Umgestaltung Rathausforum / Marx-Engels-Forum

  • Erstmal nur das MEF neuzuplanen wäre für mich ein fast nicht auszuhaltender Kompromiß.


    Ich schätze mal darauf wird es mittelfristig hinauslaufen mit der Gefahr, dass eher Großbauten realisiert werden anstatt kleinteilige Bebauung wie anno dazumal.


    Versetzung des Neptunbrunnens dürfte allmählich nicht unrealisitisch sein. Stattdessen könnte man wie Konstantin schonmal vorgeschlagen hatte einen modernen Brunnen bauen der auch starker Inanspruchnahme von Passanten standhält.


    Mit der Umgestaltung im Marienkirchenumfeld werden ja nun leider Fakten geschaffen die für Jahrzehnte unantastbar sein sollen. (na mal abwarten)


    Die Fakten sind schon lange da: Fernsehturm, KLS - und Rathaus-Platten, Stadtautobahnen... Solange man da nicht ansetzt wird es m.E. nicht gelingen ein ganzheitliches (Anbindung Molkenmarkt, Alex, Spandauer Vorstadt, Spree) Quartier mit Bezug zur historischen Mitte zu entwickeln.


    Dennoch hält er diesen "großen Wurf" (in Anführungszeichen) für schützenswerter.


    Am besten erklärt er das mal selbst.

  • Das hat garnichts mit politischer Bindung zu tun, auch Stuttgart glänzt nicht gerade durch besonders liebreizende Architektur der Jahre 1949 -1989. Davon würde ich auch ohne mit der Wimper zu zucken einiges tilgen wollen.


    Würde ich auch, aber die Diskussion ist eine andere, denn es geht in Stuttgart nicht darum das man Bausünden stehen lassen möchte, sondern z.B. um Kostenfragen.

  • Kannst du Beispiele nennen?



    Ich halte deine These für übertrieben. Ich bin kein Verteidiger der DDR-Moderne, die hier absurderweise häufig mit der West-Moderne gleichgesetzt wird. Man sollte anerkennen, daß das Rathausforum funktioniert. Es ist kein schlechter Ort. Einzig das Marx-Engels-Forum ist tatsächlich eine urbane Einöde. :)


    Was die Bebauung der Frei-/Grünflächen betrifft, so bin ich da nicht fixiert, aber das Gebäude rechts und die Gebäude gegenüber dem Roten Rathaus sollten aber in jedem Fall verschwinden.

  • ... und das Denkmal für Moses Mendelssohn von Micha Ullman ist genehmigt, der Bau geht im Frühjahr los.


    Je nachdem welche Verschiebung der gekippten Fasade des Mendelssohn-Hauses realisiert wird macht Frau Lüscher gleich wieder eine städtebauliche Reko des Neuen Marktes als Platz unmöglich - Denkmale für verdiente jüdische Mitbürger werden nicht mehr abgerissen.


    Daneben kommt dann der Luther auf einem - nach Lüschers Wunsch - "zeitgenössischen" neuen Sockel. Da soll es einen Wettbewerb geben (für den Sockel! Im Gegensatz zum gesamten Mendelssohn-Denkmal, das hat der Regierende Wowi ohne Ausschreibung gegen das Vergaberecht kraft eigener Wassersuppe direkt beauftragt).


    Das wird wirklich eine Perle des Städtebaus, as Rathausforum.

  • "Mist gebaut"

    Das hat garnichts mit politischer Bindung zu tun, auch Stuttgart glänzt nicht gerade durch besonders liebreizende Architektur der Jahre 1949 -1989. Davon würde ich auch ohne mit der Wimper zu zucken einiges tilgen wollen. Mir schleierhaft wieso von Westdeutscher Seite immer dieses Ideologie-Argument angeschleppt wird.


    Dass auch im Westen oft schlecht gebaut wurde, bestreitet doch niemand.


    Aber das ist kein Grund, warum man nicht kritisieren können sollte, wenn die DDR-Städtebauer und -Architekten im Wortsinne "Mist gebaut" haben, so wie am MEF/RF in besonders eklatanter Form.

  • Fernsehturm, KLS - und Rathaus-Platten, Stadtautobahnen... Solange man da nicht ansetzt wird es m.E. nicht gelingen ein ganzheitliches (Anbindung Molkenmarkt, Alex, Spandauer Vorstadt, Spree) Quartier mit Bezug zur historischen Mitte zu entwickeln.


    Ehrlich gesagt sehe ich darin keine wesentlichen Hindernisgründe für eine Bebauung von MEF und RF. Das hat doch alles lediglich Einfluss darauf, WIE bzw. in welchem Umfang, aber nicht, OB gebaut wird.


    Die Fläche ist fast komplett frei (kann also prinzipiell neu bebaut werden), und die verbleibenden Plattenbauten nördlich der Karl-Liebknecht-Straße und südlich der Rathausstraße sind von derartig erbärmlicher architektonischer "Qualität", das nicht zu befürchten ist, dass sie unter Denkmalschutz gestellt werden. Der Fernsehturm steht einer Neubebauung des Areals m. E. auch nicht im Wege, da niemand geplant hat, ihn zu beseitigen. Gleiches gilt meines Wissens auch für die Hauptverkehrsachsen, zumindest für die überörtlich bedeutsame Karl-Liebknecht-Straße, die mit Sicherheit ebenfalls so bleiben wird, wie sie ist.

  • So ist da eine politische Bindung vorhanden die Blind macht, denn in jeder anderen Stadt auf der Welt würde so eine Gestaltung wie das RD/MEF sofort zum Abriss/Umgestaltung freigegeben werden.


    Kannst du denn dafür mal Beispiele nennen, also andere Städte mit entsprechenden Ensembles, die zum Abriß freigegeben wurden?


    Die beiden Platten beziehen sich nun mal auf den Fernsehturm und sind insofern recht okay. Sie stehen ja nicht isoliert in der Gegend rum. Und es fehlt jeglicher historischer Kontext. Daher ist der Druck, diese Platten abzuräumen, auch nicht so groß.


    Mit Rathausforum meinen wir hier auch meist erst einmal nur die Freifläche. Die Platten kommen dann später dran. :)


    Micha Ullmann Dafür werde ich schon sorgen, daß das Denkmal wieder abgerissen wird. :) Die Lüscher hat echt nicht mehr alle Tassen im Schrank. Ist die so kaltherzig und verbissen, daß die selbst dem Luther keinen historischen Sockel gönnt? Ich meine, was ist mit der los? Irgendwann muß sie doch mal checken, daß ihr Modernismus um jeden Preis der falsche Weg ist. Der Wowereit hat offenbar auch keine Ahnung von Städtebau und Stadtplanung, daß er auf so einer sensiblen Fläche so ein Denkmal durchboxt.


    Vielleicht weiß das Stöß ja noch zu verhindern.


    @Bato Warum ist bei einer separaten Marx-Engels-Forum-Planung und -Bebauung die Gefahr größer, daß es zu Großbauten kommt? Zu weniger historischer Treue?


    Schade, daß es keinen Stimmann mehr gibt, der diesem ganzen Treiben ein Ende setzt bzw. es in die richtigen Bahnen lenkt. Mich macht das richtig wütend, daß diese Gedenkexzesse nun zu solch einer Problemsituation führen. Da muß man auch mal Grenzen setzen. Berlin scheint fast so eine Art Holocaust-/Judentum-Freiluftmuseum zu werden.

  • @Bato Warum ist bei einer separaten Marx-Engels-Forum-Planung und -Bebauung die Gefahr größer, daß es zu Großbauten kommt? Zu weniger historischer Treue?


    Naja, ist eher ein Gefühl. Das MEF ist umgeben von Großbauten bzw. Gebäuden mit langgestreckten gleichen Fassaden. Selbst die Nikolai-Platten sind nicht kleinteilig. Dazu die großen und stark befahrenen Straßen...
    Die Stadtplanungsoberen könnten auf die Idee kommen, dass sich in so einem Umfeld größer parzellierte Grundstücke besser vermarkten lassen.
    Junge-Reyer konnte sich damals sogar die Landes-Bib oder andere "herausragende" Solitäre für diesen Ort vorstellen.

  • Das mit den anonymen Kommentaren kenne ich auch wenn man DDR-Architektur als nicht besonders hübsch anmerkt.


    Ich bin hier erst seit ein paar Wochen, aber das ist leider so - man kann schreiben, was man will, es wird freundlich oder gar nicht kommentiert, aber sobald man wagt, die baulichen Hinterlassenschaften der DDR zu kritisieren, bekommt man wie auf Knopfdruck anonym böse Kommentare à la: "Bist Du von der Geschmackspolizei, oder was?" (Das war jetzt übrigens wörtlich.) :D


    Dabei gefallen mir einige ausgewählte DDR-Ensembles (Karl-Marx-/Frankfurter Allee und Nikolaiviertel) und Einzelbauten (Haus des Lehrers, Staatsratsgebäude und Fensehturm) sogar richtig gut. Und dass die DDR außer diesen und ein paar anderen Beispielen in Berlin wenig und in Potsdam eigentlich gar nichts erhaltenswertes gebaut hat, ist doch nicht mein Fehler oder der eines anderen Kritikers! Es tut uns doch auch leid. ;)

  • Das will ja keiner. ;)


    Wird ein spannendes Jahrzehnt: Schloss wird fertig, Molkenmarkt wird bebaut und man schafft den städtebaulichen Anschluss zum Rathaus, der Alex bekommt hoffentlich mal das ein oder andere Hochhaus und die U-Bahn-Baustellen sind auch endlich verschwunden.
    Genügend Zeit um die Erkenntnis wachsen zu lassen, dass auch der Freiraum des Rathausforums in der aktuellen Konstellation städtebaulich Sinn macht :)

  • . Und dass die DDR außer diesen und ein paar anderen Beispielen in Berlin wenig und in Potsdam eigentlich gar nichts erhaltenswertes gebaut hat, ist doch nicht mein Fehler oder der eines anderen Kritikers! Es tut uns doch auch leid. ;)


    Vielleicht liegt das aber auch Aussagen wie diese. Wer mit solch einer Arroganz in die Diskussion geht, darf sich über schlechte Bewertungen nicht wundern. Ihnen obliegt die Deutungshoheit nicht alleine. Is doch klar.


    Meiner Meinung nach, sollte man erstmal die Entwicklung sämtlicher Bauprojekte abwarten, um dann ggf. zu reagieren. Das RF würde ich aussen vor lassen, da diese freie Fläche sicherlich noch gebraucht wird. Zum atmen. Gut das Frau Lüscher hier nicht den Nostalgikern nachgibt. Und wie man sich über einen, noch nicht mal in Angriff genommenen Wettberweb für den Sockel des M-B-Denkmals echauffieren kann, ist mir ein Rätsel. Meine Güte, als ob man jemanden das Sandspielzeug weggenommen hätte.

  • Ich persönlich finde die obige Aussage von Carlo völlig in Ordnung und nicht arrogant. Es gibt sehr viele Menschen, die diese Bewertung der DDR-Architektur teilen. Ich finde sie sogar noch relativ wohlwollend. Ich bin z.B. froh darüber, daß die DDR das Nikolaiviertel gebaut hat. Ändert aber nichts daran, daß ich es absolut betrachtet als suboptimal und künstlich empfinde. Ist sicherlich architekturhistorisch interessant und sollte noch ein paar Jahrzehnte so bewahrt werden. Von mir aus kann man es aber langfristig durch eine stimmigere Historisierung ersetzen.


    Wo beansprucht Carlo denn eine Deutungshoheit? Ich sehe vielmehr in deinem Beitrag genau die Arroganz und den Deutungsanspruch, der hier z.B. Carlo angedichtet wird.


    Zitat von DerBe

    Und wie man sich über einen, noch nicht mal in Angriff genommenen Wettberweb für den Sockel des M-B-Denkmals echauffieren kann, ist mir ein Rätsel. Meine Güte, als ob man jemanden das Sandspielzeug weggenommen hätte.


    Da scheint wohl jemand die Deutungshoheit zu beanspruchen...

  • Unsinn. Ich kann nicht über etwas urteilen, dass noch gar nicht existiert, noch nichtmal ansatzweise. Sie machen das. Na egal, das Denkmal wird kommen. Und es ist gut so.

  • @EB
    Bei meiner Bewertung geht es eigentlich weniger um die Architektur, die mir im übrigen auch nicht zusagt. Hätte ich uneingeschränkte Entscheidungsgewalt würde ich die Plattenbauten an der KLS und neben dem Rathaus räumen und durch eine Bebauung ersetzen die sich an der guten alten Berliner Traufhöhe orientiert. Damit hätte dann auch das Rathaus wieder eine Nachbarbebauung die es als eines der bedeutsamsten Berliner Bauwerke nicht dominiert.
    Kloster- und Rosenstraße werden mit der KLS verbunden und die dort neuen enstehenden Baublöcke würde ich näher an die KLS rücken und durchgängig mit Kolonnaden versehen.
    Das Luther-Denkmal erhält seinen Sockel zurück, und abseits des Stadtplatzes RF wären Flachbauten für gastronomische oder museale Nutzung denkbar.

  • Woher, Bato, nimmst Du denn den Optimismus, dass der Molkemarkt "im nächsten Jahrzehnt" bebaut wird? Gibt es Neues bei dem seit 14 Jahren währenden B-Planverfahren?

  • ^
    Na die Umstellung des B-Plans auf die novellierte BauNVO kann ja nicht ewig dauern. Zwar käme dann noch die öffentliche Auslegung, aber dann könnte es vielleicht losgehen. 10 Jahre erscheinen mir nicht unrealistisch.
    Aktuelle Infos habe ich leider keine. Wäre wohl mal angebracht die Senatsverwaltung anzuschreiben.

  • Gute Idee. Nach meinen Informationen war der Verweis auf die BauNVO nur ein Aspekt um die Sache herauszuzögern. Der Regierende hat sich gegen eine Umgestaltung ausgesprochen, auch gegen eine Straßenbahn in der Spandauer. Insofern wird dem Abgeordnetenhaus - bis sich die Berliner Politik sortiert hat - sicher kein B-Plan zur Festsetzung Molkenmarkt zugeleitet.


    Am Petriplatz/Breite Straße gibt es zwar einen festgesetzten B-Plan, aber der passt nicht mehr in das aktuelle Planungschaos. Da sich der Senat nicht entscheiden kann, was in der Breiten Straße auf dem Bauplatz des ehm. Bauministeriums der DDR errichtet werden solle (geprüft werden offiziell sozialer Wohnungsbau und Studentenwohnen) wird der B-Plan wohl geteilt: Petriplatz und Breite Straße.
    - Für den Petriplatz muss der B-Plan geändert werden weil das Bürohaus anstelle des ehem. Köllnischen Rathauses in der letzten Überarbeitug auch den letzten Bezügen an die Geschichte verlustig gegangen ist (der B-Plan schrieb noch eine Reko des Portals der Ratswaage vor). Zudem wird nach den aktuellen Plänen für das Archöologiezentrum die Gertraudenstraßeverbreitert, nicht verschmälert.
    - Für die Breite Straße scheint keine Konzeptidee vorhanden.