Zukunft des Rathausforums / Marx-Engels-Forums

  • Schon Goethe sagte im "Faust":
    "Und wenn ihr's nicht erspürt, ihr werdet's nicht erjagen".


    Argumente sind letztendlich nur so gut, wie sich der Andere darauf einläßt.


    Da müssen eben irgendwann Mehrheiten entscheiden, dafür gibt´s die demokratische Abstimmung!

  • Richtig - und wenn die Ergebnisse der demokratischen Abstimmung den Altstadtfreunden nicht passen, wird das Ergebnis wie üblich nicht anerkannt und diverse Verschwörungstheorien ausgeheckt, die wortreich zu begründen versuchen, wieso die angeblich offensichtliche Mehrheitsmeinung der Bevölkerung sich nicht in ebendiesem Ergebnis wiederspiegelte.


  • Zudem wird die Stadt vermutlich keine Einnahmen aus dem Verkauf der Grundstücke auf dem Rathausforum generieren. Es müssten wohl erstmal die Eigentumsfragen geklärt und Altansprüche beglichen werden bevor es hier losgehen kann.


    Desweiteren ist die derzeitige Reihenfolge der Planung:
    1. U5 fertig bauen
    2. Molkenmarkt nachverdichten
    3. erstmal schauen, was dann passiert.


    Wie bereits gesagt sollte auch erstmal die Entwicklung auf dem Marx-Engels-Forum abgewartet werden. Das Rathausforum wird wahrscheinlich erst in 20 Jahren wirklich in Angriff genommen werden.


    Richtig - und wenn die Ergebnisse der demokratischen Abstimmung den Altstadtfreunden nicht passen, wird das Ergebnis wie üblich nicht anerkannt und diverse Verschwörungstheorien ausgeheckt, die wortreich zu begründen versuchen, wieso die angeblich offensichtliche Mehrheitsmeinung der Bevölkerung sich nicht in ebendiesem Ergebnis wiederspiegelte.


    Bei welchem "Reko"-Projekt war denn dies der Fall?

  • Und vor allem: wärs im umgekehrten Fall anders? Seis nun eine Umgestaltung oder eine Bebauung, "Experten" und eine bestimmte Partei, die die Fläche als Symbol einer Illusion ansehen, würden sich wieder beschweren über Rückwärtsgewandheit, Kosten, Bedeutung usw. sodass es letztendlich wieder heißt "Vorerst auf in 100 Jahren verschoben". Und dann wurde Geld und Mühen für Nichts verplempert.

  • Bato, nicht schon wieder die Mär der Befriedigung von Alteigentümern. Die Verfahren und Ansprüche sind alle abgegolten oder anderweitig entschieden. Da wird nix mehr rückgängig gemacht, auch bei einer Rückumwandlung in Bauland. Auch die alten Parzellen werden nicht wieder gebildet - wenn Teil-wiederbebaut wird sicher in völlig neuer Parzellierung.


    Annelie Schön von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung sagte gestern auf einer Veranstaltung der Grünen, dass im kommenden Jahr (2013) eine Ausschreibung gestartet werde um ein Koordinatonsbüro zu finden, welches wiederum die jahrelangen Diskussionen in der Stadt um eine Wiederbebauung zusammenfassen soll und zum Schluß der Legislatur einen Konsensplan zur Umgestaltung des "großen Freiraum" vorlegen soll.


    Die Nachverdichtung der Molkenmarktes und der Breiten Straße muss wohl noch auf die Änderung der BaunutzungsVO drch den Deutschen Bundestag warten, dann geht alles aber wohl recht schnell.


    Beim Rathausforum geht es im übrigen ja nicht um "Reko" - das schlägt meines Wissens niemand vor, nicht Bernd Albers oder andere. Es geht um eine teilweisen Wiederbebauung des alten Stadtgrundrisses mit noch nicht näher bestimmter Architektur. Oder ist jemand eine Forderung nach Rekonstruktion eines bestimmten Gebäudes bekannt?

  • Aber Bato, deine Argumente sind für mich genauso wenig schlüssig und nachvollziehbar. Beispielsweise gehst du davon aus, dass die hier möglicherweise gebauten Wohnungen nichts für Normalverdiener sind. Möglicherweise hast du damit sogar Recht, aber davon auszugehen, dass das keine Entlastung für den Wohnungsmarkt hat, das finde ich nicht. Denn sollte es genügend Wohnungen im oberen Preissegment geben, nimmt das den Druck oder die Möglichkeit, bei Wohnungen in mittleren Lagen nahezu beliebig an der Preusschraube drehen zu können. Insofern sehe ich das nicht ganz so kategorisch.


    Zum zweiten hast du noch immer nicht deutlich gemacht, wie die Pflege der Anlage bezahlt werden soll. Augenscheinlich hat der Bezirk noch nicht mal das Geld, die bestehende Anlage zu unterhalten. Und mal ganz ehrlich: ich erhole mich nicht von einem Spaziergang auf einer Bank, auf der neben mir Pappteller, angebissene Burgerreste und Einwickelpapier raschelt und vor mir noch Sekt- und Bierpullen von der letzten Nacht stehen. Im Übrigen sehe ich auch nicht, dass sich das mit einer noch so tollen Grünanlage ändert. Ob nun Park oder undefinierte Freifläche, das halte ich an der Stelle für Wortklauberei und nicht dem eigentlichen Problem gerecht werdend.

  • ^diese 'Planung' hat aber auch schon einige Jährchen auf dem Buckel und ist noch dazu mit diversen Konjunktiven durchsetzt...

  • Die Seite scheint schon älter zu sein... Zitat: "Der Bebauungsplan 1-14 soll bis Ende 2011 festgesetzt werden. "


    Der Bplan 1-14 ist jedenfalls noch nicht festgesetzt, seit der öffentlichen Auslegung 2009 scheint sich da wenig getan zu haben.

  • ^
    Stimmt Ihr habt recht.


    Da kann ich mich nur wieder ärgern, wie unaktuell die Seite der Stadtentwicklung ist. Keine gute Arbeit sowas.

  • Argumente sind letztendlich nur so gut, wie sich der Andere darauf einläßt.


    :applause: Machst du das auch?


    @ Konstantin
    Mir war nicht bekannt, dass es seit der Diskussion auf den Seiten 14 - 15 dieses Threads irgendwelche Änderungen ergegeben hätte. Wenn dem tatsächlich so ist fänd ich das super. Bin mir da nur nicht so sicher.


    rallekoffskaja
    Ich gehe ja nicht davon aus, dass es überhaupt keine Entlastung für den Wohnungsmarkt geben, sondern, dass sie im Falle eines Friedrichswerder 2.0, nur homöopatisch ausfallen wird. Zudem wünsche ich mir für's MEF mehr großstädtischere Wohn- und Geschäftsbauten als es sie im Friedrichswerder gibt (auch wenn ich dieses für ein gelungenes Entwicklungsprojekt halte).
    Darüber hinaus halte ich es eigentlich für ein Widerspruch, wenn Politiker auf der einen Seite davon reden die historische Mitte sei eine Angelegenheit für alle Berliner und hinterher doch nur obere Einkommensklassen die Wohnungen beziehen können. Das könnte auf erheblichen politischen Gegenwind treffen.
    Das mit der Preisschraube sehe ich nicht so. Sicherlich wird irgendwann der Peak erreicht sein, an dem die Nachfrage nach teurem Wohnraum zurückgeht. Dass dann aber automatisch Investoren mittlere bis untere Einkommensschichten für sich entdecken und entsprechend Bauinvestitionen tätigen muss nicht zwangsläufig so kommen. Wenn die zu erwartenden Renditen im Berliner Immobilienmarkt nicht mehr den Ansprüchen der Investoren genügen kann das Geld genauso gut woanders (andere Städte, andere Länder) investiert werden. Wir leben in Zeiten eines weltweiten Kapitalmarktes. Aber vielleicht finden sich auch ein paar Baugruppen. Viele Initiativen suchen heute händeringend nach innenstädtischen Grundstücken.


    Was die Pflege angeht; die ist natürlich Sache des Bezirkes. Wer weiß, vielleicht wird irgendwann hierfür eine Extragebühr eingeführt. Vielleicht findet sich eine Bürgerinitiative die sich um das Gelände kümmert. Vielleicht kann sich die Stadt irgendwann nicht mal mehr den Unterhalt des Tiergartens leisten und muss ihre sämtlichen Liegenschaften veräußern. Fragen über Fragen.


    Und das was du über irgendwelche herumliegenden Abfälle schreibst hat m.E. mit der Grünanlage selbst nichts zu tun. Was kann die dafür wenn sich ihre Besucher nicht zu benehmen wissen? Wichtig ist nur, dass sie regelmäßig gepflegt und ggf. instand gesetzt wird.

  • Also von Friedrichswerder 2.0 hab ich nicht gesprochen, sondern von genereller Bebauung. Das bitte ich auseinander zu halten. Und Rekonstruktion des alten Stadtgrundrisses, auch davon nicht.


    Darüber hinaus ist vollkommen offen, dass das Areal bei Bebauung nur für Besserverdiener offen stehen muss. Zumal die Möglichkeit bestünde, städtische Wohnungsbaugesellschaften hier stärker in die Pflicht zu nehmen. Nicht zuletzt hat man inzwischen erkannt dass diese Gesellschaften ein Korrektiv für gewisse Fehlentwicklungen am Wohnungsmarkt sein können. Insofern böte sich hier eine gute Gelegenheit.


    Zur Thematik Homöopathie: sicher wird das allein den Wohnungsmarkt nicht ins Lot bringen. Aber wenn man an alle Projekte so heran ginge, weil alles angesichts der großen Aufgabe so sinnlos scheint, dann bräuchte man sich um den Wohnungsbau gar nicht mehr unterhalten. Denn Großareale wie Märkisches Viertel, Gropiusstadt oder Marzahn stehen heute nicht mehr so zahlreich zur Verfügung um das Problem Wohnungsknappheit wie in der Vergangenheit zu lösen.

  • @ Bato: die Restitutionsfrage scheint dich nach wie vor nicht zu überzeugen. Insofern bleibt Dir wohl nur den Fall der Fälle, nämlich die nichtparzellenscharfe Rückwidmung von Grünfläche in Bauland abzuwwarten und zu schauen ob irgendeiner der potentiellen Alteigentümer klagt und nachentschädigt wird. Alle anderen gehen davon aus, das die Restitutionsverfahren letztinstanzlich entschieden sind - oder müssen eben auch warten. Vor Gericht und auf hoher See...


    Zudem würde es mich interessieren, wass Du unter "großstädtischem Wohnungsbau" verstehst. Das ist ein ähnlich unbestimmter Begriff wie "zeitgenössiche Architektur". Man kann unter diesen Ausdrücken Alles und Nichts verstehen. Ist das neue Adlon von Patzsche "zeitgenössisch" oder nicht? Sind die 5-6-geschossigen Townhouses am Friedrichswerder "großstädtisch" oder nicht? Zum Schluß: ist das Berliner Schloß "großstädtisch"?

  • Billige Wohnungen in der Mitte einer europäischen Metropole? Das muss jemand subventionieren. Auf der ganzen Welt sind Wohnungen, Büros und Läden in der Regel in Innenstädten teuer und teurer als weiter draussen. Das muss so sein, weil der Raum begrenzt und die Vorzüge dieses begrenzten Raums ein geldwerter Vorteil sind (höhere Ladenumsatz, höhere Kundenfrequenz, schnellere Erreichbarkeit - von Oper bis Schuhgeschäft).


    Ich kenne keine Stadt ausser Berlin in der man die Vorstellung hat, dass in solchen Zonen günstiger Wohnraum entstehen soll. Kann man wollen, aber, wie gesagt, jemand muss es subventionieren. Im Zweifel eine städtische Wohnungsbaugesellschaft und damit am Ende der Steuerzahler. Ich halte das für einen falschen Weg. Denn statt ein paar Wohnungen in der Stadtmitte künstlich herunterzusubventionieren könnte man mit demselben Geld ein wenig weiter weg viel mehr Wohnungen bauen und viel mehr gegen die Wohnungsnot tun.


    Ich verstehe auch nicht die Debatte darum, ob teure Wohnungen den Markt entlasten oder nicht. Die Leute, die sich hier mit woanders verdientem Geld eine Zweit, Dritt oder Viert-Wohnung kaufen, kommen so oder so hierher. Und: Sie kommen auch so oder so zum Zug im Wohnungsmarkt. Entweder mit Wohnungen, die "extra" für sie gebaut wurden. Oder mit solchen, aus denen sie Istbewohner verdrängen. Was ist besser?


    Angesehen davon: "Günstiger" Wohnraum für 8,7 oder gar 6 Euro kann heute gar nicht mehr gebaut werden. Schallschutz, Brandschutz, Klimaschutz etc lassen "billig" schlicht nicht mehr zu. Nur in der Kuchen-Essen-Und-Behalten-Welt kann man Dreifachverglasung, Billigmiete und Bauplatzverknappung (-->Mauerpark etc) unter einen Hut bekommen.

  • rallekoffskaja
    In dem einen Beitrag schreibst du der Bezirk wäre nicht mal in der Lage Grünanlagenpflege zu betreiben, im nächsten siehst du die städtischen Wohnungsbaugesellschaften in der Pflicht Fehlentwicklungen zu korrigieren. Die Bezirke und das Land Berlin sind knapp bei Kasse (wer weiß ob nicht die ein oder andere Privatisierung noch ansteht). Ich bin bei dir was die Interventionen von öffentlicher Seite angeht, aber woher soll das Geld für so einen Aufwand letztlich kommen?


    Konstantin
    Sagen wir mal so; es würde mich nicht wundern wenn der ein oder andere vermeintliche Alteigentümer es nicht nochmal versuchen würde Ansprüche geltend zu machen. Ich hoffe nur, dass alle rechtlichen Fragen dann auch wirklich schon beantwortet sind.


    Ich schrieb nicht nur von großstädtischem Wohnungsbau sondern von Mischnutzung. Spontan fällt mir da als Beispiel das Hackesche Quartier (nur eben mit Wohnungen) ein.


    Oranien
    Nur weil woanders etwas anders läuft muss es nicht richtig sein.

  • Zudem wünsche ich mir für's MEF mehr großstädtischere Wohn- und Geschäftsbauten (...)


    Kann ich nicht lesen? Was ist denn "großstädtisch"? Das Hacksche Quartier "nur mit Wohnungen" ist doch Unsinn - das ist wie der Reichstag "nur mit Wohnungen"...

  • Kann ich nicht lesen? Was ist denn "großstädtisch"? Das Hacksche Quartier "nur mit Wohnungen" ist doch Unsinn - das ist wie der Reichstag "nur mit Wohnungen"...


    1. Ich schätze nein, du kannst lesen.
    2. Siehe mein Beispiel - für mich eine für Berlin großstädtische und urbane Lösung. Vielleicht hätte ich noch dazu schreiben sollen mit Wohnanteil.
    3. Nein, ist es nicht.


    tel33
    Hochbunkerarchitektur? Oh jemine :621:

  • ^Ach nein, also dann doch lieber Friedrichswerder 2.0...:D
    Überhaupt fände ich gesichtlose Hochbunkerarchitektur ala Hackesches Quartier an dieser Stelle völlig unangebracht. Irgendwie wünsche ich mir einfach einen akzeptablen Übergang vom Nikolaiviertel zur Karl-Liebknecht-Str und Marienkirche / Neuen Markt... Ich denke schon, dass man dies auch näherungsweise auf dem historischen Raster mit zeitgenössischer Architektur bewerkstelligen kann. Es müssen ja nicht immer 7 Etagen plus Staffelgeschosse sein.

  • Um die parteipolitische Ausgewogenheit zu wahren, will ich auch ein paar Eindrücke von der Veranstaltung der Heinrich-Böll-Stiftung zum Rathausforum am letzten Donnerstag beisteuern. Die Referenten des Abends waren der Bauhistoriker Benedikt Goebel, die Architektin Jana Richter, die Denkmalpflege-Professorin Gaby Dolff-Bonekämper von der TU Berlin, die Stadtplanerin Verena Pfeiffer von der Initiative Urbanophil und Annalie Schoen von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung.


    Benedikt Goebel stellte in seinem Vortrag eine Art Prioritätenplan für die Beschäftigung mit der Berliner Innenstadt vor. Demnach schlägt er folgende Reihenfolge vor:
    1. Umgestaltung der Breiten Straße
    2. Molkenmarkt
    3. Bereich Rochstraße
    4. Rathausforum
    Solch eine Prioritätensetzung wäre nötig, um die Kräfte dort konzentrieren zu können, wo aktuell Entscheidungen anstehen, und das wäre eben vor allem die Breite Straße und der Molkenmarkt. Die anderen Themen könnten dagegen noch warten.
    Weiterhin präsentierte er ein paar Fotomontagen mit Umgestaltungsvorschlägen, von denen mir nicht klar ist, ob sie ernst gemeint waren. Die Vorschläge waren die Umsetzung der Königskolonnaden aus dem Kleistpark an den Standort zwischen Cubix-Kino und Alea 101, die Umsetzung der Gerichtslaube aus dem Park von Babelsberg auf die Straßenkreuzung Rathausstraße / Spandauer Straße, dann die Wiederherstellung der Denkmäler von Luther und dem Großen Kurfürsten.


    Anschließend sprach Jana Richter, die im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung die touristische Nutzung des Rathausforums / Marx-Engels-Forums untersucht hatte. Sie stellte ihre Untersuchungsergebnisse vor. Demnach wäre dieser Raum durchaus ein touristischer Ort. Einerseits wäre er wichtig für das Image Berlins, andererseits hätte er auch drei ganz konkrete Funktionen. Er wäre 1. ein städtischer Durchgangsraum, 2. ein zentraler touristischer Ruhe- und Pausenraum und 3. eine städtische Grünfläche für Anwohner und Berliner. Dieser Raum würde durchaus intensiv genutzt und wäre keineswegs ein Leerraum.
    Gleichzeitig hätte der Raum aber auch Schwächen. Sie benannte Punkte wie:
    - unübersichtliche Wegeverbindungen, beispielsweise gäbe es keine klar definierte Wegeverbindung vom Domaquaree zur Poststraße im Nikolaiviertel
    - der Uferweg an der Spree ist nicht großzügig genug
    - schlechte Querungsmöglichkeiten der Spandauer Straße zwischen Neptunbrunnen und Marx-Engels-Denkmal
    - unübersichtliche Wegeführung im Bereich des Fernsehturm-Sockels
    Sie benannte drei Punkte für die Weiterentwicklung dieses Raums:
    1. Sichtbarmachung von Ausgrabungsergebnissen, z.B. durch archäologische Fenster
    2. Verbesserung der Wegebeziehungen
    3. Erhöhung der Aufenthaltsqualität
    Zum Schluss schlug sie einige konkrete Maßnahmen vor:
    - Schaffung eines übersichtlichen Verbindungsweges vom Domaquaree zur Poststraße
    - Schaffung einer Querung über die Spandauer Straße in Höhe des Neptunbrunnens
    - Aufwertung des Uferweges, Gestaltung des Uferweges als öffentliche Bühne
    - Erhöhung der Aufenthaltsqualität durch eine verbesserte Platzgestaltung


    Gaby Dolff-Bonekämper setzte sich in ihrem Vortrag zunächst einmal mit aktuellen Strategien der Konstruktion von Stadtidentität auseinander und ging dann konkret auf den Ort ein. Sie betonte, dass Identitäten immer Zuschreibungen sind, die willkürlich veränderbar und interessengeleitet sind. Als Beispiel für eine solche willkürliche Konstruktion benannte sie die Vorstellung, dass der Stadtgrundriss die Identität einer Stadt ausmachen würde. Diese Vorstellung wäre sehr fragwürdig, weil der Stadtgrundriss nichts über wichtige Dinge aussagen würde, die für die Qualität der Stadt essentiell sind, wie die Höhe der Gebäude, ihre Gestaltung und ihre Nutzung.
    Dann ging sie auf das Rathausforum ein. Dieser Ort wäre einerseits mittlerweile auch ein Stück historische Stadt, andererseits hätte er auch seine Qualitäten. Der Platz wäre bei gutem Wetter durchaus belebt. Auch die beiden Wohnscheiben an der Rathausstraße und Karl-Liebknecht-Straße wären der Größe des Platzes durchaus angemessen. Zudem wäre es ein großer Vorzug, dass dieses Gebiet ein nutzungsgemischtes Gebiet wäre. Hier würden viele Menschen wohnen, dies würde diesen Ort beispielsweise vom Ernst-Reuter-Platz unterscheiden. Vorschläge für eine Bebauung dieses Gebäudes mit kleineren Stadthäusern wären dagegen sehr problematisch, weil sie einerseits nicht den Proportionen der Bestandsgebäude entsprechen würden und weil sie andererseits auch Probleme bei der Nutzung aufwerfen würden.


    Der Vortrag von Verena Pfeiffer beschäftigte sich mit der Wahrnehmung des Rathausforums. Demnach würde die Debatte über diesen Raum nicht durch das bestimmt, was da ist, also die derzeitigen Gebäude und Freiflächengestaltung, sondern durch das, was nicht da ist, durch "das Abwesende", also die Stadt der Vorkriegszeit. Sie nannte diesen Zustand einen "Abwesenheitsdiskurs". Dabei käme es zur Idealisierung der Vergangenheit. Weil kaum einer die Stadt der Vorkriegszeit wirklich erlebt hat, bietet diese Stadt große Möglichkeiten zur Idealisierung, es entsteht eine Fantasiestadt, die oft mit der realen Stadt nur wenig zu tun hat. Vor dem Hintergrund dieser idealisierten Vorkriegsstadt wird nun die jetzige Situation bewertet, und in solch einer Konkurrenz ist ihre Negativwertung schon fast zwangsläufig.
    Im Gegensatz plädierte Verena Pfeiffer dafür, sich mit der vorhandenen Situation zu beschäftigen. Der derzeitige Stadtraum hätte durchaus Qualitäten. Sie belegte durch Fotos, dass er bei gutem Wetter durchaus rege genutzt wird. Dieser Ort wäre ein Ort der Freiheit, auf dem sich Menschen ohne Konsumzwang aufhalten könnten. Zudem betonte sie auch die Qualität der Gebäude. Der Fernsehturm mit seiner Fußbebauung würden ein interessantes Spiel zwischen Vertikale und Horizontale entfalten, die beiden Wohnscheiben würden eine intelligente Umsetzung der Ideen Le Corbusiers darstellen. Die Fassaden der Gebäude würden Bezüge zu Gebäuden der Nachbarschaft, wie zum Beispiel den Behrens-Bauten am Alexanderplatz, herstellen. Und zu alledem wäre dieses Areal auch bauhistorisch wichtig. Es wäre ein wichtiges Zeugnis des DDR-Städtebaus, das unbedingt erhalten werden sollte.


    Zum Schluss gab es einen Vortrag von Annelie Schoen. Sie verwies zunächst einmal auf die Plasnungsgeschichte und stellte fest, dass dieses Gebiet Teil eines Kompromisses zur Gestaltung der Berliner Innenstadt ist. Demnach ist vereinbart worden, das Friedrichswerder zu bebauen und im Gegenzug das Rathausforum / Marx-Engels-Forum freizuhalten.
    Anschließend berichtete sie von Aktivitäten der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung zu diesem Gebiet. Beispielsweise wurden Gutachten zur Nutzung des Gebietes erarbeitet. Im nächsten Jahr ist geplant, einen Auftrag für die Moderation von Beteiligungssprozessen zu diesem Gebiet auszuschreiben.


    Anschließend gab es noch eine Diskussion, die von der Fraktionsvorsitzenden von Bündnis 90/Die Grünen Antje Kapek moderiert wurde. Bei dieser wurden die unterschiedlichen Sichtweisen auf dieses Gebiet deutlich. Ursula Thierfelder, eine langjährige Stadtteilaktivistin aus der Spandauer Vorstadt, die zu DDR-Zeiten für den Erhalt von Altbauten gekämpft hatte, machte sich für eine Entwicklung des Gebietes zu einem "Central Park" stark. Die Kunsthistorikerin Ingrid Bartmann-Kompa wies darauf hin, dass das Rathausforum das Rote Rathaus überhaupt erst erlebbar gemacht hätte. Der Stadtforscher Helmut Maier wiederum beklagte, dass mit dem Bau des Rathausforum das dortige Privateigentum aufgehoben worden wäre. Der Stadtplaner Hildebrandt Machleidt vertrat die Ansicht, dass das Rathausforum eine Barriere zwischen dem Nordteil und dem Südteil des Stadtkerns bilden würde. Dem widersprach Gaby Dolff-Bonekämper: Die Barriere wäre ihrer Meinung nach der Autoverkehr auf der Grunerstraße, das Rathausforum könnte dagegen problemlos durchquert werden. Der Projektentwickler Willo Göpel forderte mehr Ausgrabungen, vor allem am Neuen Markt und am Molkenmarkt, ein anderer Besucher forderte, dass man sich besser mit den Zukunftsthemen, wie dem Flughafen Tempelhof, dem Flughafen Tegel oder dem Bereich Heidestraße als immer wieder mit diesem kleinen Bereich beschäftigen sollte. Ein Stadtführer berichtete, dass er seit einiger Zeit Führungen über das Rathausforum anbieten würde und dass diese bei Touristen auf reges Interesse stoßen würden.


    Einen wichtigen Hinweis gab ein Bezirksverordneter aus Mitte. Er wies darauf hin, dass derzeit rings um das Rathausforum / Marx-Engels-Forum viele Projekte mit einer sehr hohen Dichte geplant werden, die baurechtlich eigentlich nicht zulässig sind. Diese werden dann aber mit dem Hinweis genehmigt, dass es zum Ausgleich am Rathausforum / Marx-Engels-Forum die nötigen Freiflächen gäbe. Daher wäre eine Bebauung dieser Freiflächen schon aus baurechtlichen Fragen überhaupt nicht möglich.


    Alles in allem war die Veranstaltung sehr interessant, und im Gegensatz zu der CDU-Veranstaltung zwei Tage zuvor wurde auch sachlich und zivilisiert diskutiert. Positiv fand ich auch, dass über ganz konkrete Defizite und Veränderungsmöglichkeiten diskutiert wurde. Gerade die Vorträge von Jana Richter und Verena Pfeiffer boten konkrete Ansatzpunkte für weiterführende Schritte. Daher bin ich ganz optimistisch, dass diese Debatte in konstruktive Bahnen gelenkt werden kann.