Die Eröffnung des Skyline Plaza ist nun bald ein Vierteljahr her. Seitdem ist es nicht auf die Grüne Wiese gewandert, es ist nicht abgekoppelt worden, sondern bereits zu einem Zentrum der innenstadtnahen Stadteile im Westen geworden. Aber natürlich ist den USA sowieso alles besser, besonders die wie echt wirkenden Mall-Altstadtimitate, Frankfurt rückständig wie eh und je, weswegen in 20 Jahren hier die Lichter ohnehin ausgegangen sein werden.
Frankfurter Architekturdebatte: Wie zu bauen sei
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Lesefutter aus der Schweiz
Der Tagesanzeiger hat mal wieder einen interessanten Beitrag zum Thema dieses Threads.
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Passivhausbauweise schädigt die Gesundheit von Feuerwehrleuten
Die Stadt hat sich zur Passivbauweise verpflichtet und bisher drei Feuerwachen in diesem Standard errichten lassen, in Niederrad, Nied und Rödelheim. Bedingt durch diese Bauweise häufen sich Krankheiten bei Feuerwehrleuten, wie die FAZ heute berichtet. Der arbeitsmedizinische Dienst habe "erhebliche gesundheitliche Belastungen des Einsatzpersonals" festgestellt. Hervorgerufen würden diese durch viel zu trockene Luft in den Gebäuden.
Zusätzliche Brisanz gewinnt dieses Thema dadurch, dass Ursache und Einzelheiten zur Gesundheitsgefährdung der Feuerwehrleute zunächst in einer Magistratsvorlage zum Bau einer weiteren Wache in der Nähe von Gateway Gardens ausgeführt wurden. Später wurden diese Passagen aber auf Veranlassung des Magistrats gestrichen und durch kurze, vage bleibende Formulierungen ersetzt (M 23 v. 24.01.2014). Der Bericht des arbeitsmedizinischen Diensts wird nicht mehr erwähnt. Die FAZ schreibt, darauf hätten anscheinend "vor allem die Grünen gedrungen".
Die an der Kapitän-Lehmann-Straße geplante Feuerwache (Lageplan) wird nun nicht mit Passivhausbaustandard errichtet. Auf ein Wärmedämmverbundsystem wird verzichtet und stattdessen eine zweischalige Bauweise mit innen liegender Dämmung realisiert.
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Frankfurts Mitte
Hallo,
keine Ahnung, ob das der richtige Thread ist, aber die Frage, wie zu bauen sei, beschäftigt mich doch schon sehr stark, also hoffe ich, nicht völlig falsch zu sein. Von Frankfurt nun handelt folgender Text: http://inaltenundneuenstaedten…ankfurts-zerstorte-mitte/
Deshalb einfach die Frage, was denkt ihr hier so dazu? Und falls er ganz falsch ist hier, laßt es mich bitte wissen! -
Versuchst du es jetzt hier, nachdem du im APH schon zerrissen wurdest? Wirres Geschwurbel, das die katastrophale „Stadtplanung“ der Zeit zwischen 1945 und den frühen 1980ern zu legitimieren versucht. Überhaupt fragt man sich, was der Sinn dieses Textes sein soll – Hauptsache reaktionär?
Das Baugeschehen jener Jahre war nicht urbanistisch, es war technokratisch, menschenfeindlich und seine nachträgliche Rechtfertigung ist aufgrund der Rückbesinnung auf den Urbanismus in den letzten 25 Jahren, der in Frankfurt am Main geradezu musterbuchhaft abzulesen ist, eine völlig esoterische Debatte. Aber falls es dich beruhigt: in Gießen, Kassel oder am Stuttgarter Marktplatz wird man derart überzeugende „Konzepte“ dank dem Denkmalschutz wohl noch in 100 Jahren bewundern dürfen.
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^ Ich habe aufgehört zu zählen, wie oft der Text "das Kapital" verwendet - stammt dieser Beitrag zufällig von Karl Marx? Zum Ende wird noch beklagt, dass die Städte der DDR seit 1990 die gleiche Entwicklung wie Frankfurt durchmachen würden. Die Betrachtung der aktuellen Deutschlandkarten ergibt leider keine aktuelle Metropolregion, die "DDR" hiesse, muss wohl ein historisches vergangenes Gebilde sein.
Mittendrin steht schon wieder was vom Simulieren der Altstadt, obwohl das Leben woanders stattfinden solle. Ab und zu besuche ich Breslau, wo die Altstadt noch von der einzig wahren führenden fortschrittlichen Kraft wiederaufgebaut wurde, noch ohne des Kapitals. Die Kapitalisten lassen reichlich Leute als Passanten verkleidet rumlaufen, die Simulation wirkt täuschend echt. Kein Gebiet der 1960er/1970er wirkt derart lebendig.
Vielleicht wird in Giessen Ödnis konserviert - noch zerstörungswutiger war man im Ruhrgebiet, etwa in Duisburg hat 80% der Stadtmauer den Krieg überlebt, aber die Autogerechte Stadt - nicht mehr. Und siehe da, die Kapitalisten (derzeit regiert die SPD) wollen das historische Mercatorhaus simulieren, wie die Wiederherstellung des Römerareals im Kleinformat.
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Der Text passt hier schon hin, allein inhaltlich fällt es schwer Ihm zu folgen. Man weiß gar nicht wo man anfangen soll, Ihn zu widerlegen.
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abgesehen von der schier unerträglichen Schwarz-Weißmalerei, welche den ganzen Blog durchzieht, langt eigentlich kurzer Blick Richtung WIKI, um die so blumig glorifizierte und nun zerstörte "Frankfurter Mitte" historisch und vor allem städtebaulich einzuordnen. Da hat selbst der (zurecht) vielgescholtene Stuttgarter Marktplatz eine höhere Qualität (subjektiv gesehen).
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Der Verweis auf den Wikipedia-Artikel zum technischen Rathaus ist hier im Forum eigentlich nur als Einrennen offener Türen zu bezeichnen. Schließlich haben an dem Artikel durchaus regelmäßige Forenbeteiligte mitgeschrieben.
Eine neutrale oder gar positive Haltung zum abgerissenen Bestand wirst Du hier daher nur schwer finden.
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Das erwarte ich auch überhaupt nicht...möglicherweise war die Ironie in meinem Post nicht offensichtlich genug.
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Der Text passt hier schon hin, allein inhaltlich fällt es schwer Ihm zu folgen. Man weiß gar nicht wo man anfangen soll, Ihn zu widerlegen.
Danke für dieses Kompliment! Und natürlich auch an alle anderen hier. Wie schon in meinem damaligen Text (den ich leider vergessen hatte) gesagt, wenn das hier nicht hergehört, kein Problem.
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Oh, und da hier jemand gefragt hatte, der Ausdruck "das Kapital" kommt meiner Zählung nach genau zweimal vor. Danke aber für den Vergleich mit Karl Marx!
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Okay, wir sollten nicht zu hart mit dem Burschen umgehen, er ist eindeutig ein Komiker und sein Blog ist satirisch gemeint! Ich meine lest euch doch mal den Eintrag durch, in dem er Hundertwassers Wiener Müllverbrennungsanlage als Beleidigung des Berliner Fernsehturms bezeichnet. Das muß einfach eine Parodie sein, denn kein normal denkender Mensch würde so einen hanebüchenen Schwachsinn von sich geben und ihn tatsächlich ernst meinen.
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DW Dreysse Interview --> Zum Zustand der Gegenwartsarchitektur
Man bekommt letzte Zeit immer mehr das Gefühl dieselben Entwürfe in leicht abgeänderter Form vorgelegt zu bekommen (Romantik Museum, Jüdisches Museum, Frankfurt School). Ebenso entstehen auf Maintor/Degussa, Europaviertel, Bockenheimer Landstr. beinahe deckungsgleiche Bauten (Sandstein, senkrechte Fensterbetonung).
Dieser Trend wurde jetzt in einem Interview der Frankfurter Rundschau mit Architektur-Kritiker DW Dreysse aufgegriffen.
Ein paar Highlights:
- Mit dem BND Bau in Berlin mit 14.000 Senkrecht-Fenstern erreiche die "Sandstein-Monotonie" seinen neuen Tiefpunkt. Die Architektursprache des Vorzeige-Büros Kleihues + Kleihues sei furchtbar.
- Architekten orientieren sich weiter voll an den 5 Vorgaben von Le Corbusier. (1) Das Haus sollte auf Stützen stehen. (2) Es sollte ein Flachdach haben, wenn möglich bepflanzt. (3) Es soll ein liegendes Fenster haben. (4) Eine freie Fassade, die nicht trägt, soll dabei sein. (5) Das Haus basiert auf einem freien Grundriss.
- Aus Kostengründen habe man nun die Fassade entwickelt, die sich selbst trägt. So ließen sich die Büroräume leichter aufteilen.
- Der baldige Ruhestand von Dieter von Lüpke, der Leiter des Stadtplanungsamtes, wird als herber Verlust empfunden. Er gelte als Vorkämpfer für architektonische Qualität und werde schwer zu ersetzen sein.
- Wenn man die Bürger fragen würde, würde man sich wohl auf "Gründerzeit-Formensprache" (Vorgärten, fünf Geschosse, Blockrand, Dächer) einigen. Für die 15 geplanten Wohngebiete für 15.000 Menschen in Frankfurt sei aber eher Mittelmaß und Monotonie zu erwarten.
Meine "5 Cents": Nur weil der BND einen gleichförmigen Klotz aus Sandstein baut, ist noch kein "neuer Tiefpunkt" erreicht. Bauten wie Goethe 34 oder Goetheplaza zeigen doch wie's geht und wie heller Sandstein eine wunderbare Wirkung entfalten kann. Auf die Formensprache kommt es an und den Willen kleinteiliger zu bauen. Oder es muss Architekten, Juries und Bauträger geben, die sich etwas Neues trauen als das Bewährte. Die "Copy & Paste" Mentalität scheint in der angeblichen Kreativbranche eine geistige Faulheit und vorauseilende Konformität ausgelöst zu haben, die sich so schnell nicht beheben lassen wird.
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Der letzte Punkt ist allerdings kein Fakt (z.B. Befragungsergebnis;)) sondern lediglich die Erwartung des Herrn Dreysse, von dem ich widerum annehme, dass er selbst hofft, in der Bevölkerung nicht einer ähnlichen Minderheit anzugehören, wie in seiner Berufsgruppe.
Bei den andren Punkten ist Dreysse im FR-Beitrag deutlicher, insbesondere bei den Ursachen städtebaulich zu großer, gleichförmiger Gebäude: Die Notwendigkeit Hunderte bis Tausende von Ameisen^wngestellten mit möglichst gleichwertigen Büros auszustatten (um das "Ihr seid alle gleich und austauschbar" besser rüberzubringen).
Was die 15000 Wohnungen angeht:
Vergleichen wir 5-stöckige Gebäude mit 220m² Wohnfläche in drei Wohnungen (70/70/80) je Eingang, also 15 Wohnungen gesamt) und einer Grundfläche von etwa 350m² mit höheren Gebäuden - also bspw. einem Block mit 600m² Wohnfläche je Etage und nur 640m² Flächenbedarf bei 12 Etagen zu 8 Wohnungen).Die klassische Argumentation ist "Mit der höheren Anzahl an Wohnungen bietet ein dicht gepackter Block zusätzliche Möglichkeiten die heute so wichtig betrachteten energetischen Sparmaßnahmen umzusetzen, da der Anteil der zu dämmenden Außenwände bezogen auf die Wohnfläche viel geringer ist."
Rechnen wir also mal:
Mit 157 Gebäuden der beschriebenen Art wäre also das Projekt 15000 Wohnungen übersichtlich zu stemmen. Bei Distanzen von doppelter Gebäudehöhe zwischen den Blöcken - sagen wir mal 70m und einer U-Bahn-Station im Zentrum eines Sechsecks mit 320m Kantenlänge in dem in hexagonaler Ordnung 90 Standorte um das Zentrum angeordnet sind, könnten mit zwei dieser Sechsecke 180 Standorte bereitgestellt werden. Durch Auslassung einzelner Standorte (es werden ja nur 157 Blöcke gebraucht) ist eine Auflockerung des strengen Rasters möglich.Flächenbedarf 630*1350m, zwei Bahnstationen im Abstand von ca. 670m mit einem Potential von 30000 Nutzern (mal 2 Personen pro Wohnung gerechnet).
Mit Dreysses Fünfstöckern und der daraus resultierenden geringeren Dichte kann man das auch rechnen. Für die dann 1000 Blöcke mit nur 35m Abstand bei 32m Gebäudehöhe brauchen wir 3 Sechsecke mit 330m Kantenlänge auf denen Standorte für 1188 Blöcke auch hier eine Auflockerung durch Auslassung erlauben. Allerdings sollten aufgrund der kleineren Abstände jeweils Gruppen von 3 Standorten ausgelassen werden.
Die hexagonale Struktur der Anordnung hat gegenüber der gewöhnlichen orthogonalen einen geringeren Wegemalus (Quadratische Diagonale mit 0,7:1 für den Weg entlang der Kanten, hexagonal nur 0,9:1) so dass die tatsächlich zu laufende Distanz zu den Randbereichen sehr nah an der Luftlinie liegt und die Corbusier'schen Stützen zum unter den Häusern hindurchlaufen entfallen können.
Resultat ist für die kleineren Blöcke unter Beibehaltung der Abstandsregel von 2x Höhe nur ein Flächenmehrbedarf der Gesamtanlage von rund 60% - die bebaute Fläche (Gebäudegrund + Erschließung) ist allerdings deutlich größer. Beim gleichen Konzept ist nur eine weitere U-Bahn-Station für dann ca. 660mx2100m Siedlungsgröße erforderlich.
Die soziale Kontrolle in den kleineren Einheiten von nur 15 Wohnungen sollte deutlich höher sein als in den 96er Einheiten.
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Mod: Sechs Beiträge ohne konkreten Themenbezug aus dem Thread "Goetheplatz, Roßmarkt und Rathenauplatz" hierher verschoben.
-----------------Ich war am Wochenende mal wieder in Leipzig (und Halle) und konnte mich mal wieder überzeugen, wie schön in diesen Städten die historischen Dachlandschaften rekonstruiert wurden und werden. Von 'erlebbaren Zeitschichten' und dergleichen ist dort offenbar keine Rede. Trotz Soli., sollte da eigentlich weniger Geld vorhanden sein als in einer Stadt wie Frankfurt. Hier leiden viele Architekten (oder Bauherrren) irgendwie deutlich mehr an Geschmacksverirrung.
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Wenn man heute für diese Häuser die gleichen Grundsanierungen machen müsste, die in Leipzig und Halle nach jahrzehntelanger Verwahrlosung notwendig waren, dann denke ich, dass man auch hier die Dächer wiederherstellen würde.
So handelt es sich um in Betrieb befindliche Gebäude, bei denen nur der laufende Unterhalt durchgeführt wird um die bestehenden Mietverträge zu erhalten.
Eine Wiederherstellung bringt dem Eigentümer keinen wirtschaftlichen Vorteil und wenn der Eigentümer irgendeine Gesellschaft ist, die wieder ihren Eigentümern Rechenschaft schuldig ist, darf sie damit effektiv kein Geld für die Wiederherstellung der Dächer in die Hnad nehmen. -
Trotz Soli., sollte da eigentlich weniger Geld vorhanden sein als in einer Stadt wie Frankfurt.
Nur mal als Anmerkung: Abgesehen davon, dass das mit dem "Soli" eh nichts zu tun hat, sind diese Sanierungen alle durch Privatinvestoren durchgeführt wurden. Die Grundinstandsetzung dieser Häuser ist ein Faktor, zudem saniert und renoviert man heute generell anders als in den 60er und 70er Jahren, und speziell in Leipzig hat das einerseits mit dem jahrelangen hohen Leerstand zu tun, wo die Investoren sich schon etwas einfallen lassen mussten, damit dort jemand einzieht und sich das mittlerweile als der Standard herausgebildet hat, den der Mieter verlangt, andererseits sind Halle und Leipzig Städte, die erstens nicht allzu stark zerstört wurden (Halle gar nicht) und zweitens vor dem Krieg ausgesprochen prachtvoll waren und sich dieses Bauerbes wieder konkret besonnen haben (vor allem Leipzig) und die Chance der letzten zwei Jahrzehnte auch genutzt haben, zum Glück.
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Die Tatsache, dass in Frankfurt weniger prächtige Gebäude erhalten sind, spricht für meine Begriffe erst recht dafür, die Dächer zu rekonstruieren. Aber wo man hinschaut (Senckenbergs, postgebäude an der Messe, Rathaus, Rossmarkt, bahnhofsplatz) geschieht genau das nicht. Und meinem ästhetikempfinden entsprechen diese modernen (Not)Dächer oder "nicht-Rekonstruktionen'" wie hier - nicht. Und auch dem vieler anderer nicht, wie die Reaktionen auf den Senckenbergs-Umbau zeigen.
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Da stimme ich dir zu. In Frankfurt ist das immer besonders schade, auch wenn man sich den Bahnhofsvorplatz und das umliegende Viertel ansieht. Man wird schon irgendwann darauf kommen