Frankfurter Architekturdebatte: Wie zu bauen sei

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    Guten Abend allerseits, einmal naiv in die Runde gefragt: welche Möglichkeiten gäbe es denn, derartige Rekonstruktionen kommunalpolitisch zu bewirken? Ist Eurer Meinung nach eine der im Stadtparlament vertretenen Parteien für solch ein Ansinnen profiliert?

  • Auch wenn in diesem Beitrag unsere wunderbare Stadt als Negativ-Beispiel angeführt wird: hier ein sehr lohnenswertes, kleines Video darüber, was eine Stadt attraktiv macht (in englisch).


    Ja, ich glaube wir brauchen viel mehr solcher Grundsätze: auf abstrakter Ebene (Ordnung vs. Chaos) und auf noch viel konkreterer Ebene als im Film dargestellt (die Form der Innenstadt, der Eindruck von Gebäudeformen...) – gerade in Frankfurt, wo viel "Chaos" herrscht, aber ein riesiges Potential besteht, wenn man Ordnung herstellt (Clusterung der einzelnen Viertel, Bereinigung von störenden Elementen...).


    Vor allem gefällt mir die Ablehnung des Grundsatzes, dass jede Form von Schönheit subjektiv wäre.

  • Naja, das ist aber ein stark politisch gefärbtes Video in dem Link.


    Zunächst sind das ja ein paar Allgemeinplätze und alte Hüte. Piazzas gut, überdimensionierte Verkehrswege verhindern etc. Soweit ist man ja schon seit vierzig Jahren.


    Dann wird das Video aber immer merkwürdiger. Es wird von verdammt engen Gassen geschwärmt. > Also, ich will meinem Nachbarn nicht beim Frühstück in die Wohnung sehen, wie in dem Video beschrieben! Für mich ist Privatsphäre noch ein hohes Gut. Dem Video zufolge bin ich wohl zu reaktionär?! Vorhänge? pfff!
    Es gibt sicher auch Menschen die so leben wollen - bei dem Wiederaufbau der Frankfurter Altstadt wird man sehen, wie das heute funktioniert mit dem Wohnen in engen Gassen.


    Die beschriebene Abscheu gegenüber Hochhäusern teile ich keineswegs. Da scheint mir der Anti-Kapitalismus mit den Machern des Videos durchgegangen zu sein. Große Konzerne sind böse, also sind auch ihre Gebäude böse?!
    Also Frankfurt hat erst durch seine Bankentürme wieder eine neue spannende Identität bekommen. Und 10 bis 20% der Einwohner arbeiten mehr oder weniger im Financial-Sektor. Ich denke, die Banketürme repräsentieren diese Stadt ausgesprochen gut, und ich will sie nicht missen. Aber vielleicht liegt das an meinem kalten, kapitalistischen Herz...
    Dass auch Städte wie Hong Kong mit ihren wilden Skylines nicht nur Touristen anziehen, sondern auch Meisterwerke der Architektur hervorgebracht haben, wie das HSBC Headquarter von Foster, wird natürlich unter den Tisch gekehrt.


    Der Höhepunkt des Wahnsinns ist dann aber der Vorschlag, keine Gebäude zuzulassen, die höher als 5 Geschosse sind (außer vielleicht 'Türme der Liebe'). Das Menschliche Maß in Ehren, aber niedrige Geschosszahlen machen die Quadratmeter teuer. Besonders in London, wo es relativ viele niedrige Wohneinheiten gibt, ist das doch bereits ein Problem. Mit diesem Vorschlag erreichen diese linken Aktivisten letztlich genau das Gegenteil von dem, was sie wollen - bezahlbaren Wohnraum auch für sozial Schwächere.


    Und die Absage an die Subjektivität "schöner" Architektur, dient ja lediglich dazu, die eigenen (durch das Video propagierten) Vorstellungen anderen aufzuzwingen. Alle Macht den Stadtplanern, denn sie werden besser wissen, was gut für uns ist! (Un diesmal machen sie sicher alles richtig. Diese Generation bestimmt! Sie hat die Wahrheit gefunden!)
    Ich habe nichts gegen allgemeine Gestaltungsrichtlinien, aber das Recht auf einen eigenen Geschmack und eine eigene Meinung, auch wenn es ein(e) schlechte(r) ist, sollte man seinen Mitmenschen doch zugestehen. Es gibt auch zu Tode regulierte/geplante Städte.

  • Gute Gestaltung ist kein Hexenwerk

    Frankfurts Banktürme sind ihr Wahrzeichen, daran ist auch nichts verwerflich, sondern wird ja auch generell recht positiv gesehen, besonders wenn die Sockel der Türme auch zu einer Belebung ihrer Umgebung beitragen (das war ja nicht immer so).


    Fakt ist auch, dorthin wo in Frankfurt aufgeräumt und großzügig gebaut / gestaltet wurde (Alte Oper Platz, Museumsufer, Westend-Campus, Untere Bergerstr., Schweizerstr., Friedberger Platz), strömen die Massen hin. Das ist sicherlich kein Zufall.


    Dann muss man aber auch fairerweise anerkennen, AndoBrando, dass Frankfurts zentrale Plätze (Hauptwache, Konstablerwache, Goetheplatz, Bahnhofsvorplatz) unglücklich entworfen sind und eher wenig Aufenthaltsqualität aufweisen, besonders auch die dortigen B-Ebenen. Da sind die zentralen Orte in vielen Städten Europas einfach besser und vor allem übersichtlicher gestaltet. Insofern teile ich diese zentrale Prämisse des Videos.


    Das hat nichts mit Kapitalismuskritik zu tun, sondern das ist berechtigte Kritik an der Stadtplanung Frankfurts, die eben einen nicht besonders gelungenen Wiederaufbau nach Kriegsende zu verantworten hat und die diese Kritik auch aushalten muss. Wer sich an die elenden „Krankfurt“ Jahre erinnert, weiß, dass diese Zeit auch mit einer maßlosen Fehlsteuerung von Büroneubauten, fahrlässigen Abrisswellen im Westend und einer dümmlichen Überbevorteilung der Auto-Pendler einherging. Wer meint, dass sei alles nur Schwarzmalerei, dem empfehle mal den Betonbrutalismus-Campus in Bockenheim mit dem Westend-Campus in Person zu kontrastieren. Es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht. Auch jetzt muss sich die Stadt vorwerfen lassen große Chancen wie das Europaviertel und Bockenheim-Campus zu sehr an Großinvestoren übertragen zu haben. Es ist daher auch kein Wunder, dass die Ergebnisse eher ernüchternd und austauschbar wirken. Attraktivität entsteht durch Vielfältigkeit / Kleinteiligkeit / Gestaltungswillen, nicht durch massive Monostrukturen, diese Einsicht scheint noch nicht bei den Entscheidungsträgern angekommen zu sein.


    Frankfurt ist bei der Stadtreparatur seit ca. 2 Jahrzehnten (endlich) auf dem richtigen Weg. Das sieht man auch an den stark angestiegenen Tourismus- und Einwohnerzahlen. In weiteren zwei Jahrzehnten wird Frankfurt wieder einen deutlichen Sprung gemacht haben, da bin ich sehr guter Hoffnung.

  • Besonders in London, wo es relativ viele niedrige Wohneinheiten gibt, ist das doch bereits ein Problem.


    Dort wird es längst intensiv korrigiert - seit einigen Jahren gibt es eine Fülle an Hochhausprojekten. Dazu noch Projekte wie Three Quays neben dem Tower - nicht wirklich ein Hochhaus, doch deutlich mehr als 5 Geschosse. (Durch Staffelgeschosse erkennt man die wahre Höhe erst aus der Ferne.)


    In Frankfurt würde ich innerhalb der Wallanlagen (die einstige Altstadt) und in Alt-Sachsenhausen auf weitere Hochhäuser verzichten. Ich hoffe, dass nach dem Dom-Römer-Areal noch einige Bereiche wiederhergestellt werden, dort wird es kaum mehr als 5 Geschosse geben. Es wird natürlich nicht das ganze Gelände innerhalb der Wallanlagen sein - die Hochhäuser im Westen um den Commerzbank-Turm werden bleiben und der großflächige Handel um die Zeil ebenso. Einige vorstädtisch wirkende Wohnanlagen der früher Nachkriegszeit, sobald derer Wohnungen als technisch überholt wahrgenommen werden, können solchen Reko-Projekten weichen - das wurde vor einigen Monaten im Thread zum Innenstadtkonzept besprochen.


    Vor allem westlich von der Altstadt, im großen Umkreis um den Hauptbahnhof, kann weitere Nachverdichtung mit Hochhäusern erfolgen.

    Einmal editiert, zuletzt von Bau-Lcfr ()

  • Ich finde es sehr interessant, wie beim Thema Stadtgestaltung die "Kampflinien" zwischen den politischen Lagern verlaufen. Auf der einen Seite Kapitalismus-Kritiker, die eine Stadt "für die Menschen" haben wollen, auf der anderen Seite Markt-Liberale, die am liebsten gar keine Einschränkung für die Entwicklung neuer Gebäude und Viertel sehen wollen. Auf der einen Seite eher links einzuordnende Menschen, denen jede Wohlfühlatmosphäre suspekt ist und die Ornamente als dekadent ansehen, auf der anderen Seite eher konservative Leute, die am liebsten die gesamte frühere Altstadt rekonstruieren wollen. Hm.


    Zum Thema Markt vs. politische Planung: Ich glaube, dass wir in Frankfurt vor einer ganz besonderen, mit kaum einer anderen Stadt zu vergleichenden Ausgangslage stehen. Eine eher vom Markt getriebene und wenig geplante Entwicklung der Innenstadt hat uns ein paar höchst unterschiedliche Mini-Viertel mit ausgeprägtem Eigencharakter geliefert. Ich denke, die Kunst besteht nun darin, diese Viertel – durch geschickte Eingriffe der Stadtplanung – zu definieren und ihre Atmosphäre zu stärken. Ein Beispiel: das Viertel um Fressgass und Goethestraße benötigt ein Aushängeschild nach draußen. Das One Goetheplaza erfüllt diese Funktion. In Richtung der Bockenheimer (Grün-)Anlage wird ein Abschluss und gleichzeitig ein einladender Eingang gebraucht. Das Projekt Opernplatz XIV sorgt für beides. Ein anderes Beispiel: das Hochhausviertel benötigt eine ganz klare Linie zur Gallus- und Taunusanlage. Durch den Abriss des vorigen Gebäudes und den Aufbau des Taunusturms wird diese Linie geschaffen. Ich würde bei beiden Beispielen denken, dass dies nicht durch den reinen, freien Markt erreicht wurde sondern – auch – durch ein geschicktes Vorgehen der Stadtplanung. Deswegen würde ich weiterhin für ein paar städtische Eingriffe an entscheidenden Stellen plädieren. Ist ein Viertel erst einmal definiert, wird der Markt eher stilistisch passende Entwürfe für Neuentwicklungen liefern.


    Und das Thema Schönheit ist mein Lieblingsthema. Ich denke, man muss bei Architektur und Stadtplanung zwischen drei Typen von Schönheit unterscheiden.


      Erstens gibt es wohl so etwas wie eine Ausstrahlung eines Ortes, die rein auf seiner geometrischen Konstellation beruht. An manchen Stellen der Stadt fühlt man sich wohl, an anderen eben nicht. Und dies ist sicher auch messbar – indem man einfach beobachtet, wo sich Menschen aufhalten, indem man auch virtuelle auf das wesentliche reduzierte Städte baut und dort die Orte analysiert. Ich kann mir gut vorstellen, dass das was mit Schutz und Fluchtwegen zu tun hat. Instinkte und so. Und grundsätzliche Ästhetik-Konzepte wie z.B. Symmetrie und goldener Schnitt spielen sicher auch eine Rolle. Irgendwie scheinen wir doch noch Tiere zu sein. Ich bin überzeugt davon, dass die Atmosphäre der geometrischen Konstellation nicht subjektiv empfunden wird.



      Ich denke, dass der Zeitgeist eine zweite Quelle für das Schönheitsempfinden darstellt. Eine von Angst geprägte Gesellschaft wird sicher andere Stadtstrukturen schaffen (weniger Innenstadt, Leben eher in versteckten Zonen wie Untergrund-Ebenen, Einkaufszentren) als eine Gesellschaft, in der Optimismus und eine "alles ist möglich"-Atmosphäre herrscht.



      Und drittens gibt es natürlich den persönlichen Geschmack.


    Was, glaube ich, ganz wichtig (und furchtbar tricky) für die Stadtplanung ist, ist die Differenzierung dieser drei Typen von Schönheit. Die Atmosphäre eines neu gestalteten Ortes muss angenehm sein, grundsätzliche Instinkte der Menschen müssen berücksichtigt werden (z.B. nicht zu viel Chaos, nicht zu viel Ödnis). Beim Zeitgeist hingegen braucht es eine Analyse, was davon kurzlebige Mode ist und was einen großen Trend darstellt (z.B. werden sich wohl Trends, die mit Internet und Vernetzung zu tun haben, nicht mehr umkehren lassen). Und der individuelle Geschmack soll sehr gerne innerhalb eines geschickt geplanten Rahmens in die Neugestaltung der Stadt einfließen.


    Aber ja… unsere Hochhäuser finde ich auch absolut unverzichtbar.

  • Auf der einen Seite Kapitalismus-Kritiker, die eine Stadt "für die Menschen" haben wollen, auf der anderen Seite Markt-Liberale, die am liebsten gar keine Einschränkung für die Entwicklung neuer Gebäude und Viertel sehen wollen.


    Das mag im Berliner Unterforum die festgefahrene traurige Realität sein, doch ich hoffe stark, dass woanders die Stadtgestaltung weniger zum Ersatz für politische Grabenkämpfe wird - hier und da ist sie derzeit schon, aber man kann daraus hinauswachsen. In den anderen Ländern ist unabhängig von politischen Ansichten plausibel, dass eine Altstadt möglichst altstädtisch wirkt und außerhalb dieser weniger Einschränkungen gelten. Ein universelles Patentrezept gibt es nicht, eine Stadt braucht verschiedene Ensembles.


    Neben Gassen und Hochhäusern braucht eine Metropole mindestens eine Prachtallee - in Frankfurt wäre dies wohl die Kaiserstraße, im Westen mit dem Hauptbahnhof und im Osten mit Hochhäusern abgeschlossen. Die westliche Zufahrt wurde vor einigen Jahren gekappt - weitere Verkehrsberuhigung und Ausbau des Alleencharakters mit Bäumen und Außengastronomie sowie prachtvollen Fassaden wären mE angesagt.

  • Da herrscht doch fast allgemeine Einigkeit.
    Meine Kritik richtete sich nicht Grundsätzlich gegen die architekturpsychologischen Annahmen aus dem Video, und die Sinnhaftigkeit einer Gestaltungsrichtlinie oder von Stadtplanung an sich.


    Mein Problem mit dem Filmchen war und ist, dass es behauptet, die Lösung aller städtischen Probleme sei vollkommen einfach und nahezu selbstevident, liege jenseits jeden Marktes und individuellen Geschmacks und müsse deswegen in die Hände von Stadtplanern gelegt werden.


    Es ist eben nicht alles so einfach. Und es gibt nicht den einen ‚Baukasten-Ansatz‘ der für alle Einwohner, alle Interessensgruppen, alle Milieus, aus allen Tradition überall auf der Welt Gültigkeit hat. Mich störte und stört dieser totalitäre Gestus, der Stadtplaner durch die Geschichte immer wieder befallen hat.


    Die architekturpsychologischen Annahmen, wonach (extrem zusammengefasst) ein gewisses menschliches Maß nicht überschritten werden sollte sind richtig. Es gibt dazu ein tolles Buch, dass ich an dieser Stelle empfehlen kann: Richter, Peter G. (Hrsg.): Architekturpsychologie. Eine Einführung, Lengerich 2009 (3. Überarbeitete Auflage).
    Aber sie sind eben auch nicht unwiderruflich. Zum Beispiel wenn sie wirtschaftlichen Notwendigkeiten widersprechen. Wenn eine Stadt zentrumsnah mehr Wohnraum benötigt, dann muss man unter Umständen von gewissen Gestaltungswünschen (max. 5 Geschosse) aus wirtschaftlicher Not nun einmal abweichen. Da ist ‚Schonheit‘ dann nicht mehr das oberste Ziel. Eine Stadt muss letztlich funktionieren. Nicht wenige touristische Orte dieser Welt (Brügge, Lübeck, Rom), die in der breiten Öffentlichkeit wohl allgemein als „schön“ bezeichnet werden, haben massive infrastrukturelle Probleme (Rom), oder sind eben nur Touristenorte, die nicht den ökonomischen Zwängen moderner Großstädte/Megacities im gleichen Maß gehorchen müssen (Brügge).
    Lokale Traditionen darf man auch niemals unterschätzen. Es gibt diese wunderschönen neuen Städte von deutschen Planern in China, bei denen alle gegenwärtigen Erkenntnisse zum Städtebau umgesetzt wurden, und wo dann doch kein Chinese wohnen will, weil die Angebotenen mitteleuropäischen Konzepte in ihren Augen vollkommen unattraktiv sind.
    Es ist eben alles extrem subjektiv!
    Auch wenn es allgemeine ästhetische Leitsätze gibt, darf man diese nicht überbewerten, denn eine totale Allgemeingültigkeit gibt es nicht. Es gibt umgekehrt auch vollkommen fehlgeplante Städte und Stadtteile, die von ihren Einwohnern (für Außenstehende vollkommen unverständlich) innig geliebt werden. Nicht das beste Beispiel, aber mir fällt grade kein besseres ein: Das Zentrum Ost-Berlins ist unter den Gesichtspunkt der Proportion und der Orientierung am Menschlichen Maß fürchterlich misslungen, wird aber von einigen Bewohnern der ehemaligen Hauptstadt der DDR bis auf’s Messer verteidigt.


    Da kommt ein hier noch nicht ganz ausformulierter Faktor ins Spiel: ‚Identität‘ (wobei ‚Gestaltungswillen‘ es vielleicht auch schon trifft). Räume können noch so unmenschlich und schlecht geordnet sein (Die Ordnung in ihrer Umwelt schaffen sich Menschen btw häufig selbst)
    - wenn sie eine Aussage haben und diese Aussage von den Bewohnern angenommen wird, dann können sie entgegen aller Gestaltungsgrundsätze funktionieren. Es muss etwas da sein, mit dem man sich auseinandersetzten kann. Ob gut oder schlecht, egal, nur ‚etwas‘ muss da sein.
    Da ist es auch egal, ob sich ein Unternehmen einen Corporate Identity Gebäude baut (z.b. neues Krupp Hauptgebäude in Essen), ein Staat sich ein repräsentatives Parlament errichtet, oder eine Privatperson sich ein extravagantes Palais genehmigt – ob Markt oder Staat, ob Gruppe oder Individuum, Hauptsache es gibt einen Gestaltungswillen hinter dem ‚etwas‘ steht. Häufig bedarf es etwas Geld und vielen Mutes. [Nachtrag beim durchlesen: Natürlich ergibt sich hier das Problem, wann schreit das eine Gebäude zu laut ‚hier! ich!‘ und stört dabei die Harmonie des Ganzen… ach ja, da bedarf es dann eines Kompromisses. Aber eine Aussage an sich ist, wie gesagt, schonmal wünschenswert.]


    Ein nahes Beispiel: Die Hochhäuer Frankfurts mögen manchem ernsthaft unmenschlich hoch erscheinen, es mag Menschen geben, die sie ‚eitel‘ und spöttisch ‚städtebauliche Erektionen‘ nennen, aber sie sind nun mal ein Ausdruck des Stolzes ihrer Erbauer/Auftraggeber. Sie sind beeindruckend und es scheint mir, dass niemand in Frankfurt sie missen möchte. Sie haben der Stadt eine neue Identität gegeben. (Die Bewohner saugen die Identität formlich auf.)
    Man soll mich bitte nicht falsch verstehen. Ich will jetzt gar nicht für misslungene Plätze alla Alexanderplatz oder Hauptwache argumentieren! Ich möchte nur zum Ausdruck bringen, es geht nicht nur darum, maßvoll zu bauen, es geht auch darum, die Bewohner einer Stadt für das Gebaute zu begeistern. Bewohner müssen ihre Stadt lieben, wie die Mutter ihr Kind. Es ist nicht unbedingt das schönste Kind auf der Welt, aber es ist doch ihr Fleisch und Blut.
    Daraus ergibt sich ein fatales Problem für Städteplaner. Natürlich sollen sie nicht gegen architekturpsychologische Grundsätze planen, aber das einhalten dieser Grundsätze reicht nicht aus, um über das Gelingen oder Misslingen einer städtischen Planung zu entscheiden.


    Jetzt wollte ich noch auf so vieles eingehen. Auf das Narrativ von ‚Altstädten‘ und diese spezielle Form der Identitätsstiftung für ganze Städte. Dann müsste man dabei noch differenzieren zwischen dem ‚Schön‘ für Touristen und dem ‚Schön‘ für Bewohner. Man müsste untersuchen, wann und wo das ‚Gefällige‘ bzw. das ‚Spektakuläre‘ angebracht ist. Ich wollte eigentlich noch auf die Unsitten der Investorenarchitektur eingehen, die eben keine Identität schafft, sondern leere Hüllen fabrizieren und doch wollte ich erwähnen, dass öffentliche Bauträger die Sache nicht unbedingt besser machen. Ich wollte nochmal bekennen, dass es fatal sein kann gegen wirtschaftliche Notwendigkeiten zu planen und dass man Städte nicht vor lauter Schönheit sterben lassen darf. Ich wollte erwähnen/schlussfolgern, dass Städtebau letztlich immer ein Kompromiss ist, zwischen sehr vielen kaum durchschaubaren Interessen, und dass ‚Schönheit‘ dabei eben leider manchmal untergeht/ untergehen muss.
    ABER dazu bin ich jetzt zu müde.

  • Naja, die Macher des Videos scheinen allgemein etwas gesellschaftskritisch/politiklastig zu sein, wobei das in dem Video aber nur an wenigen Stellen wirklich erkennbar wird.


    Das gewählte Beispiel Amsterdam Java Island ist ziemlich unglücklich gewählt, da die Architektur dort dann doch wieder sehr zu wünschen übrig lässt, aber allgemein kann man den dort angesprochenen Thesen nur durchweg zustimmen. Einzig beim Thema Höhe wird es dann tatsächlich mal etwas zu strikt. Barcelona, Madrid oder Paris haben wunderbare Altbauquartiere mit mehr als 5 Vollgeschossen, und auch im Video selbst wurden beim Abschnitt Variety & Order noch Manhattan und Chicago als positive Beispiele erwähnt. Aus der Fußgängerperspektive sind Hochhäuser aber nunmal tatsächlich immer etwas problematisch, so dass gerade bei ihnen auf eine in allen Aspekten höchsten Qualitätsansprüchen gerecht werdende Planung geachtet werden muss.
    Als sehr wirtschaftsliberal denkender Mensch stehe ich nun wirklich nicht im Verdacht staatliche Eingriffe per se gutzuheißen, allerdings musste ich doch schon vor langer Zeit erkennen, dass im Bereich Architektur und Städtebau es zumindest in extrem nachfragestarken Märkten wie Frankfurt kaum ohne Gestaltungsvorgaben geht - zumindest nicht so lang die Ausbildung der allermeisten Architekten derart ideologisch versaut, bauhausverherrlichend und antitraditionell ist wie aktuell.
    Frankfurt bekommt sein Fett in dem Video leider nicht zu unrecht weg. So sehr ich die Stadt auch liebe, als schön kann man vor allem ihr Zentrum leider ganz und gar nicht bezeichnen, und es kommt auch nicht von ungefähr dass die Übernachtungszahlen hier vor allem aufgrund der Geschäftsreisen so hoch sind, wohingegen der übliche Städtetourismus nach wie vor eine sehr untergeordnete Rolle spielt. Was doppelt bedauerlich ist, da die Stadt vor dem Krieg nicht zuletzt wegen ihrer Altstadt ja tatsächlich als eine der absoluten Touristenattraktionen in Deutschland galt.
    Und Schönheit ist eben nicht rein subjektiv! Natürlich liegt die Gesamtbewertung am Ende immer im Auge des Betrachters, aber es gibt anerkanntermaßen auch einige allgemeingültige objektive Merkmale von Schönheit (Symmetrie und Goldener Schnitt wurden bereits angesprochen). Jeder hat eigene Präferenzen in den Details, und so findet halt nicht jeder den gleichen Typ Mensch gleich schön, aber ein Quasimodo dürfte optisch wohl keinem gefallen. Gleiches gilt auch für Architektur und Städtebau.
    Zusammengefasst muss man dem Video eigentlich in fast allen Punkten recht geben. Und nach den angesprochenen Grundsätzen lässt sich anders als du es unterstellst sehr wohl auch vor dem Hintergrund gewisser wirtschaftlicher Notwendigkeiten planen (man denke nur mal daran was für genialer Städtebau in der Zeit zwischen 1871 und 1914 hierzulande geschaffen wurde, und damals waren die Zwänge teilweise extremer als heute). Wie gesagt, ist einzig das Thema Höhenbeschränkung etwas zu strikt angegangen worden. Richtig geplant können auch Städte mit einem Hochhausviertel sogar dort gut funktionieren und eine gewisse Attraktivität ausstrahlen.


    Und die von deutschen Planern à la Speer und Konsorten in China errichteten Städte sind alles andere als schön oder nach mitteleuropäischen Konzepten errichtet (mal abgesehen von diesem Hallstatt-Nachbau). Diese Planstädte wurden immer noch nach den immer wieder gescheiterten Prinzipien der 20er bis 70er-Jahre errichtet und eigentlich alle in dem Video angesprochenen Grundsätze wurden komplett missachtet, womit es auch überhaupt nicht verwundert dass dort dann kaum jemand freiwillig leben will. Ich muss da immer an einen Artikel von vor ein paar Jahren über so eine "deutsche Stadt" bei Shanghai denken. Man hatte deutsche Architekten geholt, in der Hoffnung es würde dann was attraktives typisch Deutsches gebaut. Der/die Architekten haben dann aber mal wieder den üblichen technokratischen Unsinn fabriziert und der extrem hohe Leerstand verwundert da nicht wirklich.

  • In Frankfurt würde ich innerhalb der Wallanlagen (die einstige Altstadt) und in Alt-Sachsenhausen auf weitere Hochhäuser verzichten.


    Ähm, ne. Dass innerhalb von Altstädten Hochhäuser absolut gar nichts verloren haben, darüber muss man hoffentlich nicht diskutieren. Aber grundsätzlich gibt es innerhalb der Wallanlagen nicht nur an der Neuen Mainzer und Großen Gallusstraße, sondern auch an Kirchner-, Junghof- und evtl Friedensstraße schon noch so einige Bauplätze die nach einer Hochhausbebauung schreien um das Bankenviertel weiter zu verdichten. Auch der Cluster zwischen Eschenheimer Tor und MyZeil kann noch ein zwei Türme vertragen, und sogar an der Konstabler Wache könnte ich mir noch einige Türme vorstellen, wenngleich abseits der Neuen Mainzer fast nirgendwo wirklich mehr als 100-120m erlaubt werden sollten. In Summe sind das schon noch mehr als ein Dutzend Hochhäuser die in meinen Augen im Innenstadtbereich gebaut werden könnten. Dafür sollten aber außerhalb des Bankenviertels nur noch die Gegend am Hotel Intercontinental in erster und zweiter Reihe zum Fluss (aber auch hier nicht mehr als 100-120m) und natürlich das Messeviertel für Hochhausbebauung in Frage kommen.
    Wo anders will ich Hochhäuser aber auf gar keinen Fall sehen, ganz besonders nicht in den noch mehr oder weniger intakten Altbauquartieren von beispielsweise Sachsenhausen, Westend, Nordend, Gutleut, Gallus oder Bahnhofsviertel. Es gibt die bereits angesprochenen Cluster die gerne auch noch leicht erweitert, vor allem aber verdichtet werden können, aber außerhalb dieser sollten Hochhäuser auch in Frankfurt tabu sein, und stattdessens traditioneller europäischer Städtebau mit ansprechender Architektur das Stadtbild prägen

  • Und die von deutschen Planern à la Speer und Konsorten... (Mod: Zitat gekürzt. Für den gesamten Text das blaue Quadrat anklicken.)


    E gibt diese Städte in den Suburbs von Shanghai, die nach europäischen Vorbildern bzw. von Europäern geplant wurden. Und da wurden die Erkenntnisse des Videos durchaus umgesetzt!
    Einmal extrem rustikal nach englischem Vorbild "Thames Town":
    http://i.dailymail.co.uk/i/pix…2000005DC-933_964x529.jpg
    (wird wohl hauptsächlich aus Fotokulisse für Hochzeiten genutzt.)
    und die deutsche Planstadt "Anting":
    http://www.manager-magazin.de/…584560-galleryV9-hjgs.jpg
    (die auch nicht angenommen wird. Eine Geisterstadt.)


    Ich habe vor einiger Zeit im Deutschlandradio mal eine längeren Vortrag eines Städteforschers gehört, der das Scheitern dieser Städte untersucht hat. (Ich habe den Vortrag leider nicht mehr gefunden und habe leider auch dessen Namen und seine Hochschule vergessen. Sorry)
    Er fand heraus, dass neben der fehlenden Infrastruktur und den relativ hohen Preisen, die eurozentristischen Gestaltungskonzepte schuld am Scheitern seien. Blockrandbebauung (das neue/alte Ideal in Mitteleuropa) habe sich bei Chinesen als außerordentlich unpopulär erwiesen. Die Ausrichtung nach der Himmelsrichtung sei ihnen wichtiger. Außerdem erinnere ich mich, dass die chinesischen Wünsche eher der Gestaltung der Nachkriegsmoderne entsprächen - mit parallelen Blöcken, die an den Rändern mit flachen Ladenzeilen Verbunden sind, vergleichbar mit der Berliner Straße in Frankfurt, die hier ja wiederum heiß und innig geliebt wird ;)
    (vielleicht findet ja jemand den Vortrag, oder weiß welchen ich meine.)


    Wobei das englische Städtchen ja zumindest von den Hochzeitstouristen abfotografiert wird. Was den Unterschied zwischen 'schön' für Touristen und schön für Bewohner zeigt. Schönheit ist kein Grund in eine Stadt zu ziehen - es kann allerdings ökonomisch Sinnvoll sein, wenn es die allgemeine Zweckmässigkeit der Stadt nicht untergräbt, und gleichzeitig Touristen anzieht - womit der Aufbau der Frankfurter Altstadt unter dem Strich wohl sinnvoll ist.

  • Wo anders will ich Hochhäuser aber auf gar keinen Fall sehen, ganz besonders nicht in den noch mehr oder weniger intakten Altbauquartieren von beispielsweise Sachsenhausen, Westend, Nordend, Gutleut, Gallus oder Bahnhofsviertel.


    Diese Prioritäten verstehe ich nicht - die Bahnhofsumgebung soll schützenswerter sein als die Altstadt, wo zahlreiche neue Hochhausprojekte vorgeschlagen werden? Normalerweise hält man es genau umgekehrt. Etwa dort, wo mal die Campanille geplant war, bietet sich ein Hochhaus geradezu an - vielleicht nur 100-200 Meter hoch, aber höhere Bauten sind ohnehin aus wirtschaftlichen Gründen unrealistisch. Was sollte etwa an diesen Bauten so schützenswert sein, dass sie nicht ersetzt werden könnten?


    Natürlich sollte man versuchen, die Blockrandstruktur, Läden/Gastronomie im EG usw. beizubehalten - wie es etwa beim Gallileo getan wurde.


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    Blockrandbebauung (das neue/alte Ideal in Mitteleuropa) habe sich bei Chinesen als außerordentlich unpopulär erwiesen.


    Das mag in China sogar stimmen, doch hier liegt der Schwerpunkt am Frankfurt (Frankfurter Architekturdebatte), wo mögliche Annährung an Blockrandstruktur mit klaren städtischen Räumen erwünscht ist. Wenn man aber bereits ausländische Beispiele zitiert - die gewaltigen Besucherströme in Städten wie Brügge oder zunehmend Breslau mit im Krieg komplett zerstörter und danach wiederaufgebauter Altstadt (es sind übrigens auch viele Chinesen und Japaner dabei) zeigen, dass man es in Frankfurt gut tat, etwas der Altstadt wiederherzustellen - es könnte jedoch noch etwas mehr werden.

    2 Mal editiert, zuletzt von Bau-Lcfr ()

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    Die Bahnhofsumgebung weist immerhin noch einen ziemlich hohen Anteil von Altbauten auf, ist so ziemlich das einzige halbwegs erhaltene Gründerzeitviertel mit wirklich großbürgerlicher Repräsentationsarchitektur in Frankfurt und liegt daher auch völlig zu Recht innerhalb des Geltungsbereichs der Gestaltungssatzung fürs Bahnhofsviertel (die leider viel zu selten konsequent durchgesetzt wird). Die von dir gezeigte Perspektive ist da schon ein ziemliches Extrem, das keinesweges repräsentativ für die Gegend ist und, wenn man richtig hinschaut, trotzdem noch mit so einigen (wenn auch teils ziemlich entstellten) Altbauten durchsetzt ist.
    Die gezeigten Nachkriegsbauten gehören natürlich allesamt abgerissen, da bin ich voll bei dir, als Ersatz kommt in dieser Gegend allerdings ausschließlich normale 5-6geschossige (bzw bei heutigen Geschosshöhen wohl eher 6-7geschossige) Blockrandbebauung in traditioneller Architektursprache mit schiefergedeckten Mansard/Walmdächern in Frage. Hochhäuser machen dort überhaupt keinen Sinn, hätten an der Stelle ohnehin keinen sonderlich positiven Einfluss auf die Skyline, und man würde sich mit Hochhäusern dort nur das letzte frankfurter Viertel versauen, wo man überhaupt die Chance hätte die ehemalige gründerzeitliche Pracht ansatzweise wiederherzustellen. Die ganzen anderen Altbauviertel rings um die Innenstadt sind ja mit Ausnahme des in den 70ern extrem versauten Westends zum großen Teil relativ schmucklos und kleinbürgerlich.
    Die von mir vorgeschlagenen potentiellen Hochhausbauplätze (einige davon sind ja auch Teil des geltenden Hochhausrahmenplans) liegen übrigens allesamt außerhalb der Altstadt, die sich vom Main aus gesehen nur bis zum Hirsch- und Holzgraben erstreckt. Alles nördlich davon ist Neustadt. Fast alle Türme des Bankenviertels befinden sich innerhalb der Wallanlagen entlang der Neuen Mainzer Straße. Einzig das noch im Bau befindliche Maintor-Areal gehört rein administrativ noch zur Altstadt - wobei ich auch da durchaus so einige Punkte zu kritisieren habe, die sich aber vor allem auf die teils sehr uninspirierte Architektur beziehen.

  • Die von mir vorgeschlagenen potentiellen Hochhausbauplätze (einige davon sind ja auch Teil des geltenden Hochhausrahmenplans) liegen übrigens allesamt außerhalb der Altstadt, die sich vom Main aus gesehen nur bis zum Hirsch- und Holzgraben erstreckt.


    Eine recht enge Definition - etwa die Hauptwache (nördlich vom Holzgraben) ist ein altstädtisches Bauwerk. Man kann hier zwar unmöglich eine getreu rekonstruierte Altstadt erwarten, aber auch nicht diese leugnen. Dies war wohl entscheidend dafür, dass z.B. im Rahmen des MyZeil-Projekts neben dem EKZ und zwei Hochhäusern das barocke Palais Thurn und Taxis wiederaufgebaut wurde - zumindest bleibt die alte Geschichte des Ortes erlebbar. Zumindest in solcher städtebaulichen Mischform sollte man nördlich von den genannten Gassen vorgehen. Ich wünschte übrigens, die Staufermauer wäre besser exponiert.


    Was die Bahnhofsgegend betrifft - man muss nicht diese komplett neu bebauen, doch wenn hier und da ein in die Stadtstruktur integriertes Hochhaus einen öden Nachkriegsbau ersetzen würde, fände ich nichts schlimmes daran - bestimmt nicht jenseits der weitgehend erhaltenen Kaiserstraße, die man tatsächlich verschonen sollte. Bereits die Nähe des wichtigen ÖPNV-Knoten wäre ein Grund dafür. (Frankfurt gehört zu den Einpendler-Hauptstädten.) Dass man dort Gründerzeithäuser 1:1 wiederaufbauen würde, glaube ich nicht so richtig. Schreibt man ein Mansardendach vor, wird gerne mit Weißputz unter diesem ein "Akzent" gesetzt - Frankfurter Beispiele ähnlicher Art kenne ich ein paar (etwa das kirchliche Haus neben dem Dom, welches ganz formal die Norm der Giebelform erfüllt - aber dennoch kaum in die Umgebung passt.)

  • Die heute angekündigte Entwicklung des Deutsche Bank Dreiecks ruft bei mir wieder die Frage hervor, ob es nicht Zeit wäre, den Hochhausrahmenplan zu überarbeiten. Dieser erscheint mir schon seit Längerem nicht mehr zeitgemäß. Viele Projekte aus dem Plan werden nicht oder nicht so wie gedacht umgesetzt. Manche werden höher, etliche niedriger als vorgesehen, manche werden außerhalb des Planes entwickelt. Die Idee, man könne für jedes Grundstück, die optimale Hochhaushöhe bestimmen, erscheint abwegig. Abgesehen davon, dass ich nie verstanden habe, wie diese Werte ermittelt wurden, war die Konzeption ja immer als Gesamtbild gedacht, hing also auch davon ab, dass die anderen Projekte so wie vorgesehen umgesetzt werden. Die Wirkung hängt zudem auch stark von der optischen und konzeptionellen Gestaltung des Hochhauses (also etwa Nutzung und Zugang für die Öffentlichkeit) ab.


    Mir erscheint die Idee eines HRRP grundsätzlich als Leitbild richtig. Die Art und Weise der Aufstellung sollte aber modifiziert werden. Es sollten Zonen für Hochhäuser ausgewiesen werden, für die grundsätzlich allenfalls Maximalhöhen gelten sollten. Dass die Projekte im Einzelfall jeweils auf negative Auswirkungen geprüft werden, versteht sich von selbst. Die Idee ist irgendwann mal von der SPD ausdrücklich genannt worden (danach hat man aber nie mehr was davon gehört), stellt aber letztlich nichts anderes als die wohl mehrheitlich favorisierte Clusterbildung dar.


    Welche Zonen kämen in Frage? Neben dem Bankenviertel ist das Europaviertel die beste Entwicklungszone. Ich denke hier vor allem an das Areal zwischen Skyline Plaza und Mainzer Landstraße, also westlich des alten Polizeipräsidiums. Die Verlängerung der U5 erschwert dies womöglich. Daneben kann ich mir vorstellen, im Gutleut- und südlich des Bahnhofsviertels am Main kleinere Hochhäuser zuzulassen, zumal sich dort auch eine Art Cluster abzeichnet. Daneben sollten auch Einzelprojekte außerhalb dieser Zonen - etwa Molenhochhaus - möglich sein, aber eher als Ausnahme behandelt werden.

    Einmal editiert, zuletzt von Megaxel () aus folgendem Grund: Korrektur Rechtschreibfehler

  • Hier der angesprochene Vorschlag der SPD ( mal was Vernünftiges von denen..):


    http://www.faz.net/aktuell/rhe…e-neue-runde-1699626.html


    Im großen und ganzen kann man das so übernehmen, zusätzlich wäre der Bereich Südseite der Mainzer Landstraße ( nördliches Bahnhofsviertel ) noch ideal gewesen, hat sich allerdings für die nächsten Jahrzehnte durch die flachen Neubauten erledigt.


    Um den Willy-Brand-Platz herum könnte man die Zone noch nach Westen und Osten ausweiten.


    Westlich der Taunusanlage kommen in der markierten Zone ja noch 2 Bauplätze infrage ( LZB, Flachbau Deutsche Bahn (?) ), da wäre es skylinetechnisch schön, wenn man sich an der eigentlichen Höhe des Marienturms orientieren würde.

  • Mehr Höhe?

    Nachdem wir in den letzten Jahren von Branchenkennern das einleuchtende Argument zu hören bekamen, daß Türme oberhalb der 180-Meter-Marke aufgrund der veränderten Struktur der Bauherrenschaft und der restriktiveren Kreditvergabe künftig Seltenheitswert haben werden, will die SPD, großzügig wie sie nun mal ist, die Höhenbeschränkung aufgeben, aber dafür den Hochhausbau auf ein vergleichsweise winziges Areal fokussieren. Man braucht wenig Phantasie, um sich vorzustellen, was das für die Grundstückspreise in diesem Bereich bedeuten würde, und offenbart spätestens, wie milchmädchenhaft dieser ganze Vorschlag im Grunde ist. Außerdem lehrt uns die Erfahrung doch, daß Hochhäuser in Frankfurt nicht gerade dort gebaut werden, wo Rahmenplaner etc. sie gern hätten, sondern wo die Investoren sie haben wollen (siehe EZB) - sonst wird eben gar nicht gebaut. Auch über diesen 'Plan' wird die Entwicklung realistischerweise hinweggehen, wie es mit allen bisher entworfenen Plänen mehr oder weniger der Fall war. Das Faktische - die begrenzten Raumressourcen in unserer Stadt - wird wohl weiterhin allgemein für Höhenwachstum sorgen, ob die Politik das will, oder nicht.

  • Wenn ich das richtig sehe, ist der Bericht in der FAZ 7 Jahre alt. Im Skysraper-Forum scheint man der Meinung zu sein, dass das aktuelle Gedanken zu einen neuen HHRP sind.