Zukunft des Rathausforums / Marx-Engels-Forums

  • ReinhardR ist eher einer der User die, wenn es denn mögliche wäre, sich ohne Weiteres sofort für eine Reko der historischen Mitte aussprechen würden.

    Stimmt insofern, dass ich früher dieser Meinung war. Heute sollte es heißen:
    "...einer der User die ... sich für eine lediglich partielle Reko der historischen Mitte aussprechen würden."
    Ich bitte, diesen Fortschritt zu würdigen! ;)
    Dein 2. Entwurf, Bato, gefällt mir.
    Ich würde nur eine breitere Ausbildung der Burgstraßen-Promenade entlang der Spree befürworten.

  • Sehr schön, Bato! Vor allem der überarbeitete Entwurf. Stimme Reinhard zu, die Promenade könnte etwas breiter ausfallen, aber ist ja auch nur erstmal eine Skizze.

  • Ich finde, dass die Mechanismen eines barocken Städtebaus für dieses Areal der falsche Ansatz ist. Man bewegt sich hier nicht in einer Stadterweiterung sondern bei einer Wiederbebauung einer alten Stadt. Schnurgerade Achsen über mehr als 100 Meter - das ist für den Ort unpassend.


    Die Kopie der Stahn'schen Rathausturmsichtachse wurde ich mir verkneifen. Das Orginal ist besser; da ist es eine Doppel-Sichtachse.


    Also aus meiner Sicht: kleinteiliger, schiefer, krummer ... Und noch an ein paar alte Bekannte denken: Hotel König v. Portugal (Burgstrasse 12), Palais Grumbkow (Rathausstrasse), ME-Denkmal, Neidkopf-Haus aus der Heliggeiststrasse u. v. a. m.

  • ReinhardR, Richard Neutra
    Ist kein Problem, da hab ich etwas ungenau gearbeitet. Bei Gelegenheit werd ich das nochmal anpassen.


    Konstantin
    Ich habe diesen Stadtgrundriss gewählt um dem neuen Viertel einen zentralen Platz mit hoher Aufenthaltsqualität zu geben, mit kleinen Cafés, Restaurants und Geschäften. In meinem Entwurf ist dieser nur wage angedeutet. Bäume, Bänke und sonstiges kann man sich dazudenken. 4 vom zentralen Platz wegführende Radialstraßen halte ich hierbei für ausreichend. In zweien habe ich eine mögliche Begrünung mit Pflanzen und Bäumen schon angedeutet, auch bei den anderen 2 kann das umgesetzt werden, so dass das Ganze als verkehrsberuhigte Zone bzw. Fußgängerzone funktioniert.
    Gegenüber der historischen Vorkriegsbebauung finde ich die Einteilung in 5 Baukörper einen deutlichen Fortschritt. Bei ersterer gab es auf dem heutigen MEF sogar nur 3 engbebaute Blöcke.
    Bei allen Blöcken stelle ich mir eine parzellierte/kleinteilige Bebauung vor.


    Und noch an ein paar alte Bekannte denken: Hotel König v. Portugal (Burgstrasse 12), Palais Grumbkow (Rathausstrasse), ME-Denkmal, Neidkopf-Haus aus der Heliggeiststrasse u. v. a. m.


    Es könnte sein, dass das Marx-Engels-Denkmal bald aus der Mitte verschwindet. Ginge es nach Minister Ramsauer könne man das Denkmal nach Friedrichsfelde verfrachten. Die anderen genannten Bauten würde ich für die Bebauung des MEFs nicht weiter beachten, wozu auch?


  • Hobbyist
    Danke für deinen Beitrag.
    Den heutigen Standort des Neptunbrunnens finde ich eigentlich gar nicht so schlecht. Er bekommt so viel mehr Aufmerksamkeit und passt m.E. sehr gut in das Rathausforum rein da er einen rechtwinkligen Schnittpunkt mit Fernsehturm und Rathaus bildet. Neben dem Schloss ginge er vermutlich unter und würde nur noch ein Schattendasein fristen.
    Dein Entwurf für das Rathausforum erscheint mir persönlich zu fragmentiert. Die Baukörper fassen zwar einige Plätze aber das Gesamtbild leidet darunter. Die Marienkirche wird wieder viel zu dicht zugebaut, aus dem Fokus des Rathausforums und an die K-L-S gedrängt.


    Ich habe den Platz um den Neptunbrunnen deswegen auch erhalten, leider hatte ich keine 3D-Version vom Brunnen davon, deswegen ist er auch nicht auf der Graphik mit drauf.


    Die Marienkirche hatte ich absichtlich vom Fernsehturm abgeschottet, weil ich mir dachte, daß ein eigenes Viertel dieser etwas mehr einen eigenen Fokus geben könnte. Wie ich bereits erwähnte ist es aber schwieriger da was zu bauen, so lange der Sockel des Fernsehturms so wie heute vorhanden ist. Aus diesem Grund wäre eine Bebauung zwischen Karl-Liebknecht und Rathauspassage am entferntesten in die Zukunft zu verlegen.


    Hier mal noch ein etwas modifizierter Entwurf. Ich hab das Schloss mit eingefügt und die Grundrisse wurden etwas kantiger.


    http://desmond.imageshack.us/H…fvorschlag.jpg&res=medium
    (C) GoogleMaps | Bearbeitung ich


    Im Grunde genommen kann ich mir in der Mitte des neuen MEFs einen kleinen städtischen Platz ganz gut vorstellen (in etwa fast genauso wie Hobbyist in einem älteren Entwurf).


    Im Grund sind wir, was das Marx-Engels-Forum betrifft auf einer Wellenlänge, Bato. Das freut mich :) Wenn ich Zeit finde, werde ich Deinen Entwurf mal in google-Sketch visualisieren, wenn Du nichts dagegen hast.


    Und gerade weil die Bebauung des M-E-Forums "einfacher" geht, sollte man dies auch zuerst in Angriff nehmen.


    Bei dem Areal direkt vor dem Rathaus würde ich auch erstmal die Wiederrichtung des Luther-Denkmals abwarten (irgendjemand schrieb hier, daß dies wohl gerade angestrebt wird. Wer weiß mehr dazu?), damit man eher eine Vorstellung hat, was man noch draus machen könnte. Das halte ich manchmal für einfacher, als ein Viertel aus der Leere komplett neu zu entwerfen.


    Baukunst: Danke für das Lob. (ebenso Dank an die User, die mich anonym positiv bewertet haben :) )


    Achja, sorry, falls ich zuviel zitiert habe. Ich hoffe die Übersichtlichkeit leidet nicht allzu sehr darunter.

  • Also ich finde, dass man mit dem vorhandenen Mobiliar aus unterschiedlichen Zeiten (Marx-Engels, Magistratsbusen etc.) durchaus klar kommen kann. Die unterschiedlichen Zeiten muss man nur städtebaulich neu stellen. Nur den Schloßbrunnen sähe ich lieben an seinem alten Ort, aber meinethalben kann er auch funktionell Rathausplatzbrunnen bleiben.


    Meine Kritik, Bato, bezog sich auf den von Dir gewählten städtebaulichen Ansatz. Barocke Großachsen mit Fernbeziehungen eignen sich für Schlösser oder Stadterweiterungen, nicht für Reparaturen im Stadtzentrum. Hier braucht's keine ellenlangen, ablinierten Sichtachsen; es gilt innerstädtischen Städtebau zu betreiben.


    Nach Camillo Sitte ist der innenstädtische Platz eine Fortentwicklung des Atriums eines Wohnhauses: deshalb ist seine Fassung als Raum so wichtig. Entscheidend ist hierbei, dass man - wie bei einem vornehmen Zimmer - eben nicht vom Platz direkt in die angrenzenden Strassen schauen kann (das wirkt bestenfalls so, als wenn man die Türen offen stehen lässt) sondern diese auf unterschiedlichste Art versetzt abzweigen, damit die Platzwände keine "optischen Lücken" haben. Am Neuen Markt war dies so, heute gibt es einen solchen Effekt nur noch am Walter-Benjamin-Platz: der Raum wirkt geschlossen und deshalb innerstädtisch-wohnlich.


    Die heute so verbreitet eher neo-barocke Städtebauart ist zwar repräsentativ aber nur in Ausnahmefällen von hoher Verweilqualität. Ein Beispiel einer mangelnden Fassung des Platzes ist der Leipziger Platz: Die B2 zerschneidet den Platz und auch optisch kommt kein Ganzes bei heraus, deshalb hatte KF Schinkel mit den Torhäusern versucht dem Platz nach Westen eine Platzwand zu geben. Leider hat das keiner so richtig verstanden; heute stehen dort zwei Fahrstuhlüberfahrten.


    Am ehesten bemerkt man die Aufenthaltsqualität eines Platzes durch Geschlossenheit (trotz teils mediokrer Architektur) am Pariser Platz.


    Also: probier's doch mal mit einem (oder mehreren) wirklich gefassten Platz(-ätzen) und/oder unregelmäßigem Strassengefüge. Da kommst Du der Faszination Innenstadt näher...


    Edit 25.2.2012 kompakt mit Zeichnungen hier.

  • ^
    Konstantin: ich finde Deine Einwände nachvollziehbar und nachdenkenswert. Bezogen auf das Marx-Engels-Forum wäre dann entweder das Weglassen der Achse Spree->Spandauer oder eine Versetzung des Platzes auf Batos Skizze, so daß die beiden Achsen nicht genau durch den Platz gehen, sondern ihn tangieren, eine Lösung in Deinem Sinne?

  • Die Mischung macht's

    Wenn man die Möglichkeit hat die Gebäude mit aktueller Technologie nach aktuellen Anforderungen und eigenen ästhetischen Vorstellungen zu gestalten. Und man dann diese Möglichkeiten einfach verschenkt und man keine eigene Idee entwickelt sondern einfach sagt "mir fällt ja doch nichts Besseres ein" also baue ich einfach nochmal das Gleiche was da vor 100 Jahren mal stand. Dann ist das in meinen Augen eine sehr traurige Entwicklung.


    Man kann sich natürlich stilistisch an bestehenden und vergangenen Gebäuden die einem gut gefallen orientieren und man kann auch scheitern bei dem Versuch ein besonders schönes und zugleich praktisches und kostengünstiges usw. Gebäude zu errichten. Aber es erst gar nicht zu versuchen ist doch arg mutlos. Dann soll man es halt jemand anderes machen lassen der mehr Talent und Selbstvertrauen hat.


    Diese Argumentationen sind immer wieder beliebig.


    Da sie immer wieder vorkommen, möchte ich hier mal mein Statement abgeben.


    Man kann mit der gleichen Emphase behaupten, daß Rekonstruktionen und Historisierungen sehr erfreulich und mutig sind. In Berlin sind sie dies tatsächlich. Und zwar deshalb, weil die historische Stadt in großem Ausmaß zerstört ist.


    Die Argumentation für oder gegen Rekonstruktionen hängt zum großen Teil vom allgemeinen Zustand der Stadt ab.


    In Berlin ist es in höchstem Maße geboten, historische Bezüge herzustellen.


    Man sollte doch mit solch beliebigen Etiketten wie "mutlos" oder "traurige Entwicklung" aufhören und stattdessen seine eigenen ästhetischen Vorlieben - ob nun modern oder historisch - vertreten.


    Ich finde in Berlin gerade ein Nebeneinander und Miteinander von Modern und Historisch reizvoll. Meiner Meinung nach ist unbestreitbar, daß Berlin ein Defizit an historischer Identität und Verwurzelung hat. Und dieses Bewußtsein wird erst recht mit dem Schloßbau verstärkt einsetzen. Ich erhoffe mir davon eine weitere Bewußtseinsentwicklung hinsichtlich des Verlorenen und der eigentlichen Identität Berlins. Diese Identität gilt es geschickt und kreativ wiederherzustellen.


    Diese historische Bewußtwerdung wird meines Erachtens in ein paar Jahrzehnten noch viel stärker sein und richtig an Fahrt gewinnen. Dann wird man auch weniger Hemmungen haben und die DDR-Architektur leichter über Bord werfen.


    Ich glaube, vielen geht noch das Bewußtsein dafür ab, was eigentlich alles Elementares von Berlin zerstört wurde. Da ist es zynisch, einfach zu sagen: Ja das ist halt weg und es ist unhistorisch, das wiederaufzubauen. Das ist genauso pauschal und platt wie ein stupider Historismus.


    PS: Falls sich jetzt endlose Architekturdebatten entspannen, sollten wir die in der Lounge weiterführen.

  • Hi,


    ich schließe mich mal meinem Vorredner an. Und nur um es nochmal zu veranschaulichen, was in Berlin verloren ging: zwei etwa gleiche Ansichten des Lustgarten-Areals



    Quelle: http://www.stadtentwicklung.berlin.de



    Quelle: http://www.luftaufnahmen-deutschland.de © Berlin Partner/FTB-Werbefotografie


    Ich denke, wenn man hier über sinnvolle Rekonstruktionen in Berlin diskutieren möchte, muss man sich vergegenwärtigen, dass es Berlin in diesem Sinne nicht mehr gibt. Denn die eigentliche Stadt - also der Teil östlich des Schlosses - existiert nach der architektonischen Umgestaltung der DDR nicht mehr. Es ist irrsinnig zu glauben, man könne solch eine verlorene Struktur, welche über Jahrhunderte gewachsen war und in wenigen Jahren völlig zerstört wurde, von heute auf morgen wieder erstehen lassen. Um diesen Prozess anzustoßen, braucht es meiner Meinung nach wenigstens Orientierungspunkte und Leitbilder. Und das Schloss ist definitiv ein solcher Orientierungspunkt. Egal ob man nun Berliner ist, oder nicht; man sollte dieser Stadt doch zugestehen, ihre historische Mitte wieder zu finden, wie auch immer sie das gestalten möchte. Im Hinblick von Rekonstruktionen auf Einfallslosigkeit und Mutlosigkeit zu verweisen halte ich für eine Anmaßung. Einfallslos ist sie nicht, da es nicht um ein einzelnen Gebäude, sondern um die Reparatur eines ganzen Stadtraumes geht, einen Prozess, den eine Rekonstruktion durchaus beflügeln kann. Und angesichts vergangener und aktueller Debatten voller Kritik halte ich den Entschluss zu einer Rekonstruktion auch in keinster Weise für mutlos, zeugt er doch vielmehr von unglaublichem Mut, der zumindest etwas Bewunderung verdient - wenn vielleicht auch nur meine.


    Die Musterfassade sieht schon zauberhaft aus!


    Grüße!

  • Ich möchte angesichts der Äußerungen meiner Vorredner an dieser Stelle noch einmal auf das östliche Umfeld des Schlosses eingehen.
    Auch ich bedaure den großen Verlust der historischen Bausubstanz durch den Zweiten Weltkrieg, doch eine Wiederherstellung der "Historischen Mitte" halte ich aus heutiger Sicht alles andere als notwendig.
    1. existiert am Rathausforum ein intaktes städtebauliches Ensemble. Vielen mag die Architektur nicht gefallen, doch Fakt ist, dass dieser Ort von den Menschen angenommen wird und funktioniert (und inzwischen selbst historisch ist). Was will man denn hier "reparieren"? Wenn man hier anfängt, mittelalterliche Strukturen wiederherszustellen, ZERSTÖRT man das heutige Stadtgefüge. Das sollte jedem klar sein. Dringenden Handlungsbedarf sehe ich übrigens stattdessen am Hauptbahnhof oder am Ostbahnhof. Hier sollte man die Kräfte konzentrieren und etwas zukunftstaugliches schaffen! (danach sieht es nämlich gerade nicht aus...)
    2. war die "Historische Mitte" östlich des Schlosses kunstgeschichtlich und städtebaulich gesehen kein herausragender Ort wie z.B. der Dresdner Neumarkt oder der Alte Markt in Potsdam. Ich wüsste daher nicht, was eine Rekonstruktion rechtfertigt. Kleine Gassen und schmale Häuser (wenn dies bei einer Bebauuung überhaupt jemals realisiert werden sollte) gibt es im Nikolaiviertel und in der Spandauer Vorstadt bis heute zu sehen.
    3. verlor die "Historische Mitte" spätestens seit Regierungsantritt Friedrich I. ihre stadtgesellschaftliche Bedeutung. Anders als beispielsweise der von mittelalterlichen Fachwerkhäusern umstandene Krönungsweg in Frankfurt, der bis zu seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg ein wichtiger Identifikationsort der Frankfurter Bürger war, verlor das mittelalterliche Berlin mit dem Bau der Friedrichstadt seine zentrale Rolle. Um auf sempers Formulierung einzugehen: Die EIGENTLICHE Stadt befand sicht seitdem WESTLICH des Schlosses. Zu gesellschaftlich verankerten Identifikationspunkten der Stadt entwickelten sich in der Folgezeit Orte wie der Lustgarten, die Straße Unter den Linden oder der Gendarmenmarkt. DAS waren und sind bis heute doch die Orte, die Berlin ausmachen. Von den schiefen Häusern und kopfsteingepflasterten Straßen an der Marienkirche redete schon seit dem 18. Jahrhundert niemand mehr. Mir kommt es so vor, als wird diesen heute eine Bedeutung zugesprochen, die sie im Stadtgedächtnis nie hatten.


    Zu dem Thema der Umgestaltungsvorschläge des Rathausforums gab es übrigens vor kurzem ein lesenswertes Interview in der taz: http://www.taz.de/!90459/


    (es ging jetzt vor allem um die Zukunft des Rathausforums. Mein Beitrag kann auch gerne in die entsprechende Kategorie verschoben werden)


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  • ^Sehe ich auch so.Ich weiss auch nicht,was an oberen Foto so beeindruckend sein soll,dass es wiederentstehen sollte.
    Wir leben heute in einer anderen Zeit,auch unsere Architektur und der Städtebau sollte dem Rechnung tragen.So eine Steinwüste,enge Strassen oder Gassen halte ich für die Mitte der Stadt für völlig unpassend.Und wie bereits durch Japher geschrieben.Die östlich des Schlosses gelegenen Strassenzüge haben schon im 19.Jh.ihre Funktion als Stadtmittelpunkt und Flanierzentrum verloren.


    Erst durch den Nachkriegsaufbau mit seinen grossen Gesten,grosszügigen Freiflächen und breiten Strassen wurde der Charakter als Mittelpunkt einer grossen Stadt wiederbelebt.Wenn auch unter dem Vorzeichen einer durch mangelnde ökonomische Verhältnisse stark eingeschränkten Formensprache.


    Eine nachträgliche Historisierung der Bebauung würde IMHO geradezu grotesk wirken.

  • 1. existiert am Rathausforum ein intaktes städtebauliches Ensemble. Vielen mag die Architektur nicht gefallen, doch Fakt ist, dass dieser Ort von den Menschen angenommen wird und funktioniert (und inzwischen selbst historisch ist). Was will man denn hier "reparieren"? Wenn man hier anfängt, mittelalterliche Strukturen wiederherszustellen, ZERSTÖRT man das heutige Stadtgefüge.


    Natürlich wird es angenommen, das ist aufgrund der Lage zwangsläufig so oder sollen die Menschen einen Bogen drum machen? Das MEF und das Rathausforum sind städtebaulich verschenkter Platz.
    Wenn man die Möglichkeiten hat hier etwas zu verbessern dann sollte man sie nutzen. Im übrigen ist es auch heute wieder zeitgemäß urbane Räume zu schaffen die nicht von riesigen Freiflächen sondern von den Beziehungen der Gebäude zueinander leben. Es geht hier selbstverständlich nicht um existenzielle Probleme sondern um stadtästetische Fragen die man durchaus als Luxus bezeichnen kann. "Es funktioniert" - der Trabi hat auch funktioniert und trotzdem möchte damit heut kaum einer mehr fahren.


    Kleist hat richtig festgestellt, dass wir in eine anderen Zeit leben, auch nicht mehr im Sozialismus. Wenn Stadtplaner engere Straßen und dichtere Bebauung nun wieder entdecken (New Urbanism), ist das dann nicht zeitgemäß?


    Erst durch den Nachkriegsaufbau mit seinen grossen Gesten,grosszügigen Freiflächen und breiten Strassen wurde der Charakter als Mittelpunkt einer grossen Stadt wiederbelebt.Wenn auch unter dem Vorzeichen einer durch mangelnde ökonomische Verhältnisse stark eingeschränkten Formensprache.


    Das hat nix mit einem anderen Aufbau zu tun sondern schlicht damit, dass der andere Teil der Stadt unzugänglich war. Eine Planung dem Ort als Stadtmitte gerecht zu werden hat es doch in der Zone nie gegeben. Die Stalin respektive Karl-Marx Allee wurde ebenfalls großräumig ausgebaut.

  • ^^
    Also das Areal hinter dem Dom Richtung Nationalgalerie könnte man auch ruhig rekonstruieren. Mn schaue sich doch mal den Vergleich in Beitrag 1324.


    Das ist doch heute nicht mehr als eine wilde Wiese, die vielleicht ein- zweimal im Jahr gepflegt wird. Bei der Pflege von Grünanlagen können sich die Verantwortlichen heutzutage eh mal schämen, wie das meiste einfach so vor sich hin vegetiert gelassen wird.

  • Saxonia: Im von mir verlinkten taz-Artikel wird sehr gut dargelegt, dass auch Freiräume urban sein können und auf mich wirkt dieser Ort sehr großstädtisch, gerade wegen der Großzügigkeit. Wenn die Sonne scheint, sind die Bänke am Neptunbrunnen oder den Wasseraskaden östlich des Fernsehturms voll. Die Leute lassen sich hier offensichtlich NIEDER (übrigens anders als direkt am Alexanderplatz, der trotz seiner zum Teil zeitgenössischen Bebauung bisher keine Verweilqualitäten entfalten konnte, hier rennen die Leute tatsächlich nur drüber).
    Mir kommt es so vor als geht es den meisten, welche die Wiederherstellung der "Historischen Mitte" fordern, rein aus ideologischen Gründe in erster Linie um die vollständige Beseitigung des DDR-Bauerbes. Eine "neutrale" Beurteilung findet hier nicht stattl


    Hobbyist: Ist die die fehlender Pflege der Grünräume nicht das eigentliche Problem? Vor allem das Marx-Engels-Forum leidet darunter. Würde man diese verbessern, wäre hier noch viel mehr los.




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    2 Mal editiert, zuletzt von Japher ()

  • Mir kommt es so vor als geht es den meisten, welche die Wiederherstellung der "Historischen Mitte" fordern, rein aus ideologischen Gründe in erster Linie um die vollständige Beseitigung des DDR-Bauerbes.


    Ach Japher ich glaube, da kann ich Dich beruhigen. Es entzieht sich jedenfalls nahezu meiner Vorstellungskraft, dass eine Schlosssprengung aus anderen als ideologischen Gründen durchgeführt wird. Bei der Beseitigung von Plattenbauten und Stadtwüste braucht man aber wirklich keine ideologischen Gründe. An eine Rekonstruktion glaube ich nicht, ich habe auch Zweifel, dass es gut wird, wenn Berlin es jetzt angeht; aber das die DDR-Getstaltung vor dem Rathaus keinen Bestand haben wird, halte ich für absolut sicher. Man kann schreien und heulen, aber dieses Areal wird so nicht bleiben.


    Wenn ich gelegentlich einen interesannten und ansprechenden Bau aus der DDR-Zeit finde (und es gibt ja durchaus welche), dann freue ich mich wirklich. Aber die Platten neben und gegenüber dem Roten Rathaus sind furchtbar hässlich. Der Brunnen und die Marienkirche wirken dort wie fehl am Platze und das Marx-Engels Denkmal hat aus meiner Sicht den Charakter einer lächerlichen, anachronistischen Karikatur. Dabei würde ich mich wehement für den genauen Erhalt der Karl-Marx-Allee inklusive ihres Namens aussprechen.


    Hab mir mal erlaubt ab Beitrag 648 aus dem Stadtschloss-Thread hierher zu verschieben.
    Bato

  • @ japher: du hast vollkommen recht. das leben, das sich östlich vom alex bei den wasserkaskaden mittlerweile entwickelt hat, ist beeindruckend. hier hat sich überraschend ein vibrierender treffpunkt der jugend entwickelt, auch dank der umgestaltung der fläche rund um den alex, die übrigens ästhetisch eine erhebliche aufwertung darzustellen verspricht. hier erstrahlt die architektonische moderne (wieder?) zu einem seltenen glanz.

  • Das taz Interview habe ich mir natürlich durchgelesen. Ich halte es aber bis auf die Aussage alles so zu belassen wie es jetzt ist für ein Armutzeugnis. Da Zitate hier leider nicht erlaubt sind will ich es mit eigenen Worten erklären.


    Sie spricht von der Rolle der "Abwesenheit in der Stadtplanung". Dabei verweist sie auf ein "schönes zufälliges Ergebnis" als ein Paar aus Bonn den Platz als positiv empfand und ihn mit Paris verglich. Als sie dann allerdings auf die Geschichte zu sprechen kam waren sich die beiden nicht mehr so sicher ob sie das gut finden.
    Gleichzeitig beklagt sie, dass die ablehnende Haltung "heraufbeschworen wird" und das Wissen um Vergangenes Emotionen auslöst.


    Zu wissen was da einmal war löst also die Ablehnung der heutigen Situation aus? Was soll denn dann ihr Konzept sein? Den Leute verheimlichen was dort mal stand? Scheinbar will sie das ja auch nicht wie man später lesen kann.


    Kurzum, die Frau wiederspricht sich in meine Augen selbst. Was bleibt ist die Erkenntnis das vielen die heutige Situation suspekt ist wenn sie sich etwas tiefer damit auseinander gesetzt haben.


    Von dem lächerlich polemischen Ausdruck eines "Feldzugs" gegen die Ostmoderne mal ganz zu schweigen. Den Fernsehturm als solches zweifelt zum Beispiel so gut wie keiner an. Die Leute mögen ihn. DDR Bauten die verschwunden sind, waren entweder Fehplanungen und damit gefährlich (PdR), ohne die DDR Behörden schlicht nicht mehr sinnvoll nutzbar, standen städtischen Gesamtkonzepten die zum Zusammenwachsen der Stadt beitragen sollten im Weg oder waren ästhetisch der Stadtsituation unangemessen.

  • ich kann mich saxonia nur anschließen. Berlin braucht urbanismus, engere und dichtere bebauung, so wie es in anderen weltmetropolen, NY, london, Rom auch gegeben sind. Es muss eine mischung aus toller rekonstuktion von altbau und neubau stattfinden. berlin ist sehr zerkluftet, man hat urbanismus in stadt mitte, dann wieder nichts bis zum prenzelberg und das gleiche gilt auch südlich, nichts bis zum bergmannkiez...Aber Urbanismus geht gut, wenn schon größere fläche von altbauten vorhanden sind, da man dann nur anknüpft....
    Es gibt so viel potenzial in berlin und noch so viel zu tun...schade, dass es nicht schneller geht und mehr eine mischung aus neubau und rekonstuktion stattfindet. einfach mut und die plattenbauten und die schlimmen, hässlichen nachkriegsbauten abreißen....Zum Glück geht es in die Richtung.

  • Dionicar und Saxonia: Warum kann denn Eurer Meinung nach Urbanismus nur durch Kleinteiligkeit und mittelalterliche Strukturen erreicht werden? Ich wiederhole mich, aber ich sage es noch mal deutlich: Das Rathausforum ist für mich ein sehr urbaner Ort und ich bin mir sicher, dass mir sehr viele recht geben würden.

  • Das hab ich so doch nirgends geschrieben oder? Gegenfrage: Warum ist eine engere Bebauung gleichbedeutend mit "mittelalterlich"? Wir sind doch mittlerweile davon weg die Stadt der Zukunft nur an Konzepten der Nachkriegsmoderne bzw. der Athener Charta festzuschreiben. Nicht umsonst bemühen sich viele Städte um eine feinerer Struktur ihrer Innenstädte um ausufernden Kosten der Zersiedelung entgegen zu wirken. Die Innenstadt soll wieder Siedlungskern werden nicht mehr nur Treffpunkt von Straßen denen sich der Rest unterzuordnen hat.


    Auf Berlin trifft das freilich nicht so dramatsch zu da die Stadt groß ist und viele solcher urbanen Zentren aufweist. Allerdings weist sie auch genauso viele Grünflächen mit Verweilcharakter auf. Wobei ich klar kritisieren muss dass der Platz des M-E Denkmals einfach nicht haltbar ist. Er ist nur darauf ausgelegt dem Denkmal eine gewisse Monumentalität zu teil werden zu lassen. Verweilcharakter an der Stelle gleich null.
    Dann noch eher direkt vorm Fernsehturm. Zumal das mit dem verschieben im Moment eh grotesk aussieht.


    Es ist ja keinesfalls so, dass mit einer Bebauung jede Freifläche verschwinden würde. Ich würde einen zentralen eingefassten Platz zum Rathaus hin auf dem sich die Straßen des neuen Quartiers treffen begrüßen. Und ja, solche Szenen wirken auf mich urbaner als die Repräsentationsflächen des Fernsehturms. Sie sind ja nicht zum Selbstzweck entstanden sondern nur um den Fernsehturm noch monumentaler erscheinen zu lassen. Was der von seiner schieren Höhe her aber gar nicht nötig hat.