Umgestaltung Rathausforum / Marx-Engels-Forum

  • Ich denke, dass das Thema Entschädigung für Opfer des Naziregimes tatsächlich nichts mit der Debatte über die Zukunft des Freiraumes zu tun hat. Arisierungen hat es überall in Deutschland gegeben, die Regelungen über Entschädigungen für NS-Opfer sind Bundesrecht. Wer also der Meinung ist, dass NS-Opfer ungenügend entschädigt worden wären, der muss das Bundesrecht ändern. Daher ist das ganze Thema hier off topic.


    Weiterhin ist es für mich ein Ausdruck moralischer Verkommenheit, wenn Politiker wie Andre Schmitz versuchen, den Holocaust für städtebauliche Projekte zu instrumentalisieren. Schon die einzigartige Dimension dieses Verbrechens verbietet es, dieses Thema für irgendwelche Bauprojekte auszuschlachten. Ich war bei der Eröffnung der Ausstellung "Geraubte Mitte", und ich habe Schmitz Rede gehört, wie er nach ein paar dürren Worten des Bedauerns über die Gaskammern von Auschwitz umso empörter gegen "die Planierraupen der DDR" gewettert hat, die angeblich das Vernichtungswerk der Nazis weitergeführt hätten. Ich fand es widerwärtig. Daher hoffe ich sehr, dass Herrn Schmitz ein Zeichen gegeben wird, was geht und was nicht. Ansonsten kann der Mann kaum im Amt bleiben.

  • Eine Wendung ist der deutschen Geschichte: wer sich für die gerechte Entschädigung von NS-Opfern einsetzt ist "moralisch verkommen". Geht's auch 'ne Nummer kleiner?


    Aber zum Thema: was ist gegen eine Rückgabe, auch an nichtjüdische Alteigentümer, einzuwenden? "Wo Stadt war soll wieder Stadt entstehen" (Jan Stöß, SPD-Vorsitzender Berlin)

  • Ich denke, dass das Thema Entschädigung für Opfer des Naziregimes tatsächlich nichts mit der Debatte über die Zukunft des Freiraumes zu tun hat. Arisierungen hat es überall in Deutschland gegeben, die Regelungen über Entschädigungen für NS-Opfer sind Bundesrecht. Wer also der Meinung ist, dass NS-Opfer ungenügend entschädigt worden wären, der muss das Bundesrecht ändern. Daher ist das ganze Thema hier off topic.


    Regula Lüscher hatte ursprünglich diesen Aspekt in die Diskussion gebracht. Und zwar als Grund gegen eine Bebauung.
    http://www.berliner-zeitung.de…us,10809148,22545800.html

  • und ich habe Schmitz Rede gehört, wie er nach ein paar dürren Worten des Bedauerns über die Gaskammern von Auschwitz umso empörter gegen "die Planierraupen der DDR" gewettert hat, die angeblich das Vernichtungswerk der Nazis weitergeführt hätten. Ich fand es widerwärtig.


    Ja, manche Wahrheiten sind fast unerträglich. Aber nicht jede Unerträglichkeit ist wahr.
    Wer allerdings meint, angesichts der Auswirkungen staatlich organisierter Verbrechen von 'moralischer Verkommenheit' schwadronieren zu dürfen, sollte vielleicht auch mal das ein oder andere Zeichen bekommen...

  • Ich denke, dass das Thema Entschädigung für Opfer des Naziregimes tatsächlich nichts mit der Debatte über die Zukunft des Freiraumes zu tun hat. Arisierungen hat es überall in Deutschland gegeben, die Regelungen über Entschädigungen für NS-Opfer sind Bundesrecht. Wer also der Meinung ist, dass NS-Opfer ungenügend entschädigt worden wären, der muss das Bundesrecht ändern. Daher ist das ganze Thema hier off topic.


    Zumindest ich hatte es bisher immer so verstanden, dass die Ansprüche der Erben auf evtl. zu bebauende Grundstücke durch die bisher geleisteten Ausgleichszahlungen des Bundes nicht abgegolten sind. Ansonsten wäre die ganze Debatte wirklich sinnlos. Aber vielleicht hast Du es diesmal auch einfach falsch verstanden. Frau Lüscher ist doch nicht blöd und sagt ohne Grund voraus, dass eine Umwandlung in Bauland zu Forderungen ehemaliger Eigentümer führen wird. Sie benutzt hier nicht einmal den Konjunktiv und ich glaube, dass solche Forderungen nur dann sicher zu erwarten sind, wenn die Ansprüche nicht schon für alle eindeutig anderweitig erfüllt wurden. Dass allerdings auch Frau Lüscher diese möglichen Ansprüche (und daraus evtl. resultierende Verzögerungen) als Grund gegen eine Umwandlung in Bauland anführt, finde ich ziemlich daneben.


    Weiterhin ist es für mich ein Ausdruck moralischer Verkommenheit, wenn Politiker wie Andre Schmitz versuchen, den Holocaust für städtebauliche Projekte zu instrumentalisieren. Schon die einzigartige Dimension dieses Verbrechens verbietet es, dieses Thema für irgendwelche Bauprojekte auszuschlachten. Ich war bei der Eröffnung der Ausstellung "Geraubte Mitte", und ich habe Schmitz Rede gehört, wie er nach ein paar dürren Worten des Bedauerns über die Gaskammern von Auschwitz umso empörter gegen "die Planierraupen der DDR" gewettert hat, die angeblich das Vernichtungswerk der Nazis weitergeführt hätten. Ich fand es widerwärtig. Daher hoffe ich sehr, dass Herrn Schmitz ein Zeichen gegeben wird, was geht und was nicht. Ansonsten kann der Mann kaum im Amt bleiben.


    Und wie ist es für Dich moralisch zu bewerten Schmitz einen solch schlimmen Vorwurf zu machen, ohne dies durch mehr als Deine subjektive Eindrücke bei einer Rede und Deiner diesbezüglichen Wertungen belegen zu können? Ich war nicht dabei, aber oft genug haben andere hier völlig anders über diverse Veranstaltungen berichtet als Du und ich habe bisher auch nirgendwo sonst eine ähnlich entrüstete Beschreibung dieser Veranstaltung bzw. besagter Rede gelesen. Daher würde ich auch in diesem Fall bei den geschilderten Eindrücken auch von Deiner rein subjektiven Sicht sprechen und keine solchen Vorwürfe daraus herleiten. Des Weiteren ist Fakt, dass die DDR sich gerne dagegen gesträubt hat, Menschen die von den Nazis enteignet wurden ihren Besitz zurückzugeben. Mit dem Planieren und neu gestalten der enteigneten Flächen haben sie doch de facto die Enteignung durch die Nazis fortgeführt und nicht etwa umgekehrt. (Anders als die BRD haben sie mW überhaupt nie einen Zwangsarbeiter entschädigt, weil es ja angeblich ohnehin nur die anderen waren nicht sie die all die schlimmen Verbrechen verübt hatten) Daher gebe ich Schmitz tendenziell sogar Recht.

  • Ich weiß ja nicht, ob schon alle in der Ausstellung "Geraubte Mitte" waren, daher will ich einen kleinen Überblick über die Ausstellung geben. Gegenstand der Schau ist die Vertreibung und Ermordung jüdischer Bürger am Beispiel von fünf Familien und ihrer Häuser. Es sind dies die Familie Freudenberg (Werderscher Markt 5-6, Werderstraße 9-12), die Familie Panofsky (An der Stechbahn 1-4), die Familie Fuchs (Schlossplatz 5), die Famile Gadiel (Königstraße 50) und die Familie Intrator/Bergles (Hausvogteiplatz 1, Wallstraße 16).


    Alle Verfahren nach dem "Gesetz zur Regelung offener Vermögensfragen" sind bereits abgeschlossen. Die Gebäude Hausvogteiplatz 1, Wallstraße 16 wurden an die Erben bzw. die Jewish Claims Conference zurückgegeben, für die Grundstücke Schlossplatz 5 und Königstraße 50 wurden Entschädigungen gezahlt. Für die Grundstücke An der Stechbahn 1-4, Werderscher Markt 5-6 und Werderstraße 9-12 wurden Entschädigungszahlungen abgelehnt, da in diesem Falle die Enteignungen nicht im Zusammenhang mit rassistischer Verfolgung erfolgt wären.


    Man kann nun diskutieren, ob die Entschädigungen ausreichend waren, oder ob die Ablehnung von Entschädigungszahlungen bei den Grundstücken An der Stechbahn 1-4, Werderscher Markt 5-6 und Werderstraße 9-12 richtig war. Aber all diese Fragen betreffen eben die Fassung des "Gesetzes zur Regelung offener Vermögensfragen", und sie betreffen nicht nur die Arisierungen in Berlin-Mitte, sondern überall in Deutschland. Wenn also beispielsweise Herr Schmitz der Meinung wäre, dass die NS-Opfer nicht angemessen entschädigt würden, dann sollte er eine entsprechende Bundesratsinitiative anregen.


    Ansonsten zeigt schon die Auflistung der gezeigten Grundstücke, dass sich nur ein einziges davon (Königsstraße 50) im Bereich des Freiraumes befunden hat. Alle anderen Grundstücke befanden sich außerhalb dieses Bereiches. Auf dem Grundstück Werderscher Markt 5-6 befindet sich zum Beispiel jetzt der Neubau des Auswärtigen Amtes. Man könnte anhand der Ausstellung genausogut den Abriss des Neubaus des Auswärtigen Amtes fordern.

  • Sorry aber hier hört für mich eindeutig der Spaß auf. Wir reden doch nicht über irgendwelche Verluste beim Kartenspiel, sondern letztendlich über die Resultate von Krieg, Enteignung, Holocaust, immerhin doch der größten Verbrechen der jüngeren Menschheitsgeschichte..........


    Die meisten Menschen erben kein größeres Vermögen von ihren Großeltern. Ob der Grund ist, dass die Großeltern nie eines hatten, es beim Kartenspiel verloren haben, ausgebombt, vertrieben, enteignet wurden oder es durch ein Erdbeben zerstört wurde ist doch egal. Für die Enkel ist es dann kein schlimmes Schicksal mehr, sie haben auch keinen Verlust mehr denn sie haben es ja nie besessen.


    Unabhängig davon wird die gesetzliche Regelung zu möglichen Entschädigungen bei diesen Grundstücken ja auch nicht anders sein als bei allen anderen Grundstücken. Da gibt es doch eh nichts zu diskutieren. Und ob ein möglicher Käufer den Kaufpreis nun an den Staat oder die Erben der Alteigentümer zahlt wäre auch unwichtig. (Naja, für den Finanzsenator nicht)


    Die "Historiker" verbinden damit aber wohl die Hoffnung, dass dadurch auch die alten Grundstücksgrenzen, Straßenverläufe usw. für die Zukunft determiniert sind und alles wieder so wird wie "früher". Wo ja bekanntlich alles besser war.

  • Die meisten Menschen erben kein größeres Vermögen von ihren Großeltern. Ob der Grund ist, dass die Großeltern nie eines hatten, es beim Kartenspiel verloren haben, ausgebombt, vertrieben, enteignet wurden oder es durch einen Meteoriten zerstört wurde ist doch egal. Für die Enkel ist es dann auch kein schlimmes Schicksal mehr, sie haben auch keinen Verlust mehr denn sie haben es ja nie besessen.


    Eigentlich themenfern aber dazu muss ich doch was sagen. Es geht dabei doch nicht nur um die Erben sondern auch um den Willen der Besitzer mit ihrem Vermögen zu tun was sie möchten. In der Regel wollen Eltern ihren, sofern vorhandenen, Besitz auch den Kindern zu Gute kommen lassen. Wo kommen wir hin wenn, wie von dir propagiert, das Erben abgeschafft wird? Eltern fühlen sich auch über den Tod hinaus für ihre Nachkommen verantwortlich. Diese Fürsorge ist eine der gesellschaftlichen Grundkomponenten.

  • Ansonsten hat es den Wunsch nach Fotos vom Marx-Engels-Forum gegeben. Dieser Bereich ist ja nun durch die Baustelleneinrichtung für die U 5 stark beeinträchtigt. Dennoch war ich überrascht, wie stark die Restflächen genutzt wurden. Das liegt meiner Ansicht nach daran, dass das Rathausforum eher sonnig ist, während das Marx-Engels-Forum Schatten bietet.














    Ich würde mich aber der Meinung vieler Nutzer anschließen, die die Spandauer Straße als Barriere betrachten und ihre Einebnung fordern. Architektator hatte ja auch mal einen entsprechenden Entwurf präsentiert.


    http://www.deutsches-architekt…d.php?p=387209#post387209


    Die Spandauer Straße war ja ursprünglich als Teil einer sechsspurigen Straßentrasse geplant, die bis zum Rosenthaler Platz reichen sollte. Diese Planungen sind ja nun längst passe´, daher kann auch auf die Spandauer Straße verzichtet werden. Weiterhin denke ich, dass eine großzügigere Gestaltung des Spreeufers, vielleicht sogar mit einer Liegewiese an der Spree, reizvoll wäre.


    Alle Fotos: Klarenbach

  • Saxonia
    Vererben ist halt (wenn man dem Leistungsprinzip folgt) nicht konsequent. Denn der Lebensstandard usw. des Einzelnen soll ja von der eigenen Leistung abhängig sein und nicht von der Herkunft. Niemand soll wegen seiner Herkunft bevorzugt oder benachteiligt werden.


    Idealerweise müssten alle Menschen die gleichen Startvoraussetzungen haben bzw. man müsste die Unterschiede (wie etwa beim Golfspiel) noch durch die Vorgabe eines Handicaps ausgleichen um dies zu gewährleisten. Sportsgeist, Fairplay usw. usf. du kennst das.

    Einmal editiert, zuletzt von Chandler ()

  • Warum werden die Entschädigungskosten als Hinderungsgrund gesehen? Verstehe ich nicht. Es entstehen doch keine zusätzlichen Kosten.


    Wenn die Grundstücke als Bauland ausgewiesen werden und sich anschließend Hinterbliebene wegen einer Rückzahlung melden, dann reicht man den geforderten Betrag (sofern berechtigt) vom Käufer einfach durch. So gesehen ist das ja kostenneutral.


    Wo ist dann das Problem? Ist der geforderte Betrag höher als der Grundstücksertrag?

  • Gegenstand der Schau ist die Vertreibung und Ermordung jüdischer Bürger am Beispiel von fünf Familien und ihrer Häuser...


    Alle Verfahren nach dem "Gesetz zur Regelung offener Vermögensfragen" sind bereits abgeschlossen.


    Ansonsten zeigt schon die Auflistung der gezeigten Grundstücke, dass sich nur ein einziges davon (Königsstraße 50) im Bereich des Freiraumes befunden hat.


    Was sollen eigentlich diese unablässigen Provokationen mit offenkundig manipulierten Fakten und Halbwahrheiten?
    Deine 5 Beispielhäuser sind doch genau nur das: Beispiele!
    Auf dem betroffenen Areal gab es zig Grundstücke und jedes einzelne hatte natürlich auch einen Eigentümer, dessen Besitz auf vielfältige Weise geraubt wurde. Es sind doch nicht nur ein paar jüdische Familien, die hier enteignet wurden, sondern auch unzählige andere Bürger und Firmen, bis hin zur Deutschen Post.
    Kaum etwas von dem, was auf solchen Bilder zu sehen ist, gehörte jemals der Stadt Berlin:
    http://www7.pic-upload.de/29.08.13/myw2vw57tse.jpg


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    Hinweis der Moderation: Die Einbindung der Bilddatei wurde in einen Link geändert. Bitte künftig auf die Richtlinien für das Einbinden von Bildern achten! Vielen Dank.
    Bato


    Man hat es sich widerrechtlich angeeignet und dieses Unrecht dann durch Umwidmung in Grünflächen nachträglich legalisiert.


    Edit: Und für den mutigen Witzbold, der es mit seinem Kommentar nur bis zum Kärtchensystem geschafft hat: Wenn du meinst, dass Eigentum eh nur Verbrechen wäre, dann könnten wir die Stadt ja gleich ganz planieren und jeder schlägt dann einfach seine Jurte auf, wo es ihm gerade passt.

    Einmal editiert, zuletzt von tel33 ()

  • Ich weiß ja nicht, ob schon alle in der Ausstellung "Geraubte Mitte" waren, daher will ich einen kleinen Überblick über die Ausstellung geben. Gegenstand der Schau ist die Vertreibung und Ermordung jüdischer Bürger am Beispiel von fünf Familien und ihrer Häuser.[...]


    Also ich war bei einer Ausstellung (Ephraim Palais) mit einer umfassenden Darstellung des Areals über die Jahrhunderte.


    In Erinnerung blieben mir persönlich zwei Einschnitte: zum einen der 2. Weltkrieg mit all seinen Zerstörungen und zum zweiten die schlichte Plattmachung durch die DDR, eine, ich würde es formulieren als, Entbürgerung dieses Viertels zum Zwecke einer staatlichen und ideologischen Selbstverwirklichung.


    Gerade die Gegenüberstellung des dichten Viertels der gewachsenen Entwicklung und der leeren Freifläche der Freiräumung waren schon ziemlich bedrückend.


    Zitat von Klarenbach

    Dennoch war ich überrascht, wie stark die Restflächen genutzt wurden. Das liegt meiner Ansicht nach daran, dass das Rathausforum eher sonnig ist, während das Marx-Engels-Forum Schatten bietet.


    Aber doch nicht das ganze Jahr über.

    3 Mal editiert, zuletzt von Hobbyist () aus folgendem Grund: Missverständnis

  • Klarenbach: Also Frau Lüscher scheint irgendwie trotzdem nicht zu denken, dass der Fall so einfach liegt. Vielleicht meint sie mit ehemaligen Besitzern aber auch nicht (nur) die jüdischen Familien.


    Zu den Bildern von MEF: Die zeigen zwar nicht das breite Spektrum was Du mit den Bildern vom RF gezeigt hattest - eher so in etwa das Nutzungsverhalten wie ich es auch aus der Gropiusstadt kenne: primär sehe ich Leute laufen, einige sitzen auch auf Bänken oder Rasenflächen und lesen oder essen. Das ist an sich aber gar keine Kritik, ich mag auch solche Grünanlagen durchaus. Aber gerade auch für solche Menschen die sich eher vom Lärm und der Hektik ausruhen, lesen, essen, etwas Sport machen usw. wollen wären mE plätschernde Brunnen/ Sichtbarrieren etc. wünschenswerter als das Verkehrsgetöse das hier (ähnlich wie bei der grünen Insel am Leipziger Platz) optisch wie akustisch doch sehr präsent ist. Ich persönlich jedenfalls würde so eine Grünanlage nur für diese Zwecke nutzen, wenn es keine Alternative gibt. Ich bevorzuge aber generell Grünanlagen die etwas "geschützt" liegen. Beim MEF würde mE daher eine Randbebauung zumindest an ein oder zwei Seiten evtl. trotz eines gewissen Raumverlustes mE sogar zu einer besseren Aufenthaltsqualität führen, einfach weil es eine räumliche und damit optische wie akustische Trennung wäre. Falls die trennende Straße zum RF nicht wie von Dir und anderen vorgeschlagen in die Grünanlagen eingegliedert werden kann um aus zwei eins zu machen, sollte man zumindest einen stimmigen Übergang schaffen. Weiterhin wären mE etwas breitere Wege oder zumindest ein breiter Hauptweg mit Nebenwegen sowie einige zusätzliche Bänke oder Doppelbänke leicht abseits der Wege (teils evtl. auch überdacht) wünschenswert. Wenn das dann alles gut gepflegt würde, hätte es insgesamt sicher Qualitäten die man in dieser Lage zu schätzen wüsste.

  • Also ich war bei dieser Ausstellung (Ephraim Palais) ...In Erinnerung blieben mir persönlich zwei Einschnitte: zum einen der 2. Weltkrieg mit all seinen Zerstörungen und zum zweiten die schlichte Plattmachung durch die DDR, eine, ich würde es formulieren als, Entbürgerung dieses Viertels zum Zwecke einer staatlichen und ideologischen Selbstverwirklichung.


    Merkwürdig, dass dir die Zerstörung dieses Viertels durch die Nazis (Germania-Planung, Ost-West-Achse) die einen viel größeren Raum der Ausstellung einnimmt, nicht aufgefallen ist. Das scheinst Du völlig auszublenden.
    Es war eben nicht nur die Zerstörung durch Kriegseinwirkung und Abriß der Ruinen durch die DDR:
    Durch sehr rare Fotografien wird die Zerstörung durch die Nazis dokumentiert. Rar deswegen, weil das Fotografieren der "Umwandlung" verboten war. Gezeigt wird auch was an deren Stelle geplant war zu bauen. Eine jegliche Maßstäbe sprengende Vergewaltigung dieses wie er hier ja immer wieder beschworen wird, historischen Stadtraumes.


    Ich hatte vor einem Monat hier an dieser Stelle schoneinmal darüber geschrieben hier der link.
    http://www.deutsches-architekt…d.php?p=395224#post395224


    Warum dreht sich diese Dikussion eigentlich immer und immer wieder im Kreis?

    Einmal editiert, zuletzt von Camondo ()

  • Dass die Nazis hier schon mit dem Abriss begonnen hatten, ist doch noch ein weiterer Grund, dies zu ändern :D. Speer hatte jedoch denke ich mal nicht vorgesehen, die ganze Fläche platt zu machen, oder? Nur entlang der heutigen KLS, um sie breiter zu machen...


    Ben
    der thread heißt Rathausforum/Marx-Engels-Forum


    Ja, aber vom RF wird zur Zeit nicht mehr wirklich geredet. Da sind wir uns vielleicht schon einig, dass es dort noch schwerer würde, etwas zu ändern, außer mal etwas "aufzuräumen".

    1. ... nur weil eine Fläche nicht bebaut ist muss man sie nicht nach deubel komm raus bebauen und das noch möglichst sofort und nur zur befriedigung eines Egos.


    Wessen Egos denn? Das der Politiker, die diese Idee angestoßen haben? Ja, mag durchaus sein, dass sie sich als Wiedergeburtshelfer des hist. Zentrums sehen oder sehen möchten. Aber immerhin machen sie sich Gedanken und schieben es nicht bis sonstwann auf.

    2. ... ich sprach von mehr als akzeptablen Zustand, das bedeutet für mich auch mehr als Parkbänke hinstellen.


    Das Thema Metaphern und so hatten wir ja schon mal...Ein Info-Pavillon in der Ecke ist auch kein großer Wurf.

    3. ... von Hände in den Schoß legen kann ebenfalls nicht die Rede sein. Eine Neubebauung der Ränder des Areals (Abriss der Platten und ersetzen durch hochwertige Wohn-Geschäftshäuser) wird schon für genügend Aufregung sorgen.


    Dass die Platten mal abgerissen werden, ist ja noch unrealistischer. Bis dahin könnte man das MEF 10x bebaut haben. Und die Diskussion gabs ja hier auch schon.

    4. ... Es geht überhaupt nicht darum sozialistische Stadtplanung zu glorifizieren.


    Vielleicht keine wirkliche Glorifizierung, aber es wird hier und auch in der Öffentlichkeit ja gern als Argument aufgeführt.Wie gesagt, beim RF und meinetwegen auch bei den Platten stimme ich vollkommen zu, beim MEF nicht.

    Ich sage nur, innehalten, wir sind noch nicht so weit und hoffe dir ist das nicht zu langweilig oder zu spiessig oder so ...


    Ja mir, ist langweilig. Ich bin eben von Natur aus ungeduldig. Und wann sind wir so weit bzw. wieso sind wirs jetzt noch nicht? Ich dachte "von Hände in den Schoß legen [könne] ebenfalls nicht die Rede sein"? Spießer bin ich auch, deswegen stehe ich auch nicht diese Gammelgegend.

  • Merkwürdig, dass dir die Zerstörung dieses Viertels durch die Nazis (Germania-Planung, Ost-West-Achse) die einen viel größeren Raum der Ausstellung einnimmt, nicht aufgefallen ist. Das scheinst Du völlig auszublenden.


    Na was denn nun? Mir soll es nicht aufgefallen sein oder ich blende es aus?



    Es war eben nicht nur die Zerstörung durch Kriegseinwirkung und Abriß der Ruinen durch die DDR:
    Durch sehr rare Fotografien wird der Abriß der Gebäude dokumentiert. Rar deswegen, weil das Fotografieren der Zerstörung durch die Nazis verboten war. Gezeigt wird auch was an deren Stelle geplant war zu bauen. Eine jegliche Maßstäbe sprengende Vergewaltigung dieses wie er hier ja immer wieder beschworen wird, historischen Stadtraumes.


    Ich hatte vor einem Monat hier an dieser Stelle schoneinmal darüber geschrieben hier der link.
    http://www.deutsches-architekt…d.php?p=395224#post395224


    Ups, dann kann es sein, dass ich bei einer anderen Ausstellung war im Ephraim Palais vor etwa 4 Jahren, da ging es um die Mitte Berlins.


    Zum Thema: die Planungen der Nazis empfinde ich ebenfalls als völlig überzogen und größenwahnsinnig.

  • Dass die Nazis hier schon mit dem Abriss begonnen hatten, ist doch noch ein weiterer Grund, dies zu ändern :D. ....


    Da ist es schon wieder, dieses Tilgen. Etwas muss getilgt werden. Vorwiegend aus politischen Gründen, in Berlin jedenfalls.
    Genau das meinte ich, wie wichtig ich es finde dochmal innezuhalten und nicht Schicht auf Schicht zu türmen ohne zu Atem zu kommen und zu reflektieren. Vielleicht auch andere Zugänge zu dem Thema zu bekommen. Mal über den Tellerrand zu gucken ob es vergleichbare Situationen auf der Welt gibt und wie die gemeistert wurden. Mit der Aussage ” Hier war Stadt und hier soll wieder Stadt sein“ kann ich überhaupt nichts anfangen. Die Definition was Stadt ist hat sich über die Jahrhunderte verändert. Heute bezieht Stadt und Stadtgefühl ja selbstverständlich Parks, Gärten, ”Freiflächen“ mit ein. Stadt bedeutet eben nicht nur eine möglichst eng bebaute kleinparzellige Fläche die die Entwicklung der letzten 70 jahre völlig ausblendet. Stadt soll auch den Menschen also ihren Bewohnern dienen, im Sinn von zum von "darin leben" zur Verfügung stehen.
    Die Bilder von Klarenbach zeigen diesen Aspekt immer wieder sehr anschaulich. Das ist Stadtleben im Besten Sinne. Vielleicht haben sich einige schon zu sehr von dieser Art Leben entfernt. Zu kurz kommt mir bei all der Diskussion auch der Aspekt, dass ja schon eine Menge Bewohner ringsum leben und das meist auch schon seit Jahren oder Jahrzehnten. Die meisten in diesem Forum werden nicht dort Leben in den Platten ringsum einige der eifrigsten Verfechter einer Wiederbebauung leben noch nicht einmal in Berlin.
    Ich frage mich und da schliesse ich mich garnicht aus, mit welchem Recht wollen wir den Lebensraum dieser Leute einfach verändern? So tun, als würden da garkeine Menschen leben. Normalerweise wird eine Maßnahme mit so gravierenden Umgestaltungen in ihrer Mitte, mit den Bewohnern diskutiert, in westlichen Demokratien jedenfalls.
    Hier aber kommt die Diskussion völlig abgehoben intellektuell bemüht daher. Diese Umkehrung der normalerweise üblichen Vorgehensweise lässt nur den Schluß zu, dass dieser Bereich schon längst nicht mehr den Menschen die ihn umwohnen gehört. Er ist wie ich schon schrieb, zur Projektionsfläche der Stadt, wenn nicht des Landes kulminiert.


    Jetzt bildet dieses Areal das Zentrum einer 3.5 Millionen Einwohner zählenden Hauptstadt eines 81 Millionen Einwohner zählenden Landes.
    Eines der erfolgreichsten und reichsten Länder der Welt.
    Ich gebe zu, diese Erkenntnis macht die Vorstellung von dem wie dieser Bereich einmal aussehen soll nicht einfacher.
    Die Frage die sich stellt, wie soll das Zentrum einer solchen Stadt aussehen? Heute, im 21. Jahrhundert.


    Und kann darauf die Antwort sein diesen Bereich wieder so zu bebauen wie er zu einer Zeit ausgesehen hat, als die eben beschriebenen Rahmenbedingungen aber auch die Stadt ringsum, völlig anders waren?

    Einmal editiert, zuletzt von Camondo ()

  • Zur Eigentumsdiskussion möchte ich nur soviel sagen, "Gleichmacherei" ist nicht das selbe wie "Gerechtigkeit", sie kann sogar sehr ungerecht sein. Weiterhin steht es Dritten schlicht nicht zu, über Leben oder Habe Anderer nach Gusto zu verfügen (Demokratie ist auch keine "Diktatur der Mehrheit"). Die Diskussion geht mir inhaltlich zu sehr in Richtung der Namenspatronen des MEF.


    Zur Erbenfrage kann ich inhaltlich rein gar nichts sagen, da ich mich damit nie befasst habe. Und ich denke, das ist auch kein Thema zur öffentlichen Debatte. Wenn rechtmäßige Ansprüche bestehen müssen diese selbstverständlich bedient werden, nötigenfalls Wiedergutmachtung geleistet werden.
    Allerdings bringt diese Frage einen ganz neuen Aspekt in die Diskussion, der mir bisher nicht bewusst war. Aufjedenfall sollte das vorher abgeklärt sein, bevor man über die Zukunft des Areals anderweitig nachdenkt.

  • Wehret den Anfängen!

    Und kann darauf die Antwort sein diesen Bereich wieder so zu bebauen wie er zu einer Zeit ausgesehen hat, als die eben beschriebenen Rahmenbedingungen aber auch die Stadt ringsum, völlig anders waren?


    Natürlich nicht, lieber Camondo!!!


    Danke für deine Intervention. Deshalb bauen wir nur bis zur Jüdenstraße, lassen den Fernsehturm stehen, die Marienkirche frei und bauen einen schönen Mix aus Rekonstruktionen, Historisierungen und feschen modernen Bauten! Außerdem integrieren wir auf intelligente Weise das Marx-Engels-Denkmal, wie ich es schon beschrieb.


    Es wäre fatal, töricht und schlimm, wenn wir dieses Viertel einfach wieder so aufbauten, wie es vor 90 Jahren dort stand. Das war ein sehr guter Hinweis von Dir. :)