Umgestaltung Rathausforum / Marx-Engels-Forum

  • @reinhard_r


    und was bitte ist das für ein argument? darf mann weil general choltitz paris nicht zerstört hat in berlin nur in ganz bestimmten bereichen ein sagen wir mal normaleres lebensgefühl äussern, sprich in brunnen planschen? weil die zerstörung des durch hitler begonnenen krieges auf berlin zurückgefallen ist. das ist dünnes eis mein herr.

  • Also ich denke schon, dass wenn sich das Rathausforum baulich nicht verändert ein Brunnen dort hingehört. Allerdings nicht der Neptunbrunnen der sollte wieder vors Schloss. Anschließend könnte sich Regulator Lüscher ja an einigen zeitgenössischen Kreationen als Ersatz für den Neptunbrunnen im Rathausforum ergötzen. Würde in das derzeitige Umfeld ohnehin besser passen als der historistische Neptunbrunnen.

  • Schiffchen drauf fahren lassen kann man bei den ganzen Figuren und dem Gesprudel eh nicht. Da wäre doch ein Becken, wie eben in den Tuilerien, viel besser für geeignet ;). Dass dieses nun barock ist spielt bei dem simplen, flachen Becken doch wirklich keine Rolle. Einfassung mit Wasser, könnte ebenso Napoleonisch, de Gaulle'isch oder Chiracisch sein (falls die drauf standen) gewesen sein. Vergleichbares (in seiner Grundform) ist hier schließlich auch in den letzten Jahrzehnten entstanden.
    Der Neptunbrunnen ist wohl eher vergleichbar mit den beiden auf der Place de la Concorde, wenn man sie - rein hypothetisch - in den 50ern nach LaDefense (des Konrasts halber) oder sonstwo hin versetzt hätte, um den Platz autogerechter zu machen. Sie wären inzwischen sicher längst schon zurückgekehrt.
    Macht man nichts am Schlossplatz (welcher Brunnen auch immer, geht eher um die Verkehrsführung) besteht die Gefahr, dass der Schlossplatz also auch ein autogerechter Platz und Busparkplatz wird. Nicht grad zeitgemäß um nicht zu sagen rückwärtsgewandt.

    Einmal editiert, zuletzt von Ben ()

  • Die tuilerien Brunnen sind einfacher gehalten, ohne Figurenschmuck. Diese kann man nicht mit dem Neptunbrunnen vergleichen.


    Man sollte dem Neptunbrunnen genauso viel Respekt entgegen bringen, wie jedem anderen öffentlichen Kunstwerk.
    Anfassen, draufsetzen ja
    drin baden, drauf herum springen, nein.

  • Klarenbach spricht von einer "Nutzung" des Brunnens. Auf seinen Bildern kann man die Art der Nutzung sehr gut erkennen. Jugendliche und Kinder planschen darin. Ich glaube aber nicht, dass diese Art der Nutzung geplant war. Es ist eben keine öffentliche Badeanstalt. Wer sich die Figuren ansieht sollte erschrocken sein, über das Maß an Vandalismus. Die Fischernetze am Rande des Beckens sind plattgetrampelt, die Augen der Putten mit gelber und roter Farbe besprüht und die Wasserspeier durch das Rumgelatsche derart verbogen, dass die Wasserstrahlen nicht mehr ihr Ziel, die große Muschel, treffen. Und ehrlich gesagt taugt der Brunnen nur bedingt als Fotomotiv, wenn darin dicke Bierbäuche und Käsefüße baden. Immerhin handelt es sich um ein nicht ganz unbedeutendes Kunstwerk. Deshalb muss man nicht "im Boden versinken", aber etwas mehr Niveau im Umgang mit uns umgebenden Kunstobjekten halte ich für angebracht (das gilt übrigens auch für den Brunnen der Völkerfreundschaft auf dem Alex). Von daher wäre es nur zu begrüßen, den Brunnen an seinen historischen Platz zu verschieben. Am Rathausforum tut es auch ein moderner Brunnen. Vielleicht sogar mit einer stilistischen Verbindung zu den Kaskaden. Alles andere ist Flickwerk.

  • @ Arcadien


    Dünn? Nö!


    Es ist ein Unterschied, ob auf eine Stadt 45.000 Tonnen (!) Bomben gefallen sind und 10 Tage lang Straßenkämpfe stattfanden, ob diese Stadt dann auch noch jahrzehntelang per Selbsthass und volkspädagogischer Stadtgestaltung den Rest seiner Monumente weiter ausgedünnt bekommen hat oder ob in einer ohnehin prächtig möblierten Metropole nichts von dieser Kulturvernichtung geschehen ist.


    Der Ausspruch "Wir können doch nicht so tun, als ob der Krieg nie geschehen wäre!" ist mir zu gut in Erinnerung. Als ob nicht in jeder Straße Berlins die Folgen des Krieges zu finden wären. Dabei ist es auch ziemlich egal, wer den Krieg verschuldet hat.
    Oder meint jemand tatsächlich, die heutigen Berliner hätten es wegen Hitler verwirkt, in einer schönen, seiner ganzen 775-jährigen Geschichte verbundenen Stadt zu leben?

  • Ben


    das “planschen“ ist natürlich nur eine metapher. es soll nichts weiter als lebensgefühl beschreiben. die visualisierungen die konstantin eingestellt hat beschreiben wirklich nicht gerade eine glückliche situation für den brunnen, wenn er dann an seinen alten platz umziehen sollte.

  • Na was auch immer du damit ausdrücken wolltest, die Frage ist nun mal, ob dieser Brunnen (an welcher Stelle auch immer) für dieses Lebensgefühl so wirklich geeignet ist. Ralle beschreibt die Nebenwirkungen zum ersten mal hier sehr gut. Wobei man sagen muss, dass z.B. auch in Rom in manchen Brunnen gern rumgeplanscht wird. Verbieten würde ichs jetzt vielleicht auch nicht komplett. Aber der andere Standort täte ihm diesbezüglich vielleicht besser? Motosschiffchen auf einem flachen Bassin wär doch eine nette Idee, statt eines Spielplatzes quasi. "Leben" am Platz bliebe dadurch erhalten wenn nicht sogar verstärkt.


    Das Foto von vor 100 Jahren lässt sich doch kaum mit heute vergleichen. Damals hat man seine Kinder wohl kaum in irgendeinem Brunnen planschen lassen, seis nun hier, in Paris, London oder sonstwo. Und für einen Herren im Anzug, wie man sie auf dem Bild sieht, gehörte es sich wohl noch weniger. Zudem kann man ja nichts über Uhr- und Jahreszeit sagen. Auch der Neptunbrunnen ist nicht rund um die Uhr so lebendig, wie auf Klarenbachs Fotos.


    Natürlich dürfte der Brunnen nicht auf einer Verkehrsinsel enden. Die Fläche zw. Schloss und Brunnen müsste schon eine Fußgängerzonewerden, sodass er erreichbar bleibt, zumindest um ihn sich näher anzuschauen, wenn schon nicht zum planschen. Wie und ob das umsetzbar ist, kann ich nicht beurteilen. Da müssen wir auf Konstantins Brerichte warten.

  • Es ist ja nicht so, liebe Gemeinde, dass nicht auch ohne einen Umzugsbeschluß Handlungsdruck einsetzte.


    Da zuständige BA Mitte ist über den Zustand des Brunnens informiert und will das Stück umzäunen, damit eine kommende Sanierung - ob nun für einen Verbleich vor Ort oder für einen Umzug - nicht nach einem Sommer für die Katz ist.
    Das von Arkadien beschriebene "Lebensgefühl" der Berlin hat ja dazu geführt, dass der Nordteil der Kaskaden am Fernsehturm wenige Jahre nach der Sanierung schon wieder kaputt ist. Die Leute, die da Party in den Brunnen machen, denken eben meist nicht an die Substanz des Denkmals.
    Und die Veränderung am jetzigen Standort kommt so oder so: mit dem Mahnmal von Micha Ullman für Moses Mendelssohn ist der jetzige Neptunbrunnenstandort auch nicht vereinbar, mal schauen, wer da "gewinnt" in unserer Gesellschaftsordnung...

  • ich glaube wir haben eine grundverschiedene auffassung was lebensqualität angeht. merkwürdig immerhin sind sie 6 jahre jünger als ich.


    Ich sehe fortwährenden Vandalismus und den Missbrauch der wenigen uns hier noch zur Verfügung stehenden Baudenkmäler als öffentlichen Bolzplatz nicht als Ausdruck besonderer Lebensqualität. Allenfalls ein Gradmesser der fortschreitenden Dekultivierung und gesellschaftlichen Verrohung.
    Wie gesagt - für die dauergelangweilte Spaßgesellschaft gibt es gerade in Berlin ausreichend Freiräume. Das sollten eigentlich Menschen jeden Alters begreifen.

  • Also mir erscheint logisch, daß der Brunnen bis zur Fertigstellung des Schlosses an Ort und Stelle bleiben sollte. Bis dahin wird sich noch einiges tun und man wird genauer wissen, wo man mit dem Marienviertel hinwill.


    Der Brunnen sollte aber keinesfalls in vorauseilendem Gehorsam auf den Schloßplatz gestellt werden.


    Sollte man aus dem Schloßplatz nicht eine Fußgängerzone machen?


    Darauf wird es doch hoffentlich hinauslaufen. Wer zur Grunerstraße will, kann doch über Friedrich- und Leipziger Straße. Was sagen denn da die Experten? Wie könnte man den Schloßplatz denn vernünftig gestalten?

  • hier ist nochmal eine bessere ansicht der früheren situation mit dem marstallgebäude rechts. erstaunlich wie gut es mit dem klassischen giebel und figurenschmuck aussieht. sollte unbedingt wieder rekonstruiert werden!


    http://commons.wikimedia.org/w…Marstall,_Berlin_1900.png


    Defininitiv, der Zustand des Gebäudes ist allgemein sehr bedauerlich. Spätestens wenn das Schloss steht sollte man sich an die Rekonstruktion des Giebelfeldes machen. Der jetzige Zustand des neuen Marstalls ist auf Dauer nicht akzeptabel.

  • Natürlich ist der Marsstall ohne Giebel seines dominanten Schmucks beraubt, der unverzichtbar ist. Mir ist schwach in Erinnerung, dass er erst zu DDR-Zeiten entfernt wurde, um besser zum Flachdach des Republikpalastes gegenüber zu passen... Weiß da jemand Genaueres?

  • Nein, die Stadtplaung unter Frau Lüscher hat vor Beginn des Wettbewerbes eine Straßenführung bauen lassen, die mit dem Brunnen am historischen Ort nicht kompatibel ist. Es geht ihr ja um die Verhinderung der Rückkehr.


    Ich dachte durch die Umschwenkung der Straßenführung wurde jetzt wieder mehr Platz am Schlossplatz geschaffen. Oder ist die Straße doch noch zu breit?


    Und wenn man den Brunnen etwas näher zum Humboldtforum stellt? Über wieviel Meter Verschiebung reden wir hier?


    [...]mit dem Mahnmal von Micha Ullman für Moses Mendelssohn[...]


    Du erwähntest diese Denkmal (Mahnmal?) ja schon öfters. Gibt es irgendwo eine Visualisierung dazu mit dem genauen Standort?

  • Neuer Marstall

    @ Saxonia: Bei dieser Gelegenheit sollte man auch gleich die historischen Steinreliefs an der Schloßplatzfassade des Neuen Marstalls wiederherstellen. Obwohl sie den Zweiten Weltkrieg völlig unbeschadet überstanden hatten, wurden sie später mutwillig vom SED-Regime zerstört und durch kommunistische Bronzereliefs ersetzt.


    Vorher:

    Quelle: Bundesarchiv, Bild 183-11767-0004 / CC-BY-SA

    Nachher:

    Quelle: Bundesarchiv, Bild 183-1988-1108-042 / Settnik, Bernd / CC-BY-SA

  • ^Architektator. Ja, ich weiss. Die stammen vom gleichen Bildhauer wie die Attikafiguren und waren - wie der Neptunbrunnen - aus Schutz eingemauert.


    Der Tympanon Richtung Schloß ist ja auch inkl. künstlerischem Schmuck in den 50ern abgenommen worden und wird durch sein Fehlen nach Fertigstellung des Schlosses zum Proportionsproblem werden.


    ^^Hobbyist. Zu dem Ullman-Denkmal hatte ich oben den Link in meiner Zusammenstellung gepostet. Ein Videobeitrag mit Entwurf - die um 90° gekommte Hausfassade 1:1 in Bronze.


    Zum Neptunbrunnen: Der Staatsrat steht weiter nördlich als die historische Südkante des Schloßplatzes. Das, was Frau Lüscher da angelegt hat ist ja kein Platz sondern eine zweispürige Straße mit Querungshilfe. Kein Wunder, dass es da mit dem Brunnen nicht klappt.

  • @ Konstantin: Vielleicht täusche ich mich ja, aber dienten die historischen Steinreliefs nicht gleichzeitig auch als Wandbrunnen, ähnlich wie am Michaelertrakt der Wiener Hofburg?

  • ^
    Genau. Alles von Otto Lessing (auch die Attikareliefs Richtung Schloß). Bis in die 5oer Jahre beschädig erhalten, dann entsorgt (Buntmetall). Nur die Spreeseite hat überlebt.


    Den Tympanon kann die Berliner Denkmalpflege in ihren Depot nicht mehr finden.