Zukunft des Rathausforums / Marx-Engels-Forums

  • Ganz Unrecht hat Arcadien nicht, würde ich sagen, was die Künstlichkeit angeht. Es kann sich schon ne ganze Weile ziehen, bis es "echt" ist. Beim Hack. Quartier kann man allerdings schon etwas erkennen, würde ich sagen. Ein paar halbwegs für den einen oder anderen interessante Geschäfte haben sich ja inzwischen angesiedelt. Aber zur Zeit auch noch die Tramhaltestelle der belebteste Ort.


    Und selbst wenn man sich in dem neuen Viertel etwas gehen ließe; als wäre die Spandauer Vorstadt/der Hackesche Markt nicht voller betrunkener Touris. Und hingepinkelt wird heute auf der Freifläche sicher mehr, als wenn da etwas stünde, s. Marienkirche. Zumal das nicht davon abhängt, ob alt oder neu.


    Aber wieso ist denn etwas neues "Disneyland"? Das war doch immer das Synonym von Rekos. Davon redet doch niemand. Und wie Konstantin schon sagte, ich sehe nichts negatives an Neuem, auch auf altem Boden/Grundriss. Am Potsdamer Platz hats doch eich geklappt und es wird angenommen, wenn auch "anders".

  • Man muss das ja nicht schön finden und wenn sich das Nikolaiviertel nicht im "kollektiven Gedächtis" von Arcadia befindet, macht das auch nichts. Aber es ist ein Zeichen für das Umsteueren im europäischen Städtebau. Zudem finde ich dass das Nikolaiviertel unterschätzt wird. Städtebaulich ist es intelligenter als jede Neuentwicklung der Nachwendezeit in Berlin, trotz architektonischen Schwächen.


    na da musst du ja der alten ddr-führung auf knien danken für das wegweisende umsteuern im europäischen städtebau. :D
    war das nicolaiviertel doch das lieblingsprojekt von erich honecker der es ostberlin 1987 zum 750ten schenkte.


    für mich ist es leider nur ein disneyland. ausser der kirche stimmt dort nicht sehr viel.
    aber ich gebe zu mit auswertigen freunden gehe ich mal gern dahin um zu zeigen wie schön und pittoresk es doch war in der guten alten zeit :-/

  • Reconquista Marienviertelensis

    Der Neptunbrunnen ist aber nicht 'sozialistische Geschichte', sondern allenfalls der hilflose Versuch, dem Ganzen einen irgendwie historischen Bezug zu verpassen. Er gehört spätestens mit dem Bau des Humboldtforums und der Wiederherstellung des Schlossplatzes dort einfach nicht hin.


    Frühestens.


    Die Verlegung des Brunnens ist sozialistische Geschichte. Ich bin auch kein Freund selbigen Städtebaus. Wie ihr wißt, vertrete ich einen pragmatischen, ganzheitlichen Umgang ohne ideologische Scheuklappen.


    Daß der Brunnen durchaus wieder zum Schloß kann, wenn es steht, habe ich ja in meinem Beitrag geschrieben (kannste ruhig noch mal lesen). Das werden wir dann sehen. Wer weiß?


    Eine Wiederbebauung des MV/Rathausforums kann funktionieren - oder nicht.


    Da helfen auch keine Vergleiche. Man kann es sogar deutlich besser machen als am Potsdamer Platz, indem man einzelne Leitgebäude rekonstruiert und dadurch mehr Authentizität und historische Legitimität kreiert. Das fehlt dem Potsdamer Platz, auch dem Nikolaiviertel.


    Das Entscheidende ist für mich die zeitliche und stadtentwicklungstechnische Dimension. Berlin baut sich selbst wieder auf. Im Moment ist der LP dranne und das Schloß. Das Viertel wird gut, wenn der allgemeine Wille dafür da ist. Wenn man sich wieder danach sehnt. Wenn man es tatsächlich vermißt.


    Und das dauert meiner Meinung nach noch ein bißchen. Das Schloß muß sich auch erst setzen. Die Dinge müssen ankommen. Das historische Gefühl wird auch durch den wiederhergestellten LP deutlich zunehmen.


    Das Marienviertel wird uns irgendwann völlig logisch erscheinen. Jetzt ist es auch für mich noch "unlogisch". Ich will einfach mal auch auf diese psychologische Dimension aufmerksam machen. Berlin wächst auch mit uns Berlinern.


    Die Rücheroberung Berlins folgt einfach logischen Schritten und im eigenen Tempo. Und, liebe Leute, Rückeroberung bedeutet keineswegs alles eins zu eins wiederaufzubauen.

  • ..Und wie Konstantin schon sagte, ich sehe nichts negatives an Neuem, auch auf altem Boden/Grundriss.


    Hmm, wirklich? Ich bin erstaunt.


    ...
    aber ich gebe zu mit auswertigen freunden gehe ich mal gern dahin um zu zeigen wie schön und pittoresk es doch war in der guten alten zeit :-/


    Einige wollten es sehen weil sie davon im Reiseführer gelesen hatten oder irgendwann davon gehört hatten. Sie fanden es dann aber öde. Ist wohl eher etwas für Touris im Rentenalter.


    Ich finde ja auch nicht dass man im Zentrum einer heutigen Millionenstadt nochmal die alte Kleinstadt von anno tobak nachempfinden muss.


    Wenn der Platz vor Rathaus und Fernsehturm bebaut wird werden auf jeden Fall viele Touristen dort entlang gehen weil es auf dem Laufweg von Unter den Linden zum Alexanderplatz liegt und sie so oder so dort vorbei kommen.

    2 Mal editiert, zuletzt von Chandler ()


  • für mich ist es leider nur ein disneyland. ausser der kirche stimmt dort nicht sehr viel.


    Und? Was in Berlin 'stimmt' denn überhaupt noch? Originalität kann in einer Stadt, deren Zentrum mehr oder minder ausgelöscht wurde, gar kein Maßstab sein.

  • Ich finde ja auch nicht dass man im Zentrum einer heutigen Millionenstadt nochmal die alte Kleinstadt von anno tobak nachempfinden muss.


    Deshalb sollte man sich damit ja auch Mühe geben und sie für herausragende Architektur reservieren - sowohl Rekonstruktion (ein Minimum) als auch atemberaubende Neuinterpretationen.


    Das Stadtgefühl wird sich sowieso noch erheblich ändern. Wartet mal, bis das Schloß fertig ist, der Leipziger Platz, die ersten Wolkenkuckuckskratzer am Alex. Vielleicht das MEF.


    Dann wird man möglicherweise gerade das Marienviertel erschließen wollen. Und sich eine Art Stadtjuwel erbauen, das einen gewissen Stolz ausdrückt.

  • Die Nutzung des Neptunbrunnens habe ich mir im letzten Sommer etwas genauer angeschaut. Und da habe ich die Erfahrung gemacht, dass der Neptunbrunnen sehr gut genutzt wird. Hier gibt es ein paar Fotos, die ich an einem ganz normalen Alltag gemacht habe.






    Ich denke, der Brunnen wird auch deshalb so gut genutzt, weil er sich auf einem Platz befindet, der Fußgängern vorbehalten ist.


    Die Alternative, die von einigen Diskutanten vorgeschlagen wird, sähe dagegen so aus:




    Der Neptunbrunnen würde dann zwischen Blechlawinen eingekeilt werden, er wäre umzingelt von Lärm und Abgasen. An diesem Standort würde der Brunnen mit Sicherheit nicht so gut nutzbar sein wie jetzt, weil sich niemand gern zwischen Autoströmen aufhält.


    Eine Versetzung des Neptunbrunnens hätte daher nur Nachteile. Sie würde unnötig viel Geld kosten und sie würde die Nutzbarkeit des Brunnens massiv verschlechtern.


    Alle Fotos: Klarenbach

    Einmal editiert, zuletzt von Klarenbach ()

  • Unsinn, Klarenbach. Der Neptunbrunnen kommt natürlich an seinen historischen Ort vor das Schloß und nicht auf die Straße, das ist doch klar. Und vor dem Portal II ist auch genaug Platz für die Fussgänger.


    Saniert werden muss der Brunnen eh' - die Technik ist aus den 50ern und muss erneuert werden.

  • Natürlich kommt er nicht auf die Straße aber trotzdem werden sich dort nie so viele Menschen aufhalten wie in unmittelbarer Nähe vom Fernsehturm und Rotem Rathaus....
    Keiner setzt sich an einen Brunnenrand der neben einer Hauptstraße steht...

  • Und wie wird der Neptunbrunnen im Winter genutzt oder wenn ansonsten keine Sonne scheint?


    Bei dessen alten Standort am Schloss (Humboldtforum) würde der Brunnen natürlich nicht in dieser Art "genutzt" wie jetzt: schießlich bietet das Humboldtforum genug andere Möglichkeiten seine Freizeit zu verbringen.


    Wie sähe eigentlich die Nutzung am aktuellen Brunnenstandort aus, wenn es dort eine Bebauung gäbe? Darüber kann man spekulieren. Genutzt wäre es doch aber auf jeden Fall, oder?

  • Die Nutzung des Neptunbrunnens habe ich mir im letzten Sommer etwas genauer angeschaut. Und da habe ich die Erfahrung gemacht, dass der Neptunbrunnen sehr gut genutzt wird.


    Aha. Wie sieht denn deiner Meinung nach die optimale 'Nutzung' eines denkmalgeschützten Brunnens aus? Tagtägliche Besteigung durch Heerscharen von Touristen? Insignien diverser Schülergenerationen in den Skulpturen? Dass dort im Sommer viele Menschen auflaufen, ist wahrlich keine bahnbrechende Erkenntnis. Man sollte es eher zum Anlass nehmen und das Ganze einem würdigeren, historisch richtigen Standort zuführen.

  • tel33


    was sollte man denn deiner meinung nach vor dem brunnen machen? ehrfürchtig auf den knien rutschen ? man sollte froh zu sein, dass ein brunnen so von den menschen angenommen wird. was willst du eigentlich? ein museum das man nicht anfassen darf oder eine belebte innenstadt?

  • Braucht man den Neptunbrunnen an dieser Stelle, damit die Passanten eine kurze Pause am kühlenden Nass einlegen können? Nein, das ginge auch mit einem anderen/neuen Brunnen an dieser Stelle, es geht ja nur ums planschen und "chillen". Braucht man den Neptunbrunnen vor dem Schloss, damit das Ensemble wieder stimmt? Ja! Eine Schale a la Pariser oder Schinkelplatz würden sicher auch passen. Aber erstens stellt sich die Frage, ob ein neuer Brunnen auf dem Schlossplatz auch wirklich so eine werden würde und zweites...Warum? Wir haben doch den Brunnen, der da hingehört. Und wer des Brunnens wegen zu ihm kommt, der kann es auch an seinem alten Standort.

  • Wenn ich den Plan sehe frage ich mich eher, ob er sich überhaupt in die aktuelle/neue Straßenführung einbauen ließe, ohne dass er auf ner Verkehrsinsel endet?

  • ... ist doch auch ganz schön was los, so vor 110 Jahren.


    Ja Wahnsinn, da steppt der Bär. Die Perspektive mit Blick auf diese triste T-Kreuzung ist nicht unbedingt das beste Motiv um für einen Umzug des Brunnens zu werben.

  • Nein, die Stadtplaung unter Frau Lüscher hat vor Beginn des Wettbewerbes eine Straßenführung bauen lassen, die mit dem Brunnen am historischen Ort nicht kompatibel ist. Es geht ihr ja um die Verhinderung der Rückkehr.


    Der Stau kommt daher, dass von der französischen Straße aus kommend nicht geradeaus gefahren werden darf. Ich fahre da - wie viele andere auch - trotzdem lang aber der Großteil der Autos hält sich an die Verkehrsregeln.


    Na, im Janaur sind wir klüger, dann wird der Freiflächenwettbewerb f+r den Schloßplatz entschieden un wahrscheinlich alles nochmal umgebaut. Wir hamms ja.


    Da ist rund um die Marienkirche genauso: erst für 6 Millionen bauen, dann Wettbewerb. Schilda läßt grüßen.
    Hier mehr vom EPD...


  • was sollte man denn deiner meinung nach vor dem brunnen machen? ehrfürchtig auf den knien rutschen ? man sollte froh zu sein, dass ein brunnen so von den menschen angenommen wird. was willst du eigentlich? ein museum das man nicht anfassen darf oder eine belebte innenstadt?


    Ja, vor einem historisch bedeutsamen Wahrzeichen erwarte ich in der Tat etwas mehr Ehrfurcht, als vor irgendeinem Kinder-Planschbecken. Das ist eine Frage der Kultur. Zumal in unmittelbarer Nähe mit den Wasserspielen am Fernsehturm der Spaßfraktion hinreichend Abwechslung geboten wird.
    Letztendlich ist aber die derzeitige Nutzung keine Frage des Standorts - auch am Schlossplatz kämen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit genügend Menschenmengen für das obligatorische Erinnerungsfoto zusammen.
    Die Standortfrage ist einfach nur ein Politikum. Ich bin der Überzeugung, dass man nicht der Argumentation jener folgen sollte, die seinerzeit mit der Vernichtung des Schlosses auch die Versetzung des Schlossbrunnens verantworteten.

  • tel33


    oh mondieu... in paris im historischen garten der tuilerien gibt es brunnen und große bassins, alles original barock, mann darf darin seine füße baden, man darf sich auf den rand setzen und kinder können sich kleine schiffchen ausleihen und sie über die bassins segeln lassen, nur in berlin soll man vor einem brünnlein ehrfürchtig im boden versinken? oh ja der kultur wegen, natürlich, das war ja ihre begründung. ich glaube wir haben eine grundverschiedene auffassung was lebensqualität angeht. merkwürdig immerhin sind sie 6 jahre jünger als ich. wann wird mann endlich verstehen, dass es um die schaffung von lebensqualität (kultur) geht und nicht um das durchsetzen eines politikums... ein bisschen laissez faire würde ihnen gut tun mein herr!

    2 Mal editiert, zuletzt von ARCADIEN ()

  • Brennt Paris?

    General von Choltitz sabotierte den ausdrücklichen Befehl Hitlers und übergab den Franzosen eine nahezu unzerstörte Hauptstadt.
    Das Schicksal Warschaus und Berlins blieb Paris erspart, obschon es durch Führerbefehl zu Schutt und Asche verurteilt war.


    Da kann man in der Seinemetropole schon mal großzügig sein und Kinder auf historischen Monumenten herum turnen lassen.
    Das, was in Berlin original noch älter als 70 Jahre ist, kann man hingegen an zwei Händen abzählen.
    Das ist wie bei Briefmarken: Wenn nur noch ein paar davon da sind, steigt der Wert ins Unermessliche.
    So gesehen ist der Begas´sche Brunnen ein Kronjuwel.
    Zu schade für Kinderbelustigung und Touristen Klamauk.