Umgestaltung Rathausforum / Marx-Engels-Forum

  • Entscheidungen beim RF/MEF in engem Zshg. mit der Wilhelmstrasse

    Man muss die getroffenen Entscheidungen beim RF/MEF in engem Zusammenhang mit den aktuellen Enwicklungen in der Wilhelmstrasse sehen. Es ist auffällig, daß in beiden Fällen zugunsten der DDR-Architektur entschieden wird.


    In der Wilhelmstrasse sollen die DDR-Platten beibehalten werden, weil nach dem Willen von Bezirksverordneten verhindert werden soll, daß bezahlbarer Wohnraum abgerissen wird. So gesehen hätte man hier am Rathausforum/Marx-Engels-Forum die Möglichkeit, durch eine Bebauung der Freifläche zusätzlichen, dringend benötigten Wohnraum zu realisieren.


    Da stimmt doch irgendetwas nicht! Wenn DDR-Platten in der Wilhelmstr. zur Disposition stehen, werden diese wegen Wohnungsnotstand nicht abgerissen. Wenn man aber auf einer luftigen DDR-Freifläche wie dem Rathausforum/Marx-Engels-Forum den dringend benötigten Wohnraum bauen könnte, dann komischerweise ist der Wohnungsmangel plötzlich kein Argument mehr.

  • Diese Entscheidungen sind ein ganz klarer Beweis dafür, dass Berlin von einer übermächtigen Verschwörung beherrscht wird. Offenbar haben es die alten SED-Funktionäre geschafft, alle großen Parteien in Berlin erfolgreich zu unterwandern, und zwar nicht nur die SPD, CDU, Grüne und Linke in der Bezirksverordnetenversammlung von Mitte, sondern auch die SPD, CDU, Grüne und Linke im Berliner Abgeordnetenhaus, die den Bürgerleitlinien zugestimmt haben.
    Es gibt noch mehr Belege für das Wirken dieser Verschwörung: Das Wohngebiet Ernst-Thälmann-Park wurde unter Denkmalschutz gestellt, für das Wohngebiet Karl-Marx-Allee 2. Bauabschnitt gilt ebenfalls eine Erhaltungssatzung, und die Wohnungsbaugesellschaft Mitte saniert auch Plattenbauten, statt sie abzureißen.
    Verwirrend ist nur, dass auch für etliche Wohnquartiere aus der Kaiserzeit Erhaltungssatzungen und Denkmalausweisungen gelten. Wie lässt sich das erklären, wenn doch ganz Berlin von einer ideologisch getriebenen Pro-DDR-Verschwörung beherrscht wird? Architektur-Fan wird dieses Rätsel sicher lösen.

  • Klarenbach, grundsätzlich kann ich damit leben, wenn die Freifläche des Rathausforums und Marx-Engels-Forums erhalten bleibt. Eine solche Entscheidung geht in Ordnung, wenn man zwischen den verschiedenen Baustilen (bzw. den Anhängern verschiedener Baustile) einen Ausgleich schafft, indem man einmal zugunsten des Einen und einmal zugunsten des Anderen entscheidet. Bei den Entscheidungen, die momentan in Berlin getroffen werden, fehlt der Ausgleich zwischen den verschiedenen Interessenlagern. Es kann nicht sein, daß man sich bei der aktuellen Entwicklung von Stadträumen immer nur für den Erhalt von DDR-Gestaltung ausspricht. Als Anhänger traditioneller Architektur wird man in Berlin momentan mit drei Barockfassaden am Stadtschloss billig abgespeist. Ansonsten kommen die Anhänger traditioneller Architektur nicht zum Zug. Und wenn - ausnahmsweise - wirklich mal ein historischer Stadtraum wieder hergestellt wird wie am Schinkelplatz, dann dürfen gleich wieder moderne Architekten die dortigen Fassaden gestalten.

  • hallo, was mich im moment irritiert ist, daß die baumasse für die verlängerung der u5 direkt vor dem haupteingang des rathauses doch wohl eindeutig großflächig über das straßenniveau herausragt... was soll das werden, wird das abgesenkt oder hab ich was verpaßt oder einen knick in der optik?

  • Du hat es erfaßt, Architektur-Fan. Und was ist die Schlußfolgerung daraus? Berlin wird sich nicht der traditionellen Architektur zuwenden sondern immer Mainstream bauen. Wir werden ja bald sehen, wer der nächste Senatsbaudirektor wird aber ich rechne da mit keiner Revolution.


    Wohnungsbaupolitisch ist der Große Freiraum irrelevant. Selbst wenn man alle Straßen wieder rekonstruierte und wieder bebaute kommen nicht nennenswert viele Wohnungen hinzu.


    Insofern bleibt eben alles, wie es ist - ich leicht aufgefönter Form. Änderungen sind nur durch die ZLB zu erwarten - wenn diese auf das MEF kommt. Dazu müsste sich Berlin aber zu irdendetwas entschliessen - das halte ich für fast ausgeschlossen. Aber jetzt ist ja sowieso bis Weihnachten erstmal Politikpause. Liegt ja auch nix wichtiges an.

  • Ich finde nicht, dass die Liebhaber vormoderner Gebäude und Stadträume in Berlin benachteiligt werden. Diese Räume und Gebäude werden genauso erhalten wie Gebäude aus der DDR-Zeit. Der Savignyplatz, der Viktoria-Luise-Platz, der Kollwitzplatz etc etc. bleiben allesamt erhalten. Und die Gründerzeitquartiere sind auch nicht gefährdet. Daher kann ich keine Bevorzugung von DDR-Gebäuden erkennen.


    Im übrigen muss man sich nicht zwischen den Zeitschichten entscheiden, man kann sie alle akzeptieren und erhalten. Das funktioniert in Berlin ganz gut und das macht den Reiz dieser Stadt aus. Und es stößt ja auch auf einen parteiübergreifenden Konsens.


    Noch anders ist die Lage bei Neubauvorhaben, wie der Europa-City. Hier gibt es tatsächlich wenig traditionalistische Architektur. Doch das liegt in Berlin vor allem daran, dass es in Berlin nur eine schwache Lobby für eine traditionalistische Architektur gibt und dass diese dann alle Energien in aussichtslose Vorhaben, wie der Bebauung des Freiraums am Fernsehturm steckt. In der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung wäre man durchaus bereit gewesen, am Molkenmarkt und evtl. an der Breiten Straße über traditionalistische Architektur zu verhandeln. Allerdings gab es keine Lobbygruppe, die sich dafür engagiert hätte. Und im Falle der Europacity hat man von den Herren Hoya, Goebel, Albers etc. auch nichts gehört. Da muss man sich nicht wundern, wenn die Freunde traditionalistischer Neubauten nicht zum Zuge kommen.

  • Wohnungsbaupolitisch ist der Große Freiraum irrelevant. Selbst wenn man alle Straßen wieder rekonstruierte und wieder bebaute kommen nicht nennenswert viele Wohnungen hinzu.


    irrelevant? Wenn die große Freifläche des Forums nicht relevant ist, dann dürften die paar Plattenbauten in der Wilhelmstrasse doch auch nicht relevant sein. Trotzdem hat man in der Wilhelmstrasse mit der aktuellen Lage am Wohnungsmarkt argumentiert, wonach man keinen weiteren Wohnraum opfern wolle.


    Diese Räume und Gebäude werden genauso erhalten wie Gebäude aus der DDR-Zeit. Der Savignyplatz, der Viktoria-Luise-Platz, der Kollwitzplatz etc etc. bleiben allesamt erhalten


    Savignyplatz, Viktoria-Luise-Platz, Kollwitzplatz ... schön ... und wie sieht's aus mit vormoderner Architektur direkt am Roten Rathaus?


  • Da stimmt doch irgendetwas nicht! Wenn DDR-Platten in der Wilhelmstr. zur Disposition stehen, werden diese wegen Wohnungsnotstand nicht abgerissen. Wenn man aber auf einer luftigen DDR-Freifläche wie dem Rathausforum/Marx-Engels-Forum den dringend benötigten Wohnraum bauen könnte, dann komischerweise ist der Wohnungsmangel plötzlich kein Argument mehr.


    Die Quadratmeterpreise auf dem Areal des MEF dürften irgendwo zwischen 15000 und 30000 € liegen. Dringend benötigter Wohnraum würde hier wohl kaum geschaffen, sondern, analog zum Potsdamer Platz, edelste Unternehmerrepräsentanzen in Wohnungsform, die dann drei Wochen im Jahr dafür genutzt würden, mal ein paar ordentliche Netzwerk-, Koks- und Nuttenparties zu feiern. Aber immerhin, wenn die Politik die Investoren zwingen würde, einen verpflichtenden Anteil an Sozialwohnungen zu bauen, könnte deren Bewohnerschaft zu o.a. Feierlichkeiten doch mal eingeladen werden.

  • Die paar Plattebauten an der Wilhelmstraße sind für die Versorgung mit Wohnraum in der Tat genauso irrevant wie das Potenzial der Central-Park-für-Arme rund um den Fernsehturm. Hier geht es um symbolhaftes Handeln, nicht um tatsächliche Bedarfe. Berlin hat 3,5 Millionen Einwohner und rund 2 Millionen Wohnungen.


    Berlin hat nun beschlossen, diesen Platz "nichtkommerziell" zu nutzen und nur teilweise zu bebauen. Das ist zu respektieren. Wie eine Neugestaltung des Raums unter der Regie der öff. Hand aussieht werden wir ja sehen. Das wird uns alles der neue alte Bausenator nach der Senatsbildung im nächsten Jahr erzählen.

  • Dringend benötigter Wohnraum würde hier wohl kaum geschaffen, sondern, analog zum Potsdamer Platz, edelste Unternehmerrepräsentanzen in Wohnungsform, die dann drei Wochen im Jahr dafür genutzt würden, mal ein paar ordentliche Netzwerk-, Koks- und Nuttenparties zu feiern.


    Eine Bebauung des Forums, wie ich es mir vorstelle, wäre in die gleiche Richtung gegangen wie die Neubebauung des Neumarkts in Dresden. Stadthäuser als historische Leitbauten, überwiegend Fassaden aus der Vorkriegszeit, ab und zu darf auch mal eine moderne Fassade dabei sein, daß sich dann aber harmonisch einfügt. Gemischte Nutzung, hoher Wohnanteil. Im Erdgeschoss ein (Fach-)geschäft (Apotheke, Eisdiele usw.). In den Obergeschossen wird gewohnt. Vereinzelt auch Nutzung als Hotel. Die Bebauung und Nutzung am Dresdener Neumarkt ist nicht vergleichbar mit dem Postdamer Platz. Und daher wäre auch eine Bebauung des Rathausforums/Marx-Engels-Forums in oben beschriebenen Stile nicht vergleichbar mit dem Postdamer Platz.

  • Eigentlich kann man doch froh sein daß die Freiflächen nicht bebaut werden. Denn was dann entstehen würde kann man rings um den Alex sehen: Hotels, Hostels und Motels.
    Einzelhandelsflächen gibt es genug und durch den Onlinehandel sinkt der Bedarf.

  • @ Architektur-Fan: das bestätigt doch nur, was Snirtje Bra geschrieben hat - die Preise am Dresdner Neumarkt sind jenseits von Gut und Böse (wird ja auch alles im Luxus-Segment vermarktet) und von einer Belebung des Areals durch "richtige Bewohner" kann keine Rede sein.

  • Sorry aber ich kann mit Sozialneid oder "umgekehrtem Elitismus" nix anfangen. Alle sozialen Schichten gehören zu "Stadt" und in den letzten Jahrzehnten, in denen in den urbanen Zentren sozial Schwache angeballt wurden, während sich der Wohlstand immer weiter in's Umland hinaus begab, insb. in den Alten Ländern - ein historisches und auch globales Novum, das es so nur in Deutschland un den Niederlanden gibt - sodass der ländliche Raum vielfach stärker prosperiert als die Großstädte. Die Armut in städtischen Zentren ist auch ein Resultat davon, dass man städtebaulich nichts anderes ansiedeln wollte als Armut.


    Die Städte müssen sich einfach wieder mehr ins Zeug legen, nicht nur Empfänger von Stütze, Lebenskünstler, Studis usw. anzuziehen, sondern auch das etablierte Bürgertum, über das immer rasch die Nase gerümpft wird oder das gar im Kontext von "Gentrifizierung" regelrecht bekämpft wird.


    Ein Grund, warum es Dresden relativ betrachtet soviel besser als anderen ostdeutschen Großstädten inkl. Berlin geht ist definitiv der dortige Städtebau, der schlicht jene Akademiker, die dort in jungen Unternehmen und Silicon Saxony Wohlstand schaffen auch anzieht, denn insb. Akademikern reicht halt nicht "warm, satt, sauber" a lá Arbeiterschließfach-Zweckplattenbauwohnung und subventionierte Billig-Äpfel im DDR Style, sondern die wollen mehr vom Alltagsleben. Dresden bietet ihnen das inzwischen mit dem historischen Flair, auch wenn es großteils aus Rekos besteht. So what? Und mir kann keiner erzählen, dass sozial Schwache nicht auch lieber in so einer Stadt leben als in sowas. An 99,9999 % der Wohngebäude einer Stadt, eben außer dem eigenen, läuft man eh vorbei. Dann muss doch nicht alles so gestaltet sein, dass es sich auch der "kleinste gemeinsame Nenner", der ALG II Bezieher, leisten kann, wo diese sozial Schwachen es ja schwer haben mögen usw. alles schön gut, wo sie aber dennoch eine ebenso kleine Minderheit bilden, wie die besonders wohlhabenden Mitbürger.


    Die Masse der Menschen sind dazwischen und die Masse der Menschen kann und will besser wohnen, als Plattenbau und Zweckmäßigkeit. Ich bin bestimmt nicht "reich", ich komme aus sehr kleinen Verhältnissen, zuerst Hauptschule und fast alle meine Mitschüler von damals sind heute "sozial Schwache" - ich habs doch aber auch aus eigenen Kräften geschafft aufzusteigen, gerade weil ich selbst aus dem sozial Schwachen Milieu komme hält sich mit Mitleid in engen Grenzen, gerade weil ich weiss, dass die meisten an ihren Problemen eben sehr wohl selbst Schuld sind, unser ach so böses System gibt einem sogar reichlich zweite Chancen. So habe ich mein Abi auf dem 2. Bildungsweg nebenberuflich nachgeholt (ja, war nicht leicht, na und? Arsch hoch bekommen und nicht immer nur vom Jobcenter usw. Geld verlangen!), dann Studium (da ich zuvor schon eine Lehre abgeschlossen hatte gabs da auch kein Studi-Bafög, Halbzeitjob plus Vollzeitstudium, war auch nicht immer "fun fun fun"), habe mir alles hart erarbeitet und ich könnte mir Wohnungen wie zB am Dresdner Neumarkt leisten. Und das macht mich verdammt nochmal nicht zum elitären Bonzen der irgendwas gentrifiziert, sondern einfach zu einem erfolgreichen Arbeitnehmer, der enorm viel Steuern und Abgaben für die armen, armen "sozial Schwachen" abdrückt. Das macht mich nicht "besser" als diese Mitbürger - aber bestimmt auch keinen Deut "schlechter". Wieso muss ich mich aber umgekehrt dafür rechtfertigen, wenn ich mir schönes Wohnen leisten kann und auch will und das nicht in irgend einem Nachkriegsvillenviertel am Stadtrand verstecken will, und mich zwischen alternden Zahnarztfrauen zu Tode zu langweilen, sondern trotzdem mitten in der Stadt wohnen will?!


    Das große Versagen des Nachkriegsstädtebau in Gesamtdeutschland war nicht nur, wie die Nachkriegsgeneration uns Spätgeborene um unser historisches Erbe gebracht hat, was halt trotz allem richtigen Gedenken nicht nur aus 2 Weltkriegen und Holocaust besteht, sondern aus dem Werk vieler Generationen zuvor, denen gegenüber es schlicht unfair ist, diese durch "Vergessenmachen" dafür zu strafen, was man selbst verbrochen hat (die Kriegsgeneration eben). Das, was viele als "Luxus" bezeichnen, ist einfach nur eine Rückkehr zu jahrhundertelanger, lokaler Bautradition. Das große Versagen liegt darin, an welch ärmliche Baukultur wir inzwischen gewöhnt sind. Ein Betonkasten außen, im Inneren die typischen, weißen, kahlen Wände. Und da wird dann Pressspanschrott aus dem schwedischen Möbelhaus reingestellt, sodass man dutzende verschiedene Wohnungen besuchen kann aber sich irgendwie in der immergleichen Wohnung wähnt. Bloß keine Individualität und kein Aufwand, der über industrielle Stangenware hinausgeht, am Äußeren und im Inneren. Zweckmäßiger gehts nimer. Ein ziegelgedecktes Satteldachhaus mit bischen Stuck an der Fassade ist beileibe kein opulenter Luxus, es sagt viel über das minderwertige Bauen das wir in der Flächen inzwischen gewöhnt sind, dass wir das aber schon so sehen. Was ist mit der "Baukultur" passiert?


    Beides können Rekos und/oder historisierendes Bauen zumindest als Interimslösung kitten, bis sich eine Nachfolgearchitektur für die nach wie vor dominante "Moderne des 20. Jahrhunderts" entwickelt hat, die nicht mehr versucht Menschen ihre Tiefgaragenästhetik aufzuzwingen. Für mich ist sowohl die Nachkriegsmoderne wie Gründerzeit Architektur alter Männer, die lange vor mir gelebt haben und inzwischen tot sind. Wenn ich also die Wahl zwischen verschiedenen, historischen Baustilen habe, dann entscheide ich mich halt für das, was gefälliger ist, aber das ist bestimmt der dekadente Bonze der da aus mir spricht....?!


    Der verfehlte DDR Städtebau gehört einfach getilgt wo nur möglich. Das "Rathausforum" ist ein besonders ätzendes Beispiel dafür, wie piefig und spießig und bieder er selbst dann war, wenn er versucht hat mit der ganz großen Geste (riesige Freiflächen, riesige Baukörper) zu arbeiten. Entstanden ist keine berliner Version des Roten Platzes, sondern ein Ort, dem noch heute der DDR Mief aus jeder Ritze quillt, egal wie oft man versucht hat mit Pinselrenovierungen aufzuhübschen.


    So oder so ähnlich sieht das meiner Erfahrung nach jeder, der nicht architektonisch "verbildet" ist.

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  • Ich finde der Dresdner Neumarkt ist das beste Argument GEGEN eine rein auf Rekonstruktion zielende Architektur, ich mag bestimmt historisch geprägte Stadtkerne aber die Atmosphaere dort empfinde ich als seltsam steril und totsaniert, das brauch ich für Berlin nicht.


    Die Kritik an hochpreisigem Wohnraum richtet sich doch nicht darauf aus dass man innerhalb des Stadtzentrums nicht gern reiche Bürger ansiedeeln würde, es ist aber eben doch offenbar so dass Luxuswohnungen eben häufig nur Renditeobjekte oder Zweitwohnungen sind und Strassenzüge mit derartiger Bebauung oft sehr ruhig bzw. geradezu tot sind. Gerade im Forum wird ja gern mit Urbanität argumentiert, und die ist dort eben nicht vorhanden!

  • Was haben hier nicht alle gewitzelt als die Kenner der Lage beim Wettbewerb für einen neuen Sockel des Lutherdenkmals allelei Skurriles (blinkend, auf den Kopf gestellt etc.) vorgeschlagen haben. Genau das ist nämlich passiert: die Kirche hat einen Siegerentwurf vorstellt in dem der Luther verdoppelt und das auf Untersicht geschaffene Keller in eine Grube gestellt wird. 10.000 LED dürfen auch nicht fehlen.


    Hier kann man den Irrsinn besichtigen, der der Event-Spaßgesellschaft Lust auf die Begegnung mit dem Reformator machen soll. Die Kommentare, die hier folgen werden kann man auch schon vorwegnehmen. Mein Tipp: "Wieso, ist doch ganz lustig". Oder "es ist eben alles Geschmackssache".


    Willkommen in der bunten Welt der intellektuellen Oberflächenritzer. Da, das muss man wieder festhalten, ist das Ziel erreicht: mit diesem Denkmal will keiner mehr irgendetwas. Es ist nur noch Show.

  • ^ Da kann man dann ja abwechselnd ein eher valides Zitat des Reformers im Wechsel mit einem weniger gelungenem Zitat Luthers, z. B. im Kontext seines Frauenbildes und oder Antimsemitismus leuchten lassen. Wenn man schon zwei Luther hat, bietet sich geradezu an, oder nicht? ;)


    Aber es sollen ja die Mitreformatoren zitiert werden, wohl nicht grundlos?!


    Ich wäre dafür Luther selbst zur Sprache kommen zu lassen, seine beiden Seiten, das würde symbolisch besser passen, finde ich. Z. B. mit solchen Zitaten:

    "Die größte Ehre, die das Weib hat, ist allzumal, daß die Männer durch sie geboren werden."


    "Der Glaube bringt den Menschen zu Gott, die Liebe bringt ihn zu den Menschen."


    "Die Juden sind ein solch verzweifeltes, durchböstes, durchgiftetes Ding, dass sie 1400 Jahre unsere Plage, Pestilenz und alles Unglück gewesen sind und noch sind. Summa, wir haben rechte Teufel an ihnen...; Man sollte ihre Synagogen und Schulen mit Feuer anstecken, ... unserem Herrn und der Christenheit zu Ehren, damit Gott sehe, dass wir Christen seien (...) ihre Häuser desgleichen zerbrechen und zerstören."


    "Die Heilige Schrift ist ein Fluss, in dem ein Elefant schwimmen muss und ein Lamm gehen kann."


    "Eine Frau hat häuslich zu sein, das zeigt ihre Beschaffenheit an; Frauen haben nämlich einen breiten Podex und weite Hüften, daß sie sollen stille sitzen."


    "Die Liebe wird auch im künftigen Leben bleiben, Glaube und Hoffnung aber werden aufhören."


    "Denn es gibt viele Schwätzer, Ungehorsame und Schwindler... die aus dem Judentum kommen. Diese Menschen muß man zum Schweigen bringen...es sind abscheuliche und unbelehrbare Menschen, die zu nichts Gutem taugen."


    "Die Vernunft ist das größte Hindernis für den Glauben, weil alles Göttliche ihr absurd scheint."


    "Die Zauberinnen sollst du nicht leben lassen... Es ist ein gerechtes Gesetz, dass sie getötet werden, sie richten viel Schaden an."


    "Das Wort Gottes ist frei, es will nicht Fesseln dulden durch Vorschriften der Menschen."

  • Im Prinzip stimme ich zu - nur ist unsere Zeit nicht so affin für viel Text (Sprachbarriere, Bildungsschranke und so). Gibt's Luthers Schriften nicht als Comic?

  • Die Doppelung gefällt mir tatsaechlich. Als Keller wuerde ich eine Absenkung um 50 cm nicht bezeichnen, mag aber die Idee dass man sich auf den Sitzgelegenheiten am Rand mal dem Denkmal zuwendet waehrend man sich bei Statuen auf Sockeln immer abwendet wenn man auf Stufen sitzt.
    Die LEDs sollte man sich schenken, warum muss ein Denkmal heute immer mit (wartungsintensiver und anfaelliger) Action verbunden sein?? :nono:

  • Die Zukunft des MEF scheint klar: "Aus Sicht des Landesdenkmalamtes ist das Denkmalensemble Marx-Engels-Forum, das aus der Bronzegruppe Karl-Marx und Friedrich Engels von Ludwig Engelhardt, dem Marmorrelief „Alte Welt“ von Werner Stötzer, 8 Edelstahlstelen mit Fotodokumenten von Arno Fischer und Peter Voigt, sowie 2 Bronzereliefs "Die Würde und Schönheit des Menschen“ von Margret Midell besteht, in seiner Gesamtheit geschützt.


    Der Denkmalschutz umfasst neben den einzelnen Objekten auch deren räumliche Komposition miteinander, sowie die Positionierung des gesamten, als kreisrunder Platz in einer Grünfläche gestalteten Marx-Engels-Forums innerhalb des stadträumlichen Gefüges. Das Landesdenkmalamt und die Untere Denkmalschutzbehörde gehen davon aus, dass das Denkmalensemble, welches während der Baumaßnahme der UBahnlinie 5 vorübergehend versetzt werden musste, nach Abschluss der Bauarbeiten an seinen ursprünglichen Standort in seiner ursprünglichen Gestaltung und Komposition
    zurückgeführt wird." (Aus einer Antwort des Senats auf eine Anfrage der Linken-Abgeordneten Lompscher.


    Oder natürlich es wird die Landesbibliothek gebaut.


    http://pardok.parlament-berlin…17/SchrAnfr/S17-18693.pdf

  • Achja die "Die Würde und Schönheit des Menschen". Erbaut in einer Diktatur die ihre eigenen Bürger überwacht, verfolgt und erschossen hat.
    Auf jeden Fall erhaltenswert.
    Und dass die Lehren von Marx und Engels kaum was mit eben jener gelebten Diktatur zu tun haben, wird auch sehr gerne vergessen. Aber so wie in den 50ern und 60ern noch Alt-Nazis in den Behörden waren, so hat man jetzt noch die roten Reste.