich auch, dass der Platz vor dem Rathaus nicht so groß sein braucht. Ein Durchgang in Form einer Fußgängerzone genügt hier meines Erachtens nach.
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Ich denke, man unterschätzt hier das Bedürfnis nach Heimat und Beständigkeit. Ich glaube kaum, daß die Uhr verrückt wird. Sie ist dort einfach Legion. Ich würde das nicht mittragen. Man muß auch mal bei aller Phantasie auf den Teppich kommen und die Realitäten bedenken.
Eine Verkleinerung des Platzes sehe ich auch als problematisch an, so sehr ich mich auch an einer Hertie-Fassade erfreuen kann. Nur was für einen Platz soll der Hertie-Bau heute dort haben? Was machen mit dem Kaufhof? Und ist der Platz dann nicht zu klein?
Fragen über Fragen.
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Man muss aber realistischerweise auch sagen, der Alex ist für eine wie auch immer geartete historisierende Reparatur verloren. Und zwar schon seit langer Zeit. Da ist schlicht nichts mehr übrig, woran man anknüpfen könnte, das gesamte Areal in nördlicher und östlicher Richtung ist wirklich gründlichst umgegraben worden und auch die Bebauungspläne der letzten 20 Jahre lassen daran keinen Zweifel...
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...erstmal vielen Dank für Deine Mühen,geschätzer libero. Allerdings empfinde ich Deine Ideen zur Zukunft des Rathaus / MEF Umfeldes als worst case Zenario und von der Idee her indiskutabel.
Worst Case sowohl im architektonischen wie auch im stadtplanerischen und gesellschaftspolitischem Sinne.
Obwohl ein Freund der Freiflächen des MEF / RF kann man mit mir über die Bebauung dieser Flächen durchaus reden. Meines Erachtens planst Du viel zu kleinteilig, die Bauten sind mit lichtschachtartigen, viel zu engen Hinterhöfen konzipiert.
Wenn man das historische Straßenraster und die historische Straßenbreite als Grundlage nimmt, dann dürfte man nur zwei bis max. dreigeschossig Bauen. Sonst wird es recht dunkel, nicht nur im Hinterhof. Eine Bebauung mit mit der üblichen Traufhöhe und angehängter Barockfassade ist m.E. das Allerletzte, was diesem Ort gerecht werden würde. So eine Altstadt, zwischen den Blöcken des RF und der Karl Liebknecht Straße gelegen, wie kann man nur auf so was kommen ? Dann noch der Barockgarten auf der Fläche des MEF, nee,nee, das geht gar nicht.
Auch Straßenverschmählerung ist hier völlig unpassend. Berlin wächst und soll weiter gedeihen. Es gibt wieder mehr Autos und mehr Wirtschaftsverkehr. Die Straßen um den Alex herum müssen durchlassfähiger gestaltet und nicht zurückgebaut werden.Wenn man dort baut, dann kein Nikoleiviertel und keine Altstadt 2.0, sondern ein internationales Wohn und Geschäftszentrum. Glas, Beton und Stahl mit modernen Gebäudegrundrissen / Abmessungen. Und der alten Berliner Regel. Breite Straßen, weiter Himmel.
Die Botschaft, die eine Neugestaltung des Alexumfeldes in das Land und darüber hinaus senden muss, kann nur lauten, dass sich Berlin wieder auf dem Weg zu einer internationalen Metrolpole befindet. Mit einem weltstädtischem Zentrum, dass Berlin auch wieder ökonomisch attraktiv machen wird. Wir haben noch viel aufzuholen, zurück zugewinnen.
Berlin galt im 19.Jh. , wegen seines ungestümen Wachstums als Chicago Europas. Wir sollten jetzt nicht den Weg zu einem Veitshöchheim oder Worms des 21. Jahrundert ebnen. Wir leben im 21. Jahrhundert und so sollten wir auch bauen. Im Skyscrapercity Forum mit seiner starken internationalen Ausrichtung kann man genügend Beispiele anderer Metropolen mit deren Umgang im Zentrum heranziehen.