Zukunft des Rathausforums / Marx-Engels-Forums

  • Zum Thema Alteigentümer will ich einfach mal Konstantin zitieren:


    Bato, nicht schon wieder die Mär der Befriedigung von Alteigentümern. Die Verfahren und Ansprüche sind alle abgegolten oder anderweitig entschieden. Da wird nix mehr rückgängig gemacht, auch bei einer Rückumwandlung in Bauland. Auch die alten Parzellen werden nicht wieder gebildet - wenn Teil-wiederbebaut wird sicher in völlig neuer Parzellierung.

  • Ich habe daher den Eindruck, dass bei den Bebauungsbefürwortern mittlerweile ein ziemlicher Argumentationsnotstand herrscht, dass sie solche argumentativen Purzelbäume schlagen.


    Da Du aber allgemein kaum auf Argumente konkret eingehst, wenn es um sozialistische Strukturen und deren Beseitigung geht, kann man sich die Argumentationsarmut auch herausfiltern und das so sagen, wie Du es tust.


    Aber ob DAS nicht ebenfalls ein argumentativer Purzelbaum ist?

  • Im von Klarenbach verlinkten Artikel ist wieder mal vom "Bürgerforum" die Rede als das die Fläche vor dem Fernsehturm konzipiert wurde. Allein das ist doch aus heutigen Gesichtspunkten eine ziemlich ulkige Bezeichnung wenngleich der Hintergrund weniger lustig ist. Die DDR-"Insassen" könnte man eher sagen, waren doch keine Bürger. Zum Bürger gehören elementare Bürgerrechte. Die hat man den Menschen in der DDR, was hier hoffentlich unstrittig ist, konsequent verwehrt. Also im Endeffekt ein Bürgerforum ohne Bürger.

  • Völker, hört die Signale!

    Um es mal humorvoll zu sagen: Ich bin ausgesprochener DDR-Nostalgiker und natürlich dafür, daß das MEF historisch orientiert bebaut wird. Natürlich sowohl mit toller historisierender als auch mit schöner moderner Architektur.


    Es ist wohl in der Tat am besten, die beiden großartigen Denker des Kommunismus in das neue Forum zu integrieren. Alles andere ist wohl Humbug und wirkt unauthentisch. Die beiden müssen einfach auf einem neu gebildeten kleinen Plätzchen stehen oder in einem neu gebauten Gebäude als Reminiszenz.


    Daß das MEF bebaut werden wird, ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Unsere Diskussionen haben sowieso etwas Luxus- und theoretischen Charakter. Die Dinge müssen sich entwickeln und vor allem körperlich fühlbar sein. Das Schloß muß stehen, und auch andere Dinge müssen erst kommen. Man muß kein Prophet sein, um zur Schlußfolgerung zu gelangen, daß das Areal vom Bahnhof bis zum Schloß in den kommenden Jahrzehnten große Veränderungen erfahren wird.


    Das ist Schimmelpfenghaus reloaded. Die Leere auf dem Rathausforum ist schlicht öde. Das läßt sich doch nicht bestreiten. Es wird sich irgendwann eine gelungene Synthese herauskristallisieren: Die Weite bleibt erhalten, aber wird etwas ergänzt und urbanisiert.


    Da kann man hier theoretisieren, wie man will. Je weiter die Zeit fortschreitet, desto unangemessener und unpassender wird man das MEF empfinden.

  • Ich kann dem Echten Berliner nur zustimmen. Von A bis Z.


    @ Klarenbach: in Sachen Alteigentümer habe ich mich derweil von Juristen beraten lassen. Man kann ja immer klüger werder.

  • Ich erwähne die Grünflächen und Freiräume, weil das auch immer wieder als ein Argument gegen eine Bebauung aufkommt.


    Wie du richtig schreibst handelt es sich bei deinen Beispielen nicht wirklich um urbane öffentlich nutzbare Stadträume im Sinne eines Stadtplatzes. Diese für eine öffentliche Nutzbarkeit zum Teil suboptimalen bzw. temporären Freiräume sind im Begriff zu verschwinden und durch Bauten mit verschiedenen Nutzungsformen versiegelt zu werden. Das führt dazu, dass der städtische Raum um das RF herum mit mehr Leben gefüllt und beansprucht wird.
    Neben der wachsenden Zahl an Touristen werden sich damit zukünftig auch immer mehr Anwohner bzw. Angestellte auf dem Areal tümmeln. Das ist m.E. eine sehr erfreuliche Entwicklung führt sie doch dazu das Zentrum wieder mehr in den Mittelpunkt zu rücken und die noch lose zusammenhängenden Quartiere besser miteinander zu verknüpfen.


    In diesem sich entwickelnden Gebiet liegt das RF und kann als urbaner und halbwegs weitläufiger Stadtplatz mit gepflegter Grünanlage Aufenthaltsqualitäten bieten die es zu einem Ort des Verweilens, des öffentlichen Lebens macht (oder eben erhalten bleibt).
    Ich könnte mir z.B. zusätzlich noch punktuelle Flachbauten mit gastronomischer Nutzung visavis Rathausstraße vorstellen. Spontan fallen mir da als Beispiele die Pavillons auf der Frankfurter Zeil ein. Sie nehmen sich angenehm zurück, entfalten keinen städtebaulichen Einfluss, sorgen aber dennoch für eine Belebung.


    tel33
    Ich sehe ein zusammenhängendes Areal auf dem der Einfluss des Fernsehturms bis zum MEF, wenn nicht sogar bis zur Spree reicht. Das RF mitsamt Fernsehturm, Panoramabrunnenanlage und Neptunbrunnen (und eigentlich auch der Marienkirche) bildet hierbei ein Ensemble mit Sichtbeziehungen heraus die mich immer wieder beeindrucken und für mich ein wichtiges Puzzleteil im Berliner Stadtbild darstellen.


    Den wunderhübschen Würfel kann man insofern noch zugutehalten als das er den Fernsehturm-Vorplatz an der Gontardstraße mehr fasst. Mit der Bebauung links wie rechts wird sogar eine gewisse Symmetrie erreicht. Über die Architektur des Neubaus lässt sich natürlich streiten.
    Es bleibt zu hoffen, dass die Eckbrache an der K-L-S endlich bebaut wird.

  • Herrje. Zu was sich aufgeklärte Menschen in einem Architekturforum nicht manchmal versteigen. Alle Welt redet über demokratisierung von Stadtplanung und hier heisst's: ein bisschen Willkür ist nicht schlecht. Es war ja nicht aaalllles schlecht....


    Das ist es ja, was die Diskussion so ideologisch macht: es werden kaum mehr Sachargumente ausgetauscht sondern sondern mit'm Hammer druff gehauen.


    Eigentlich meinte meine Aussage, dass auch Entscheidungen, die willkürlich getroffen wurden nicht per se schlecht sein müssen. Das legitimiert nicht diese Willkürlichkeit, sondern manche Ergebnisse solcher Entscheidungen.


    Und ja: Diese "Demokratisierung" von Stadtplanung sehe ich in der Tat nicht nur positiv, ohne willkürliche städtebauliche Entscheidungen gut zu heißen.


  • bildet hierbei ein Ensemble mit Sichtbeziehungen heraus die mich immer wieder beeindrucken und für mich ein wichtiges Puzzleteil im Berliner Stadtbild darstellen.


    Sichtachsen bedingen im Allgemeinen begrenzende Linien und Orientierungspunkte, im Stadtraum meistens durch Straßen- und Gebäudefluchten realisiert. Ein große Freifläche mit Turm ist erstmal nichts dergleichen - interessant wird es doch erst aus einer Bebauungsituation heraus...

  • ^
    Es geht mir nicht um Sichtachsen im Allgemeinen sondern den Sichtbeziehungen durch die räumliche Anordnung der einzelnen Solitäre. Und hier werden m.M.n. sehr interessante Perspektiven geschaffen.

  • Das Innenstadtexperiment was grad in Frankfurt grad begangen wird finde ich einfach grossartig und frage mich ob das Marx-Engels-Forum samt Rathausplatz nicht der richtige Ort wäre dies auch mal in Berlin zu versuchen.


    Ein Teil der historische Mitte Frankfurts, die im Kriege fast vollständig zerstört wurde, wird zum Teil wieder aufgebaut. 35 Häuser sollen wieder aufgebaut werden, 15 Rekonstruktionen und 20 Neubauten.
    Ein wie ich finde vorbildlicher Vorgang, und ich fände es fabelhaft wenn, wie schon vorgeschlagen, einige wichtige Leitbauten der Berliner Altstadt rekonstruiert und schliesslich modern, mit viel Fingerspitzengefühlm, ergänzt werden könnten.


    Dies wäre vielleicht eine Antwort der vielen architektonischen Fragen, wie und wohin sich das moderne Berlin, die Weltstadt und ihre Innenstadt entwickeln soll.


    http://www.welt.de/finanzen/im…-wieder-neu-erfunden.html

  • Das ist die eigentliche Crux bei der nicht-modernistischen Gestaltung des Areals zwischen Schloß und Alex:
    Dort hat überwiegend häßlicher Schrott gestanden, der auch schon die Planer vor 100 Jahren genervt hat.
    ;)

  • Gestaltungsvorschlag

    Was haltet Ihr davon?



    (C) Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt


    Ich war gestern wieder am Ort, und mir erscheint es zwingend, die Ränder des Forums zu bebauen, so, daß eine stimmige Synthese aus Sozialismus und Historie entsteht.


    Ich kann mich regelrecht begeistern für diese Idee, da so die zu Recht eingeforderte Berücksichtigung der Dominanz des Fernsehturms und der Freifläche gewährleistet ist als auch sich das historische Berlin wieder erahnen läßt und so wieder ein Mehr an Identität vorhanden ist.


    Es ist ja völlig richtig, daß die als erhaltenswert erachtete sozialistische Identität nicht zerstört wird. Da gehe ich konform mit der Kritik an einer Brachialrekonstruktion.


    Die schlimmsten Ecken momentan sind die ausgedehnten Co2-reduzierenden Waldstücke an den Rändern des Forums. Ich jedenfalls wäre sehr glücklich, wenn der Neue Markt rekonstruiert und die Ecke wieder bebaut wird. Auf der Strecke zwischen Alea 101 und dem eingezeichneten Bau könnten u.U. auch noch mehr solitäre Bauten hingestellt werden. Ich finde, so wird erst recht der Fernsehturm gut in Szene gesetzt - und es findet eine tolle Synthese zum Alten Berlin statt.


    Das ist für mich sowieso der Punkt, worauf Berlin setzen sollte: Auf sinnvolle und kreative Synthesen der vielen Brüchen und historischen Schichten.


    (Die Zeichnung ist nicht exakt genau und das Kopierrecht liegt wohl bei mir und der Senatsverwaltung. :))


    PS: Das Rathaus ist im Moment ebenfalls eine Banalität - wie der Fernsehturm. Durch eine Einfassung wie auf dem Bild und durch die Wiederbebauung des Marx-Engels-Forums wäre es wieder ein richtiges Rathaus. Ich bin selbst ein bißchen überrascht, wie gut eigentlich meine Idee von der Reminiszenz des Marx-Engels-Denkmals im wiederbebauten Bereich ist. Denn eine Verlegung der beiden Typen bringt nichts. Das Denkmal ist so klein, daß es sehr gut auf einem neu geschaffenen Platz an exakt der Stelle, wo sie jetzt weilen, wieder hingesetzt werden kann (oder in einem Gebäude/Atrium oder so).


    Das ist es, was mir vorschwebt: Weg mit den Radikalinski-Lösungen. Bestmögliche Berücksichtigung des als wertvoll Eingestuften und Identitätsstiftenden. Kurzum ein versöhnlicher Städtebau, der nicht wieder neue Wunden und Entfremdungen produziert.

  • Mir ist nicht klar, warum:


    - Du die Spandauer Strasse weiterhin vierspurig lässt
    - Du den Neuen Markt bebauuen möchstest
    - Du lauter Würfel als Solitäre hinstellen willst


    Das ist doch kein "versöhnlicher Städtebau" sondern schierer Modernismus. Und er bildet nicht einen Raum oder Platz. Von "sinn- oder kreativen Synthesen" kann ich da nichts erkennen.

  • ich frag mich, was Du geraucht hast, "Echter Berliner" ;)
    Sätze wie "Das Rathaus ist im Moment ebenfalls eine Banalität - wie der Fernsehturm" oder "Ich bin selbst ein bißchen überrascht, wie gut eigentlich meine Idee von der Reminiszenz des Marx-Engels-Denkmals im wiederbebauten Bereich ist" in Kombination mit einer diletattantischen halbfertigen Skizze lassen mich jedenfalls vermuten, dass dieser Beitrag nicht ganz ernst gemeint ist und man sich deshalb auch nicht ernsthaft damit auseinandersetzen muss.

  • Ich würde mich über konstruktive Kritik freuen und nicht über abfällige und mißinterpretierende Kommentare. Ich habe mit meinen Mitteln versucht, etwas auszudrücken.

  • na, vielleicht versuchst Du´s ja nochmal mit anderen Mitteln oder Worten. Und mit einer Skizze, die alle Baumassen darstellt, die Du Dir vorstellst, also z.B. auch auf der Fläche rund um das Marx-Engels-Denkmal.


    Ich frag mich sowieso, was diese endlosen Diskussionen von abstrakten Ideen hier im Forum tatsächlich bewirken können. Ist hier im Forum überhaupt irgendein Entscheider vertreten, auf den man argumentativ einwirken kann, oder ist dies eine reine Scheindebatte von Aussenstehenden?

  • Ist hier im Forum überhaupt irgendein Entscheider vertreten, auf den man argumentativ einwirken kann, oder ist dies eine reine Scheindebatte von Aussenstehenden?


    Ich würde mal stark vermuten eher letzteres...
    Die wirklichen Entscheider (wobei selbst da nicht ganz klar ist wem diese Rolle eigentlich zufällt) haben wohl Besseres zu tun als die Debatten in irgendwelchen Laienarchitekturforen zu verfolgen; viel relevanter dürfte da wohl sein, welches professionelle "Netzwerk" seine Ideen welchen Entscheidern erfolgreich einzuflüstern in der Lage ist, und ob bzw. wie sich dieses Thema im Hinblick auf partei- oder senatsinterne Machtspiele für diese Entscheider zur Profilierung eignet und instrumentalisieren läßt.
    So läuft es in Berlin doch immer.

  • Ist hier im Forum überhaupt irgendein Entscheider vertreten, auf den man argumentativ einwirken kann, oder ist dies eine reine Scheindebatte von Aussenstehenden?


    Indirekt schon. Eine Bebauung des RFs kann im Prinzip ja eigentlich nur über die Politik in Gang gesetzt werden. Wenn nun eine Partei verspricht, hier einen Bebauung zu forcieren und ihr wählt sie, entscheidet ihr ergo mit.


    Dass es damit noch lange nicht getan ist und noch diverse andere Probleme vorher aus dem Weg geräumt werden müssten haben wir ja hier oft genug erläutert.