Goetheplatz, Roßmarkt und Rathenauplatz
Darf's auf dem Goetheplatz auch etwas kleiner sein?
Alles anzeigenExperten diskutieren auf Einladung der Grünen über die Alternative zur "Riegel"-Planung über der gewünschten Tiefgarage
Von Claudia Michels
Das Römer-Bündnis aus CDU, SPD, Grünen und FDP schwankt bekanntlich noch in der Frage. Doch ein Jahr nach dem Beschluss, eine Tiefgarage zu bauen, ist allmählich zu klären, wie oben drüber künftig die Platzfolge Roßmarkt (wo das Gutenberg-Denkmal steht), Goetheplatz (wo Rosen und Lavendel blühen) und Rathenauplatz (wo der trockene Pomodoro-Brunnen liegt) aussehen soll.
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Doch letztlich setzt die bald in den Goetheplatz aufragende Tiefgarage die Bedingungen. "Technische Einbauten, Kassen, Belüftung", hatte Jochen Krehbiehl vom Planungsamt ausgeführt, müssen untergebracht werden: "Wie heute kann der Platz nicht bleiben." Eine "Goetheplatz-Parkhaus-Gesellschaft" sei gegründet, Studien zum künftigen Bild wurden gefertigt. So sei die Idee mit dem fünfstöckigen Neubau an der Grenze Roßmarkt / Goetheplatz geboren. Und nun gebe es von Investoren "eine ganze Reihe von Angeboten. Die Preise, die geboten wurden, übersteigen um ein Vielfaches die Gründungskosten."
"Typisch Frankfurt!", schnaubte Christoph Mäckler, "man fängt etwas an und dann überlegt man sich: Um Gottes Willen, da muss ich auch noch gestalten!" Nicht nur wegen der Kriegszerstörungen aber sei aus den eigenständigen Räumen Rathenauplatz, Goetheplatz und Roßmarkt "ein unproportioniertes, riesiges Teil" geworden.
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KOMMENTAR
Die lustige Stadt
Von Claudia Michels
Frankfurt sollte man mit Humor nehmen, dann kann die Stadt richtig Spaß machen. Wem sie keinen Spaß macht, der hat eben keinen Humor.
Da bauen sie also eine Tiefgarage unter dem Goetheplatz. Das Argument, warum diese Garage gebaut werden soll, wackelt von Anfang an, der Autoverkehr bricht nämlich ohne sie keineswegs zusammen. Der Autoverkehr bricht eher danach zusammen, wie man weiß, weil viel mehr Autofahrer in die Stadt gelockt werden und dann in ihren Kisten Schlange stehen. Aber egal, diese Schlacht ist geschlagen.
Sie beschließen also, die teuren Parkdecks unter den Platz zu bauen, der vor 13 Jahren das letzte Mal umgestaltet wurde. Kaum ist nun das Betonbauwerk fertig bemessen, entworfen, berechnet, kommt die Frage auf, was über der Erde passieren soll. Aus dem schönen Platz wird ja ein Riesenloch, kein Blümchen, kein Baum, keine Bank bleibt stehen. Aber Notausgänge, Treppen, Kassen, Lüftungsschächte drängen ins Quartier, mitten in den Anspruch eines "Schöneren Frankfurt" - oh weh.
Der Debatte um den Parkplatz folgt also die Debatte um den Platz. Jetzt aber sind die Möglichkeiten durch die Bedürfnisse der Tiefgarage so eng, dass man eine Weile brauchen wird, um das Kamel durch das Nadelöhr zu schieben. Am Besten stellt man ein Haus oben drauf, damit kaschiert ist, was verloren geht. Zwar hätte man das neue Bild des Goetheplatzes eher diskutieren können. Dann hätte man aber am Ende die Garage nicht durchgebracht. Auf alle Fälle hätte man weniger Spaß gehabt, sich eine Weile im Kreis zu drehen. Das aber ist doch das Lustige an Frankfurt.